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Unter den Schwingen des Horusfalken

von

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Die Falle


 

M

erit nickte nur, als ihr Meruka sagte, sie werde erst morgen wieder benötigt. „Dann sind es noch zwei Tage,“ sage sie allerdings. „Wäre es nicht sinnvoll, dass er erneut umzieht? Der eigentliche Palast und seine umgebenden Häuser sind doch wie ein Irrgarten.“

„Nein, die Gefahr bleibt ja. Jemand, der zwei oder drei Morde geplant hat, um sein Ziel zu erreichen, wird nicht aufhören. Das wäre unwahrscheinlich. Und Menhekat ist erst in Sicherheit, wenn der Attentäter gefasst ist. - Geh in den ipet, und sage der maat-hor unter vier Augen, dass du morgen erneut weg müsstest. Jetzt hast du Dienst bei ihr.“

„Dann hoffe ich, dass ihr bald den Attentäter fasst. Menhekat ist ein netter Kerl, wirklich.“

Ja, dachte Meruka, als er ihr nachsah, und er ist der Falke im Nest. Diese Kleinigkeit schien sie für ihre alte Freundschaft zu vergessen. Nun gut. Er hatte eine Aufgabe zu erfüllen. So bat er einen vorbeikommenden Diener des Speisebüros für ihn und Nebhotep sowie einen Arzt eine kleine Mahlzeit in den Raum zu bringen, der ihnen zugewiesen worden war. Sie durften von ihrem Beobachtungsposten erst einmal nicht weg. Nicht einmal, um im Saal mit dem mächtigen Horus selbst zu speisen. Erst, wenn Menhekat unbeschadet in seinem Zimmer war, konnten sie sich ebenfalls notdürftig hinlegen – mit immer einem von ihnen als Wächter.

 

Nach dem etwas dürftigen Essen, zumal, wenn man bedachte, dass sie im Palast saßen, meinte Nebhotep: „Meruka, was planst du, wenn niemand kommt? In allen drei Tagen?“

„Dann habe ich ein Problem,“ gestand der Ermittler. „Denn dann müssten wir unsere beiden Hauptverdächtigen permanent beobachten, aber dazu auch noch ein oder zwei andere hohe Beamte, die für mich als Verdächtige nur in der zweiten Reihe platziert sind. Aber es darf Menhekat nichts zustoßen. Sicher vor diesem Anschlag ist er erst, wenn er selbst durch die geheimnisvollen Zeremonien der Krönung und Thronbesteigung zu einem Gott geworden ist. Aber wir werden ihn beschützen. - Weiß eigentlich Akensekmet, als Vorsteher der Wachen, wo du bist?“

„Nein, denn er ist im Auftrag des mächtigen Horus mit fünfzig Männern in die Westwüste gegangen, um die Wege zu den Oasen zu überprüfen. Der tjati meldete vor einigen Tagen, Sandleute hätten eine Patrouille unserer Sandläufer überfallen und getötet. Das haben sie bestimmt gemacht, weil sie auf dem Rückweg von einem Überfall auf ein Dorf waren. Sie müssen gestellt werden. Eine zweite Gruppe aus Sandläufern soll zu Akensekmet stoßen, an einem Wasserversorgungspunkt. Du weißt.“ Entlang der Wüstenrouten befanden sich in regelmäßigen Abständen hohe Steinhaufen, die innen mit Amphoren voll Trinkwasser gefüllt waren. Jede Handelskarawane brachte Ersatz mit und füllte das auf, auch die Sandläufer versorgten so die Reisenden. Jeder Bürgermeister und Dorfvorsteher, jeder Domänenverwalter, war verpflichtet, gebrauchte Amphoren bei den entsprechenden königlichen Schreibern abzuliefern. In der Wüste freilich wurden sie nach Gebrauch zerschlagen, da niemand solche Leergut mitnehmen konnte und wollte. So erhöhten sich die steinernen Merkmale an den Wegen um Scherben.

 

Eilige Schritte im Gang ließen die drei Männer aufhorchen, zumal sie vor der gegenüberliegenden Tür, dem Raum Menhekats, stehenblieben.

„Meruka!“ zischte jemand.

„Hier, Ptahnacht.“ Der so Angesprochene hob den Vorhang etwas. „Was ist geschehen?“

Der Krieger neigte höflich den Kopf vor seinen beiden Vorgesetzten. „Ich hatte Nefer gerade deinen Auftrag gesagt, als Thothhotep nach einer Sänfte für den jungen Herrn verlangte. Nefer wollte sich ihm dann anschließen und so blieb ich in Sichtweite zu dem Hausvorsteher des tjati, war dann jedoch verwundert, dass eine zweite Sänfte kam. Kurz, alle beide ließen sich in den Palast tragen und befinden sich momentan beim tjati. Nefer zieht sich rasch etwas um, ich habe mir meine Waffen geholt, so dass wir auf den ersten Blick nicht als die Dienstboten von vorher zu erkennen sind. Weitere Anweisungen?“

„Bleibt an ihnen dran. Weißt du, was sie von Sobeknacht wollen?“

„Nefer meinte zu mir, auf dem Weg her, dass Akenptah schon den ganzen Tag unruhig wäre, auch unruhig geschlafen habe. Sie hatte das Gefühl, als habe er etwas auf dem Herzen. Vielleicht eben diese Audienz bei seinem Vater?“

„Wir werden sehen. Geh jetzt hinaus.“

„Warte, Ptahnacht,“ meinte Nebhotep. „Wer ist der Türhüter vorne zum Hof?“

„Anchhori.“

„Gut.“ Als der Krieger verschwunden war, sah der Wedelträger zu dem Sonderermittler. „Was meinst du, soll ich den Türhüter wegschicken? Er wird froh um die Pause sein, aber wir machen es einem, doch Fremden, einfacher diesen Gang zu betreten.“

„Ja, ein guter Einfall.“ Meruka war zu nüchtern, um sich zu ärgern nicht selbst auf die Idee gekommen zu sein. Überdies war der momentane Befehlshaber der Getreuen sicher unauffälliger. „Sage ihm, er hat dann frei. Die Wachen werden doch zum Essen gewechselt?“

„Ja.“

Immerhin etwas. Das waren noch gut drei Stunden, in denen es einem Täter möglich wäre sich hier einzuschleichen. So blickte Meruka beiseite. „Rahotep, leg dich einstweilen hin. Du warst wegen Menka doch einige Nächte wach.“

„Stimmt, danke.“ Der Arzt legte sich auch sofort nieder. Zwar war er gewohnt auch manchmal im Sitzen zu schlafen, aber so war es doch deutlich angenehmer.

 

Nefer hatte sich inzwischen rasch in dem verborgenen Zimmer neben den Büros des tjati umgezogen, und kaum jemand hätte in der Frau mit Hofperücke, bodenlangem Leinenkleid und sechs Armreifen jeweils vom Handgelenk bis zum Oberarm, um den Hals eine Menitkette, in der Hand ein Sistrum, die heiligen Musikinstrumente, etwas andere als eine Priesterin vermutet. Sie ging, getreu ihres Auftrags nahe an Akenptah sein zu sollen, in das große Hauptbüro des tjati, wo sie prompt ein Schreiber aufhielt.

„Was möchtest du?“

Sie warf einen Blick auf die Estrade im Hintergrund, wo Sobeknacht saß, seinen Sohn und dessen Lehrer vor sich, und denen zuhörte. Leider konnte sie so nichts verstehen. Aber Akenptah berichtete seinem Vater offensichtlich etwas. Oder beichtete es ihm. „Oh, ich bin Nefer, die Wärterin des Apis-Stieres, er möge leben. Ich soll neue Sistren bestellen. Aber da bin ich wohl hier falsch?“

„Ja, in der Tat. Da musst du hier wieder hinaus gehen, nach rechts in die Magazinverwaltung.“

„Danke.“ Sie lächelte etwas. „Der Palast des mächtigen Horus, er lebe, sei heil und gesund, ist wahrlich riesig.“ Oh, der tjati sagte etwas zu Thothhotep, der verneigte sich und stand auf. Nun gut, das war Ptahnachts Fall, sie sollte sich um Akenptah kümmern. So würde sie in die Magazinverwaltung gehen, schon, um einen weiteren Grund zu haben, hier etwas länger sich aufzuhalten. Dort warteten in aller Regel einige Menschen, bis sie drankamen.

Während sie wartete, stellte sie fest, dass auch Thothhotep sich eingereiht hatte. Hier, zur königlichen Magazinverwaltung kamen nur hohe Beamte und Priester, jeweils im Rahmen ihrer Pflichten. Nun ja, dann wäre Thothhotep zumindest einstweilen beschäftigt. Ein weiterer Blick herum verriet ihr, dass ihr Kollege neben der Tür stand, ganz aufmerksam in seiner Rolle als Wache des Horus. Niemand würde einen zweiten Blick auf ihn werfen, schließlich gab es genug Torhüter und Wachen im Palast. Nefer fühlte sich allerdings nicht mehr so allein, wie die vergangene Tage im Haus des tjati. Es war doch ein Unterschied ob ein Partner in der Nähe war oder man ganz allein agieren musste. Einsam war sie Jahre gewesen – und, aber das gab sie nur sich selbst zu, sie wollte es nie wieder sein. Sie hoffte ja, dass niemand das wusste, aber bei ihrem Vorgesetzten war das wohl vergeblich. Meruka neigte dazu Leute zu durchschauen.

 

Nebhotep sah zu dem schlafenden Arzt, ehe er leise meinte, auch auf die Gefahr hin sich zu wiederholen: „Meruka, du wirst es sicher wissen, aber – was machen wir, wenn nichts passiert?“

„Warten. Ich kann nur sagen, dass es in diesem Zeitraum von drei Tagen passieren kann, mit hoher Wahrscheinlichkeit. Eine bessere Möglichkeit wird ein Attentäter nicht finden. Aber es ist nicht gesagt, dass es sofort geschieht, auch nicht morgen. Wenn Menhekat in seinem Zimmer ist, kannst du, kann Rahotep, gehen. Ich werde zur Sicherheit hier bleiben. Dann sind auch vor den Türen des Ganges die Nachtwachen, alle Zimmer hier belegt. Das wäre ein unglaubliches Risiko. Morgen, wenn die Sonne aufgeht, werden die Diener kommen und alle wecken. Dann solltet ihr beide auch wieder hier sein, spätestens, wenn Menhekat zu seinen Pflichten geht. Dabei ist er jetzt ja stets von Menschen umgeben. Schwierig, ihn da anzugreifen, zumal seine Reaktion die Schlange am Tempel des Sokar zu erschlagen, auch dem Attentäter bekannt sein dürfte.“ Der Sonderermittler lächelte etwas. „Nebhotep, du warst mit auf manchem Feldzug des Horus. Du weißt, dass es manchmal besser ist abzuwarten als anzugreifen.“

„Ja, natürlich. Und du brauchst Beweise. Der Lebende Gott, der tjati und wohl auch Sobeknacht verlangen das bei einem alten Freund.“

„Und die maat.“ Meruka klang leicht unwillig.

„Und die Weltordnung, ja.“ Der Wedelträger hatte die Verstimmung bemerkt. Er selbst neigte eher zu einer praktischen Lösung und hätte wohl Thothhotep einfach festgenommen – auch, wenn der unschuldig sein sollte, das gab er zu. Den Sohn des tjati zu verhaften war schon eine heiklere Sache. Nun ja, vermutlich hatte Meruka recht und sein Plan wäre besser. Aber es ging ihm auf die Nerven einfach nur da zu stehen und nichts zu tun.

Der Sonderermittler lächelte etwas. „Weißt du, Nebhotep, ich wäre schon sehr zufrieden, wenn ich wüsste, dass Menhekat und auch Menka nichts mehr zustoßen kann. Das WER ist dann eigentlich nur der Bonus für die Weltordnung, denn jemand, der auf solche Listen, ja, Morde, sinnt, sollte nicht unter den Lebenden wandeln.“ Und auf Mord stand nicht nur der vorübergehende Tod sondern der ewige – alle Erinnerungen, auch in allen Gräbern, wurden ausgelöscht, der Name verboten, die Kinder, so es sie gab, durften nicht mehr den Beruf des Vaters ausüben ... eine ewige Strafe. Jeder sollte sich dessen bewusst sein, erst recht Leute wie Thothhotep und Akenptah, die als Schreiber doch jahrelang ausgebildet worden waren.

 

Drei Stunden später fand sich Meruka allein im Zimmer. Diener und Beamte waren fast lautlos über den Flur gekommen, Rahotep und Nebhotep gegangen. Der Sonderermittler warf einen Blick vorsichtig unter dem Vorhang hinaus. Ja, auch drüben bei Meruka brannte jetzt die Feuerschale, hüllte dessen Zimmer, ebenso wie die anderen, in Wärme und Licht. Der gesamte Flur flackerte in den Reflexen, die unter den Türvorhängen hervordrangen. Aber es war still hier. Die Meisten der Beamten würden sich schon hinlegen. Die Tage im Palast waren lang und anstrengend. Einige natürlich würden noch einen Brief an zuhause schicken, ihre Familie informieren, wann sie kämen oder ähnliches. Aber er hatte eine Aufgabe – und er würde den Herrn der beiden Länder nicht enttäuschen.

So sah er noch einmal nach, ob er unbeobachtet war, ehe er quer über den Flur huschte und in Menhekats Kammer ging.

Der Königssohn saß auf dem Bett, fuhr jedoch sofort auf, entspannte sich dann. „Mer ...“

Dieser legte hastig die Hand auf den Mund um Schweigen anzudeuten und kam näher. „Ich möchte heute Nacht hier schlafen,“ flüsterte er.

Menhekat seufzte, gab aber ebenso leise zurück: „Wenn die Sache mit der Schlange nicht gewesen wäre … Wie geht es meinem kleinen Bruder?“

Meruka stutzte nur kurz. Wenn Menhekat Bescheid wusste, konnte er es nur von Hekaptah oder gar vom Lebenden Horus erfahren haben. „Das kann ich dir in drei Tagen sagen.“

Menhekat nickte. „Das ist also die Zeit, in der auch ich noch in Gefahr bin?“ Da der Königliche Schreiber zustimmend den Kopf neigte, seufzte er erneut. „Ich verstehe es nicht. Wer riskiert so viel – für so wenig.“

„Wenig würde ich den Thron der Lebenden nicht nennen.“ Meruka setzte sich auf den Boden neben das Bett. „Ich werde hier schlafen.“

Menhekat machte eine einladende Geste, ehe er sich hintenüber fallen ließ, und eines der Kissen nahm. „Hier,“ flüsterte er. „Und, danke.“

„Für die Maat.“ Aber Meruka nahm das Kissen und legte sich nieder auf den Boden. Er hatte schon unbequemer geschlafen. Aber er wusste, er hatte einen leichten Schlaf und würde jeden Eindringling hören. Allerdings auch die Geräusche des erwachenden Palasts, so dass er rechtzeitig hier wieder verschwinden konnte.

„Ja,“ gab Menhekat leise zurück. „Du und wenige andere, auf die man sich verlassen kann.“ Und er dachte: „Wenn ich je den Thron der Lebenden besteigen kann, dann auch wegen dir. Und das werde ich nie vergessen.“

 

Meruka erwachte von den Schritten der Wachablösung, dem Rattern der ersten Karren und fuhr auf, verschwand lautlos dann in das gegenüberliegende Zimmer.
 

Menhekat hörte auf zu schlafen, aus ähnlichen Gründen, und fand sich allein – aber nicht unbeschützt, wie er wusste. So lächelte er dem eintretenden Diener mit zwei Amphoren zu. „Ah, Wasser. Danke. Ich gehe dann in das Bad.“ Waschen, Zähne putzen, sich einölen, die tägliche Morgenroutine eines jeden Menschen in ganz kemet. Der Unterschied lag nur in der Qualität des Öls oder des Natrons. Wenn er aus dem Badezimmer kam würde das „Mundwaschen“, das Frühstück, bereits auf ihn warten. Schon bald würden die Hofbeamten kommen, die ihn zu dem Lebenden Gott begleiten würden, sein neuer Tagesablauf beginnen.

 

Rahotep war auf dem Weg in das kleine Zimmer, als er erstaunt seinen Kollegen erkannte. „Ptahnacht? Ist Thothhotep etwa schon wieder hier?“

„Nein,“ gab der Krieger zurück. „Aber ich habe Nachricht für Meruka. Ich muss dann zurück als Diener in das Haus des tjati“

„Interessant? Na, dann komm. Oh, da kommt auch schon Nebhotep. - Guten Morgen, Wedelträger.“

Nebhotep nickte beiden zu, ohne erkennen zu geben, dass ihn Ptahnachts Anwesenheit überraschte – negativ.

Auch Meruka war alles andere als begeistert, grüßte die drei Männer jedoch. „Schön, dass ihr alle schon hier seid. - Ptahnacht?“

„Als Thothhotep und Akenptah gestern nach Hause zurückkehrten, hörte Nefer, wie der Junge sagte, sein Vater habe ihm seinen größten Lebenswunsch erfüllt. Was das aber war, weiß sie nicht. Nur, dass er es bald geschafft habe.“

„Sein Vater? Der tjati? Sobeknacht?“ erkundigten sich die anderen Drei fast gleichzeitig.

Der Krieger zuckte die Schultern. „Mehr wusste sie nicht.- Ich bin gestern Thothhotep auf seinen Wegen durch den Palast gefolgt. Er war in der Magazinverwaltung, in der Protokollabteilung, in der Nahrungsverteilung – nichts, was nicht zu seinem Aufgabengebiet gehören würde. Soweit ich zuhören konnte, war er auch nur dienstlich unterwegs. Er fragte nach Sendungen, Lieferungen und so weiter. Wirklich nichts, was nie einem Haushofmeister auffallen würde. Bist du sicher, Meruka? Ich meine, du irrst dich eigentlich selten ...“

„Sicher, nein. Aber ich bin dabei mein Leben darauf zu setzen.“ Der Sonderermittler sah in die Runde. „Eures auch, übrigens, aber das ist euch bewusst. - Ja, er ist der Haushofmeister des tjati, ein alter Bekannter von vielen, und er kann Fragen stellen – die bei jedem anderen auffallen würden. Konnte er auf diese Weise herausfinden, wo Menhekat schläft?“

„Ich kann nur sagen, dass er nicht direkt nach ihm fragte,“ gab Ptahnacht zur Antwort. „Aber ja, natürlich, er wollte einige Informationen, aber ich bin sicher, dass das niemandem auffallen würde.“

„Er dürfte einer der wenigen Menschen sein, bei denen das nicht auffällt. Und die Hauptfrage für uns ist – macht er das von sich aus oder hat Akenptah trotz seiner Jugend die Finger im Spiel? - Ptahnacht geh, bleib bei Thothhotep und Nefer bei Akenptah. Um was handelte es sich bei seinem Lebenswunsch? Ich werde mich um Menhekat kümmern und ihn bewachen. Das Zeitfenster sind nur noch zwei Tage. Geduld und Ruhe sind nun das Wichtigste für uns.“ Hatten sie die Beiden, das wäre am Besten, auf frischer Tat ertappt, würde hoffentlich seine Falle funktionieren, sie sich selbst demaskieren. Und erst dann würden auch Sobeknacht, Hekaptah und vor allem natürlich der Lebende Gott überzeugt sein. Wobei, das gab Meruka zu, der tjati wohl nur bei Unschuld seines Sohnes wahrlich zufrieden wäre. „Nebhotep, wie sieht es tagsüber mit den Wachen aus?“

„Ich habe niemanden an die Tür zum Hof beordert,“ gab der zweite Man der Getreuen zu. „In der großen Halle muss jemand stehen. Aber, wenn ein Fremder hier herein möchte, muss er das sowieso unauffälliger über den Hof tun. Die Halle ist noch einmal mehr beschränkt vom Zutritt her.“

Ja, das war klar. Im Palast herrschten strenge Zugangsregelungen. Allerdings waren hochrangige Beamte des tjati oder auch sein Sohn doch vielen bekannt und so mancher Wächter würde sie durchlassen, gaben sie an im Auftrag des obersten Beamten zu handeln. Letzten Endes war ja wohl so auch Sennefer verstorben, der Schlangenbändiger überzeugt worden. Menschen dachten oft nicht genug mit – oder hatten zu viel Angst vor negativen Folgen für sich selbst. „Gut. Dann werde ich mir im Hof eine schöne, übersichtliche Stelle suchen. Rahotep, du bleibst hier. Wenn jemand in Menhekats Zimmer geht, solltest du es überprüfen, gleich, ob es nur ein Diener zu sein scheint oder sonst wer. Nebhotep, du bleibst ebenfalls hier. Wenn Thothhotep oder Akenptah das Zimmer betreten – sofort festnehmen, ebenso einen nur scheinbar harmlosen Diener, wenn Rahotep etwas findet.“ Er wartete das Nicken der zwei Männer ab, ehe er hinaus in den Gang trat und in den vorderen Hof ging.

 

Kein Türhüter, gut. Vor ihm und rechter Hand lagen die Büros der königlichen Verwaltung, des tjati und das höchste Gericht des Landes, ebenso der Zugang zum Palast, den Besucher benutzen sollten. Dort befanden sich zwei Wachen und ein so genannter Wärter, der Beamte und andere Besucher durch die Gänge führte und dabei instruierte, wie sie sich zu benehmen hatten. Schließlich waren Leute aus den entfernteren Gegenden bei weitem nicht so mit dem Hofprotokoll vertraut. Auch, wenn eine Reisebereitschaft und Flexibilität von allen Schreibern und Beamten erwartet wurde. Nach links dehnte sich der Hof zu einem Portal des ipet, ebenfalls mit Wachen bestückt. Hinter ihm, zum Palast hin, befand sich allerdings ein kleiner, bewässerter Garten, in dem Dumdum-Palmen und Sykomoren Schatten boten. Dies sorgte auch dafür, dass die große Halle in dieser Richtung kühlere Luft durch die oberen Fensteröffnungen erhielt. Ein hübscher Platz um zu warten, dachte er, und ging hinüber zu dem Wasserbecken, setzte sich dort hin. Es mochte ein langes Warten werden.

„Guten Morgen, Meruka.“

Er sah auf. „Merit.“

„Ich wollt gerade zu dir, aber dann sah ich dich hier. Was soll ich tun?“

„Setz dich zu mir. Ich hoffe, die Leute denken dann an eine andere Art der Unterhaltung. Wie steht es im ipet?“

„Gut. Die maat-hor ist natürlich ein wenig besorgt, da sie ahnt, dass etwas mit den Königssöhnen ist, aber sie fragt nicht. Wann können Menka und Ka-merit zurück?“

„Übermorgen. Ich hoffe, dass wir bis dahin den oder die Täter haben.“

 

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wollen wir es für Meruka und Co hoffen . Natürlich auch für die beiden Königssöhne. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sanguisdeci
2018-01-16T08:14:22+00:00 16.01.2018 09:14
Du verstehst es, die Spannung aufrecht zu erhalten. Ich werde nun ungeduldig warten auf das nächste Kapitel und unentwegt grübeln, wer der Täter sein könnte und wie er seine Tat durchführen will. Ich vermute noch immer die Feuerschale oder über etwas, was in den Raum gebracht wird o.o


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