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Tora's (Big) Bang Theory

von

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Kapitel 11

 

„Manchmal verstehe ich, wieso die ganze Welt uns für verrück hält.“

„Wieso?“, fragte mich Reita, ohne den Blick von seinem Fernseher abzuwenden.

„Wegen so bekloppter Gameshows wie dieser! Ich hab keine Ahnung, was da passiert, und ich bin Japaner!“ Demonstrativ deutete ich auf den Bildschirm, wo gerade ein erwachsener Mann in lila Hasenkostüm Purzelbäume schlug. Weshalb auch immer.

Reita lachte bei meiner Bemerkung nur und nahm das Bier entgegen, das ich ihm aus der Küche mitgebracht hatte. Ich runzelte die Stirn. Irgendetwas war anders seitdem ich mich vor ein paar Minuten von der Couch erhoben hatte.

 

„Du sitzt auf meinem Platz“, schlussfolgerte ich empört.

Der Blonde sah mich skeptisch an: „Du weißt schon, dass wir in meiner Wohnung sind?“

„Na und?!“

„Das bedeutet, dass alles hier mir gehört. Ergo ist jeder Platz hier MEIN Platz.“

„Ich sitze aber immer da“, gab ich grummelnd von mir.

„Du kannst dafür in deiner Wohnung sitzen, wo du sitzen willst.“ Damit wandte sich Reita wieder der Show zu. Das alles wäre nur halb so frustrierend gewesen, wenn er dabei kein arrogantes Grinsen im Gesicht gehabt hätte. Wir wussten beide, dass seine Aussage eine Lüge war. Der Blonde war ein sturer Bock, der sich in meiner Wohnung aufführte, als gehöre sie ihm. Eingeschlossen meinen Lebensmitteln und meiner Kleidung – und mir, was ein flatteriges Gefühl in mir auslöste.

Trotzdem wollte ich ihm das heute nicht durchgehen lassen.

 

Ohne ein weiteres Wort setzte ich mich auf meinen Platz auf der Couch und ignorierte Reitas Beschwerden.

„Haha, sehr witzig Tora“, der Blonde wandte sich unter mir, aber ich ließ mich nicht wegstoßen, was mir eine weitere Beschwerde einbrachte. „Aua! Nimm deine knochige Schulter aus meinem Gesicht!“

Ich seufzte: „Meckerbacke“. Gespielt genervt drückte ich den Blonden unter mir in eine Liegepostition aufs Sofa und drehte mich bis wir Brust auf Brust aufeinanderlagen„Meckerbacke ist kein echtes Wort“, lachte Reita und nahm seine Arme zur Seite, so dass ich ohne Probleme meinen Kopf auf seinen Brustkorb ablegen konnte. Wir rutschten noch ein wenig hin und her, aber schließlich fanden wir beide eine gemütliche Position.

 

Ich starrte auf den Fernseher und versuchte mir die Situation nicht zu Kopf steigen zu lassen. Eine Situation, die ich selber zu verantworten hatte und die mal wieder sehr stark an unserem Sex-Arrangement rüttelte. Denn diese Intimität war weder Sex, noch Vorspiel. Das war kuscheln. Furchtbar kitschiges und triefend romantisches Paar-Kuscheln.

Und das war eine dumme Idee.

 

Ohne mit der Wimper zu zucken, machte Reita ein leichtes Hohlkreuz, als ich versuchte meine Arme um seine Taille zu schlingen.

 

Eine dumme, dumme Idee.

 

Ich schmiegte mich noch enger an ihn und drückte meine Nase auf sein Schlüsselbein.

 

Eine furchtbar dumme und furchtbar gemütliche Idee.

 

Der Blonde seufzte unter mir und ich spürte, wie er sanft meine Haare küsste.

 

Mir wären in dem Moment noch weitere furchtbar dumme Ideen eingefallen, auf die ich nicht sehr stolz bin, als plötzlich die Wohnungstür aufgeschlossen wurde.

 

 

Die folgenden Geräusche waren ein „Fuck“ von Reita und ein „Au!“ von mir, als ich unliebsam auf den Fußboden katapultiert wurde.

 

„Rei? Bist du da?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, stapfte schon der Gazette-Sänger ins Wohnzimmer. „Oh! Hey, Tora.“

„Hi, Ruki.“

Einen Moment herrschte Stille bis der Sänger wieder das Wort ergriff: „Was machst du auf dem Boden.“

„Ich hab ihn vom Sofa getreten“, meldete sich Reita zu Wort, der etwas überfordert aussah.

„Ich werde euch beide nie verstehen“, murmelte Ruki und setzte sich neben Reita aufs Sofa.

 

Tatsächlich hatten die beiden Gazette-Member eine sehr andere Freundschaft als Reita und ich. Reita war in der Gegenwart des Sängers immer ruhiger und sanfter. Ich hatte nie hinterfragt, dass ich mir den Titel des „besten Freundes“ mit Ruki teilen musste. Schließlich war ich der beste Freund, wenn es um die spaßigen Dinge ging wie Games und Saufen und … Sex.

 

Was ich in diesem Moment allerding hinterfragte war, wieso Ruki einen Schlüssel zu Reitas Wohnung besaß und diesen auch so freimütig benutzte. Ja, ich hatte auch einen Schlüssel. Aber nur, weil ich nach langem Überlegen und tausend fiktiven Szenarien den Ersatzschlüssel zu meiner Wohnung auf meine Flurkommode gelegt hatte. Einen Tag später war das besagte Objekt verschwunden und tauchte an Reitas Schlüsselbund wieder auf. Bei meinem nächsten Besuch in Reitas Wohnung legte dieser wortlos seinen eigenen Ersatzschlüssel auf den Couchtisch. Ich steckte den Schlüssel ein und versuchte für die nächste Stunde ein Lächeln zu unterdrücken.

 

Ich konnte mir auch vorstellen, wie die Schlüsselübergabe mit Ruki abgelaufen war. Vermutlich war sie während eines Gesprächs mit echten Worten passiert. Darauf konnten Reita und ich verzichten. Wer brauchte schon eine Beziehung, in der man offen miteinander redete …

 

„Du hast vergessen, dass ich komme, oder?“, fragte Ruki in unser Schweigen.

„Sorry“, murmelte Reita kleinlaut.

„Nein, ist schon ok. Wir sehen uns halt in letzte Zeit nicht mehr so oft und ich… vergiss es. Wie gesagt. Alles gut! Ich wollte euch ja auch nicht stören. Ich kann auch mal wann anders …“

„Unsinn! Ich geh jetzt und dann darfst du mal wieder babysitten. Der Idiot ging mir sowieso auf die Nerven“, unterbrach ich die Stotterei des Sängers, die selbst mir fast das Herz brach. Scheinbar litt die Freundschaft der beiden Gazette-Member darunter, dass Reita und ich in den letzten Wochen so viel Zeit miteinander verbracht hatten.

Mit einem Winken verabschiedete ich mich von den beiden und verließ sofort die Wohnung.

 

 

Erst als ich mich auf dem Heimweg befand, ließ ich die letzten paar Minuten Revue passieren:

Rukis traurigen Blick und Reitas kleinlaute Entschuldigung.

Das Gefühl, das fünfte Rad während eines emotionalen Gesprächs zu sein.

Der dankbare Blick, den mir beide zugeworfen hatten, als ich mich verzog.

Die Tatsache, dass Ruki einen Wohnungsschlüssel hatte und statt mir jetzt neben Reita auf der Couch saß.

 

Und mir wurde fast schlecht, als ich mir selbst ernsthaft die Frage stellte: Waren Reita und ich eigentlich exklusiv?

 

 

~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~

 

Über die nächsten Tage versuchte ich die Frage aus meinem Kopf zu verdrängen, aber es ging nicht. Am schlimmsten war es, wenn Reita bei mir war.

Ich konnte ihn nicht mehr berühren, ohne mir vorzustellen, dass ich nicht der einzige war. Bei jedem Stöhnen rechnete ich damit, dass es nicht mein Name sein würde, der über seine Lippen fiel.

 

Mir war natürlich klar, dass der Bassist und ich eigentlich zu viel Zeit miteinander verbrachten, als dass er nebenher noch mit Ruki schlafen konnte.

Aber vielleicht ging ihr Arrangement schon seit vielen Jahren?

Vielleicht war ich gerade nur eine nette Ablenkung, die man aber auch schnell wieder loswerden konnte. Und die beiden schoben ab und an eine Nummer während den Probepausen.

 

Diese Unsicherheit ging so weit, dass ich sogar erleichtert war, als Reita für ein paar Konzerte Tokio verlassen musste. Er würde in drei Wochen zurück sein, doch das gab mir genügend Zeit, mich wieder zu fangen. Dachte ich zumindest.

Denn jetzt kam zu den quälenden Fragen noch eine schreckliche Langeweile hinzu, die von Tag zu Tag schlimmer wurde. Die Reita-freie Zeit gab mir nur noch mehr Gelegenheiten nachzudenken. Es war schrecklich.

 

 

Ich hätte mich darüber gerne mit jemandem unterhalten. Mit jemandem, der mir empathisch zuhören und mir dann eine weise Handlungsempfehlung aussprechen würde.

Leider hatte ich aber nur Saga.

 

„Was soll das heißen, Reita schläft mit anderen Kerlen?! Du meintest zu mir, ihr seid exklusiv!“

„Ich habe nie gesagt, dass Reita NICHT mit anderen schläft. Ich habe nur gesagt, dass er nicht mit dir schlafen will.“

Saga verschränkte gekränkt die Arme vor der Brust.

„Außerdem“, fuhr ich fort, „sage ich auch nicht, dass Reita mit anderen schläft. Ich vermute es… vielleicht … irgendwie.“

„Vielleicht irgendwie?“, fragte der Bassist skeptisch und ließ seinen Kopf theatralisch auf die Rückenlehne meiner Couch fallen. „Der Junge schläft mit keinem anderen. Der ist viel zu verrückt nach dir, um Augen für andere zu haben.“

Ich wusste, dass ich widersprechen sollte, aber die Worte waren Balsam für meine Seele.

 

„Du glaubst also nicht, dass zwischen Reita und Ruki etwas läuft?“, versuchte ich mich zu versichern und bekam leider eine unerwartete Reaktion.

„Oh. Es geht um Ruki? Da versteh ich deine Zweifel…“

„Saga!!“

„Was willst du denn von mir hören? Die kennen sich seit einer Ewigkeit und es gibt so viele Gerüchte über die beiden. Und zwar nicht nur unter den Fans.“

Stöhnend vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen. „Na ganz toll. Das Traumpaar der Szene. Da hab ich ja nie eine Chance“, maulte ich.

 

Stille.

 

„Eine Chance auf was?“

Ich sah zwischen meinen Fingern hindurch Saga an. Was meinte er?

„Ernsthaft Tora. Wegen welcher scheinbar verpassten Chance quälst du dich so? Du sagst immer, dass Reita und du nur Freunde seid, die Gelegenheitssex haben. Was würde ein anderer Kerl daran ändern?“

 

Wieso stellte Saga so dumme Fragen?

Ein anderer Kerl würde alles ändern! Was wäre, wenn Reita lieber Zeit mit ihm verbrachte als mit mir? Wenn er Reita mehr zum Lachen brachte? Wenn er Reita leichter aus dem Konzept brachte?

Ich wollte nicht, dass jemand anderes Reita gelegentlich von seinem hohen Ross warf.

Oder ihn so federleicht hinterm Ohr kraulte, dass er kichern musste.

Oder mit ihm über unaufgeräumte Socken stritt.

Ich wollte meine Chance nicht verpasst haben.

Meine Chance auf …

 

Oh, verdammt scheiße …

 

Meine Chance auf UNS. Auf ein WIR.

 

Fuck.

Fuck. Fuck. Fuck.

 

Fuck.

 

In diesem Moment waren alle Mauern eingerissen. Ich konnte es nicht mehr leugnen. Ich liebte Reita und ich wollte eine Beziehung mit ihm und …

 

„Fuck“, flüsterte ich und sah Saga verzweifelt an.

Der Bassist saß nur noch auf der Kante meiner Couch und hatte sich mir so weit entgegengebeugt, als könnte seine Konzentration alleine eine Epiphanie in meinem Dickschädel heraufbeschwören.

Vielleicht hatte er das auch tatsächlich geschafft.

 

„Oh Gott, du hast es endlich eingesehen!“, jubelte Saga auf. „Ich dachte schon, ich müsste dich in eine Einrichtung stecken lassen, aufgrund von mangelnder emotionaler Intelligenz. Das kann schlimme Ausmaße annehmen. Am Ende tötest du deine Mutter und lebst mit ihrer Leiche in einem verlassenen Motel.“

„Hey! Ich bin doch kein Psychopath! Ich bin nur …“

„Nein!“, unterbrach mich Saga aufgebracht! „Sag es nicht zu mir!“

„Was soll ich nicht sagen?“

„Dass du Reita liebst! Mach dein erstes Liebesgeständnis nicht mir sondern ihm!“

„Das wollte ich gar nicht sagen! Ich wollte …“

„Nein, nein. Die Worte sind nicht für mich bestimmt!“ Sage steckte sich seine Finger in die Ohren und begann zu summen. Ich starrte ihn sprachlos an. Und er dachte wirklich, ICH gehörte in eine Anstalt?!

 

Ich sah bei dem Trauerspiel noch ein paar Sekunden zu und warf dann ein Kissen nach dem Bassisten, welches dieser auffing. Wenigstens hatte ich jetzt wieder seine Aufmerksamkeit.

„Und was hast du jetzt vor?“

„Ich weiß nicht“, antwortete ich wahrheitsgemäß. Vielleicht war ich mir jetzt über meine Gefühle im Klaren … aber der Ausgang meiner Lage blieb für mich undurchschaubar.

 

Schließlich hatte ich keine Ahnung, was Reita fühlte. Sollte ich mit ihm reden? Hatte er etwas mit Ruki? Und selbst wenn nicht, wie standen meine Chancen, dass er eine Beziehung mit mir wollte? Wenn das der Fall wäre, hätte er ja schon längst etwas sagen können. Außer er war genauso begriffsstutzig wie ich.

Ich sah Saga verzweifelt an, der daraufhin nur seufzte, als müsse er einem Grundschüler zum 100. Mal das Alphabet erklären.

 

„Was würde dir denn dabei helfen, den nächsten Schritt zu entscheiden?“

Ich ignorierte seine Pädagogenstimme und nahm mir die Frage zu Herzen.

Der Einzige, der mir jetzt helfen konnte, war Reita selbst. Alle Überlegungen, die ich anstellte, blieben nichts weiter als Hypothesen, solange ich Reita nicht gegenüberstand. Ob ich ihm direkt mein Herz ausschütten konnte, war natürlich ein anderes Thema. Aber ein Treffen würde mir sicher dabei helfen, meine Gedanken und Gefühle zu ordnen.

 

Also zog ich mein Handy aus meiner Hosentasche.

„Was machst du?“, wollte Saga direkt wissen.

„Ich gucke, wo Gazette ihr nächstes Konzert haben… Hah! Chiba! Das ist gerade mal eine Stunde von hier. Perfekt!“

„Du fährst jetzt zu ihm und gestehst deine unendliche Liebe? Wie romantisch!“

„Dir ist schon klar, dass du der einzige bist, der die ganze Zeit von Liebesgeständnissen redet?! Ich will mich einfach nur mit Reita unterhalten und vielleicht ein paar Dinge klarstellen. Das ist alles.“

„Natürlich… Dinge klarstellen. Zum Beispiel ob ihr im Sommer oder im Winter heiraten wollt.“

„Kein normaler Mensch heiratet im Winter… Ich meine, NEIN. Darüber will ich nicht mit ihm reden. Und jetzt verschwinde. Ich muss meine Sachen packen.“

 

Saga stand schulterzuckend auf und war dabei mein Wohnzimmer zu verlassen, als er sich noch einmal zu mir umdrehte: „Ich hoffe für euch beide, dass alles gut läuft. Du verdienst es.“

Ich lächelte den Bassisten ehrlich an. „Danke Saga. Du bist ein guter Freund.“

„Das ist nett, aber heb dir das sentimentale Gelaber lieber für deinen Verlobten auf.“

Ich warf erneut mit einem Kissen, was ihn aber nur zum Lachen brachte, während er meine Wohnung verließ.

 

 

~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~

 

Die Fahrt nach Chiba schaffte ich in Rekordzeit. Auch die Vorbereitungen hatten nur einige Minuten gedauert, da ich einfach nur meine Tasche geschnappt und Wechselkleidung reingeschmissen hatte. Ich wusste ja auch gar nicht, ob ich übernachten würde.

Eigentlich wusste ich gar nicht, was mich erwarten würde.

 

Im Rückblick vermisse ich das Gefühl.

 

Ich parkte eine Straße vom Hotel entfernt und lief die letzten Meter. Die Unterkunft zu finden, war nicht schwer. Schließlich hatte uns das Management auch schon oft genug dort einquartiert. Ein größeres Problem würde es sein, das richtige Zimmer herauszubekommen. Natürlich hätte ich Reita anrufen können, aber ich fühlte mich noch nicht bereit, ihn direkt zu sprechen, deshalb …

 

„Tora?“

Ich bleib wie angewurzelt stehen, als ich die Stimme hinter mir hörte.

Das war doch so klar gewesen …

„Rei, heyyy. Was für ein Zufall!“, lachte ich gekünstelt. Der Bassist sah mich verwundert an.

„Was machst du denn hier?“ fragte der Blonde argwöhnisch. Autsch. Nicht die Reaktion, die ich erhofft hatte.

Scheinbar sah Reita mir das auch an, denn er setzte hastig nach: „Nicht, dass ich mich nicht freuen würde, dich zu sehen! Ich musste vorhin an dich denken. Also, nicht weil ich dich vermisst hätte. Einfach so halt.“

„Klar, einfach so halt“, antwortete ich grinsend.

Der Blonde schenkte mir sein bestes Leck-mich-am-Arsch-Grinsen. „Und was machst du jetzt genau in Chiba?“

„Ich… war Freunde besuchen.“

„Du hast Freunde in Chiba?“

„Jap.“

„Damit ich das richtig verstehe: Du besuchst zufälligerweise deine Freunde an dem Tag in Chiba, an dem ich auch in der Stadt bin und läufst ganz zufällig an dem Hotel vorbei, in dem unser Management all seine Bands immer unterbringt?“

Okay. Ertappt. An meiner Ausrede hätte ich vielleicht etwas besser arbeiten können.

„Wie wär‘s, wenn wir das peinliche Gespräch einfach vergessen und ich dich zum Essen einlade“, schlug ich vor, woraufhin der Bassist lachend einwilligte.

 

 

Wir gingen in eine kleine Nudelbar in der Nähe. Es war alles wie immer. Wir unterhielten uns, machten uns über Gott und die Welt lustig – und am meisten über einander.

Nachdem wir beide unser Essen sowie zwei Bier hatten, bezahlte ich wie versprochen unsere Rechnung und konnte nicht anders als denken, dass sich alles so richtig anfühlte. Genau so würde es sein, wenn Reita und ich ein Paar wären.

 

Es wäre alles wie immer nur irgendwie besser und wir wären beide wie immer, nur irgendwie glücklicher.

 

Als wir das Restaurant verließen, war es bereits dunkel geworden. Ich stellte mir vor, wie perfekt es wäre nach Reitas Hand zu greifen und ihn an mich zu ziehen.

Ein sanftes Lächeln,

ein flüchtiger Kuss,

eine Liebeserklärung.

 

Der Bassist sah mich an, als würde er meine Gedanken lesen können. Ich sah ein angedeutetes Nicken. Eine Ermutigung und dann …

 

… brach meine Traumwelt zusammen.

 

 

BANG

 

 

„Du willst mich doch verarschen!“, hörte ich eine Stimme brüllen und Reita wurde auf einmal ganz blass.

„Oh fuck“, flüsterte er und sah mit großen Augen Ruki an, der auf uns zugestapft kam.

„Wir waren vor einer Stunde verabredet“, fauchte der Sänger.

„Es tut mir so leid. Ich hab’s komplett vergessen und …“, setzte der Bassist an, aber wurde sofort abgeschnitten.

„Natürlich hast du es vergessen! MICH vergessen. Das passiert dir in den letzten Monaten ständig. Und das immer wegen ihm!“

Ruki zeigte jetzt auf mich. Er sah nicht mehr wütend aus, sondern verzweifelt. Als hätte man ihm sein Herz gebrochen. Fuck.

 

„Ernsthaft. Jetzt bin ich dir nicht mal mehr für unsere Tour gut genug? Dann muss Tora sogar aus Tokio anfahren, damit du deinen Spaß haben kannst?!“

 

Ich sah benommen auf den Boden. Ich fühlte mich billig. Als sei ich Reitas Geliebter und wir seien auf frischer Tat ertappt worden. Wobei „Geliebter“ übertrieben war. Nur eine ungezwungene Gelegenheits-Nummer, die gerade eine Beziehung zerstört hatte.

 

„Ich wünsche euch beiden jedenfalls noch viel Spaß. Ich mach das nicht mehr mit.“

Mit diesen Worten drehte sich Ruki um und verschwand.

Ein paar Sekunden war Stille.

Ich hoffte darauf, dass Reita das Wort ergriff und mir sagte, dass alles nur ein schreckliches Missverständnis sei und wir die letzten paar Minuten vergessen konnten.

 

„Ruki, warte!“

 

Reita rannte los.

Ich sah ihm nach.

Er drehte sich nicht um.

 

Okay.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!
Ich möchte mich ganz herzlich für eure lieben Kommentare bedanken ^_^
Nach den sehr fluffigen Kapiteln davor, war das jetzt sicher etwas ... dramatischer. Ich hoffe trotzdem, dass ihr nächsten Sonntag noch das letzte Kapitel lesen werdet. Keine Sorge, es werden nicht nur 2.000 Wörter voll mit Toras Selbstmitleid sein (... aber... ein bisschen schon ... es ist schließlich Tora ;)). Trotzdem, ich bin mit ihm noch nicht ganz fertig!

Und lasst mich wissen, wie ihr die Entwicklungen in diesem Kapitel fandet! Ich bin sehr gespannt!
LG und schönen Wochenstart
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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Goesha
2018-06-11T22:13:46+00:00 12.06.2018 00:13
Doch durchgezogen und... *schnief*
Anfangs dachte ich noch aww, sie kuscheln und "klauen" sich noch gegenseitig den Schlüssel. Als Ruki aufgekreuzt war, war ich froh, das nichts eskalierte. Und bei dem Gespräch mit Saga hab ich mich noch so gefreut, dass Tora es nun einsieht und dann zu Reite fährt.
Dann wirklich BANG, alles fällt in Scherben. Der arme Tora, ich wollte ihn am liebsten knuddeln und trösten. Reita hingegen verdient einen Arschtritt! >_<
Von:  poyochan
2018-06-11T10:45:29+00:00 11.06.2018 12:45
Oh nein!
Er tut mir so leid. Das ist so eine beschissene Situation..so unangenehm. Besonders für Tora und Ruki :(
(Muss leider gestehen, so gerne ich Tora hab, leide ich gerade ein bischen mehr mit Ruki XD)
Ich bin wirklich..erschüttert.
Aber die FF gefällt mir wirklich! Ich mag deinen Stil total gerne.
Freue mich schon darauf wie es weitergeht.
Antwort von:  korai-chan
11.06.2018 21:35
Vielen Dank fürs Feedback!!
Ja, das hat auch beim Schreiben geschmerzt T__T
Aber das letzte Kapitel schaffen wir auch nch zusammen ;)
LG
korai
Von:  Kyo_aka_Ne-chan
2018-06-11T06:51:35+00:00 11.06.2018 08:51
Neiheiheiheiiiiiin Q____Q Das kannst du doch nicht machen *schnell zu Tora renn und ihn mit Taschentüchern versorg* Ok, ich hatte Ruki nicht auf dem Schirm... auch nicht, dass da scheinbar was zwischen den beiden läuft. Oh Gott, Tora... ich hab sein Herz splittern gehört *heul* xD
Also das Gespräch zwischen Saga und Tora fand ich richtig gut gemacht, ich hab so gelacht. Außerdem hab ich gehofft, dass Reita endlich einknickt und es vllt zu einem Kuss kommt und danach der Knall... aber nein, du hast mich kalt erwischt xD Ich bin echt gespannt, wie du weitermachst *hibbel* Oh Gott, ich bin jetzt schon nervlich am Ende x_X xD
Echt eine der besten FF´s, die ich bisher lesen durfte, du bist zur Zeit eine meiner persönlichen Helden xD Weiter soooo <3 ...
Tora bis nächsten Sonntag trösten geh* xD
Antwort von:  korai-chan
11.06.2018 21:33
Ich hab dein Kommentar heute auf der Arbeit gelesen und das ist sooo lieb von dir!! Made my day ^__^
Um etwas aufzugreifen, was du mal etwas früher geschrieben hast: Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, vielleicht noch einen One-Shot aus Reitas Sicht zu schreiben, aber bisher hat mich die Muse noch nicht geküsst. Mal abwarten ^^"
Aber vielleicht bringt das letzte Kapitel noch eine etwas andere Sicht der Dinge? Vielleicht... ûu
LG
korai
Antwort von:  Kyo_aka_Ne-chan
11.06.2018 21:48
Du hast mir auch den Tag verschönert, ich war total happy, als ich die ENS hatte, dass ein neues Kappi raus ist *.* Da ist dieser Kommi das Mindeste, was ich tun kann *-*
Das wäre klasse, wenn das klappen würde *-* Ich hoffe, deine Muse ist da ein bisschen entgegenkommend xD

LG
Kyo
Von: abgemeldet
2018-06-11T05:28:06+00:00 11.06.2018 07:28
Jetzt ist Polen offen o.0; ich kann mir keine beschissenere Situation vorstellen.
Es stimmt schon, dass das Kapitel dramatischer ist als die vorherigen, aber ich habe insgeheim schon damit gerechnet. Da es ja zum Unhappy End kommen wird, musste die Handlung ja mal negatives Tempo aufnehmen.
Allerdings hätte ich nicht erwartet, dass du das Problem mit einer dritten Person, hier Ruki, 'lösen' würdest. Ich hätte eher gedacht, das Ganze endet mit der Erkenntnis der Beiden und einer Anwendung seitens Reita. Aber mit Ruki hat er noch einen weiteren Grund, der alles verkompliziert...
Da bin ich ja mal gespannt auf das letzte Kapitel. Du bist noch nicht fertig mit Tora... Dann mach das Beste aus ihm! ;)
Antwort von:  korai-chan
11.06.2018 21:13
Da ich der Story allein durch den Erzählstil schon viel vom Überraschungsmoment genommen hatte, wollte ich wenigstens den Grund für diese Entwicklung so lange es geht nicht nennen. Ich hoffe sehr, das ist gelungen, ohne zu konstruiert zu wirken >_<
Hehe, schön gesagt. Mal gucken, was ich aus dem armen Jungen noch rausholen kann ;)
Vielen lieben Dank für dein Feedback - und dass du auch das Nachwort gelesen hast ^_^
LG
korai
Antwort von: abgemeldet
11.06.2018 23:04
Nun ja, wegen der Konstruiertheit... Ich kann deinen Standpunkt nachvollziehen, was es das Verschweigen bis zuletzt angeht. Aber dadurch war ich dann doch relativ überfahren... Im ersten Leseeindruck wollte das Eine nicht so Recht aufs Andere passen - beispielsweise durch die getauschten Schlüssel auch von Reita und Ruki. Es kam wie gesagt, zumindest für mich, Recht überraschend, denn irgendwie hatte ich Ruki echt nicht auf dem Schirm...
Das soll aber keine zu harsche Kritik sein, das tut der Story echt keinen Abbruch ;) es bin bloß im ersten Moment gestolpert, aber klar musste da ja noch irgendwo die Unebenheit lauern o.O


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