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Die Karte des Rumtreibers

von
Koautor:  Mo_Inkheart

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Jahr 4 – Uagadou – Teil 2

Der Schock saß tief. Sirius war dazu verdonnert die meiste Zeit mit Rachel, Rebecca und Avery zu verbringen, wenn sie in den Hütten waren, während James hingegen Lily, Severus und Sara an der Backe hatte. Ziemlich frustriert nahmen die zwei an den jeweiligen Tischen Platz. Die Schulleiterin erhob sich und das allgemeine Gemurmel erstarb.

„Im Namen von Uagadou möchte ich unsere Gäste aus den anderen Zaubererschulen nochmals herzlich begrüßen. Ich hoffe, dass ihr euren Aufenthalt bei uns in vollen Zügen genießt und viel Neues dazulernt. Die Einhaltung der Schulregeln hat oberste Priorität und dient auch zu eurer eigenen Sicherheit. Lasst uns jetzt dieses herrliche Festessen genießen!“

Kaum das sie mit ihrer Ansprache fertig war, begannen die Schüler wieder zu schwatzen und stürzten sich auf das Festmahl vor ihnen. James und Sirius war allerdings der Appetit vergangen.

Nach dem Essen wurden sie von den anderen mit in die jeweiligen Hütten genommen. Diese waren sehr geräumig und sahen auch von innen Baumhäusern sehr ähnlich. Jede Hütte hatte eine Art Gemeinschaftsraum mit einer großen Feuerschale und einer kleinen Bibliothek mit ausgewählten Büchern für die jeweiligen Jahrgänge. In zwei weiteren Gebäudeteilen waren die Schlafsäle untergebracht. Die Hütten bestanden vollständig aus Holz und waren größtenteils aus Bambusrohren gebaut.
 

„Sieht schön aus!“ sagte Rebecca, während sie sich umsah. „Die kleine Bibliothek ist klasse!“

„Allerdings.“ Sagte Jala, eine Viertklässlerin mit europäischen Wurzeln. „So musst du nicht wegen jedem Buch zur großen Bibliothek rennen. Die meisten Bücher für die Jahrgänge Vier und Fünf findest du hier.“

Ihre Mitschüler nahmen sie dann mit in die Schlafsäle. Sirius und Charles wurden bei zwei Jungs namens Juma und Zuri einquartiert. Keinem von beiden passte es, den anderen im selben Schlafsaal zu haben. Juma und Zuri entging die Feindschaft zwischen den beiden Engländern nicht.

„Das Traumpaar wurde getrennt!“, feixte Avery dann schließlich während er sich auf sein Bett setzte. „Bestimmt heult ihr euch heute Nacht die Augen aus, weil ihr nicht in der gleichen Hütte seid.“

Sirius wollte Avery auf keinen Fall die Genugtuung geben und sich jetzt darauf einlassen. Er wusste, dass er das nur sagte um ihn zu provozieren.

„Die Frage ist jetzt nur, wer das schlechtere Los gezogen hat.“ Sagte Sirius. „Du oder Snape? Immerhin werde ich auch ohne James mit dir fertig, wohingegen ihr Slytherins nur im Rudel klar kommt!“

Charles war kurz davor seinen Zauberstab zu zücken, beherrschte sich aber dann doch. „Wir werden sehen, Black!“ knurrte er ihn an.

Juma und Zuri tauschten einen Blick. Ihnen wurde schnell klar, dass es ihnen nicht langweilig werden würde.
 

Rachel und Rebecca kamen zu Aminata und Zuwena in den Schlafsaal. Das Verhältnis der beiden Hogwartsschülerinnen zueinander war bisher eher neutral. Sie kannten sich vom Unterricht, hatten aber sonst bisher nicht viel miteinander zu tun gehabt. Rachel fand es immer noch sehr schade, dass sie nicht in der gleichen Hütte war wie Lily. Sie vermisste ihre allabendlichen Unterhaltungen jetzt schon.
 

In der Wasserhütte gab es hingegen bereits die erste kleine Auseinandersetzung.

James steckte die Einteilung nicht ganz so locker weg wie Sirius. Was war da nur schiefgelaufen? Er ging auf den halbrunden Balkon ihrer Hütte. Draußen brannten Fackeln und schwebende Lichter erhellten die Wege der Schule. „Geht ja ziemlich tief runter!“, stellte er fest, als er über das Geländer in die Tiefe sah. „Ist da schon mal jemand runtergefallen?“

„Nein, bisher war noch niemand so lebensmüde.“ antwortete einer ihrer Mitschüler. „Außerdem fängt dich ein Zauber auf, bevor du auf dem Boden aufkommst.“

„Sicher, dass das auch wirklich stimmt mit dem Zauber?“ fragte James nochmal nach.

„Du kannst ja springen, dann sehen wir ja ob der Zauber wirkt!“ sagte Severus zu ihm. Allein dessen Anwesenheit ekelte James an. Er konnte ihn einfach nicht ausstehen.

„Netter Vorschlag, Schniefelus, aber ich überlasse dir gerne den Vortritt!“ konterte James. „Je früher, desto besser.“ Einen Moment sahen sich die beiden hasserfüllt an und zückten dann gleichzeitig ihre Zauberstäbe. Jeder hätte den anderen liebend gerne über das Geländer befördert.

Sie jagten sich ein paar Schockzauber und Beinklammerflüche um die Ohren, als ihnen die Zauberstäbe aus den Händen gerissen wurden.
 

„Könnt ihr nicht einmal damit aufhören?“ fauchte Lily wütend, ihren Zauberstab auf die beiden gerichtet und die von James und Severus in der anderen Hand haltend. „Habt ihr vergessen was Professor Dumbledore zu uns gesagt hat?“

Keiner von beiden wollte etwas dazu sagen. Lily’s grüne Augen blitzten vor Wut. „Ihr beide werdet jetzt Frieden schließen!“ verlangte sie dann.

James und Severus starrten sie entgeistert an. „Ich soll was? Spinnst du Evans? Bist du völlig übergeschnappt?“

„Du hast mich schon verstanden, James Potter!“ fauchte sie. „Ihr zwei werdet für die Zeit die wir hier sind Frieden schließen! Ich habe keine Lust mir jeden Tag eure Streitereien anzuhören.“

Die umstehenden Schüler standen schweigend, aber neugierig um sie herum. James und Severus taten beide so, als wäre der Fußboden sehr interessant. Sie vermieden es sich anzusehen.

Lily bestand darauf, dass sie sich die Hände reichten, was sie auch nur höchst widerwillig taten. Kaum hatten sich ihre Hände berührt zog jeder seine Hand wieder zurück, so als hätten sie einen elektrischen Schlag bekommen. Keiner von beiden hatte große Lust sich jetzt auch noch mit Lily anzulegen. James nicht, weil er sonst auch sie gegen sich hatte und Severus nicht, weil er wusste wie böse Lily werden konnte.

James und Severus mussten sich zum Glück nicht auch noch den Schlafsaal teilen. Sie waren in unterschiedlichen untergebracht. So war zumindest gewährleistet, dass die Hütte nicht sofort abbrannte.
 

Die afrikanischen Schüler hatten die Gäste aus den anderen Ländern herzlich aufgenommen und halfen ihnen so gut es ging sich in Uagadou zurechtzufinden. Es kam nicht selten vor, dass sich jemand in den verzweigten Gängen und Wegen verlief. Baba hatte auch ein wachsames Auge auf alle, was sich oft als lebensrettend erwies. Einer der Japaner verlor auf einer schmalen Hängebrücke das Gleichgewicht und wäre beinahe in die Tiefe gestürzt. Der Gorilla konnte ihn gerade noch greifen und wieder sicher auf dem Boden absetzen. Zwei Zweitklässler aus Brasilien hatten sich hoffnungslos in einem der Gänge verlaufen. Zu ihrem Unglück war der Gang magisch und bekannt dafür seine Spielchen mit den Schülern zu treiben. Auch diese beiden konnte Baba aus ihrer misslichen Lage befreien. Der Berggorilla hatte alle Hände voll zu tun. Das ihm dann noch von den Uagadou-Schülern die üblichen Streiche gespielt wurden, zerrte an seinem Geduldsfaden.
 

Die Brasilianer und die Japaner waren eigentlich ganz umgänglich und kamen mit allen gut zurecht. Die Schweizer Schüler waren eher neutral und hielten sich im Hintergrund, während die Australier richtige Angeber waren. Sie zeigten gerne was sie konnten und waren im Vergleich zu den anderen Schulen am ehesten in der zauberstablosen Magie bewandert. Gleich am zweiten Tag rasselten Ethan und Daniel mit drei von ihnen aneinander. Diese Begegnung endete mit einem Besuch auf der Krankenstation.
 

Am Freitagnachmittag nach der ersten Woche hatten James und Sirius endlich Gelegenheit ihren nervigen Hogwarts-Mitschülern zu entkommen. Wie unterschiedlich Gryffindor, Slytherin, Ravenclaw und Hufflepuff wirklich waren zeigte sich jetzt ganz deutlich. So richtig kamen sie auf engstem Raum nicht miteinander aus. Zu allem Übel hatte das Wetter in den ersten Tagen seit ihrer Ankunft dann plötzlich wieder umgeschlagen – es regnete fast unaufhörlich. Die Mondberge waren dafür bekannt, dass es an 300 Tagen im Jahr regnete, was der Grund für die üppige Vegetation war. Die Verwandlungslehrerin Professor Kala Abeni erzählte den Austauschschülern, dass es weiter oberhalb der Schule sogar einen Gletscher gab und es bei Zeiten sehr kalt werden konnte. Unten im Tal sah die Welt schon wieder ganz anders aus. Dort gab es weite Ebenen und es war heiß.
 

„Es sieht so einfach aus ohne Zauberstab zu zaubern, aber denkst du ich hätte das ansatzweise hinbekommen?“ sagte James genervt.

Sirius schüttelte den Kopf. „Sieht bei mir nicht anders aus. Da kommt man sich richtig blöd vor, wenn sogar ein Erstklässler ohne Zauberstab zaubern kann.“ Der Schwarzhaarige sah den Gibbons zu, wie sie sich durch die Bäume hangelten.

„Oder wenn deine Mitschüler eine scheinbare Begabung dafür haben.“ Erklärte James zähneknirschend. „Lily hat es auf Anhieb geschafft ihr Blatt zum Schweben zu bringen und Snape wäre es auch beinahe gelungen.“

Er musste es unbedingt vor Snape schaffen, sonst wäre die Blamage zu groß.

„Rachel und Rebecca haben es auch hinbekommen.“ Sirius fühlte sich auch nicht gerade besser. „Mein Blatt hat sich nicht einen Millimeter bewegt. Ich hoffe immer noch, dass das ein Albtraum ist und ich gleich aufwache!“ Sirius ließ sich in einen Hängesessel fallen. „Weißt du eigentlich schon ob sie hier Quidditch spielen?“

Das war eine der ersten Fragen die James den afrikanischen Mitschülern gestellt hatte.

„Ja, sie haben hier sogar ein Stadion auf einem naheliegenden Felsplateau.“ James erzählte Sirius alles was er in Erfahrung gebracht hatte. Beim nächsten Training der Maji-Hütte würde er sogar teilnehmen dürfen.

„Na immerhin etwas!“ sagte Sirius lächelnd, während er sich streckte.
 

Gemeinsam streiften die beiden dann noch etwas durch die Schule in Richtung Hauptgebäude. Mittlerweile kannten sie sich gut genug aus um sich nicht mehr zu verlaufen, was ihnen in den ersten Tagen öfters passiert war.

„Wir haben einen Schatten.“ Sagte James leise zu Sirius.

„Hab ihn auch schon gesehen.“, erwiderte Sirius. Tatsächlich folgte Baba ihnen mit einigem Abstand. Er schien die beiden genauestens im Auge zu behalten „Dumm nur, dass der Affe sich hier besser auskennt als wir. Heißt wir können ihn nicht austricksen.“

James kam dann eine brillante Idee. „Ich denke nicht, dass Baba durch Tarnumhänge sehen kann!“ er grinste Sirius an.

„Stellen wir ihn doch mal auf die Probe!“ grinste Sirius zurück.

Die beiden beschlossen Baba in den nächsten Tagen zu testen. Zuvor mussten sie sich die Wege, Tunnel, Höhlen und Geheimgänge noch genauer einprägen.
 

Im Hauptgebäude trafen sie auf zwei ihrer afrikanischen Mitschüler, Tono und Zara.

„Hi James, Hi Sirius!“ grüßte Zara die beiden. Sie war stets höflich und fröhlich.

„Wie findet ihr euch hier nur zurecht? Bei der Größe und den verwinkelten Gängen wäre ein Lageplan ganz praktisch!“ sagte James zu den beiden.

„Mit der Zeit kennt man sich schon aus und weiß wo man langgehen muss.“ Sagte Tono.

„Außerdem seid ihr ja erst eine Woche hier, da kannst du noch nicht alle Geheimwege und Abkürzungen kennen.“, kicherte Zara.

„Aber vielleicht hilft euch der große Lageplan hier drüben an der Wand!“ Tono deutete auf einen großen Wandteppich auf der rechten Seite. Auf den ersten Blick sah dieser aus wie ein normaler Teppich auf dem Uagadou abgebildet war, bei genauerem Hinsehen allerdings konnte man kleine, sich bewegenden Punkte erkennen. Alle Punkte waren mit Namen beschriftet. Dieser Wandteppich war ihnen bisher nie aufgefallen.

„Was ist das?“ fragte Sirius, so etwas hatte er noch nie gesehen.

„Na ein magischer Lageplan der Schule!“, erklärte Zara, als wäre es das offensichtlichste auf der Welt. „Wenn du jemanden suchst, dann kannst du hier nachsehen wo er sich gerade befindet.“

James und Sirius betrachteten den Wandteppich genauer und fanden zwei Punkte mit Namen Lily Evans und Rachel Ridge die sich mit ein paar anderen Mädchen in der Nähe der Wasserfälle aufhielten. Auch die anderen Hogwartsschüler waren schnell ausfindig zu machen.

„Diese Karte ist der Wahnsinn!“ James hatte noch nie von so einem Zauber gehört und er wurde ganz ehrfürchtig.

„Baba hat zwei neue Opfer gefunden!“ sagte Sirius grinsend. Der Punkt mit Namen Baba verfolgte jetzt zwei Schweizer Schüler.
 

„Wo kommt Baba denn überhaupt her?“ James hatte sich das die ganze Zeit schon gefragt.

„Er ist hier in der Nähe im Dschungel geboren und aufgewachsen. Das ist schon viele Jahre her. Als er noch klein war, wurde er von seiner Familie getrennt und Professor Selassie hat ihn gerade noch rechtzeitig gefunden und wieder aufgepäppelt. Jede Suche nach seiner Familie blieb erfolglos, also blieb Baba hier und er hat gelernt sich nützlich zu machen. Uagadou ohne Baba ist kaum mehr vorstellbar. Wir lieben unseren Gorilla!“ erklärte Zara.

„Freut ihr euch schon auf den Ausflug ins Tal?“ fragte Tono begeistert.

„Ja, wir sind ziemlich gespannt was uns da erwartet.“ Antwortete Sirius, der den Blick nur schwer von der magischen Karte abwenden konnte.

„Ihr werdet staunen, was ihr alles sehen werdet!“ schwärmte Zara. In jedem Jahrgang gab es ein paar Mal im Jahr mehrtägige Ausflüge in die Ebene zur Erforschung der Tier- und Pflanzenwelt.

Gemeinsam mit den beiden gingen James und Sirius in die große, runde Halle. Hier gab es immer leckeres Obst und Kuchen sowie frische Säfte für hungrige Mäuler.
 

Am Wochenende erkundeten die beiden mit Hilfe der magischen Karte einige ihnen bisher unbekannte Gänge, Tunnel und Abkürzungen. James und Sirius entging allerdings nicht, dass sie immer häufiger verfolgt wurden. Irgendwie schien Baba zu ahnen, dass sie etwas ausheckten. Da der Affe sehr misstrauisch ihnen gegenüber war, vertagten sie ihren Plan ihm einen Streich zu spielen. Die ganze Sache musste besser geplant werden, sonst würde der Streich nach hinten losgehen.
 

Lily und Rachel waren zwar ebenfalls traurig darüber, dass sie nicht in der gleichen Hütte untergebracht waren, machten aber jeweils das Beste daraus. Alle beide freundeten sich schnell mit den anderen Mädchen ihrer Hütten an. Die afrikanischen Mädchen waren völlig fasziniert von Lily’s dunkelroten Haaren und von Rachel’s blauen Veela-Augen. Durch die Tatsache, dass beide sehr begabte Hexen waren und Lily aus einer Muggelfamilie stammte, fanden sie sich oft in einer Traube aus Bewunderern wieder. Die Mädchen hatten es sich in einer großen Regenwaldschaukel gemütlich gemacht. Hier hatten locker sechs Personen Platz. Die frei schwebenden Schaukeln bestanden aus Bambusstäben die mit Lianen zusammengebunden waren. Ein Blätterdach schützte vor Regen und innen waren sie mit kuschlig weichem Moos und Kissen ausgestattet.

„Wart ihr eigentlich schon mal ganz oben auf dem Berg?“ fragte Rachel während sie auf die Nebeldecke deutete.

„Nein, das ist verboten.“ Antwortete Neyla, ein ebenfalls vierzehnjähriges Mädchen aus der Feuerhütte mit glatten, dunkelbraunen Haaren in die bunte Perlen geflochten waren.

„Dieser Berg zählt zu den höchsten von ganz Afrika und der Weg zum Gipfel ist gefährlich. Viele die es versucht haben sind nie wieder zurückgekommen. Die meisten sind abgestürzt oder im eisigen Gletscher erfroren.“

„Die Leute im Tal behaupten, dass ein Gott am Gipfel wohnt und er sehr böse wird, wenn ihn jemand stört.“ Ergänzte Aziza, welche mit ihren langen Korkenzieher-Locken unverkennbar war. Anders als die meisten ihrer Mitschüler hatte sie helle Haut und braunes Haar und gehörte zu den wenigen Schülern Uagadous die eher einen europäischen Schlag hatten.
 

„Ein gut gewählter Ort für eine magische Schule. Dann hat man wenigstens seine Ruhe.“ Lily dachte daran, dass alle ihr bekannten Zaubererschulen gut versteckt lagen.

„Die Schule ist auch durch viele Zauber geschützt. Ein Wanderer der sich hierher verirrt sieht nichts als Urwald.“ Aziza reichte eine Schale mit Beeren weiter. „Allerdings gibt es nicht weit von hier den Stamm der Bakonjo, die leben schon seit Jahrhunderten hier. Sie gehören zu den wenigen Stämmen die unser Geheimnis kennen.“

„So ein richtig alter afrikanischer Stamm?“ fragte Lily neugierig. Sie hatte über Afrikas Volksstämme gelesen.

Neyla nickte zustimmen. „Unten im Tal gibt es noch mehr. Auch unter ihnen gibt es ab und zu Hexen und Zauberer die hier ausgebildet werden. Nach der Schule kehren die meisten aber wieder in ihre Dörfer zurück und nutzen ihre Magie um ihrem Stamm zu helfen. Einige bewerben sich für Stellen in den afrikanischen Zaubereiministerien.“

„Wie viele gibt es denn?“ wollte Rachel wissen.

„Schon ein paar, immerhin ist Afrika groß. Fast jedes Land hat seine eigene Verwaltung, ein paar haben sich aber auch zusammengeschlossen.“ Erklärte Neyla den beiden.
 

Ihre zweite Woche in Afrika begann mit einem regelrechten Highlight.

Die Professoren Ogoro Selassie, ihr Lehrer in Pflege magischer Geschöpfe, Pamu Kahini, Lehrerin in Zaubertränke und Haluru Cheku, Lehrer in Kräuterkunde nahmen die Viert- und Fünftklässler für drei Tage mit ins Tal. Die Reise begann am Montag noch vor Sonnenaufgang. Die meisten Schüler waren noch hundemüde und blickten verschlafen drein. Mit den Holzbooten ging es dann wieder in Richtung Tal. Da sie zusammen mit den Fünftklässlern unterwegs waren, bedeutete das auch, dass die Schüler aus Australien mit dabei waren. Bereits in den ersten Tagen hatten sich diese als ziemliche Angeber und Unruhestifter geoutet. James und Sirius wirkten dagegen sogar richtig brav. Allerdings hatten die beiden sich bisher auch zurückgehalten.
 

Sie wanderten noch ein gutes Stück über die Ebene vom Fuß des Gebirges in Richtung Süden, als es langsam dämmerte und die Sonne aufging. Die Luft war hier viel trockener und es war um einiges wärmer als im Gebirge. Während ihrer Wanderung erklärten ihre Lehrer ihnen einige interessante Pflanzen und kleinere Tiere. Sie begutachteten gerade eine Riesenschnecke, deren Schleim das Gras verdorren ließ über das sie gekrochen war. „Wie ihr sehen könnt ist der Schleim dieser Schnecke giftig.“ Erklärte Professor Selassie und deutete auf die Schleimspur. „Es handelt sich hier um einen Streeler, eine in Afrika beheimatete Schnecke. Mittlerweile gibt es sie aber auch in Europa, Asien und Amerika.“, fuhr ihr Lehrer fort. „Es gibt ein paar verrückte Leute die sich diese Tiere als Haustiere halten, da sie stündlich ihre Farbe ändern. Ihr giftiger Schleim wird zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt.“

Diese Schnecke war jetzt nicht besonders, aber immerhin das erste magische Tierwesen, welches sie in Afrika zu Gesicht bekamen.

Einige der australischen Jungs machten sich etwas lustig darüber, dass diese Schnecke als giftig galt. Immerhin war Australien der Kontinent mit den giftigsten Tieren der Welt.

„Ihr solltet keine so voreiligen Schlüsse ziehen, Joshua!“ sagte Professor Kahini zu einem der Jungs. „Es mag stimmen, dass in Australien viele der giftigsten Tiere der Welt leben, allerdings hat Afrika auch viele, sehr gefährliche Exemplare zu bieten.“
 

„Ja, den Nundu zum Beispiel, oder ein Erumpent.“, zählte Vuyo, ein afrikanischer Fünftklässler, auf.

James und Sirius hörten gespannt zu, während eine kleine Diskussion darüber ausbrach welches Land die gefährlicheren Tiere hatte. Scheinbar völlig unbewusst hatten sich die Hogwartsschüler zu einer kleinen Traube zusammengeschlossen.

„Was ist ein Nundu?“ fragte Rebecca Adams leise ihre Mitschüler.

„Es heißt der Nundu sei das gefährlichste Tierwesen der Welt und sieht einem Leopard sehr ähnlich.“, erklärte Ethan.

„Ich hab gehört, dass er doppelt so groß sein soll wie ein normaler Leopard.“, fügte Sara hinzu.

„Was macht ihn so gefährlich?“ fragte Lily, obwohl sie das eigentlich gar nicht so genau wissen wollte. Der bloße Gedanke an das Geschöpft machte ihr irgendwie Angst.

„Es gibt Gerüchte, dass sein Atem ansteckende Krankheiten verursacht und so schon ganze Dörfer ausgelöscht wurden. Es bedarf angeblich einhundert Zauberer um einen zu überwältigen.“ Tony hatte ein Exemplar von ‚Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind‘ dabei und daraus zitiert.

„Keine Panik! Nundus sind meist nachts unterwegs und gehen uns Menschen aus dem Weg.“ Erklärte Pakk, der auch im Vierten Jahr war. „Es sollte daher eher unwahrscheinlich sein, dass wir einem begegnen.“ Das beruhigte die Hogwartsschüler nicht wirklich. Einige sahen sich nervös um, als ob sie befürchteten ein Nundu könnte sich anschleichen.
 

Gegen Nachmittag kamen sie in einem kleinen Camp an, in dem sie auch übernachten würden. Auf dem Weg dorthin hatten sie ein paar Giraffen, Zebras und sogar einige dösende Löwen zu Gesicht bekommen. Eine Gruppe von Elefanten hatte sich die Wasserstelle und die Bäume beim Camp ebenfalls als Rastplatz ausgesucht. Die Elefanten hatten überhaupt keine Angst vor ihnen und fraßen entspannt die Blätter von den Ästen. Die Mädchen waren ganz hin und weg von zwei kleinen Babyelefanten die mit ihren Rüsseln im Wasser plantschten. „Oh, sind die niedlich!!!“ sagte Rachel verzückt. Ein paar der größeren Tiere kamen dann sogar neugierig zu ihnen rüber. Professor Selassie erklärte ihnen wie sie sich zu verhalten hatten und dann konnten sie die Elefanten auch streicheln bevor diese dann weiterzogen.
 

Für Zaubertränke und Kräuterkunde wurden vor dem Abendessen die heutigen Fundstücke an Pflanzen besprochen. Hierzu mussten sie sich einiges aufschreiben und Skizzen anfertigen. Einige Pflanzen sahen auf den ersten Blick völlig identisch aus. Die eine war jedoch absolut tödlich, während die andere eine heilende Wirkung hatte. Diese Unterschiede zu erkennen war überlebenswichtig.
 

Nach Sonnenuntergang wurde draußen ein großes Lagerfeuer entfacht und sie saßen zusammen, während ihre Lehrer ihnen von alten afrikanische Legenden erzählten. In dieser Nacht fiel es nicht wenigen schwer einzuschlafen. Dieser Tag hatte ihnen wieder eine ganz andere Seite von Afrika gezeigt. Es war hier unten ganz anders als auf dem Berg, wo die Schule lag. Sie hatten Tiere gesehen, die die meisten nur aus Zoo’s kannten, wenn sie denn je einen besucht hatten.

Noch ahnten sie nicht, dass der nächste Tag alles bisherige noch toppen würde.
 

Bei Sonnenaufgang wurden die Schüler geweckt und es gab ein kleines, aber nahrhaftes Frühstück.

Sie waren noch nicht ganz fertig als bei den Hütten plötzlich ein kleiner Tumult losbrach. Noch bevor sie sich großartig Gedanken darüber machen konnten, was der Grund dafür war, kamen ein paar der australischen Schüler um die Ecke gerannt. „Was zur Hölle ist das???“ schrie Noah, der zusammen mit Cooper vor irgendwas davonrannte. Es war nicht zu sehen, was die beiden verfolgte. Da war nichts.

„Da!“ rief Sirius und deutete ein Stück hinter die Jungs. „Da ist gerade etwas aufgetaucht und wieder verschwunden!“ alle hatten instinktiv ihre Zauberstäbe gezückt, zumindest die Schüler, die einen besaßen.

„Ich hab es auch gesehen!“ bestätigte Rebecca.

Die anderen konnten sich keinen Reim daraus machen und warfen sich fragende Blicke zu. Die Afrikaner schienen jedoch zu wissen worum es sich da handelte, denn sie blieben etwas gelassener.

„Da ist doch gar nichts!“ sagte James. Doch als plötzlich wie von selbst eine der Holzbänke umfiel konnte er es auch sehen. „Tatsache!“
 

„Wie konnte ein Tebo durch die Schutzzauber gelangen?“ fragte Tabita in die Runde ihrer afrikanischen Mitschüler.

„Keine Ahnung!“ antwortete Zikomo schulterzuckend. „Aber wir sollten ihn mal langsam verscheuchen, meint ihr nicht?“ er sah seine Freunde Chidi und Simba an, welche zustimmend nickten.

Cooper und Noah hatten sich mittlerweile in Sicherheit bringen können. Jetzt war auch ihr Angreifer endlich deutlich zu erkennen. Wie aus dem Nichts tauchte ein Tier auf, das aussah wie ein Warzenschwein. Es scharrte wütend mit den Hufen und schnaubte. Als es wieder zum Angriff auf die Schüler ansetzte wurde es wieder unsichtbar.
 

Was dann geschah sollte zukunftsverändernde Auswirkungen haben. Wo eben noch Zikomo, Chidi und Simba gestanden hatten, waren jetzt ein Nashorn, ein Büffel und ein Löwe.

Während der Tebo wütend und wieder unsichtbar eine Bank nach der anderen umwarf, gingen die Schüler in Deckung. Nashorn, Büffel und Löwe umzingelten den Angreifer und brachten ihn dazu wieder sichtbar zu werden. Der Löwe brüllte laut, während Büffel und Nashorn ihre Hörner sprechen ließen. Eingeschüchtert wich der Tebo langsam zurück und ließ sich dann ganz vertreiben. Die Tiere verwandelten sich dann wieder blitzschnell in Zikomo, Chidi und Simba. Die afrikanischen Schüler bejubelten den Erfolg ihrer Mitschüler, während die Austauschschüler völlig verdutzt dreinblickten. Was war da gerade geschehen? Hatten sie sich das gerade nur eingebildet?

„James? Hast du gerade gesehen was ich gesehen habe?“ fragte Sirius, immer noch völlig geplättet.

„Ja, hab ich und ich kann es immer noch nicht fassen!“ antwortete James. „Das sind Animagi!“
 

Die drei Lehrer kümmerten sich dann darum, dass die Lücke im Schutzzauber um das Camp geschlossen wurde. Von ihren Mitschülern erfuhren sie dann, dass es in Uagadou sehr viele Animagi gab. Die Animagi-Verwandlung war einer der Schwerpunkte der Schule. Als Zikomo und seine beiden Freunde dann auch noch demonstrierten, dass sie sich nicht nur in ein Tier verwandeln konnten, sondern auch in Geparde, Krokodile, Strauße, Hyänen und was auch immer ihnen genannt wurde, war das für James und Sirius wie Weihnachten und Geburtstag auf einmal.

Seit fast zwei Jahren versuchten James, Sirius und Peter hinter das Geheimnis des Animagi-Zaubers zu kommen. In Hogwarts waren sie der Lösung ihres Problems nicht einen Schritt näher gekommen. Hier in Afrika schien es das einfachste auf der Welt zu sein sich in unterschiedliche Tiere zu verwandeln. Die beiden Gryffindors waren ganz aus dem Häuschen und stellten Zikomo, Chidi und Simba unzählige Fragen. Die drei waren im Fach Verwandlung die Jahrgangsbesten.
 

„Ich kann es immer noch nicht glauben, dass die das hier einfach so lernen, während das bei uns fast schon strafbar ist!“ sagte Sirius, während er am Abend mit einem Ast im Feuer ihres Lagers herumstocherte.

„Das ist echt Wahnsinn!“ stimmte James ihm zu. „Wir müssen auf jeden Fall herausfinden wie das funktioniert, koste es was es wolle!“

„Wir müssen aber aufpassen, dass es keiner von den anderen mitkriegt.“, flüsterte Sirius.

„Die Bücher in der Bibliothek könnten ein Anfang sein. Wahrscheinlich gibt es hier genauere Literatur darüber wie das funktioniert.“
 

Am letzten Tag ging es auf einem anderen Weg wieder zurück Richtung Uagadou. Sie bekamen noch einige Tiere zu sehen, sowohl nichtmagische, als auch magische. Da war zum Beispiel noch der Fwuuper, ein bunter Vogel mit traumhaft schönen Gesang. Professor Selassie warnte sie aber davor, dass der Gesang des Vogels einen in den Wahnsinn treiben würde, wenn man zu lange hinhört.

Erst am späten Nachmittag waren sie wieder zurück in der Schule und völlig erschöpft. Die meisten gingen gleich ins Bett und ließen das Abendessen ausfallen.
 

James und Sirius schlichen noch in die große Bibliothek und suchten nach dem passenden Buch über den Animagizauber. Tatsächlich wurden sie auch fündig, als die Schulleiterin plötzlich hinter ihnen auftauchte.

„Sucht ihr etwas Bestimmtes?“ fragte sie die beiden Gryffindors, die leicht zusammenzuckten.

„Naja…wir wollen mehr über den Animagizauber erfahren.“, gab James zu und erzählte von den Verwandlungen der Fünftklässler.

Professor Mahalia schien nichts daran auszusetzen zu haben, dass die beiden sich dafür interessierten. Sie konnte ja nicht ahnen, was der eigentliche Grund dafür war.
 

„Ein sehr spannender und schwerer Zauber.“, sagte sie, während sie im Bücherregal nach etwas suchte. „Wir sind hier zwar unter anderem darauf spezialisiert, aber nur wenige schaffen es diesen Zauber perfekt zu erlernen und sich in mehrere Tiere zu verwandeln.“ Sie griff nach einem Buch im obersten Regal und legte es auf den Tisch vor den Jungs. „Dieses Exemplar dürfte all eure Fragen beantworten.“ James und Sirius tauschten einen Blick. Das lief zu perfekt. Jetzt half ihnen auch noch die Schulleiterin persönlich. „Wir lehren diesen Zauber mit Beginn des zweiten Schuljahres. Die Schüler die eine Begabung dafür zeigen, üben sehr viel und schaffen es spätestens im Fünften Jahr.“ Mit diesen Worten gab sie den beiden zu verstehen, dass es unmöglich sein würde diesen Zauber in so kurzer Zeit zu erlernen. Das war wohl auch der Grund warum sie so gelassen blieb. Sie fragte die beiden noch etwas darüber aus wie es ihnen generell hier gefiel und wie der Ausflug war.

„Diese Schule wird mir immer unheimlicher, James.“, sagte Sirius, als sie wieder weg war.

„Wir müssen auf jeden Fall vorsichtig sein. Ich glaube sie beobachtet uns.“ Sagte James, während er das Buch von Professor Mahalia durchblätterte. „Jetzt halten wir endlich den Schlüssel dafür in der Hand wie wir Remus helfen können!“



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