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Die 3/4-Gitarre

von

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5. Anlauf

Pata zog durch die Läden und suchte nach einem schicken Geschenk für seinen Kollegen. Echt schade um die Schallplatte von John Lennon und Yoko Ono neulich auf dem Trödelmarkt. Die wäre so dermaßen genial gewesen. Aber Ruki hatte sie ja zerdeppert, der Depp, also musste wohl oder übel ein anderes Geschenk her. Auf dem Flohmarkt hatten sie echt nur Ramsch gehabt, daher versuchte Pata sein Glück jetzt in ordentlichen, gut sortierten Geschäften. Und er musste etwas hinne machen, denn die Geschenkübergabe stand noch diese Woche an. Das exquisite Zeug aus dem Antik-Shop, in dem er gerade stand, war irgendwie auch alles viel zu gerade und zu korrekt. Er brauchte was ausgefallenes. Die zündende Blitzidee! Ein Scherzartikelladen musste her. Geschmeidige zwei Stunden später hatte er auch einen solchen 'Geschenkideen-Shop' ausfindig gemacht und wühlte sich euphorisch durch das reichhaltige Sortiment. Hier gab es in der Tat eine Menge Zeug, das ihm Spaß gab und das er begeistert durchtestete. Was sollte es werden? Der Geduldsfaden? Das war einfach nur ein langes Stück roter Wolle. Nein, zu profan. Ein halbes Glas Bier? Das war ziemlich cool: ein Glas, das nicht rund sondern nur halbkreisförmig geschnitten war. Hm, zu gewagt. Der hustende Aschenbecher vielleicht? Rauchte das Männekien, das er beschenken wollte, denn überhaupt? Pata war ja sehr versucht, den Kaffeepott mit dem eingetöpferten Stinkefinger zu nehmen, der sichtbar wurde, wenn das Kaffeepegel einen gewissen Stand unterschritt. Der Knüller für Morgenmuffel. Aber dann fiel Pata etwas wirklich skurriles ins Auge. Auf sowas wäre er nie gekommen. Eine Winkelbrille. Sie hatte auf 90 Grad ausgerichtete Spiegel eingesetzt, so daß man damit nach unten statt nach vorn schaute. Laut Beschreibung sollte sie es einem ermöglichen, im Liegen ein Buch zu lesen, ohne mühsam den Kopf anheben zu müssen und ohne sich das schwere Buch über die Omme zu hauen, wenn man beim Lesen einpennte und es fallen ließ. Genial!
 

„Maya, ich hab dich kaum erkannt“, grüßte Reita fröhlich.

Ein breites Grinsen mit zwei Reihen makelloser, schneeweißer Zähne war die Antwort. Wie machte der Junge das bloß, bei seinem Süßkram-Konsum? Die orangenen Haare hatte er unter einer Mütze versteckt, damit er nicht so auffiel. Was ihn aber eigentlich so richtig unkenntlich machte, war die triste, farblose Kleidung, die er trug. Ein graues Oberteil und eine helle, auch mehr oder weniger blauegraue Jeans ohne jede Deko. Selbst sein Gesicht wirkte so ganz ohne MakeUp wie ein Schwarz/Weiß-Foto. Hätte er nicht sein allseits bekanntes und beliebtes Hündchen Moco an der Leine gehabt, wäre Reita bestimmt erstmal blind an ihm vorbeigerannt. „Hi, Süßer“, grüßte Maya schelmisch feixend zurück.

„Bäh, sag doch sowas nicht! Das klingt irgendwie ... keine Ahnung ... nicht jugendfrei, oder so“, verlangte Reita und brachte ihn damit endgültig zum Lachen.

„Du hast dir mit deiner Mütze und deinem Atemschutz ja auch nicht gerade Mühe gegeben, erkannt zu werden“, konterte Maya. „Im Gegensatz zu Ruki hier. Den erkennt man ja unschwer. Hi“, wandte er sich dabei an seinen Sängerkollegen.

„Hi“, befleißigte sich auch Ruki zu einem Gruß, hatte aber ein wesentlich interessierteres Auge darauf, wie sein Koron auf Mayas Moco reagierte. Sein Schoßhund hatte ihn in letzter Zeit in so manche heikle Lage gebracht. Er wollte weitere dubiose Zwischenfälle gern vermeiden, wenn er konnte. Aber Koron und Moco beschnupperten sich nur gegenseitig schwanzwedelnd und begannen dann auch schon spielerisch miteinander zu tollen. Binnen Sekunden waren ihrer beider Leinen ein so heillos verworrenes Knäuel, daß Ruki und Maya die Hunde von der Leine lassen mussten.

Da Maya bereits seitlich auf dem Stuhl eines Eiscafes saß, die Beine übereinander geschlagen, einen Arm über die Rückenlehne gelegt, setzten sich Reita und Ruki einfach dazu und warfen einen kurzen Blick auf die Karte, um der Kellnerin irgendwas antworten zu können, die früher oder später hier auftauchen musste. Hier vom Tisch aus konnten sie die Hunde auch gut im Blick behalten.

„So, du willst jetzt also unter die Sponsoren-Jäger gehen, Ruki?“, wollte Maya als Gesprächsauftakt wissen und ließ schon wieder das schalkhafte Grinsen sehen, das Ruki ihm bereits jetzt gern aus dem Gesicht gewischt hätte. So viel gute Laune war ja nicht auszuhalten. Naja, Oshare Kei eben.

„Was heißt 'wollen'? Reita hält es für ne gute Idee. Mich fragt er da gar nicht“, meinte er.

„Ihr seid doch DIE ungeschlagene Größe am Markt. Ich dachte immer, euch Gazettos würden die Sponsoren die Bude einrennen.“

„Unseren Saitenzupfern schon, ja. Aber mir als Sänger doch nicht.“ Ruki zuckte resignierend mit den Schultern. „Und schon gar nicht genau im passenden Moment, wenn man mal eben auf die Schnelle eine Gitarre braucht.“

„Achso.“ Maya nickte. „Was brauchst du denn, mal so eben auf die Schnelle?“

Ruki begann wieder seinen Wunschzettel herunter zu beten. Semi-Akustik, F-Löcher, möglichst optisch etwas aufgewertet ... bla bla bla ... und Maya solle sich in Gottes Namen unterstehen, ihm eine 'Kindergitarre' anzuschleppen.

Maya grinste verstehend. Dieses Bühnengrinsen war ihm wohl schon derart in Fleisch und Blut übergegangen, daß er gar nicht mehr anders konnte. Ruki war sich langsam gar nicht mehr so sicher, ob er noch beurteilen konnte, was in dem LM.C Frontmann wirklich vorging. Dessen Mimik war fast maskenhaft immer die gleiche.

„Das kriegen wir hin“, versprach Maya so immerfröhlich wie eh und je. „Aber im Gegenzug musst du mir auch mal eben einen Gefallen tun, okay?“

Ruki lehnte sich unmerklich etwas zurück, als wolle er vor seinem Gegenüber in Deckung gehen. 'Oha, jetzt kommt´s!', dachte er. Genaueres erfuhr er aber vorläufig nicht mehr, denn in diesem Moment kam die Kellnerin, setzte Maya einen wirklich gigantischen, schon vorher bestellten Eisbecher vor die Nase und wollte dann mit einem Lächeln von ihm und Reita wissen, was sie ihnen beiden denn bringen dürfe. Während Reita voller Neid genau den gleichen, großen Spezial-Eisbecher orderte – der Zuckerschock war ihm gewiss – pfiff Maya erstmal seine Moco zurück, die sich beim Spielen und Herumtoben langsam zu weit entfernt hatte. Im Gegensatz zu Koron hörte sie auf´s Wort, entging Ruki nicht.
 

„Also ... an was für einen Gefallen dachtest du?“, hakte Ruki vorsichtig nach, nachdem die Kellnerin wieder weg war.

Maya hatte immer noch seine seitliche Sitzhaltung mit den übergeschlagenen Beinen und dem Arm über der Rückenlehne, und sah damit akut sehr elend aus. „Hat Reita dir schon erzählt, was bei uns gerade abgeht?“

„Bei euch?“

„Bei LM.C“, präzisierte Maya.

Ruki schüttelte interessiert den Kopf, um seinem Gegenüber zu signalisieren, daß er für weitere Infos offen war.

„Naja, inzwischen ist Reita eh nicht mehr auf dem aktuellen Stand“, winkte der LM.C-Vocal ab. Sein näckisches Grinsen war inzwischen spurlos verschwunden. Und Ruki entschied, daß Maya ihm grinsend doch besser gefiel. „Wir sind getrennt worden, Aiji und ich. Unser Label-Chef will nicht, daß wir noch zusammen arbeiten. Er hat mir einen anderen Partner zugewiesen, mit dem ich LM.C weiterführen soll.“

„Ohne Aiji ist das doch nicht mehr LM.C“, bemerkte Ruki. Auch wenn er sonst von Oshare Kei kein Fan war, waren ihm solche Hausnummern wie LM.C doch geläufig. Er wusste, wer und was sich dahinter verbarg.

„Gut beobachtet. Seh ich auch so. Aber unser Chef ist stur.“

„Wieso wechselt ihr nicht einfach zu einem anderen Label?“, mischte sich Reita ein.

„Weil es so einfach leider nicht ist. Wir hätten ja schon längst selber gekündigt, wenn die Vertragsstrafen nicht so barbarisch wären. Die Strafen sind leider nichts für Spaßvögel. Sicher, LM.C ist erfolgreich, wir würden überall angenommen werden. Aber momentan sind wir beide noch nicht verzweifelt genug, diese Vertragsstrafen in Kauf zu nehmen und unsere Sachen zu packen.“

Ruki und Reita nickten verstehend. Das stimmte. Wenn sie da an ihre eigenen Verträge dachten, ja, Vertragsstrafen waren schon ein Faktor.

„Aiji hat auf mein Chaotentum vertraut und wollte die Zeit eigentlich aussitzen, bis der Chef uns freiwillig wieder zusammen arbeiten lässt. Aber heute früh hat er ein Ultimatum gestellt bekommen, daß er sich gefälligst andere Musiker suchen und wieder was auf die Beine stellen soll. Nur, wenn er erstmal in anderen Projekten festhängt, ist er endgültig weg und wird nie wieder zu LM.C zurück kommen.“

„Und du willst, daß ich da jetzt irgendwas dagegen unternehme? Ich soll da ein gutes Wort einlegen, damit man euch wieder zusammen arbeiten lässt?“, rückversicherte sich Ruki unbehaglich.

„So in etwa“, gestand Maya. „Du bist Ruki von Gazette, Mann. Wenn sie auf dich nicht hören, dann auf keinen.“ Dann griff er endlich nach seinem Löffel und begann seinen Eisbecher zu essen, bevor der komplett zerschmolzen war.

„Wo seid ihr denn überhaupt unter Vertrag?“

„Pony Canyon.“

Ruki starrte nachdenklich auf die Tischplatte. Das war schlecht. Er hatte ja zu einigen Schlüsselfiguren der Musikindustrie den einen oder anderen Draht, zur Not auch über Umwege. Aber zu Pony Canyon nun gerade nicht. Ihm fiel auf die Schnelle nichts ein, wie er an die auf diplomatischem Wege rankommen sollte. Da konnte er wirklich nur mit dem Banner 'Frechheit siegt' zur Tür reinplatzen und sich Kraft seines Namens Gehör verschaffen. Hoffen, daß die ihn ernst nahmen, einfach nur weil er ein Gazetto war.
 

„Na los, geh schon!“, raunte Maya ihm leise zu, so heimlich als wolle er hier bloß nicht entdeckt werden, und schob Ruki fast gewaltsam um die Ecke des Flurs. „Die zweite Tür links, du kannst es nicht verfehlen! Geh schon, geh!“ Er wedelte scheuchend mit der Hand in die Richtung, die ihm vorschwebte.

Ruki verdrehte kurz verständnislos die Augen, dann sah er sich den Gang an, der sich vor ihm erstreckte. Nun ... ein Gang eben. Linoleum, Neonlampen, ein paar Stühle für wartende Besucher, identische Türen links und rechts, trist und schmucklos. Wie so typische Gänge in Bürogebäuden halt waren. Himmel, in was hatte er sich hier bloß reinziehen lassen? Noch keine Stunde war es her, daß er mit Maya im Eiscafe gesessen hatte. Und jetzt schon hier bei Pony Canyon? War diese Aktion nicht ein bisschen überstürzt? Sollte er sich nicht wenigstens einen Termin geben lassen? Er beschloss, einfach Reita die Schuld an allem zu geben. War ja schließlich auf seinem Mist gewachsen, daß Ruki sich einen Sponsoring-Vertrag für eine Gitarre vermitteln lassen sollte. Überhaupt, alles nur wegen einer Gitarre. Alles Reitas Schuld. „Die zweite Tür links, ja?“, rückversicherte sich Ruki nochmal, bekam aber keine Antwort. Maya war wie vom Erdboden verschluckt. Fluchtartig auf und davon. Ruki sah sich fragend um, fand den LM.C-Sänger aber tatsächlich nirgends. Tolles Ding. Wie spät war es überhaupt? War jetzt in der Chef-Etage überhaupt noch jemand da? Was soll´s, nun war er einmal hier, also konnte er sein Glück auch versuchen.

Schulterzuckend schnalzte Ruki also mit der Zunge, um Koron darauf aufmerksam zu machen, daß es weitergehen sollte, und marschierte los. Zweite Tür links. 'Sekretariat der Geschäftsleitung' stand dran. Klang vielversprechend. Sicher das Vorzimmer vom Chef. Ruki klopfte und wurde auch tatsächlich hereingebeten.

„Hallo?“, begrüßte ihn die Sekretärin zwischen freundlich und fragend. Es war dieser klassische 'was-kann-ich-für-Sie-tun?'-Tonfall. Ihr Blick war etwas irritiert. Sie hatte Ruki schonmal gesehen und überlegte fieberhaft, wo sie ihn auf die Schnelle einordnen musste. Immerhin war er kein bei Pony Canyon unter Vertrag stehender Künstler, die kannte sie alle.

„Hallo. Ich ... ähm ... bin gerade etwas überfordert. Ich soll mit Ihrem Chef sprechen?“

„Ah, dann Sie haben also einen Termin? Wen darf ich ankündigen?“

„Ähm ... Ruki“, meinte er etwas unbeholfen. Ganz bewusst ohne nochmal richtigzustellen, daß er natürlich keinen Termin hatte. Wenn sie glaube, er hätte einen, war das ja nur gut für ihn. „... von Gazette.“

„Ah!“, machte sie erkennend. Daher war er ihr bekannt vorgekommen. „Natürlich. Ich bin sofort wieder da. Wenn ich Sie kurz um Geduld bitten dürfte ...!?“ Sie schnappte sich irgendwelche Papiere, als wolle sie sowieso gerade zum Chef gehen, und verschwand dann mit einem letzten, freundlichen Lächeln im Nachbarzimmer.

Ruki schob seufzend die Hände in die Hosentaschen und sammelte sich inzwischen in Gedanken ein paar passende Sätze zusammen, was er dem Chef gleich sagen wollte, falls er wirklich reingelassen wurde. „Koron, was machen wir hier eigentlich?“, wollte er etwas wehleidig von seinem Chihuahua-Verschnitt wissen, erntete aber nur einen schiefen, wenig hilfreichen Blick.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Die Sekretärin wollte partu nicht wieder erscheinen. Sicher las sie dem Boss gerade ihre mitgenommenen Unterlagen buchstabengetreu vor und nahm hernach noch ein 5-seitiges Diktat auf, bevor ihr wieder einfiel, daß draußen noch jemand wartete. Ruki setzte sich auf ihren Bürostuhl und kreiselte darauf eine Weile wie ein Karussel, um seiner Langeweile Herr zu werden. Das musste er aber ziemlich schnell wieder bleiben lassen, da ihm davon schwindelig und schlecht wurde. Da kam der eingehende Anruf ihm ganz recht. Er schnappte sich engagiert den Hörer vom Schreibtischapparat. „Hier, bei Pony Canyon, Sekretariat der Geschäftsleitung, wie kann ich Ihnen helfen?“, meldete er sich. „Eine Nachwuchsband, ja? ... Ihr wollt bei Pony Canyon unter Vertrag? Was macht ihr Jungs denn für Musik? ... Miyavi-artige Musik? Gott bewahre! Sowas nehmen wir nicht. Das will doch keiner hören. ... Wie? ... Geht doch zu Miyavi, wenn ihr so klingt wie der. Der nimmt euch vielleicht. ... Konkurrenz, was? Ja, schon möglich, daß er euch als Konkurrenz ansieht. ... Oshare Kei macht ihr auch? Das wird ja immer schlimmer.“ Er seufzte leise, während er seinem Gesprächspartner weiter zuhörte. „Ja, natürlich haben wir schon andere Oshare Kei Bands unter Vertrag, aber ... Was, einen Termin beim Chef? Na klar, kommt einfach mal vorbei. Wie wäre morgen um 18 Uhr? Fein. Ich werde es ihm ausrichten.“ Ruki schreckte zusammen als er zufällig hochschaute und die Sekretärin und den Chef von Pony Canyon vor dem Schreibtisch stehen sah, die ihn beide blöd anglotzten. Shit, die hatten das gehört, oder? „Äh, ihr Jungs wisst, wo ihr Pony Canyon findet?“, hauchte er noch kleinlaut ins Telefon. „Gut, bis morgen dann.“ Er legte langsam auf. Ungefähr so langsam, wie der Chef eine tomatenrote Farbe annahm. Ruki entschied sich für ein unschuldiges Lächeln. „Da ... da wollen morgen ein paar Jungs vorbei kommen und ihre Demo-Tapes vorstellen“, berichtete er so selbstverständlich als würde er von seiner letzten Party erzählen.

„Der Chef hat jetzt Zeit für Sie“, entgegnete die Sekretärin mit kaltem Lächeln, das spürbar erkennen ließ, wie sehr sie um Fassung bemüht war, und deutete auf den Anzugträger neben sich.

„Nein, ich fürchte, mir sind gerade andere Termine dazwischen gekommen“, verneinte der Boss von Pony Canyon jedoch mit ebenso eingefrorenem Lächeln.

Ruki fuhr von seinem Büro-Drehstuhl hinter dem Schreibtisch hoch und nahm eine straffe Haltung an. „Mein Anliegen dauert gar nicht lange!“, beteuerte er. Und warf dabei in seiner Aufregung die Schreibtischlampe um, die er hektisch wieder aufstellte.

Der Chef wechselte inzwischen die Gesichtsfarben durch wie ein Chamäleon. „Das wäre dann alles, Sie dürfen gehen!“

„Es geht um Maya und Aiji. Von LM.C, Sie wissen schon!“

„Raus aus meinem Büro, sofort!“

„Ich soll Sie fragen, ob Sie die beiden nicht wieder zusammen ...“

„RAAAUUUS!“, jaulte der Chef hysterisch. „Mir erst in meine Geschäftsführung reinpfuschen und hier wildfremde Bands zur Vertragsunterzeichnung einladen ...“

„Ich hab denen keine Verträge versprochen ...“, versuchte Ruki dazwischen zu funken, kam aber nicht zu Wort.

„... und dann in so rotzdreister Frechheit meine Marktpolitik anprangern!? Was ich mit LM.C mache, ist ja wohl immer noch meine Sache! Ihr von Gazette glaubt wohl, nur weil ihr die erfolgreichste Band landesweit seid, habt ihr das gesamte Musikbusiness in der Hand!? Es ist mir scheißegal, ob Sie Ruki von Gazette oder der Pizzabote sind! Ich werde Sie vom Sicherheitsdienst aus meinem Gebäude entfernen lassen, wenn Sie nicht sofort freiwillig gehen! Und diese verquerten Jungs von LM.C gleich mit! Ihr werdet alle hier raus fliegen! Und zwar achtkantig!“

Ruki hob ergeben die Hände. „Schon gut, ich bin ja schon weg!“ Er griff nach der Hundeleine, die er über die Stuhllehne gehängt hatte, zog Koron unter dem Schreibtisch hervor und sah zu, daß er Land gewann.

„Ein Hund!? Wer hat den Hund hier reingelassen!?“, hörte er den Chef noch toben. Dann ein Niesen. „Ich bin allergisch gegen Hundehaare! Ich werde euch alle verklagen!“, schrie er aufgebracht.

Mehr bekam Ruki nicht mehr mit, dann war er bereits um die Ecke des Flurs verschwunden und im Treppenhaus. Erst dort wagte er es, sein Tempo wieder zu drosseln und erleichtert aufzuatmen. Himmel. Was war bloß los mit der Welt? Naja, das hatte sich wohl erledigt. Dumm gelaufen. In Ruhe spazierte er weiter, sein Hündchen Koron mit klirrenden Hundemarken vorweg.
 

Als Ruki nach einigem Suchen und Herumirren in den endlosen Gängen den Ausgang wiedergefunden hatte und auf die Straße hinaus trat, wurde er draußen schon von Reita und einem völlig aufgelösten Maya erwartet. Maya hatte sein Handy in der Hand, starrte fassungslos auf den Bildschirm und schien regelrecht zu zittern.

„Ruki, was hast du getan?“, wollte Reita sofort böse wissen.

„Was hab ich denn getan?“, drehte der Sänger die Frage schnippisch um. Nach der Abfuhr beim Pony Canyon Chef war seine Laune jetzt nicht mehr unbedingt auf einem Level, das noch mehr Ärger kompensieren konnte.

„LM.C sind gekündigt worden! Der Labelchef hat Maya gerade stinksauer angerufen und ihn aus dem Plattenvertrag rausgeschmissen!“

„Das ging aber schnell“, war das einzige, was Ruki dazu auf die Schnelle einfiel.

„Du solltest mit dem Chef reden, daß er Maya und Aiji wieder zusammen arbeiten lässt! Und nicht, daß sie beide gefeuert werden!“

Ruki zuckte nur mit den Schultern. „Sieh es positiv. Wenn sie selber gekündigt hätten, hätten sie Vertragsstrafen noch und nöcher zahlen müssen. Wenn sie von Seiten des Labels rausgekickt werden, sieht das schon wieder ganz anders aus.“

„Du bist ein Vollidiot, Mann!“, warf Maya ihm wehleidig vor. Nichtmal sauer. Er musste immer noch den gekündigten Plattenvertrag verdauen.

„Was wollt ihr denn? Ich hab das Beste draus gemacht! Sucht euch ein anderes Label und macht wieder zusammen Musik! Ihr werdet doch überall sofort genommen! Hast du mir im Eiscafe vorhin selber gesagt!“

„Wer deine Hilfe hat, braucht keine Probleme mehr, ey!“, fluchte Reita.

„Was denn, ich kann´s doch auch nicht ändern! Soll ich jetzt vielleicht zur PSC gehen und fragen, ob die LM.C unter Vertrag nehmen wollen? Mit SuG würden sie ja gut zusammenpassen.“

„Dich Flachtrommel lass ich da sicher nicht hingehen! Da frag ich lieber selber!“, zischte Reita entnervt.

Maya hatte plötzlich einen sehr giftigen Blick drauf. „Spar dir die Mühe. Ich würde mir lieber nen Strick nehmen als zur PSC zu gehen!“

„Da hörst du´s, Ruki! Und deine von Yamaha gesponsorte Gitarre kannst du jetzt todsicher und völlig zu Recht auch in den Wind schreiben!“

„Könntet ihr mal aufhören, mich für Sachen zu dissen, die ihr mir gegen meinen Willen aufgezwungen habt?“, nörgelte Ruki zickig. „Wer hat denn gesagt, daß ich unbedingt einen Sponsoring-Vertrag brauche? Und wer hat mich denn ins Chef-Büro von Pony Canyon förmlich mit Gewalt reingeschoben!?“

„Du bringst dich so oft in Schwierigkeiten, ich wundere mich schon, daß dir nicht langsam mal die Ideen ausgehen!“, grummelte Reita. Ihr wievielter schiefgegangener Versuch, für Ruki eine Gitarre zu beschaffen, war das jetzt schon? „Ich hab keinen Bock drauf, daß wir wegen deinem Treiben nochmal ne offizielle Stellungnahme der ganzen Band an die Öffentlichkeit geben müssen!“

„Jetzt bitte kein Grund, zynisch zu werden, ja?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2017-11-02T22:06:50+00:00 02.11.2017 23:06
Ich Gott das ist so geil geworden !! Ich feiere diese Story gerade so sehr!!
Antwort von: Futuhiro
03.11.2017 09:27
Danke-Danke. ^//^
Ruki ist halt nicht ganz einfach. :D
Von:  JINO
2017-11-01T15:48:42+00:00 01.11.2017 16:48
Anlauf nummero 5… na da bin ich ja mal gespannt. :’D

>>„Hi, Süßer“ ……. nicht jugendfrei<<
ehhhhhhhhhhhhhhhhhh okaaaaay… :’D

Ohhh? Ein Gefallen? Mnhhhh.
Und was soll Ruki da ausrichten?
Als wenn Chefchn sich was von nem Sänger sagen lässt. :’D

Irgendwas sagt mir…das es schief gehen wird?
Ich weiß nicht. :’D

Rukiiiii XD
Nimmt er auch noch ein Telefonat entgegen… oh ruki! xD

Ich habs geahnt…. Ruki hats verkackt… .’D

Da bin ich ja mal gespannt wie Ruki das Miya erklären will. :’D

Armer Miya..


Oh manoman.. :’D

Liebe grüße

Antwort von: Futuhiro
01.11.2017 22:20
> Und was soll Ruki da ausrichten?
> Als wenn Chefchn sich was von nem Sänger sagen lässt. :’D
--> Och, der Einfluss solcher Superstar-Größen auf die Plattenlabels ist größer als man denkt. Und einen Versuch war es wert. :D

> Nimmt er auch noch ein Telefonat entgegen… oh ruki! xD
--> Was lassen sie ihn auch alleine da sitzen? XD

Danke für den Kommentar. ^u^


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