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Die Karte des Rumtreibers

von
Koautor:  Mo_Inkheart

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Jahr 4 – In der Klemme

Kaum waren Sirius, James, Lily und Rachel nach Afrika gereist, kamen die Austausch-Viertklässler aus Afrika nach Hogwarts. Nachdem auch die Drittklässler nach Brasilien aufgebrochen waren, trafen im Gegenzug von dort die Besucher ein. Bereits das ganze Wochenende war die Aufregung zu spüren. Am Sonntagabend war ein großes Festmahl für alle Neuankömmlinge geplant, gleich nach der Auswahl-Zeremonie für die Afrikanischen und Brasilianischen Schüler und Schülerinnen.

Remus und Peter verfolgten alles sehr gebannt. Während Peter völlig aus dem Häuschen war, fragte sich Remus, wo die Schüler in ihrem Jahrgang unter kommen sollten. Er hatte die dunkle Vorahnung, dass einige afrikanische Jungs in seinem Schlafsaal übernachten würden.

Noch während er darüber sinnierte, begann Professor McGonagall die Namen der afrikanischen Schüler und Schülerinnen vorzulesen. Neben drei afrikanischen Jungen namens Luan, Kenan und Yaris kamen auch noch zwei Mädchen nach Gryffindor.
 

Remus seufzte leise, während Peter laut klatschend die Neuzugänge begrüßte.

„Jetzt beruhig dich mal wieder!“ murrte er seinem Freund leise zu, woraufhin dieser sich halbwegs beruhigte und ihn verwirrt ansah.

„Was hat dir denn den Zauberstab verknotet?“ fragte Peter leise.

„Dir ist schon klar, dass Luan, Kenan und Yaris in unserem Schlafsaal übernachten werden?“ flüsterte Remus, sodass die drei es nicht mitbekamen.

„Ja und?“ Peter sah ihn mit großen Augen an.

„Überleg mal, was passiert, wenn sie hinter mein Geheimnis kommen?“ Sein Flüstern wurde nun etwas eindringlicher.

Es dauerte eine Weile, bis die Worte zu dem Kleineren durchsickerten und sein Mund formte sich zu einem ‚Oh‘.

„Hey ihr beiden!“ platzte ein dunkelhäutiger Junge mit schwarzen Rastalocken in diesem Moment in ihr Gespräch. „Dürfen wir uns setzen?“

„Ja, selbstverständlich!“ lächelte Remus zurück und versetzte Peter einen kleinen Stoß, damit dieser den Mund zu machte. „Willkommen in Hogwarts! Ich heiße Remus Lupin und das hier ist Peter Pettigrew.“ Er hielt ihm die Hand hin. „Ich denke, ihr seid in unserem Schlafsaal untergebracht.“

Lächelnd ergriff der Junge die Hand. „Ich bin Kenan und das hier sind Luan und Yaris.“, stellte er sich und die beiden anderen Jungen vor, die sich zu ihm gesellt hatten.

„Und wie gefällt es euch hier in Hogwarts?“ fragte Peter die drei Neuankömmlinge.

„Naja, die Steinwände sind etwas gewöhnungsbedürftig.“, antwortete Yaris. „Erinnert ein bisschen an ein Gefängnis… dürft ihr auch nach draußen?“

„Klar dürfen wir das!“ entrüstete Peter sich. „Mit der Erlaubnis von unseren Eltern dürfen wir auch regelmäßig nach Hogsmeade gehen. Das ist das einzige reine Zaubererdorf…“

„… von ganz Großbritannien…“ unterbrach Luan ihn. „Das haben wir schon gelesen!“

„Wartet nur ab, bis ihr das Dorf seht… gerade im Dezember ist es besonders schön, wenn der Schnee liegt und alles weihnachtlich dekoriert ist.“, schwärmte Peter den dreien vor. „Oh, und ihr müsst unbedingt Butterbier probieren!“

„Was ist Butterbier?“ Luan sah ihn neugierig an.

Noch bevor Peter zu einer Erklärung ansetzen konnte, erhob sich Professor Dumbledore.

Die weitere Auswahl-Zeremonie der Brasilianischen Schüler hatten die Jungen komplett verpasst.

„Nun, da alle Besucher eingetroffen sind, möchte ich euch alle noch einmal offiziell und sehr herzlich begrüßen. Ich hoffe, dass ihr euch in der Zeit, die ihr hier verweilen werdet gut einleben könnt und viele neue Freunde findet. Und nun wünsche ich euch allen einen guten Appetit. Lasst das Festmahl beginnen.“ Mit diesen Worten des Schulleiters füllten sich die Tische mit allerlei Speisen, unter denen sich auch einige exotische Gerichte befanden, wie sie die Hogwarts-Schüler noch nie gesehen hatten.

„Um auf deine Frage von vorhin zurück zu kommen, Luan…“ meinte Peter vergnügt, während er sich den Teller volllud. „Das ist Butterbier!“ Er nahm eine Glaskaraffe, mit einer leicht dampfenden, goldenen Flüssigkeit in die Hand und schenkte sich ein. „Wollt ihr mal probieren?“

Misstrauisch betrachteten Luan, Kenan und Yaris einen kurzen Blick. Dann zuckte Ersterer mit den Schultern.

„Warum eigentlich nicht?“ Er hielt Peter seinen Krug hin, der ihn füllte. Nachdem er kurz daran gerochen hatte, nahm er schließlich einen Schluck. Eine Weile verzog er keine Miene, doch dann fing er an zu lächeln. „Das schmeckt wirklich gut… vor allem wird mir ganz warm!“

Kenan und Yaris sahen ihn skeptisch an. „Echt?“

„Ja, das müsst ihr versuchen!“ grinste Luan. Und seine Freunde ließen sich das nicht zweimal sagen.

„Möchtest du auch was, Remus?“ fragte Peter seinen Freund, der in seinem Essen herumstocherte. Ihn beschäftigte immer noch die Tatsache, dass die drei in seinem Schlafsaal einquartiert wurden.

Remus schüttelte den Kopf. „Nein danke. Du weißt, ich mag das Zeug nicht besonders.“

„Wie kann man das nicht mögen?“ Luan sah ihn entgeistert an.

„Ganz einfach, es schmeckt mir nicht!“ knurrte er zurück.

„Schlechte Laune?“ Kenan sah ihn fragend an.

Remus seufzte leise. „Nein, tut mir leid!“ meinte er, dann lächelte er leicht. „Ich kann nur nicht besonders gut mit fremden Menschen umgehen.“

Kenan zog die Augenbrauen hoch und wollte etwas erwidern, als Peter dazwischen funkte. „Jaja, unser Remus ist schon ziemlich schüchtern!“ grinste er und klopfte seinem Freund auf die Schulter.

„Ich für meinen Teil gehe jedenfalls schon mal vor. Du kannst ja mit den anderen nachkommen, Peter…“ Remus stand auf und winkte den drei afrikanischen Jungs zu. „Bis später!“

„Bis dann!“ rief Peter ihm nach, als er schon auf dem Weg nach draußen war.
 

Die folgenden Tage ging der Unterricht seinen gewohnten Gang, allerdings nun zusammen mit den Gästen. Den meisten erging es genauso wie den Erstklässlern in den ersten Tagen eines Schuljahres. Sie verirrten sich in den Gängen oder blieben in den Trickstufen hängen. Peeves zeigte sich ihnen auch von seiner besten Seite und spielte einen Streich nach dem anderen.
 

Remus hatte seine eigenen Probleme. Ihn beschäftigte immer mehr die Tatsache, dass der nächste Vollmond immer näher rückte. Peter versuchte ihn aufzumuntern

„Wir denken uns einfach weiter Geschichten aus, so wie bisher bei den anderen Mitschülern.“ meinte Peter, als sie spätnachmittags alleine im Schlafsaal waren.

„Das ist bei den dreien leichter gesagt, als getan…“ seufzte Remus. „Die werden genauso wenig locker lassen, wie James und Sirius. Das spüre ich ganz deutlich. Und ich glaube nicht, dass sie Verständnis für einen wie mich an dieser Schule haben werden. Auf so viel Glück kann ich nicht hoffen, Peter! Die drei sind nicht auf den Kopf gefallen.“

„Und was willst du tun? Die Schule verlassen?“ entgegnete sein Freund mit großen Augen. „Denk daran, wie wohl du dich hier fühlst. Ich werde dir schon dabei helfen nicht aufzufliegen. Wir schaffen das auch ohne James und Sirius, hast du mich verstanden?“

Remus atmete tief durch, um sich zu sammeln, dann nickte er lächelnd. „Vielleicht hast du Recht. Unsere Mitschüler schlucken meine Notlügen ja auch.“

„Ich vermisse James und Sirius.“ gab Peter zu. „Ohne die beiden sind wir…“

„… nicht vollständig?“ Remus stand auf und klopfte ihm auf die Schulter. „Sehe ich genauso! Vielleicht bin ich auch deswegen so unsicher. Mit den beiden wäre es viel einfacher.“

In diesem Moment ging die Tür auf und ihre drei neuen afrikanischen Freunde kamen herein.

„Alles klar bei euch?“ fragte Yaris als er die bedrückten Gesichter von Remus und Peter sah.

„Ja, wir haben nur gerade darüber gesprochen wie sehr wir James und Sirius bereits vermissen.“ winkte Remus ab.

„Die haben bestimmt schon eine Menge Spaß!“ sagte Kenan. „Vor allem wenn sie Baba erst richtig kennenlernen.“ Er grinste seine beiden Freunde an.

„Wer ist Baba?“ fragte Peter neugierig.

„Baba ist ein großer Gorilla und wenn du weißt wie, kannst du ihn so richtig auf die Palme bringen. Allerdings musst du dann ziemlich schnell verschwinden, denn wenn er dich erwischt kriegst du richtig Ärger.“ erklärte Luan lachend.

„So wie ihr Baba beschreibt, haben James und Sirius längst Bekanntschaft mit ihm gemacht.“ sagte Remus trocken.
 

Kenan, Yaris und Luan waren wirklich drei sehr nette Jungs. Wenn er nicht bei Remus war, dann hing Peter meist mit den dreien rum. Was Kontakte knüpfen betraf, so schien er ein Naturtalent zu sein. Da der Termin für Vollmond immer näher rückte war es langsam Zeit sich eine erste Strategie zuzulegen. Peter hatte sich inzwischen so gut mit den Afrikanern angefreundet, dass sie ihm ohne weiteres glaubten, als dieser ihnen erzählte, dass Remus sehr anfällig für Erkältungen sei. Remus entging allerdings nicht, dass die drei ihn genauestens beobachteten. Diese Tatsache versuchte er zu überspielen, obwohl sie ihn tierisch nervös machte. Immer öfter zog er sich deshalb in die Bibliothek zurück, während Peter die drei ablenkte. Remus‘ Gedanken waren längst von den Hausaufgaben abgeschweift, über denen er saß. Daher merkte er erst einmal nicht, dass sich ihm jemand näherte.

„Hey Remus…“ drang die sanfte Stimme von Rose an sein Ohr und er blickte auf.

„Du bist ja aus der Bibliothek gar nicht mehr wegzudenken.“ Rose lächelte ihn an, jedoch konnte er eine Spur Besorgnis in ihrem Gesicht erkennen.

„Ich kann hier einfach am besten arbeiten.“ erwiderte er lächelnd, wusste aber gleichzeitig, dass Rose das nicht gelten lassen würde. Dafür kannte sie ihn mittlerweile schon zu gut.

„Ich glaube eher, dich beschäftigt irgendwas. Seit Sirius und James weg sind, bist du jeden Tag hier. Das war vorher nicht so.“ Sie setzte sich ihm gegenüber und musterte ihn aufmerksam. „Also was ist los?“

„Mir fehlen die beiden einfach jetzt schon. Und mit den Austauschschülern in unserem Schlafsaal komme ich nicht wirklich klar…“ gab er dann zu.

„Warum nicht?“

„Ich weiß auch nicht…“ antwortete er ausweichend. „Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie mich nicht sonderlich mögen.“

„Also den Eindruck habe ich nicht.“, sagte Rose. „Ich habe eher den Eindruck, dass du ihnen bewusst aus dem Weg gehst. Mit Peter scheinen sie ja bestens auszukommen.“ Rose kramte ihre Hausaufgaben aus ihrer Tasche. „Die meisten hier mögen dich, aber du ziehst dich immer wieder in dein Schneckenhaus zurück und merkst das nicht.“

„Wirklich?“ Remus konnte sich nicht wirklich vorstellen, dass er beliebt war. James und Sirius waren das, aber er?

„Natürlich, du bist sehr nett und immer hilfsbereit anderen gegenüber! Das macht dich mindestens genauso beliebt, wie Sirius und James, nur eben auf deine Art! Gib den dreien doch eine Chance.“ antwortete sie sanft lächelnd.

„Oh…“ machte er nur und starrte auf sein Buch, während sich seine Wangen auf einmal ziemlich heiß anfühlten.

Rose ließ ein amüsiertes Kichern vernehmen. „Das hat dir wohl noch nie jemand gesagt…“

Er grinste sie schief an, dann schüttelte er den Kopf. „Nein… aber vielleicht hast du Recht! Es sind schließlich keine Slytherins!“

„Na los… lass uns Hausaufgaben machen.“ schlug sie vor.

Bis zum Abendessen arbeiteten sie vor sich hin und Remus half ihr ab und zu bei der Übersetzung der einen oder anderen Rune.
 

Es dauerte nicht lange bis sich die meisten der Austausch-Schüler in Hogwarts eingelebt hatten. Hier und da gab es noch Heimweh-Tränen, allerdings waren alle insgesamt so herzlich aufgenommen worden, dass auch diese bald versiegten. Zwischen Peter, Luan, Kenan und Yaris entwickelte sich eine regelrechte Freundschaft, während Remus immer noch sehr zurückhaltend war. Er hatte zwar auf den Rat von Rose gehört und sich immer öfter zu ihnen gesellt, aber er hatte immer noch Angst davor entdeckt zu werden. Kurz vor dem nahenden Vollmond Ende November zog er sich wieder mehr in die Bibliothek zurück. Diesmal ließen die drei das allerdings nicht auf sich sitzen und lauerten ihm vor der Bibliothek auf. Sie wollten den Grund für seine erneute Zurückhaltung erfahren. Er war schon fast an der Tür, als sie ihm in den Weg traten. Vor Schreck ließ er sein Buch fallen, welches er in den Armen gehalten hatte. Er bückte sich um es aufzuheben, doch Kenan war schneller.

„Mal wieder auf dem Weg in die Bibliothek, Remus?“ fragte er scheinheilig.

Remus antwortete nicht. Vielmehr überlegte er, wie er aus dieser Situation schnellstmöglich heraus kam.

„Und immer noch nicht sehr gesprächig.“ bemerkte Luan. Yaris kicherte leise. Remus

„Was machst du eigentlich die ganze Zeit da drin?“ wollte Kenan wissen.

„Ich lerne und mache meine Hausaufgaben!“ antwortete Remus augenrollend. „Dafür ist eine Bibliothek schließlich da, oder?“

„Mir kommt es eher so vor, als ob es ein Zufluchtsort für dich ist, um uns aus dem Weg zu gehen.“ Kenan sah ihn misstrauisch an. „Wenn du ein Problem mit uns hast, dann sag es lieber gleich!“ Luan und Yaris nickten zustimmend. Beide hatten die Arme verschränkt.

Remus seufzte. „Das seht ihr völlig falsch! Es hat nichts damit zu tun, dass ich euch nicht mag. Ganz im Gegenteil…“ Er hatte bereits viele Ähnlichkeiten mit James und Sirius feststellen können. Genau das machte ihm auch Angst. Und gleichzeitig schrie in ihm alles danach, ihnen sein Geheimnis zu verraten.

„Und was ist es dann? Du erweckst nämlich nicht gerade den Eindruck, dass du dich mit uns anfreunden willst.“ Noch immer ließ Kenan ihn nicht aus den Augen.

„Das stimmt doch überhaupt nicht.“ verteidigte Remus sich und er spürte wie er langsam immer gereizter wurde. So kurz vor Vollmond wurde er sehr launisch. James, Sirius und Peter hatten das schon oft zu spüren bekommen. Und genau das war einer der Gründe, warum er den drei Austauschschülern in dieser Zeit aus dem Weg gehen wollte.

„Und warum verkriechst du dich dann immer wieder vor uns?“ bohrte Luan jetzt nach.

„Das geht euch nichts an, okay?!“ fuhr Remus ihn wütend an und die drei Jungs zuckten leicht zusammen. Sogleich beruhigte er sich auch schon wieder und seufzte leise. „Tut mir leid…“

begann er, wurde aber prompt unterbrochen.

„Was ist denn hier los?“ hörte er eine Mädchenstimme hinter sich und er schloss die Augen, in der Hoffnung, dass er gleich aus diesem Albtraum aufwachen würde. Warum konnten ihn nicht einfach alle in Ruhe lassen?

„Wir müssen hier etwas klären!“ entgegnete ihr Kenan etwas unfreundlich.

„Du bist Kenan, oder?“, fragte Rose „Und ihr beide seid bestimmt Luan und Yaris. Remus hat schon viel von euch erzählt.“ Sie überging seine etwas ruppige Art und lächelte ihn an, während sie neben Remus trat.

„Ach ja?“ Kenan sah sie ungläubig an. „Kaum zu glauben, dass er sich mit jemandem unterhält!“ Remus wäre am liebsten auf der Stelle disappariert.

„Ich wüsste nicht, was du meinst!“ stellte sie sich dumm. „Remus ist doch ganz umgänglich!“

Yaris prustete los. „Umgänglich, ja klar! Dass ich nicht lache!“

„Ihr seid ziemlich unhöflich, wisst ihr das? Remus gibt sich wirklich alle Mühe, aber er hat es nicht leicht im Moment…“ Sie ignorierte Remus gekonnt, als er sich einmischen wollte.

Schließlich hatte sie erkannt, dass er in Schwierigkeiten steckte und allein nicht mehr da raus kommen würde. „…mit seiner kranken Mutter. Er hat gestern erst einen Brief bekommen und soll in den nächsten Tagen nach Hause kommen. Anscheinend geht es ihr wieder schlechter.“

Remus starrte sie für einen Moment lang an, dann riss er sich zusammen und setzte ein besorgtes Gesicht auf. „Es stimmt, was sie sagt.“ murmelte er gen Boden, nicht sicher was er von der unerwarteten Hilfe durch Rose halten sollte.
 

„Und warum sagst du uns das nicht?“ wollte Kenan wissen, der diese Lüge offenbar geschluckt hatte. Seine Stimme klang jetzt sanfter als vorher.

„Weil ich euch damit nicht belasten wollte…“ murmelte Remus als Antwort. „Es tut mir leid, dass ich nichts gesagt habe.“

„Meinst du nicht, dass es leichter für dich wäre deine Sorgen mit anderen zu teilen? Ich glaube, jeder von uns hat Verständnis dafür, wenn es den Eltern eines Freundes schlecht geht.“ Kenan lächelte leicht, dann ging er auf Remus zu und klopfte ihm auf die Schulter.

„Was meinst du?“, fragte Kenan ihn „Freunde?“ er hielt ihm die Hand hin.

„Naja…“ Remus zögerte ein wenig, dann schlug er ein. „Ich… ich denke, es wäre einen Versuch wert.“ Er grinste schief.

„Sehr schön… dann lassen wir euch beide Mal alleine.“ Kenan gab ihm lächelnd das Buch zurück. „Sehen wir uns dann beim Abendessen?“

„Klar… bis dann!“ Remus sah den drei Jungs nach, dann drehte er sich zu Rose um, die immer noch neben ihm stand. Sie lächelte ihn an.
 

„Woher weißt du davon?“ wollte er leise aber eindringlich von ihr wissen.

„Von der Krankheit deiner Mutter? Na ja, ich hatte zufällig mal gehört, wie du dich mit James und Sirius darüber unterhalten hattest.“ Antwortete sie immer noch lächelnd. „Und ich dachte, es wäre hilfreich, wenn die drei das auch wüssten.“ Sie öffnete die Tür zur Bibliothek.

„Kommst du?“

Für einen kleinen Moment dachte Remus, dass Rose hinter sein Werwolf-Geheimnis gekommen war. Den Gedanken verwarf er aber gleich wieder, da jemand wie Rose dann sicherlich nicht so normal mit ihm umgehen würde. „Ja….“ Sagte er schließlich und folgte ihr hinein.
 

Als Remus ein paar Tage später aus der Heulenden Hütte in den Schlafsaal zurückkehrte, hatte Peter große Neuigkeiten. Der Vollmond hatte ihm dieses Mal ziemlich zu schaffen gemacht, da er seine beiden Freunde immer noch vermisste.

„War es so schlimm?“ fragte Peter mitfühlend.

Remus nickte. „Ich bin total geschafft… Madame Pomfrey hat mir zwar einen Stärkungstrank gegeben, aber so richtig gewirkt hat der noch nicht.“ Er wischte sich müde über die Augen. „Wo sind Luan, Kenan und Yaris?“ wollte er wissen.

„Die waren heute auf einem Ausflug, sie kommen etwas später!“

„Gut… das erspart mir wenigstens Fragen…“ murmelte er. „Gibt es sonst noch etwas, das ich verpasst habe?“

„Allerdings, und das wird dir überhaupt nicht gefallen!“ Peter sah ihn unheilvoll an und zögerte leicht.

„Haben sie es doch herausgefunden?“ fragte Remus leicht panisch.

„Nein… nein.., aber es gibt einen neuen Lehrer…“ antwortete Peter aufgeregt. „Professor Morris hat plötzlich auf unerklärliche Weise gekündigt. Professor Dumbledore hat so getan, als sei das nichts Ungewöhnliches und er hat gleich einen Ersatz gefunden…“ er holte tief Luft.

„Und wer ist es? Spann mich nicht so auf die Folter, Peter!“

„Er heißt Frederic Vegas und ist Auror!“ quiekte Peter so schnell, dass er kaum zu verstehen war.

„Er kommt vom Ministerium?“ wollte Remus perplex wissen. „Warum?“

„Naja, er war anscheinend der Einzige, der sich auf die Stelle beworben hat. Jeder weiß doch, dass der Posten des Lehrers für Verteidigung gegen die dunklen Künste verflucht ist.“ erklärte Peter aufgeregt.

„Ja, und weißt du was das heißt?“ Remus konnte nicht fassen, was er da gerade gehört hatte und fing an auf und ab zu gehen. „Ich könnte jederzeit von der Schule fliegen, wenn das Ministerium von mir erfährt.“

„Ich glaube nicht, dass das so schnell passieren wird. Nicht mit Professor Dumbledore als Schulleiter. Du weißt, wie sehr er dich mag. Er wird schon wissen, was er da tut…“ versuchte Peter ihn zu beruhigen. „Allerdings…“

„Was?“ fuhr Remus ihn an. Auch kurz nach Vollmond hatte er Mühe sich zu beherrschen, wenn ihn etwas aufregte.

„Ich hab das Gefühl, dass Professor Vegas dich nicht besonders mag. Es hat sonst keiner gemerkt, aber er hat immer wieder böse auf deinen leeren Stuhl gestarrt.“

„Oh, super, kann dieses Jahr noch besser werden? Erst sind James und Sirius nicht da, dann habe ich drei völlig fremde Jungs im Schlafsaal, die jederzeit hinter mein Geheimnis kommen könnten und jetzt auch noch ein Lehrer aus dem Ministerium, wegen dem ich die Schule zukünftig nicht weiter besuchen kann…“ Aufgewühlt schnappte Remus sich seinen Mantel. Er musste sofort raus und frische Luft schnappen, um einen klaren Kopf zu bekommen.

„Wo willst du hin?“ wollte Peter ängstlich wissen, doch er erhielt keine Antwort, so schnell war sein Freund aus der Tür verschwunden. „Wenn doch nur James und Sirius hier wären!“ murmelte er und ließ sich auf sein Bett sinken. Er hatte den beiden versprochen Remus zu helfen so gut es ging. Im Augenblick hatte er eher das Gefühl ihn im Stich zu lassen.
 

Am nächsten Tag war Remus wie gerädert. Er hatte sich erst sehr spät wieder in den Schlafsaal zurück geschlichen, nachdem er auf dem Gelände umhergestreift war. Und als er im Bett lag, konnte er nicht einschlafen. Zu viele Gedanken schwirrten in seinem Kopf herum. Lustlos hatte er in seinem Frühstück herumgestochert, bevor er sich mit Peter zum Unterricht in Verteidigung gegen die Dunklen Künste aufgemacht hatte. Mit einem ziemlich mulmigen Gefühl im Magen betrat er den Klassenraum. Die Gryffindors hatten gemeinsam mit den Hufflepuffs Unterricht. Frederic Vegas betrat das Klassenzimmer. Seine bloße Anwesenheit sorgte dafür, dass das Gemurmel aufhörte. Ihr neuer Lehrer hatte eine ziemlich einschüchternde Wirkung, was ihm als Auror vermutlich sehr nützlich war. Er war groß, trug einen dunklen Umhang, sein dunkelbraunes, kurzes Haar war von einigen grauen Strähnen durchzogen. Seine dunklen Augen musterten die Schüler streng. Remus Befürchtung, dass es mit diesem neuen Lehrer noch Ärger geben würde bewahrheitete sich auf der Stelle. Vegas‘ Blick blieb sofort bei ihm hängen.

„Sieh mal einer an, wer wieder zurück ist. Remus Lupin, richtig?“ es war als würde er Remus mit seinen Augen röntgen.

Remus hielt seinem Blick stand, so gut er konnte, während in ihm ein regelrechter Sturm tobte. „Das ist richtig, Sir!“ antwortete er. Schon als der Lehrer den Raum betreten hatte, hatten sich ihm die Nackenhaare gesträubt.

„Ihre Mutter scheint ja wirklich ernsthaft erkrankt zu sein“, sagte er ohne den Blick von ihm abzuwenden. „Dumbledore lässt Sie ziemlich oft für ein paar Tage nach Hause um sie zu besuchen. Ist keine Besserung in Sicht?“ selbstverständlich wusste Vegas über Remus‘ Zustand Bescheid. Das wussten alle Lehrer.

„Die Krankheit ist nicht heilbar und es geht ihr mal mehr, mal weniger gut. Ich darf sie regelmäßig besuchen, da sie jederzeit…“ Seine Stimme versagte und er wandte den Blick ab. Er wusste nicht so recht, was er von dem ganzen Schauspiel halten sollte.
 

Vegas entgegnete dem nichts und wandte sich dann an die Klasse. „Ihre Hausaufgabe der letzten Stunde war das Kapitel über Gegenflüche fertig zu lesen und einen Aufsatz darüber zu verfassen. Die Pergamentrollen bitte!“ forderte er die Klasse auf. Da Remus nicht da war konnte er den Aufsatz nicht schreiben. Peter hatte genug mit seinen eigenen Hausaufgaben zu kämpfen. „Die Sondergenehmigung ihre Mutter zu besuchen hindert Sie nicht daran die Hausaufgaben zu erledigen, Mr. Lupin.“ Er ging wieder zum Lehrerpult und legte die eingesammelten Aufsätze auf den Tisch. „Nun? Wo ist Ihr Aufsatz?“

Remus starrte ihn irritiert an. „Ich wusste nicht einmal von den Hausaufgaben, Sir!“ entgegnete er wahrheitsgemäß.

„Ihre Abwesenheit befreit Sie nicht von Ihren schulischen Pflichten!“ das Wort Abwesenheit betonte er leicht und in seiner Stimme lag ein abfälliger Ton. Diesen spielte er sofort weg. „10 Punkte Abzug für Gryffindor, dafür dass Sie Ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben!“ Peter gab einen protestierenden Ton von sich, doch Remus boxte ihn in die Seite und brachte ihn zum Schweigen.

„Sie werden außerdem heute Abend Nachsitzen und den fehlenden Aufsatz sowie eine Strafarbeit schreiben!“, fügte Vegas hinzu. Ein schadenfrohes Lächeln umspielte seine Mundwinkel.

„Ja, Sir!“ erwiderte Remus, während Peter mit offenem Mund von einem zum anderen starrte. Ein erneuter Boxhieb, ließ ihn den Mund schließen. Allerdings mischte sich noch jemand ganz anderes ein, mit dem er nicht gerechnet hatte.

„Finden Sie das wirklich in Ordnung?“ hörte er Kenan hinter sich. „Sie wissen genauso wie alle anderen Lehrer über seine Situation Bescheid. Und jeder andere hat Verständnis dafür… Zumal Remus kein schlechter Schüler ist, soweit ich das beurteilen kann!“

„Es wird sich noch herausstellen ob Mr. Lupin ein guter Schüler ist oder nicht. Sie zügeln jetzt besser ihre Zunge, Mr. Ibori, es sei denn Sie wollen Ihrem Freund Gesellschaft leisten!“ Vegas Tonlage hatte etwas Bedrohliches und ließ keine weitere Widerrede zu. Kenan schwieg widerwillig.

Für den Rest der Stunde war es auffällig ruhig im Klassenzimmer, während der Professor ihnen einen neuen Gegenfluch zeigte und erklärte. Dabei flackerte sein Blick immer wieder zu Remus, ignorierte ihn allerdings, als dieser sich meldete.
 

Kaum war die Stunde vorbei und die Schüler auf den Gang geströmt, entrüsteten sich sowohl Peter als auch Kenan, Luan und Yaris über die Gemeinheiten, die Remus über sich ergehen lassen musste.

„Das kann doch nicht sein Ernst sein! Was hat er gegen dich?“ wollte Luan wissen.

„Also fair ist das wirklich nicht…“ fügte Kenan wütend hinzu. „Denkt er etwa er wäre was Besseres nur weil er aus dem Ministerium kommt?“

Remus konnte nicht anders als zu lächeln. „Beruhigt euch… im Grunde genommen hat er ja Recht… es war mein Fehler, dass ich die Hausaufgaben nicht rechtzeitig fertig gebracht habe.“

„Normalerweise sind auch James und Sirius da, um ihn zu unterstützen.“ erklärte Peter. „Aber das war absolut gemein!“

„Willst du das etwa auf dir sitzen lassen?“ Yaris sah ihn mit großen Augen an. „Jeder andere Lehrer hat dir eine verlängerte Frist zur Abgabe der Hausaufgaben gegeben. Warum er nicht?“

„Ich habe keine Ahnung, ehrlich.“ Seufzte Remus. Laut aussprechen konnte er es nicht, aber er ahnte, dass es etwas mit seinem Werwolf-Problem zu tun hatte. „Aber was kann ich da schon groß machen?“

„Dich wehren? Und wenn das nichts hilft, solltest du zu zumindest zu Professor McGonagall gehen!“ schlug Kenan vor. „Oder gleich zu Professor Dumbledore!“

„Professor Dumbledore hat schon genug für mich getan, indem er die Erlaubnis gegeben hat, meine Mutter zu besuchen...“ entgegnete Remus bestimmt. „Ich schaff das schon auch so.“

„Wir stehen auf jeden Fall voll hinter dir!“ versicherte Luan entschlossen.
 

Nach dem Abendessen machte Remus sich schließlich auf den Weg zum Büro von Professor Vegas. Dort angekommen, holte er tief Luft, klopfte an und betrat dann das Büro.

„Guten Abend, Professor Vegas.“ sagte er höflich und versuchte sich nichts anmerken zu lassen.

„Setzen Sie sich, Lupin!“ er hatte ihn bereits erwartet und die Begrüßung viel extrem kühl aus. Vegas deutete Remus an sich an einen Tisch zu setzen auf dem bereits Pergament und Feder bereit lagen.

Wie angekündigt musste Remus den Aufsatz über das Kapitel ‚Flüche und Gegenflüche‘ schreiben. Es war fast schon zehn Uhr, als er damit fertig war. Professor Vegas hatte die ganze Zeit nicht ein Wort mit ihm gesprochen, allerdings spürte er mehr noch als im Unterricht, dass sein Lehrer ihn nicht ausstehen konnte.

„Professor, ich kann mich nicht erinnern, heute irgendetwas gesagt oder getan zu haben, was Sie erzürnt haben könnte. Ganz abgesehen davon, dass Professor Dumbledore Sie mit Sicherheit über meine besondere Situation in Kenntnis gesetzt hat!“ brach Remus schließlich das Schweigen. „Ich werde schon den ganzen Tag das Gefühl nicht los, dass Sie mich nicht leiden können. Und das obwohl wir uns heute zum ersten Mal gesehen haben.“

„Dumbledore hat mich tatsächlich darüber informiert, dass Sie ein Werwolf sind.“, Vegas sah ihn verächtlich an. „Jemand wie Sie mit diesem nicht gerade harmlosen Problem hat an einer Schule wie dieser nichts zu suchen. Wenn es nach mir ginge, dann würde ich Sie sofort nach Hause schicken. Es ist ein Wunder, dass noch niemand verletzt wurde! Sie sind eine Gefahr!“

Remus schluckte bei diesen Worten leicht. Ihm war bewusst, dass viele Menschen ablehnend auf ihn reagierten, allerdings hatte der Professor offensichtlich ein noch größeres Problem mit seinem Werwolf-Dasein. „Es kann niemand verletzt werden. Und glauben Sie mir, das ist das letzte was ich will!“ versicherte Remus schnell. „Sie kennen sicherlich auch die Vorkehrungen, die für meine Verwandlungen getroffen wurden?“

Er schnaubte. „Lächerliche Vorkehrungen!“ er ging um seinen Schreibtisch herum und stand jetzt direkt vor Remus. „Ein Kind mag sich damit bändigen lassen, aber kein ausgewachsener Werwolf. Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis etwas passiert. Dumbledore geht ein extremes Risiko ein, indem er Sie hier bleiben lässt. Ich denke, dass es nicht mehr lange dauern wird, dann kommen ihre Mitschüler hinter Ihr Geheimnis und dann werden Sie diese Schule sowieso verlassen müssen.“ Es schien ihm eine regelrechte Freude zu bereiten Remus mit diesen Fakten zu konfrontieren. Dem jungen Gryffindor war die Angst förmlich anzusehen.
 

Einen Moment lang starrte er den Lehrer wortlos an, bevor er für die folgenden Worte all seinen Mut zusammen nahm. „Wissen Sie, Sie sind der erste Mensch, der so feindselig mir gegenüber ist! Mir ist durchaus bewusst, dass ich nicht immer auf Gegenliebe stoßen werde in meinem Leben. Aber es gibt auch Menschen, denen egal ist, was ich bin und die mich so akzeptieren, wie ich bin! Und solange das der Fall ist, werde ich mich auch von Ihnen nicht unterkriegen lassen!“ Jetzt funkelte er sein Gegenüber regelrecht an.
 

Vegas hatte nicht damit gerechnet, dass Remus in die Offensive gehen würde. „Schön!“, sagte er dann während er dem Blick des Jungen standhielt. Zwischen den beiden hatte in diesem Moment eine Art Zweikampf begonnen. „Wir werden sehen….“ Er wandte sich dann ab und ging wieder an seinen Schreibtisch. „Für heute dürfen Sie gehen. Morgen Abend schreiben Sie den zweiten Teil Ihrer Strafarbeit!“ damit war Remus entlassen. Beim Hinausgehen legte er die Pergamentrolle mit dem Aufsatz etwas unsanft auf den Tisch seines Lehrers und verließ wütend dessen Büro.
 

Peter, Kenan, Yaris und Luan warteten schon im Schlafsaal auf ihn. Sie wollten natürlich wissen wie es gelaufen war. Remus musste sich eine andere Geschichte ausdenken. Peter würde er die Wahrheit erzählen sobald sich eine Gelegenheit bot.

Am nächsten Abend schrieb Remus seinen zweiten Strafaufsatz. Diesmal wurde kein Wort gesprochen. Die Gegenseitige Abneigung war allerdings deutlich zu spüren. Remus war sich auch sicher, dass das nicht seine letzte Strafarbeit bei Professor Vegas sein würde.



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