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In the spider's web

von

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The fallen

„Du bist anders.“ Ich zuckte zusammen. „Wie meint Ihr das?“ „Ich meine du bist anders als sonst.“, sagte Alois und strich sanft über die weißen Blätter einer sich gerade öffnenden Rose.
 

„Verzeiht, falls mein Verhalten Euch gekränkt hat.“, erwiderte und senkte den Kopf. „Darum geht es nicht.“ Alois riss der Rose den Kopf ab und ließ ihn zu Boden fallen. „Ich will, dass du mir erzählst was in deinem kleinen, hübschen Kopf vor sich geht. Etwas beschäftigt dich, das kann ich sehen.“
 

Ich blickte ihn überrascht an. Hatte Alois etwa eine Sympathie für mich entwickelt, die so weitreichend war, dass er inzwischen merkte, wenn es mir nicht gut ging?
 

„Hey!“ Er stieß meine Nase mit dem Zeigefinger an. „Ich warte! Und wage es ja nicht mich zu belügen.“ Alois belügen? Wo käme ich denn da hin? Er wusste doch sofort, ob ich die Wahrheit sagte oder nicht. Anscheinend hatte er ein Gespür für solche Dinge.
 

„Hoheit, es ist nur…dieses Kleid und wie Ihr mich behandelt…ich…“ „Du bist der Meinung, dass du es nicht verdienst.“, unterbrach Alois mich und ich verschluckte mich beinahe an meinen eigenen Worten.
 

„Woher…?“ „Woher ich das weiß? Ganz einfach. Weil du genauso bist wie ich. Ich dachte früher auch all das stünde mir nicht zu. Ich glaubte ich sei Abschaum, weil es das war, was die Leute mir einredeten. Bis ich endlich begriff, dass ich falsch lagen und, dass ich ihnen allen das Gegenteil beweisen würde. Ich hatte nicht vor mein Leben lang ein winziges, armseliges Insekt zu bleiben, als tat ich was nötig war und jetzt schau dich um, kleine Rose.“
 

Alois breitete die Arme aus und ich ließ meinen Blick über den Garten und das Anwesen schweifen. „Ihr habt es weit gebracht.“, murmelte ich. „Ja, aber es ist noch nicht genug.“, erwiderte Alois.
 

„Ich vermute Ihr seid erst zufrieden, wenn Ihr Ciel Phantomhive in Eurer Gewalt habt.“, entgegnete ich. Alois lachte trocken auf. „Vermutlich nicht einmal dann, aber darum geht es nicht. Es geht jetzt um dich.“ Er trat nahe an mich heran, legte sein Kinn auf meiner Schulter ab, sodass ich seine Stimme direkt neben meinem Ohr hören konnte. „Was willst du, Genevieve?“
 

Ich legte die Stirn in Falten. „Was ich will?“ Alois nickte und schmiegte seine Wange an meinen Hals. „Ja, jeder hat doch irgendein Ziel im Leben und wenn es nur der einfache Wunsch ist nicht jämmerlich zu verrecken. Also, was begehrst du?“
 

Ich überlegte. Hm, darüber hatte ich noch nie wirklich nachgedacht. Ich hatte mich nie in einer Position befunden, die es mir erlaubt hätte einen Wunsch zu äußern. Und jetzt…
 

„Ich will Euch helfen.“, sagte ich. Alois trat einen Schritt zurück und hob die Augenbrauen. „Mir helfen? Und wobei?“, fragte er. „Ich weiß ich. Ich will Euch einfach nur helfen.“, antwortete ich. „Mir helfen, verstehe. Aber das ist nicht alles, hab ich recht? Was noch?“ Alois verschränkte die Arme vor der Brust und grinste süffisant.
 

„Ich will, dass…Ihr am Leben bleibt.“, flüsterte ich und betrachtete den Kies zu meinen Füßen. Still breitete sich aus. Nur der Wind war zu hören und schließlich ein leises Schluchzen.
 

„Alles…du hättest dir alles wünschen können. Aber du…du willst mich? Wieso?! Wie kannst du mich wollen?! Ich bin…ich bin…!“
 

Ihr seid Earl Alois Trancy und der einzige Mensch, der mir etwas bedeutet. Deswegen will ich Euch beschützen. Das war es, was ich hatte sagen wollen, doch als ich sah wie Alois‘ eisblaue Augen sich mit Tränen füllten, kam nicht ein Ton über meine Lippen.
 

Stattdessen nahm ich stumm Alois‘ Gesicht in beide Hände und küsste ihn. Es war irgendwie das Einzige wozu mein Verstand und mein Körper in der Lage waren, also tat ich es.
 

Alois war offenbar so überrascht, dass die Tränen prompt versiegten, er aber auch nicht in der Lage war den Kuss zu erwidern. Es war einfach eine Spontanreaktion meinerseits gewesen, weshalb ich mich nach wenigen Sekunden auch sofort wieder von ihm löste und innerlich flehte, dass Alois mir jetzt nicht den Kopf abschlug.
 

„Was…was war das?“ Er fuhr sich ungläubig mit dem Daumen über die Unterlippe. „Entschuldigt bitte, ich…ich konnte es nicht ertragen Euch weinen zu sehen.“, sagte ich. „Ich habe nicht geweint.“ Trotzig wischte Alois sich die Tränen weg und straffte die Schultern.
 

Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Natürlich nicht. Bitte, verzeiht mir mein vorschnelles Handeln.“ „Hmpf, schon gut. Aber mach das wieder. Küss mich nur, wenn ich es dir befehle oder ich dich darum bitte.“ Alois fuhr sich mit einem Seufzen durch die Haare. „Wir sollten zurückgehen. Sonst kommt Claude persönlich.“
 

„Ähm würdet Ihr mir erlauben die Bibliothek aufzusuchen?“, wollte ich wissen. „Häh? Was willst du denn in der Bibliothek?“, fragte Alois. „Ich brauche ein paar Antworten.“, gestand ich, was zwar nicht explizit erklärte was genau ich in der Bibliothek wollte, Alois aber auch nicht gänzlich die Wahrheit verschwieg.
 

„Hm, na schön. Mach was du willst. Aber um halb zwei kommst du in den Salon, verstanden?“ „Verstanden.“ Ich hob den Saum des Kleides leicht an und kehrte zum Anwesen zurück.
 

Bevor ich mich noch tiefer in Alois‘ Angelegenheiten verstrickte, wollte ich mich unbedingt genauer über einige Sachen informieren.
 

Den Weg in die Bibliothek fand ich leicht und ich war froh, dass ich unterwegs keinen der anderen Bediensteten traf, die misstrauisch hätten werden können. Das einzige Problem bestand nun darin die passenden Bücher zu finden, die mir meine Fragen beantworten konnten. Die Bibliothek war vollgestopft mit Büchern, mannshohe Regale, die bis an die Decke reichten.
 

„Hoffen wir einfach mal, dass der alte Trancy seine Bücher geordnet hat.“, seufzte ich und machte mich daran von den Bücherrücken auf vielleicht hilfreiche Inhalte zu schließen.
 

Da gab es Bücher über Philosophie, die Wirtschaft, die Geschichte Englands, Bücher über fremde Länder und Kulturen, Romane und schließlich mehrere Reihen voller alter Schinken über Okkultismus. Wahnsinn, offenbar hatte der alte Trancy ne Art Fetisch.
 

Ich zog eines der Bücher aus dem Regal und schlug es auf. Es war eine Art Regelwerk über die Klassifizierung von Dämonen. Im Grunde stand dort, dass Dämonen einmal Engel gewesen waren, die Luzifer während dessen Rebellion gegen Gott zur Seite gestanden hatten.
 

Dafür hatte man sie in die Hölle verbannt wo negative Gefühle und Emotionen sie zerfressen und zu dem gemacht hatte was sie jetzt waren. Aus den handgeschriebenen Notizen schloss ich, dass Claude im Himmel dem Haus des Morgenrots angehört hatte, da er zur Kategorie der Teufel gehörte.
 

Die Engel dieses Hauses waren die höchsten ihrer Art, sozusagen die Prinzen des Himmels und als Dämonen konnten sie das Feuer beherrschen. Nebenbei, Luzifer hatte diesem Haus auch angehört.
 

In einem anderen Buch stieß ich auch den Begriff ‚Faustianischer Dämon‘ und ich fühlte mich augenblicklich an Claude erinnert. Tatsächlich gehörte Alois‘ Butler zu dieser Art Dämonen. Das Zeichen, mit dem er einen geschlossenen Vertrag besiegelte, war ein Pentagramm und in seiner menschlichen Form hatte er schwarze Fingernägel. Die waren also kein modischer Fehltritt, sondern sozusagen angeboren.
 

In einem Nebensatz wurde erwähnt, dass es auch andere Dämonenarten gab. Blumendämonen zum Beispiel, deren Vertragssymbol (wie sollte es anders sein?) eine Blume war.
 

Im folgenden Text stand nur das, was Alois mir bereits erzählt hatte. Dämonen schlossen Verträge mit Menschen. Sie willigten ein den sehnlichsten Wunsch der betreffenden Person zu erfüllen und erhielten dafür nach Erfüllung des Vertrages deren Seele. Sie erhielten die Seele auch dann, sollte der Vertragspartner seinen Wunsch aufgeben. Ich konnte mir allerdings vorstellen, dass das nur ziemlich selten passierte.
 

Über das Brechen von solchen Verträgen fand ich nichts. Lediglich, dass man die Seele des Opfers stehlen konnte, sollte der Fall eintreten, dass das Vertragssymbol vom Dämon getrennt wird. Was wahrscheinlich zwangsläufig bedeutete, dass ich Claude die Hand abhacken musste, um Alois irgendwie zu helfen.
 

Ich schlug das Buch zu. Zwar hatte ich eine Menge gelesen, aber so wirklich weitergeholfen hatte es mir nicht. Ich lehnte mich gegen das Bücherregal und dachte nach.
 

Jetzt wusste ich zwar über Dämonen an sich bescheid, aber was es genau mit Claude und Sebastian auf sich hatte, darauf würden mir die Bücher sicher keine Antwort geben. Aber womöglich ließ sich noch etwas über Ciel Phantomhive herausfinden.
 

Alles was ich bis jetzt über ihn wusste war, dass er eine Firma besaß, die Süßigkeiten und Spielsachen herstellte und damit recht erfolgreich war. Und, dass er eine tragische Vergangenheit hatte. Ob Alois eine Art Akte für ihn angelegt hatte? War er so akribisch, wenn es um seine Rache ging?
 

Ich seufzte und verließ die Bibliothek und machte mich auf den Weg zum Arbeitszimmer. Erneut begegnete mir niemand und das gab mir das ungute Gefühl beobachtet zu werden. Dennoch betrat ich das Arbeitszimmer und begann alle Schränke zu durchwühlen.
 

Briefe der Königin fielen mir in die Hände, doch ich beachtete sie nicht weiter. Dokumente, Besitzurkunden, alles fein säuberlich archiviert. Das konnte unmöglich Alois gewesen sein. Ich öffnete ein weiteres Schubfach und eine lederne Akte sprang mir sofort ins Auge. Ich schlug sie auf. Volltreffer.
 

„Ciel Phantomhive, geboren am 14. Dezember 1875, als Sohn von Vincent und Rachel Phantomhive. Derzeitiges Oberhaupt der Familie Phantomhive, Besitzer der ‚Funtom Corporation‘ und Wachhund der Königin.“
 

Ich stockte, als ich mir die weiteren Notizen durchlas. Die Eltern brutal getötet, das Anwesen niedergebrannt und er selbst gefoltert und missbraucht von einer Gruppe Okkultisten. Das war er gerade zehn gewesen. Und dann war er zurückgekehrt. Mit einem pechschwarzen Butler an seiner Seite.
 

„Sebastian…“
 

Ohne Zweifel hatte Ciel einen Vertrag mit dem Dämon geschlossen, um seiner Gefangenschaft zu entkommen. Und wahrscheinlich auch um Rache zu nehmen, denn Rache war das Einzige, was den Earl noch zu motivieren schien. Er besaß zwar Familie, doch angesichts der Dinge, die ihm widerfahren waren, glaubte ich nicht, dass ihm seine Verwandten besonders viel bedeuteten.
 

Ich legte die Akte zurück in die Schublade. Ich konnte den Vertrag zwischen Alois und Claude nicht auflösen. Und wenn ich Alois dazu brachte seine Rache aufzugeben, würde das sein Leben nur noch schneller beenden.
 

Also was tun? Claude töten? Konnte man Dämonen überhaupt töten? Diesbezüglich stand leider nichts in den Büchern, aber vielleicht war Hannah bereit mit mir darüber zu reden. Vielleicht.
 

„Was machst du da, kleiner Schmetterling?“ Ich erschrak mich dermaßen, dass meine Schulter eine unsanfte Begegnung mit dem Schrank hatte. „G-Gar nichts! Ich…ich habe nur…“
 

„Deine Neugier wird nochmal dein Tod sein.“, meinte Claude, rückte seine Brille zurück und lächelte. Mir schoss die Röte ins Gesicht, aber nicht, weil ich peinlich berührt war, sondern weil es mich ärgerte, dass Claude mich erwischt hatte und jetzt auch noch die Frechheit besaß mich zu belächeln.
 

„Hast du etwas Bestimmtes gesucht oder soll ich dir helfen?“ Claude zupfte seinen Frack zurecht und machte ein paar Schritte in meine Richtung. „Gar nichts.“ Ich entfernte mich von dem Schrank, ging um den Schreibtisch herum und flüchtete mich in den Flur.
 

Dieser verfluchte Teufel. Wenn ich könnte, würde ich ihm sofort die Hand abschlagen. „Genevieve!“ Ich fuhr herum und erblickte Hannah, die mir entgegen gerannt kam. „Mr. Lau ist bereits eingetroffen und der junge Herr erwartet dich.“
 

Oh verdammt! Ich stürzte los, stolperte fast über den Rock meines Kleides und lief weiter. Alois jetzt zu verärgern wäre denkbar ungünstig.
 

Etwas außer Atem erreichte ich den Salon und drei Paar Augen blickten mich an. Das eine war eisblau und wirkte nicht sonderlich erfreut. Das zweite war bernsteinfarben und blitzte mir amüsiert entgegen. Und das dritte war beinahe schwarz und musterte mich interessant.
 

„Oh, Earl. Ich wusste nicht, dass Ihr Damenbesuch habt. Wer ist die junge Lady?“ Lau wandte sich neugierig an Alois, der einen Flunsch sondergleichen zog. „Sie ist mein Dienstmädchen. Und sie ist zu spät.“
 

„Verzeiht mir, Hoheit. Ich habe die Zeit vergessen.“, keuchte ich und verbeugte mich demütig. „Schon gut, los komm her.“, schnaubte Alois und streckte seine Hand nach mir aus. Ich biss mir auf die Unterlippe.
 

Verdammt, er war sauer. Ich wollte mich gerade noch mal entschuldigen, da kam ich in Alois‘ Reichweite und er zerrte mich auf seinen Schoß.
 

„Euer Dienstmädchen, ja? Nun sie ist wirklich ausgesprochen hübsch. Nicht war, Ran Mao?“ Lau wandte sich an die junge Frau, die sich neben ihm lasziv auf der Lehne seines Sessels räkelte und bisher keinen Ton von sich gegeben hatte und auch jetzt bloß stumm nickte.
 

„Auf den ersten Blick hätte man glatt meinen können sie sei eine wohlerzogene Lady. Wenn nicht sogar und bitte erlaubt mir diese Bemerkung Earl, Eure Verlobte.“, fuhr Lau fort und es schien ihn nicht zu kümmern, dass Alois bereits mit den Zähnen knirschte und mit jeder Sekunde wütender wurde.
 

„Sie dient lediglich zu meinem Vergnügen, nicht mehr und nicht weniger.“ Seine Hand, die an meiner Hüfte lag, verkrampfte sich ein wenig. „Und jetzt, lassen sie uns wieder darüber sprechen, weshalb sie eigentlich hier sind.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ookami-no-Tenshi
2017-12-23T22:23:34+00:00 23.12.2017 23:23
Heute bist du wohl im Hochladewahn XD
Ich finde das toll, nebenbei gesagt ;)

Naja, Verlobte ist schon ein bisschen hart gesagt. Doch wenn man Laus Art bedenkt, hat er sich noch geziemt ausgedrückt XD

Lg. Ookami-chan


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