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50 gute Gründe am Leben zu bleiben

von

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Qualität hat ihren Preis

Ich weiß nicht genau, was ich erwartet habe, als Herr Akasuna mich dazu aufgefordert hat, ihm zu folgen, aber ich habe es nicht weiter hinterfragt.

Ich währe ein gefundenes Fressen für Pädophile.

Gut, dass ich aus dem Alter raus bin.

Doch bislang hat er mir noch keine Hundewelpen versprochen, geschweige denn, einen echten Hasen gezeigt.

Enttäuschung pur!

Als wir dann allerdings an der Kreuzung, die es zu überqueren gilt, um zur Sub-Station zu gelangen, die entgegen gesetzte Richtung einschlagen, bekomme ich langsam meine Zweifel.

Oft sind es die Leute, aus den eigenen Reihen, die sich an einem vergehen.

Man hört es immer wieder.

Bleibt nur zu hoffen, dass Herr Akasuna meinen Leichnam nicht zu den Gebeinen seiner Omi packt, denn die liegt da ja save schon was länger, als ich es dann tun werde.

Und biste einmal tot, dann wirste auch nicht unbedingt frischer, über die Zeit hinweg.

Alte Künstler-Weisheit.

Gerade, als ich mir einen Plan zusammenlege, welcher Fluchtweg von hier aus wohl der Beste wäre, macht Pumuckl Halt und das so plötzlich, dass ich volle Lotte gegen ihn laufe.

„Jo, geben Sie ein Zeichen.“, brumme ich empört, doch Chucky rollt nur genervt mit den Augen, richtet den eiskalten Blick dann wieder nach vorne.

Ich folge diesem, muss überrascht feststellen, dass er mich in eine etwas kleiner Seitengasse gelockt hat.

Hier wird es also enden.

Typisch.

Naja, kann eben nicht jeder Held, den Heldentod sterben.

Soviel Platz gibt es im Heldenhimmel dann auch wieder nicht.

Wohnraum ist knapp, these days.

„Und jetzt?“ , möchte ich wissen, vergrabe meine Hände in den Taschen meiner Bomberjacke und mustere meinen Professor abwartend.

„Jetzt zeige ich dir, wie richtiges Sushi schmeckt.“ , brummt Herr Akasuna unbestimmt, er steht mit dem Rücken zu mir, doch ich würde mein Insta-Follower darauf verwetten, dass er gerade lächelt.

Wie richtiges Sushi schmeckt, …?

Ist das irgendwie ein Code, oder meint er das ernst?

Tatsächlich befindet sich nur einige Meter weiter, ein kleiner Laden.

Trotz der etwas zwilichtigen Lage scheint dieser äußerst gut besucht und Pumuckl steuert zielstrebig drauf zu.

ich folge, wenn auch mit etwas gesundem Abstand, denn sollte dass der heimliche Treffpunkt der rothaarigen Mafiosi sein, dann habe ich so immer noch genug Zeit, um rechtzeitig die Biege zu machen.

Doch anstatt muskulöse Herren, an einem Rundtisch, die Pokern und einzig und allein von einer nackten Glühbirne angestrahlt werden, erwartet mich im Inneren, dieses unscheinbaren Büdchens, eine warme Atmosphäre.

Köstlicher Duft, doch Frittiertem, schlägt mir entgegen, ich höre das Zischen von Bratpfannen und trotz des doch recht begrenzten Platzangebotes, sitzen hier relativ viele Menschen.

Ungläubig schaue ich mich um.

Herr Akasuna wirft mir einen vielsagenden Blick zu, schiebt mich dann zwischen den Tischen hindurch, gen Theke, wo er selbst auf einem Barhocker Platz nimmt.

Unsicher tue ich es ihm gleich, betrachte ihn dann nervös, als plötzlich, direkt vor unserer Nase, hinter der Theke ein Berg von einem Mann erscheint.

Ich wusste gar nicht, dass der Mount Everest und Elbrus ein Kind haben.

„Sasori, lang ists’ her.“ , grinst der Koloss und lächelt meinem Professor mit spitzen Zähnen entgegen.

Sehr spitzen Zähnen.

Zu spitzen Zähnen.

Hat der sich die schleifen lassen, … solche Haifischbeißer, das ist doch nicht normal.

Außerdem, … Sasori?

Verwirrt drehe ich mich zu Herrn Akasuna, welcher mich mit einem vielsagenden Seitenblick zum Schweigen bringt.

Sasori ist, … naja, es wird wohl sein Vorname sein, doch irgendwie komme ich darauf nicht klar.

Sasori.

Das klingt so freundlich, beinah etwas niedlich.

Ich hatte jetzt an etwas wie Heinrich, oder Wolfgang gedacht.

Wolfgang Akasuna, ja, das klingt in meinem brain irgendwie stimmiger.

Aber Sasori?

„Kisame.“, begrüßt „Sasori“ a.k.a Wolfgang a.k.a Heinrich, den Fremden, welchen ich jetzt ebenfalls etwas genauer unter die Lupe nehme.

Die Mafiosi-Nummer ist noch nicht abgehakt, noch bin ich nicht in Sicherheit.

Und am Ende ist das hier nur Geldwäscherei.

Wer kann es schon mit Gewissheit sagen?

„Wen hast du uns denn da mitgebracht?“ , dieser Kisame, doch vermutlich ist das nur sein Deckname, wirft mir einen flüchtigen Seitenblick zu.

„Firschfleisch.“ , erkennt er dann und automatisch stellen sich bei mir die Nackenhaare auf.

Und am Ende ist in dem Sushi gar kein Fisch.

Sondern unzählige Kunststudenten, der Dawn University.

Doch Herr Akasuna schüttelt nur den Kopf, schaut dann ebenfalls kurz zu mir rüber und wie üblich ist seine Miene ausdruckslos und kühl.

„Deidara ist einer meiner Vorlesungsteilnehmer.“ , erklärt er dann, ehe sich auf seine Lippen ein süffisantes Lächeln stiehlt.

„Vorausgesetzt, er nimmt mal teil.“ , fügt er dann etwas gehässig hinzu und prompt kann ich wieder die Schnüss nicht halten.

Ehrlich Leute - I don’t do that on purpose - seid froh, dass ich nur einen Mund habe!

„Sie setzten die Vorlesungen doch immer um halb acht an, was kann ich dafür, dass sie sich so gegen die akademischen Gepflogenheiten meinen auflehnen zu müssen?!“ , mische ich mich ein und Kisame lacht schallend auf, kriegt sich beinah gar nicht ein, während Pumuckl mich verärgert mustert.

„Halb acht sollte machbar sein, wenn man nichts weiter zu tun hat, als auf seinem verwöhnten Hintern zu sitzen.“ , entgegnet er kühl, doch ich schüttle den Kopf.

„Wissen Sie, wie lange es dauert, diese Haare morgens zu bändigen?“ , knurre ich und fahre mir zur Untermalung meiner Worte einmal durch die güldene Haarpracht.

Rapunzel couldn’t do better.

Aber auch Salat mag ich nicht.

„Dann schneid sie doch ab.“ , kommt die plumpe Antwort.

„Niemals!“

Ohne Haare, kein Deidara - Aber das sollte bekannt sein, immerhin sind diese sowas wie mein Markenzeichen und mal ehrlich Leute, …verdammt schön obendrauf!

Selbst Kiba hat es ja heute noch gesagt, … auch wenn der Anlass vielleicht was unpassend war, dennoch: Gesagt ist gesagt!

Gummimauer!

Keine Wiedergabe!

Geimpft!

„Bind sie zusammen.“ , fliegt mir bereits der nächste Vorschlag entgegen, doch wieder schüttle ich verneinend den Kopf: „Dann brechen sie ab, ne, außerdem steht mir keine andere Frisur, außer der Halbzopf.“ , füge ich etwas gedämpfter hinzu und das ist nicht mal gelogen.

Mit nem kompletten Pferdeschwanz sehe ich aus, wie ein Vollspacko und das ist noch freundlich ausgedrückt.

Dutt geht auch nicht, denn ich bin kein Holzfäller und will auch keiner werden.

Wir erinnern uns: Die Schweden-Sache hatten wir bereits abgehakt.

„Mh.“ , kommt es stimmig von „Sasori“, was auch immer das jetzt meinen soll und ob es zur Antwort dient, … wir werden es nie erfahren.

„Was darf ich euch beiden denn bringen?“ , mischt sich nun Kisame auch wieder in Gespräch, lässt den Blick abwarten zwischen Chucky und mir, hoch und runter, wandern.

Hilflos drehe ich mich zu meinem Professor, welcher mit gewohnt ruhiger Miene schließlich eine Bestellung aufgibt.

„Fürs Erste zwei Bier und die Maki-Nigiri-Platte.“ , entscheidet er und ich nicke einfach, als Kisame mir mit seinem Haifischlächeln zu grinst.

Was auch immer Maki-Nigiri sein mag und weswegen auch immer man es auf einer Platte serviert.

Heute bin ich kulinarisch, der Tag ist dermaßen im Eimer, der kann gar nicht schlimmer werden.

Upps, sag niemals nie.
 

Unsere Bier kommen als erstes und selbst das Bier schmeckt irgendwie anders, aber nicht schlecht.

Ich muss gestehen, ich bin kein großer Bierfan und wenn es zu Partys kommt, dann ziehe ich auch den wahren Tropfen gerne mal ein Mischbier vor.

Sehr männlich, ich weiß.

Schmeckt aber zum Joint oft einfach besser.

Dennoch, ich muss schon sagen, dass hier ist nicht schlecht.

Mir fehlt zwar der Lemon-Nachgeschmack, aber trotzdem geht es gut runter und nachdem ich die Hälfte bereits weg habe, frage ich mich, wie wahrscheinlich es ist, dass in meinem Gesöff k.o-Tropfen drin waren.

Naja, jetzt ist eh zu spät.

Was für einen dramatischen Zeitungsbericht ich bekommen werden: Student aus Clayton, vom Uni-Professor beim Sushi-Essen unter Drogen gesetzt und an die japanische Mafia weiter verkauft worden.

Wow.

Hoffentlich machen sie wenigstens einen Film aus meinem Schicksal.

„Sie wissen aber schon, dass ich ein armer Student bin und mir so chici-miki-Kram eigentlich nicht leisten kann?“ , bringe ich schließlich das zur Sprache, was mir schon, seit wir diese Geldwäscherei / dieses Etablissement betreten haben, auf der Seele brennt.

Doch Herr Akasuna winkt ab.

„Das hier geht auf mich, aber auch nur, weil ich deine jungen Geschmacksknospen davor bewahren möchte, durch billigen Straßenfraß verdorben zu werden.“, ich nicke, nehme dann einen weiteren Schluck Bier und seufze leise.

„Danke.“

Wir hätten halt auch zu Subway oder so gehen können, günstiger und locker genau so lecker.

Außerdem ist heute Turkey Ham Tag, aber den Kommentar verkneife ich mir.

„Solltest du das allerdings irgendwem von deinen kleinen Freunden erzählen, werde ich alles abstreiten.“ , fügt Herr Akasuna hinzu, wirft mit dabei einen mahnenden Blick, von der Seite aus, zu.

„Glauben sie mir.“ , beginne ich, nachdem ich mein Bier letzten Endes geleert habe, „Das wäre mir genau so unangenehm, wie es Ihnen ist.“

Ich unterdrücke ein Rülpsen.

Wow, kaum bin ich nh gute Stunde mit dem Kerl zusammen und schon werde ich zum nächsten Knigge.

Der Typ sollte Seminare oder so geben.

Also, das machte er ja schon. Das ist sein Job, aber ich meine Knigge-Lektüre-orientierte.

Wie werde ich ein weniger asozialer Brite? - Den Kurs belegen mit Sicherheit einige.

„Na, dann kommen wir, was das anbelangt, wenigstens zusammen.“, kommt es kühl zurück und ich rolle stöhnend mit den Augen.
 


 


 

„Ernsthaft, Sie waren schonmal in Japan?!“

Fassungslos schiebe ich mir ein weiteres paniertes Stück Fisch in den Mund, starre aus großen Augen, zu Herrn Akasuna.

Dieser nickt, lässt sich dann Zeit, bis er zu Ende gekaut hat, ehe er seinen Reis, welcher liebevoll mit rohem Lachs zugedeckt worden ist, mit einem Schluck Bier hinunter spült.

„Es ist Jahre her.“ , sagt er dann seufzend, „Da war ich vielleicht ungefähr in deinem Alter, naja, vielleicht etwas älter.“

„Wahnsinn.“ , entweicht er mir.

Hätte gar nicht gedacht, dass unser „Sasori“ so ein Weltenbummler ist.

Noch immer ganz baff, pikse ich mit meiner Gabel das nächste Stück rohen Fisch, in Reis gewickelt, auf, welches dabei bereits droht in seine Einzelteile zu bersten, doch immerhin findet es so überhaupt seinen Weg, in meinen Mund.

Nicht, wie mit diesen beiden Holzsticks.

Wie Herr Akasuna damit so geschickt um gehen kann, ist mir persönlich ein Rätsel und auch wenn er sich beinah unwirklich viel Zeit gelassen hat, mir immer wieder die richtige Fingerhaltung, versucht hat zu erklären, ich bin wohl ein hoffnungsloser Fall.

Sowas wie ich, darf nie nach Asien, oder ich würde verhungern.

Oder mir nh Set Gabeln mit in den Koffer packen, ja, erklär das mal den Leuten, bei der Gepäckkontrolle: Ich bin kein Terrorist, ich bin bloß unfähig!

Letzten Endes hatten anscheinend sowohl Kisame, als auch Herr Akasuna selbst, den Reistee irgendwann auf und haben sich dazu durchgerungen, mir eine Plastikgabel aus zu händigen.

Wirklich freundlich, wenn man dabei mal von der Tatsache absieht, dass ich nach wie vor, halb mit den Fingern esse, doch ich muss sagen: Das Zeug schmeckt wirklich ganz in Ordnung.

Von dem Avocado-Gedöns war ich jetzt nicht so begeistert, aber diese panierten Teile - Junge, davon könnte ich den ganzen Tag futtern.

Und irgendwie schmeckt es hier auch weniger nach Salmonellenvergiftung, als es das draußen an den Ständen tat.

Schon ulkig manchmal.

„Wie lange fliegt man nach Japan?“ , möchte ich wissen, während Herr Akasuna sich etwas von seinem Algensalat genehmigt.

Den habe ich nicht probiert, schmeckt aber vermutlich genau so pervers, wie es sich anhört.

„Von London aus zwölf Stunden.“

Beinah verschlucke ich mich an meinem toten Fischchen.

„Zwölf Stunden?! Alter, das dauert ja ewig und dann so lange in so nem engen Flugzeug,…“ , murmle ich, ehe ich, mit tränenden Augen, meinen Happen hinunter würge.

Zwölf ist echt eine ordentliche Hausnummer,… Thrombose hallo!

„Wenn man jung ist, dann nimmt man sowas eher auf sich.“ , weiß Herr Akasuna, doch ich schüttle nur den Kopf.

Mein längster Flug war der nach Lloret de Mar und bereits der kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor.

Und den Rückflug habe ich nicht einmal großartig mitbekommen, denn da war ich immer noch dermaßen dicht, dass ich die meiste Zeit über, wie im Delirium, gepennt habe.

Absolut keinen Plan, wie ich es durch die Kontrollen geschafft habe, ohne nicht mindestens einmal zu kotzen, oder zusammen zu klappen.

Ehrlich: Keine Ahnung.

„Und was macht man so in Japan?“ , bohre ich weiter nach und ich könnte schwören, Chucky für den Bruchteil einer Sekunde, lächeln gesehen zu haben.

Oder es waren am Ende doch nur die K.o.-Tropfen, aus dem Bier.

Die nun langsam Wirkung zeigen.

„Kultur genießen.“ , brummt Pumuckl und ich ziehe eine Braue hoch.

Hätte ich mir denken können, während meine Wenigkeit, seine jungen Jahre damit verbringt, sich in Katalonien, am Strand, bereits zur Mittagsstunde, ins Koma zu saufen, hat der Kerl seine Teenagerjahre damit zugebracht, sich das Kulturgut Ostasiens zu gönnen.

Ja gut, … jetzt fühle ich mich schon etwas unterlegen.

„Tokio hat aber auch sonst viel zu bieten.“ , fährt Herr Akasuna fort und es überrascht mich etwas, dass er mit einem Mal so in Redelaune ist.

Spricht da vielleicht das Bier aus ihm?

„Der Skytree, aber auch der Tokyo Tower und Asakusa sind wirklich sehenswert.“ , er überlegt kurz, mustert mich flüchtig, fährt schließlich fort: „Aber dir würden bestimmt die Jugend-Viertel gefallen, Harajuku, Shibuya und Shinjuku, da passt so ein Knallkopf wie du rein.“

„Ey, …“ , brumme ich und kratze dann beleidigt mit der Gabel, über die Schiefertafel, auf welcher unser Sushi serviert worden ist.

„Da findest du auch deine heiß geliebten Markenklamotten, für ganz kleines Geld.“ , lockt mich Pumuckl weiter und wie ein fetter, gefräßiger Fisch, beiße ich an: „Wirklich?“

Herr Akasuna nickt: „Harajuku hat eine immense Auswahl an Second Hand Läden und eine komplette Straße, die voll ist mit diesen. Direkt am Bahnhof, die Takeshita Street.“

„Takes…was?“, wiederhole ich diesen unfreiwilligen Zungenbrecher, doch Herr Akasuna greift ein, bevor ich mich zu arg blamieren kann: „Takeshita Street. Eine ziemlich enge, überfüllte Straße, ich selbst bin nie dort gewesen, ist mir nur vom hören-sagen bekannt.“

Ich nickte verstehend.

„Würde ich schon gerne mal sehen, …“ , überlege ich und Pumuckl nickt.

„Na, anstatt dein Geld in Alkohol und Klamotten zu investieren, die ohnehin aus den selben Bangladesh-Fabriken stammt, wie Discounter-Mode.“

Ich verziehe verärgert das Gesicht, möchte gerade etwas drauf erwidern, immerhin habe ich einen ausgesprochen guten Kleidungsstil und was kann ich bitte dafür, dass Herr Klein und Hilfiger manchmal doch etwas asi sind, beim Preis-Leistungsverhältnis?

Vor allem bei dem Teil, mit dem Preis?

Doch anstatt weiter auf mich einzugehen, lässt sich Herr Akasuna nur von seinem Stuhl rutschten, kramt dann in der Innenseite, seines Mantel, bis er schließlich sein Portemonnaie hervorzaubert und zwei, etwas zerknitterte 20-Pfund Noten hervorzieht.

Er wirft mir einen flüchtigen Blick zu und auch ich erhebe mich und muss zugeben, etwas erleichtert bin ich schon, denn auch, wenn ich inzwischen tatsächlich so etwas wie Vertrauen gefasst habe und nicht mehr ganz so überzeugt davon bin, dass es sich hierbei eigentlich um Geldwäsche handelt, ändert das doch nichts daran, dass es in diesem Lädchen äußerst stickig ist und langsam bekomme ich etwas Kopfschmerzen.

Herr Akasuna verabschiedet sich, von dem Haifisch ähnlichen Kerl, oder nickt ihm eher unbestimmt zu, doch dieser Kisame scheint dies bereits zu kennen, lacht uns nur gruselig entgegen und wünscht uns einen angenehmen Abend.
 


 

„Danke, was echt gut.“ , gebe ich zu, als wir schließlich wieder nach draußen, auf die Straße treten.

Inzwischen ist es stockfinster, die Straßenlaternen leuchten bereits und ziemlich kalt ist es auch.

Kurz erschaudere ich, schlüpfe dann, leicht zitternd, in meine Bomberjacke von Alpha Omega und für den Bruchteil einer Sekunde frage ich mich, ob es ein günstigeres Plagiat nicht auch getan hätte, … aber nein - soweit hat mich Pumuckl dann doch noch nicht.

Oder mit was war dieser rohe Fisch versetzt?

„Stresst das nicht auf Dauer ihren Geldbeutel, wenn Sie immer so teueren Fraß futtern, mal ernsthaft?“, möchte ich schließlich wissen, vergrabe dann meine Nase in den Tiefen meines Schals und ziehe bibbernd die Schultern was höher.

Der Winter steht unmittelbar vor der Tür und während wir langsam, beide, nebeneinander, gen Undergroud-Station traben, fällt mir wieder ein, dass es auch bis Silvester gar nicht mehr so lange hin ist.

Herr Akasuna lässt sich Zeit mit seiner Antwort und beinah glaube ich, dass er mich womöglich nicht gehört hat - der Jüngste ist er ja auch nicht mehr, … denke ich - doch dann zuckt er mit den Schultern: „Ich gehe kaum aus.“

„Aber heute waren sie aus?“

„Mehr oder weniger freiwillig.“

„Ach so?“, hebe ich überrascht den Blick, wobei mir auffällt, dass Pumuckl mich gar nicht anschaut und das die ganze Zeit schon nicht.

Und der Kerl will mir etwas über Anstand beibringen, püh, dass ich nicht lache!

Pumuckl schweigt und ich glaube, wenn ich jetzt nicht nach steuere, dann begleitet uns akward silence und das bis in die tube hinein.

„Dann waren Sie nicht alleine hier?“, hake ich also nach und kurz wirft Herr Akasuna mir einen verstohlenen Blick aus den Augenwinkeln zu, ehe er seine Aufmerksamkeit, wieder auf den Weg vor uns lenkt.

„Nein.“

Okay, der Kerl ist wirklich ein harter Brocken.

Heilige Maria Mutter, …

„Sie haben Freunde?“ , frage ich überrascht und ich glaube, das klang beleidigender, als es sollte.

Aber ehrlich mal: Der Kerl hat Freunde?!

„So würde ich das nicht nennen,…“ , seufzt Herr Akasuna schließlich und atmet dann angestrengt aus, „Die Verantwortlichen der verschiedenen Fakultäten, also auch Kunst, …“ er schaut mich kurz an, „Das ist das Fach, das du studierst, für den Fall, dass du es vergessen haben solltest - treffen sich regelmäßig im mehr, oder weniger, privaten Rahmen. Gehen was Trinken, zum bowling, all diese zeitverschwenderischen Dinge,…“

„Klingt für mich nach ner’ Menge Spaß.“, bemerke ich unbestimmt, doch Herr Akasuna schüttelt nur den Kopf: „Ich hab zu oft abgesagt in letzter Zeit und ich, …“

Plötzlich verstummt er, starrt dann angestrengt auf seine eigenen Füße und mir wird plötzlich noch einen Tacken kälter.

„Sie denken, sie könnten was merken?“ , möchte ich wissen, wofür ich mit einem beleidigten Blick gestraft werde, doch dann rollt Herr Akasuna mit den Augen: „Womöglich.“

„Und deswegen sind Sie mitgegangen, damit es nicht auffällt.“, schlussfolgere ich.

Gugge’ mal - Genau so labil wie ich, obwohl man bei Herrn Akasuna beinah schon von einer schweren Ambivalenz sprechen könnte: Mal will der Kerl sich erhängen und im nächsten Moment ist das Leben nice genug, um auf einem Fisch-Festival mit Freunden Fisch zu snacken.

Der Typ ist wirklich und wahrhaftig reif für die Klappse.

Allein, dass er so nen Faible für Sushi hat, ist bereits therapiebedürftig, obwohl dieses Zeug, von diesem Kisame gar nicht mal so scheiße war.

„Aber als ich Sie getroffen haben, waren Sie doch allein?“ , fällt mir mit einem Mal auf.

Inzwischen haben wir die Underground beinah erreicht.

Zum Glück.

Nur noch noch eine Station und anschließend zwei Minuten Fußweg, trennen mich von meiner warmen Wohnung und meinem kuschligen Bett.

Und netflix.

Und chill.

Und Kaninchen.

Und ich glaube, ich habe noch Ben and Jerry ins der Tiefkühlbux’.

„Wie gesagt.“, brummt Chucky unterdessen, „Ich bin keine sehr extrovertierte Persönlichkeit, eine Stunde, länger habe ich es mit diesen Kunstbanausen nicht ausgehalten.“

Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.

Ist schon ein starkes Stück, von jemanden, der glaubt, dass wahre Kunst in langweiligen uralten Ölgemälden läge… wahre Kunst sei für die Ewigkeit, ihre Aufgabe sei es Tradition und Kultur für die Nachwelt fest zuhalten.

Jaja, Herr Akasunas Kunstauffassung grenzt bereits an Fanatismus.

Das ausgerechnet so Jemand meint anderen Promovierten die Stirn bieten zu müssen,…

Doch ich verkneife mir dahingehend einen Kommentar, denn diese Diskussion habe ich schon oft genug mit unserem Möchtegern-Rembrandt geführt, dem ich die Nachtwache, im übrigen, gerne mal um die Ohren hauen würde und zwar die in Originalgröße.

Zudem bin ich tatsächlich ziemlich müde und ein dramatischer Streit reicht, für einen Tag.

So meine ich.

Herr Akasuna stöhnt genervt auf, wirft mir dann einen mahnenden Blick zu, immerhin weiß er, dass ich weiß, was er denkt und ich weiß, dass er weiß, was ich denke.

Und so, sind wir beides ein offenes Buch, für den jeweils anderen, zumindest wenn es zu solchen Themen kommt.

„Nach einer Stunde habe ich mich mit einer passenden Ausrede empfohlen und dann bin ich ja in dich gerannt, viel mehr, du in mich, also, … noch Fragen?“ , möchte er wissen und ich schüttle den Kopf.

„Immerhin hatten Sie Sushi.“ , bemerke ich, drücke dann den Ampelknopf, denn inzwischen haben wir die große Kreuzung erreicht, auf der gegenüber liegenden Seite lockt bereits das leuchtende weiß-rot-blaue Underground-Schild.

Herr Akasuna nickt und so stehen wir beide nur da, jeweils die Hände in den Taschen unserer Jacken vergraben, die Nase in den Schal, oder Kragen gedrückt und sehen den vorbei rauschenden Autos nach, welche über die Straße düsen.

Eisiger Wind weht und leichter Nieselregeln sorgt dafür, dass sich meine Haare in den Spitzen etwas kräuseln.

Na super.

Morgen früh erstmal das Glätteisen anhauen, … was bedeutet, dass ich noch früher aufzustehen habe.

Vielleicht lasse ich die Vorlesung einfach ausfallen,… Kunst- und Ästhetiktheorien.

Wer braucht den Scheiß schon?

„Hey.“ , murmle ich nach einer Weile.

Die Ampel wird grün und wir beide setzen uns in Bewegung.

Herr Akasuna grummelt unbestimmt.

„Ist Sushi für Sie ein guter Grund, am Leben zu bleiben?“, irgendwie ist mir die Frage peinlich, aber ich muss langsam Mal hinne machen, immerhin haben wir gewettet und ich bin ein äußerst schlechter Verlierer.

Aus diesem Grund lasse ich es gar nicht es so weit kommen, besser ist das,…

„An sich, ja.“ , kommt es gedämpft zurück und ich glaube beinah, ich habe mich verhört.

Überrascht hebe ich den Kopf, doch Herr Aaksuna wirft mir einen beinah mitleidigen Blick zu.

„Doch das Ganze ist ja nicht auf deinem Mist gewachsen, zudem habe ich bezahlt.“

„Ich habe für den Kram ja auch kein Geld.“, gebe ich knirschend zurück, worauf Chucky wieder nur mit den Schultern zuckt.

„Du nennst dich Künstler, dann werd’ kreativ, mach es selbst, oder so.“

„Geht das?“

„Natürlich geht das.“

Ich überlege kurz, bleibe dann stehen, denn wir haben nun die Stufen, die nach unten, zur Station führen, erreicht.

Auch Herr Akasuna hält inne, mustert mich dann abwartend.

„Da wären wir.“, spricht er das offensichtlich aus, als ob ich nicht selbst zwei gesunde Augen im Kopf hätte.

„Wenn ich die Zutaten für Sushi besorge und welches mache, gilt das dann als Grund?“ , beharre ich weiter auf meinen Wetteinsatz und Pumuckl fasst sich genervt an die Stirn, schließt angestrengt die Augen.

„Du und Sushi machen, das will ich sehen,…“

„Dann helfen Sie mir halt!“

„Damit du mir noch einmal das ganze Haus vollsaust, das wüsste ich aber.“

„Dann kommen Sie halt zu mir.“ , biete ich an, doch das scheint ihm dann auch wieder nicht zu schmecken: „Nur über meine Leiche.“

Verärgert schnaube ich, was tatsächlich kleine Atemwölkchen vor meinem Gesicht tanzen lässt.

Ich bin ein Drache!

„Dann komm ich zu ihnen, ob sie wollen oder nicht.“, beschließe ich grinsend und Herr Akasuna wirft mir einen flehenden Blick zu, doch wahrscheinlich weiß er inzwischen, was für einen Sturkopf er sich hier angelacht hat.

„Ich bringe auch die Zutaten mit! Sicher günstiger, als dieses teure Sushi! Morgen um halb acht?“, plapper ich einfach weiter und gedehnt seufzt Herr Akasuna.

„Unter einer Bedingung.“, beginnt er schließlich und direkt werde ich spitz, „Ich sehe dich morgen in der Vorlesung, ansonsten überlege ich mir das nochmal.“

Augenblicklich verziehe ich das Gesicht.

„Sie sind unfair!“, beschwere ich mich, doch er schüttelt den Kopf: „Unfair ist, dass es mir nicht erlaubt ist Anwesenheitslisten zu führen. Also.“

Grummelnd rolle ich mit den Augen.

Der alte Sack ist so ein Spielverderber.

Aber schön, … auch wenn ich jetzt wahrscheinlich gefühlt mitten in der Nacht aufstehen muss, um vorher noch meine Haare glätten zu können, …

„Meinetwegen.“, zische ich genervt und Herr Akasuna nickt.

„Sehr schön.“ , brummt er dann, nickt kurz und schielt kurz zur UBahn-Station.

„Dann komm gut nach Hause, bis morgen.“, verabschiedet er sich, will gerade umdrehen, als ich verwirrt dazwischen schreite: „Fahren Sie nicht mit?“

Doch er schüttelt nur den Kopf.

„Mein Auto habe ich in der Innenstadt, bei den Arkaden geparkt.“

„Bei den Arkaden?“

Dann ist er doch penetrant in die falsche Richtung gelatscht, in die City gehts doch in die Entgegengesetzte.

„Wieso sind sie dann mitgekommen?“, möchte ich wissen, doch Herr Akasuna hat sich bereits zum gehen gewendet und mir den Rücken zu.

Knigge schlägt unter der Erde Purzelbäume.

Da hintergeht sein fleißigster Schüler ihn dermaßen - Hat wohl Nitzsche etwas zu genau gelesen.

„Damit du mir auf halbem Weg nicht verloren gehst.“, lacht er leise und ich muss gegen das Bedürfnis ankämpfen, ihm einfach die Zunge raus zu strecken.

Ich bin doch jetzt erwachsen.

Sowas ziemt sich nicht.

Aber ist der blöd? Ich bin ja kein Mädchen, oder so,…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  kleines-sama
2019-04-14T12:32:06+00:00 14.04.2019 14:32
Soooooooo ein schönes Kappi!!! <3
Mir hat es wirklich wahnsinnig gut gefallen. Endlich taut Sasori ein bisschen auf. Zeigt sich menschlich. Emotional. Fürsorglich. Er hat ein Lieblingsessen. Und jetzt sogar einen Vornamen :D

Mir tat es echt ein bisschen weh zu lesen, dass er mitgekommen ist aus Angst, dass jmd etwas merken könnte... Der Arme :(

bye
sb


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