Zum Inhalt der Seite

Que faire si? Oder: Was wäre, wenn ...?

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ein anderes Leben

„Verstehe meine Frage nicht falsch. Was machst du hier?“

„Tai hat beruflich in Paris zu tun. Hiroaki meinte, dass ich gleich mitfliegen und vernünftige Fotos machen soll. Nicht das es wieder so ein Foto-Fiasko wie bei deiner Kampagne wird.“

„Redest du von der Tagung der Diplomaten? Das war kein Fiasko“, grinste er sie an.

Hikari hob ihre Hand und strich ihm sanft über seine Wange, als sie nickte. „Ja, Tai wurde als Vertreter Japans ausgesucht. Die Fotos waren schlechter, als meine die ich im ersten Ausbildungsjahr erstellt habe.“

„Ich rede auch nicht von den Fotos.“

Seine Freundin zog eine Augenbraue nach oben.

„Wir sind uns durch die Kampagne nähergekommen.“

Sie musste lächeln, „Stimmt. Einigen wir uns darauf, dass es beruflich ein Fiasko war-“

„… privat das Beste, was uns passieren konnte“, beendete Takeru ihren Satz. Sanft küsste er sie auf ihren Mund.
 

Das Getuschel seiner Freunde nahm das Paar in ihrer Wiedersehensfreude gar nicht wahr:

„Versteht jemand die Beiden?“

„Es hört sich komisch an, wenn Takeru japanisch spricht.“

„Seit wann hat er wieder eine Freundin?“

„Ist euch etwas aufgefallen?“
 

„Ich möchte euer Wiedersehen nicht stören. Es wäre nett, wenn du deine Freundin vorstellen würdest. Sonst denken Lisa, Valérie, Fabienne, Yannic und Raphaël sonst was.“ Mit diesen Worten riss Jean Hikari und Takeru aus ihrer kleinen Welt.

Hikari nickte Jean zu und stellte sich neben Takeru. Dieser sah seine Freunde an. „Entschuldigt bitte, das war nicht unsere Absicht. Ich möchte euch meine Freundin Yagami Hikari vorstellten.“ Als sie ihren Namen hörte verbeugte sich Hikari vor seinen Freunden. „Hika, dies sind meine Freunde Lisa, Valérie, Fabienne, Yannick und Raphaël. Jean kennst du ja schon.“
 

„Es freut mich, Sie kennen zu lernen. Takeru hat viel von Ihnen erzählt.“

„Das Gleiche können wir nur zurückgeben“, kam es schnell von Lisa.
 

Takeru brach in schallendes Gelächter aus, als er in die Gesichter seiner Freunde blickte. Alle, außer Jean, sahen aus, als ob sie einen Geist gesehen hätten.

Hikari runzelte ihre Stirn. „Habe ich etwas falsch gemacht?“, fragte sie auf japanische nach.

Takeru schüttelte seinen Kopf. „Ich glaube du hast ihnen zweimal einen Schock verpasst.“ Er antwortete in derselben Sprache.

„Warum das?“

„Sie werden im ersten Moment gedacht haben, das ich wieder mit Chloé zusammen bin.“

„Ach so, an die Ähnlichkeit zwischen uns habe ich nicht mehr gedacht. Und das zweite Mal?“

„Das du fließend Französisch sprichst. Außerdem hast du sie gesiezt. Das musst du nicht.“

„Ich kenne deine Freunde nicht.“

„Hika, in Frankreich ist der Umgang unter den Menschen nicht so steif wie in Japan. Hast du Louisa oder Jean jemals mit Sie angesprochen?“

„Ich bin nun mal Japanerin. Ich kann meine Erziehung nicht einfach vergessen. Deine Schwester und ich haben uns gleich vertraulich unterhalten. Ja, ich habe Jean mit Sie angesprochen. An dem Abend, als er mich mit seiner Schwester verwechselt hat.“

Ihr Freund zog eine Augenbraue hoch. „Er hat was? Das hat er mir nie gesagt.“ Nachdenklich schaute er seinen besten Freund an.

„Das Ganze war ihm ziemlich peinlich.“
 

Jean wurde nervös, als er den Blick von Takeru sah. Da sich das Pärchen auf Japanisch unterhalten hatte, konnte er den Inhalt des Gespräches nicht verstehen. Im Stillen fluchte er vor sich her, dass Louisa nicht anwesend war. Die Blondine hatte ihm immer die Gespräche, so gut es ging, übersetzt.
 

„Worüber habt ihr euch unterhalten?“, fragte er unsicher nach.

„Über die Ähnlichkeit zwischen Hikari und deiner Schwester. Und über Kulturunterscheide in Sachen Anrede anderen Menschen gegenüber. Außerdem hat sie mir etwas, über euer Kennen lernen erzählt, was dich mehr als dämlich dastehen lässt.“
 

Jean sah Hikari an. „Ich dachte, dass hättest du vergessen.“

„Wie könnte ich das vergessen? An dem Abend haben Takeru und ich uns ausgesprochen. Wir haben das Chaos beseitigt, was deine Schwester angestellt hatte. Wäre dir damals dieses Malheur nicht passiert, hätte ich ihm nie so schnell geglaubt. Außerdem durften Takeru und ich Louisa und dich in ganz Odaiba suchen.“
 

Lisa sah zwischen den Dreien hin und her. „Am besten, wir suchen uns ein Plätzchen. Wo wir uns in Ruhe unterhalten.“

„Darf ich fragen, was ihr für heute Nachmittag geplant hattet?“, fragte Takeru verwirrt nach.

„Wir wollten uns alle treffen und ein gemütliches Beisammensein genießen. Während du von deinem Leben in Tokio sprichst. Ein Teil deines neuen Lebens haben wir ja schon kennen gelernt“, kam es von Valérie.

Alle nickten einvernehmlich.
 

Im nahegelegenen Park machte es die Gruppe gemütlich. Schnell hatten sich die jungen Leute auf die persönliche Anrede einigt. Somit gab Hikari nach.

Es stellte sich heraus, dass Valérie und Yannick ein Paar waren.

Raphaël ein derzeitiger Arbeitskollege von Takeru war. Außerdem hatten den Beiden früher im selben Basketballteam gespielt.

Als sich herausstellte, dass Fabienne den Tanz genauso liebte wie Hikari stöhnte Takeru kurz auf.
 

„Was hast du auf einmal Takeru“, fragte Lisa nach.

„Ich habe nur gedacht, dass ich wenigstens diese drei Wochen in Paris vor Jive, Cha-Cha-Cha, Samba Paso Double und Rumba meine Ruhe habe“, motzte der Blonde gespielt rum. Dabei lächelte er seine Freundin an.

„Seit wann kannst du die Latein-Tänze aufzählen?“, fragte Fabienne überrascht nach.

„Ich bin Chefredakteur und muss auch die Sportartikel korrigieren. In Tokio steht bald die Meisterschaft für die Lateinamerikanischen Tänze der Amateure an. Außerdem wurde Hikari anscheint mit Tanzschuhen geboren. Sie tanzt seit fünfzehn Jahren mit ihrem Tanzpartner zusammen.“

„Du teilst deine Freundin mit einem anderen Kerl?“

„Nur auf der Tanzfläche. Ich möchte ihrer Karriere nicht im Wege stehen.“
 

Fabienne dachte angestrengt nach. Der Name der jungen Frau kam ihr bekannt vor. „Karriere? Tanzen? Sag mal Hikari, wie heißt dein Tanzpartner?“

„Warum möchtest du das wissen?“

„Ich kenne mich in der Branche aus, da ich Profitänzerin bin. Ich habe von einem japanischen Ausnahme Tanzpaar im Latein-Bereich der Amateure gehört. Sie haben drei Jahre hintereinander die Meisterschaft gewonnen. Dieses Tanzpaar hätte letztes Jahr ins Profilager wechseln können, diesen hat das Tanzpaar -“

Hikars Gesicht zierte ein Rotschimmer. Nie im Leben hätte sie damit gerechnet, dass ihr eine Französin ihre Tanzkarriere erzählte. In Gedanken versunken unterbrach sie Fabienne. „… abgelehnt. Das stimmt. Wir wollen ein geregeltes Leben, mit einem sicheren Einkommen. Mein Tanzpartner heißt Ichijouji Ken. Ich wusste nicht, dass wir als Ausnahme Tanzpaar gelten und das man uns auch außerhalb von Tokio kennt.“

„Machst du Witze? Dreimal in Folge ein Turnier zu gewinnen ist der Hammer. So etwas spricht sich in der Tanzszene rum. Ihr habt es wie kein anderes Paar verstanden einen Standardtanz mit einem Lateintanz zu kombinieren. Die Fusion zwischen Tango und Samba war einmalig.“

„Diesen Tanz haben wir nur auf einer Eröffnung eines Tanzabends unserer Tanzschule getanzt, woher weißt du davon?“

„Ich habe das Video im Internet gesehen.“
 

„Mädels könnt ihr euch nicht ein anderes Mal über das Tanzen unterhalten. Mich würde interessieren, warum meinem Freund ein Malheur unterlaufen ist, als er dich kennen gelernt hat, Hikari.“ Lisa hatte sie neugierig angeschaut.

„Du musst Jean schon selber fragen. Ich kann es dir nicht sagen, daher bitte ich um Entschuldigung.“

Hikari verbeugte sich kurz vor Lisa.

Als Takeru den fragenden Blick sah, erklärte er kurz das Verhalten seiner Freundin.
 

„Ich habe Hikari mit Chloé verwechselt“, schoss es aus Jean heraus.

„Du hast was?“ Geschockt sah Lisa ihren Freund an.

„Hey, schau sie dir mal an. Es war in der Abenddämmerung und ich habe nur ihr Profil gesehen. Jetzt sag mir nicht, dass dir das nicht passiert wäre.“

„Vielleicht, aber ich bin nicht ihre Schwester. Du bist Chloés Bruder.“

„Hallo! Abenddämmerung, sagt dir das Wort etwas? Es war fast dunkel. Ich habe sie nur von der Seite gesehen. Selbst die Körperhaltung hat mich an Chloé erinnert. Außerdem hatte ich einen Jetlag.“

„Ich könnte dir auf der Stelle drei Unterschiede zwischen den Beiden aufzählen.“
 

Takeru sah wie unangenehm Hikari die Unterhaltung seiner Freunde war. „Könnet ihr eure Unterhaltung bitte zu Hause weiterführen? Es ist doch egal, wie die Verwechslung passiert ist. Ich bin jedenfalls froh, dass das geschehen ist. Jetzt lasst uns von etwas anderem sprechen.“
 

Nach dem Machtwort von dem Blonden unterhielte sich die Gruppe über alles Mögliche. So erfuhren die Freunde, warum Hikari so gut französisch sprechen konnte. Wie aus der Anfänglichen Abneigung zu einander erst Respekt, dann Freundschaft und schließlich Liebe werden konnte.

Das Hikari und Louisa sich vor Jahren in Paris kennen gelernt hatten brachte ein Gespräch über das Schicksal des Lebens in Gang.

Irgendwann meinte Raphaël, das die Welt ein Dorf sein. Selbst der Ozean, der die beiden Länder trennte, konnte das Schicksal nicht aufhalten.
 

---
 

Auf den Weg nach Hause nahm Takeru die Hand seiner Freundin und zog sie zärtlich an sich.

„Du musst nicht aufgeregt sein, Hika. Meine Eltern werden dich mit offenen Armen empfangen.“

„Es geht bestimmt wieder von vorne los, welche Ähnlichkeit zwischen Chloé und mir besteht.“

„Nein, das wird es nicht. Ich habe meinen Standpunkt klar und deutlich vertreten. Wo ist eigentlich dein Koffer?“

„Bei Tai in seinem Hotelzimmer. Jean hatte mich von dort abgeholt.“

„Du willst in einem Hotel übernachten? Das kommt gar nicht in Frage, du schläfst bei mir.“

„Ich möchte aber keinen zu Last-“

„Das wirst du nicht. Meine Eltern und Louisa freuen sich auf dich.“
 

Der Blonde blieb vor einem Mehrfamilienhaus stehen und zog sein Schlüsselbund aus der Tasche und schloss die Haustür auf. Beide betraten den Hausflur. Takeru führte sie ins dritte Stockwerk.

„Wie stellst du dir das vor? Meine Sachen sind bei Tai.“

„Du sagst mir, wo den Bruder übernachtet und ich werde deinen Koffer nachher holen.“
 

Er zog sie in eine innige Umarmung und gab ihr einen sanften Kuss. „Ich bin immer an deiner Seite, dass weißt du.“ Danach schloss er die Wohnungstür auf. Kaum hatte er diese geöffnet stand eine blonde Frau im Flur und begrüßte Takeru freundlich.

„Hallo Takeru, wie war dein-“ Natsuko brach mitten im Satz ab, als sie die junge Frau an der Seite ihres Sohnes war.

Hikari verbeugte sich zur Begrüßung.

„Du musst Hikari sein. Ich freue mich, dich kennen zu lernen.“ Sie ging auf die Braunhaarige zu und reichte ihr ihre Hand.

Zögerlich ergriff die Jüngere diese. „Die Freude ist ganz auf meiner Seite“, kam es leise über ihre Lippen.

„Du solltest deiner Freundin dein Zimmer und das Badezimmer zeigen. Sie möchte sich sicher noch ein wenig ausruhen und sich frisch machen, bevor es das Abendessen gibt.“

„Wo sind Matéo und Louisa, Maman?“

„Matéo ist noch auf Arbeit. Louisa ist bei ihrer Freundin. Hätte sie gewusst, dass Hikari heute anreist, hätte sie das Treffen sicher verschoben. Ich werde schnell einkaufen.“

„Entschuldigung, es sollte eine Überraschung für Takeru sein. Ich habe es leider versäumt Matt zu fragen, ob er Ihnen bescheid sagen kann, dass ich eine Woche früher komme.“

„Zwei Sachen Hikari. Erstens du kannst ruhig Natsuko zu mir sagen. Zweitens hat Yamato angerufen. Leider erst vor einer Stunde. Er hat von einem Freund erfahren, der hier bei dem Diplomatentreffen ist, dass du in Paris bist.“ Natsuko wandte sich an Takeru: Dein Bruder hat darum gebeten, dass du ihn anrufst, wenn ihr zu Hause seid. Ich werde euch jetzt alleine lassen.“

Natsuko hatte ihrem Sohn zugezwinkert und verließ die Wohnung.
 

„Du hast noch nicht einmal Matt erzählt, dass du früher nach Paris fliegst?“

„Das habe ich in dem ganzen Stress vergessen. Hiroaki hat mir vorgestern erzählt, dass ich die Fotos von dem Treffen der Diplomaten machen soll. Ich musste in der kurzen Zeit unsere Teams informieren, eine Vertretung ernennen, meinen Koffer packen, Yolei darum bitten, dass sie sich um Gatomon und Patamon kümmert. Außerdem habe ich noch mein Training mit Ken durchgezogen. Schneller als ich denken konnte hat Tai mich schon abgeholt und wir sind zum Flughafen gefahren.“

„Hast du auch geschlafen?“

„Im Flugzeug.“
 

Takeru hatte eine Tür geöffnet. Sofort stieg Hikari sein Duft in die Nase. Kurz blickte sie sich in seinem Zimmer um. Sehnsüchtig blieb ihr Blick an seinem Bett hängen.

Die Müdigkeit war mit einem Schlag vergessen, als er sich hinter sie stellen und seine Arme um ihre Taille schloss. „Du solltest dich ein wenig hinlegen, Sonnenschein. Du siehst müde aus.“ Er gab ihr einen sanften Kuss auf die Ohrmuschel.

„Sieben Wochen“, flüsterte sie.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück