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Ein unverhofftes Familientreffen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Rin und die Dämonenkönige treffen auf die Exorzisten, Satan hat währenddessen in Gehenna einen richtig miesen Tag. Komplett anzeigen

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Satans Fall

Satan bereute einiges im Leben. Er bereute, nicht auf Shax und Alastor gehört zu haben als sie ihm abrieten Lilith zur Frau zu nehmen. Er bereute, dass er ihre wahre Natur nicht eher erkannt und ihr Einhalt geboten hatte. Er bereute den Tod seiner anderen Ehefrauen und vor allem hasste er sich selbst dafür, wie er sich bei der ersten Begegnung mit Rin verhalten hatte. So sehr er es auch verleugnen wollte, er musste einsehen, dass er sich wie schon zur blauen Nacht seiner dämonischen Natur zu sehr hingegeben hatte. Seinen Kindern wurde immer wieder eingebläut, dass der Kontrollverlust über ihre dämonischen Instinkte tödlich sein konnte. Für sie selbst und jene, die sie umgaben. Daher mussten sie, wie viele anderen Dämonenkinder auch, jahrelang üben bis sie auch bei großen Gefühlausbrüchen die Kontrolle behielten. Dass es dem Dämonengott selbst passiert war und auch noch zweimal innerhalb von 16 Jahren, war demzufolge unentschuldbar.
 

Die ganzen Toten waren ihm nach wie vor egal. Er war noch nie gut auf Exorzisten zu sprechen gewesen und das würde er auch nie sein. Wenn er schlussendlich ihren Orden vernichten musste, um endlich Frieden zu bekommen, dann sei es drum. Lieber starben einige zehntausende verblendete Volltrottel als seine Dämonen. Wer scherte sich um ein paar Insekten? Er seufzte. Welch Ironie, dass er ausgerechnet bei jenen, die er verachtete, Hilfe suchte. Allerdings konnte er nicht anders als sich zu fragen, ob es wirklich die richtige Entscheidung war. Irgendetwas bereitete ihm ein äußert mulmiges Gefühl und leider lag er damit meist richtig. Als sich dann auch noch die Tür zu seinem Thronsaal öffnete und Indra hereintrat, verstärkte es sich. Die Zeitdämonin schaute meist dann vorbei, wenn mal wieder etwas dabei war, den Styx runterzugehen. Die Wachen wollten sie aufhalten, doch Satan unterbrach sie. „Schon gut, lasst sie durch. Und wartet draußen.”
 

Während die beiden Dämonen den Saal verließen, trat Indra näher. „Muss ich niederknien oder lassen wir die Etikette?”
 

„Lass die Spielchen und sage mir, was du willst. Ich bin nicht in Stimmung.”
 

Indra hob eine Augenbraue. „Du bist wohl mit dem falschen Bein aus dem Bett.”
 

Satan schnaubte abfällig. „Versuche du doch ein Reich zu regieren, dass am Anfang eines Krieges steht und dann noch gute Laune zu haben.”
 

Die Zeitdämonin zuckte mit den Schultern. „Touché.”
 

„Was willst du nun? Du hast den Palast kurz nach Samhain wieder verlassen. ”, wiederholte er seine Frage.
 

„Du scheinst dich ja wirklich zu freuen mich zu sehen.”, seufzte sie und verdrehte die Augen. War sie wirklich noch überrascht? Langsam verlor er die Geduld.
 

„Jedes Mal, wenn du vorbeischaust, bedeutet das irgendwelchen Ärger. Jetzt raus mit der Sprache oder geh.” Für einige Sekunden schwieg sie, dann seufzte sie erneut. „Ich hatte eine weitere Vision.”
 

Da waren die fatalen Worte auch schon. Was war es wohl diesmal? Eine weitere rote Seuche? Hungersnöte? Ausbrüche aus dem Tartaros? Davon hatte es tatsächlich letzte Woche einige gegeben und damit für Einträge in die Geschichtsbücher gesorgt. Immerhin konnten einige wieder eingefangen werden, weil sie es fertig gebracht hatten, sich zu verlaufen. Indra nahm sein Schweigen als Aufforderung fortzufahren. „Zuerst: bitte erschieß nicht die Botin...oder einäschern, egal. Ich beschreibe nur was ich gesehen habe.”
 

„Und ich nehme an, dass es kein Freundschaftspicknick zwischen uns und Lilith ist?”, grummelte Satan und stand auf.
 

Indras Mundwinkel zuckten, aber es wurde kein Lächeln draus. „Nicht wirklich. Ich habe die Heiligkreuz-Akademie und den Vatikan gesehen, beides stand in Flammen. Dämonen jeden Ranges und jeder Zugehörigkeit haben sich gegenseitig zerfetzt oder Vergängliche angefallen. Ganz Assiah war in Anarchie ausgebrochen. Die Sterblichen haben sich reihenweise das Leben genommen oder  geplündert, was auch immer sie in die Finger bekommen haben. Gehenna sah nicht besser aus. Die Straßen waren mit Blut überschwemmt und Leichen haben den Weg gepflastert. Viele haben sich ihren tiefsten Instinkten hingegeben und waren nicht mehr als tollwütige, hungrige Tiere. Die zu Lilith loyalen Adelshäuser haben sich währenddessen in ihren Festungen und Anwesen verkochen und das Leben genossen.”
 

„Etwas anderes habe ich unter ihrer Herrschaft nicht wirklich erwartet.”, kommentierte der Dämonengott nachdem er die Luft scharf eingesogen hatte. ‚Nichts werfen, Satan. Bleib ruhig.‘ Indra biss sich auf die Lippe. Scheinbar war das nicht alles. „Ich habe noch mehr gesehen. Es betrifft dich, Rin, unseren Sohn und deine anderen Söhne.”
 

Großartig. „Dann raus mit der Sprache.”
 

Der Zeitdämonin war sichtlich unwohl, doch sie begann langsam zu erzählen. „Ich habe Rin gesehen. Er saß in einer Zelle. Einige der Aveira waren bei ihm. Sie haben ihn verspottet und behauptet, dass seine Brüder ihn verraten haben und lieber sich selbst retten wollten. Er sei alleine und niemand würde ihm mehr helfen, nicht einmal du. Dann habe ich gesehen...wie er gegen sie gekämpft hat.”
 

„Gegen wen?”, hakte Satan scharf nach. Gleichzeitig überlegte er im Hinterkopf einen Plan, wie er die Aveira möglichst brutal und qualvoll umbringen konnte. Nur für alle Fälle. Indra wich seinem Blick aus. „Gegen seine Brüder. Ich glaube, er wollte sie töten und sie ihn.” Der Dämonengott spürte wie seine Hände vor Wut zitterten. Ein vertrautes ziehendes Gefühl verriet ihm, dass seine Dämonenmale auftauchten. Er zwang sich ruhig zu sprechen. „Und weiter?”
 

„Dem Rest erging es nicht besser. Gebrochene Knochen, verbrannt, ausgepeitscht, zusammengeschlagen, gedemütigt...sie haben immer einen gefoltert und der Rest musste zusehen bis irgendwann...ihr Geist zerbrochen ist. Währenddessen warst du...bei Lilith und.......hast sie geküsst. Und es kann durchaus sein, dass es noch......weiter ging.”
 

...Scheiß drauf. „WAS?!”, explodierte er. Seine Flammen schossen als Flammensäule hoch, doch es interessierte ihn nicht, dass er in Brand stand oder sich seine Stimme bereits wesentlich dämonischer anhörte.
 

Indra stolperte erschrocken zurück. Zum ersten Mal seit er sie kannte, sah er einen Funken Angst in ihren Augen. Daraufhin zwang er sich, seine Flammen wieder unter Kontrolle zu bekommen und sich zu beruhigen. Er würde jetzt nicht zum dritten Mal durchdrehen. ‚Nein. Ganz ruhig. Positive Gedanken. Positive- VERDAMMT NOCHMAL, DA KANN ICH NICHTS POSITIVES FINDEN!‘ Nachdem er einige Male tief Luft geholt hatte, erloschen seine Flammen langsam und seine Dämonenmale verschwanden. Er durfte nicht den Kopf verlieren. Was Indra gesehen hatte, waren nur Möglichkeiten. Während die Vergangenheit in Stein gemeißelt und unmöglich zu ändern war, konnte die Zukunft durch kleinste, scheinbar unwichtige Entscheidungen beeinflusst werden. Vielleicht würden sich manche der Visionen bewahrheiten und somit der Erfüllung eines anderen Ereignisses verhindern. Niemand konnte es genau sagen.
 

„Ich wünschte, ich hätte bessere Neuigkeiten.”, murmelte die Zeitdämonin zerknirscht. „Aber ich fürchte auf die Barriere, die deinen Palast umgibt, kannst du nicht verlassen. Ich habe gesehen, wie sie zerstört wurde.”
 

Satan sah sie überrascht an. Nach dem Blutgericht Fiasko hatte er begonnen mit seinen Söhnen regelmäßig die Barrieren abzureißen und neu zu errichten. Gestern Abend hatten sie neue Barrieren errichtet, diesmal waren sie sogar zusätzlich verstärkt, da sie längere Zeit weg sein würden.
 

„Ich habe die Barrieren zusammen mit meinen Söhnen errichtet. Sie kann nur von uns zerstört werden oder wenn einer von uns einen Fehler gemacht hat.” Natürlich nutzte das Universum diesen Moment, um ihm so richtig das Leben zu vermiesen. Die Türen schwangen auf und die Wachen kamen herein gestürmt.
 

„Entschuldigt die Störung, Majestät. Aber Lilith ist hier. Sie und ihre Anhänger greifen die Stadt an!”
 

So viel zum Thema, dass sie kurz nach Winter nichts mehr von sich hören lassen würde.
 

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Im Nachhinein betrachtet, war das ganze eine Selbstmordaktion. Gegen einen der Dämonenkönige kämpfen? Lebensmüde. Gleich zweimal? Dann war einem nicht mehr zu helfen. Und gegen fünf gleichzeitig? Das konnte man nicht mal mehr kommentieren. Eigentlich müsste es das Ende der Exorzistenkarriere bedeuten, da konnte man der Paladin persönlich sein. Ein derartiger Mangel an Urteilsvermögen war eine Gefahr für alle. Wenn man dann auch noch Adepten mit rein zog, würde dies sicher nicht nur den Einzug der Lizenz zur Folge haben. Und hier war nun Yukio und kämpfte mit mehreren Adepten gegen fünf der mächtigsten Dämonen Gehennas. Das würde Ärger geben. Falls überhaupt genug von ihnen übrig blieb. Bisher hatten die Baal sie nicht wirklich angegriffen, sondern nur daran gehindert zu Shura zu gelangen, aber er wusste, dass sich das schnell ändern konnte. Es reichte schon, wenn sich einer der Dämonen etwas mehr bemühte, dann wäre es vorbei. Sie liefen jetzt schon auf dem Zahnfleisch. Shiemi konnte nicht wirklich etwas ausrichten, also versuchte sie einfach nicht im Weg zu stehen. Izumos Füchse waren gegen einen der Bäume geschleudert worden und schienen kurz davor zu stehen, einfach wieder zu verschwinden. Miwa, Bon und Shima versuchten verzweifelt die Todesverse der Dämonenkönige zu finden. Iblis schien besonders viel Spaß daran zu haben. Er verspottete die angehenden Aria wo er nur konnte und obwohl sie versuchten es zu ignorieren, verschwand ihre Konzentration sichtlich. Ihre Angst machte es nicht besser, auch wenn man ihnen deswegen keinen Vorwurf machen konnte. Sogar erfahrene Exorzisten fürchteten die Dämonenkönige.
 

„Na los, zeigt mir doch mal, was ihr drauf habt.”, höhnte der Feuerkönig.
 

Bon sichtlich frustriert, versuchte es mit dem nächsten Vers und war mehr als überrascht, als der Feuerkönig plötzlich das Gesicht verzog, laut grollte und zusammensank, scheinbar unter Schmerzen. Für einen wilden Moment hoffte er, dass er tatsächlich den entsprechenden Bibelabsatz gefunden hatte, doch dann richtete sich der Feuerkönig grinsend auf. „Nein, war nur 'n Witz.”
 

„Ernsthaft Iblis?”, seufzte Egyn.
 

„Japp.”
 

Könnte es sein, dass die Dämonenkönige ein Haufen unerwachsener Arschlöcher waren? Die Gesichter der Adepten wären unter anderen Umständen allerdings äußert unterhaltsam. Erneut gab Yukio mehrere Schüsse ab, nur um weit zu verfehlen. Wo war Shura?! Sie hätte den Kampfeslärm längst hören müssen. Andererseits war dort eine Eiswand und wenn man Iblis glauben konnte, hatte sie es momentan mit den restlichen Baal zu tun. Keine besonders guten Aussichten.
 

Währenddessen planten die Adepten etwas ziemlich dummes. Wie es der Zufall wollte, standen die Dämonenkönige ziemlich nah beinander. Yukio sah nicht, wer die Granaten geworfen hatte, aber er sah sehr wohl das Ergebnis. Offensichtlich hatten die Baal nicht damit gerechnet, dass sie etwas so unüberlegtes tun würden, denn es gelang ihnen nicht rechtzeitig auszuweichen. Ihre Schmerzensschreie verrieten, dass das Weihwasser seine Wirkung entfaltete, aber das würde sie höchstens für einige Sekunden lähmen. Und sie richtig sauer machen. Yukio und die Exwire wussten, dass sie einen fatalen Fehler begangen hatten, als sie die Gesichtsausdrücke der Dämonen sahen. ‚Oh, scheiße.‘
 

Egyn, Beelzebub und Amaimon sahen schon angepisst genug aus, aber Astaroth und Iblis schienen nun bereit zum morden zu sein. Sämtliche Albernheit war verflogen und alle Exorzisten traten unwillkürlich einen Schritt zurück. „Oh, ihr wollte also so spielen, was?”, knurrte Iblis mit dunkler Stimme, die sich plötzlich wesentlich verzerrter und dämonischer anhörte. Seltsame rote Linien waren in seinem Gesicht aufgetaucht, seine Pupillen hatte sich zusammengezogen, die Zähne schienen länger zu werden. Am besorgniserregendsten war allerdings das Feuer, welches sich begann über seinen ganzen Körper auszubreiten. Er war natürlich normales Feuer, aber das tröstete momentan nicht wirklich. „Iblis-”, begann Egyn in einem warnenden Tonfall, doch sein Bruder hörte nicht zu. Er starrte hasserfüllt die Adepten an, welche weiter zurückwichen. „Scheint als müssten wir euch eine Lektion erteilen, damit ihr Insekten lernt, wo ihr euer Platz ist.”, grollte er. „Vielleicht kapiert ihr es, wenn ich euch die Haut und das Fleisch von den Knochen brenne.”
 

„Iblis, Stopp!”, fauchte Beelzebub, ebenfalls in einer dämonischen Stimmlage. Bevor die Situation jedoch weiter eskalieren konnte, loderte plötzlich eine Wand aus blauem Feuer auf, welche die Exorzisten und die Dämonenkönige trennte. ‚Warte...blau?!‘
 

„Was macht ihr da?! Ihr hättet sie umbringen können!”, erklang eine nur allzu vertraute Stimme. Nein. Das konnte nicht sein, unmöglich. „Hey!”, rief eine neue Stimme, diesmal weiblich. Shura war angekommen.  
 

„Wo kommst du denn jetzt her?”, knurrte er sie an. Der Rotschopf schnaubte. „Ich war...beschäftigt. Geht es allen gut?”
 

„Abgesehen davon, dass ich mir glaube grad in die Hose gemacht habe, klar.”, murmelte Shima tonlos und kreidebleich. Der Rest sah nicht anders aus. Aus dem Augenwinkel sah Yukio drei weitere Dämonen aufpoppen. Einer von ihnen war Samael, der andere war Lucifer. Der dritte war dann wohl Azazel. Alle drei sahen nicht allzu begeistert aus. Lucifer hatte begonnen die jüngeren Baal in einer anderen Sprache zu beschimpfen. Yukio achtete jedoch nicht auf ihn, sondern auf die Person neben ihm. „Rin!”
 

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Satan konnte es nicht fassen, wie viel Pech man an einem Tag haben konnte. Scheinbar hatten sich höhere Mächte wieder mal dazu entschlossen, zu demonstrieren, dass es trotz seiner Macht auch Dinge außerhalb seines Einflusses gab. Wenn er einmal Probleme oder Schwierigkeiten bekam, waren es stets Dinge an denen man sich die Zähne ausbeißen konnte, nie etwas einfaches. Natürlich mussten seine Kinder diese Eigenschaft auch erben, insbesondere Rin. Dennoch war er sich sicher, dass ihr Tag momentan um einiges besser verlief als seiner. Noch immer war es ihm ein Rätsel, wie Liliths Truppen so weit vorrücken konnten, ohne irgendwelche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Momentan war es allerdings egal, denn es gab wesentlich wichtigere Angelegenheiten. Wie beispielsweise der Umstand, dass die Schutzbarriere um seinen Palast sich soeben verabschiedet hatte. Indra war längst fort, er hatte sie sofort weggeschickt. Zunächst hatte sie protestiert, doch schlussendlich musste sie nachgegeben. Hoffentlich war sie entkommen und lief Lilith nicht in die Arme. Ansonsten wäre es wohl besser gewesen zu sterben.
 

Die ersten von Liliths Anhänger waren bereits durchgebrochen, doch kamen nicht weit. Sie gingen sofort in Flammen auf. Es war dennoch nur eine Frage der Zeit bis hochrangigere Dämonen ankamen und irgendwann Lilith selbst. Offensichtlich hatte sie alles auf eine Karte gesetzt. Sie hatte irgendwie erfahren, dass seine Söhne Gehenna nach Assiah gereist waren. Nein. Nicht irgendwie. Die Einzigen, die davon wussten, waren sie selbst, ihre Stellvertreter, Alastor und Satan. Irgendjemand hatte sie verraten.
 

Eine erneute Erschütterung ließ den Boden erbeben, doch er ignorierte es vorerst und zog sich in seinen Thronsaal zurück. Er musste seine Söhne benachrichtigen, sie durften vorerst auf keinen Fall nach Gehenna zurückkehren. Zwar schaffte er es nie die Nachricht zu schicken, doch dafür fand er etwas besseres. Kuro. Ohne viel Zeit zu verschwenden erklärte er die Situation und schickte ihn anschließend nach Assiah. Hoffentlich fand er seine Söhne bevor es Lilith und ihre Anhänger taten. Nun erforderte jedoch etwas anderes seine Aufmerksamkeit. „Ich bin überrascht euch hier zu sehen.”, sagte er ohne sich umzudrehen. „Habt ihr nicht langsam genug davon Liliths Drecksarbeit zu erledigen?”
 

„Sagt derjenige, der seine Söhne nach Assiah schickt, um sich Hilfe von den Exorzisten zu holen. Erbärmlich, wirklich.”, kam die spottende Antwort.
 

Satan verdrehte die Augen und wandte sich um. „Erbärmlich ist es auch einen Haufen unbewaffneter Dorfbewohner abzuschlachten, Ira. Und Invidia, du brauchst dich nicht im Schatten zu verstecken. Ich weiß, dass du hier bist.”
 

Die Gestaltwandlerin trat vor. „Scharfsinnig wie immer, was?”, grummelte sie, doch begann zu grinsen. „Andererseits hast du nie bemerkt, dass es noch einen weiteren Verräter gab. Ich glaube du wirst senil in deinem Alter.”
 

„Und du immer nerviger. Würde es dich umbringen mal für fünf Minuten die Klappe zu halten?”
 

„Genug jetzt!” Superbia hatte den Raum betreten, gefolgt von einigen Biestern und Dämonen niederen Ranges, offensichtlich unter ihrer Kontrolle. „Deine Herrschaft endet heute, Satan.”
 

„Einen klischeehafteren Spruch konntest du nicht wählen, oder?” Invidia und Ira lachten, Superbia schnaubte nur und hetzte ihre neusten Schoßtiere auf den Dämonengott. Dieser ließ seine Flammen auflodern, woraufhin auch die restlichen beiden Aveira in Angriffsstellung gingen. „Dann zeigt, was ihr könnt.”
 

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Als Rin die Lichtung erreichte, setzte sein Herz kurz aus. Zum Teil, weil er sich freute nach all der Zeit Yukio und seine Freunde wiederzusehen, zum anderen Teil, weil Iblis gerade dabei war, die besagten Freunde anzuzünden. Offensichtlich hatte ihn etwas die Kontrolle verlieren lassen, aber was war jetzt egal. Sofort ließ der Nephilim eine Flammenwand erscheinen, um die beiden Parteien zu trennen. Er fühlte einen gewissen Stolz als es ihm gelang und das auch noch ohne nur einen einzigen Baum anzuzünden! Trotzdem war er etwas angesäuert. „Was macht ihr da?! Ihr hättet sie umbringen können!”, rief er seinen Halbgeschwistern zu.
 

Shura und die restlichen Baal waren ebenfalls angekommen. Sie lief sofort zu den Jugendlichen, während Lucifer mit seiner Standpauke begann. „Was habt ihr euch dabei gedacht?! Ihr solltet sie aufhalten und sie nicht bekämpfen!”
 

„Die haben angefangen!”
 

„Ihr seid doch keine Kleinkinder mehr!”
 

Rin stellte sich neben den Lichtkönig und wollte zu einer Erwiderung ansetzen, als er seinen Namen hörte. Er fuhr herum. Yukio starrte ihn mit aufgerissen Augen und offenem Mund an. Die Adepten schauten nicht anders.
 

„Okumura!” und „Rin!” kam es von allen gleichzeitig. Das würde interessant werden. Bevor er antworten konnte, griff ihn jedoch Astaroth am Arm und zog ihn zurück, sodass er hinter seinen dämonischen Geschwistern stand. Diese grollten die Adepten an, als sie versuchten näher zu treten. Rin war frustriert. Ja, das waren nun mal ihre dämonischen Instinkte, aber manchmal konnte diese besitzergreifende und überfürsorgliche Art ziemlich nerven. Er war kein kleines Kind mehr! Gut, verglichen mit ihnen war er nur ein Baby. Oder Kleinkind. Egal.
 

„Stopp! Ihr macht es nur schlimmer!”, versuchte er auf seine Brüder einzureden. Glücklicherweise schienen sie ihm zuzuhören, denn sie zogen ihn nicht zurück, als er sich vordrängelte. Zwar beäugten sie die Exorzisten noch immer misstrauisch und schienen nur darauf zu warten, dass sie etwas versuchten, aber es war besser als nichts. Er wandte sich an Yukio und seine Freunde. „Ähm...Hi. Es ist lange her...tut mir leid, dass es so lange gedauert hat.” Peinlich berührtes Schweigen folgte. Bon fand seine Stimme als erstes wieder. „Okumura...was tust du hier mit einem Haufen Dämonenkönigen!?”
 

Rin lächelte nervös und rieb sich den Nacken. „Ok, ich weiß wie das hier aussieht, aber es ist nicht so wie ihr denkt.”
 

„Was ist es dann?!”, fragte nun Yukio, seine Hände zitterten. Ohne es zu wollen empfing Rin die Gedanken und Gefühle der anderen Jugendlichen. Nervosität, Verwirrtheit, Angst und Angespanntheit. Nicht unbedingt die besten Voraussetzungen. Als er sich langsam näherte, hob Yukio plötzlich seine Waffen. „Rin, ich will Antworten und zwar jetzt.”
 

„Und wenn sie dir nicht gefallen, erschießt du mich?”, fragte der Nephilim verbittert. Der Brillenträger antwortete nicht, aber der ältere Zwilling wusste die Antwort bereits. Warum? Was hatte er Yukio je getan? Er hatte ihn immer in Schutz genommen, als sie noch Kinder waren. Was war passiert? Was hatte ihre Beziehung so sehr in Mitleidenschaft gezogen? ‚Ganz einfach. Weil ich ein Dämon bin. Er kann darüber nicht hinwegsehen.‘, stellte er bitter fest. Er zwang sich in die Realität zurück, als Astaroth zu sprechen begann. „Hey, wenn du uns erschießen willst, ist das eine Sache, aber er hat dir nichts getan also nimm die Knarren runter.”, knurrte er.
 

„Yuki-chan, wir sollten ihm wirklich zuhören.”, flüsterte Shiemi ihm zu. Immerhin schien zumindest die blonde Exorzistin auf seiner Seite zu stehen. Bis jetzt.
 

„Sie haben Recht, Yukio. Lass es.”, bestätigte Shura. Endlich ließ Yukio langsam seine Pistolen sinken.
 

„Also wie wäre es, wenn du von vorne anfängst?”, verlangte Izumo. „Beim letzten Mal haben du und Amaimon noch versucht euch gegenseitig umzubringen, was ist passiert?”
 

„Ich habe nur gespielt.”, murmelte der Erdkönig genervt.
 

Rin holte tief Luft. „Gut, das wird jetzt ziemlich merkwürdig klingen, aber bitte hört mir einfach zu. Ja, ich war am Anfang nich sonderlich begeistert, dass ich nach Gehenna verschleppt wurde und ich wollte auch so schnell wie möglich versuchen abzuhauen, aber...es hat sich einiges geändert. Dämonen sind nicht böse und das schließt sie...”, er machte eine Bewegung zu den Dämonenkönige. „...mit ein. Genau wie Satan. Er ist nicht das grausame Monster von dem uns immer erzählt wurde.”
 

Bon unterbrach ihn. „Satan hat einen Haufen Exorzisten und Geistliche innerhalb einer einzigen Nacht-”
 

„Das hat er getan, um meine...” Er sah Yukio an. „...unsere Mutter zu retten. Als die Exorzisten erfahren haben, dass sie mit uns schwanger ist, sollte sie abtreiben, aber sie hat sich geweigert. Daraufhin hat unser Großvater befohlen, dass sie auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden soll.” Die Adepten starrten ihn entsetzt an. „Aber...das ist längst verboten!”, sagte Miwa.
 

Samael lachte kurz auf. „Bist du dir ganz sicher? Das passiert sogar relativ häufig. Nephilim sind beliebte Opfer.”
 

„Es ist die Wahrheit.”, bestätigte Rin. „Gehenna ist nicht das Problem. Ich wollte es am Anfang auch nicht glauben, aber sie haben mir das Gegenteil bewiesen. Sie haben mir mehrmals das Leben gerettet.”
 

„Das ändert nicht, dass Satan Vater getötet hat.”, fauchte Yukio. „Er ist für dich gestorben oder hast du das etwa schon vergessen!?”
 

Rin funkelte ihn wütend an. „Nein, das habe ich nicht, aber-”
 

„Es gibt kein aber!”
 

„Vater wollte Fujimoto nicht töten. Er wollte nur Rin zurück. Dass er sich das Leben nehmen würde, konnte er schlecht ahnen.”, fuhr Lucifer dazwischen.
 

„Abgesehen davon hat er ihn gestohlen.”, knurrte Iblis.
 

„Als ob Satan das interessieren würde!”
 

„Ja, tut es, weil wir Dämonen sehr familienbezogen sind. Etwas was du scheinbar nicht kennst!”, kam die giftige Antwort.
 

„Also nur, damit ich das richtig verstehe...” mischte sich nun Izumo ein. „Du willst uns damit sagen, dass Dämonen nicht böse sind und du Satan und die Dämonenkönige als Familie akzeptiert hast.” In ihrer Stimme lag nicht ein Hauch von Vorwurf. Etwas Verunsicherung vielleicht, aber damit konnte er leben.
 

„Ja, das stimmt. Und ich kehre auch nicht zu den Exorzisten zurück.” Damit war die Bombe geplatzt. Dass Iblis und Astaroth es mit einem schadenfrohen "Ätsch" kommentieren, machte es nicht besser. Wären sie in einem Cartoon gewesen, wären die Kinnladen von Yukio und der anderen Jungs auf den Boden gefallen. Zum ersten Mal schienen ihnen die Worte zu fehlen. Leider erholte sich Yukio schnell. „Sag mir, dass das ein schlechter Scherz ist.”, sagte er leise, doch Rin schüttelte den Kopf. „Es ist mein Ernst.” Das brachte das Fass zum überlaufen.
 

„DAS IST ALLES, WAS DU ZU SAGEN HAST?!”, schrie Yukio ihn an. „Wie kannst du Vaters Andenken so beschmutzen?! Er ist gestorben, um dich zu retten und so dankst du es ihm?! Indem du dich mit dem Feind einlässt?! Ich habe deinetwegen meine Kindheit opfern müssen und habe ich beschützt und so erwiderst du den Gefallen?! Wie kannst du so selbstsüchtig sein?! Ich hätte dich-”
 

Genug war genug. Rin spürte wie eine Wut in ihm hochstieg, wie schon lange nicht mehr. All die angestaute Frustration und Aggressionen der letzten Jahre schien mit einem Mal zurückzukommen. Vor einem halben Jahr hätte er Yukio Predigt beschämt über sich ergehen lassen, doch diesmal nicht. „Was? Du hättest mich damals einfach erschießen sollen?”, unterbrach er seinen Zwilling mit lauter Stimme. „Richtig, du hast mir damals ja gesagt, dass ich verrecken soll. Sollte mich wohl nicht überraschen.”
 

„Moment, was?”, hakte Egyn erschrocken nach, aber Rin ignorierte den Wasserkönig und starrte Yukio voller Zorn an. Dieser schien von seinem Ausbruch überrascht zu sein. „Tja, tut mir leid. Leider bin ich nun mal ein Monster und ein Sohn Satans, aber weißt du was? Ich habe Neuigkeiten für dich: DAS BIST DU GENAUSO! Die Ritterschaft scheint es gerne mal zu verdrängen, aber ich sicher nicht. Was gibt dir also bitte das Recht mich so zu behandeln, huh?! Ich habe dich als wir Kinder waren ständig beschützt, ich habe dem Alten damit immer wieder Kopfzerbrechen bereitet, aber ich habe weiter gemacht. Weil du mein kleiner Bruder bist. Mein Bruder, der mich all die Jahre im Stillen gehasst hat, also fällt es mir irgendwie schwer zu glauben, dass du Exorzist geworden bist, um mich zu beschützen. Es ist mir egal, was du dem Alten versprochen hast. Du scherst dich einen Dreck um mich, gib es zu! Du hast dir nie die Mühe gemacht, mir irgendwas zu erklären. Immer nur: Rin tu das und tu das, das ist wichtig. Rin beweg dich und lerne, Rin wie kannst du das nicht verstehen? Ganz einfach! WEIL ICH VON DER GANZEN SCHEIßE ZUVOR KEINE AHNUNG HATTE! Keiner hat sich je die Mühe gemacht, mir zu erzählen, was und wer ich bin, obwohl ich das verdammte Recht darauf hatte!”
 

„Das haben wir getan, um dich zu beschützen!”
 

Rin lachte kalt auf, etwas was er normalerweise nicht von sich kannte. Er wusste, dass seine Geschwister ihn ebenfalls verblüfft ansahen, doch es war ihm egal. Er wollte endlich alles los werden. Bisher hatte er alles in sich hineingefressen und darunter gelitten, jetzt war Schluss! „Oh ja, das hat ja auch ganz hervorragend geklappt.”, sagte er mit vor Sarkasmus triefender Stimme. „Ist ja nicht so, dass das ganze vielleicht hätte verhindert werden können, wenn ihr mir mal was erzählt hättet, aber nein. Stattdessen wurde ich angelogen, für Dinge bestraft für die ich nichts konnte und am Ende stand ich hilflos da und konnte nichts tun. Du hast mir die Schuld für den Tod des Alten gegeben. Tja, wenn ich nichts über Dämonen weiß, kann ich leider nicht groß helfen. Und um den Spieß mal umzudrehen: wo warst du eigentlich? Warum hast du nicht geholfen?”
 

Das erwischte den jüngeren Zwilling im Kalten. „Ich konnte doch nicht wissen-”
 

„GANZ GENAU! DU KONNTEST ES NICHT WISSEN! Ich wusste dafür nichts über Dämonen, aber machen wir mal weiter. Du bist nicht gekommen, obwohl wir dich gebraucht haben. Wärst du da gewesen, wäre es vielleicht anders ausgegangen. Also wessen Schuld ist es nun, huh?!”
 

„Rin...”, flüstere Shiemi, doch der Nephilim hörte sie nicht mehr.
 

„Es tat verdammt weh, weißt du? Als du mich bei der Beerdigung wie Luft behandelt und einfach gegangen bist. Als du mir später noch die Schuld gegeben und mir gesagt hast, dass ich sterben soll, war ich am Boden zerstört. Ich hatte gedacht, dass ich mich auf dich verlassen kann. Das du mir hilfst alles zu begreifen, aber nein. Trotzdem habe ich es runtergeschluckt. Ich habe es runtergeschluckt, weil du mein kleiner Bruder bist und für den Alten.” Der Nephilim spürte, wie seine Augen brannten, doch blinzelte die Tränen energisch fort.
 

„Ich habe mich nie oder kaum beschwert, sondern immer weiter gemacht und versucht gute Laune zu haben, selbst als mir damals mit der Hinrichtung gedroht wurde. Ich habe die Zähne zusammen gebissen. Ok, ich war öfter faul, aber das lag größtenteils daran, dass ich einfach den Stoff nicht kapiert hatte. Ich wollte dich damit aber auch nicht ständig nerven, also habe ich nichts gesagt. Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst. In Gehenna dagegen hat man sich endlich mal die Mühe gemacht, mir was zu erklären. Ich wurde nicht gleich als Volltrottel hingestellt, wenn ich etwas nicht konnte oder verstanden habe. Paymon...also Lucifers rechte Hand, hat den undankbaren Job bekommen mir Gehennisch beizubringen und ich habe es ihm nicht einfach gemacht. Ich habe ihn bestimmt sechzig Mal nach der Aussprache desselben blöden Buchstaben gefragt, aber er hat sich nie beschwert. Meine...Brüder und mein...Vater haben mir beigebracht wie ich mit meinen Flammen umgehe und ich habe sie dabei mehrmals aus Versehen fast angezündet...”
 

„Fast ist gut...”, murmelte Astaroth, aber bleib still als er einen Stoß in die Rippen von Beelzebub kassierte.
 

„Trotzdem haben sie mich unterstützt.”, fuhr Rin fort. „Ich wurde nicht schief angesehen, weil ich ein Halbblut bin und die meisten Dämonen haben mich sofort akzeptiert, obwohl ich zu den Exorzisten gehört habe. Zwei von ihnen waren am Anfang sehr misstrauisch und öfter gemein zu mir, aber haben sich entschuldigt, als sie ihren Fehler eingesehen haben. Etwas wozu du dich noch nie herablassen konntest. Sie haben mich nicht gehasst oder verantwortlich gemacht als ich...etwas sehr dummes gemacht habe.” Er hob sich Lilith für später auf. „Ich habe endlich Leute kennengelernt, die mich angenommen haben, wie ich bin.”
 

„Aber-”
 

„Kein Aber. Satan ist mein Vater, das habe ich akzeptiert und bin sogar froh deswegen, auch wenn ich mit einigen Sachen, die er hat getan hat, nicht einverstanden bin. Und die Dämonenkönige waren für mich in dem letzten halben Jahr bessere Brüder, als du es in den letzten sechzehn Jahren warst. Ja, sogar der Clown.” Das saß. Yukio zuckte zusammen. Rin war nicht fertig. „Ich habe dir vieles verziehen und bin still geblieben, weil ich dir keine weiteren Probleme bereiten wollte. Jetzt reicht es aber. Ich habe die Schnauze voll. Ich betrachte Gehenna als Zuhause, weil ich dort akzeptiert werde. Du hast dich immer nur beschwert und wolltest, dass alles nach deinem Kopf geht. Also wer ist jetzt selbstsüchtig? Wenn du immer noch denkst, dass alles meine Schuld ist, habe ich dir nichts mehr zu sagen.”
 

Stille herrschte, sogar die Baal waren sprachlos. Am liebsten wäre Rin davon gestürmt, doch dann durchfuhr ihn ohne Vorwarnung ein fürchterlicher Schmerz. Sein Kopf pochte, alles drehte sich und jeder Atemzug wurde zur Qual. Ächzen hinter ihm verriet, dass es seinen Geschwistern nicht anders erging. Jedoch konnte er sich nicht umdrehen, sondern sank auf die Knie. Er bekam noch am Rande mit, wie mehrere Stimmen seinen Namen riefen, dann wurde alles dunkel.
 

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Satan war genervt, wie lange nicht. Fünf Sekunden. So lange müssten die Aveira einmal still stehen damit er sie anzünden konnte. War das wirklich zu viel verlangt?! Aber nein, stattdessen hatten sie aus vergangenen Fehlern gelernt und blieben immer in Bewegung. Des Öfteren entkamen sie seinen Angriffen nur um Haaresbreite. Hätten sie nicht zusammen angegriffen und ihm zusätzlich ihre Handlanger und Dämonen unter Superbias Kontrolle auf den Hals gehetzt, wäre Satan längst siegreich gewesen. Superbia hielt sich wie immer im Hintergrund und würde wohl flüchten falls sich die Sache doch negativ für sie entwickeln würde, Ira und Invidia griffen immer wieder an. Bisher hatten sie nicht einen Treffer landen können, aber dafür hatten sie auch kaum etwas einstecken müssen. Ihm war klar, dass sie nicht wirklich versuchten ihn zu besiegen, sie wollten nur Zeit gewinnen bis Lilith mit dem vermaledeiten Amulett auftauchte. Aus dem Augenwinkel bemerkte er einen Alukah und eine Rakshasa, doch sie endeten nur als verkokelte Leichen. Im ganzen Saal lagen bereits Tote oder Sterbende, alle gehörten zu Lilith. Ein Teil von ihm hätte sie am liebsten möglichst lange für ihren Verrat leiden lassen, doch da die Zeit knapp war, begnügte er sich damit sie zu verbrennen oder mit ihren eigenen Waffen umzubringen. Manche waren von seinen Schatten durchbohrt oder zerfetzt worden, aber dummerweise hatten der Rest daraufhin begonnen den Raum so zu beleuchten, dass es nirgends mehr Schatten gab, die er kontrollieren konnte. Wie er es hasste, wenn Gegner lernten.
 

Ira unternahm einen weiteren Vorstoß, Invidia kam von der anderen Seite. ‚Eins muss ich ihnen lassen. Sie arbeiten gut zusammen.‘
 

Natürlich trafen sie wieder nicht, dafür ertönte eine neue Stimme vom Eingang. „Ihr habt den Spaß ohne mich begonnen? Wie gemein.” Der Dämonengott fuhr herum und starrte das Objekt seines Hasses zornig an. Lilith hatte (wie immer) dieses selbstgefällige Grinsen aufgesetzt und sah sich amüsiert im Saal um. „Es scheint als hätte ich den besten Teil verpasst. Wirklich bedauerlich.”
 

„Wie?”, war alles was der Dämonengott antwortete. Lilith legte den Kopf schief. „Pardon? Ich verstehe leider nicht was du meinst.”
 

„Das weißt du ganz genau.”, knurrte er. „Wie bist du her gekommen ohne dass wir es bemerkt haben und wie hast du die Barriere zerstört?”
 

„Ah, das...nun, ich hatte tatkräftige Hilfe von einigen mächtigen Freunden. Was die Barriere betrifft...” Sie lachte. „Welch Ironie...in gewisser Weise hast du dir es selbst eingebrockt. Dein jüngster Sohn hat mich befreit und ein weiterer hat die ganze Zeit für mich gearbeitet. Deine Söhne waren schon immer deine größte Schwäche.”
 

Satan spürte wie das Blut in seinen Adern gefror, doch bevor er etwas sagen konnte, fuhr Lilith fort. „Du hast es immer noch nicht begriffen, wie? Es war von Anfang an Azazel.”
 

Ihre Worte waren wie Messerstiche. „Du lügst!”, fauchte er, doch leider hatte er das Gefühl, dass sie ausnahmsweise die Wahrheit sprach. Die rothaarige Dämonin lachte nur. „Ach wirklich? Denk doch mal nach. Wessen Idee war es denn ursprünglich den Nephilim mit nach Gehenna zu nehmen, mh? Ganz genau, Azazel. Durch ihn habe ich überhaupt von der Existenz des Halbbluts erfahren und davon, dass deine restlichen Bastarde nach Assiah reisen. Er hat bei dem Attentat auf die Ratsmitglieder und Valefor geholfen, er hat Aulak rein gelassen, er hat Jahi auf Astaroth gehetzt und sie gedeckt. Außerdem hat er ihr geholfen die Lieferungen verschwinden zu lassen, Kaliya auf Yukio angesetzt, uns von dem geplanten Ausflug nach Assiah erzählt und natürlich absichtlich Fehler gemacht, als ihr die Barriere neu errichtet habt, sodass sie leicht zu zerstören ist. Ohne ihn wäre ich nie so weit gekommen.~”
 

Der Dämonengott wusste nicht, was er denken oder glauben solle. Etwas sagte ihm, dass Lilith nicht log, aber er konnte nicht glauben, dass Azazel ihn freiwillig verraten würde. Es steckte mehr dahinter. Es musste so sein. Vor allem wenn man bedachte, wie sehr sich sein Zustand in den letzten Monaten verändert hatte. Irgendetwas verschwieg die Dämonin. Er schnaubte. „Ich weiß nicht, was du mit ihm gemacht hast oder womit du ihm gedroht hast, aber du wirst damit nicht durchkommen. Du wirst verlieren, Gehenna wird sich dir nie unterwerfen.”
 

Lilith verzog den Mund. „Das werden wir ja noch sehen. Aber jetzt...” Sie zog ihr Amulett hervor. „...gehören du und der Thron mir.”
 

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Als sich Izumo dazu entschlossen hatte, Exorzistin zu werden, wusste sie bereits, dass sie Dinge erleben würde, die ihre wildesten Vorstellungen übertrafen. Für sie kein großes Problem, aber zusammen mit den Dämonenkönigen in einem Wohnzimmer zu hocken und ihre Todesblicke zu ertragen, war dann doch etwas zu viel des Guten.
 

Als Rin plötzlich zusammengebrochen war, schienen auch die Baal Schmerzen zu haben, allerdings verlor keiner das Bewusstsein. Umso größer war die Sorge um den Nephilim. Nach einigen Diskussionen, Flüchen und Beleidigungen hatten sich die Dämonen Rin geschnappt und waren zusammen mit den Exorzisten zu ihrem Haus zurückgekehrt. Nun saßen sie also im Wohnzimmer, möglichst weit weg von den Dämonenkönigen, welche sich auf zwei der Sofas niedergelassen hatten. Sie selbst hatten sich Stühle aus der Küche geholt oder saßen am Boden. Egyn und Shura (sie hatten eine Weile diskutiert bis sie endlich mit durfte) waren oben bei Rin und Lucifer telefonierte in einem anderen Zimmer. Es herrschte unangenehme Stille, während sich beide Parteien feindselig anfunkelten. Iblis, Astaroth und Amaimon schienen kurz vor einem Mord zu stehen, Beelzebub schaute ebenfalls nicht sonderlich begeistert drein. Samael und Azazel waren dagegen die Ruhe in Person. Der Zeitkönig schien (warum auch immer) der Meinung zu sein, dass nun eine gute Zeit zum Tee trinken war, Azazel starrte gedankenverloren auf den Couchtisch.
 

Die Adepten versuchten zu Beginn teilweise das Starren zu erwidern, doch gaben es ziemlich schnell auf. Zum einem weil es extrem unangenehm war, zum anderen wegen ihrer Sorge um Rin. Was er erzählt hatte, schockte sie, doch sie würden nicht ihren Fehler von damals wiederholen. Sie hatten sich von ihm distanziert, als seine Verbindung zu Satan ans Licht kam und ihn damit sehr verletzt. Das hatte er nicht nochmal verdient. Izumo fiel auf, dass auch Yukio einige säuerliche Blicke kassierte. Wahrscheinlich hatten die Baal bis vorhin nicht gewusst, wie er mit Rin umgegangen war. Zugebenermaßen war die angehende Exorzistin selbst erschrocken gewesen. Sicher, ihr war öfter aufgefallen, dass Spannung zwischen ihnen herrschte, aber dass ihr Lehrer tatsächlich auf seinen eigenen Bruder geschossen und ihm gesagt hatte, er solle sterben, war nun wirklich unangebracht. Je länger sie darüber nachdachte, umso mehr sank ihr Ansehen für den jüngeren Okumura Zwilling. Rin war zwar öfter ein Idiot, aber das was ihm da an den Kopf geworfen wurde, hatte er nicht verdient. Dass ihm dann aber auch noch die Schuld für den Tod des ehemaligen Paladins gegeben wurde, war die Krönung. Der Halbdämon hatte nie genau erzählt, was in jener Nacht geschehen war, nicht einmal Yukio, aber sie konnte sich gut vorstellen, dass es ihn auf ewig gezeichnet hatte. Umso überraschender war es, dass er Satan nun als seinen Vater akzeptierte und sogar mochte.
 

Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sich die Tür öffnete. Shura betrat den Raum, gefolgt von Egyn und Lucifer. Alle drei hatten grimmige Gesichtsausdrücke aufgesetzt. „Also? Was ist jetzt? Wie geht's ihm?”, fragte Iblis ungeduldig, doch mit einem Hauch von Besorgnis in der Stimme.
 

Egyn fuhr sich erschöpft durch die Haare und ließ sich. „Ich habe gute und schlechte Nachrichten. Die guten sind, dass Rin nicht zusammengebrochen ist, weil ihm etwas fehlt.”
 

„Also ist es wegen Vater?”, erkundigte sich Amaimon.
 

„Eine andere Erklärung gibt es nicht.”
 

„Also hat sie wirklich...?”, murmelte Beelzebub.
 

„Wahrscheinlich.”, seufzte Samael.
 

„Dann wusste sie also, dass wir weg sind.”, knurrte Astaroth.
 

Iblis nickte düster. „Jemand hat uns verraten.”
 

Shura, Yukio und die Adepten verstanden nur Bahnhof. „Ich unterbreche ja nur ungern, aber wir sind auch noch da.”, fuhr Shura dazwischen. „Würde jetzt mal jemand erklären, was los ist? Warum ist Rin wegen Satan zusammengebrochen?”
 

„Familienmitglieder sind miteinander verbunden. Wir können unter bestimmen Voraussetzungen spüren, wenn einer von uns in Gefahr ist.”, erklärte Lucifer. „In diesem Fall ist jedoch die Verbindung mit Vater irgendwie abgerissen. Das ist schon so schmerzhaft genug, aber aufgrund seiner Flammen ist Rins Verbindung mit ihm nochmal wesentlich stärker als unsere. Darum ist er auch zusammengebrochen.”
 

„Also hat irgendjemand oder irgendetwas Satan kalt gemacht?”, fragte Shima verblüfft.
 

„Tot ist er nicht, aber sehr geschwächt, vielleicht sogar verletzt.”, erwiderte Samael. Izumo meinte Frustration in der Stimme herauszuhören.
 

Die Adepten wechselten Blicke. Wer oder was war bitte stark genug, um den Gott der Dämonen derart in Bedrängnis zu bringen? Shura war die Erste, die sprach. „Ist es diese Lilith?” Der Name erschien vertraut. Die Baal hatten sie bei ihrem letzten Aufenthalt in Assiah erwähnt.
 

Azazel nickt. „Sie ist die Einzige, die in Frage kommt.”
 

„Wer ist sie?”, fragte Bon, offensichtlich noch immer misstrauisch. „Ihr hattet damals eine Rebellion erwähnt?”
 

Die Dämonenkönige wechselten düstere Blicke. „Ich schätze wir kommen nicht drum die ganze Geschichte zu erzählen, wie?”, murmelte Astaroth.
 

Wieder war es Lucifer, der die Erklärung übernahm. „Lilith ist die erste Dämonin Gehennas, sozusagen Vaters Gegenstück, nur ohne die Flammen und nicht so mächtig. Sie war außerdem seine erste Frau.”
 

„Ich dachte, sie wäre Adams erste Frau?”, mischte sich Yukio ein. Es war das erste Mal, dass er sprach seit sie im Haus angekommen waren.
 

Iblis verdrehte die Augen. „Dann denk nicht, sondern hör' zu.”
 

Nachdem er tief Luft geholt hatte, begann Lucifer alles zu erzählen. Wie Satan Lilith als erste Frau genommen und später verlassen hatte, wie sie als Rache fast all seine späteren Ehefrauen tötete oder töten ließ und wie sie Gehenna in einen Krieg gestürzt hatte, nur um mit ihrem Gefolge versiegelt zu werden. Danach berichtete er davon, was sich in dem letzten halben Jahr in Gehenna abgespielt hatte, wie sie alle terrorisiert hatte und sich später durch Rin befreien konnte. Zum Schluss kamen ihre Pläne für Assiah und Gehenna. Als er fertig war, starrten ihn die Exorzisten an. „Also...passiert das alles nur, weil eine Dämonen nicht verkraften konnte, dass Satan ihr den Laufpass gegeben hat?”, hakte Shima nach.
 

„So dämlich es klingt, mehr oder weniger.”, grummelte Beelzebub.
 

„Kann er nicht einfach mit Lilith wieder zusammen kommen und das Problem ist gelöst?”, schlug Miwa vor und sank sofort zusammen, als er mörderische Blicke erhielt.
 

„Hast du sie noch alle?! Hast du nicht zugehört?!”, fauchte Astaroth. „Diese Hure hat unsere Mütter ermordet. Abgesehen davon würde sie nie zufrieden sein, solange wir leben und sie ist eine schlechte Herrscherin. Sie hat damals den Spitznamen "Die irre Königin" bekommen.”
 

Shiemi rutschte unruhig auf ihrem Platz herum. „Also gibt es keine Möglichkeit, das friedlich zu klären?”
 

Egyn schüttelte den Kopf. „Ihr wird nur noch mit Blut verziehen.”
 

„Aber wenn sie euch so sehr hasst, wird sie doch jetzt sicher Jagd auf euch machen. Ihr könnt nicht nach Gehenna zurück.”, stellte Shura fest.
 

Lucifer nickte. „Das stimmt, aber um uns mache ich mir weniger Gedanken. Sie kann uns hier nur schwer aufspüren und selbst wenn, können wir uns wehren. Ich sehe eher bei Rin das Problem. Mit seinen Flammen könnte sie einiges anstellen und dass sie bereits einmal von ihm Besitz ergriffen hat, macht es nicht besser. ”
 

„Und wie kann sie aufgehalten werden?”
 

„Wir müssten das Amulett zerstören. Oder ihr wegnehmen. Wird aber nicht einfach, weil sie das Teil immer um den Hals trägt. Würde mich nicht wundern, wenn sie es sogar im Bett um hätte.”, kommentierte Azazel düster. „Außerdem ist Vater wahrscheinlich der Einzige der sie aufhalten kann.”
 

Damit war der Fall für Izumo klar. „Also befreien wir Satan.”
 

„WAS?!”, entfuhr es Bon. „Du schlägst ernsthaft vor dieses Monster zu befreien?! Er hat einen Haufen Leute umgebracht und unsere Leben ruiniert!”
 

„Buhu.”, erwiderte Azazel schnippisch. „Meine Mutter wurde von einem Haufen wildgewordener Harpyien zerfetzt und ich musste zusehen, aber heule ich deswegen rum oder weigere mich sie als mein Gefolge anzunehmen? Es geht hier um Gehenna und Assiah, dein kleiner Rachefeldzug ist unbedeutend.”
 

Das verschlug ihnen die Sprache.
 

„Abgesehen davon ist Gehenna Assiahs Gegenstück.”, fuhr Amaimon fort. „Wenn wir untergehen, dann tut ihr es auch.”
 

„Eben!”, sagte Izumo schnippisch in Richtung Bon. „Ich bin ganz sicher kein Fan von Satan, aber er klingt auf jeden Fall nach dem kleineren Übel.”
 

Shiemi und Shura wirkten als würde sie zustimmen, Shima und Koneko schienen zu wanken, Bon und Yukio waren offensichtlich dagegen, auch wenn sie meinte die ersten Zweifel im Gesicht des Adepten zu entdecken.
 

„Scheint als ob zumindest eine hier Intelligenz besitzt.”, stellte Astaroth sichtlich zufrieden fest.
 

„Satan ist zu gefährlich. Abgesehen davon haben wir keine Garantie, dass ihre Geschichte stimmt.”, knurrte Yukio.
 

„Immer diese Vertrauensprobleme...”, seufzte Samael.
 

„Wenn du uns nicht glaubt, dann frage Rin. Es wird es bestätigen.”, antwortete Beelzebub.
 

Erneut schien der Brillenträger protestieren zu wollen, doch Shura fuhr dazwischen. „Nehmen wir jetzt mal an, wir würden zustimmen mit euch zusammenzuarbeiten. Was dann?”
 

Der Lichtkönig überlegte kurz. „Wir brauchen so viele Exorzisten wie möglich auf unserer Seite. Dazu kommen die Illuminati und die Hexenzirkel.”
 

„Hexen?”
 

„Sterbliche, die mit Dämonen einen Vertrag abgeschlossen haben, um bestimmte Kräfte und Fähigkeiten sowie ein sehr langes Leben zu erhalten. Sie trinken etwas vom Blut des Dämonen, sodass sie an ihn gebunden sind und sind dadurch verpflichtet ihm zu dienen, wenn er es verlangt. Dieses Blutsband ist fest verankert und kann nicht einfach gelöst werden. So ziemlich alle existierenden Hexen und Hexer gehören zu uns oder Vater, also sollte es nicht schwer sein ihre Unterstützung zu bekommen.”
 

Shura hab eine Augenbraue. „Und das funktioniert?”
 

„Ja, Blut ist eines der mächtigsten existierenden Substanzen. Es wird für verschiedene Rituale und zur Freisetzung bestimmter Fähigkeiten verwendet. Man kann nicht nur Sterbliche dadurch an sich binden, sondern auch Dämonen. Sie müssen uns dienen.”
 

„Also sind sie versklavt?”, presste Bon hervor.
 

Iblis verdrehte die Augen. „Natürlich nicht. Der Vertag ist freiwillig. Manche Familien sind schon seit Jahrtausenden in unseren Diensten und wenn eines der Kinder sich weigert beizutreten, dann ist das in Ordnung. Sie können auch aus dem Zirkel austreten, wenn wir einverstanden sind.”
 

Bevor jemand antworten konnte, hörten sie ein seltsames Geräusch. Alle erstarrten. Es klang wie ein Kratzen und kam von der Haustür. Die Dämonenkönige wechselten sichtlich verwirrt Blicke, Iblis stand auf, um nachzusehen, was los war. Sie hörten wie sich die Tür öffnete, dann einen dumpfen Aufschlag gefolgt von lautem Fluchen. „Du dämliches Fellknäul! Komm her!”
 

Sie hörten wie etwas kleines den Flur entlang flitzte, doch eh sie reagieren konnte, sprang etwas schwarzes, pelziges in das Zimmer und landete halb in Shimas Gesicht, da dieser das Pech hatte am nächsten zur Tür zu sitzen. Nun erkannten sie auch wer es war. Izumo hatte sich schon gefragt, wo er wohl steckte. Kuro verschwendete keine Zeit, sondern sprang von dem geschockten Adepten und landete auf dem Couchtisch. Im selben Moment kam Iblis rein gestürmt. „Jetzt reicht's! Komm her, du blödes Vieh! Diesmal grille ich dich am Spieß!”
 

Kuro reagierte nicht, sondern begann zu miauen, während er nervös auf und ab lief. „Hey, jetzt mal langsam, wir verstehen kein Wort.”, unterbrach Astaroth das Gemaunze. Oh richtig, Dämonen verstanden ihn. Den Exorzisten blieb nichts weiter übrig, als dazusitzen und abzuwarten. Kuro schein endlich fertig zu sein, denn die Dämonenkönige wechselten besorgte Blicke. „Also was hat er gesagt?”, drängelte Shura.
 

„Lilith hat Pandemonium -also die Hauptstadt- angegriffen und wohl inzwischen den Palast übernommen. Die Barrieren sind einfach zusammengebrochen.”, übersetzte Lucifer düster.
 

„Das kann nicht sein, wir haben die zusammen gestern erst neu errichtet. Niemand kann die einfach zerstören!”, knurrte Iblis.
 

„Dann hat einer von euch einen Fehler gemacht.”, erwiderte Samael. Der Feuerkönig sah ihn wütend an. „Wir? Du kannst es genauso verbockt haben!”
 

Der Zeitkönig verdrehte die Augen. „Mir passieren solche dummen Missgeschicke nicht.”
 

„Uns genauso wenig, die Barrieren um unsere Paläste haben wir alle selbst errichtet und da gab es nie Probleme!”
 

„Vielleicht ist euch allen ein Missgeschick passiert.”, warf Shiemi schüchtern ein. „Bei einem Fehler zerbricht doch nicht die ganze Barriere, oder?”
 

Astaroth verdrehte die Augen. „Typisch Sterbliche. Haben keine Ahnung von irgendwas...”
 

„Wenn sich mehrere Personen zusammenschließen, um eine Barriere zu errichten, wird sie dadurch automatisch stärker, aber man darf sich dafür nicht den kleinsten Fehler erlauben. Ansonsten bricht sie bei der nächsten Belastung zusammen wie ein Kartenhaus.”, erklärte Egyn geduldig.
 

Bon runzelte die Stirn. „Überprüft ihr eure Barrieren nicht?” Iblis schnaubte. „Natürlich tun wir das und da haben sie gehalten.”
 

„Vielleicht war der Fehler so klein, dass er erst bei der nächsten stärkeren Belastung deutlich geworden ist?”, schlug Beelzebub vor.
 

„Das erklärt immer noch nicht, woher sie wusste, dass wir weg sind. Wir, unsere Stellvertreter, Vater und Alastor waren die einzigen die davon wussten.”, murmelte Amaimon.
 

Egyn biss sich auf die Lippe. „Irgendjemand muss sich verplappert haben.”
 

„Was schaut ihr alle Iblis und mich an?”, fauchte Astaroth.
 

„Euch ist schon mal was raus gerutscht, was keiner wissen sollte...”, gab Beelzebub zu Bedenken.
 

„Das war in der Mittelstufe bei einer verdammten Arabischklausur!”, verteidigte sich der Fäulniskönig. „Wie lange wollt ihr uns das noch vorhalten?! Abgesehen davon heißt das nicht, dass wir sowas wichtiges rumerzählen.”
 

„Wer war es dann?”
 

„Was weiß ich! Alastor mag uns nicht, aber Lilith hasst er noch mehr und er würde ihr Gehenna nie überlassen. Ankou und Amon sind unsere Kindheitsfreunde, der Rest hat keinen Grund und Shax ist zusammen mit Alastor der beste und älteste Freund von Vater. Er kennt uns alle seit unserer Geburt und ist sogar für Vater zum Elternabend in unsere Schule gegangen, wenn er nicht konnte!”
 

Die Exorzisten beschlossen besser nicht nachzufragen, warum es Elternabende in Gehenna gab. Anscheinend hatten sie dort Schulen wie in Assiah? Die Dämonenkönige wollten weiter diskutieren, doch ausgerechnet Samael fuhr dazwischen. „Anschuldigungen bringen uns hier nicht weiter.”
 

Azazel nickte. „Überlegen wir lieber, wie wir weiter machen. Nur weil Lilith Pandemonium eingenommen hat, bedeutet das nicht, dass unsere Gebiete sich ihr automatisch unterwerfen. Sie wird überall auf Widerstand stoßen.”
 

„Sicher?”, schnaubte Iblis. „Die werden eher alle jämmerlich krepieren.”
 

Shura sah sie nacheinander an. „Ihr sitzt wirklich tief in der Tinte, was?” Wütendes Starren war die Antwort, sie seufzte. „Na gut, ihr habt meine Unterstützung.”
 

Sie wirkten überrascht. Shura, du könntest als Verräterin hingerichtet werden.”, fauchte Yukio sie an.
 

Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe nicht vor zu sterben. Und wenn sie verzweifelt genug sind, um zu uns zu kommen, ist es wohl übel.”
 

„Ich mache ebenfalls mit.”‚ verkündete Izumo. Shiemi stimmte zögernd zu, gefolgt von Shima. Bon und Koneko wirkten absolut nicht begeistert, aber wollten ihre Freunde nicht alleine lassen. Yukio hätte die Baal offenbar immer noch gerne erschossen und schwieg. Scheinbar wurde dies als Zustimmung gedeutet.
 

„Super, jetzt können wir ja nur gewinnen.”, kommentierte Astaroth bissig.
 

Ein Teil der angehenden Exorzisten konnte da nur zustimmen. ‚Wenn das mal gut geht.‘


Nachwort zu diesem Kapitel:
Fun Fact: Der Platzhaltername des Kapitels war "Rin geigt Yukio endlich die Meinung". Bin ich die einzige, die auf so seine Szene auch im Anime/Manga hofft? ^^° Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yuna_musume_satan
2019-02-05T00:23:12+00:00 05.02.2019 01:23
Nein bist du nicht und ich wünschte mir auch das deine story auch in den anime übernommen wird. Die story ist der reine Wahnsinn freue mich schon riesig aufs nächste kapitel
Antwort von:  Himikko
05.02.2019 19:18
Das freut mich sehr, aber es wird wohl leider nicht so kommen. XD Allerdings könnte ich mir gut vorstellen, dass Rin irgendwann wirklich genug hat und Yukio mal die Meinung geigt.
Ich versuche es so schnell wie möglich fertig zu bekommen. :)


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