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Scatter and Howl

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

Es hat ein wenig gedauert, aber ich bin zurück mit einem neuen Knast-Abenteuer von Byakuya! :D

Und auch bei mir tut sich viel. Mittlerweile bin ich in der Mitte der 32. Schwangerschaftswoche. Also noch knapp 7 1/2 Wochen, wenn die Kleine tatsächlich den Geburtstermin halten möchte. Die meisten Geburten sind aber 14 Tage vor oder nach dem Termin. Da die Kleine auch eine gute Woche in der Entwicklung voraus ist, könnte es auch früher losgehen. Wir werden sehen, wie viel Eile die Kleine am Ende entwickelt. Ich hoffe auf jeden Fall, dass ich euch noch das ein oder andere Kapitelchen davor präsentieren kann. Immerhin ist es dann ein wenig ungewiss, wie schnell ich wieder zum Schreiben komme. Es kann also auch sein, dass ich dann erst einmal in einen unregelmäßigen Rhythmus und dann im Wechsel mit meiner anderen Geschichte übergehe. Zumindest bis sich alles soweit eingependelt hat. Ich schreibe ja immerhin gerne und es ist ein toller Ausgleich zu den vielen Dingen, die ich sonst immer mache bzw. gemacht habe.

So, genug von der Zukunft gesprochen ^^ Es ist Zeit für Neues von Byakuya und Renji :)

Viel Spaß beim Lesen!
LG
yezz Komplett anzeigen

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Division in the Ranks

Im Madennest wurde es niemals vollständig dunkel. Vielleicht war das so, weil sie so tief im Untergrund waren und die Dunkelheit ansonsten absolut sein würde. Also schien immer eine Art künstliches Licht in Byakuyas Augenwinkeln zu flackern. Er brachte, dank dem Kissen auf seinem Kopf, einen unruhigen Schlaf zustande. Jedes unbekannte Geräusch weckte ihn – und da waren viele seltsame Laute in der Mitte der Nacht. Kratzen, Stöhnen und sogar das deutliche Schniefen beim Weinen.
 

Byakuya hatte das Gefühl, dass er gerade erst weggedöst war, als die Hupe zum Frühstück erklang.
 

Tens Füße waren fast lautlos, als er auf den glatten Steinboden neben Byakuyas Bett landete. „Frühstück wird kein Spaß werden“, sagte Ten. „Aber wir können es uns nicht leisten, es zu verpassen, Kommandant.“
 

An irgendeinem Punkt hatte Ten entschieden, dass ‚Kommandant‘ die einzige Bezeichnung war, die Byakuya benötigte. Byakuya hatte entschieden, dass es gut genug passte und zumindest eine Besserung zu den verschiedenen Varianten von ‚hübscher Junge‘ war, die sonst seine potentiellen Spitznamen werden könnten.
 

Byakuya stand auf und folgte Ten zur Zellentür, welche sich beim Klang des Alarms automatisch geöffnet hatte.
 

„Frühstück ist die einzige Mahlzeit, die die meisten Leute hier bekommen“, erklärte Ten, als sie den Gang mit den Zellen entlang gingen. Er ging neben Byakuya her, seine Stimme war leise. „Es ist widerlich. Grau in Grau, so sehr grau. Ich denke immer, dass ich mich dran gewöhnen werde, aber das tue ich nicht.“
 

Andere Insassen bewegten sich in einer Art lose Warteschlange neben ihnen. Ein großer Mithäftling, Byakuya erkannte ihn an dem Veilchen, den er ihm am rechten Auge verpasst hatte, nickte respektvoll. Danach machte er einen großen Bogen um Byakuya und Ten.
 

Ten hatte diesen Austausch beobachtet und lehnte sich zu Byakuya. „Nützlich. Werde jetzt nur nicht nachlässig. Vertrau mir, sie planen eine Revanche.“
 

„Verstanden“ sagte Byakuya. Während des gestrigen Kampfes hatte Byakuya gelernt, dass auch wenn Shunpo fast so wie immer für ihn funktionierte, Kidō nahezu nutzlos war. Er hatte es fast geschafft, eine Barriere hervorzubringen, doch sie war so schwach und wackelig gewesen wie alles, was Renji hätte aufbringen können.
 

Renji.
 

Die andere Sache, die Byakuya letzte Nacht wachgehalten hatte, waren seine Gedanken an ihre kurze Interaktion gestern gewesen. Rückblickend sah es so aus, als hätte Renji vielleicht einen Grund gesucht, ihn zu sehen. Sonst war es sehr unüblich für Renji, so ein Aufheben für etwas zu machen, das so ultimativ und unnötig war. Immerhin hatte Renji gewünscht, das Budget umlegen zu können, um Byakuyas Situation zu ändern, obwohl er bereits die Autorität hatte, dies zu tun – wie er so unhöflich bemerkt hatte.
 

Und obwohl Byakuya weiterhin erwartete, dass Renji seine Drohung wahr machte, war soweit noch nichts Derartiges gekommen.
 

Renji hatte gewirkt, als sei er – wütend? ... abgeschreckt? … geschockt über seine Haare gewesen? – Genug, dass es Byakuya überraschte, dass sein Wunsch, es so zu belassen, gewährt worden war.
 

Sie kamen zu etwas, das offensichtlich die Kantine war und doch seltsamerweise aussah, als sei sie hastig zusammengestellt worden. Vielleicht war sie das, dachte Byakuya. Vielleicht war dieser Raum normalerweise der Aufenthaltsraum. Lange Tische standen an der einen Wand, dort war etwas aufgetürmt, was wie Styropor-Schalen aussah. Byakuya beobachtete die Insassen, wie sie sich eine Schale holten und sich anstellten, um etwas suppiges aus einer großen Schüssel zu holen. Aus der Entfernung roch es nach dreckigem Spülwasser.
 

Der Geruch wurde nicht besser, als sie näherkamen.
 

Byakuya blickte auf die lauwarme Schlabber, die in seine Schale gekippt wurde und dachte, dass er etwas Reis entdeckt hatte. Es war undefinierbar, doch es traf auf Tens Beschreibung zu: Grau, Grau in Grau Grau.
 

Es gab keine Löffel. Offensichtlich wurde von allen erwartet, dass sie einfach die Schüssel nutzten, um den Schlabber-Brei zu trinken. Genau das war es, was die meisten Leute ohne Zögern taten und das auch ohne sich damit aufzuhalten, einen Sitzplatz zu suchen. Sie tranken einfach ihr Frühstück, als sie zum Ende der langen Tischreihe gingen und warfen dort ihre leere Schale in den Mülleimer.
 

Byakuya wusste, dass er das Gleiche tun musste, doch der Geruch machte es schwierig, die Schale überhaupt in die Nähe seiner Nase zu bringen. Die Akademie hatte ihm beigebracht, dass man keine Show abzog, indem man sich die Nase zuhielt. Das führte zu Hohn und Verachtung. Er war nah am Mülleimer. Also schluckte er so schnell er konnte, so viel herunter, wie er konnte.
 

Und übergab sich prompt.
 

Zum Glück war er nahe genug am Mülleimer, dass er nur in diese Richtung zielen musste.
 

Da waren natürlich raues Gelächter, Applaus und einige Rufe wie „Verdammt richtig, das ist widerwärtiger Scheiß!“ von einigen Insassen zu hören. Bald schon fragten sich einige, ob sie Byakuya jemals zuvor gesehen hatten. Das Gelächter änderte sich in Flüstern von „Jemand Neues“ und dann Ausrufe von „Frischfleisch!“.
 

Byakuya währenddessen würgte mit völligem Fehlen von Würde über dem Mülleimer. Ein losgelöster Teil seines Verstands war plötzlich sehr dankbar für seine kurzen Haare. Auch wenn nichts mehr hochzukommen schien, verkrampfte sich sein Magen weiterhin. Endlich realisierte er, dass der Geruch von der Mülltonne ihn in einen Teufelskreis schickte. Also stieß sich Byakuya von dem Eimer ab und entfernte sich schwankend.
 

Er wischte sich seinen Mund ab und betrachtete den Schaden, den er an seinem Shihakushō angerichtet hatte. Dabei entdeckte Byakuya, dass sich Leute um ihn versammelt hatten.
 

Und, dass Ten schon wieder verschwunden war.
 

Er bemerkte auch, dass einige wenige Ausgewählte tatsächlich Uniform trugen, trotz dem, was Soi Fon angedeutet hatte. Er konnte nicht mehr als ein Dutzend von ihnen zählen. Sie standen heraus, denn die meisten trugen, was Ten auch trug: Eine Art einfachen, weißen Gi. Die in Weiß hielten einen gewissen Abstand, blieben gewissenhaft außer Schlagreichweite.
 

Die Menge teilte sich, als ein Mann – dunkelhäutig mit einem kontrastreichen, weißen, geometrischen Tattoo, dass sich wie Schuppen auf einer Seite seines Gesichts überlagerte und seinen Hals hinterging, um dort in seiner Uniform zu verschwinden – aufstand. Er ging auf Byakuya zu. Die Menge verstummte, als er eine einzige Frage stellte: „Deserteur?“
 

„Nein“, sagte Byakuya fest.
 

„Ha!“, kam eine Stimme von hinten, ein kleiner, kräftiger Mann mit grellen blassgrünen Haaren stand auf dem Tisch. Er trug auch die Uniform eines Soldaten der Hofgarden. Mit einem breiten Grinsen verkündete er: „Dann ist es einer von meinen. Verräter!“
 

„Nein.“
 

Der tätowierte Deserteur musterte Byakuya von oben bis unten. „Da sind nicht viele Optionen übrig, Kamerad. Die Hofgarden schicken dich nicht wegen Mord hier runter. Dafür geben sie dir ein Empfehlungsschreiben.“
 

„Bei allen Göttern, spielt es eine Rolle?“, murmelte der Verräter. Er stand immer noch auf dem Tisch, lehnte mit einer Schulter gegen die Wand, seine Arme waren vor der breiten Brust verschränkt. Byakuya dachte, dass er mit seinen grünen Haaren ein wenig wie ein Troll aus einem Märchenbuch aussah. „Aber Adachi hat da Recht. Frühere Offiziere werden ziemlich fair zwischen Feiglingen wie ihm und Anführer wie mir aufgeteilt. Vielleicht bist du dir nicht sicher, in welche Kategorie deine Straftat fällt, Soldat. Sag uns, was es ist und wir helfen dir, es herauszufinden.
 

Byakuya richtete seinen Blick auf den Verräter. „Ich habe kein Interesse, mich mit irgendwem zu verbünden. Ich bekleide immer noch meinen Rang als Kommandant.“
 

Da war ein Moment der Stille.
 

Dann ließ ein großer, schlaksiger Mann in Uniform, dessen Haare fast so lang und glatt waren, wie die von Ukitake, aber so tiefschwarz, wie Ukitakes Haare schneeweiß waren, einen langen Seufzer hinaus. „Dann einer von meinen“, sagte er, seine Stimme war ein sanftes Schnurren. „Verrückt.“
 


 

Es kam selten vor, dass Renji Kopfschmerzen hatte, die nichts mit einem Kater zu tun hatten, doch sein Kopf hämmerte an diesem Morgen. Er beugte sich über seinen Tee in der Kantine, hörte dem Bericht von Nanakos Ausschuss zu und realisierte, dass vielleicht tatsächlich Stress diesen Schmerz ausgelöst hatte. Derartige taktische Entscheidungen zu treffen machten ihn wahnsinnig.
 

Er wollte es wirklich gerne an jemanden abgeben. Bevorzugt Byakuya.
 

„Also, was sollten wir tun, Renji?“, fragte ihn Nanako. „Wie du gestern aufgeführt hast, sitzen unsere Ranglosen quasi auf dem Präsentierteller. Sollen wir sie zurückrufen?“
 

„Ich weiß es nicht“, gab er zu und jagte mit seinen Stäbchen das letzte Stück Seeteufel auf seinem Teller. „Die Sache ist die, dass ich mir Sorgen mache, ob ein Zurückrufen genau das ist, was die Familie auf ein Problem hinweist. Ich meine, wir schicken Höllenschmetterlinge raus und sagen unseren Leuten, dass sie ASAP zurückkommen sollen, schön. Aber die Familien werden protestieren, dass sie ohne Eskorte hängen gelassen worden. Irgendjemand wird herausfinden, was passiert ist, auch wenn wir Stillschweigen bewahren. Dann haben wir im Grunde alles aus der Hand gegeben und sie könnten es immer noch auf unsere Ranglosen abgesehen haben.“
 

„Aber die könnten es rechtzeitig nach Hause schaffen“, Nanako griff über den Tisch und füllte Renjis Tee auf. „Also informieren wir sie nur über die Möglichkeit? Stellen sicher, dass sie auf der Hut sind?“
 

Renji rieb sich die Stirn. „Was dachte dein Ausschuss, ist die beste Idee?“
 

„Wir waren uneinig“, sagte sie. Als ihr die große Reisschüssel für alle am Tisch gereicht wurde, nahm sie sich noch einmal was und schob sie dann über den Tisch zu Renji. Er nahm sich etwas und gab sie auf seiner Seite des Tisches weiter. „Die Person, von der am höchst gestellten Adelsfamilie unter uns denkt, dass es unwahrscheinlich für irgendeine Familie sei, die Möglichkeit zu haben, tatsächlich erfolgreich einen Shinigami zu schnappen. Sie merkte an, dass das der ganze Grund hinter dieser Eskorte sei. Sie sind im Grunde untrainierte Zivilisten.“
 

„Ja, doch typisch für Adlige, sie hat das Gefolge vergessen“, sagte Renji. „Die meisten dieser Familien haben bewaffnete Personenschützer unter ihren Angestellten. Unsere Leute sind viel besser trainiert, doch potentiell können es viele von denen sein. Immerhin sind die Shinigami als Ehrenwache unterwegs, nicht als echte Verteidigung.“
 

Nanako lächelte. „Das ist, was auch der Rest von uns angemerkt hatte. Sie war immer noch ziemlich beleidigt, dass wir die Kuchiki als so kriegslüstern betrachten, doch ich habe sie daran erinnert, dass das die Befürchtung des Kommandanten war. Ich denke, es ist wegen ihrem Hintergrund wichtig zu sehen, dass sie so verärgert war. Es ist eine potentielle Reaktion.“
 

Richtig. Denn egal was sie tun würden, es gäbe eine Nebenwirkung.
 

„Was ich wünschte“, seufzte Renji, „ist, dass es vernünftig wäre, unsere Offiziere mit Rang rauszusenden, um die Neuigkeit persönlich zu übermitteln und jede Situation individuell zu bewältigen.“
 

Nanako, die gerade einen Schluck Tee genommen hatte, hielt mitten im Schlucken inne. Sie setzte die Schale ab und blinzelte ihn an. „Warum können wir das nicht tun? Es gibt nur ein Dutzend Familien oder so. Wenn alle Shunpo nutzen, könnten sie in wenigen Tagen wieder hier sein.“
 

„Würden wir für uns selbst kein Risiko eingehen?“, fragte Renji.
 

„Nur, wenn eine Armee über Nacht auftaucht, was nicht sehr wahrscheinlich ist“, sagte Nanako und sah hoffnungsvoll aus. „Soll ich ein Team aus unseren Schnellsten zusammenstellen?“
 

„Nein“, sagte Renji. „Nicht die Schnellsten. Stelle sicher, dass du unsere Schlausten, Eloquentesten schickst. Ich möchte freie Denker, die Stimmungen lesen können, verstehst du, was ich meine? Niemand der noch mehr Ärger macht, indem er etwas sagt oder tut, was dumm oder übereilt ist.“
 

Nanako lachte freundlich. „Mit diesen Vorgaben, Vizekommandant, dürfte ich sie nicht losschicken.“
 

„Ganz genau“, nickte Renji.
 


 

„Ich bin nicht verrückt“, beharrte Byakuya.
 

Er war zu dem Tisch mit dem langhaarigen, dunkelhäutigen Shinigami gescheucht worden. Er stellte sich als Miyamoto vor und bot ihm eine passable Tasse Tee an. Der Tee hatte so gut gerochen, dass Byakuya geblieben war, obwohl die drei anderen uniformierten Shinigami am Tisch als ‚Verrückte‘ identifiziert worden waren.
 

„Du weißt schon, dass das jeder sagt. Doch ich bin mir trotzdem sicher, dass es in deinem Fall wahr ist“, sagte Miyamoto und klang dabei gar nicht so, als würde er das Byakuya auch nur für einen Moment abnehmen. Tatsächlich fuhr er fort: „Es ist schade, dass du unter Wahrnehmungsstörungen leidest, Kommandant. Ich hätte einen weiteren Soziopathen brauchen können. Doch es ist so selten, dass wir aufgefangen werden und auch wenn ich es hasse, Adachi nachzuplappern ist es war, dass Soziopathie als vorteilhafte Qualität in den Hofgarden angesehen wird.“
 

Byakuya nickte abwesend und genoss die Wärme des warmen Porzellans in seiner Hand. Sie waren die einzigen am Tisch, die echte Teller und Schalen am Tisch hatten. Ein sehr großer, mürrischer Mann aus ihren Reihen stand auf und ging durch eine Tür, die mit ‚Kein Zutritt‘ markiert war und erhielt die Sachen für sie. Niemand hielt ihn auf. Tatsächlich waren alle sogar sehr darauf bedacht, ihm nicht im Weg zu stehen und kein Blickkontakt zu ihm zu haben. Selbst die Wachen schauten in die andere Richtung und taten so, als bemerkten sie das nicht.
 

Der große Mann saß Byakuya nun direkt gegenüber. Jeder entblößte Teil von ihm hatte eine Narbe und eine große Ecke war aus seinem Ohr geschnitten. Seine Haare hingen zwischen seinen Augen, waren sorgfältig über seine Schultern gekämmt und waren von einem Rost-Blond, fast rot, was Byakuya – natürlich – an Renji denken ließ.
 

Miyamoto bemerkte Byakuyas Interesse und sagte: „Toda ist unsere eierlegende Wollmilchsau, paranoide Schizophrenie. Du könntest ihn in die Spate Gewaltverbrechen einordnen, doch noch einmal, dass ist normalerweise als Fähigkeit in den Hofgarden angesehen. Wie auch immer, ich glaube, dass Toda weiterhin die einzige Seele ist, die jemals aus der Elften geworfen wurde, weil sie zu gewalttätig war.“
 

„Kenpachi Zaraki hat dich für zu gewalttätig befunden?“, fragte Byakuya erstaunt.
 

Feurige, braune Augen schnellten nach oben, um Byakuya in seinen Blick zu fesseln. „Nein, nicht Zaraki. Ich bin schon eine lange, lange Zeit hier drinnen. Mein Kenpachi war ein Schlappschwanz.“
 

„Und doch konntest du ihn nicht schlagen“, bemerkte Miyamoto locker. „Nun ja, zumindest legal. Ich sage immer noch, dass es recht unfair war, dass du nicht genügend Zeugen hattest.“
 

„Ich hatte einen Haufen Zeugen“, schnaubte Toda. „Feige, unloyale Bastarde, die sich wegen der Strafverfolgung beim Militärgericht eingesetzt haben, nicht wahr?“
 

„Toda sagt, dass sie die Regel mit den 200 Zeugen wegen ihm gemacht haben. Oh, das erinnert mich an etwas, Kommandant“, Miyamoto beugte sich weit genug zu Byakuya vor, dass sich ihre Schultern berührten und flüsterte hinter vorgehaltener Hand: „So verführerisch es vielleicht ist, nenne Toda nicht ‚Kenpachi‘, auch wenn er eigentlich diesen Titel verdient hat. Es scheint vielleicht wie eines der Dinge, mit dem man ihm schmeicheln kann, doch es ist das, was wir an diesem Tisch als ‚Auslöser‘ bezeichnen. Falls du aber darauf hoffst, zu sterben oder absichtlich seinen Zorn auf dich lenken möchtest, dann mach nur.“
 

„Ich werde diesen Fehler nicht begehen“, versicherte Byakuya ihn. Er würde genauso wenig sagen, auch wenn es weitaus verführerischer war, dass es nur einen Kenpachi gab und dieser Mann nicht er sei.
 

Die anderen beiden Shinigami am Tisch schienen desinteressiert an allem, was am Tisch passierte und starrten stattdessen in die Leere. Sie schienen auch wie Zwillinge. Miyamoto stellte sie vor: „Ding eins und Ding zwei. Frühere Experimente von Mayuri. Niemand kennt ihre echten Namen und, nun ja, sie können sie uns nicht mehr wirklich sagen.“
 

„Ah“, sagte Byakuya unwohl.
 

„Also, das ist unsere kleine Truppe“, sagte Miyamoto erfreut. „Die gute Neuigkeit ist, dass die Bosse Angst vor uns haben, also wird von uns selten erwartet, dass wir die Routinearbeit oder andere Knast-Pflichten erfüllen. Das letzte Mal, als sie mich in den Waschraum gelassen haben, gab es eine kleine Explosion, Chemikalien sind sehr gefährlich in den falschen Händen, weißt du. Und dann war da mal ein Tag, an dem sie dachten, es wäre eine gute Idee, Toda einen Wischmopp zu geben. Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob die Wachposten mittlerweile wieder voll besetzt sind…“, Miyamoto lächelte fröhlich bei der Erinnerung. „Mehr Tee, Kommandant?“
 

„Ja, vielen Dank“, sagte Byakuya. „Doch ich versichere dir, dass ich nur für drei Wochen hier bin.“
 

Miyamoto gluckste, während er den Tee ausschenkte. „OH, das ist so süß. Aber das wird sehr ermüdend, Kommandant. Vielleicht könntest du so etwas nur vor dich herflüstern? Toda hat weitestgehend gelernt, das zu tun. Es lässt den Tag von allen so viel glatter verlaufen, wenn wir mit unseren Illusionen nicht wetteifern, du verstehst sicherlich. Also haben wir uns auf eine Geschichte verständigt und die lautet: Wir hängen zusammen im Gefängnis, bis einer von uns herausgefunden hat, wie er alle umzubringt, außer uns selbst und dann machen wir die große Flucht. Kannst du das mal für dich ausprobieren? Sicherlich passt es zu deinen Ansichten, immer noch in den Hofgarden zu sein. Stell dir uns als deine Division vor und all die anderen sind Hollows oder irgendwelche anderen Feinde. Das kannst du doch?“
 

Da er nicht wusste, was er sonst sagen sollte, nickte Byakuya. „Ja, natürlich.“
 

„Dann gibt es noch die Angelegenheit der Rangordnung, Kommandant. Ich erwarte von dir keine Degradierung“, schnurrte Miyamoto. „Also fürchte ich, dass du mir erlauben musst, den Platz als Generalkommandant einzunehmen.“
 

„Ich verstehe“, sagte Byakuya und wünschte sich dabei wirklich, dass er diese Leute davon überzeugen konnte, dass er nicht Teil ihrer Truppe war. Doch es war offensichtlich, dass je mehr er protestierte, er desto verrückter erschien. „Also gut.“
 


 

Renji ging in Richtung des Übungsplatzes, als ihn Aio zur Seite winkte. „Hey, du“, sagte er und warf ihr ein warmes Lächeln zu. „Was bringt dich hierher?“
 

Sie errötete hübsch und beugte ihren Kopf. „Der junge Herr fragt den Kommandanten der Division, ob er ihn in der Bibliothek treffen könnte.“
 

Das klang höllisch formal, doch Renji vermutete, dass Shinobu wahrscheinlich ausprobierte, wie all das funktionierte. Renji war versucht, Aio zu sagen, dass sie dem Erben sagen könne, dass er direkt rüberkam, wenn er mit der Einheit ein paar Übungen durchgegangen war, doch entschied dann, sich so zu verhalten, als hätte ihn Byakuya danach gefragt. „Ja, warte mal.“ Mit einem Wink zu Kinjo sagte Renji: „Hey, übernimmst du für mich 10 Minuten, ja?“
 

„Okidoki, Boss“, rief Kinjo zurück.
 

‚Boss‘, huh? Ok, nun ja, zumindest war die Antwort nicht ärgerlicher als sonst. „Du bist immer noch ein Arsch, Kinjo.“
 

Kinjo lachte. „Ich vermute, du gehst los und schreibst das in meine offizielle Akte, eh, Kommandant in Vertretung?“
 

„Kumpel, das steht bereits da.“
 

Damit folgte Renji Aio durch das hintere Tor, die zum Anwesen führte. Es war seltsam, durch die bekannten Tore und durch den winterlichen Garten zu gehen und zu wissen, dass er Byakuya nicht sehen würde.
 

Renji hasste es, es zuzugeben, doch er hat versucht, überhaupt nicht an Byakuya zu denken. Gestern war so… beschissen gelaufen. Er war panisch zum Madennest gelaufen ohne wirklich gewusst zu haben, was er zu erreichen erhoffte. Und dann war er völlig perplex gewesen, wie sehr Byakuya mit kurzen Haaren wie Rukia aussah…
 

Ja, nein, er war davon zurückkehrt, fest entschlossen zu trainieren, bis er nicht mehr geradeaus sehen konnte, ins Bett zu fallen und darüber später oder gar nicht mehr nachzudenken, was davon auch immer zuerst kam.
 

Zum Glück war der Idiot Ōmaeda so versessen darauf gewesen, ein Stein bei den Kuchikis im Brett zu haben, dass er es tatsächlich geschafft hatte, sie beide herauszuschleusen, bevor es Soi Fon überhaupt mitbekam. Er hatte diese gruselige Wächterin auch für ihr Schweigen bestochen. Mit Glück würde es keine offiziellen Nachwirkungen geben.
 

Doch inoffiziell…?
 

Er bekam immer noch nicht das Bild von Byakuya aus seinem Kopf. Es war immer befremdlich, ihn so verletzlich ohne Kenseikan zu sehen, doch diese übergroße Uniform hat ihn fast schon wie ein Kind wirken lassen. Der Haarschnitt half dabei keineswegs. Renji war nicht unbedingt besonders auf Byakuyas Haare fixiert, doch es war ein Schock gewesen. Es hat nur zu dem Gefühl beigetragen, dass Byakuya irgendwie verloren und… klein ausgesehen hatte.
 

‚Klein‘ und ‚verletzlich‘ waren die wirklich letzten Worte, die Renji jemals nutzen würde, um Byakuya zu beschreiben. Und ihn so zu sehen, hatte ihn außer Lage versetzt, damit klarzukommen.
 

Renji trat aus seinen Sandalen und folgte Aio zur Bibliothek. Er fand Shinobu am Kotatsu und verschluckte sich beinahe, als er den Kenseikan sah. Der knochenweiße Haarschmuck war fast verloren in den weichen, braunen Locken des Jungen und irgendetwas war falsch damit. Die Zacken, die so prominent gewesen waren, als Byakuya es getragen hatte, schienen sich zu glätten und zusammenzuschieben, es sah aus, als wäre es ein bisschen geschmolzen oder wäre mutiert in… eine dezentrierte knöcherne Schädeldecke, um der Haare wuchsen. Ehrlich gesagt sah es aus, als würde es versuchen, ein Teil von Shinobus Körper zu werden und das in einer sehr gruseligen Art und Weise. „Was zum…? Was ist mit dem Keinseikan passiert?“
 

Shinobu hob die Hand, als wolle er es berühren, doch zog sie wieder weg, als sei es heiß. „Byakuya-sama sagte, dass das wohl passieren wird. Ich konnte es letzte Nacht nicht rausbekommen und heute Morgen hatte es sich verändert.“
 

Selbst wenn er nicht eingeladen worden war, ließ sich Renji gegenüber dem Erben nieder und rutschte unter die Decke des Kotatsu. „Soll es so aussehen?“
 

„Offensichtlich“, sagte Shinobu. „Byakuya-sama sagte, dass der Knochen vom Hollow immer noch lebendig ist und dass es sich verformt, um jeden Kuchiki zu passen, der es trägt.“
 

Huh. Kein Wunder, dass es Byakuya immer so gut aussehen ließ. Es hat sich wortwörtlich geformt, um ihm zu passen. „Also reagiert es auf dein Reiatsu?“
 

Shinobu zuckte mit den Schultern. „Ich denke…? Ehrlich gesagt, finde ich es gruselig.“
 

Renji nickte. Er hatte niemals über die Schlussfolgerung nachgedacht, dass etwas den Teil des Kenseikan am Leben erhielt, was von dem Hollow-Knochen kam, doch etwas musste es sein. Immerhin lösten sich Hollows auf, wenn ihre Maske zerbrochen wurde. Natürlich brachte das auch die Frage auf, ob der Schmied des Kenseikan den Knochen von einem gefangenen und noch lebendigen Hollow erntete oder ob irgendeine komplexe Magie dahintersteckte, bei der eine Seele gefangen genommen und in irgendeinen immerwährenden Zustand versetzt wurde , damit es sich nicht auflöste?
 

„Ähm, ich denke, wir sollten zu dem Punkt kommen, warum ich dich herbestellt habe, Kommandant in Vertretung“, sagte Shinobu etwas unsicher.
 

Renji wartete geduldig. Es war offensichtlich, dass Shinobu sich vorantastete, wie das Ganze weitergehen müsste. Die ganze Sache mit ‚ein Familienoberhaupt zu sein‘. Es war irgendwie süß. Renji hoffte nur, dass der Junge nicht nach etwas Unmöglichem fragte.
 

„Hast du unseren Cousin gesehen? Gibt es etwas, was er benötigt?“
 

Oh. Renji war für alles bereit gewesen, aber nicht für eine persönliche Frage. „Uh, nun ja, ich denke, er war in Ordnung, als ich ihn gesehen habe. Ich meine, er war nur für ein paar Stunden drinnen gewesen. Er… ähm… nun ja, sie haben seine Haare geschnitten.“
 

Shinobus Hände flogen hinauf, um sein Gesicht zu verbergen. Seine Augen waren groß und er keuchte: „Oh nein!“
 

Die Reaktion war so ehrlich, so Kuchiki-untypisch, dass es dafür sorgte, dass Renji alles fühlte, was er bisher sich geweigert hatte, zu fühlen. Zabimaru ließ ein klagendes Heulen heraus und Renji sog stockend die Luft ein. Er legte sein Gesicht in seine Hände und murmelte: „Ich habe es gehasst, ihn so zu sehen. Ich wünschte, es gäbe etwas, das ich tun könnte. Ich meine, ich habe es versucht, aber er wollte nicht umziehen und, scheiße, ich weiß nicht, wie dieser Raum aussieht, ich hab ihn niemals gesehen, also vielleicht ist es auch schlimmer, ganz alleine zu sein…“
 

„Welcher Raum?“, fragte Shinobu.
 

Renji blickte auf. Sollte er das erzählen? Oder war es ein Geheimnis, das er für Byakuya bewahren sollte. „Als mein Bruder ins Madennest kam, hat Byakuya ihm einen privaten Raum gekauft“, sagte Renji und entschied, dass es das beste war, den größten Teil der Wahrheit auszusprechen. „Ich habe versucht, das Gleiche für ihn zu arrangieren, doch Byakuya hat irgendwelche sturköpfigen Gründe, warum er unter den normalen Insassen bleiben möchte. Ich denke, er tickt da nicht ganz richtig, denn, scheiße, wenn er da bleiben möchte… oh, bitte entschuldige meine Ausdrucksweise.“
 

Shinobu winkte Renjis Sorgen weg. „Ich bin unter Bauern im Rukongai aufgewachsen. Ich habe ein paar Schimpfwörter gehört, Kommandant in Vertretung.“
 

Renji nickte und wünschte sich, es gäbe Tee. Er fühlte sich etwas deplatziert nur da zu sitzen und er fand, dass es eigenartig genug war, dass er feststellte, dass er seine Fäuste immer wieder öffnete und schloss.
 

„Allerdings weiß ich überhaupt nichts vom Gefängnis“, gab Shinobu zu. Er blickte zu Renji, als hoffte er auf Aufklärung.
 

„Ich habe das Madennest gestern auch zum ersten Mal in meinem Leben besucht“, sagte Renji und schüttelte den Kopf. „Der Abarai, der Gefängnisse kennt, ist mein Bruder Seichi.“
 

„Oh, exzellent!“, sagte Shinobu. „Dann müssen wir euch beide zum Abendessen einladen. Bitte, Kommandant in Vertretung, du und dein Bruder müssen heute Abend zum Abendessen vorbeikommen.“
 

Super, dachte Renji. Denn das würde nicht unangenehm werden.
 


 

Als Byakuya zu seiner Zelle zurückkehrte, sah es aus, als sei sie leer. Ten war immer noch irgendwo unterwegs, wie es schien. Er schloss die Augen und legte sich auf sein Bett, versuchte ein wenig Schlaf nachzuholen.
 

Ein Rascheln erklang von oben. Byakuya öffnete seine Augen und sah, wie Tens Kopf über der Kante baumelte, verkehrt herum und ihn anstarrte. „Du musst lernen, wie man lügt, Kommandant.“
 

„Tatsächlich?“, Byakuya faltete seine Hände vor der Brust. „Hätte ich ein Verräter oder Deserteur sein sollen?“
 

„Deserteur“, sagte Ten ohne einen Moment des Zögerns. „Egal, was über sie gesagt wird, sie sind keine Feiglinge. Sie sind wirklich stark und halten zusammen. Sogar seltsam gesetzestreu für Typen, die das Gesetz gebrochen haben. Sie beschützen auch uns Uffz.“
 

„Uffz?“
 

„Unteroffiziere“, gluckste Ten ein bisschen und hing immer noch kopfüber. „So nennt uns Adachi, auch wenn wir niemals das Innere der Akademie gesehen haben. Er sagt, die Hofgarden stecken nur die Starken hier rein und die Starken wären Offiziere geworden.“
 

„Da liegt er nicht falsch“, sagte Byakuya. Dann fügte er hinzu, auch wenn es offensichtlich war: „Du bewunderst ihn, den Deserteur.“
 

„Sag es nicht so, als wäre es irgendwas Schmutziges, wenn du nichts davon weißt.“ Tens Stirnrunzeln sah sehr eigenartig, fast schon lustig aus, da er kopfüber hing. „Du solltest ihn fragen, warum er hier ist. Du solltest sie das alle fragen.“
 

Alles, was Byakuya wissen musste war, dass Adachi seinen Posten verlassen hatte, seine Untergebenen und schlimmer noch, seinen Kommandanten missachtet hat. „Und die Verräter, sind ihre Geschichten genauso gut?“, fragte Byakuya und dachte dabei an seine eigenen verräterischen Momente.
 

„Manche. Aber die, die hier sind, sind…“, Ten zuckte mit den Schultern, „… stolz? Sie stolzieren in ihren Uniformen herum, als wären sie besser als alle anderen, weil sie irgendeinen Status erreicht hätten. Sie nutzen immer noch ihre Ränge, wenn sie sich untereinander unterhalten, als wären sie immer noch in den Hofgarden. Sie sehen den Rest von uns nicht als potentielle oder verfehlte Soldaten. Sie sehen uns überhaupt nicht, außer als Hürden oder Ziele zum Tyrannisieren.“
 

„Und die Verrückten?“
 

Tens Kopf verschwand aus seinem Blick. „Das sind die Schlimmsten. Sie sind Raubtiere – die Art von Leuten, die dich nachts schnappen und nur aus Spaß übel mitspielen. Und nun bist du einer von ihnen, Kommandant. Gratulation.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 29:
Byakuya ist auf der Spur eines seltsamen Geräuschs, das er noch nie zuvor in seinem Leben gehört hat. Währenddessen kümmert sich Renji um die Gerüchteküche, die schon viel zu sehr außer Kontrolle geraten ist. Komplett anzeigen

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