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Scatter and Howl

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

da wären wir wieder :) 2 Wochen sind ins Land gegangen und ich hoffe, ihr seid gespannt, wie es mit dem Alltag der beiden weitergeht. Es bleibt jedenfalls spannend!

Viel Spaß beim Lesen und ein schönes Wochenende!
Eure
yezz Komplett anzeigen

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The Most Foolish Things

Byakuya hatte den Überblick verloren, wie viele Gefängnistore sich geöffnet hatten, nur um sich mit einem Klirren, das durch Mark und Bein ging, wieder hinter ihm zu schließen.
 

Um Ecken und Biegungen herum, tiefer und tiefer ins Innere, weiter in den Untergrund, folgte Byakuya der fleischigen Wache – dessen Nachname Yasujiro hatte er von den verschiedenen Punkten gelernt, an denen Wachen sich verbeugten und ihn ansprachen. Yasujiro nutze jede Gelegenheit, um Bykauyas Straftat zu erklären und sich dadurch auf seine Kosten zu amüsieren. In Anbetracht dessen bekam Byakuya das starke Gefühl, dass er von seinem Mitgefangenen nicht wirklich ernst genommen werden würde. Doch vielleicht war zufällig niemand im Madennest, der vertraut genug mit der aktuellen Zusammensetzung der Hofgarden war, dass er wusste, dass Byakuyas Untergebener ein anderer Mann war. Sie stellten verschiedene Andeutungen an, die viel Zwinkern, Rippenstöße und unhöfliche Gesten, welche die Größe der Brüste andeutete, beinhalteten.
 

Byakuya sagte nichts, weder als Bestätigung noch als Leugnung.
 

Sie waren nun so tief im Inneren, dass Byakuya nur noch ganz schwache Töne von Senbonzakuras Lied hören konnte. Seine Glieder fühlten sich… weniger koordiniert an, vielleicht, als hätte jemand eine Decke oder ein Netz über ihn geworfen. Es war befremdlich, doch Byakuya hatte das Gefühl, dass er sich mit der Zeit daran gewöhnen würde.
 

Über seine massive Schulter hinweg sagte Yasujiro: „Unser nächster Halt ist dein neues Zuhause.“
 

Byakuya bereitete sich auf einen Gang durch ein offenes, gemeinschaftlich genutztes Areal vor, doch Yasujiro schien sie durch eine Hintertür hineinzubringen. Sie gingen an Zellen vorbei, die meisten davon leer, die so aussahen wie die, in der Seichi zuerst festgehalten wurde: Nur das Notwendigste wie ein Feldbett und hier und da Befestigungen für Fußfesseln im Boden.
 

„Einzelhaft“, erklärte Yasujiro. „Der neue Boss nutzt sie nicht wirklich oft. Sie mag Kämpfe auf Leben und Tod, scheint mir. Ich sage aber, dass es ein chaotisches Geschäft und scheiße für die Moral von uns Leuten ist, die hier arbeiten. Weißt du, wie unmöglich es ist, die Leute hier zum Saubermachen zu bringen? Und dank euch bekommen wir auch keine der kleinen Helferlein aus der 4. Division.“
 

„Ich kann mir nicht vorstellen, warum nicht“, sagte Byakuya trocken.
 

Yasujiro blickte zu ihm zurück und grinste. „Ich vergesse ständig, dass du reden kannst. Und schau dir das an, du hast sogar einen Sinn für Humor da irgendwo vergraben. Werden die Wunder niemals enden?“
 

Byakuya ging dazu zurück, zu schweigen, was Yasujiro nur noch mehr lachen ließ.
 

Sie kamen ans Ende der Zellen für die Einzelhaft. Byakuya konnte Geräusche hören: Stimmen und den generellen Trubel von Leuten. An der allerersten Zelle für zwei Personen, deren Tür geöffnet war, hielt Yasujiro an. Er klopfte mit den Knöcheln gegen die Stahlgitter und rief: „Hey, Ten, komm raus und triff deinen neuen Zellengenossen.“
 


 

Byakuya blickte in die Zelle und sah zuerst niemanden. Dann tauchte ein Kopf mit mattbraunen Haaren vom oberen Bett auf. Ein… Jugendlicher – Byakuya hätte ihn vielleicht als ‚Jungen‘ betrachtet, doch er war schlaksig und groß genug, um bereits ein oder zwei Wachstumsphasen hinter sich zu haben – glitt von dem Hochbett hinunter. Er trug keine Shinigami-Uniform, stattdessen einen einfachen weißen, kurzen Yukata und Hakama in der gleichen Farbe. Es passte ihm kaum, als wäre er über Nacht herausgewachsen. Er war barfuß und seine kurzen Haare waren ein Nest von weichen Locken.
 

„Hey, hey, hey-hey, ich habe mein Schmiergeld“, sagte Ten. „Was ist, was-was, was zum Teufel ist das? Der Grund für die Bezahlung ist Privatsphäre. Das bedeutet kein Zellengenosse. Du weißt, ich sag ja nur, falls du irgendwie den wichtigsten Teil des Handels vergessen hast. Ich… Nein. Nicht in Ordnung, ‚Jiro-kun.“
 

Ten hüpfte von seinem Fuß auf den anderen, vibrierte vor Ärger.
 

„Das ist Kommandant Byakuya Kuchiki und er wird für nur drei Wochen unser Gast sein. Wichtiger ist, du und er seid die einzigen mit drei Mahlzeiten am Tag, kapiert? Also solltet ihr beide wunderbar klarkommen“, sagte Yasujiro und drehte sich dann um, winkte ihnen zum Abschied. „Habt Spaß, Kinder. Ich erwarte, dass deine Bezahlung weitergeht, sobald er wieder weg ist, Ten!“
 

„Du bist scheiße, Yasujiro!“, sagte Ten und steckte seinen Kopf lang genug aus seiner Zelle raus, um eine unhöfliche Geste in Yasujiros Rücken zu machen. Dann drehte er sich um und blickte Byakuya an. „Kommandant?“, überlegte einen Moment, bevor er fragte: „Wie aktuell im Dienst, nicht früherer Kommandant?“
 

„Genau so“, sagte Byakuya.
 

„Nur drei Wochen? Echt jetzt?“
 

Da es aussah, als benötige Ten weitere Bestätigung, nickte Byakuya. „Ja, meine Haftstrafe ist nur für drei Wochen angesetzt.“
 

Ten blickte nach links und dann nach rechts, verblieb kurz in der Richtung, von der die Geräusche kamen, von dem Byakuya nur annehmen konnte, dass das der Gemeinschaftsraum in einiger Distanz war. „Wie viel Kidō kannst du?“
 

Byakuya überlegte zu erklären, dass während er die Prinzipien von fast allen Formeln verstand, es ein paar in den oberen Rängen gab, von denen er nicht behaupten würde, dass er sie vollständig beherrschte. Stattdessen entschied er sich für eine einfachere Version: „Die Meisten.“
 

Ten blickte Byakuya wieder von der Seite an und schien ihn zu mustern. „Ok, ok, ok-ok, du kannst hierbleiben, doch meine Bedingung ist, dass du mir beibringst, was du nach Hadō 31 kennst.“
 

Innerlich zuckte Byakuya mit den Schultern. Der Vorschlag war offensichtlich illegal, doch er konnte sich kaum leisten, in seiner ersten Nacht im Madennest ‚obdachlos‘ zu sein. Außerdem machte ihn diese nervöse, energetische Person neugierig. „Also schön. Wir haben eine Abmachung.“
 

Die Zelle schien auch ihr eigenes Waschbecken zu haben, genauso wie eine eher geschmacklose, brillenlose Toilette. Natürlich gab es keine Schirme für Privatsphäre. Die Wände waren aber weit davon entfernt, karg zu sein. Ten, oder ein vorheriger Insasse, hatte irgendwo etwas Kohle gefunden und eine ziemlich gut gezeichnete Waldszene auf dem fleckigen Stein gezeichnet. Auch wenn es in Schwarz und Grau war, zeigte das Bild Kiefern und Gebirgsbäche. Tiere waren überall im großflächigen Bild versteckt. Byakuya erkannte sofort einige Reiher, Libellen und Frettchen. Byakuya deutete auf das Bild und fragte: „Deine Arbeit?“
 

„Ich würde für etwas Farbe töten.“ Dann wurden seine braunen Augen groß und er wedelte mit seinen Händen, als wolle er das wegwischen, was er gesagt hatte. „Ich meine nicht wortwörtlich. Nein, nein, nein-nein. Ich bin ein bekennender Pazifist. Nun ja… jetzt zumindest.“
 

Das war tröstlich, trotz der offensichtlichen Andeutung, dass Ten früher nicht ganz so gedacht hatte. Während er seinen Blick weiter durch die Zelle gleiten ließ, bemerkte er, dass Tens Bett voll mit Büchern war. Als er diese sah, konnte sich Byakuya plötzlich vorstellen, dass er in der Lage war, die langen Nächte an diesem Ort durchzustehen. „Gibt es hier eine Bibliothek?“
 

In einem einzigen, akrobatischen Satz – schnell genug, um Byakuya zu überraschen und einen Schritt zurückgehen zu lassen – war Ten auf seinem Bett. Er setzte sich auf die Ecke der Matratze und streckte seine Hände schützend aus. „Das ist meine Bibliothek. Wenn du eins dieser Schönheiten möchtest, musst du handeln.“
 

Ah. Das Bestechungsgeld. Byakuyas Vorstellungen waren viel dunkler gewesen, als Ten es das erste Mal bei der Hauptwache ausgesprochen hatte. „Wie bekommst du sie hier rein?“
 

„Das muss nur ich wissen“, sagte Ten mit einem gerissenen Grinsen. „Aber ich kann dir jeden Titel beschaffen. Selbst Zeug aus dem Diesseits.“
 

„Ist das so?“, fragte Byakuya. „Nun ja, dann hoffe ich, dass ich bald etwas habe, was ich für einen solchen Handel mit dir benötige.“
 

Ten nickte. Er ließ seine Arme sinken und blickte Byakuya stirnrunzelnd an. „‘solchen Handel‘, huh? Du klingst nicht wie die Typen, die normalerweise hierherkommen, Kommandant. Was hatte Yasujiro gesagt, wie du heißt? Kuchiki? Wie Kuchiki-Kuchiki?“
 

„Ja, ich bin der Kuchiki.“
 

„Oh“, sagte Ten und sah plötzlich etwas verängstigt aus. „Oh, nun ja, war nett, dich gekannt zu haben.“
 

„Was meinst du damit?“, fragte Byakuya.
 

Doch Ten war unter seiner Decke verschwunden und Byakuya spürte Personen, die sich an der Zellentür versammelten. Er drehte sich um und sah mehrere Männer von verschiedenen Größen und Formen, doch eine Beschreibung passte zu allen: Groß und hässlich.
 

„Er meint, reicher Junge, dass wir sowas wie dich hier nicht wollen.“
 

Byakuya zählte durch: Soweit er es sehen konnte, blockierten rund ein halbes Dutzend den Ausgang. Die Größe der Zelle und die Wände an den Seiten und in seinem Rücken waren größtenteils vorteilhaft. Die Männer konnten ihm nur nach und nach näherkommen, vorausgesetzt Byakuya wäre schnell genug.
 

Nun schien es, als wäre es an der Zeit herauszufinden, wie viel Shunpo und Kidō er an diesem gottverlassenen Ort nutzen konnte.
 


 

Renji saß an seinem gewohnten Platz im Büro des Vizekommandanten und starrte auf den frustrierend kleinen Stapel Schreibarbeit, der auf seinem Schreibtisch lag. Es hatte sich herausgestellt, dass wenn du sowohl Vizekommandant als auch Kommandant bist, dass sich der Scheiß in Rekordgeschwindigkeit erledigen ließ.
 

Und nun musste er für über einen Monat kein Toilettenpapier mehr bestellen.
 

Mit was zum Teufel sollte er sich in den nächsten drei Wochen beschäftigen?
 

Nur für den Fall, dass er irgendeinen groben Rechenfehler gemacht haben könnte, schaute Renji noch einmal auf das Budget. Das war das erste Mal, dass er vollen Zugriff auf das hatte, was man in der Division das ‚große‘ Kontobuch nannte und er war überrascht gewesen, auf welch hohe Geldreserven die Sechste scheinbar zurückgreifen konnte. Vielleicht lagen alle Divisionen so hoch in den schwarzen Zahlen? Byakuya hat es immer so wirken lassen, als sollte Renji besser jeden Ken zwei Mal umdrehen. Jetzt wo er aber auf den Kontostand schaute, fragte sich Renji warum? Und warum war auf der Zahlungseingangsseite diese heftige Summe, exponentiell größer als Renjis Gehalt, in spezieller, blauer Tinte immer mal wieder in scheinbar zufälligen Intervallen eingetragen?
 

Immer mal wieder? Renji blätterte einige Seiten zurück und dann noch ein paar mehr, bevor er die Termine erkannte. Es war nicht zufällig: Es war Zahltag, jedes verdammte Mal.
 

Byakuya leitete seine Gehaltschecks an die Division weiter.
 

Renji schlug das Kontobuch zu und verschloss es. Er stand auf und sagte Nanako: „Ich weiß, dass ich gesagt habe, ich würde eine doppelte Schicht arbeiten, aber ich muss zur zweiten Division. Am besten gestern.“
 

„Was zum Teufel?“, sie blickte zwischen ihm und das Kontobuch hin und her. „Wozu die Eile?“
 

„Ich habe gehört, wie Byakuya dem neuen Hausverwalter gesagt hat, er sollte erwarten, dass die Kuchiki die Bezüge einfrieren. Nun finde ich heraus, dass er keine Bezahlung bezieht. Nanako, der Kommandant hat keine Möglichkeit für Unterbringung und Essen zu zahlen. Soi Fon wird ihn zu den normalen Häftlingen sperren.“
 

Nanako stand auch plötzlich auf, als wollte sie mit ihm gehen. Sie griff die Tischplatte so fest, dass ihre Knöchel weiß wurden. „Oh, nein. Och scheiße, Renji. Geh!“
 


 

Aber niemand ging einfach so in die zweite Division hinein.
 

Er war genau einen Fuß auf die Treppe getreten, als fünf Ninja aus dem Nichts auftauchten, ihn ordentlich einkreisten und ihre Waffen zogen. Renji hatte vermutlich eine Sekunde zu lange gezögert, bis er seine Hände hob, denn sie kamen gemeinsam einen Schritt auf ihn zu und er fühlte den scharfen Stahl auf dem Rücken und an seinem Hals. Klugerweise erstarrte er. „Ruft bereits jemand euren Kommandanten?“, fragte Renji. „Denn ich muss sie sehen. Oder, ihr wisst schon, selbst dieser Klotz Ōmaeda würde reichen. Er ist ein Adliger, nicht wahr? Er versteht das Problem.“
 

„Wen nennst du einen Klotz?“, bellte Ōmaeda und trat aus dem Schatten einer Kiefer auf dem Hügel.
 

Renji versuchte den Kopf zu drehen, um den Vizekommandanten anzusprechen, doch bekam einen scharfen Stups in die Kehle für diese Bemühung. Zabimaru grollte, erinnerte Renji daran, dass wenn er die Idioten zerschmettern wollte, Hihio das ohne Probleme hinbekommen würde.
 

Bankai auf den Stufen der Zweiten auszurufen ist wie ein Krieg gegen die Kuchiki zu erklären, schnaubte Renji. Scheiße befriedigend, aber nicht die klügste Handlung am ersten Tag dieses verdammten Jobs.
 

Feigling, murmelte der Paviankönig.
 

Spaßbremse, zischte der Schlangenschwanz.
 

„Schau, ich bitte zigtausend Mal wegen dem Klotz-Scheiß um Entschuldigung, Vizekommandant Ōmaeda“, sagte Renji und versuchte zerknirscht zu klingen, obwohl die Ninja klar sein nahes Bankai spürten und sogar noch näherkamen. „Die Sache ist die, dass ich gerade erst herausgefunden habe, dass mein Kommandant in den Knast gegangen ist, ohne Absprachen für Verpflegung und Unterbringung getroffen zu haben.“
 

„Nun, das war selbst für dich dumm, Abarai“, gluckste Ōmaeda. „Sie verspeisen ihn vermutlich im Gemeinschaftsraum zu Mittag.“
 

Zabimaru brüllte erneut und Renji war wirklich äußerst versucht, ihn dieses Mal freizusetzen. „In deinen verschissenen Träumen, Ōmaeda. Du redest gerade über Byakuya Kuchiki Scheiße. Er wischt gerade mit deren elendigen Ärschen den Boden.“
 

„Worüber machst du dir dann Sorgen, Abarai? Warum kommst du hier reingerannt, als würde dein Haus brennen?“
 

Nun ja, Ōmaeda hatte da einen Punkt, aber Renji würde sich selbst verdammen, wenn er ihn das wissen lassen würde. „Du kennst Kommandanten und ihren Papierkram; meiner wird mich häuten, wenn ich das verkacke.“
 

Der Druck gegen Renjis Rücken und Kehle ließ nach. „In Ordnung, in Ordnung“, gluckste Ōmaeda, als die Ninja dorthin verschwanden, woher sie kamen. „Komm hoch und ich richte die Dinge für dich.“
 

Renji hüpfte hinauf, als hätte er nicht gerade nackten Stahl an der Kehle gehabt. Er ließ zu, dass Ōmaeda einen Arm um seine Schulter warf und ihn hineinführte.
 

„Weißt du, du solltest sicherstellen, dass die Kuchiki wissen, dass ich derjenige war, der die Dinge für Byakuya geglättet hat“, sagte Ōmaeda, während sie unter den großen Kiefern hindurch gingen. Der Geruch von Harz war in der winterlichen Luft scharf.
 

„Oh ja“, versicherte Renji ihm und dachte daran, wie angepisst Masama sein würde, wenn sie herausfand, dass irgendwer Byakuya geholfen hatte. „Ich werde deinen Namen auf jeden Fall nennen. Frühzeitig und oft.“
 

„Gut, gut“, grinste Ōmaeda und verpasste Renjis Sarkasmus dabei gänzlich.
 

„Oh ja, es gibt noch ein anderes kleines Problem“, sagte Renji und rollte die Schultern, um von Ōmaeda wegzukommen. „Die Sache ist die, ich bin blank. Also muss ich auf das Konto der Division zugreifen. Ich habe die Autorität, das zu tun, aber vermutlich muss ich das mit Byakuya zuerst besprechen“, Renji konnte sehen, wie Ōmaedas Mund arbeitete, um herauszufinden, wie er aus diesem Handel herauskommen konnte. Daher fügte er hinzu: „Aber so ein wichtiger Kerl wie du kann mich sicher auf heimlichen Weg rein und wieder rausbringen, nicht wahr? Ich meine, es wäre ein großer Gefallen für die Kuchiki. Einer den, das kann ich dir garantieren, sie niemals vergessen werden.“
 

Ōmaedas Augen funkelten gierig. „Wirklich?“
 

„Jep, du tust das für mich“, fuhr Renji fort, „und ich bin mir sicher, dass dein Name geradewegs an die Spitze der Liste der Heiratsvermittlerin der Kuchiki wandert.“
 

„Meine. Güte“, keuchte Ōmaeda. „Ja, das kann ich für dich tun, mein neuer Freund. Folge mir!“
 


 

Byakuya hatte die Wache erwartet, die an ihre Zellentür hämmerte, die Ten zugeschoben hatte, nachdem Byakuya den letzten, bewusstlosen Körper in den Flur hinausgeschleift hatte. Sicherlich würde so etwas mit irgendeiner Strafe bedacht werden. Also stand er auf und stellte sich. „Ich bin hier. Bereit.“
 

„Gut“, sagte Yasujiro. „Denn das passiert besser blitzschnell. Die Wächterin wird dieses Zanpakutō so schnell erschnüffeln können…“ Er winkte Byakuya mit einer dringlichen Geste aus der Zelle heraus. „Wir haben 5 – mit Glück vielleicht 10 Minuten.“
 

Byakuya folgte, doch er konnte seine Verwirrung nicht verbergen. „Tut mir leid, was?“
 

„Du hast ein geheimes Treffen“, sagte Yasujiro. Er begann, den Gang entlang zu gehen, drehte seinen Kopf, um mit Byakuya zu reden und stolperte beinahe über einen der immer noch bewusstlosen Insassen. Er blickte hinunter und bemerkte dann langsam die ganze Reihe von ihnen, die Byakuya fein säuberlich ausgelegt hat. „Oh, ich sehe, du findest Freunde. Gut für dich. Komm schon, du möchtest das nicht verpassen.“
 

„Von was für einer Natur ist dieses geheime Treffen?“
 

„Ich weiß es nicht wirklich“, sagte Yasujiro. „Ich denke, das ist der geheime Teil von einem geheimen Treffen. Doch ich weiß, dass ich eine große Zuzahlung bekomme, wenn ich dich dorthin bekomme, bevor die Wächterin herausfindet, dass sie ein Lebendes innerhalb der Wände hat.“
 

Lebendes? Yasujiro hat ein Zanpakutō erwähnt, also bedeutete es, dass die Person, die sie trafen, ein Shinigami war? Konnte er es wagen zu hoffen, dass es Renji war? Byakuya ging schneller. Yasujiro bemerkte es und begann zu joggen. Zellentüren waren bereits für sie geöffnet und Byakuya begann sich zu sorgen, was dieses ‚geheime Treffen‘ Renji kosten würde… oder wer auch immer es arrangiert hatte.
 

Sie bogen um die letzte Ecke und Yasujiro benutzte ein Schlüssel an seinem Gürtel, um eine westlich aussehnde Tür zu öffnen, an der ein Zettel mit den Kanji für ‚NUR FÜR PERSONAL‘ hing. Er warf die Tür auf und… Oh Gott, ja, da war Renji, der aufstand, um ihn zu begrüßen. Es benötigte jeden Funken Willenskraft, um sich nicht in diese vertrauten Arme zu werfen. Doch der Impuls war wesentlich einfacher im Zaum zu halten, als er Vizekommandant Ōmaeda am Tisch sitzen saß, wie er auf einer Tüte Kartoffelchips herumkaute.
 

Renjis Gesichtsausdruck war… wild entschlossen. Zwar trug er nicht wie gewohnt sein Bandana und die Tattoos auf Stirn und Augenbrauen hatten sich fast schon wütend zusammengezogen.
 

„Renji? Was ist passiert? Was ist los?“
 

„Deine Haare. Sie haben verdammt noch mal deine Haare geschnitten.“
 

„Ja. Es ist in Ordnung. Ich habe darum gebeten“, sagte Byakuya. „Sag mir, warum du so dringend kommen musstest.“
 

„Deine Haare…“
 


 

„Renji, reiß dich zusammen“, sagte Byakuya, doch Renji kam einfach nicht darüber hinweg. Byakuya sah… nun ja, das war die Sache – er sah unheimlich attraktiv aus. Der grobe Haarschnitt hatte alles unterhalb der Ohren entfernt, doch von seinem Pony war fast alles geblieben. Eine der längeren, Strähnen des Ponys fiel über sein Auge, sah super-hinreißend aus in einer Weise, die Renji nur ein wenig unkomfortabel machte.
 

Nein, streich das – sehr unkomfortabel.
 

„Du siehst fast wie Rukia als Junge aus“, sagte Renji, als er das bemerkte. Sein Atem kam in eigenartigen Stößen, während er versuchte, seine Gedanken dazu zu ordnen. „Wie ist das möglich, dass du fast genauso wie Rukia aussiehst?“
 

„Vielleicht, weil sie seine Schwester ist, du riesiger Volltrottel?“, sagte Ōmaeda mit dem Mund voller Chips. Beim Sprechen der ‚s‘-Laute spukte er Chipskrümel auf seine Uniform. „Gott, Abarai, ich habe immer schon gehört, dass du ein Idiot bist, aber ich habe nicht gedacht, dass du so dumm bist.“
 

Renji wollte anmerken, dass Rukia seine Adoptivschwester war und daher nicht blutsverwandt war. Doch die große, blonde Wache, die Byakuya hergebracht hatte, sagte: „Wir haben nicht viel Zeit.“
 

„Ja, sag mir, warum du hier bist“, sagte Byakuya scharf. „Hat sich meine Familie schon in Bewegung gesetzt?“
 

„Nein“, sagte Renji. Er musste seine Augen von Byakuyas Haaren reißen, um zu reden, denn wie konnte Rukia blutsverwandt sein? Denn von allem, was er wusste, war Rukia ein Ebenbild von Hisana. Sie waren die Geschwister: Hisana und Rukia, nicht Byakuya und Rukia.
 

Richtig?
 

„Renji?!“
 

„Uh, richtig“, sagte Renji, beugte den Kopf und starrte auf den Tisch unter seinen Handflächen. „Ich bin gekommen, um dich zu informieren, dass ich die Gelder der Division einsetze, um dich aus dem Bereich der gewöhnlichen Insassen herauszuholen.“
 

„Mich informieren?“, sagte Byakuya, klang dabei etwas überrascht und angesäuert. „Was, wenn ich mich weigere?“
 

Renji blickte auf und starrte ihn hart an. Was zum Teufel war das gerade? Warum wollte er da nicht raus? Sah er keinen Bedarf, dass er dort so schnell wie möglich herauskam? „Ich bin der Kommandant in Vertretung. Das ist ein Höflichkeitsbesuch.“
 

„Echt heftig“, gluckste Ōmaeda.
 

Ja, nein, das war nicht richtig herausgekommen, oder? „Können wir vielleicht 5 Sekunden alleine haben?“, schnaubte Renji.
 

Es lief gerade alles schief. Er konnte nicht sagen, was er wollte und verdammt, er kam einfach nicht über die Ähnlichkeit mit Rukia hinweg. Byakuya dort zu sehen, der ihr so sehr glich, nun ja, es war verdammt verwirrend und löste all seine Schuldgefühle darüber aus, dass er Rukia beinahe hatte hinrichten lassen.
 

Scheiße, schau ihn mal an.
 

Nein, tu es nicht.
 

„Verdammt noch mal“, sagte Renji. „Nur 5 Sekunden.“
 

Sowohl Ōmaeda als auch die blonde Wache schüttelten ihre Köpfe. Die Wache deutete auf Zabimaru. „Du könntest ihn in 5 Sekunden umbringen. Und es klingt für mich, als hättest du irgendeinen Groll auf ihn, wenn du hierherkommst, um ihn so zu schikanieren, Herr Kommandant in Vertretung.“
 

Renji schluckte ein ‚Verpiss dich‘ hinunter, als Byakuya sagte: „Das ist ein einfaches Missverständnis. Meine aktuelle Situation ist akzeptabel.“
 

‚Akzeptabel‘, war er völlig von der Rolle? „Du bekommst immer noch dein anfallendes Honorar“, bemerkte Renji. Dann war er sich aber nicht so sicher. Er blickte zu Ōmaeda, um das zu bestätigen. „So läuft das hier doch, nicht wahr?“
 

Ōmaeda, der seine Füße auf den Tisch gelegt hatte, als würde er die Show genießen, nickte. Er plusterte sich auf, als wolle er eine Rede von Kompetenz schwingen, als die Tür aufgestoßen wurde.
 

Eine Frau mit einem Schock von weißen Haaren stand in der Tür und hielt den Knauf. Sie blickte sie alle an und fixierte dann Renji. Ihre Augen fuhren von seinen Tattoos hinunter, um sich auf Zabimaru zu legen. Renji konnte schwören, dass sich das Zanpakutō näher an seine Hüfte schmiegte. Instinktiv drehte er sich so, um seinen Körper als Schild zwischen ihnen zu nutzen.
 

Ōmaeda sprang auf und schob seine Brust heraus. „Das ist eine Angelegenheit der Hofgarden, Wächterin. Ich habe die Autorität hier.“
 

Sie ignorierte Ōmaeda und ging weiter in den Raum. Renji hielt Zabimaru von ihr weg und so umkreiste sie ihn. „Schaut euch zwei an, so eng“, sagte sie mit einem Lächeln. Ihre Augen sprangen kurz zu seinen Tattoos, doch schienen auch etwas Tiefgreifenderes zu spüren: „Du änderst dich für sie, genauso wie sie sich für dich ändern.“
 

Renji spürte, wie sich ein Knurren in seiner Kehle formte. Er zeigte ihr die Zähne.
 

Aus dem Augenwinkel sah Renji, wie Ōmaeda die Situation zum Vorteil nutzte und alle wegscheuchte. Byakuya schien zu versuchen, Blickkontakt aufzunehmen, doch Renji konnte sich nicht erlauben, auch nur kurz von dieser Frau wegzuschauen, die hinter seinem Zabimaru her war und ihm ernsthaft Angst einjagte.
 

„Diejenigen mit Bestien enden normalerweise hier, weißt du“, schnurrte sie. „Letztendlich. Es ist nur eine Frage der Zeit.“
 

„Ja? Wie ist dein Vorrat an Dämonen?“
 

„Oh“, sie sah aus, als hätte Renji ihr das feinste Juwel angeboten. „Ein Dämon. Solch eine Rarität. Aber ja, ein sehr Dunkler weilt hier auch. Doch er hat seinen eigenen Schwanz aufgefressen, ihn heruntergeschluckt, wie sie es eben tun.“

„Ich habe keine verdammte Ahnung, wovon du redest, Frau.“ Sie trat näher und machte greifende Bewegungen mit ihren Händen, also ließ Renji seine eigene Hand sich um Zabimarus Griff schließen.
 

„Aber du bist nicht wie er, das kleine Wiesel“, sagte sie, ging einen Schritt zurück und faltete ihre Hände vor ihrer schmalen Brust. „Du kannst deine Form nicht verwandeln. Also wirst du mir den Dämon übergeben müssen.“
 

„Ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass wir lieber sterben“, bemerkte Renji.
 


 

Zabimaru knurrte und zischte in Zustimmung.
 

Ōmaeda wählte diesen Moment, um wieder hineinzukommen. „Hey Abrai, ich denke, wir beide sollten gehen“, bellte er unbeholfen. „Es ist… uh, spät und wir haben diese Sache zu erledigen.“
 

„Ja“, sagte Renji und ging rückwärts aus der Tür und behielt dabei seine Augen auf diese verdammt seltsame Wächterin gerichtet. „Klingt nach einem Plan.“
 

Zurück in seiner Zelle drückte Byakuya das Kissen fest gegen seine Brust. Es roch nach Beize und Flohpulver, doch er presste sein Gesicht tiefer hinein. Seine Rüstung hatte ihn im Stich gelassen; der kleinste Pfeil hat seinen schwächsten Punkt durchbohrt. Es waren immer die törischsten Dinge, die am meisten schmerzten.
 

Seine Kehle schnürte sich zu.
 

Renji hasst meine Haare.


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Vorschau Kapitel 29:
Byakuyas erster Tag im Madennest nimmt eine interessante Wendung. Währenddessen versucht Renji einfach, mit der Befehlsgewalt über die Division klar zu kommen. Komplett anzeigen

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