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Light and Darkness

"On that land shall Darkness prevail and Light expire."
von

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Chapter 17: Shaded Truths

 

Chapter 17: Shaded Truths

 

Maron war bester Laune. Sie und Fin hatten sich einen schönen Tag unter Freundinnen gemacht und nun waren sie dabei das Abendessen zusammen zuzubereiten. Den Engel hatte sie zu ihrer Wohnung rübergeschickt, um ein paar Sachen aus ihrer Küche zu holen, die ihr Nachbar nicht parat hatte. In Bezug auf ihren Nachbar, so wundert es sie stark, weshalb dieser so spät nach Hause kam. Seit einigen Stunden wäre ihrem Wissen nach längst Schulschluss gewesen. Ob irgendwas dazwischen kam? Dann hätte er angerufen oder eine SMS geschrieben…, fragte die 16-jährige sich als sie auf die Uhr blickte.

Als plötzlich das Handy klingelte, war Maron positiv überrascht Noyn’s Nummer auf dem Display zu sehen. Es erstaunte die Wiedergeburt Jeanne d‘Arc selbst, dass sie eine derartig solide Freundschaft mit dem Warlock aufgebaut hatte. Eventuell hatte es sich verstärkt, nachdem er sie von dem tödlichen Sturz gerettet hatte. Eventuell lag es auch an dem Gespräch, den sie im Traum mit Jeanne hatte, wodurch sie den Ritter und seine Beziehung zu ihrem alten Leben besser verstehen konnte. Auf jeden Fall hatte sie ihm kurz vor ihrer Krankenhausentlassung all seine ehemals bösen Taten verziehen, was ihn sehr erleichtert und glücklich gestimmt hatte. Sogar Chiaki verhielt sich nach dem Vorfall netter, freundschaftlicher gegenüber Noyn, auch wenn er weiterhin noch auf Distanz bestand.

„Hallo Noyn! Was gibt’s?“, nahm sie mit erfreuter Stimme an.

„Maron. Irgendwas stimmt mit Chiaki nicht und ich rede nicht nur von den komischen Albträumen!“ Seine angespannte Stimme am anderen Ende zu hören, ließ ihre gute Laune sofort wegblasen.

„Was genau meinst du? Was ist passiert?“

„…Ich bin mir noch nicht mal sicher, ob ich in der Position stehe dir das sagen zu dürfen…“

„Nun sag es doch einfach! Sonst würdest du mich nicht anrufen!“ Man konnte den Älteren zögern hören.

„Du hast Recht. Hör zu, es ist so…eh- Chiaki hatte sich mit Akira geschlagen und-“

„Was-…“, brachte Maron nur fassungslos hervor. Den Rest, was Noyn sagte, hörte sie nicht mehr. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Hatte Akira ihm etwa vom Kuss erzählt? Wie wütend war Chiaki jetzt? Wird er sie jetzt hassen?

„Maron? Maron? Hast du gehört was ich gesagt habe? Hey!“, fragte Noyn besorgt, doch die Angesprochene nahm seine Stimme nicht mehr wahr. Zu sehr war sie in ihren eigenen Gedanken versunken. Ihre Hand begann zu zittern und die Finger umschlossen krampfhaft das mobile Telefon. Ein lautes, gleichzeitig dumpfes Geräusch in der Wohnung ließ die Kamikaze-Diebin aufschrecken.

„Noyn, ich muss auflegen. Wir reden später nochmal, versprochen.“, sprach sie in ihr Handy monoton rein und legte auf, ohne auf die Antwort des Anderen zu warten. Vorsichtig spähte Maron aus der Küchentür raus in den Flur. Niemand zu sehen. Sie schaute sich in der restlichen Wohnung um. Niemand zu sehen.

Obwohl – der jungen Frau fiel auf, dass die Schlafzimmertür sowie der Balkontür offen waren. Sie konnte sich entsinnen, beides den ganzen Tag zugehabt zu haben (und Fin flog aus der Wohnzimmerfenster raus). Ein kalter Luftzug wehte durch die offenen Türen und ließ sie leicht frösteln. Sie trug auch nur eine dünne schwarze Leggings und ein langes bordeauxrotes Shirt.

Wieder ein dumpfes Geräusch – diesmal kam es aus dem Bad, in welches sie noch nicht reingeschaut hatte. Das Geräusch von herabprasselnden Wasser war zu hören. Vorsichtig öffnete sie die Badezimmertür und machte das Licht an. Ihr Körper war in Alarmbereitschaft. Perplex hielt sie mitten in der Bewegung inne, als sie den „Eindringling“ sah.

 

Es war Chiaki, der vollbekleidet in Schuluniform mit dem Rücken zur Wand in der gläsernen Duschkabine saß und Wasser auf sich herabfließen ließ. Maron schloss hinter sich die Tür ab, eilte sofort auf ihm zu und stellte die Dusche ab. Das Wasser war eiskalt. Dass sie selbst von Kopf bis Fuß nass wurde war ihr egal. Sie wollte ihn zuerst anmeckern, dafür dass er anscheinend das Gebäude bis zum siebten Stock hochgesprungen war und wieder einmal durch den Balkon reinkam, aber als sie sein Zustand sah war alles vergessen. Sorge und Angst breitete sich in ihr aus.

„Du meine Güte! Chiaki! Was ist passiert?!“ Sie kniete sich vor Chiaki hin, strich ihm die nassen Haare von der Stirn und musterte ihn von oben bis unten. Aus ihr unerfindlichen Gründen war die linke Gesichtshälfte leicht rosa verfärbt. Ebenso waren die Knöchel seiner rechten Hand blutig. „D-Du bist verletzt…!“, stellte sie erschrocken fest. Chiaki schien nicht wahrzunehmen, dass seine Freundin bei ihm war. Er rührte sich nicht von der Stelle. Gleichzeitig war der 17-jährige leichenblass, die dunklen Augenringe stachen stark hervor, seine Augen starrten geistesabwesend in die Leere. Er wirkte wie ein verängstigtes, verlorenes Kind.

Chiaki… Seit der Nacht in Frankreich hatte Maron ihn nicht mehr so verletzlich gesehen. Sonst war er immer derjenige von den beiden gewesen, der immer stark war und sich von nichts unterkriegen ließ, doch in den letzten Monaten schien diese innere Mauer zu brechen. Ihr blauhaariger Freund hatte eine harte Schale und doch einen sehr weichen Kern, den nur sie kannte.

Es schmerzte Maron sehr ihren Liebsten so zu sehen, Tränen standen ihr in den Augen. Die 16-jährige nahm Chiaki in ihre Arme, um ihm zu signalisieren, dass sie für ihn da war. Dieser ließ es wortlos gewähren.

„Ich glaube… ich werde verrückt…“, murmelte er schließlich leise. Seine Stimme war rau und ein kaum hörbares Wispern. „Ich glaube… ich verliere den Verstand… Bitte…Bleib bei mir…“

„W-Wo von redest du, Chiaki…?“

Etwas lauter sprach er mit abgehackter Stimme: „Die Albträume machen mich fertig… Manchmal- Manchmal weiß ich nicht mehr, was hier Realität oder was Traum ist! …Und diese Kopfschmerzen… diese Gedächtnislücken…“ Mit einer Hand auf ihrer Schulter befreite sich Chiaki vorsichtig aus ihrer Umarmung, den Blick zu Boden gesenkt. Sein Atem wurde schwer und zittrig. „Es- Es passieren Dinge, an die ich mich nicht erinnern kann…. Ich tue Dinge, an die ich mich nicht erinnern kann…. Sage Dinge, an die ich mich nicht erinnern kann… Und dennoch…weiß ich, dass ich da war… Mein Körper war da, aber nicht mein Verstand…“ Er begann zu zittern. Allerdings zitterte er nicht vor Kälte. „Meine Erinnerungen fühlen sich nicht mehr an wie als wären sie meine… Und jedes Mal habe ich diese Kopfschmerzen… wie als würde mein Kopf gleich explodieren… wahrscheinlich höre ich noch Stimmen…“ Chiaki wirkte wie als wäre er am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Mit jedem Satz wurde sein Atem immer schneller und flacher. Sein Herz begann zu rasen. Seine Augen konnten nicht mehr klar sehen.

Maron bemerkte sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. Ihr besorgter Blick wandelte sich in Alarmiertheit um. Sie legte ihre Hand auf seine zitternde und umschloss sie fest.

 

„Wa-Was hast du? Hey! Chiaki!“ Der Angesprochene nahm die Stimme der Braunhaarigen nur als distanziertes Echo wahr. Sein Atem wurde immer stoßartiger. Chiaki wollte weitersprechen, doch er brachte kein ordentliches Wort mehr heraus. Stattdessen begann er zu hyperventilieren. Krampfhaft hielt er Maron’s Hand fest. Er wurde noch blasser als er werden konnte und sein Zittern verstärkte sich. Maron hatte nicht viel medizinische Kenntnisse, aber genug um zu erkennen, was in ihr Freund durchging.

„Ha-Hast du eine Panikattacke?!“

„Ja, verdammt!“, bestätigte Chiaki knapp. Maron schaute sich hilflos in alle Richtungen um. Dass sie von der Situation überfordert war, sah man ihr deutlich an. Instinktiv packte sie Chiaki an den Armen und zerrte ihn aus der Duschkabine raus. Kaum waren sie draußen ließ er sich an die gegenüberliegende Badezimmerwand zu Boden sinken. Maron kniete sich wieder vor ihm hin.

„Eh, O-Okay! B-Bloß keine Panik!“ Schlau Maron! Sage jemanden der eine Panikattacke hat, er soll keine Panik schieben!, ohrfeigte sie sich innerlich selbst. „V-Versuche dich zu beruhigen! Denke an was Positives, was Schönes!“

„Und an was genau?!“, brachte ihr Gegenüber unter gehetzten Atem gereizt raus, die Hände auf dem Boden und an der gefliesten Wand abgestützt, um nicht umzukippen.

„An-, an-, an deine Familie! An deine Freunde! An mich! An uns! K-Konzentrier dich auf mich! Hörst du? Denk an Weihnachten, unser erstes offizielles Date, Frankreich…ehm, unser Besuch beim Maron Dome und-, und-, und so viele mehr! Denk an all die schönen Momenten und Tage die wir hatten und haben werden! Hey, hey, hey! Schau mich an und konzentrier‘ dich auf meine Stimme! Hörst du, Chiaki? Ich bin bei dir!!“ Alle Versuche auf ihn einzureden scheiterten. Sie wusste nicht wie sie ihn sonst noch beruhigen sollte, schließlich kam es nicht jeden Tag vor, dass jemand vor ihren Augen eine Panikattacke hatte.

[BGM: https://www.youtube.com/watch?v=zUEIn_lMPzM]

Als letzten Ausweg nahm Maron Chiaki’s Gesicht in beide Hände, schloss ihre Augen und küsste ihn. Seine braunen Augen weiteten sich in der Sekunde erstaunt, als er ihre weichen Lippen auf seine spürte. Mit einem Mal hörte er auf zu atmen und sein Körper entspannte sich etwas. Nach einigen Sekunden löste sie sich von ihm und beide schauten sich tief in die braunen Augen.

„Geht es dir besser?“, fragte Maron sanft.

„Ja…“, nickte ihr Freund, die Verblüfftheit war ihm noch ins Gesicht geschrieben. Mit einigen kräftigen Atemzügen lehnte der 17-jährige sich an die Wand zurück. Er schaute sie mit einem fragenden Blick an.

„Ich habe mal gelesen, dass Luftanhalten hilft gegen Panikattacken…und ehm, dadurch dass ich dich geküsst habe, hast du die Luft angehalten.“, erklärte die Diebin ihm unsicher.

Mit leichtem Stolz wisperte Chiaki: „Schlaues Mädchen.“, und strich ihr mit einer Hand zärtlich die Haar hinters Ohr und ließ sie auf ihre Wange ruhen. Sein Daumen strich gleichmäßig über ihre glatte Haut. Sie kuschelte sich in seine weiche Handfläche rein. Ein Lächeln umspielte zum ersten Mal wieder seine Lippen. Das Lächeln, dass Maron an ihn liebte.

 

„Danke…“, hauchte er anschließend und zog sie zu sich nach vorne, diesmal für einen richtigen, gefühlvollen Kuss.

Den beiden Jugendlichen tropften noch Wasser von den Haaren das Gesicht herunter, weshalb ihre Küsse eine feuchte Note mit sich brachte. Ohne seine Lippen von ihren zu trennen, zog Chiaki seine nasse Schuljacke aus und warf sie in die Ecke. Das weiße Hemd darunter war ebenfalls pitschnass und klebte wie eine zweite Haut an seinem muskulösen Körper. Die kalte Badezimmerwand an seinem Rücken sowie das kalte Wasser ergaben einen angenehmen Kontrast zu der Hitze, die er von den Berührungen seine Geliebten und ihrem heißen Atem verspürte.

Chiaki legte eine Hand auf ihren Hinterkopf, packte sie sanft an den Haaren und intensivierte die Küsse leidenschaftlich. Mit dem anderen Arm zog er sie enger an sich, sodass sie auf ihm saß und seine Hüfte zwischen ihren schlanken Beinen befand. Sie umschloss ihre beiden Arme um seinen Nacken und schmiegte sich an seinen Körper. Dass sie sich immer noch im Badezimmer befanden, störte das Paar nicht. Dass Fin zurückkehren und nach Maron suchen würde, war ihr auch entfallen. Da sie von innen abgeschlossen hatte, würde der Engel sowieso nicht reinplatzen können.

Die junge Frau knöpfte in mitten der Küsse Chiaki’s Hemd auf und schob das Kleidungsstücke seine Schultern herunter. Sie hielt kurz inne und musterte ihr Gegenüber eindringlich, fuhr zaghaft mit den Fingerspitzen sachte die feinen Konturen seines Gesichts entlang, wanderte den Hals runter zu seiner Brust und den definierten Bauchmuskeln bis zur Gürtellinie. Sie konnte es nicht leugnen: Chiaki war mehr als nur gutaussehend, er war wunderschön.

Ihre Berührungen bereiteten dem Anderen eine angenehme Gänsehaut. Unerwartet beugte sich Maron zu ihm nach vorne und liebkostete die Stelle zwischen seinen Nacken und Halsbeuge unter seinem linken Ohr. Sie wusste, dass er an der Stelle empfindlich war. Ein leises, genüssliches Seufzen entkam ihrem blauhaarigen Freund, was ihr ein leichtes Grinsen ins Gesicht zauberte ohne die Liebkosungen auf seiner Haut zu unterbrechen. Maron spürte seine steigende Erregung unter ihr. Ebenso sie spürte wie seine starken Hände ihre Beine entlang hochtasteten und sich unter ihr feuchtes Shirt begaben und ihren Rücken hochfuhren, bis zum Ansatz ihres BH-Verschlusses. Dann wanderten seine Hände von ihrem Rücken nach vorne zu ihren Rundungen. Wie Feuer brannten seine Hände auf ihren Körper und er begann auch ihren Hals und Schulter zu küssen. Ehe sie es registrieren konnte, zog Chiaki ihr Oberteil aus, sodass sie in ihrem weißen BH vor ihm saß. Wie benebelt betrachtete er seine Geliebte als säße eine atemberaubende Göttin vor ihm, was sie auch für ihn war. Er nahm ihre Hand, zog sie für eine innige Umarmung wieder zu sich und küsste sie leidenschaftlich.
 

***

Das Paar saß schweigen Schulter an Schulter nebeneinander an der Badezimmerwand angelehnt, die Beine zu sich angezogen. Noch immer waren beide oberkörperfrei, da es keinen Sinn machte sich die nassen Sachen überzuziehen. Sie hatten sich jeweils große Badehandtücher übergelegt, um sich abzutrocknen und um nicht zu frieren. Unter ihnen hatten sie ebenfalls ein großes Handtuch ausgebreitet. Allmählich verblasste die Schamesröte in ihren Gesichtern. Keiner wusste was er dem anderen sagen sollte.

Nach einigen Minuten unterbrach Chiaki die Stille zwischen ihnen: „In gewissen Sinne waren wir jetzt doch gemeinsam unter der Dusche.“ Maron dachte daran zurück was er ihr am Morgen gesagt hatte. Ein Schmunzeln entkam ihr.

„Selbst nach einer Panikattacke bist du für Scherze offen.“ Auch Chiaki musste kichern.

„Noyn hat mir gesagt, du hast dich mit Akira geschlagen…?“, fragte nun seine Freundin bedrückt.

„…Wieso hast du mir nicht von dem Kuss erzählt?“, kam es von Chiaki als ernste Gegenfrage nach einer gewissen Bedenkzeit. Seine Sitznachbarin zuckte schuldig zusammen und zog ihr Badetuch enger um sich, ihre Hände am Stoff fest umklammert. Sie wendete ihren Kopf beschämt von ihm weg.

„Es tut mir furchtbar leid. Ich wollte es dir sagen, aber ich-…ich war feige. I-Ich…hatte furchtbare Angst es dir zu sagen…Ich hatte Angst, dass du mich hassen oder abweisen würdest. I-Ich kann verstehen, wenn du mich nicht mehr willst… O-oder mich nicht mehr liebst…“ Tränen entkamen ihren Augen. Zu ihrer Überraschung lachte ihr Freund kurz auf.

„Hast du schon vergessen, was wir die letzten Minuten eben gemacht haben?“ Maron wurde wieder etwas roter. Chiaki drehte sich zu ihr, umfasste sanft ihr Kinn und drehte ihr Gesicht in seine Richtung, sodass sie ihm direkt in die Augen sah, die sie liebevoll anschauten. Sanft legte er ihr eine Hand auf die gerötete Wange.

„Ich schau dich an, küsse dich mit all der Liebe, die ich haben kann und du fragst mich allen Ernstes, ob ich dich immer noch will…? Als ob ich je aufhören könnte dich zu lieben! Als ob ich das aufgeben wollen würde, was mir jeden Tag Kraft gibt und mich stärker macht als alles andere auf der Welt.“ Mehr Tränen rollten ihr das Gesicht herunter, welche er mit dem Finger wegwischte. „Vorher wollte ich mich nie jemanden hingeben oder mich an jemanden binden…aber, Maron,…seit dem ich dich das erste Mal sah, gehörte ich ganz dir. Ich gehörte nur dir allein. Und ich tue es immer noch.“

„Chiaki…“ Maron fing an hemmungslos zu weinen.

„Ich habe dir schon mal gesagt, dass nichts auf der Welt meine Liebe zu dir ändern wird.“ Er gab ihr einen kleinen Kuss auf den Mund.

„Du- Du bist zu gut zu mir…W-Womit habe ich dich nur verdient?“, stotterte sie unter Tränen. „D-Danke…für deine Liebe. E-Es tut mir leid, dir die Wahrheit vorenthalten zu haben. Ich wollte dich nicht verletzen!“ Chiaki lächelte sich verständnisvoll an.

„Jetzt weißt du wie ich mich all die Zeit gefühlt habe. Wenn ich dir über etwas die Wahrheit sagen wollte, jedoch Angst um deine Gefühle hatte… Angst hatte dich zu verletzten. Ich-…“ Sein Blick wurde ernster. „Ich bin nicht wütend auf dich, keine Sorge. So wie es sich angehört hat, wolltest du es auch nicht, richtig?“

„Nein, natürlich nicht! A-Aber…ich habe es zugelassen…Ich hätte ‚Nein‘ sagen oder ihn von mich stoßen sollen! Aber irgendwie konnte ich nicht…“

„Hm. Dann hatte der Mistkerl einen Schlag von mir verdient gehabt.“

„So wie Noyn sich angehört hat blieb es nicht bei nur einem Schlag?“ Der Kaito schüttelte unsicher den Kopf und schaute zu Boden.

„Hat es was damit zu tun, dass du dich nicht erinnern kannst?“, fragte Maron, worauf er als Antwort nickte.

„Hmm…Mein Amulett schlägt nicht an, obwohl Fin es um weitem perfektioniert hat. Da sind wir in der Hinsicht auf der sicheren Seite, denke ich.“, sagte sie nachdenklich, wischte sich die getrockneten Tränen vom Gesicht und stand auf. „Apropos! Wir sollten raus gehen, findest du nicht? Bestimmt wundern sich unsere Engel schon wo wir sind.“ Mit einem Lächeln hielt sie Chiaki ihre Hand hin, welche er mit einem Nicken annahm.

„Okay.“

 

Noch immer mit Handtuch um den Körper verließen sie das Bad. Kaum hatten beide Fuß auf dem Flur gesetzt, vernahmen sie die schrille Stimme von Fin: „DA SEID IHR JA ENDLICH!! WOLLTET IHR SCHON IM BAD ÜBERNACHTEN, ODER WAS?!“ Der Engel saß in ihrer menschengroßen Form auf dem Sofa, die Arme vor die Brust verschränkt, die langen grünen Haare zu einem strengen Zopf gebunden, ihr Gesicht wütend. Access lag währenddessen gelangweilt neben ihr, seine Beine gemütlich über den Schoss seiner Partnerin gelegt und las ein Manga. Verdutzt musste das Paar feststellen, dass es bereits stockdunkel draußen war und die Uhr 21:59 anzeigte. Unterdessen stand Fin auf und schimpfte weiter: „Ich hatte mir voll die Sorgen gemacht!! Zuerst habe ich voll lange gebraucht bis ich all die Sachen gefunden habe, die du wolltest, Maron, und dann verschwindest du einfach!! Dann habe ich gesehen, dass Chiaki’s Tasche in seinem Zimmer lag und dass das Bad verschlossen war! Ich habe eure Stimmen gehört und eine Ewigkeit geklopft, aber keiner von euch schien mich gehört zu haben!!! Irgendwann war Access nach Hause gekommen und wir warten seit über drei Stunden auf euch!!! ICH HOFFE STARK IHR HABT DA DRIN KEINE UNANSTÄNDIGEN SACHEN GEMACHT, DIE IHR AM ENDE NOCH BEREUT!!“ Die beiden Jugendlichen waren etwas baff von der Standpauke, schüttelten kurz unschuldig den Kopf und starrten den Engel erstmal sprachlos an, der schon einige Zentimeter über den Boden schwebte, um auf sie mit erhobenen Finger wütend herabzugucken. „GUT! NUN ZIEHT EUCH ENDLICH UM ODER WOLLT IHR EUCH NOCH EINE ERKÄLTUNG EINHOLEN?! DANACH ERKLÄRT IHR UNS GEFÄLLIGST WAS LOS IST!“ Auf Befehl verschwanden die Diebe ins Schlafzimmer. Da angekommen musste Chiaki anfangen lauthals zu lachen. Auch Maron schloss sich nach kurzer Verwunderung dem Lachen an.

„Wieso lachen wir überhaupt?“, fragte Maron ihren Freund und sich neue Sachen anzog, die sie in seinem Schrank gebunkert hatte.

„Fin ist wie eine Mutter…von der anstrengenden Sorte.“, antwortete dieser fertig umgezogen.

„Sie gehört aber auch zur fürsorglichen Sorte.“, fügte sie lächelnd hinzu. Gemeinsam gingen sie zurück ins Wohnzimmer und setzten sich zu ihren beflügelten Freunden hin. Ein lautes Knurren ging durch den Raum.

„Ich sterbe vor Hunger!!“, jammerte Access und legte sein Manga weg.

„Ihr Engel braucht nichts essen! Ihr esst doch sowieso nur zum Spaß hier!“, rollte Chiaki mit den Augen.

„Trotzdem habe ich Hunger!“

„Ich habe doch ein paar Tiefkühlpizzen. Da hättest du dir eine reinschieben können in der Zwischenzeit!“

„Oh.“

„Erzählt ihr uns bitte was los ist?“, erinnerte ihn Fin mit ruhiger, zugleich besorgter Stimme.

„Ja, machen wir. Gib uns noch ein paar Minuten….“

„Da fällt mir ein, ich wollte Noyn noch zurückrufen! Er wollte mit mir auch über die ganze Sache von heute reden… Dann kann ich ihn ja auf Lautsprecher stellen! Ich gehe mein Handy holen und mache uns allen eine Pizza.“ Maron sprang auf und ging in die Küche. Sie hatte ihr Telefon auf dem Küchentisch liegen gelassen. Auf dem Display sah sie das Miyako und Noyn versucht hatten sie anzurufen und ihr Nachrichten hinterlassen haben. Es ging um die Ereignisse des heutigen Tages. Maron schrieb ihrer Freundin eine SMS zurück, mit der kurzen Info, dass sie Bescheid wüsste.

Nach ein paar Minuten ging die Braunhaarige mit frisch aufgebackenen Pizzen ins Wohnzimmer zurück und rief den ehemaligen Ritter an.

„Maron! Was hast du vorhin gemacht, weshalb du auflegen musstest! Hattest du mir überhaupt zugehört vorhin??“

„Ich musste mich um Chiaki kümmern.“

„Chiaki?!“

„Bevor du fragst, ich bin wieder normal. Du bist auf Lautsprecher übrigens.“, mischte sich der Erwähnte ein. Die Engel verstanden kein Wort und blickten alle mit einem Fragezeichen im Kopf an. „Fin und Access sind auch da. Ich würde vorschlagen, ich erzähle allen was ich aus meinen Erinnerungen weiß und du füllst meine Gedächtnislücken.“

„Warte- Du kannst dich an nichts erinnern?! An rein gar nichts?!“

„Sagen wir es mal so…“ Daraufhin begann Chiaki zu erzählen. Noyn berichtete im Anschluss von dem was er beobachtet hatte.

„Du heiliger Seraph!“, kam es von Fin entsetzt, was wahrscheinlich das engelsäquivalent für „Du meine Güte“ oder „Oh mein Gott“ war.

„Mein Amulett reagiert hier nicht, also können wir davon ausgehen, dass Chiaki nicht besessen ist, oder?“, kam Maron wieder zu Wort. 

„Schätze schon.“, antwortete ihr Engel mit leichter Skepsis.

„Und du konntest auch keine Dämonen aufspüren? Gar keine??“, fragte die Kamikaze-Diebin bei dem ehemaligen Dämonenritter nach.

„Nope. Ich war auch vorhin beim Direktor und Herrn Kamoshida zu Hause und da konnte ich auch nichts Verdächtiges entdecken.“

„Du bist bei ihnen eingebrochen??“, fragte Chiaki.

„Alle Türen und Fenster sind heil, also würde ich das nicht unbedingt ‚einbrechen‘ nennen!“

„Wieso hatten sie sich dann so komisch benommen…?“, überlegte Maron laut.

„Wenn ich das wüsste.“, seufzte Noyn am Telefon.

„Vielleicht befindet sich irgendwas in der Schule?“, schlug Access vor. „Schließlich geschehen all diese merkwürdigen Dinge dort, nicht? Angefangen von Maron’s Sturz bis jetzt… Eine ziemlich abgedrehte Woche, muss ich außerdem sagen!“

„In der Schule war ich auch schon und habe nichts entdeckt.“

„Dann schauen Access und ich uns das morgen nochmal an!“, bot Fin an.

„Okay, dann werde ich euch dabei helfen!“

„Warte Noyn- morgen ist das Schulfestival! Müsstest du da nicht als Lehrer anwesend sein?“, fragte Maron irritiert.

„Uhm…Ich lass mir schon was einfallen! Es ist schon spät. Ihr solltet schlafen gehen.“ Es war mittlerweile fast Mitternacht. „Wir sehen uns alle morgen.“

„Bis dann!“ Mit den Worten legten sie auf.
 

Nachdenkliches Schweigen herrschte unter den Dieben und ihren Engeln.

„Ich hätte eine Bitte.“, kam es von Chiaki nach einer Weile, die Augen trüb nach unten gesenkt. Teilweise unsicher, teilweise erwartungsvoll schauten ihn die anderen drei an. Chiaki richtete seinen Blick auf seine Freunde, als er weiter sprach: „Ich bitte euch als Freund. Sollte ich irgendwas machen… was unverzeihliches,… dann setze mir ein Ende zu.“ Maron keuchte erschrocken auf. Auch Access klappte die Kinnlade auf und machte große Augen, ihm fiel fast seine Pizza aus der Hand. Fin schaute Chiaki dagegen ernst an.

„Auf keinen Fall! Ich habe dir schon damals gesagt, wage es ja nicht über den Tod nachzudenken! Wir vier bleiben für immer zusammen! Egal was passiert!“, sprach Maron eindringlich auf ihm ein und verschränkte ihre Hand in seine. Access stimmte ihr zu und legte bekräftigend eine Hand auf Chiaki’s Schulter. Dieser konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

„Ein unzerstörbares Band zwischen Kaitos und ihren Engeln, was?“ Seine Gegenüber nickten.

„Ein unzerstörbares Band zwischen Freunden.“, korrigierte Maron sanft und umarmte ihren Freund. Nach einigen ruhigen Augenblicken trennten sie sich voneinander.

„Übrigens Fin. Du sagtest vorhin ‚Du heiliger Seraph‘…Was ist ein Seraph, wenn ich fragen darf?“, erkundigte sich Maron neugierig.

„Seraph ist der höchste Rang den ein Engel haben kann.“, antwortete ihr Partner sachlich.

„Ich dachte der Erzengelstatus wäre schon das höchste?“ Die Engel ihr schüttelten synchron den Kopf. Mit einem trockenen Ton fügte Access hinzu: „Lucifer war ein Seraph…“ Die Diebin erinnerte sich zurück wie Gott Lucifer beschrieb. „Lucifer war ein Engel höchsten Ranges…“ Das meinte der Herr also…

Chiaki zog seine Freundin währenddessen näher an sich ran und kuschelte seinen Kopf in ihrer Schulter rein. „Die Nacht ist schön…findet ihr nicht.“

Alle schauten aus dem Fenster nach draußen. Für einige Minuten beobachteten die vier Freunde entspannt den sternenklaren Himmel, bevor sie sich schlafen legten.
 

***

Nach einigen Stunden ging die Sonne langsam wieder auf und erhellte die Stadt. Zwei männliche Gestalten standen auf einem Dach und betrachteten den Sonnenaufgang. Sie waren in modernen, schwarz Klamotten gekleidet. Ihre Gesichter waren zwar vernarbt, dennoch sahen sie sehr attraktiv aus.

„Heute ist der Tag, nicht?“, sagte einer von ihnen.

„Ja…Wir haben alle Vorbereitungen fertig. Und wir haben durch unsere Dämonen genug Lebenskraft von den Menschen gesammelt, um Gott zu schwächen.“

„Trotzdem lästig! Kein einziges Mal konnten unsere Dämonen gegen diese Gottesbande siegen! Da macht die Arbeit doch kein Spaß, wenn ich nicht mal gewinnen kann!“

„Gottes Tochter ist stark… Ich muss zugeben, unterschätzt hatte ich sie anfangs auch.“

„Und ich dachte die ganze Zeit Berith’s Dämonen waren einfach nur lächerlich schwach! Was will man auch von Kreaturen des ersten Rings erwarten!! Ganz ehrlich, am liebsten würde ich die Menschen mit meinen eigenen Händen vernichten.“, kam es vom Ersten spöttisch und arrogant. Eine riesige Sense manifestierte sich in seiner Hand und er hatte ein blutdurstiges Lächeln aufgesetzt. Sofort erntete er einen scharfen Blick vom Anderen. Augenverdrehend ließ er seine Waffe wieder in dunklen Flammen verschwinden und sagte er: „Ja, ja, ja! Unser Befehl war so und so und nichts anderes! Blah, blah, blah! Aber du weißt, wie ich das Gefühl von Blut an meinen Händen liebe. Hehehe.“ Ein sadistisches Kichern entkam ihm. „Aber na gut, ich habe mir für heute ein paar meiner stärksten Dämonen zusammengeholt. Das sollte Jeanne und ihre Freunde etwas beschäftigen.“

„Das sagst du schon ganze drei Monate lang und jedes Mal sind deine sogenannten ‚stärksten‘ Dämonen gescheitert.“, kommentiert der Zweite abfällig. Sein Gesprächspartner zischte beleidigt.

„Tu nicht so als wären deine Dämonen aus dem siebten Ring was Besonderes! Nur weil ich einen Rang unter dir bin!“ Der Zweite seufzte und verdrehte nur genervt die Augen. Was für ein Ego, der Typ…!

„Apropos Berith… Anscheinend waren er sowie Asmodeus und Belial gestern kurz hier für einen Auftrag.“, kam es wieder vom Ersten.

„Schien so.“

„Die mussten zum Glück nicht so lange hier ausharren! Für meine Wenigkeit waren die letzten drei Monate hier auf der Erde auch stinkend langweilig! Wie sie hier fast ein ganzes Jahr aushalten konnte…“

„Wir sind tausende von Jahre alt, da sind ein paar Monate oder ein Jahr für uns gar nichts, du Idiot. Vergiss nicht, dass er genauso lange hier ist wie wir, ‚Reaper‘! Da haben wir kein Recht groß rum zu nörgeln! Naja…und sobald sie wieder zurückkehrt, wird in Edom wieder die Hölle los sein…“ Der Andere, dessen Spitzname Reaper sein schien, lachte laut auf.

„Guter Witz, Azazel! In der Hölle wird die Hölle los sein! Ich schmeiß mich weg!“

„…“ Idiot!, dachte sich Azazel nur. Man merkte, dass er der ernstere von beiden war und nur seinen Pflichten nachging.

„Die Ruhe ohne sie hat man schon genossen… Werde ich vermissen!“

„Komm, Sammael, gehen wir! Es wird Zeit.“ Aufs Wort lösten sich die beiden Dämonenfürsten in Luft auf.
 

Das Wetter an diesem Samstag war perfekt. Ein schöner blauer Himmel mit kaum Wolken und milden Märztemperaturen. Perfekt für ein Schulfestival, welches bunt, laut und fröhlich belebt war. In der gesamten Momokuri Akademie wurden Girlanden, Laternen und sonstige Dekorationen auf gehangen. Ab und an regnete es Konfetti. Die Klassenzimmer wurden in unterschiedlichen Themenräume um modelliert, wie ein Horrorkabinett oder ein Verkupplungscafé. Überall gab es was zu entdecken und zu erleben. Die Tribüne im Sportgebäude wurde für Theaterauftritte genutzt. Auf dem Schulhof wurde eine Bühne aufgebaut in der Schülerbands ihr Talent zeigen konnten. Andere Teile des Schulhofes wurden zu Hindernisläufen für Kinder umgebaut oder mit Spielständen belegt, in der man kleine Preise gewinnen konnte. Draußen, vom Schultor bis zum Hauptgebäude, wurden Essensstände aufgestellt, die eine Vielfalt an kulinarischen, herzhaften und süßen Sachen anboten, in denen auch Maron’s Klasse tätig war.

An jeder Ecke waren Menschen jeglicher Altersgruppe zu sehen. Insbesondere Mittelschüler, die es in Erwägung ziehen würden, für die Oberstufe auf die Akademie zu gehen. Schließlich wurde den Besuchern nicht nur Spaß und Unterhaltung geboten, Ziel war es auch unter anderem das Interesse für zukünftige Schüler der Schule zu steigern. Demnach gab es auch zahlreiche Stände der einzelnen Clubs in der die Mitglieder über ihre Aktivitäten werben. Aber auch Schüler anderer Oberschulen waren da, um aus Spaß einen Blick in das Leben der Momokuri Akademie zu erhaschen.

Die Schüler und Lehrer der Akademie waren alle gut gelaunt und fleißig damit beschäftigt, dass das Festival für das Wochenende perfekt abläuft. Somit waren auch die Ereignisse des gestrigen Tages -zu Chiaki’s Glück- so gut wie vergessen. Niemand schenkte ihm verstohlene Blicke oder murmelte etwas hinter seinem Rücken.
 

Da keine Schuluniformpflicht für die Tage bestand, hatten Maron und ihre Freunde sich in ihren Alltagsklamotten schick gemacht. Die Reinkarnation Jeanne d’Arcs trug ein feminines, pastellrotes Kleid mit dezentem Blumenmuster, darüber einen langen, weißen Cardigan sowie eine dunkle Strumpfhose. Die langen, braunen Haare trug sie offen mit vereinzelten Blumenaccessoires und dünn geflochtenen Strähnen. Chiaki hielt es sich schlicht mit schwarzer Jeans, weiße-blauem Hemd und dunkelgrauer Jeansjacke sowie normal gestylten Haaren. Die Himmelsengel begleiteten ihre Schützlinge und hielten Ausschau nach allem ungewöhnlichen.

Noyn hatte es sich -wie am Telefon besprochen- zur Aufgabe gemacht, das Engelspaar zu helfen, in denen er sich in seiner normalen, schwarzhaarigen Gestalt sowie Sonnenbrille und (auffällig gelben) Strohhut unters Volk mischte, um nicht von Schülern und Lehrkräften erkannt zu werden. Neben ihm lief Silk in seiner menschlichen Gestalt mit einer roten Kappe auf dem Kopf, was ein Loch für sein Horn zu haben schien, damit es wie ein stylisches Accessoire aussah. Die Jugendlichen sahen beide überrascht an als sie auf sie zukamen. Miyako und Yamato wurden flüchtig über alles aufgeklärt.

„Sehr einfallsreich von dir.“, merkte Chiaki mit hochgezogener Augenbraue an, als er den Älteren sah.

„Ich habe mich auch bei den Kollegen nicht gemeldet. Hoffe die merken unter dem ganzen Trubel nicht, dass ich fehle.“, antwortete dieser und schob sich die schwarze Sonnenbrille die Nase hoch.

„Nimm erstmal den Hut weg und dann werden sie dich auch nicht bemerken!“, sagte Maron amüsiert, nahm ihm die Kopfbedeckung ab und legte es beiseite. Die kurzen Haare standen Noyn nun wild am Kopf, was er jedoch nicht bemerkte.

„O-okay. Ich gehe dann mal und ihr kümmert euch um das Festival. Falls Frau Pakkyaramao fragt, ihr habt keine Ahnung wo ich bin!“ Etwas peinlich berührt drehte der Warlock sich von den Schülern weg und verschwand mit seinem Drachenjungen unter der Menge. Auch Fin und Access flogen in ihren Kugeln los, folgten dem Schwarzhaarigen Richtung Schulgebäude.

 

„Spürt ihr was?“, fragte der getarnte Geschichtslehrer seine drei Begleiter nachdem er einigen Minuten durch die Schule lief und an einer Säule angelehnt stand.

„Hmmm. Trotz der belebten Atmosphäre hier, fühlt sich irgendwas falsch an…“, sagte Fin und schaute sich unsicher um.

„Da stimme ich dir voll und ganz zu. Dieses beklemmende Gefühl hatte ich gestern Nacht nicht als ich hier war…“

„Wir sollten auch draußen auf dem Schulhof gucken, oder?“, schlug Silk unsicher vor.

„Ja.“

Auch im Schulhof entdeckten die vier magische Wesen nichts, bis: „Meister! Da sind komische Male aufgezeichnet!!“, rief der Drachenjunge hinter einigen Bäumen und Büschen und zeigte auf etwas. Dunkelrote Verschnörkelungen waren auf dem Boden abgebildet, die auch nicht entfernt werden konnten.

„Was für ein dämonischer Zauber soll das werden?“, fragte Access den ehemaligen Dämonenritter.

„Ich… habe keine Ahnung…“, kam es von diesem resigniert und kratzte sich frustriert den Kopf. „Sieht antiker und älter aus als die, die ich kannte. Wir müssen gucken, ob wir noch mehr von denen finden! Am besten teilen wir uns auf.“ Die anderen nickten ihm stimmend zu und begaben sich in alle Himmelsrichtungen über dem Schulgelände.
 

***

Einige wenige Stunden sind vergangen und der Tag lief auf Hochtouren. Frau Pakkyaramao kam plötzlich auch das Diebespaar zu. Mit ihr im Schlepptau: Kiyo. Sie war in einem attraktiven rot-schwarzen Kleid gekleidet mit hohen schwarzen Absatzschuhen und trug im Vergleich zu ihrem sonst bescheidenen Erscheinungsbild relativ starkes Make-Up. Die dunklen Augen hinter der Brille wurden mit einem rötlich leuchtenden Lidschatten betont und die bereits roten Lippen wurden noch mehr mit einer dunkelroten Farbe zur Geltung gebracht. Ihre offenen, schwarzen Haare glänzten geschmeidig ihren Rücken herab.

/Haut so weiß wie Schnee, Lippen so rot wie Blut und das Haar so schwarz wie Ebenholz./ Sie sah aus wie eine man sich eine moderne Version von Schneewittchen vorstellen würde. Viele der jungen, männlichen Besucher und Schüler starrten der schwarzhaarigen Schönheit hinterher, wenn sie sich in unmittelbarer Nähe befand. Maron verzog innerlich das Gesicht.

„Chiaki! Du und Kiyo solltet die Flyer in der Stadt austeilen.“

„Hah?! Müssten nicht schon längst Flyer verteilt sein?“, fragte der Angesprochene ungläubig. „Schließlich ist es doch schon gut besucht hier.“

„Doch, doch, klar. Aber ihr sollt einfach ein paar Runden durch die Stadt laufen und die verteilen. Eventuell kommen noch Leute, die noch nichts davon mitbekommen haben. Schließlich sollen nicht nur heute Besucher kommen, sondern auch Morgen! Drei weitere Zweierteams machen auch mit. Und wehe ihr schmeißt sie in irgendeine Ecke weg, Kinder! Das werde ich schon mitbekommen!!“ Die Lehrerin richtete mit einer strengen Bewegung ihre Flöte auf den jungen Mann, um ihre Autorität zu bekräftigen.

„Ich kann das doch mit Chiaki übernehmen anstatt Kiyo.“, wendete Maron ein. Auf keinem Fall lasse ich ihn mit ihr alleine!

„Nein, Maron. Du bist für die Essensstände zugeteilt.“ Die Lehrerin drückte Chiaki und Kiyo zwei große Stapel Flyer in die Hand. „Und keine Widerreden! Und wo ist denn nun überhaupt Herr Shikaidou! Wir brauchen schließlich alle Lehrkräfte hier. Er hat sich in keinster Weise entschuldigt oder gemeldet! Unerhört!!“

„Fein…bringen wir es hinter uns…“, seufzte Chiaki widerwillig und gab seiner braunhaarigen Freundin einen Kuss auf die Wange. „Ich beeile mich, Okay?“

„Ich will dich nicht mit ihr allein lassen…“, murmelte diese leise, nur für ihn hörbar. Er schenkte ihr ein verständnisvolles Lächeln.

„Vergiss nicht, dass ich allein dir gehöre.“, flüsterte er zurück und gab ihr einen Kuss auf die andere Wange, bevor er sich Richtung Schultor begab.

 

[BGM: https://www.youtube.com/watch?v=ENKJ2QASfmI]

„Mach dir keine Sorgen um ihn …oder mich. Es wird schon nichts passieren! Das kannst du mir glauben.“, sagte Kiyo lächelnd zu Maron gewandt. Diese beäugte ihre Klassenkameradin misstrauisch. Das falsche Lächeln konnte nicht falscher sein!

Als Kiyo sich wegdrehte und sich von ihr entfernte, wehten ihre schwarzen Haare durch die Luft. Wie vom Blitz erschlagen, kam der Kamikaze-Diebin ein Bild vor Augen. Wie Kiyo auf dem Dach stand, ihr beim Fall zuschaute und sich dann vom Geländer entfernte. Wut stieg der jungen Frau hoch. Wut die sie noch nie so empfunden hatte. Sie war es!! Dieses verdammte Miststück!!!! Ihre Hände ballten sich zu Fäusten.

Sie löste sich von ihrer Schockstarre und wollte auf Chiaki zu rennen, als Kiyo sich ihm anschloss. Doch auf einmal stand ihr Akira im Weg.

„Hey, wohin so eilig?“ Sie warf einen flüchtigen, genervten Blick auf ihn. Er trug schwarze Jeans, weißes Hemd und eine schwarze Lederjacke über den Schultern. Dafür dass er ein Tag vorher zusammengeschlagen wurde, sah er eher aus als wäre die Sache Tage oder Wochen her gewesen. Keine blauen Flecke, Blutergüsse, Kratzer oder angeschwollene Körperstellen. Die Brille sah auch aus wie neu. Das einzige was auf dem Vorfall hinwies war das sein linker Arm bandagiert und in einer Armschlinge gebunden war sowie das über seiner Stirn ein fetter Verband umgewickelt war.

„Ich bin froh, dass es dir wieder gut geht. Scheinst voller Energie und Tatendrang zu sein! Bestimmt hattest du von deinem Freund gehört, was gestern passiert ist. Falls du dich fragst, Make-Up ist ein gutes Wundermittel!“, quatschte er sie zu.

„Akira, das ist jetzt ziemlich ungelegen!“ Sie versuchte sich an Akira vorbei zu drängen, doch er rührte sich nicht vom Fleck. Ebenso versperrten ihr immer wieder die vorbeilaufenden Menschen die Sicht zum Ausgang.

„Und mir kommst du ziemlich gelegen! Ich hätte gern einen kandierten Apfel!“, sagte er mit einem breiten, unnatürlichen Grinsen, welches Maron einen Schauer über den Rücken jagte. Mittlerweile waren ihr Freund und ihre vermeintliche Rivalin komplett aus ihrem Blickfeld verschwunden. Verdammt!!

„Da bist du falsch bei mir! Kannst du mich vorbei lassen? Ich muss dringend Chiaki und Kiyo finden!“ Die 16-jährige verlor allmählich die Geduld. Seit dem Kuss und den Blumen hatte sie ihre Freundlichkeit für den schwarzhaarigen Jahrgangskamerad auf ein Minimum beschränkt. Sein Anblick bereitete ihr ein unbehagliches, einschüchterndes Gefühl. Ebenso schlug ihr Herz wieder schneller in seiner Anwesenheit. Soeben wollte sie den nächsten Versuch wagen an ihn vorbeizugehen, doch dieser hielt sie mit einer schnellen Bewegung am Unterarm fest.

„Hey! Was soll das?!“

„Wozu die Aufregung? Hast du Angst, dass sie dir deinen Freund wegschnappt?“ Das ist nur die Spitze vom Eisberg!! Maron versuchte sich von seinem festen Griff loszureißen, doch Akira rührte sich keinen Millimeter. Noch immer hatte er dieses unnatürliche, nahezu arrogante Lächeln auf dem Gesicht.

Plötzlich stand Noyn bei ihnen und packte Akira am Arm, sodass seine Hand sich lockerte und Maron sich von ihm befreien konnte.

„Belästigt er sie, Miss?“, fragte der Ältere und schaute sie prüfend über den Sonnenbrillenrand an.

Noyn!! Gott sei Dank!, dachte sich sie erleichtert.

„Hm. Scheinst ja für jede Situation einen holden Ritter zu haben, Maron.“, kam es von Akira belustigt und musterte den Mann mit seinen grauen Augen wissend.

„Maron!! Ich brauche mal deine Hilfe!“, hörten alle Miyako einige Meter entfernt rufen.

Sofort lief die Gerufene auf ihre Freundin zu. Währenddessen lies Noyn von dem Anderen los, der sich langsam von der Stelle entfernte. Skeptisch schaute der ehemalige Dämonenritter ihm hinterher, bis er in der Menschenmasse verschwand. Anschließend folgte er der Kamikaze-Diebin unauffällig. Sie, Miyako und Yamato standen hinter einem Stand versteckt.

 

„Danke Noyn…und dir auch Miyako!“, atmete Maron erleichtert aus. Gleichzeitig wirkte sie jedoch angespannt und gestresst.

„Dafür dass der Typ gestern krankenhausreif geprügelt wurde, sieht er ziemlich gesund aus.“, merkte Miyako argwöhnisch an.

„Du siehst blass aus, Maron.“, stellte Yamato besorgt fest.

„Kiyo! Es war Kiyo, die mich runtergeschubst hat. Ich erinnere mich wieder!“

„Was!?“ Ihre Freunde starrten sie mit entsetzt an.

„Kiyo Ita?“, hakte Noyn nochmal nach. Maron nickte ernst. Sein ernster Blick wurde nachdenklich. Die ganze Zeit schon fühlte er sich wie als hätte er ein Puzzelstück übersehen, welches zur Lösung des ganzen Rätsels führen würde. Doch was war es?

Zwei leuchtende Kugeln kamen auf die Gruppe zugeflogen.

„Maron! Hat dir Noyn schon von den Malen und Zeichen erzählt, die auf dem Gelände verteilt sind?!“, hörte man Fin’s besorgniserregende Stimme sagen.

„Was für Male?“ Die Angesprochene warf einen kurzen Blick auf den ehemaligen Ritter, der immer noch tief in Gedanken versunken zu sein schien und Sachen vor sich her murmelte.

„Male, die irgendeinen dämonischen Zauber bergen! Und allmählich sammelt sich mehr und mehr dunkle Energie hier an!!“, erklärte ihr der grünhaarige Engel. Mit einem beunruhigten Blick wandte Maron sich zu ihren menschlichen Freunden: „Am besten verschwindet ihr von hier!“

„Können wir euch nicht irgendwie helfen?!“, wendete Miyako verzweifelt ein. Bestimmt schüttelte ihre beste Freundin den Kopf.

„Es wäre sonst viel zu gefährlich! Und ich will nicht, dass einer von euch wegen uns verletzt wird! Fin, bitte bring sie von hier weg!“ Diese richtete einen leuchtenden Finger auf das Paar und mit einem kurzen Lichteffekt waren beide verschwunden, ehe sie weitere Einwände machen konnten. In der nächsten Sekunden befanden sich beide schlafend in Yamato’s Zuhause wieder. „Danke, Fin.“

„Wo ist Sindbad überhaupt?!“, fragte Access stark verwundert.

„Mit Kiyo weg…wir müssen ihn finden!“, antwortete ihm Maron ernst.

„Wer ist Kiyo??“, fragten beide Engel verwirrt.

„Die die mich runtergestoßen hat vom Dach! Noyn, hast du schon einen Plan? Hey, Noyn!“

Allen drehten sich zum Besagten um, der immer noch wie versteinert da stand und nachzudenken schien.

„Kiyo Ita…Kiyo Ita… Kiyo, wie die die Dämonenprinzessin aus der japanischen Legende…“, murmelte er vor sich hin, die Maron wich dabei erschrocken zurück, als sie hörte was er von sich gab. „Und Ita…wie…Oh Nein!“ Sein Gesicht wurde bleich, die Augen schockiert geweitet von seiner Erkenntnis.

„Was ist? Was ist los?“, fragte Maron mehr als irritiert.

„Wir müssen von hier weg!“, alarmierend schaute er sich in alle Richtungen um.

Auf einmal überkam sie alle eine dunkle Energiewelle, die sie am ganzen Körper spürten. Maron’s Amulett begann wie wild zu piepen. Zur selben Zeit ließ ein nervenzerreißender Schrei alle vier zusammenfahren. Dann noch ein Schrei und noch einer. Es wurden immer mehr Schreie. Die Diebin schaute aus ihrem Versteck heraus. All ihre Mitschüler, Lehrer sowie die Besucher der Festivals hielten sich alle qualvoll den Kopf und krümmten sich vor Schmerz.

„Was passiert hier bloß?“, hörte sie Access leise flüstern, die Augen fassungslos auf die Menschen gerichtet.

„Meister Noyn!“ Silk tauchte in seiner Drachenform auf. „Diese komischen Male begannen unheimlich zu leuchten!! Und dann kam diese Welle an dämonische Energie aus denen rauspulsiert!! Ach du Kacke, was ist denn hier los?!“ Soeben registrierte der Drachenjunge die schreienden Menschen um ihn herum.

Im nächsten Augenblick verstummten die Schreie mit einem Mal.
 

***

Chiaki lief mit Kiyo immer weiter in die Stadt rein und verteilten an jeder Ecke ihre Flyer. Ab und an begegneten sie ein paar Mitschüler, die dieselbe Aufgabe hatten. Im Rhythmus vernahm er das Klackern der Absatzschuhe seiner Begleiterin auf dem Betonboden.

„Ein ziemlich schöner Tag, nicht?“, hörte er Kiyo’s gut gelaunte Stimme neben sich. Stumm nickte er geistesabwesend. Der Kaito versuchte den Small-Talk mit ihr so gering wie möglich zu halten, doch sie redete ungestört weiter.

„Wie lange sind du und Maron nochmal zusammen?“ Überrumpelt von der plötzlichen Frage schaute Chiaki sie an.

„Eh, über drei Monate…Wieso fragst du?“

„Nur so.“, entgegnete sie schulterzuckend. „Ihr seid ein ziemlich harmonisches Paar…solche Paare gibt es nicht überall.“

„Uhm. Danke, schätze ich.“

„Ich meine das ehrlich! Wie du am Dienstag dich durch die Menge durchgekämpft hast und zu ihr rüber gerannt bist. So einen Mann wünscht sich doch jede Frau.“

„Das hast du gesehen?“, fragte Chiaki überraschter als er wollte.

„Das hat doch die gesamte Schule gesehen, Chiaki. Ich beneide Maron… Das sie jemanden hat, der sie so aufrichtig liebt wie du! Romantisch!“, seufzte die hübsche junge Frau. Ihr Begleiter konnte sich ein verliebtes Lächeln nicht verkneifen.

„Sie ist einzigartig. Weshalb ich sie auch liebe.“ Für eine Weile liefen die beiden schweigen nebeneinander her.  

„Sag mal… hat dir Maron jemals gesagt, dass sie dich liebt?“ Chiaki schaute mehr als entgeistert zu Kiyo rüber.

„Hm. Nein… das hat sie mir noch nie gesagt.“, antwortete er ihr direkt und senkte seinen Blick zur Seite.

„Oha?! Dann weiß du ja gar nicht wie sie wirklich für dich empfindet!“, erwiderte sie verblüfft.

Dies brachte den jungen Mann zum Nachdenken. Sie hat Recht…Maron hatte bis jetzt noch nie gesagt, dass sie mich liebt… Moment mal, wieso rede ich überhaupt wieder mit ihr über Maron und mich? Es geht sie alles gar nichts an! Ich weiß wie Maron für mich empfindet! Ich spüre es! Außerdem hatte ich ihr schon damals gesagt, dass sie sich für alles alle Zeit der Welt nehmen soll! Chiaki schüttelte den Kopf und warf die zweifelnden Gedanken bei Seite und versuchte das Thema zu wechseln.

„Erzähl' du doch Mal was über dich und deinen Freund.“ Eigentlich interessierte es ihn nicht, aber Hauptsache sie redeten nicht mehr über seine Beziehung.

„Hmm… Was soll ich sagen? Wir führen eine eher offenere Beziehung, wenn du verstehst?“

„Okay…? Für mich und Maron wäre das nichts.“

„Nun…Wir wollten uns nicht so festsetzen und noch gewisse Freiheiten beibehalten.“

„Behandelt er dich gut? Weil du schon davon sprachst, wie du mich und Maron beneidest…?“  Kiyo lachte kurz auf.

„Oh, keine Sorge, das tut er. Wie eine Königin behandelt er mich.“, kicherte sie und fügte hinzu, „Zurzeit versuche ich aber meinem Ex näher zu kommen… leider er hat aber schon eine andere.“ Der 17-jährige warf seiner gleichaltrigen Mitschülerin einen verstohlenen Seitenblick zu.

„Wenn er schon vergeben ist, dann solltest du ihn aufgeben, oder nicht? Das zeigt doch, dass er die Vergangenheit hinter sich gelassen hat… Und ich schätze mal, du hattest nach ihm deinen jetzigen Freund gefunden.“ Kiyo verzog teilweise schmollend, teilweise beleidigt das Gesicht.

„Ich bekomme immer was ich will….“, murmelte sie kaum hörbar und lächelte anschließend geheimnisvoll.

„So, wir sind alle Flyers los! Da können wir endlich zurück.“, sagte junge Kaito erleichtert, beide Hände in die Jackentasche vergraben. Kiyo hingegen hatte ihre dunklen Augen auf ein Stück Wald gerichtet, wo sich ein kleinerer Park befand. 

„Hm…Ich würde noch etwas spazieren gehen. Komm ich möchte dir was zeigen!“, forderte sie ihn auf.

„Geh du ruhig! Ich kehre lieber zur Schule zurück!“

„Ach komm, nur ganz kurz! Wir sind schneller wieder zurück als du es erwartest!“ Chiaki wollte wieder was dagegen sagen, doch etwas hinderte ihn dazu. Ehe er sich versah folgte er ihr.

Sie führte ihn in eine große alte Kirche hinein.

 

Nachdem die Schreie verebbt waren, fingen alle Menschen um Maron herum an diabolisch zu Lachen. Die Augen leuchteten rot auf, ihre Körper waren von dunklem Rauch umgeben. Genauso plötzlich griffen sie die Kamikaze-Diebin und ihre Freunde an. Ihre Bewegungen waren viel zu schnell und präzise für normale Menschen. Maron nutzte den bestmöglichen Moment aus, um sich zu verwandeln.

„Vorsichtig!! Sie sind alle besessen!!“, rief Noyn während er jemanden auswich.

„Darauf wären wir auch schon gekommen!!“, schnauzte Access den Warlock an.

„A-Aber sie sind trotzdem noch Menschen…!“, sagte Jeanne verzweifelt und hielt ihre Angreifer mit ihrem Band in Schach. Sie war darauf bedacht so gut wie möglich niemand zu verletzen, was sich als schwierig herausstellte, noch dazu dass sie von hunderten von Leuten umgeben waren.

Mit Mühe begaben sich die fünf zum Schultor, allerdings wurde dieser von meterhohen Ranken versperrt. Um das ganze Schulgelände waren sie verteilt. Die Engel, die sich mittlerweile in ihrer großen Gestalt befanden, versuchten über die Ranken rüber zufliegen, doch eine Barriere von dunkeln Blitzen schockte sie zu Boden.

Ehe die Diebin und ihre Mitkämpfer es registrieren konnten, fielen alle Menschen im darauffolgenden Augenblick wie leblos um und Dämonen entsprangen aus ihren Körpern.

„Verdammte Dämonen!“, fluchte Fin als sie sich aufsetzte, ihre Waffen in ihren Händen erscheinen ließ und den ersten Pfeil schoss. Dreck klebte ihr im Gesicht. Auch Access stand wieder auf beide Beine und hatte seine Waffe gezogen. Ab und an hielten beiden die Kreaturen mit Licht- und Energiestrahlen von sich fern. Jeanne hatte ihr Band unterdessen mit ihrem Schwert ersetzt und bannte die Dämonen, eins nach dem anderen.

„SILK!“, schrie Noyn. „Bring uns hier raus!“

„Okay!“ Silk spuckte den Ranken am Tor große Feuerbälle entgegen, jedoch blieben sie unbeschadet. „Es funktioniert nicht!“

„Versuch es weiter, bis die Magie nachlässt. Du weißt, dass deine Drachenkräfte alles überwinden können!!“, ermutigte sein Meister ihn.

Während der Drache weiter versuchte die magischen Ranken zu verbrennen, versuchten die anderen die Dämonen unter Kontrolle zu bekommen.

Fin hielt plötzlich mitten im Kampf inne und zuckte am ganzen Körper zusammen. Sie fing an zu zittern, nahm aus Reflex Access‘ Hand und umklammerte sie fest.

„Spürst du das, Access?“, fragte sie ihren Freund. „Diese ungeheure dunkle Präsenz.“

Der Angesprochene nickte. „Noch dazu eine ziemlich vertraute…“ Er gab Fin einen beruhigenden Druck auf die Hand.

„Ja… dieselbe, die mich damals entführt und mein Gedächtnis manipuliert hat.“

„Redet ihr vom Bösen König? Also Lucifer??“, fragte Jeanne entsetzt. Beide Engel nickten beunruhigt mit den Kopf. Auch Noyn wirkte angespannt. Er fühlte sich an den Tag zurückversetzt als er seine Seele dem Bösen überlassen hatte. So eine furchteinflößende Aura vergäße man nie.

„Ich habe es geschafft!!!“, hörte man Silk hocherfreut rufen und verwandelte sich in seine menschliche Gestalt. Dann zückte er im selben Moment seine magische Waffe, was einem Scharfschützengewehr ähnelte, und besiegte einen Dämon, der auf seinen Meister herfallen wollte. Die Ranken zerfielen zu Staub.

„Los, verschwinden wir von hier!!“, rief Jeanne ihren Freunden zu und sprang die Gebäudedächer hoch. Chiaki!! Wo bist du?, ging es ihr angsterfüllt durch den Kopf.

Unterdessen saß Akira am Rande des Schuldachs, beobachtete die Szene unter ihm und aß gemütlich einen kandierten Apfel. Verbände und Armschlinge waren verschwunden. Gut gelaunt ließ er die Beine in der Luft baumeln und verschwand anschließend im Nichts.

Der einst strahlendblaue Himmel hatte sich dunkelgrau verfärbt.  

 

„Was ist das für eine Kirche?“, fragte Chiaki Kiyo als sie das alte Gebäude betraten. Es sah sehr heruntergekommen aus. Die Möbel und Kerzenständer waren pechschwarz gefärbt. Die Wände waren voller Risse. Überall war eine dicke Staubschicht zu sehen und an jeder Ecke hingen Spinnennetze. Die Kirche wirkte nicht wie ein normales Gottesgebäude. Das Gebäude selbst strahlte eine unheimliche Aura aus, wo selbst Chiaki eine Gänsehaut bekam. Kiyo’s Schuhe hallten bei jedem Schritt durch den ganzen Raum.

„Sie wurde zum ehren Taltos gebaut.“, antwortete ihm die Gleichaltrige.

„Talto?“ Kiyo nickte lächelnd während sie sich dem Altar näherte.

„Gelegentlich ist das auch mein Zuhause hier.“, sagte sie mit dem Rücken zu ihm gewandt. Der Kaito blieb einige Schritte hinter ihr stehen. Mehr Fragen zeichneten sich auf Chiaki’s Gesicht ab. Überhaupt fragte er sich, wieso er ihr gefolgt war. Es war wie als hätten seine Beine sich von selbst bewegt.  

„Mein Vater hat mich vor langer Zeit rausgeschmissen… gleichzeitig ging auch die Beziehung zu meinem Ex in die Brüche und kurz darauf war schon die Neue an seiner Seite. Ich konnte nirgendwo hin….“ Ihre Stimme nahm einen verbitterten, aggressiven Ton an.

„Tut mir leid, dass mit deinem Vater. Er scheint ein ziemlicher Rabenvater zu sein….aber Eltern kann man sich ja nicht aussuchen. Und deinen Ex solltest du auch vergessen, wenn alles so schlimm war.“, versuchte Chiaki beruhigend auf sie einzureden. Kiyo lachte wie aus heiterem Himmel laut auf, sodass es in der gesamten Kirche schallte. Sie drehte sich lächelnd zu Chiaki um und packte sein Handgelenk.

„Hey-“

Er wollte von ihr loslassen, hielt aber inne als sie ihre Brille abnahm und er in ihre Augen sah. Alles Weiße in ihnen wurde Schwarz. Die Iris färbte sich von innen nach außen blutrot und die Pupille wurde zu schlangenartigen Schlitzen. Ihr Lächeln hatte was Fieses, Überhebliches. Seine braunen Augen weiteten sich schockiert.

„Mein Vater…ist auch dein ‚Vater‘. Schließlich war ich auch einst Gottes Kind. Bis ich aus Eden verbannt wurde.“, sagte sie in einem dunklen Ton.

Was?!

Chiaki konnte sich nicht bewegen, wie als würde eine unsichtbare Macht ihn davon abhalten. Noch dazu hatte ihn Kiyo sehr fest im Griff. Sie legte ihm zärtlich die andere Hand auf seine Wange.

„Oh, und ich kann dich nicht vergessen. Selbst nach sooooo vielen Jahren….“ Kiyo kam mit ihren Gesicht Chiaki immer näher, schaute ihn eindringlich mit ihren Schlangenaugen an.

„Schließlich bin und bleibe ich deine erste Frau…Adam.“ Ein boshaftes Grinsen umspielte ihre blutroten Lippen. Chiaki’s Augen weiteten sich noch mehr. „Ja, mein Lieber. Du bist Adam… warst es die ganze Zeit über gewesen.“, sagte die Kiyo amüsiert.

„Und… wer genau bist du?“, brachte er stockend heraus.  

„Es wird Zeit das Siegel zu brechen.“, ignorierte sie Chiaki’s Frage, zog sie ihn zu sich heran und versiegelte ihre Lippen mit seinen.

 

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Alter, sind das viele Worte…

 

NOTE: Die Szene mit der Panikattacke war inspiriert von Teen Wolf. Ich habe keine Ahnung ob ein Kuss wirklich helfen kann (für den einen vielleicht ja, für den anderen wahrscheinlich eher nicht). Die Luft anhalten soll laut Google wirklich helfen. :‘)
 

Übrigens... So einiges in der Fic ist von der Schattenjäger Serie von Cassandra Clare inspiriert.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Seredhiel
2020-08-19T11:25:59+00:00 19.08.2020 13:25
Ach du heiliger... Strohsack *große Augen macht*

da ist ja nun die Katze aus dem Sack... wobei nun eher die Katzen...
so viele neue Informationen und Offenbarungen auf einmal O.o

oh man, oh man nun verstehe ich auch, was du mit turbulent meintest *kichert*
Das ist so spannend... nun bin ich wirklich gespannt was das mit den Malen und dem Sigel zu tun hat
hoffentlich passiert Chiaki dabei nichts schlimmes *hoff*

*Kekse und Kakao da lass*


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