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Lost Angel

WerwolfXVampir - Überarbeitete Version
von

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Hündchen trifft auf Fledermaus

Jesko’s PoV
 

Ich keuchte schwer. Mein Herz raste und jeder Muskel schmerzte. Wie weit war ich gekommen? Lohnte es sich überhaupt?

Am Morgen, die Sonne hatte ihre ersten Strahlen noch nicht lange über den Horizont blitzen lassen, hatte meine Flucht durch den Wald begonnen. Die einzige Möglichkeit. Das Tageslicht hielt sie davon ab, mich zu verfolgen.

Sie, das waren Vampire. Und wir Werwölfe ihre Schosshündchen, ihre Wächter für den Tag. Zumindest die meisten. Irgendwo da draußen waren Werwölfe, die in Freiheit lebten, zu denen wollte ich. Momentan hinderten mich meine schmerzenden Glieder jedoch weiterzulaufen. Lange würde es auch nicht mehr dauern, da hätten mich die Vampire eingeholt, wenn sie mein Fehlen bemerkt hatten. Der Tag neigte sich dem Ende und schon die ersten Sterne blitzten auf dem abendlichen Himmel auf. Lange würde es nicht mehr dauern.

Ich lehnte mich an einen Baum und sank daran herunter. Mühsam versuchte ich meinen Atem unter Kontrolle zu bringen. Meine Lunge brannte. Mich verließen meine Kräfte. Wenn ich stehen blieb, würden sie mich einholen. Ich versuchte mich aufzurichten, wogegen sich meine Beine wehrten. Sie schmerzten unsagbar schlimm. Heute käme ich nicht mehr weit. Musste ich wohl auf mein Glück hoffen, obwohl die Wahrscheinlichkeit nicht sehr hoch war, dass es mir wohlgesonnen war.

Ich blieb einige Minuten sitzen und hoffte, dass mir zumindest diese kurze Pause gegönnt war. Gerade als ich mich wieder aufstehen wollte, trug mir der Wind einen viel zu bekannten Geruch zu. Mein Blick wanderte zwischen den Bäumen hin und her. Sie mussten schon in der Nähe sein. Wie konnten sie eine Strecke, für die ich mehrere Stunden gebraucht hatte in so kurzer Zeit schaffen? Die Sonne war doch noch nicht lange vollendet untergegangen. Mittlerweile vielleicht seid einer Stunde. Und sie konnten es erst recht nicht so schnell merken, dass ich weg war. Hatte mich jemand verraten? Aber wer sollte das tun?

Ich setzte mich wieder in Bewegung, obwohl meine Beine schmerzten. Nur langsam kam ich weiter. Mein Körper wollte nicht mehr, ich hatte längst keine Kraft mehr. Ich sank zu Boden und drückte meinen Rücken gegen einen Baum. Mühsam versuchte ich meinen Atem zu beruhigen. Dieser stockte mir schlagartig.

Da stand er im Mondschein, einen Arm gehoben, da ihm der Wind ins Gesicht schlug und sein blondes Haar wurde dadurch aufgewirbelt. Eine Wolke schob sich vor den Mond und es war fast komplett dunkel. Ich kauerte mich ins Unterholz, damit er mich auch nicht sah, wenn er sich zu mir herum drehen würde. Momentan wandte er mir den Rücken zu. Es war ein Vampir, den ich kannte. Ungewöhnlich, dass gerade er sich auf den Weg gemacht hatte um einen entlaufenen Werwolf einzufangen.

Er legte den Kopf in den Nacken und atmete tief ein. Vampire brauchten normalerweise keinen Sauerstoff, also versuchte er einen Geruch aufzunehmen. Blutsauger hatten keinen so guten Geruchsinn, wie Werwölfe, besser aber, als Menschen. Konnte er mich riechen?

Er drehte sich herum und ich hoffte, dass er mich nicht sah. Ich wusste nicht, ob es etwas half, doch ich hielt die Luft an. Ich wollte kein Geräusch von mir geben.

Zwar blickte er in meine Richtung, schien mich aber nicht bemerkt zu haben. Langsam kam er näher auf mich zu. Sah er mich doch längst?

“Dummes Hündchen! Dachtest du, ich sehe dich nicht?”

Seine Zähne blitzten und gerade seine Eckzähne sahen gefährlich aus. Ich schluckte hörbar, jetzt hatte doch es keinen Sinn mehr leise zu sein. Ohne Erfolg versuchte ich weiter von ihm wegzukommen, aber hinter mir war noch immer der Baum, dessen Stamm sich mir entgegen stemmte. Welch dämlicher Wortwitz.

Er rührte sich nicht, nein, er machte keine Anstalten näher auf mich zuzukommen. Ich wusste was er erwartete. Dass ich kam. Ich bis mir leicht auf die Unterlippe. Den Drang dazu, wieder zurück zu laufen, hatte ich nicht. Sollte er mich doch zurückschleifen.

“Dummes, kleines Hündchen.” - Seine Stimme klang so weich und sanft, verfinsterte sich aber im nächsten Moment. - “Jetzt komm schon endlich her.”

Seine Oberlippe zuckte und wieder waren seine Eckzähne zu sehen. Ich hatte Geschichten darüber gehört, wie grausam es war, wenn sie die in den Hals ihrer Opfer bohrten. Welche Schmerzen es bereitete. Doch in der heutigen Zeit hatten sie andere Möglichkeiten an das rote Lebenselixier zu kommen. Sie waren nicht dumm und die wenigsten gingen noch auf Menschenjagt. Die wenigsten tranken überhaupt noch frisches, warmes Blut. Aus Konserven bekamen es die meisten, andere waren klug und machten ein Geschäft daraus, füllten es für ihre Artgenossen in Flaschen ab und verkauften es, wie Menschen Wein.

Ich richtete mich langsam auf. Hatte ich eigentlich eine andere Wahl, wenn ich leben wollte?

“Gutes Hündchen”, flüsterte er, als der Wind sein kurzes blondes Haar aufwirbelte und er mit seinen langen, dünnen Fingern es davon abhielt, dass es ihm ins Gesicht geweht wird. Ich stocke einen Moment, seine Nägel waren lang und spitz. Spiegelten fast seine Zähne wieder. Ich schluckte. Seine Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen, als er bemerkte, dass ich zögerte.

“Beweg dich, Köter!”, knurrte er mich plötzlich wütend an. Sein Geduldsfaden war wohl gerissen. Langsam und mühsam setzte ich mich in Bewegung, ging vor ihm her. Ich wusste, wie der Weg zurück war. Ich wusste auch, dass in der Nähe ein befestigter Weg war, denn ich zur Sicherheit nicht benutzt hatte. Geholfen hatte es nichts.
 

Wir traten aus dem Unterholz und da stand noch ein Vampir, einer mit für sie typischenen schwarzem Haar. Noch einer, den ich kannte. Einer von denen, die sich nicht so gerne einen Spaß daraus machte, uns Werwölfe zu quälen.

“Jemil, du hattest Glück, hast unseren kleinen Ausreißer erwischt …”

Er biss sich leicht auf die Lippe, gerade so fest, dass sich die Eckzähne nicht ins Fleisch bohrten. Blutdurst spiegelte sich in seinen Augen. Der anderen, Jemil, war neben ihn getreten und hatte ihn etwas unsanft an der Schulter gepackt.

“Er gehört mir, Joe”, zischte er, “und jetzt gibt mir doch bitte die Leine!”

Ich schluckte. Leine? Wollten sie mich wie einen Hund nach Hause schleifen. Das Knurren verkniff ich mir, durch das ich meinen Unmut zum Ausdruck bringen hätte können.

Ohne Widerworte ließ ich mir ein Halsband anlegen an dem ein Strick befestigt war. Das nannte er wohl Leine. Ich musste mich wirklich zusammenreißen. Es half etwas zu wissen, dass es nichts bringen würde, wenn ich mich mit einem anlegte. Ich wäre schneller tot, als ich schauen könnte.

“Braves Hündche”, murmelte Jemil, gab mir in dem Moment aber auch schon einen Stoß, so dass ich im Graben landete. Äste schnitten meine Haut auf. Ich jaulte wehleidig.

“Halt die Klappe”, knurrte Joe und warf mir einen bösen Blick zu, während ich versuchte so vorsichtig wie möglich mich wieder aufzurappeln ohne mich noch weiter zu verletzten. Doch da zog Jemil schon an meinem Halsband, wodurch ich wieder am Boden landete. Auf allen Vieren versuchte ich Schritt zu halten. Zwar wollte ich mich immer mal aufraffen, da riss er mich aber schon wieder durch einen kräftigen Zug von den Beinen. Jemil wollte wohl, dass ich kroch. So gehorchte ich, auch wenn es mir nicht passte. Die Zweige rieben an meiner Haut, rissen meine Sachen nach und nach etwas auf. Je weiter wir liefen, desto mehr kleine Rinnsale aus Blut liefen mir über den Körper. Ich keuchte immer schwerer mit jedem Schritt. Langsam, aber sicher würde mein Körper aufgeben, wenn ich nicht bald zur Ruhe kommen könnte.
 

Wir waren Stunden unterwegs, bis wir wieder zum Anwesen zurück kehrten. Eine riesige, pompöse Villa, oft hatte ich mich gefragt, ob sich Menschen so die Unterkunft von Vampiren vorstellen. In der Bibliothek des Hauses, in die ich mich tagsüber gelegentlich schlich, waren auch Bücher von Menschen über Vampire. Für sie waren die Blutsauger oft nur grausame Blutsauger, die nachts die Sterblichen überfielen, ihnen das Blut aussaugten und sie dann zu ihren wehrlosen Sklaven machten. Meistens gaben sie sich dafür als edle Gentlemen und Ladys aus. Menschen waren dadurch so leicht zu beeinflussen. Wenn jemand auch nur etwas gehobener aussah, verfielen sie demjenigen.

Werwölfe dagegen wurden in der Literatur der Menschen nur als Bestien beschrieben, die sich bei Vollmond verwandelten, den Mond anheulten und sich dann auf die Jagd machten, Menschen frassen und ihre Städte und Dörfer vernichteten.
 

“Komm schon, Wölfchen!”

Jemil zerrte an mir und riss mich dadurch wieder aus meinen Gedanken. Ich stolperte hinter ihm her. Die riesige Gartenanlage des Anwesens lag vor uns. Gras, das perfekt gestutz war, oft sah ich junge Werwölfinnen, die es mit der Nagelschere schneiden durften. Hecken in den unterschiedlichsten Formen, von posierenden Menschen bis Fabelwesen, die selbst für Vampire und Werwölfe nicht real waren.

“Tu dem Wölfchen nicht zu sehr weh, vielleicht kann man ihn noch brauchen”, meinte Joe zu Jemil und warf mir noch einen kurzen, vielsagenden Blick zu. Es lief mir eiskalt den Rücken hinunter. Zu gut wusste ich, was dieses verfluchten Vampire mit einzelnen Werwölfen gerne taten. Vampire waren unter den Wesen der Nacht eines der grausamsten. Ganz egal, ob Menschen sie für edle Wesen hielten. Die Grausamkeit lag in ihrer Natur.

Jemil schliff mich weiter hinter sich her, immer wieder landete ich deswegen auf der Nase und versuchte mich mühsam wieder aufzurichten. Ich wollte ihn schon anbrüllen, dass er doch langsam machen sollte, doch die Angst, dass er mir noch etwas Schlimmeres antat, war zu groß. So verkniff ich mir jeden bissigen Kommentar.

Ich folgte Jemil durch die Gänge des Anwesens. Es war ein Abschnitt, den ich noch nicht kannte, obwohl ich seit meiner Geburt hier lebte. Doch es waren auch die Teile der Villa, die nur den Vampiren vorbehalten waren. Es waren die gehobeneren Zimmer, die wärmeren, dabei war es einem Vampir egal, ob er im Warmen oder Kalten saß. Sie spürten keine Temperatur. Werwölfe dagegen ertrugen weder große Kälte noch Hitze. Das hatten wir mit den Menschen gemein, obwohl wir es noch etwas mehr ins Extreme aushalten.

Wir liefen einen Gang entlang, an dessen Ende ein Werwolf am Boden saß. Ich kannte ihn, Marek war sein Name. Er hatte mich versucht davon abzuhalten. Doch ich hatte nicht auf ihn gehört. Laurien, ein anderer Werwolf, hatte gemeint, wenn es mir hier nicht mehr gefiele, dann sollte ich gehen. Er wettete darauf, dass ich nicht weit kommen würde. Diese Wette hatte ich schließlich angenommen und war heute morgen geflohen. Wohl oder übel hatte er wohl gewonnen und ich durfte mir von Marek anhören, was ich für ein Idiot war.

Jemil warf ihm einen kurzen herablassenden Blick zu.

“Willst du etwas, Wolf?”, fragte er ihn kalt. Der andere sah zu ihm auf, nickte langsam.

“Ich möchte diesen Vollidioten nur darauf hinweisen, dass er Glück hat, dass ihr ihn nicht getötet habt”, knurrte er. Sah mich dabei nicht einmal an.

“Noch etwas?”, wollte Jemil wissen und der andere schüttelte den Kopf. Weiter interessierte sich der Vampir auch nicht für ihn und zog mich einfach weiter. Lange würde ich mich nicht mehr auf den Beinen halten können. Ich fühlte mich schon die ganze Zeit, wie kurz vorm Zusammenbruch.

Wir bogen noch um einige Ecken, bevor wir vor einer weißen Tür ankamen. Längst wusste ich nicht mehr, wo ich war. So wollte er mich wohl vor einer erneuten Flucht abhalten.

Jemil blickte erst nach links und anschließend nach rechts, bevor er die Tür öffnete und eintrat. Mich zog er einfach hinterher. Es war ihm wohl wirklich völlig egal, dass ich auch ein Lebewesen war und das er mich ziemlich mies behandelte. Vampir eben.

Nachdem er die Tür hinter mir geschlossen hatte, ließ sich Jemil aufs Bett fallen. Die Leine hatte er mittlerweile auch zu Boden sinken lassen. Ich sah mich verwirrt um. Noch nie war ich auch nur in der Nähe der Gemächer der Vampire. Es sah alles so sauber und gepflegt aus. Nicht so wie die Nachtlager von uns Werwölfen. Wir konnten uns glücklich schätzen, wenn wir ein Bett für drei von uns hatten.

Kraftlos sank ich in die Knie und keuchte schwer. Gerade wollte ich nur schlafen. Mich lang machen und schlafen.

Jemil hob den Kopf und sah mich skeptisch an.

“Ein Bad wäre jetzt wohl recht … Du siehst aus, wie ein Straßenköter”, meinte er und klang dabei wesentlich netter, als noch vor einiger Zeit draußen im Wald. Langsam begann ich zu nicken. Was würde ich für ein warmes Bad geben.

“Nebenan sollte eine Wanne eingelassen sein, wenn die Diener anständig waren.”

Ich blickte verwirrt zu dem Vampir auf, der sich gerade herzhaft streckte. Ich war verwirrt. Bot er mir gerade wirklich an, dass ich ein Bad nehmen könnte. Mein Blick wanderte nach rechts, dort war ein zweite Tür, die in einen Nebenraum führte. Zaghaft raffte ich mich hoch und tapste darauf zu. Unsicher, was mich erwartete, öffnete ich die Tür und fand wirklich ein Badezimmer vor und in der freistehenden Badewanne war wirklich Wasser eingelassen. Leicht stieg Dampf daraus auf. Es musste mollig warm sein.

Über meine Schulter hinweg blickte ich durch die Tür hindurch noch einmal ins Schlafzimmer. Jemil schien mich nicht aufhalten zu wollen, weswegen ich die Tür schloss und die fast vollständig zerfetzten Klamotten abstriff. Vorsichtig hielt ich eine Zehe ins Wasser. Es war wirklich angenehm warm. Langsam tauchte ich komplett hinein. Es war ein Traum. Sonst badeten die Werwölfe in kalten - teilweise - Putzwasser, wenn wir überhaupt in den Genuss von Wasser kamen. Das hier war geradezu der Himmel. In diesem Moment könnte ich gerade glücklich sterben.

Meine Muskeln entspannten sich und es dauerte nur den Bruchteil eines Moments, da war ich eingedöst. Doch lang konnte ich das nicht genießen. Ich tauchte mit dem Kopf unter Wasser, mich schüttelnd und spuckend tauchte ich wieder auf. Trotz des kurzen Augenblicks, den ich komplett zur Ruhe gekommen war, hatte ich wieder Kraft sammeln können.

Ich genoss die angenehme Wärme noch eine ganze Weile, bevor ich - wieder sauber - langsam aus dem Wasser stieg. Auf einem Stuhl lagen frische Sachen, die ich anzog, nachdem ich mich abgetrocknet hatte. Selbst die Handtücher waren weicher, als die, die wir Werwölfe sonst bekamen. Allgemein war alles viel schöner.
 

Sauber, aufgewärmt und glücklich betrat ich wieder das Schlafzimmer, doch Jemil war weg. Zögerlich sah ich mich um. Wenn ich jetzt gehen würde, könnte ich, so schnell wie ich dem Tod heute von der Schippe gesprungen war, mich direkt wieder mit ihm anfreunden. Darauf wollte ich es jetzt nicht ankommen lassen.

Ich sank aufs Bett und sah mich um. Regale voller Bücher, ein breiter Schrank - vermutlich gefüllt mit Kleidern - und ein Schreibtisch auf dem sich Papiere stapelten, neben einem Laptop. Jemil war wohl ein viel beschäftigter Mann und das bei seinem jungen Alter, zumindest sah er noch nicht alt aus. Bei Vampiren konnte man sich da aber nie sicher sein. Irgendwann hörten sie einfach auf zu altern.

Ich ließ mich zur Seite sinken und so schnell konnte ich gar nicht schauen, war ich auch schon eingeschlafen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Jane98
2017-07-18T22:37:03+00:00 19.07.2017 00:37
hört sich schon mal sehr gut an, bin gespannt wie es weiter geht^^
Antwort von:  Remy
19.07.2017 08:14
Danke schön, für deinen Kommentar.
Ich könnte dich jetzt auf die alte Story verweisen, aber das möchte ich dir wirklich nicht antun, da ich damit selbst nicht mehr zufrieden bin.

MfG Remy


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