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Ein Schock für Chelsea

Auf sämtlichen Gesichtern zeichnete sich Überraschung und Verblüffung ab, was mit Sprachlosigkeit einherging. Nachdem jedoch die größte Verwirrung verflogen war, wurde die Nachricht, dass Nathalie schwanger war von allen freudestrahlend aufgenommen. Dadurch bekam das junge Paar nicht nur Glückwünsche zur bevorstehenden Hochzeit, sondern zusätzlich zum ungeborenen Kind. Ellie fiel ihrer zukünftigen Schwiegertochter mit Tränen in den Augen um den Hals und küsste ihren Sohn auf beide Wangen, während von Friedrich ein kräftiger Händedruck folgte. Natürlich wollten Marks Eltern erstmal seine zukünftige Frau kennen lernen, wodurch deren Hauptinteresse endlich Nathalie galt und Vaughn entspannter das Beisammensein mit Chelseas Eltern genießen konnte. Außerdem war der Tag schon weit fortgeschritten, weswegen sich der junge Mann bald verabschiedete und er ein wenig geknickt war, dass Chelseas Abschiedskuss recht kurz ausfiel. Unter anderen Umständen hätte Chelsea ihrem Freund mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen, aber nun standen ihr Bruder und ihre Freundin im Zentrum des Geschehens, nicht nur wegen deren Hochzeit, sondern jetzt auch wegen der überraschenden Schwangerschaft. Die Braunhaarige freute sich ungemein darauf in acht Monaten Tante zu werden, dass sie völlig aus dem Häuschen war und ihren Freund dadurch vergaß.

Es wurde ein langer Abend, an dem viel erzählt und gelacht wurde. Zur Feier des Tages wurde noch eine Flasche Sekt aufgemacht, wobei Ellie konsequent darauf achtete, dass Nathalie keinen weiteren Tropfen Alkohol mehr zu sich nahm, außer ein Glas Sekt. Diese wiederum schämte sich dermaßen im Mittelpunkt zu stehen, dass sie irgendwann darauf bestand endlich ins Bett gehen zu können, da der Tag schon aufregend genug für sie war. Niemand erhob Einwände und die Feier fand zeitig ein Ende.

 

Während Chelsea einen gemütlichen und fröhlichen Abend erlebte, lag Vaughn noch lange wach in seinem Bett und dachte über den vergangenen Tag nach. Alles in allem war das Zusammentreffen mit Chelseas Eltern einigermaßen gut gelaufen, dennoch hegte er nicht den Wunsch in der kommenden Woche häufiger mit ihnen zu tun zu haben. Zwar konnte er nicht sagen, dass er Friedrich und Ellie nicht leiden könne, aber sie gleich nach einem Treffen ins Herz zu schließen war ebenso abwegig. Noch dazu, dass er Trauzeuge war und einen Junggesellenabschied organisieren musste, zu allem Überfluss würde sein Kumpel in den kommenden Monaten Vater werden… Vielleicht wäre es das Klügste mit Mark zu besprechen, ob ein Junggesellenabschied überhaupt noch stattfinden sollte oder ob sich das aufgrund der jüngsten Ereignisse erledigt hätte. Zudem hatte Vaughn keine Ahnung, wie man einen Junggesellenabschied vorbereiten sollte….

Und dann war da noch die Sache mit dem Jobangebot vom Festland. Obwohl Vaughn in den letzten Wochen kaum Zeit gehabt hatte richtig darüber nachzudenken, konnte er dieses Angebot dennoch nicht vergessen. Vieles sprach dafür den Job anzunehmen und wieder aufs Festland zu ziehen. Wenn es nach ihm ginge, war er eindeutig schon zu lange auf der Insel, was nicht geplant gewesen war. Allmählich wurde es Zeit neue Wege zu gehen.

Er würde nur noch die Hochzeit abwarten und mit Chelsea klären, dass sie ihn aufs Festland begleitete…

 

                                                                                 ~<>~

 

„Wow! Das ist der Wahnsinn!“, murmelte Julia seit gut zehn Minuten, nachdem Nathalie ihr am Telefon offenbart hatte, dass sie ein Kind erwartete. Währenddessen war Elliot zu Besuch und bereitete gerade den Tee vor. „Das ist wirklich der Wahnsinn.“

„Glaube mir, meine Mutter und ich waren genauso geschockt wie du gerade.“, lachte Elliot und stellte die Plätzchendose auf dem Tisch.

„Ich hätte nie gedacht, dass die beiden so schnell ein Kind kriegen werden, immerhin sind sie noch nicht vermählt.“

„Ja. Unsere Mütter hocken seit zwei Tagen ununterbrochen zusammen und tauschen ihre Schwangerschaftserlebnisse aus. Meine Schwester sitzt oft dabei und lässt sich entweder aufmuntern, wenn sie wieder den Tränen nahe ist oder total einschüchtern, wenn es ihr mit einem Mal wieder zu viel wird.“

„Nathalie tut mir Leid, so im Mittelpunkt zu stehen, hat ihr noch nie gefallen und gleichzeitig freue ich mich für sie. Sie ist die erste von uns, die bald heiratet…und zusätzlich ein Kind kriegt.“

In diesem Moment öffnete sich die Wohnzimmertür und Vaughn betrat den Raum. Als er Julia und Elliot erblickte, entschuldigte er sich rasch und schloss hinter sich die Tür.

„Was ist denn mit Vaughn los?“, fragte Elliot.

„Keine Ahnung. Seit einigen Tagen benimmt er sich so seltsam. Was heißt seltsam, im Grunde genommen, verhält er sich wieder genauso, als er vor einem Jahr zu uns gekommen war.“

„Weiß deine Mutter wieso er sich so benimmt?“

„Nein. Ich hatte schon überlegt mit Chelsea zu telefonieren, andererseits gehe ich davon aus, dass es sich wieder legen wird. Wir sind alle momentan in Aufruhr wegen der Hochzeit am Freitag. Vielleicht hat Vaughn so ´ne Art Lampenfieber. Immerhin ist er Marks Trauzeuge.“, überlegte Julia und nahm sich einen Keks aus der Dose. In der Zwischenzeit hatte das Teewasser angefangen zu kochen und Elliot servierte – ohne zu stolpern – zwei dampfende Tassen fruchtigen Tee.

„Möglich wäre es. Erst durch Chelsea kam Vaughn  in häufigeren Kontakt mit uns. Wohlmöglich fühlt er sich der Aufgabe nicht gewachsen.“

„Gibt es denn einen Junggesellenabschied Feier für Mark?“

„Wir treffen uns alle einen Abend vor der Trauung am Strand und machen ein Lagerfeuer. Denny und Pierre sorgen für Essen und Getränke und wir trinken darauf an, dass Mark Vater wird. Komischerweise kam die Idee von ihm selber, anstatt von seinem Trauzeugen.“, schmunzelte Elliot und grinste seine Freundin an.

„Hätte mich auch gewundert, wenn Vaughn einen richtigen Junggesellenabschied organisiert hätte. Der Partytyp ist er nun auch wieder nicht.“

„Und was macht ihr Frauen?“

„Nun, da Nathalie uns alle überrascht hat, hat Chelsea die eigentliche Planung verworfen und wir machen bei ihr zu Hause eine Pyjamaparty bzw. Babyparty. Außerdem hielt Chelsea es für das Beste, wenn es eine ruhige Feier wird, um Nathalie nicht noch mehr in Aufregung zu versetzen.“

„Vermutlich ist es so das Beste, was ihr machen könnt. Meine Schwester verliert sonst wirklich die Nerven. Aber mal so aus Neugier, was war denn eure ursprüngliche Planung?“

„Das geht dich nichts an, Elliot.“, erwiderte Julia augenzwinkernd. „Wenn sich Nathalies Umstand nicht geändert hätte, wüssten wir gegenseitig auch nicht, wie und wo wir jeweils feiern werden.“

„Ach, komm schon. Ich erzähle es auch nicht weiter.“

Elliot versuchte noch eine halbe Stunde seine Freundin zu bedrängen, doch sie verlor kein einziges Wort über die ursprüngliche Planung und genoss in vollen Zügen ihren warmen Tee, während ihr Freund ungeduldig auf dem Sessel hin und her rutschte.

 

                                                                                    ~<>~

 

Am Abend desselben Tages sattelte Chelsea ihr Pferd, um mit Vaughn einen kleinen Ausritt zum Strand zu machen. Danach wollte sie bei ihm übernachten, da dies die letzte Möglichkeit vor der Hochzeit sein wird, ehe sie erneut ungestört zusammen sein konnten. Die letzten Vorbereitungen waren bereits im Gange und es überraschte Chelsea, an wie viele Dinge gleichzeitig gedacht werden musste, damit es für Nathalie und Mark ein unvergesslicher Tag sein würde. Zum Glück übernahmen Felicitas und Ellie den Großteil der Planung und koordinierten den Zeitplan für das bevorstehende Ereignis.

 

Nachdem Chelsea und Vaughn ausgeritten waren, brachten sie ihre Pferde hinter Mirabelles Haus in den Stall und gingen gemeinsam in Vaughns Wohnung hinauf.

„Möchtest du noch einen Tee bevor wir es uns im Bett gemütlich machen?“

„Lieber ´ne heiße Schokolade.“, antwortete Chelsea und tat so als hätte sie die Anspielung ihres Freundes nicht verstanden.

„In Ordnung.“

Während Vaughn in die Küche verschwand, machte es sich Chelsea auf dem Sofa bequem. Auf dem Wohnzimmertisch lagen sämtliche Unterlagen verstreut, die die Braunhaarige nirgendswo zuordnen konnte. Neugierig geworden, nahm sie den ersten Zettel und las diesen durch. Allerdings taten sich danach neue Fragen auf, weswegen sie den kompletten Stapel durchforstete und schließlich auf den Brief von Billy stieß.

Von dem Inhalt war sie so geschockt, dass sie gar nicht mitbekam, dass Vaughn langsam ins Wohnzimmer trat und die Tassen auf den Tisch abstellte. Natürlich hatte der junge Mann gesehen, welchen Brief seine Freundin in den Händen hielt und verfluchte sich im Stillen, nicht daran gedacht zu haben seine Unterlagen vom Tisch zu entfernen.

„Chelsea…“

„Was hat dieser Brief zu bedeuten?“, unterbrach die Braunhaarige mit monotoner Stimme.

„Lass es  mich dir erklären.“

„Datiert ist der Brief von vor vier Wochen.“, stellte Chelsea fest und blickte ihren Freund geradeheraus an. „Wann wolltest du mir erzählen, dass du ein Jobangebot vom Festland hast?“

„Schon eine ganze Weile. Ich…ich wusste nur nicht wie.“

„Wie wäre es damit: Chelsea, ich habe ein Jobangebot vom Festland.“

„Bitte, Chelsea, lass uns vernünftig darüber reden.“

„Vernünftig?“, rief Chelsea schrill und stand abrupt auf, um im Wohnzimmer auf und ab zu gehen. „Du willst mit mir vernünftig reden, nachdem du dich hinter meinem Rücken nach einer neuer  Arbeit umgesehen hast, die drüben auf dem Festland sein wird?“

„So war das nicht. Bitte, hör mir zu. Ich will es dir ja erklären.“

„Da bin ich ja mal gespannt, wie du mir erklären willst, dass du mich verlassen wirst.“, erwiderte Chelsea zornig und konnte nicht verhindern, dass sich ihre Stimme überschlug.

„Ich will dich nicht verlassen. Ich wollte dir vorschlagen, dass du mich begleitest und…“

„Waas???“

„Chelsea! Ich versuche dir etwas zu erklären. Würdest du aufhören mich anzuschreien?“

Das war ein Fehler. Vaughn bereute es zugleich, diese unbedachten Worte ausgesprochen zu haben und versuchte seine Freundin am Gehen zu hindern, indem er sie an beiden Armen packte.

„Chelsea, bitte! Geh nicht. Es tut mir Leid! Bitte, lass es mich dir erklären.“

„Da gibt es nichts mehr zu erklären.“, antwortete Chelsea und versuchte sich aus Vaughns Griff tu befreien. „Lass mich los!“

„Aber vorher möchte ich dir noch erzählen, was es mit dem Brief auf sich hat.“

„Nein! Ich habe bereits alles verstanden. Du willst wieder drüben auf dem Festland leben, weil du von Anfang an schon nicht hierher gehören wolltest. Nur deiner Tante zuliebe, bist du vorübergehend hier geblieben und hast ihr in ihrem Laden ausgeholfen. Die Leute, die hier auf der Insel leben, gehen dir doch in Wahrheit voll auf die Nerven und du sehnst dich nach deinem Einsiedlerdasein zurück. Und ich?... Ich war so dumm und wollte dir behilflich sein, damit du dich nicht mehr so einsam fühlen musst und was hast du zum Dank getan? Du hast mit mir gespielt, mit mir und meinen Gefühlen für dich hast du nur gespielt. Und ich war so naiv und habe mich von dir ausnutzen lassen.“ Tränen der Wut und Enttäuschung verschleierten ihren Blick. Vaughn konnte nur tatenlos zusehen, wie seine Freundin vor ihm zusammenbrach.

„Hat es dir wenigstens Spaß gemacht mich auszunutzen? Mich so zu hintergehen und zu beteuern, dass du mich nie verlässt… Ich…Geh nur und kehre wieder zurück aufs Festland. Du hast nie hierher gehört. Zu uns und…am wenigsten zu mir… Lass mich los, Vaughn!“

Bald darauf ließ Vaughn sie los. Kaum war Chelsea aus seinem Griff befreit, schnappte sie sich ihre Schuhe und verließ eiligst die Wohnung.

Entsetzt von der Szene, die sich soeben vor seinen Augen abgespielt hatte, wurde Vaughn das Gefühl nicht los einen weiteren fatalen Fehler begangen zu haben.



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