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Senbonzakura's Song

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

seid ihr schon gespannt, was nun schon wieder zwischen den beiden passiert? ^^ Ich will euch an nicht lange auf die Folter spannen ;)

Dann viel Spaß beim Lesen ;)

LG
yezz Komplett anzeigen

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History, Like Gravity

„Renji, du atmest mich an.“
 

Die Verärgerung in Byakuyas Stimme weckte Renji genau dann auf, um das Problem zu bemerken: Er war mit seinem Gesicht gegen Byakuyas Schlüsselbein eingeschlafen. Er hatte vermutlich mehr getan, als heiß gegen Byakuyas Haut zu atmen, wenn er bedachte, dass er mit einem kleinen Schnarchen wach geworden war und er sein Gesicht aus einer kleinen Lache Sabber hob.
 

Tatsächlich lag das gesamte Gewicht von Renjis Körper fest gegen Byakuyas Seite, einer seiner langen Arme war über Byakuyas Bauch ausgebreitet, seine Hand lag locker über die Rundung von Byakuyas Hintern.
 

„‘tschuldige, Kommandant“, sagte Renji und bewegte sich mit einem Grunzen, ungeschickte Glieder stießen mit Beinen zusammen und verhedderten sich in den Laken. Renji wollte alles wieder gutmachen, in dem er versuchte, die Sabber von Byakuyas Hals zu wischen, doch er schien alles nur noch schlimmer herumzuschmieren.
 

„Einfach… ja, danke; das ist genug“, sagte Byakuya und drehte sich von Renjis ungeschickter, liebevoller Fürsorge weg. „Ich bin in Ordnung.“
 

Renji trennte ihre verschwitzten Körper, in dem er sich wegrollte und sich streckte, sodass seine Gelenke knacksten. „Ah, ich sollte eh aufstehen.“
 

„Aufstehen?“, Byakuya runzelte die Stirn, als er die Decke mit einem Ruck zurechtrückte. „Und wohin gehen? Nun, da das Gefühl in meine Gliedmaßen zurückkehrt, ist dir vergeben. Lass mich auf die Seite rollen. Du kannst dich an meinen Rücken kuscheln.“
 

Das klang nett, besonders bei dem heulenden Wind um das Gebäude herum. Doch Renji blieb sitzen und rieb sich seine Augen wach. „Ich muss gehen. Seichi erwartet mich mehr oder weniger zurück.“
 

Byakuya, der sich auf die Seite gerollt hatte, wandte sich um, damit er Renji ansehen konnte. Sie waren eingeschlafen, ohne das Licht auszumachen. Tatsächlich hatte Byakuya schon eine Hand ausgestreckt gehabt, um es auszuschalten, also war sein Ausdruck klar. Er war nicht glücklich.
 

„Erwartet dich ‚mehr oder weniger‘? Das klingt nicht im Geringsten konkret. In diesem Fall sollte ich hoffen, dass ich Vorrang habe. Warum ist er in deinem Quartier? Ich dachte, er wäre beim Gärtner untergekommen.“
 

Renji setzte sich auf und lehnte sich gegen das Kopfende, blickte dabei auf Byakuya hinunter. „Es ist nur vorrübergehend. Erinnere dich, ich habe es dir gesagt, oder nicht? Er… ähm, ist wegen uns ausgeflippt.“
 

„Ja, das sagtest du, doch ich habe angenommen, dass du wieder einmal übertrieben hast. Sagst du etwa, dass er eine Art Nervenzusammenbruch hatte?“
 

Renji kratzte sich am Hals, direkt unter seinem Ohr und sagte: „Ein bisschen? Vielleicht?“
 

Byakuya schnaubte leise. „Entweder hatte er einen oder nicht.“
 

„Nun ja, ich meine, er war dabei, sich die Haare rauszureißen und hat sich vor und zurück gewogen, aber ich habe keine Ahnung. Der Kerl hat viel durchgemacht. Ich glaube ich dachte, dass er einfach nur ein bisschen Zeit brauchte, um sich zu sortieren.“
 

Byakuya hielt beim Kissenaufschütteln inne. Dann rollte er sich zurück auf seinen Rücken. Er blickte Renji lange an und sagte dann schlussendlich: „Du hättest ihn zur Vierten bringen sollen, wenn er in einem solch schlechten Zustand war, Renji. Aber ich verstehe nicht. Er hat sich die Haare gerauft bei dem Gedanken daran, dass du und ich Partner sind? Warum?“
 

Während er zur Tür blickte, fummelte Renji an der Decke herum, die Byakuya in seine Richtung aufgedeckt hatte. Hatte er es nicht erklärt? Vielleicht nicht, denn die Wahrheit war, dass er es selbst kaum verstand.
 

„Ich denke noch nicht einmal, dass er dabei wirklich an uns dachte, weißt du? Ihm ist offensichtlich viel im Gefängnis geschehen. Schlimme Dinge“, Renji blickte zu Byakuya um zu sehen, ob er verstand, was er ihm ohne die entsprechenden Worte mitteilen wollte. Byakuya lag da, seine Hände waren auf der Brust verschränkt, seine Augen waren geschlossen, sodass es unmöglich für Renji war, aus ihm schlau zu werden. „Wie auch immer, der Striemen am Hals hat dabei nicht geholfen. Ich konnte ihn nicht überzeugen, dass ich darauf stehe. Das da ein Unterschied ist.“
 

„Ah“, war alles, was Byakuya sagte, doch Renji spürte, dass er sich verschloss, auf Distanz ging.
 

Renji hatte etwas Falsches gesagt. Das konnte er sofort sagen. Doch was war es gewesen. „Ich habe es versucht“, sagte Renji. „Du weißt, dass ich nicht so darüber fühle, richtig?“
 

„Es ist ein verständlicher Fehler, den dein Bruder gemacht hat“, sagte Byakuya, seine Stimme war flach und genauso leer, wie sein Gesichtsausdruck. Er bewegte sich kaum. Es schien sogar, als würde er kaum atmen. „Ich hatte selbst mit der Unterscheidung Probleme.“
 

Die Allee. Die Bibliothek. Die Gaststätte. Sie hatten Namen wie diese in seinem Kopf, jeder einzelne Ort. Renji wusste, dass er vermutlich etwas Aufbauendes sagen sollte, da Byakuya wenigstens seine Rolle in diesem Chaos zugab, doch Renji nickte nur. „Ja, das hattest du.“
 

Da war ein fast nicht erkennbares Zusammenzucken von Byakuya, was Renji seine schnelle Zustimmung bereuen ließ.
 

Renji seufzte. „Es half auch nicht, dass irgendwie Gerüchte über die Allee im Umlauf sind.“
 

Diese Neuigkeit schien Byakuya aus seinen Selbstvorwürfen zu reißen. Er setzte sich auf und fokussierte Renjis Gesicht. Seine Augen glitten über Renjis Konturen, als versuche er dort eine Antwort zu finden. „Gerüchte? Wie ist das möglich?“
 

„Es war eine öffentliche Straße, Byakuya“, bemerkte Renji. „Jeder hätte uns sehen können. Ich erinnere mich auch nicht daran, besonders leise gewesen zu sein.“
 

Wenn überhaupt, war er ein wenig hysterisch gewesen, da er gewaltsam von Zabimaru getrennt worden war.
 

Von all diesen Situationen, war die Allee diejenige, an die Renji versuchte, am wenigsten zu denken. Denn das war das erste und einzige Mal gewesen, das ihn fast zerstört hätte.
 

Renji schob die Gedanken und Erinnerungen weg. Es war besser, nicht so weit zu gehen. Besonders nicht, wenn Seichi in der Nähe war, der Renji an diesen besonders furchtbaren Tag erinnerte. Der Tag an dem sie verloren…
 

„Ich vermute, wir sollten dankbar sein, dass es nur einer unserer Diener war“, sagte Byakuya und lehnte sich zurück. Ihre Schultern berührten sich leicht. Byakuya hatte den Schlafkimono ausgezogen und seine Haut war heiß und errötet, wo sie gegen Renjis Haut ruhte. Es schien, dass der Gedanke daran, dass die Allee nicht unter ihnen geblieben war, ihn genauso störte, wie Renji.
 

Dennoch, es war nicht so, als wäre Byakuyas Ruf in einer echten Gefahr. Jeder wusste bereits, wie skrupellos er war und dass er keine Meinungsverschiedenheit unter den Rängen tolerierte. Ein Kommandant war es erlaubt, seine Untergebenen zu disziplinieren, wie er es für richtig hielt. Wollte er sie sexuell demütigen und, dass sie ihm die Füße küssen, war das alles mit dem Gesetz im Einklang und prima.
 

Immerhin kam so Kurotsuchi mit dem Scheiß weg, den er mit seinen Leuten tat.
 

Scheiße.
 

Kein Wunder, dass Seichi ein zitterndes Häuflein Elend war.
 

„Ich bin jedoch überrascht, dass Eishirō solches Geschwätz erlaubt“, sagte Byakuya wie zu sich selbst.
 

„Eh, er weiß es wahrscheinlich gar nicht“, sagte Renji dankbar, dass er das Thema auf die Gerüchteküche im Anwesen lenken konnte. „Zeug wie dieser geht immer durch die untersten Ränge – Tellerwäscher, Scheißeschaufler und den Rest.“
 

„Ich verstehe. Deutest du an, dass dies durch die Seireitei gewandert ist?“
 

Hatte er zwar nicht, doch es schien wahrscheinlich. Es war schlüpfrig genug. Renji zuckte mit den Achseln. „Vielleicht, vielleicht auch nicht.“
 

„Hat dein Bruder gesagt, wer ihm das erzählt hat?“, fragte Byakuya. Auf Renjis Kopfschütteln hin, befahl er: „Bring ihn dazu, es dir zu sagen.“
 

„Seichi ist keine Petze. Wäre er das, wäre ich im Gefängnis, oder nicht?“, schnaubte Renji.
 

Byakuya blickte Renji verärgert an. „Das ist wohl kaum das Gleiche. Sicherlich kannst du den Wert darin sehen, diese Information zu erhalten.“
 

Konnte er nicht wirklich. Gerüchte sollte man am besten in Ruhe lassen. Lass die Leute glauben, was sie wollen und tu so, als hättest du niemals ein Wort davon gehört. In dem Moment, in dem du sie verfolgst, hast du ihnen Macht über dich gegeben.
 

Die Allee.
 

Diese verschissene Allee hatte bereits genug Macht.
 

Renji warf die Decke weg. Er hob seinen Hakama vom Boden auf und ging hinüber zu dem Stuhl im westlichen Stil bei Byakuyas Frisierkommode, über die er seine Shitagi und Kosode gehangen hatte.
 

Er würde üben müssen. Denn wenn jemand mal zu ihm kommen würde und sagte ‚Hey Abarai, ist es wahr, dass Byakuya dich mal im Schmutz hat kriechen und seine Füße küssen lassen‘, war sich Renji sicher, dass man es in seinem Gesicht sehen konnte – in der Weise, wie sein Herz anfing, zu hämmern und wie sein Schweiß sofort unter den Armen und prickeln begann und wie sehr es ihm den Atem verschlug.
 

„Renji?“
 

Renji schlüpfte bereits in seine Kosode, als Byakuyas Stimme ihn aus den Gedanken riss.
 

„Gehst du?“
 

Tat er das? Er war aufgestanden, ohne wirklich darüber nachzudenken. „Uh, ich weiß es nicht.“
 

Er fuhr mit seinen Fingern durch seine Haare und schüttelte das Gefühl ab. Die Allee war ihm eine lange Zeit nicht mehr so nahe gegangen. Es muss die ganzen Gespräche darüber gewesen sein und dieses verdammte Quincy-Kondom-Ding von Urahara, was den Geist des Gefühls zurückbrachte, von Zabimaru getrennt zu sein.
 

Renji wollte sich gerade entschuldigen und zurück ins Bett gehen, als Byakuya sein Gesicht abwandte und sagte. „Ich vermute, du musst nach deinem Bruder schauen. Also schön. Frage ihn zumindest, von wem er das Gerücht gehört hat.“
 

Bei Byakuyas entlassendem Ton brach etwas im Inneren von Renji.
 

„Nein, werde ich nicht“, sagte Renji deutlich. „Die Sache ist die, er ist mein Bruder. Ich benutze ihn nicht als einen Spion. Zweitens, was wirst du tun, wenn du herausfindest, dass es der Tellerwäscher oder dein Stalljunge war, der die Gerüchte streut, huh? Du wirst ihn zumindest feuern, richtig? Lässt sie packen und schickst sie zurück in den Rukongai, huh? Ich kann nicht Teil davon sein.“ Mit jedem Wort, wickelte Renji den Obi durch die verschiedenen Stellen und band den Hakama fest. „Mir ist es egal, was sie getan haben. Niemand verdient es, von einem Ort wie diesem, zurück an einen Ort wie diesen zu gehen. Verhungern ist schon schlimm genug, wenn du nichts gewohnt bist. Doch es ist eine Höllenqual für jemanden, der all das hatte.“
 

Byakuyas Lippen waren sehr dünn. „Vielleicht hätten sie sich so etwas vorher überlegen sollen, bevor sie Geschichten über ihren Herrn erzählen.“
 

Renji hatte das Gefühl, als hätte man ihm einen unerwarteten Schlag verpasst. All die Luft in seiner Lunge kam mit einem Schnauben heraus. Er griff Zabimaru und klemmte sein Zanpakutō an seinen Platz. „Richtig“, sagte er, als er endlich Worte gefunden hatte. Er schob die Tür auf und stoppte dann für einen Moment, um über die Schulter zu sagen: „Weißt du was? Ich habe nicht darum gebeten, in der Allee gefickt zu werden. Also ist es nicht mein Problem, wenn es jemand sah. Ich denke, der ‚Herr‘ muss seinen eigenes, gottverdammtes Chaos selbst richten.“
 

Als er hinausging, hatte Renji großes Vergnügen darin, die Tür zuzuknallen.
 

Welche sofort verschwand, als der Schnee in sein Gesicht wehte und er eine halbe Minute brauchte, um herauszufinden, welcher kleine Schneehügel seine Waraji waren und welche Byakuyas. Er hielt sich nicht damit auf, sie anzuziehen, sondern nahm sie einfach nur in die Hand, während er unter dem Vordach durchschlüpfte und die Treppen zu dem Quartier des Vizekommandanten hinunterging.
 

Himmel, war das eine fiese Nacht.
 

Er hätte einfach über alles die Klappe halten und Byakuyas Angebot annehmen sollen, sich an ihn zu kuscheln.
 

Renji war sich noch nicht einmal sicher, warum er derart gereizt gewesen war – nah, er wusste es. Es war diese dumme Allee. Wenn sie niemals mehr darüber reden würden, wäre das absolut in Ordnung für Renji.
 

Draußen vor seiner eigenen Tür angekommen, klopfte er leise und sagte: „Ich komme rein.“
 

Er schob die Tür langsam auf und erwartete fast, Seichi schlafend auf dem Bett vorzufinden. Stattdessen saß Seichi jedoch aufrecht, zugedeckt von Renjis dünner Decke. Die Manga waren überall auf dem Feldbett verteilt. Da war ein weiterer Shinigami im Raum, der sich umwandte und Renji ein großes, vertrautes Grinsen zuwarf.
 

"Rukia? Was machst du hier?", fragte Renji.
 

"Auf dich warten, du riesiger Idiot", sagte sie. Sie stand auf und öffnete ihre Arme, um Renji zu umarmen. Nachdem sie ihn losgelassen hatte, blickte Rukia ihn mit großen Augen an und sagte: "Deine Haare sind offen! Hattest du keinen Kampf?"
 

Ein Kampf oder vögeln, dachte Renji. Er zog an einer Strähne, die vor seine Augen gefallen war. "Ja, so etwas in der Art."
 

"Schließ die Tür", sagte Seichi. "Es wird kalt."
 

Nachdem er getan hatte, worum Seichi ihn gebeten hat, suchte sich Renji einen Platz in dem engen Raum für sich selbst. Nachdem er Zabimaru abgelegt und ihn an seinen Platz gestellt hatte, ließ sich Renji auf den Boden plumpsen und lehnte seinen Rücken gegen die Wand gegenüber des Feldbetts. Er begann, die nassen Socken auszuziehen. Zu Rukia sagte er: "Du kannst froh sein, dass ich überhaupt zurückgekommen bin. Wie lange wolltest du noch auf mich warten?"
 

"Oh, ich war eigentlich dabei, Seichi eine Nachricht für dich da zu lassen, aber wir haben gequatscht und ich habe die Zeit vergessen", sagte Rukia, die am Ende von Renjis Feldbett saß. Sie schlang die Arme um ihre Beine, ruhte mit ihrem kleinen Kinn auf den Knien.
 

Renji blickte zu Seichi. Über was zum Teufel hatten sie geredet? Rukias Zeit in der Abarai-Truppe hatte sich nicht im Geringsten mit Seichis überschnitten und es war nicht so, als wäre Inuzuri die Art von Orten, die 'Gute alte Zeiten'-Nostalgie schürte. Vermutlich hatten sie Geschichten über ihn ausgetauscht. In diesem Fall war es an der Zeit, schleunigst das Thema zu wechseln. Er wandte sich an Rukia. "Ich vermute, du möchtest langsam Ichigo hinterher, huh?"
 

Rukia nickte. "Wie früh kannst du morgen verschwinden? Kommandant Ukitake sagte, wir können sein Senkaimon nutzen."
 

Nachdem er seine nassen Socken in die Ecke geworfen hatte, begann Renji, seine Haare zu flechten. "Ist es nicht das Senkaimon, wo Orihime von den bösen Kerlen geschnappt wurde? Nein, danke. Ich nehme dann lieber das Tor der Kuchiki."
 

"Aber Nii-sama..."
 

"Wird das absolut erlauben", versicherte er ihr. "Byakuya war ziemlich angepisst über die Weise, wie der Generalkommandant an unserer Kette gezogen hat. Nebenbei, er ist jetzt anders, weißt du, nach alldem...", Renji wurde still und blickte zu Seichi. Seichi hörte ihrem Gespräch aufmerksam zu, folgte das hin und her mit einem Wippen von dem Chaos an blonden Dreadlocks, als würde er ein Tischtennis-Spiel verfolgen.
 

Rukia schien nicht überzeugt. "Ok, wenn du so denkst. Aber du fragst ihn. Wann glaubst du, können wir gehen?"
 

"Ich weiß es nicht", gab Renji zu. "Ich meine, bei allem, was deiner Cousine widerfahren ist, hatte ich irgendwie gehofft, bei der Rettungsmission mitzumachen. Doch da niemand genau weiß, wo sie sind...", Renji zuckte mit den Schultern. "Vermutlich kann ich jederzeit gehen. Ich meine, ich kann ja nicht noch meine Schichten verschieben, denn eigentlich werde ich ja EA sein, selbst wenn der Kommandant mich deckt."
 

Renji hasste es schon, so bald wieder zu gehen und alle auf diese Weise zurückzulassen. Er fühlte sich, als hätte er seinen Posten kaum wieder richtig ausgefüllt. Trotzdem war es nicht so, als würden sie eine normale Zeit erleben, mit dem Krieg gegen Aizen, der sich am Horizont zusammenbraute.
 

"Ok", sagte Rukia. Sie schien sich zu etwas entschieden zu haben und stand auf. "Ich komme am Nachmittag, nach dem Mittagessen. Wir können dann mit Nii-sama über das Senkaimon sprechen."
 

Renji zog sich ebenfalls auf die Füße. "Klingt nach einem Plan", sagte er und öffnete ihr die Tür. "Bis dann."
 

"Du glaubst nicht, dass Ichigo bereits gegangen ist und etwas Dummes angestellt hat, oder?", fragte sie.
 

"Wir reden hier über Ichigo. Natürlich hat er das", lachte Renji. Doch dann, als er ihr besorgtes Gesicht sah, fügte er hinzu: "Ah, aber mach dir keine Sorgen um ihn. Der Junge führt irgendeine Art von behütetes Leben."
 

Rukai warf Renji eines ihrer 'Ich-weiß-was-du-gerade-versuchst'-Lächeln zu und ging winkend in den Schnee hinaus. "Gute Nacht, Renji. Es war nett, dich kennenzulernen, Seichi."
 

"Gute Nacht", sagte Renji, als er die Tür schloss. "Es ist verdammt kalt draußen. Ich hoffe, sie geht nur zum Anwesen und nicht den ganzen Weg zurück zur Dreizehnten."
 

"Ist das seltsam?", fragte Seichi und machte ein wenig Platz auf dem Bett. "Dass sie mal eine von uns war und nun eine von ihnen?"
 

Renji lachte schnaubend. "Ich bin nun auch einer von denen, weißt du."
 

Er nahm seinen geblümten Yukata von seiner Truhe und begann, sich auszuziehen.
 

Seichi bewegte sich etwas auf dem Feldbett. "Ich meine nicht Shinigami, ich meine eine von denen, eine Adlige."
 

Renji breitete seine nasse Kleidung auf der Truhe aus und überlegte, ob er das abstreiten sollte. Doch die Wahrheit war eben, dass es manchmal hart war. "Ja", gab er mit einem Seufzen zu. "Ich denke, das ist so. Am Seltsamsten war es, als ich sie zum ersten Mal nach der Adoption gesehen hatte und sie... ich meine, sie war schon immer elegant gewesen, anders als der Rest von uns, aber plötzlich sah sie auch so aus, sprach auch so. Ich wusste damals sofort, dass sie komplett außer Reichweite war. Eine Prinzessin. Da war ich, habe mich in der Elften im Schlamm rumgewälzt und sie – ja, es war, als hätte ich sie nie kennengelernt, als würde ich sie niemals wieder kennenlernen können.“
 

„Das ist nicht richtig, Mann“, sagte Seichi. „Dieser Kuchiki hat sie dir weggenommen.“
 

„Sie gehörte niemals mir, du Idiot“, sagte Renji. Er zerknautschte seine Shitage und warf sie Seichi gegen den Kopf. „Rukia steht ihre eigene Frau, hat sie immer schon getan. Versuch mal, ihr in die Quere zu kommen, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat.“
 

„Aber du hast sie geliebt“, sagte Seichi und warf ihm seine Unterbekleidung zurück.
 

„Ich liebe sie immer noch. Schau, du musst verstehen: Ich habe sie so sehr geliebt, dass ich sie losgelassen habe. Es war eines der schwersten Dinge, die ich jemals gemacht habe“, Renji seufzte, als er in seinen zerschlissenen Yukata schlüpfte. „Es war das, was sie wollte. Außerdem dachte ich, dass würde sie schützen. Ich dachte, es würde sie für immer in Sicherheit bringen. Stellte sich heraus, dass ich aufs falsche Pferd gesetzt habe. Doch damals konnte ich das nicht wissen, richtig?“
 

„Warum hast du aufs falsche Pferd gesetzt?“, fragte Seichi, als Renji unter die Decke neben ihn kroch.
 

Renji schüttelte seinen Kopf. Das war noch eine von den Sachen, bei denen er bevorzugte, nicht allzu sehr darüber nachzudenken. „Byakuya hätte sie sterben lassen. Ich dachte... Mit all dieser Macht, all diese Familie und Einfluss, ich dachte, es gäbe keinen besseren Beschützer für sie. Aber als sie das Gesetz gebrochen hatte, hätte er sie hängen lassen.“
 

„Kalt“, sagte Seichi und drehte sich wie von selbst, um sich an Renjis Körper zu kuscheln.
 

„Er hat es versucht, weißt du, auf legalem Wege. Wenn Aizen nicht den Befehl über Central gehabt hätte, hätte er sie vermutlich da raus bekommen. Ich meine, möchte man doch denken, oder? Kuchiki: Das ist ein großer Name. Ich weiß, dass er zu ihnen gegangen ist. Hat sogar versucht, seine Familie da miteinzubeziehen. Ich denke, ich sollte nicht zu hart mit ihm sein, wir waren an die gleiche Pflicht und das gleiche Gesetz gebunden“, sagte Renji schlussendlich. „Aber ich war bereit, es zu brechen und das war die Sache, was uns gegeneinander aufbrachte. Ich bin nur froh, dass da eine größere Verschwörung hinter steckte oder ich wäre mittlerweile vom Kriegsgericht bestraft worden.“
 

Renji streckte die Hand aus, um das Licht auszuschalten. Sie lagen für eine lange Zeit gemeinsam in der Dunkelheit, sagten nichts, hörten nur zu, wie der eisige Wind um das Gebäude heulte. Seichis Körper war warm, doch so klein und fragil gegen Renjis.
 

„Ich bin froh, dass du zurückgekommen bist“, sagte Seichi sanft.
 

Renji schlang seine Arme eng um Seichi und murmelte: „Es tut mir leid.“
 

„Was?“
 

„Alles“, sagte Renji. „Ich hätte für dich tun sollen, was ich auch für Rukia tat – was ich versucht habe, für Rukia zu tun.“
 

Renji konnte spüren, wie Seichi den Kopf schüttelte. „Hör dir mal selbst zu, Mann. Du hattest sie retten können, so wie du jetzt bist. Welche Chance hättest du damals gehabt?“
 

„Ich weiß es nicht“, grummelte Renji. Er konnte nicht wirklich brauchen, dass Seichi sagte, dass er zu schwach war. „Aber vielleicht hätte ich es versuchen sollen. Weißt du, ich habe es allen ausgeredet. Sie wollten es. Ich sagte nein. Ich... wollte nicht noch jemanden verlieren.“
 

Seichi sagte für eine Weile nichts und Renji hielt den Atem an, erwartete Anschuldigungen. Letztlich seufzte Seichi und sagte: „Zumindest dachte jemand an mich. Das bedeutet mir eine Menge.“
 

Nun ja, das war nicht wirklich eine Vergebung, aber es war auch keine Schuldzuweisung. Renji konnte damit leben.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 9:
Nach dem Streit mit Byakuya kann Renji nicht schlafen. Scheint so, als wäre er damit nicht alleine... Komplett anzeigen

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