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Kurai Kage

von

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Blitze zuckten über den nächtlichen Himmel und ließen den kleinen Körper in seinen Armen, immer wieder aufs Neue zusammenzucken. Das Schluchzen wurde immer lauter, welches er versuchte mit beruhigenden Worten und dem Streicheln über den Kopf des anderen, zum Ersterben zu bringen.

„Ta-chan. Ich hab Angst. Es war nicht...“ Ein weiterer Donner ließ das Persönchen ängstlich zusammenfahren und sich fester an ihn pressen. „Schon gut.“ Zu mehr war er selbst im Moment nicht mehr im Stande, denn nicht allzu weit entfernt drangen bereits wütende Schreie, welche die Laute des Unwetters bei weitem übertönten, zu ihnen herüber.

Kurz darauf machten schnelle, energische Schritte vor ihnen Halt und nach einem kurzen „Wie konntest du nur!“, spürte er schon wie seine Wange zu brennen begann.
 

Langsam öffnete sich ein braunes Augenpaar und blinzelte ein paar Mal, um wieder eine klare Sicht zu erlangen und allmählich erkannte er auch die Umgebung wieder. Er war in seinem Laden und lag auf dem Sofa.

„Taka! Taka! Alles okay? Mensch, jag uns nie wieder so einen Schrecken ein. Hast du verstanden?“ Vor ihm tauchte ein besorgtes, ihm nur allzu bekanntes Gesicht auf. „Y-Yutaka...“, war das Einzige, was er aus seiner trockenen kratzigen Kehle heraus pressen konnte, während er von diesem auch schon einen Kuss auf die Wange gedrückt bekam. Bei dem rügenden Ton des Dunkelhaarigen, sowie dem immer noch besorgten Gesichtsausdruck Kazuki‘s, konnte er ein Lächeln nicht mehr unterdrücken und schloss kurz noch einmal zufrieden die Augen. «Danke, dass ich euch hab... Aber wo ist...?»

Wie aufs Stichwort spürte er in der selben Sekunde, wie er leicht hoch gehievt und an einen anderen Körper gezogen wurde. Wieder stieg ihm der herbe Geruch in die Nase und ein zufriedenes und wohliges Seufzen verließ seine Lippen, während er sich fester an die starke Brust schmiegte und seine Arme um Akira schlang.

Wortlos hielt dieser ihn fest, bis Takanori langsam die Augen öffnete, sich etwas streckte und seinem Freund einen Kuss auf die Lippen hauchte. „Dein Nasenband ist verrutscht, Schatz.“, zog er den Größeren, welcher sich wortlos leicht von ihm löste, um das besagte Accessoires wieder zu richten, auf.

„Also was ist jetzt eigentlich passiert? Yutaka und ich sind sofort hergekommen, nachdem Kazuki uns angerufen hat.“, drang die tiefe Stimme Akira‘s zu ihm durch.

„Gute Frage. Da war dieses hübsche Päckchen und als Taka es aufgemacht und hinein gesehen hatte, wirkte er wie unter Schock, bis er kurz darauf einfach umgekippt ist.“, erinnerte sich sein Mitarbeiter stirnrunzelnd.

Währenddessen wurde Kazuki von seinem Freund Yutaka liebevoll in den Arm genommen, welcher sich eine Vermutung nicht verkneifen konnte. „War da denn irgendwas Schlimmes drin, das dich erschreckt hat?“

Der Kleinere begann zu grübeln. „Ich weiß nicht, mir wurde plötzlich schwindelig und mein Körper hat angefangen zu zittern.“

„Okay, das ist krass. Aber sag mal, was war denn nun eigentlich in dem Päckchen? Oder willst du nicht darüber reden?“, musste Kazuki nun doch nachhaken. Zur Antwort schüttelte Takanori nur den Kopf. „Darf ich es sehen?“, kam es nun mit ruhiger angenehmer Stimme von seinem Freund, woraufhin er nur mit den Schultern zuckte und Akira damit dazu veranlasste, sich von ihm zu lösen, um das vermeintliche Präsent genauer zu inspizieren.
 


 

Vorsichtig wurde der Deckel hochgehoben und beiseite gelegt, als auch schon interessierte Augen in das Päckchen lugten und nach einigen Minuten Bedenkzeit resignierend wieder geschlossen wurden.

Was sollte das bedeuten? Wieso sagte ihm der Inhalt gar nichts? Akira kannte den Kleineren doch fast sein ganzes Leben! Kannte die Wahrheit hinter dem wirklichen Takanori, weshalb dieser zu diesem Menschen geworden ist, der er heute war und ebenso wusste der Nasenband-Träger über viele unschöne Details aus seiner Vergangenheit bescheid. Dinge die sein Freund verdrängt hatte, also warum zum Teufel klingelte es bei ihm gerade nicht? Verheimlichte sein Freund ihm vielleicht etwas? Kannte er in doch nicht so gut, wie er eigentlich immer geglaubt hatte?

Nachdenklich und etwas gekränkt drehte Akira sich wieder zu dem anderen um und schwieg vorerst.
 

„Und? Was sagst du dazu?“ Takanori schien tatsächlich ein Statement von ihm zu erwarten, was dem blonden Mann mit dem Nasenband gerade gar nicht passte und er somit bei seinen nächsten Worten nur desinteressiert mit den Schultern zuckte. „Ein Foto, ein Stein und roter Nagellack.“, mehr fiel ihm dazu nun wirklich nicht ein, was sein Partner nur mit einer eindeutigen Geste quittierte: Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.

„Ohne Worte...“, und mit dieser Aussage verließ Takanori genervt sein Geschäft.
 

Zurück blieben nur Takanori´s Freunde und ein, über die Reaktion seines Partners sichtlich geschockter Akira, welcher die Neugier der beiden anderen förmlich spüren konnte.

„Sag mal. Da sind wirklich nur die drei Dinge drin? Klingt ja eigentlich ziemlich uninteressant. Ist auf dem Foto wenigstens etwas Heißes drauf?“, bei dem letzteren Gedanken fingen Kazuki‘s Augen leicht an zu leuchten, was ihm von Yutaka einen unsanften Knuff in die Rippen einbrachte.

„Guck halt selbst.“, und mit diesen Worten gab der Blonde das Päckchen seines Freundes nun zum allgemeinen Begutachten frei.

Sofort stürzten sich die zwei Neugierigen auf das besagte Objekt. „Kazu, schließt ab wenn ihr geht. Ich suche mal meine kleine Diva.“

Und mit diesen Worten überließ Akira die Jungs sich selbst.
 


 

***********
 


 

Gefrustet nippte Takanori an seinem Glas Rotwein und schmollte vor sich hin. Es wollte ihm einfach nicht in den Kopf gehen, weshalb Akira alles so runter spielten musste. Fast so, als wäre das völlig egal und er hätte ein völligs Rad ab.

Der Kleinere konnte es sich ja selbst nicht erklären, warum ihm der Inhalt so den Boden unter den Füßen weggezogen hatte und verstand im Moment auch nicht die Bedeutung hinter dem Ganzen, aber es musste sich um etwas aus seiner Vergangenheit handeln. Etwas, was er bislang gekonnt verdrängt hatte und somit vermutlich besser niemals wieder ans Tageslicht kommen sollte. Also wollte er tatsächlich die Büchse der Pandora öffnen und der Bedeutung hinter den Objekten auf die Spur kommen? Irgendwie machte es ihm Angst und er wollte das Ganze viel lieber verdrängen, was einem Menschen wie ihm, der immer alles bis in das kleinste Detail zerdachte, extrem schwer fallen würde.

Die Bilder aus seinem Traum, welchen er hatte nachdem er die drei Utensilien sah, schossen ihm wieder ins Gedächtnis. Jedoch sagten sie ihm rein gar nichts, was in ihm gemischte Gefühle hervorrief. Einerseits ärgerte es ihn, nichts zu verstehen und andererseits wollte er es auch gar nicht.
 

Takanori war natürlich klar, dass sein Freund manche Dinge aus seiner Vergangenheit nicht so genau kannte, erinnerte er sich doch selbst an einige Ereignisse aus früheren Tagen nur schemenhaft bis gar nicht. Aber wenn er schon auf Grund dieses Präsents so zusammenbrach, sollte Akira doch den Ernst der Lage verstehen und sich zumindest um ihn sorgen! Oder war das zu viel verlangt? War ihm womöglich sein Wohlergehen mittlerweile egal? War ihre Beziehung vielleicht durch all die Steine, welche ihnen in der Vergangenheit immer wieder in den Weg gelegt worden waren, wirklich schon so kaputt? Womöglich war Akira auch einfach nur ein Holzkopf, der mal wieder gar nicht verstand, wie sehr ihn seine desinteressierte Reaktion verletzt hatte? Was wenn...?

„Bist du dir sicher, dass du nichts essen willst? Ich kann dir was leckeres zaubern!“, angewidert verzog der Kleine das Gesicht und wetterte wild drauf los. „Sag mal, willst du mich killen? Reicht es dir nicht, deine Gäste zu vergiften?“

Ein paar Sekunden später, spürte er jedoch schon wie ihn das schlechte Gewissen beschlich. „Es tut mir leid. Ich weiß, du hast das nur lieb gemeint, Yuu.“ Der traurige, zu Boden gesenkte Blick des anderen hob sich schlagartig und das Gesicht wurde sofort wieder von einem kleinen wehmütigen Lächeln geziert. „Schon gut, Taka. Du hast wahrscheinlich einfach nur mega Stress. Ich meine, einen eigenen Laden zu haben ist nicht so einfach wie es sich anhört. Und ich weiß wovon ich rede. `Survival´ läuft zwar sehr gut, aber ich war seit zwei Jahren nicht mehr im Urlaub und dieser ständige Druck killt mich. Immer muss alles passen! Ich darf nichts vergessen, muss ständig auf die Haltbarkeit und Lagerung bei jedem einzelnen Lebensmittel achten, die Termine koordinieren, meine Mitarbeiter einteilen und so weiter. Ich sags dir. Irgendwann dreh ich noch völlig durch!“ «Die Zutaten sind nicht abgelaufen? Schmeckt aber so...»

„Nein, `Shady Catharsis´ läuft super und seit Kazuki mit von der Partie ist und mir die kleineren Aufgaben abgenommen hat, kann ich mich voll und ganz auf meine Designs konzentrieren. Ich hab mich schon lange nicht mehr so erfüllt gefühlt, was meine Kreativität betrifft.“ „Das Freut mich zu hören, denn ich wollte dich bitten für meinen Laden einzigartige Dienstuniformen zu entwerfen.“ , Yuu wusste einfach immer womit er ihn ablenken konnte.

Vergessen waren das Päckchen, seine Sorgen, die Gedanken daran, ob etwas mit seiner Beziehung nicht stimmte und seine fehlenden Erinnerungen.

Jetzt war er völlig in seinem Element und fing sofort an, seine Ideen zu skizzieren und diese mit dem Restaurantbesitzer zu besprechen, weshalb er auch nicht bemerkte, dass jemand vor dem Laden stand und ihn beobachtete.
 

Als er einige Zeit später aus dem Restaurant trat, bemerkte er, dass es bereits dunkel geworden war. «Scheiße! Ich hab wohl völlig die Zeit vergessen! Aki macht sich sicher schon Sorgen!»

Bei diesem Gedanken beschleunigte er seinen Schritt und stieg auch kurze Zeit später in die Bahn. Nachdem er einen Platz gefunden hatte, kramte er in seiner Tasche nach seinem Handy. Als er die Anzeige auf dem Display sah, weiteten sich jedoch sofort die braunen Augen in Schock.

Null Anrufe in Abwesenheit.

Akira hatte nicht einmal versucht ihn zu erreichen. Also stand es doch schlecht um ihre Beziehung?

Je mehr er über alles nachdachte, desto klarer wurde es ihm. Eigentlich war er gar nicht sauer auf seinen Freund. Sondern lediglich auf sich selbst. Er war so schwach und ein emotionales Wrack mit extremen Hang zur Dramatik. Akira musste immer für sich selbst, ihn und sie beide als Paar stark sein. Er war immer seine Stütze und trug all die Last alleine. Und als ob das nicht schon schlimm genug war, lief der Designer auch noch vor der eigenen Vergangenheit davon und ließ seine ständigen Launen an seinem gutmütigen Partner aus.

Bestes Beispiel dafür war die heutige Situation. Wenn selbst er die Bedeutung des Päckcheninhalts nicht verstand, wie zum Teufel sollte es dann jemand anderes, besonders sein Freund, der in solchen Dingen nicht gerade eine Leuchte war, können? Wieso pflaumte er Akira, der für das alles am wenigsten was konnte, an? «Typisch. Toll gemacht, Takanori. Ich bin so ein Hornochse. Kein Wunder, wenn Aki-shi irgendwann die Schnauze voll von mir hat und in die Arme eines anderen flüchtet!»

Bei diesen Gedanken erfüllten den jungen Mann Traurigkeit und Verzweiflung, während er weiterhin das Telefon hypnotisierend musterte, in der Hoffnung, dem ollen Ding so doch noch, zumindest eine kurze Nachricht seines Freundes, entlocken zu können. Jedoch blieb es weiterhin stumm.

Gefrustet wollte er das elektronische Gerät wieder in seiner Tasche verstauen, um bei der nächsten Haltestelle auszusteigen, als es plötzlich klingelte. Euphorie überflutete ihn und er nahm sofort ab, während er aus dem Abteil stieg. „Hey Schatz. Es tut mir so leid. Ich war ein absoluter Vollidiot! Ich mache es wieder gut! Was hältst du von einem erotischen Mitternachts-Picknick auf unserer Dachterra-?“

Er hielt plötzlich inne, als er am anderen Ende seltsame Geräusche vernahm. Es klang wie ein hektisches Schnaufen, gefolgt von einem seltsamen monotonen Tropfen. Eine verzerrte, unheimliche, ihm unbekannte Stimme war kurz zu hören „...Taaakaaa...“

„A-Akira?“ Die blanke Panik erfüllte ihn mit einem Mal und mit zitternden Händen entfernte er das Handy von seinem Ohr. Er hoffte auf dem Handy den Namen von Kazuki zu lesen, denn dem Scherzkeks würde er es durchaus zutrauen, ihm solch einen makabren Streich zu spielen. Jedoch blieb diese Hoffnung ebenfalls vergebens.

«Unbekannte Nummer»

Nun stand er da. Zitternd, voller Panik und Sorge um seinen Freund und sich selbst. Versuchte irgendwie das ungute Gefühl zu verdrängen, welches ihn von innen heraus zu erfassen versuchte.

Alles passierte gerade genau hier. Hier, an der Haltestelle, an welcher er schon so oft ausgestiegen war und voller Vorfreude, kurz darauf wieder bei seinem Schatz sein zu können, die letzten zehn Minuten bis nach Hause angetreten hatte.

Heute jedoch war alles anders. Heute wirkte der Ort kalt, dunkel und fremd.

Wie unter Trance setzte er seinen Körper in Bewegung, ging die Stufen nach unten, auf welchen er den ersten Kuss seines allerbesten Freundes bekommen hatte und ihre Liebe seinen Lauf nahm.
 

Die Sonne stand bereits tief am Himmel, gewillt sich für diesen Tag endgültig zu verabschieden. Akira hatte ihn den Abend zuvor erwischt, wie er Miyavi geküsst hatte und das stand den ganzen darauffolgenden Tag zwischen ihnen. Takanori verstand damals das Problem des Blonden nicht. War doch eigentlich Akira es, nach dem sein Herz schrie! Jedoch hatte er schon lange seine Hoffnungen aufgegeben, da der Größere seit er ihn kannte nur Frauen gedatet hatte, was zu seinem Glück selten vorkam.

Er selbst wetterte wie immer, wegen dem Verhalten des anderen herum und mache seinem Spitznamen `Rumpelstilzchen´, welchen er von Kazuki bekommen hatte, alle Ehre.

Sein Gegenüber hatte ihn nur ausdruckslos angestarrt, bis es ihm wohl zu bunt wurde und er einfach wortlos die Treppen nach oben stiefelte. „Du dummer Idiot! Glaubst du für mich ist es toll, dich mit Frauen zu sehen? Denkst du mir gefällt das? Meinst du tatsächlich, dass es mich kalt lässt wenn du neben mir im Bett liegst, ich jedoch weiß, dass du niemals Mein sein wirst? Glaubst du tatsächlich, dass...?“ Weiter kam er damals nicht, denn schon hatte der Nasenband-Träger kehrt gemacht und seine Lippen verlangend auf die seinen gepresst.


 

Dies war ihr gemeinsamer Anfang. Für sie war es der Beginn von etwas ganz Großem. Ein neues Leben. Für Takanori selbst, stellte es einfach alles dar. Die Beziehung zu Akira war seine Katharsis. Und auch drei Jahre später waren sie noch so verliebt wie damals.

Zumindest galt dies für Takanori...
 

Die Tränen sammelten sich, bei dieser schönen Erinnerung und den wehmütigen Gedanken, in seinen Augen, ließen ihn nur noch schemenhaft seine Umgebung wahrnehmen und zugleich halfen sie ihm, wieder die Kontrolle über seinen Körper zu gewinnen. Sein Schritt wurde schneller und kurz darauf wechselte er in einen Sprint. Zu groß war die Angst um seinen Freund, dessen Nummer er mittlerweile zum dritten Mal angewählt hatte und wieder nur in die Mobilbox kam.

Was war da bloß los? War bei Akira alles in Ordnung? «Kami-sama! Bitte lass es ihm gut gehen!»

Die Panik ließ ihn immer schneller werden und so schaffte er es binnen fünf Minuten bei dem Hochhaus, welches ihre gemeinsame Wohnung beherbergte, anzukommen.

«Bitte sei zu Hause, Aki! Bitte! Ich flehe dich an lieber Gott! Auch wenn ich nicht an dich glaube, aber bitte lass es Akira gut gehen...»

Und mit diesen Gedanken hechtete er in den Fahrstuhl und sprintete wenig später den Weg zu ihrem Apartment im obersten Stock entlang.



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