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Tora's (Big) Bang Theory

von

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Kapitel 3
 

Manche Veränderungen könnten einen mit dem Zaunpfahl erschlagen und man würde sie nicht merken. Man müsste doch meinen, dass man große Veränderungen im Leben mitbekommen würde, oder? Wenn etwas Großes zum ersten Mal geschah, rechnete man doch damit, dass daraus auch etwas folgen würde.

Actio = reactio, wie man in der Physik so schön sagt.
 

Ich kannte natürlich die Gesetze der Natur und ich wusste auch, dass die Tatsache, dass ich mit meinem besten Freund geschlafen hatte, eine Veränderung mit sich bringen würde. Ich war auf eine Veränderung gefasst.

Doch es kam nichts.
 

Ich hatte an dem Abend des großen „Bangs“ noch mein Bett frisch bezogen, mein Oberteil gewechselt und bin friedlich eingeschlafen. Am nächsten Tag war ich aufgestanden, hatte geduscht und bin zum PSC-Gebäude gefahren.
 

Ich fühlte mich wie immer. Vielleicht etwas besser gelaunt. Aber eigentlich wie immer.

Ich begrüßte meine Bandmitglieder und unseren Manager, ich setzte mich zu ihnen an einen Tisch und wir besprachen unser nächstes Album.

Und ich fühlte mich ganz normal.

Saga hatte mich etwas skeptisch von der Seite beäugt und mich einmal gefragt, warum ich denn so gute Laune hätte, doch Saga spürte Stimmungsschwankungen anderer Menschen aus 100 Meter Entfernung.
 

Also war, außer meiner etwas zu guten Laune, alles normal.

In der Pause ging ich in die Küche. Der einzige Raum in der PSC, in dem man rauchen konnte. Summend schaltete ich die Kaffeemaschine an, setzte mich an den Tisch und fischte meine Zigaretten aus der Tasche.
 

Ich nahm genüsslich den ersten Zug, als ein mir allzu bekannter Blondschopf in die Küche stiefelte. Schmunzelnd sah ich dabei zu, wie Reita sehr vorsichtig und bedächtig auf den Tisch zulief. Anscheinend hatte unser kleines Experiment vom letzten Tag Spuren hinterlassen. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen schmerzvolle Spuren.
 

„Und? Haben die anderen was bemerkt?“, fragte ich ihn ganz direkt. Wir hatten schließlich am Tag davor miteinander geschlafen. Da konnte ich mir die höflichen Begrüßungsfloskeln auch ruhig sparen.

„Wieso sollten sie“, kam es entnervt zurück. Ich zog eine Augenbraue hoch.

„Hast du etwa keine Schmerzen?“, hakte ich nach.

„Du glaubst doch nicht tatsächlich, dass du mir Schmerzen zufügen kannst!“
 

„Na wenn das so ist. Willst du dich nicht zu mir setzten?“, fragte ich gespielt unschuldig. Reita schenkte mir einen seiner Todesblicke, doch ich hielt ihm stand. Immer noch schmunzelnd sah ich ihm dabei zu, wie er sich einen Stuhl heranzog und sich ganz langsam darauf setzte. Sein Gesicht verzog sich kein Stück, doch ich kaufte ihm die Nummer nicht ab. Ganze zwei Minuten hielt er es sitzend aus, bevor er plötzlich wieder aufsprang.
 

„Ich steh lieber“, antwortete er schnell und ließ ein erleichtertes Seufzen vernehmen.

Ich weiß, dass Schadenfreude keine schöne Eigenschaft ist und trotzdem konnte ich ein Lachen nicht unterdrücken.
 

„Ach Rei, es muss dir doch nicht peinlich sein, dass ich dich gestern so hart rangenommen hab, dass dir heute der Hintern brennt.“

„Halt die Klappe!“, zischte mein bester Freund bloß und schaute sich um, ob mich jemand gehört hatte.

Wenn das mit uns rausgekommen wäre, hätte das meinen Ruf ziemlich aufpoliert. Reitas Image dagegen, wäre am Arsch gewesen.
 

Mir dessen völlig bewusst, sprach ich unbeirrt weiter.

„Und es muss dir auch nicht peinlich sein, dass es dir so viel Vergnügen bereitet hat.“

Der Blonde blickte mich herausfordernd an.

„Und willst du etwa sagen, dass du gestern Abend nicht auch deinen Spaß gehabt hast?“

Ich zuckte mit den Schultern.

„Es war ganz nett.“
 

Reita gehört zu der Sorte Menschen, die genau weiß, wie gut sie im Bett ist.

Er weiß, dass Sex mit ihm nicht ‚nett‘ ist.

Es ist atemberaubend. Unglaublich.

Es kann dich in den Wahnsinn treiben und noch viel weiter.

Aber es ist garantiert nicht ‚nett‘.
 

Das ist auch der Grund, weshalb er mir in diesem Moment sein triumphalstes Lächeln präsentierte. Er wusste genau, dass ich log. Er wusste, dass es viel besser war, als nett und ich wusste es natürlich auch.

Vielleicht war es sogar der beste Sex, den ich je in meinem Leben gehabt hatte.

Aber das würde ich ihm sicher nicht ins Gesicht sagen.

Bei seinem riesen Ego, ging er wahrscheinlich eh schon davon aus.
 

„Nett also…“, meinte der Blonde immer noch überheblich grinsend. „Das heißt also, wenn ich dich fragen würde, ob wir unser kleines Abenteuer von gestern hier und jetzt noch einmal wiederholen, würdest du ‚nein‘ sagen?“

Ich schluckte. Das Gespräch verlief überhaupt nicht so, wie ich es gerne gehabt hätte. Wie schaffte es der Typ eigentlich immer, mich so schnell aus dem Konzept zu bringen?
 

„Du verarschst mich.“ Meine Stimme klang um einiges unsicherer, als ich es gerne gehabt hätte. Und natürlich bekam Reita das sofort mit.

„Das ist keine Antwort auf meine Frage, Tora“, flötete er mir zu.

Verführerischer, als ich es ihm zugetraut hätte, bewegte er sich auf mich zu und stellte sich hinter meinen Stuhl. Ich tat ihm nicht den Gefallen, mich nach ihm umzudrehen. Stur starrte ich geradeaus. Versuchte zu verdrängen, was er mir gerade angeboten hatte.
 

Plötzlich spürte ich seinen heißen Atem auf meinen Hals. Ein Schauer durchfuhr meine Knochen, als er begann, mir rau zuzuflüstern.

„Ich hab den Schlüssel zu Miyavis altem Raum. Seitdem der Gute die PSC verlassen hat, steht das Zimmer leer. Vielleicht sollten wir daran was ändern?“

Ich hörte noch, wie Reita einen Schlüssel aus seiner Hose zog und damit klimperte und schon setzte mein Verstand aus.
 

Blitzschnell war ich aufgesprungen und schon halb aus der Küche, als ich Reita hinter mir gehässig lachen hörte.

Ich atmete einmal tief durch.

Verarscht.
 

Langsam drehte ich mich meinem besten Freund zu, der sich vor Lachen den Bauch hielt.

Ein demütigender Moment. Nicht nur wegen Reita. Ich schämte mich in diesem Moment vor mir selbst.

Ich hatte mich nie als schwanzgesteuert eingeschätzt. Und ich hatte schon gar nicht damit gerechnet, dass Reita das in mir auslösen konnte!
 

Dieser lachte immer noch.

„Ich hätte nie gedacht, dass ein paar verführerische Worte und das Geklimper eines Schlüssels dich so geil machen!“ Wie um meine Demütigung noch schlimmer zu machen, hob er den Schlüssel hoch. Es war sein Autoschlüssel.
 

Wenigstens waren seine Schmerzen so schlimm gewesen, dass er nicht mit dem Motorrad zur Arbeit hatte kommen können. Ein kleiner Trost für mich.
 

Reita hatte sich inzwischen beruhigt und kam schmunzelnd auf mich zu.

„Mit der Aktion hast du mir echt den Tag versüßt.“

Er klopfte mir noch einmal freundschaftlich auf die Schulter, was ich allerdings gar nicht lustig fand. Sonst war ich nach so einem Gespräch mit Reita nur furchtbar angepisst.

Dieses Mal war ich auch noch sexuell frustriert!
 

„Leck mich!“, zischte ich ihm entgegen, woraufhin er wieder begann zu lachen.

„Das hättest du wohl gerne“, meinte er noch belustigt und verschwand auch schon aus der Küche.
 

Ich rauchte noch drei weitere Zigaretten und ging dann, immer noch stinksauer, zurück zum Meeting. An Sagas wachsamen Blick konnte ich erkennen, dass mein Stimmungswechsel für meine Bandmitglieder nur allzu deutlich war, doch keiner verlor ein Wort darüber. Auch wollte niemand von ihnen wissen, wo der Kaffe war, den ich eigentlich hatte holen wollen. Stattdessen ließen sie mich in Ruhe. Sie wussten alle ganz genau, dass ich mich bald wieder abregen würde. Sie wussten, dass meine Wut genau so schnell wieder verpuffte, wie sie auch entstanden war.

Und Reita wusste es auch.
 


 

Deshalb fand ich mich auch keine fünf Stunden später mit Reita in unserer Lieblingskneipe wieder, wo wir ganz gemütlich ein paar Bier tranken. Der „Streit“ war schon längst vergessen.

Im Übrigen war das auch das letzte Mal gewesen, dass einer von uns beiden unsere gemeinsame Nacht erwähnt hatte. Und eigentlich hatte ich auch geglaubt, dass das Thema damit erledigt wäre.
 

Es ist nicht so, dass wir die Tatsache, dass wir Sex miteinander gehabt hatten, ignorierten oder verdrängten. Aber es war jetzt einfach Vergangenheit. Und bald würde es zu einer dieser Geschichten werden, die man immer wieder ausgrub, wenn man über alte Zeiten plauderte.
 

„Weißt du noch, als wir Sagas und Uruhas Outfits verstauscht haben und keiner es bemerkt hat?“

„Weißt du noch, als wir stockbesoffen durch Harajuku gelaufen sind und behauptet haben, wir seinen Cosplayer?“

„Weißt du noch, als wir miteinander Sex hatten?“
 

Die Sache war abgehakt und wurde als schöne Erinnerung zu den Akten gelegt. Und unser Leben ging ganz normal weiter.
 

Natürlich gab es Momente, die mich an die Nacht erinnerten.

Immer, wenn Rei kurz die Augen schloss und aufseufzte, lief mir ein Schauer über den Rücken. Oft reichte es schon, dass es sich die Haarsträhnen, die ihn einzeln ins Gesicht fielen zur Seite strich und ich sah wieder diese Bilder vor mir.

Sah, wie er sich verlangend unter mir räkelte.
 

Wenigstens wusste ich, dass Reita auch ab und zu an unseren Sex dachte. Es gab Momente, in denen wir uns kurz in die Augen schauten und in denen ich genau wusste, dass wir denselben Gedanken hatten.
 

Allerdings waren diese Momente nicht wirklich unangenehm. Wir warteten einfach bis sie vorbeigingen und kehrten in die Normalität zurück.

Wie schon gesagt: Ich hatte schließlich mit einer Veränderung gerechnet. Nur eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass diese Veränderung so klein ausfallen würde.

Außer dieser Momente war schließlich alles wie sonst. Das war eigentlich gar keine echte reactio auf unsere actio.

Anscheinend galten die normalen Naturgesetzte für mich und Reita nicht.
 

Mann, lag ich damals falsch.
 

~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~
 

Es war ungefähr drei Wochen her, dass ich mit meinem besten Freund geschlafen hatte und – ich weiß, dass ich mich wiederhole – alles war ganz normal. Im Fernsehen lief nur langweiliges Zeug und ich überlegte mir, ob ich noch eine Runde Play Station zocken sollte, bevor ich ins Bett ging, als es an der Tür klingelte.
 

„Ja?“, rief ich in meine Sprechanlage und wartete auf eine Antwort.

„Reita.“ Ohne weiter nachzufragen drückte ich den grünen Knopf und öffnete die Tür zu meiner Wohnung. Ich wusste, wie sehr Rei Freisprechanlagen hasste, also war ich über die knappe Antwort auch nicht sehr erstaunt gewesen.
 

Erstaunter war ich eher darüber, dass er mich noch besuchen kam. Eigentlich hatten er und der Rest seiner Band heute zusammen ausgehen wollen. Und wenn Gazette zusammen unterwegs waren, war Reita selten vor 6 Uhr morgens zu Hause.
 

Ich ging in die Küche, um Reita ein Bier zu holen, als ich hörte, wie meine Wohnungstür laut zugeknallt wurde.

„Verdammt, willst du, dass meine Nachbarn sich schon wieder beschweren?“, rief ich ihm zur Begrüßung entgegen.

„Mit der alten Schnalle nehm ich‘s schon auf.“

Ich grinste. „Und was ist mit ihren drei Söhnen?“ Ich hörte, wie der Blonde irgendetwas vor sich hin murmelte. Immer ein klares Zeichen dafür, dass ich Recht hatte und er nicht.
 

„Wolltet ihr heute Abend nicht etwas unternehmen?“, fragte ich, während ich zurück in mein Wohnzimmer ging.

Reita war gerade dabei, sich aus seiner Jacke zu schälen und sie achtlos in irgendeine Ecke zu schmeißen.

„Haben wir ja auch.“ Ich runzelte die Stirn.

„Und ihr seid schon fertig? Es ist noch nicht einmal Mitternacht!“

„Tja, vielleicht habe ich mich so nach dir gesehnt, dass ich schon früher gegangen bin.“ Der Sarkasmus in seiner Stimme war nicht zu überhören.

„Ach, ich bin gerührt!“ Ich sah meinen besten Freund grinsend an.
 

Seine Haare waren zu einem perfekten Iro nach oben gestylt.

Er war ganz leicht geschminkt. Zu wenig, als das es wirklich auffiel, aber genug, um seine dunklen Augen noch mehr zur Geltung zu bringen.

Er trug ein anliegendes weißes Shirt und eine Hose, die seinen Hintern ziemlich gut betonte. (Wir standen uns gegenüber und ich konnte von meinem Standpunkt aus seinen Hintern natürlich nicht sehen, aber ich kenne diese Hose und habe ein fotografisches Gedächtnis, wenn es um Reitas Rückseite geht.)
 

Wahrscheinlich hatte er es in den paar Stunden mal wieder geschafft etliche Köpfe zu verdrehen, ohne sich mit den armen Personen überhaupt unterhalten zu haben.

Es war eben sein typisches Ausgehoutfit.

Trotzdem störte mich irgendetwas an seiner Art.

Ich begann zu grinsen, als es mir dann endlich auffiel.
 

„Du bist ja betrunken!“, lachte ich laut auf. Mein bester Freund zuckte nur mit den Schultern. „Wer ist das nicht?“, stellte er mir leicht lallend die Gegenfrage. Mein Grinsen wurde bei der rhetorischen Frage noch breiter. Reita und Rhetorik. Das passte mal überhaupt nicht zusammen.

„Ich zum Beispiel“, antwortete ich auf die Frage, auf die man ja eigentlich nicht antworten sollte. Ein weiteres Schulterzucken. Der Blonde stand immer noch mitten im meinem Wohnzimmer. Direkt vor der Couch. Trotzdem setzte er sich nicht, was mich etwas verwunderte. Allerdings verwunderte mich die Tatsache, dass er überhaupt hier war, noch mehr. Er war noch nie nach einer Sauforgie bei mir aufgetaucht.

„Was habt ihr getrunken? Schnaps?“

„Tequila.“ Ich nickte verständnisvoll und sah meinen Freund weiterhin belustigt an, wie er einfach in meinem Zimmer rumstand und nichts tat.
 

Wenn ich Reita betrunken sah, dann nur wenn wir zusammen getrunken hatten. Umso seltsamer war sein Anblick für mich im nüchternen Zustand. Mir war zum Beispiel nie aufgefallen, dass Reita lallte. Das klang wirklich niedlich!

Trotzdem klärte das nicht die entscheidende Frage: Was machte er hier?
 

„Ich habe dir ein Bier mitgebracht, aber ich glaube, du hast genug für heute Abend. Willst du vielleicht ein Wasser?“

„Nee.“

Ich stellte das Bier auf meinen Wohnzimmertisch ab.

„Kann ich dir sonst irgendetwas anbieten?“

„Oh ja…“
 

Ich hielt in meiner Bewegung inne.

Seine Stimme hatte einen leicht spielerischen Unterton bekommen. Schon diese kleine Änderung des Tonfalls ließ mich erahnen, was er hier wirklich wollte.

Ich ließ das Bier los, welches ich immer noch umklammert hielt, und richtete meinen Blick wieder auf meinem Gegenüber.
 

Reita grinste mich verschmitzt an. Seine Augen funkelten mal wieder gefährlich, so wie sie es immer taten, wenn er etwas Dummes anstellen wollte. Und dieses Mal konnte ich mir auch ziemlich gut vorstellen, was er vorhatte. Und mit wem er es vorhatte!
 

„Was willst du hier, Reita?“, fragte ich ihn unsicher, was den Blonden nur dazu brachte mich weiterhin wissend anzulächeln.

„Ich geb dir mal einen Tipp.“ Schon hatte mein bester Freund sich sein weißes Shirt über den Kopf gezogen und es achtlos in eine Ecke geschmissen. Diese Aktion hatte allerdings seine Frisur halb zerstört, weshalb er sich die einzelnen Haarsträhnen wieder auf genau dieselbe Art aus dem Gesicht strich, die mir immer einen Schauer bereiteten – und es auch an diesem Abend taten. Langsam kam er auf mich zu. Stellte sich genau vor mich. Sah mir in die Augen.

Gierig.

Willig.

Verlangend.

… Aber auch betrunken.
 

„Wir können das nicht.“ Ich versuchte, standhaft zu klingen, aber das schien Reita von seinem Vorhaben nicht abzuhalten. Er kam mir noch einen Schritt näher. Mein Blick glitt über seinen Oberkörper. Über den glatten Bauch. Über die fast nur angedeuteten Muskeln, die ich allzu gerne mit meinen Fingern nachgefahren hätte.
 

„Das hast du letztes Mal auch schon gesagt.“

Er nahm meine Hand und legte sie sich auf die Brust. Im Gegensatz zu seinen Fingern, die noch von der Nachtluft gekühlt waren, war sein Oberkörper furchtbar warm. Schien mich fast verbrennen zu wollen. Ich spürte sein Herz schlagen.

Aber aus der Nähe roch ich auch seinen Atem.

„Letztes Mal warst du aber nicht betrunken“, gab ich zu bedenken. Reitas Brustkorb vibrierte unter meinen Fingern, als er schallend auflachte.
 

„Hast du etwa Angst davor, dass du mich ausnutzt?“ Ich konnte seine Reaktion verstehen. Es war lächerlich. Reita war niemand, der sich ausnutzen ließ. Auch nicht mit noch so viel Alkohol im Blut. Er konnte ganz gut selbst entscheiden.

Meine Finger fuhren sachte seinen Oberkörper entlang.

Nicht zärtlich. Eher neugierig. Forschend.

Es war eigenartig Reita so zu berühren. Ihn nur zu berühren, der Berührung wegen und aus keinem anderen Grund.

Zischend zog ich die Luft in meine Kehle, als sich Reitas eiskalte Finger unter mein Shirt schlichen und anfingen, sich an meinem Oberkörper aufzuwärmen. Langsam schob er mein Oberteil hoch und ich ließ es zu, dass er mich davon befreite. Die kalten Finger strichen vereinzelt über meine nackte Haut. Sie glitten runter und dann wieder hoch, nur um das Spiel dann zu wiederholen. Immer wagten sie sich ein Stück weiter, bis sie endlich an meinem Hosenbund angekommen waren.
 

Mein ganzer Körper sehnte sich danach, dass er weitermachte, doch mein Verstand wusste es besser.

Schweren Herzens umfasste ich das Handgelenk meines besten Freundes, um ihn vor weiteren Dummheiten abzuhalten.
 

Jeder Mensch hat seine moralischen Grenzen. Und wenn man diese nicht einhält, kann das zur Folge haben, dass man jegliche Selbstachtung verliert und sie so schnell auch nicht zurück bekommt.

Ich hatte wenig moralische Grenzen – was man wohl auch schon daran erkennen kann, dass mein bester Freund es geschafft hatte, mich zum Sex zu überreden.

Trotzdem. Mit einem Menschen zu schlafen, der betrunken ist, ging selbst für meine Verhältnisse zu weit. Vor allem wenn es sich dabei noch um meinen besten Freund handelte.

An diesem Abend stand also nicht nur meine Selbstachtung, sondern auch eine Freundschaft auf dem Spiel.

Und ich wollte beides sehr gerne behalten.
 

Also festigte ich meinen Griff um Reitas Handgelenk noch etwas.

In solchen Momenten sollte Gott auf die Erde herunterschweben und einen höchstpersönlich auf die Schulter klopfen. Ich war dabei alles richtig zu machen, und nichts konnte mich von meinem gewählten Pfad abbringen. Dachte ich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Goesha
2018-06-05T21:50:58+00:00 05.06.2018 23:50
Ich liebe es, wie sich die beiden nichts schenken und sich gegenseitig auch mal in die Pfanne hauen!
Aber erstaunlich, wie gefasst sie die Sache nehmen. Ich hätte jetzt mit einer viel größeren Veränderung gerechnet. ^^
Von:  Kyo_aka_Ne-chan
2018-05-29T08:59:47+00:00 29.05.2018 10:59
Oh Gott, oh Gott... Reita... was tust du Tora an xD Also diese Finte war schon mies, da hätte ich ihn am liebsten übers Knie gelegt xD Aber das er dann der ist, der bei Tora ankommt und Sex will, das finde ich schon wieder lustig xD
Ich kann mich eigentlich gleich  yamimaru anschließen, sie fasst das eigentlich schon gut zusammen, was ich auch sagen wollte :) Ich bin so gespannt, wie es weitergeht und ob Reitas Fassade wohl bald bröckeln wird.

Liebe Grüße
Kyo
Von:  yamimaru
2018-04-16T09:13:55+00:00 16.04.2018 11:13
Hallo zum Zweiten, ^^

uh, jetzt hatte ich schon fast mit dem großen Knall (haha) gerechnet. Also dass die beiden sich wegen der Nacht doch noch in die Haare bekommen und bin beinahe so überrascht wie Tora, dass sich kaum etwas zwischen ihnen verändert hat. Das gefällt mir sehr gut. ^^
Genau wie die Szene in der Küche. Tora kann aber auch ein Arsch sein, umso schöner, dass er es letzten Endes ist, der das Nachsehen hat. Tja, das kommt davon, lieber Tora, wenn man nicht mit dem Gehirn denkt. Naturgesetz und so. XDDD
Und dann steht der angetrunkene Herr Bassist einfach in Toras Wohnung und macht solche unmoralischen Angebote. Da verstehe ich durchaus, dass Tora erst mal Probleme damit hat, diese nicht anzunehmen *g*
Umso löblicher sind seine Prinzipien, denen er auch treu bleiben will, nur befürchte ich, dass er dies nicht lange durchhalten wird. U_U
So generell mal gesprochen gefällt mir die Charakterisierung der beiden total, besonders weil ich mehr und mehr das Gefühl bekomme, dass Reita nur halb so tough und kontrolliert ist, wie Tora denkt und wie er auch jeden um sich herum denken lassen will. ;)
Ich bin echt gespannt wie es weitergehen wird und freue mich schon auf das nächste Kapitel. ^^

Alles liebe
yamimaru


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