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Forschung

von

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Opfer

Auf den Straßen starrte man sie an, wann immer sie hinaus trat. Die Menschen tuschelten hinter ihrem Rücken, wechselten manches Mal sogar die Straßenseiten, wenn sie ihnen entgegen kam. Moira fand dieses Verhalten albern, doch die wenigen Male, die sie im vergangenen Monat auf den Straßen gewesen war, um ihre geringen Vorräte aufzufüllen, war es ertragbar gewesen. Sie hatte wenig Interesse daran, sich über derartige Banalitäten aufzuregen, doch fiel es ihr mit jedem Tag schwerer, ruhig zu bleiben, sich nicht über die Berichte, Briefe und Nachrichten aufzuregen. Die Höhe war es, als ihre Fördere die Zahlungen einstellen, mit der Begründung, dass ihre Forschung als zu radikal und gegen jegliche Ethik eingestuft war. Man könne sie entsprechend natürlich nicht weiter fördern. Sie würde sich also, selbst wenn sie eine neue Unterkunft finden würde, ihre Forschungseinrichtungen nicht mehr leisten können. Die Materialien waren teuer und schwer zu bekommen, also würde sie auch nicht weiter arbeiten können, und das war inakzeptabel. Die wenige Zeit, die ihr noch blieb, bis sie auch ihr Labor verlieren würde, musste sie deswegen gut nutzen, und dies war der erste Schritt in die richtige Richtung.

Ihr Blick lag auf der lilanen Flüssigkeit, welche durch armbreite Rohre floss, durch eine noch nicht ausgereifte Maschine lief und auf der anderen Seite goldgelb wieder hinaus trat. Auf der gegenüberliegenden Seite geschah es genau umgekehrt, genauso wie sie es sich erhofft hatte. In ihrer Substanz lag Potenzial, mehr noch als sie zu beginn gedacht hatte. Jetzt musste sie es nur noch an einem Menschen testen.. sie hatte kein Testsubjekt, niemand würde sich freiwillig melden, und in der ganzen Stadt waren zu viele Soldaten anwesend, als das sie ein Objekt einfach hätte herbringen können, das würde wohl leider als Entführung durchgehen. Das war problematisch .. vielleicht. Nun, Fortschritt erforderte Experimente und Risikobereitschaft. Sie würde es einfach an sich selbst ausprobieren, es verbessern, sich verbessern. Dies würde den Beweis darüber bringen, ob sie nun, wie sie alle behaupteten, wahnsinnig war, oder ihr Genie die grenzen ihrer Vorstellungskraft einfach überschritten. Was hatte sie zu verlieren? Nichts. Wenn ihr die Möglichkeiten zur Forschung ausgehen würden, gab nichts mehr, außer ihrem Leben, was sie noch von Bedeutung war. Und jenes hatte sie der Wissenschaft gewidmet.

“Ich muss mich beeilen”, sprach sie zu sich selbst, während sie in ihr Lager schritt. Nadeln, Schläuche, Alkohol.. etwas zur Betäubung? Nein, sie musste geistig vollkommen da sein, eine Fehler konnte sie sich nicht leisten. Es würde schon ertragbar sein, besonders wenn das Ergebnis letztlich von Erfolg gekrönt wäre.
 

Der Schmerz war stark, es war ihr kaum möglich, die Hand auf der Lehne des Stuhles zu behalten. In ihr stieg das Verlangen, die Nadel einfach aus ihrem Arm zu reißen, und das ganze zu beenden, sich irgendwo ein Objekt zu suchen, und es an ihm auszuprobieren, doch überwog die Vernunft. Sie würde keine zweite Chance bekommen, keine andere Möglichkeit, zu beweisen, dass sie richtig lag. Ihr Gesicht verzog sich, als erneut ein Schmerz durch ihren Arm fuhr, ihr Kopf stärker zu pochen begann und ihre Sicht auf einem Auge immer weiter verschwamm. Sie drückte ihren Arm hinunter, fester auf die Lehne, grub die Nägel in ihr Fleisch, nahm wahr, wie sich dunkle Adern langsam auf ihrem Arm ausbreiteten. Ihr war, als würde ihr ganzer Körper immer schwerer werden, doch zeitgleich spürte sie den Boden unter ihren Füßen kaum mehr. So etwas hatte sie noch bei keinem ihrer Objekte beobachten können. Ob es vielleicht .. nein! Es war ein Erfolg, ihre Technik funktionierte! Das waren bloß Nebenwirkungen, unangenehme Nebenwirkungen, aber nur Nebenwirkungen. Sie verzog ihr Gesicht, es fühlte sich an, als würden Nadeln in ihr Herz stechen, ihr Blut schien zu kochen. Es war nicht real, bloße Einbildung vor Schmerzen, ihr würde nichts geschehen, es wäre bald vorbei, sobald es leer war. Sie würde weiter arbeiten können, ihre Experimente mit neuen Beweisen fortsetzen.

Die Gedanken an ihre Arbeit, ihre baldigen Erfolge hielten sie davon ab, es vorzeitig zu beenden, auch wenn alles in ihr danach schrie, aufzuhören, ihr Körper wollte aufgeben, doch ihr Wille, dies zu bestehen, war stärker als jede verbliebende Vernunft. Ja, es war Wahnsinn, es zerrte an ihr, und als endlich auch die letzte Flüssigkeit durchgelaufen war, kam sie kaum auf die Beine. Der Boden schien zu wanken, sie spürte ihn kaum unter ihren Füßen, und erst als sie ihre Hände ein zweites Mal genauer betrachtete, stellte sie fest, dass sie keine greifbare Form hatten. Wie Schatten..

Ihre Neugier obsiegte der Sorge, ob dies nun dauerhaft wäre, während sie ihre Hände betrachtete, sie drehte und beobachtete, wie die Schattenhaften Nebel sich in Form ihrer Gliedmaßen bewegten, sie neblig umgaben.

“Faszinierend..”, sprach sie mit gewisser Begeisterung in ihrer Stimme, schritt zu ihrem Labortisch, mit der Absicht, dies alles sofort zu dokumentieren und weiter zu untersuchen, doch dazu kam es nicht. Ihr wurde gänzlich schwarz vor Augen, jegliches Gefühl löste sich in nichts auf.



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