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Von Katzen und Fledermäusen

von

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*
 

Tobirama machte Liegestütze mit einem Arm, als Hashirama eintrat. Er positionierte nun auch die zweite Hand auf den Boden und sprang auf seine Füße. Tobirama war wieder bei vollen Kräften. Endlich konnte er wieder Katzen jagen gehen.
 

Im Gegensatz zu Madara war Tobirama nicht darauf aus, Madara aufzusuchen und ihn in Stücke zu reißen. Tobirama würde seinen Pflichten nachgehen, und wenn Madara zu ihm kommen würde, um den Tod seines übereifrigen jüngeren Bruders zu rächen, dann würde Tobirama dem Kampf nicht ausweichen.
 

„War etwas Besonderes?“, wollte er von seinem Bruder wissen.
 

„Nein, heute überhaupt nicht“, antwortete Hashirama und zog sich seine Jacke aus. Er war rechtzeitig zurückgekommen, also hatte er Sakura Haruno heute nicht zum Arbeitsplatz begleitet. Tobirama war stolz auf seinen Bruder – Hashirama schien sich seine Ratschläge und Warnungen zu Herzen genommen zu haben.
 

„Gut.“
 

Die Dachhasen hatten den Verstand verloren. Dass Katzen nicht viel von Menschen hielten, war bekannt; aber in den letzten Tagen waren zwei Menschen umgekommen, weil man ihnen ihre gesamte Energie ausgesaugt hatte, und dutzende mussten gegen Schwächegefühle kämpfen, die sie selbst beim Verrichten alltäglicher Dinge behinderte. Irgendwelche Katzen hatten ihnen viel zu viel Energie geraubt.
 

Tobirama fand diese Entwicklung gar nicht gut. In der Zeit, in der seine Verletzungen geheilt waren, hatte Hashirama ihn mit Neuigkeiten und den letzten Befehlen von oben versorgt. Ab heute hatte man jeder Fledermaus ein Gebiet zugeteilt, das sie unter keinen Umständen verlassen durfte; die Sicherheit der Menschen, die in diesen Gebieten lebten, hing davon ab.
 

Hashirama war Sakuras Wohngegend zugeteilt worden. Tobirama fand auch das nicht gut. Er glaubte, um Gottes willen, nicht, dass Hashirama mit Sakura flirten würde, während in seinem Rücken Menschen starben. Aber er befürchtete, dass Hashirama dann und wann abgelenkt sein könnte. Sogar eine einzelne Sekunde der Unachtsamkeit konnte fatale, wenn nicht letale Folgen nach sich ziehen.
 

„Hashirama.“ Tobiramas Stimme und Blick waren ernst, sehr ernst. „Wenn wir spä-“
 

„Ich weiß“, unterbrach Hashirama ihn, weil er wusste, was Tobirama zu sagen hatte. „Ich weiß. Mach dir bitte keine Sorgen. Lass uns schlafen.“
 

Tobirama betrachtete seinen Bruder schweigend und ging dann an ihm ins Bad vorbei.
 

Hashirama warf sich auf die Couch und holte sein Handy hervor. Wenn er wenigstens Sakuras Nummer hätte, wenn er wenigstens auf diesem Weg ab und an Kontakt zu ihr aufnehmen könnte… Er wollte keine Fledermausfrau. Er wollte Sakura Haruno, und er schien diese Frau jeden Tag mehr und mehr zu wollen, selbst wenn er sie nur kurz oder überhaupt nicht sah.
 

*
 

Ihre Wohnung war leer. Sie musste sich nicht einmal umsehen, um sich dessen sicher zu sein. Madara war fort.
 

Sakura entledigte sich ihres Mantels und ihrer Schuhe und spazierte langsam durch die Wohnung, so als wollte sie nach seinen Überbleibseln suchen. Aber er hatte nichts hinterlassen, außer Katzenhaaren und seinem Geruch, der ganz schwach zu vernehmen war.
 

Sakura presste die Lippen aufeinander.
 

Sie glaubte wirklich nicht, dass er sein Geschäft verrichten war. Dafür verspürte sie ein zu starkes Gefühl der Endgültigkeit.
 

Sakura legte ihre Tasche auf das Sofa im Wohnzimmer ab. Sie war traurig. Madara war ein schäbiger Kerl. Aber sein Verschwinden hatte ein Loch in ihrer linken Brust geschaffen. „Ich habe ihm sogar dieses Mal Kaninchenfleisch gekauft“, murmelte Sakura bitter lächelnd. „Das mochte er am meisten.“
 

Reiß dich zusammen!, fuhr sie ihre eigene Person an. Sieh es positiv: Keine nackten Überraschungen mehr, kein Geldausgeben für Katzenfutter… Und kein Kerl. Madara war tatsächlich liebenswürdiger gewesen als ihre zwei letzten Partner, wenn sie darüber nachdachte, und ja, seine Nacktheit hatte sie manchmal angesprochen.
 

Zum Teufel mit den Männer. Auch mit diesem Katzenmann! Sakura plumpste auf das Sofa und bedeckte ihre Augen mit den Händen. Nur wenige Augenblicke später wurde ihr Körper von einem Schluchzer nach dem anderen erschüttert. „Verdammter Mistkerl“, schimpfte Sakura unter Tränen.
 

Als Sakura sich beruhigte und einigermaßen wieder zu sich gekommen war, sah sie aus dem Fenster. Draußen war es dunkel. Ihre Hände ballten sich nach einiger Zeit zu Fäusten und in ihr Gesicht trat Entschlossenheit; dann Unsicherheit, dann wieder Entschlossenheit.
 

Sakura warf sich ihren Mantel über und verließ ihre Wohnung. Zu ihrer Verblüffung traf sie auf Hashirama. Im ersten Moment zuckte sie erschrocken zurück, doch dann erfasste sie ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Er strahlte diese Dinge aus.
 

Dieses Mal zauderte Hashirama nicht. Das konnte er sich unter den Bedingungen nicht erlauben. Er ging auf Sakura zu und begrüßte sie freundlich. „Sind sie zum Spazieren hinausgegangen?“, fragte er und bemühte sich um einen unaufdringlichen Tonfall. Er hatte es sich vorgenommen, mehr über Sakura in Erfahrung zu bringen. Hashirama musste solche kostbaren Gelegenheiten prompt beim Schopfe packen, wenn es so ruhig war wie jetzt gerade.
 

Sakura verlor sich in seinen Augen, die selbst in dieser kühlen Nacht Wärme ausstrahlten. Ihre Zunge lag schwer in ihrem Mund wie nach mehreren Gläsern Alkohol. „Eigentlich…“
 

Eigentlich war sie hinausgegangen, um nach Madara zu suchen. Aber jetzt fiel ihr das überhaupt nicht mehr ein. Hätte Hashirama nicht den Blick von ihr genommen, wäre sie damit fortgefahren, ihn weiterhin anzustarren wie verzaubert.
 

„Ich denke schon“, sagte Sakura geistesabwesend.
 

Wie auch letztes Mal begleitete er sie ein Stück, wobei Sakuras Füße sich selbständig gemacht hatten. Er fragte sie nach ihrer Gemütsverfassung, fragte sie auch nach ihrem Namen und nannte ihr den seinen.
 

Der örtliche Discounter mit seinem gelben, leuchtenden Schriftzug über dem Eingang erinnerte Sakura daran, was sie ursprünglich vorgehabt hatte. Es galt, Hashirama abzuwimmeln. Er schien nett zu sein und keine bösen Absichten zu verfolgen – er war ihr keinmal zu nahe gekommen und verhielt sich zurückhaltend. Aber Sakura wollte Madara finden.
 

„Ich werde einkaufen gehen“, log sie Hashirama an und hielt an der Einfahrt zum Parkplatz. Damit Hashirama nicht auf die Idee kam, dass sie ihn loswerden wollte – was ihn wahrscheinlich kränken würde – streckte Sakura zum Abschied ihre Hand aus und fügte lächelnd hinzu: „Hat mich gefreut.“
 

„Mich ebenso“, sagte Hashirama und ließ sie widerwillig ziehen.
 

Sakura bewegte ihre Füße bis zum Ende des Discounters und blieb vor den Kühlregalen stehen. Sie suggerierte den Eindruck, die Joghurtbecher vor sich zu betrachten. In Wirklichkeit dachte sie über Hashirama nach. Er war eine Fledermaus, zweifelsohne. Die Aura, die von ihm ausging, kongruierte mit Madaras Beschreibungen über diese Wesen.
 

Hatte Madara den einen Tag vielleicht gegen Hashirama gekämpft? War es möglich? War sie vor wenigen Minuten vielleicht mit Madaras Feind Seite an Seite spazieren gegangen? Schlechtes Gewissen machte sich in ihr breit und sie erinnerte sich an Madaras drohende Worte, sie solle sich von dem Fledermausmann fernhalten.
 

Der ist eh nicht da, dachte Sakura verärgert. Es interessierte sie aber, was Hashirama von ihr wollte. Wusste er vielleicht, dass Madara sich bei ihr eingenistet hatte?
 

Diesen Gedankengang schleuderte Sakura sogleich aus dem Kopf. Nein. Das konnte nicht sein. Der Fledermausmann hätte schon längst zugeschlagen, womöglich in ihrer Abwesenheit.
 

Sakuras Kopf schmerzte. Zu viele Fragen. Sie konnte vieles ausschließen, doch vieles musste fürs Erste, wenn nicht für immer, unbeantwortet in ihrem Kopf verweilen.
 

Sakura beschloss, vorsichtshalber ein wenig länger zu warten. Hoffentlich würde sie ihm nicht gleich in die Arme laufen.
 

Zehn Minuten vergingen. Sakura wartete noch ein paar Minuten, vertrieb sich die Zeit mit der Inspektion der aktuellen Angebote und begab sich dann zu den Kassen.
 

Hashirama war zu Sakuras Erleichterung nirgendwo zu sehen. Sie verfiel in Nachdenklichkeit. Was würde sie zu Madara sagen, wenn sie ihn finden würde? Was war der gewichtigste Grund für ihre Suche nach ihm? Wollte sie, dass er sie gelegentlich besuchen kam?
 

Sakura war ihren Impulsen gefolgt. Jetzt musste sie sich mit der erwachten Rationalität auseinandersetzen. Wo soll sie überhaupt nach ihm suchen? Er konnte überall sein. Der Gedanke daran, dass er vielleicht nicht einmal mehr in dieser Stadt sein könnte, machte ihr zu schaffen. Madara war einfach verschwunden, ohne ihr zu sagen, dass er noch heute gehen würde. Nicht einmal eine Notiz hatte er hinterlassen.
 

Bedeute ich ihm nichts? Nichts? Dabei hatte sie den Eindruck gehabt, Madara hätte angefangen, sich für sie zu interessieren. Er hatte seine Fragen um ihre Wenigkeit stets nebenbei gestellt, oftmals gänzlich aus dem Kontext heraus, und hatte sie aus dem Konzept gebracht. Er schien sie nicht einfach toleriert zu haben.
 

War sie nach vier Jahren des Alleinseins so verzweifelt, dass sie allen Ernstes dabei war, Gefühle für einen Kerl zu entwickeln, der, ohne nett zu fragen, ihr Eigentum für sich beansprucht und sie als sein Dienstmädchen genutzt hatte? Und, oh, die vielen Katzenhaare!
 

So sehr sie sich der negativen Dinge auch bewusst war – Sakura konnte nicht leugnen, dass seine Präsenz sie glücklich gemacht hatte. Sowohl in seiner tierischen als auch in seiner menschlichen Form. Nach Hause zu kommen und Zweisamkeit vorfinden. Das war es, was sie wollte. Besonders tief in ihre Erinnerungen eingebrannt hatte sich das Geschehen gestern in der Badewanne. Ebenso seine Frage danach, weshalb sie keinen Mann habe.
 

Ihm war bereits recht früh aufgefallen, dass sie Single war. Madara hatte es offenbar irritiert. Viele irritierte das, wenn Sakura ihnen gestand, schon seit längerer Zeit keinen Mann kennengelernt zu haben.
 

Sakura vergrub die Hände in ihre Manteltaschen und zog die Brauen zusammen. Sie würde versuchen, ihn zu finden. Was sie ihm dann sagen würde, das würde sich schon irgendwie spontan ergeben. Wenn sie ihn innerhalb der nächsten Stunden nicht finden würde, würde sie nach Hause gehen. Wenn er von selbst zu ihr kommen würde wie es bei Katzen üblich war, dann würde sie sich freuen. Wenn er sie in den nächsten Tagen nichts, gar nichts von sich wissen lassen würde, dann würde sie versuchen, Madara zu vergessen.
 

Sakura nickte energisch. Ja, so ist es gut. Sie inspizierte die Gegend und beschloss, nach links zu gehen, in die Richtung des Parks, um einem eventuellen Aufeinandertreffen mit Hashirama zu entgehen.
 

Sakura brauchte etwa zwanzig Minuten zu Fuß. Ihre Tasche hatte sie nicht mitgenommen und hatte sowohl Geld als auch Fahrkarte zurückgelassen. Nach Hause gehen, um ihre Tasche zu holen, wollte sie nicht; sie war zu determiniert, Madara ausfindig zu machen und hatte Angst, ihn auf der kommenden Strecke zu verpassen, wenn sie den Heimweg einschlüge. Und außerdem war da noch Hashirama…
 

Neue Fragen kamen auf und Sakura musste sie mühevoll zurückdrängen.
 

Als sie ein Altenheim passierte, hatte sie das Gebiet, über das Hashirama wachte, längst verlassen. Sakura sah bereits die abgeschlossenen Tore des Parks, da erreichte ein Miauen ihre Ohren.
 

Madara!, schoss es Sakura im ersten Moment durch den Sinn. Doch das Miauen unterschied sich stark von den Geräuschen, die Madara in seiner Katzengestalt von sich gab. Sakura sprang zur Seite, als den Büschen zu ihrer Linken ein Rascheln entkam.
 

Eine große schwarze Katze sprang auf den von Straßenlaternen erleuchteten Sandweg. Das war nicht Madara, das erkannte Sakura an den Vorderpfoten, die vom weißen Fell bedeckt waren. War das eine gewöhnliche Katze?
 

Das Tier setzte sich auf den Weg, kratzte sich ausgiebig und sah Sakura an. Auf sie wirkte die Katze vollkommen normal. Sakura war trotzdem skeptisch. Aber wenn Madara ihr nichts getan hatte – was soll schon diese Katze mit ihr machen? Vorsichtig ging Sakura in die Hocke und streckte ihre Hand aus. Interessiert wurde sie von der Katze angesehen. Jetzt erst entdeckte Sakura ein schmales Halsband und lächelte. „Dann bist du also eine ganz normale Katze.“
 

Die Katze stand auf, kam auf sie zu und ließ sich streicheln.
 

Ein lautes Surren zerschnitt die Luft, gefolgt von einem Gurgeln und einem dumpfen Aufprall. Sowohl die Katze als auch Sakura schreckten hoch; die Katze machte sich sofort aus dem Staub, während Sakura wie erstarrt stehen blieb.
 

Ein Mann mit dunklen Haaren sprang über das Tor und richtete sich langsam zu seiner vollen Größe auf. Sein Kopf flog zu Sakura und seine irren, schwarzen Augen fixierten sie an Ort und Stelle. Sakura bekam Gänsehaut.
 

Die rechte Hand des Mannes war komplett blutverschmiert, was Sakura Panik in die Glieder trieb. Dieser Anblick war es, der sie dazu brachte, sich aus ihrer Starre zu lösen. Sie schrie auf, machte auf dem Absatz kehrt und lief den Sandweg zurück zu der Wohngegend.
 

Der Mann grinste, rannte hinter ihr los und hätte sie beinahe mit seiner blutigen Hand zu fassen bekommen, wenn sie ihm nicht plötzlich wie durch Geisterhand abgetrennt worden wäre. Sakuras Verfolger brüllte auf vor Schmerz und blieb stehen.
 

Sakura wirbelte herum und sah, wie ihr Retter einen langen Stab in den Rücken des am Boden liegenden Mannes bohrte. Der Verletzte spuckte Blut, streckte seine heile Hand heraus und starb.
 

Sakura atmete schwer. „Du…



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Rinnava
2018-02-14T15:43:59+00:00 14.02.2018 16:43
HI

ein gutes kapi ;)
GGGGGGGVLG Rin
Von:  SenseiSasuNaru
2018-02-13T21:25:39+00:00 13.02.2018 22:25
Hallo wieder ein Klasse Kapitel. Oh war ja klar das Sakura ihn vermisst . Das sie ihn suchen geht. War sehr interessant. Weiter so LG


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