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Eine gegenseitige Stütze

„Nathalie! Endlich! Wir haben auf dich gewartet!“, lief Mark seiner Verlobten entgegen und zog sie bald darauf in seine Arme. „Endlich bist du wieder da! Geht´s dir gut? Die letzten zwei Tage habe ich mir Sorgen um dich gemacht.“

Eindringlich schaute Mark seine zukünftige Frau an. Diese hatte kurz gezögert, bevor sie die Umarmung ebenfalls erwiderte und war gleichzeitig überrascht, wie sehr ihr Mark gefehlt hatte. Nun betrachtete auch sie ihren zukünftigen Ehemann und es war ihr, als ob sie ihn zum ersten Mal richtig ansah. War seine Ausstrahlung schon immer so umwerfend gewesen? Und seine Hände…Wirkten die seit jeher so kräftig?

„Liebling, ist alles in Ordnung?“ Inzwischen hatte Mark seine Stirn in Falten gelegt. Das eigenartige Verhalten seiner Verlobten ließ ihn nichts Gutes ahnen. „Stimmt etwas nicht mit meinen Händen?“

„Wie? Doch, deine Hände sind wunderbar.“, antwortete Nathalie zerstreut. „Du warst heute auf den Feldern, nicht wahr? Unter deinen Fingernägeln haftet noch etwas Erde.“

„Ja, das ist normal.“ Irritiert musterte der junge Mann sie mit zusammengekniffenen Augen.

„Nathalie, muss ich mir Sorgen machen? Denn ich tu es allmählich. Ist irgendetwas vorgefallen von dem ich wissen müsste?“

„Mm, da gibt es schon etwas….“, erwiderte Nathalie zögernd. Erstmal vermied sie es ihm in die Augen zu sehen, weil sie nicht wusste, wie sie ihrem Verlobten offenbaren sollte, dass sie schwanger war und sie zur selben Zeit das Bedürfnis hatte, ihm in die Arme zu fallen, was sie auch zugleich tat. Schutz- und Haltsuchend schmiegte sie sich an seine Brust und war nicht überrascht, dass sich ihr Körper passend an seinen legte. Als wären sie wie füreinander gemacht worden.

„Liebling, was hast du?“

„Du hast mir gefehlt.“

„Ja? Das ist gut so, weil du mir auch sehr, sehr, sehr gefehlt hast.“, grinste der blonde Mann frech.

„Übertreib nicht immer so.“

„Im Gegenteil, ich untertreibe sogar. Liebling, weißt du eigentlich wie sehr ich dich lieb hab?“

„Vielleicht.“

„Vielleicht? Warum nur vielleicht? Jetzt wäre eigentlich die Stelle zu sagen, dass du es absolut weißt, weil du mich nämlich genauso sehr liebst, wenn es nicht sogar mehr ist.“

Ein Lächeln trat auf ihre Lippen. Mark wusste genau, wie er es anstellen musste, damit sie aufhörte zu stark zu grübeln, wenn ihr etwas auf der Seele lag. Es war ein Wunder, dass es auch in diesem Fall wirkte, dabei konnte er gar nicht wissen warum sie sich in seltsamer Verfassung befand. Oder etwa doch?

Abrupt beendete Nathalie die Umarmung und stieß Mark einen Meter von sich. Aufgebracht fuhr sie ihn an: „Hast du mit meiner Mutter gesprochen?“

Perplex starrte der junge Mann seine Verlobte an. „Was? Wieso sollte ich?“

„Du hast also nicht mit ihr telefoniert bevor ich herkam?“

„Nein, ich…“

„Auch nicht mit meinem Bruder?“, hakte die Pinkhaarige nach.

„Nein, Liebling. Willst du mir nicht langsam sagen, was überhaupt los ist?“

Erneut trat Mark auf seine Verlobte zu und überbrückte die minimale Distanz die zwischen ihnen lag. „Was bedrückt dich?“

„Woher…Woher weißt du, dass mich was bedrückt? Warum weißt du eigentlich immer, wenn mich was bedrückt?“

„Liebling, du zitterst ja.“

„Antworte mir!“, fuhr sie ihn an und entzog sich seinen Armen, die gerade dabei gewesen waren, sie an ihn zu ziehen. Mark seufzte.

„Nathalie, wenn dich was bedrückt dann weichst du meinem Blick aus. Dann sehe ich dir an, dass du mir etwas sagen willst oder überlegst, ob du es mir sagen willst. Zumindest vermute ich das. Anders ist es, wenn du ärgerlich oder sauer bist, dann guckst du mich oft herausfordernd an, so wie jetzt.“

Ertappt wandte sich Nathalie von ihm ab. Es rührte und ängstigte sie, dass er sie haargenau durchschaut hatte und sie allem Anschein nach so gut kannte. Die junge Frau spürte Tränen aufsteigen. Verzweifelt bemühte sie sich, diese zurückzuhalten, doch es wollte ihr nicht gelingen. Da zogen sie zwei starke Arme erneut an die Brust ihres Verlobten, wodurch es Nathalie unmöglich war ihre Tränen noch länger zurück zu halten.

„Oh, Mark! Mein Mark!“

„Es ist alles in Ordnung, Liebling. Jetzt erzähle mir doch, was mit dir los ist, okay?“

Ein heftiges Beben und Schluchzen entfuhren der junge Frau, aber sie war endlich bereit Mark alles zu erzählen.

 

                                                                                ~<>~

 

Im Haus der Ranch wunderten sich die Anwesenden schon eine ganze Weile, warum Mark mit seiner Verlobten nicht zurückkam. Während Vaughn hinters Haus verschwunden war, um mit Toto zu spielen – nicht um vor Chelseas Eltern zu fliehen – haben sich die anderen in die Küche zurückgezogen. Friedrich saß am Tisch und trank gemütlich eine Tasse schwarzen Kaffee nach der anderen, wohingegen seine Frau und Tochter dabei waren einen Kuchen für kommenden Nachmittag vorzubereiten.

„Ich frage mich, wo Mark und Nathalie solange bleiben. So weit ist es zum Haupttor nun auch wieder nicht.“

„Chelsea, wo bewahrt ihr den Mixer auf?“

„Im unteren Schrank rechts neben dir.“, antwortete die Braunhaarige, die gerade das Mehl abwog.

„Ah, da hab ich ihn. Mach dir wegen Mark und deiner Freundin keine Gedanken. Zwar brenne ich vor Ungeduld endlich meine zukünftige Schwiegertochter kennen zu lernen, aber wenn die zwei erstmal Zeit für sich alleine brauchen, gönnen wir die ihnen.“

„Keine Sorge, ich werde bestimmt nicht zu ihnen rennen und fragen, was solange dauert. Aber ein bisschen Sorgen mache ich mir schon. Nathalie war so eigenartig in den letzten Tagen gewesen. Ist das normal, dass man so kurz vor der eigenen Hochzeit Bammel kriegt?“

„Und ob! Bei mir war das genauso. Deinem guten Vater muss ich etliche Nerven gekostet haben.“

„Dem widerspreche ich nicht.“, ertönte Friedrichs Stimme hinter ihnen und tauschte einen zärtlichen Blick mit seiner Frau aus. Gerührt beobachtete Chelsea diese Szene und hoffte mit Vaughn genauso vertraut in späteren Jahren zu sein.

„Auf jeden Fall“, nahm Ellie das Gespräch wieder auf, „war ich wegen jeder Kleinigkeit an die Decke gegangen. Es ging aber auch kurz vor unserer Trauung einiges schief. Mein Kleid musste tausendmal geändert und angepasst werden, der Florist wollte ein unverschämtes Vermögen an meinem Blumenstrauß verdienen und erhöhte seine Preise um dreißig Prozent, dann wurde ein Mitarbeiter von uns krank und wir hatten große Mühe jemanden zu finden, der unsere Farm an unserem Hochzeitstag versorgte. Aber am Schlimmsten wurde es, als der Pfarrer einen Unfall hatte und sich dabei das Bein brach. Das war vielleicht ein Akt einen Ersatz zu bekommen. Glaube mir, ich war am Verzweifeln und hätte am liebsten alles hingeschmissen, aber irgendwie klappte es dann doch und wir haben einen der schönsten Tage unseres Lebens erlebt.“

Bei den letzten Worten strahlte Ellie über das ganze Gesicht und hing verträumt ihren Erinnerungen an ihrem besonderen Tag nach.

„Also, ist es normal, dass man vorher die Nerven verliert?“

„Ja, das kann passieren. Zumindest kenne ich kein Paar, das vorher keine kalten Füße kriegt, wobei ich auch der Ansicht bin, dass Frauen es intensiver erleben als ihre Männer. Die Frauen drehen durch und ihre Männer versuchen sie zu beruhigen. Das ist vollkommen normal. Auch Nathalie wird es ähnlich ergehen. Eine Hochzeit ist schon ein gewaltiger Schritt, mit dem man das Leben formal zu zweit beginnt. Du wirst es auch noch erleben, meine Tochter.“

Chelsea errötete. Natürlich hatte sie nach dieser Äußerung sofort an Vaughn gedacht.

„Nun ja, erstmal heiraten Mark und Nathalie nächste Woche. Wollen wir hoffen, dass keiner von ihnen zu kalte Füße bekommt und noch davon läuft.“

„Ha ha! Bestimmt nicht, dafür freuen sich beide zu sehr auf den Tag. Sag mal, Chelsea, wo ist eigentlich Vaughn abgeblieben?“

„Stimmt, den jungen Mann habe ich länger nicht gesehen. Seine Abwesenheit spricht nicht gerade für ihn.“, äußerte sich Friedrich.

„Das sollte dich eigentlich gar nicht wundern, Vater, so wie du Vaughn vorhin auf den Arm genommen hast.“, erwiderte Chelsea und warf ihrem Vater einen leicht strengen Blick zu. „Bitte, unterlasse das auch Zukunft. Ich möchte nicht, dass du … nun, verschrecke ihn bitte nicht zu sehr. Er bedeutet mir sehr viel.“

„Das weiß ich doch, mein kleines Mädchen.“, erhob sich ihr Vater vom Küchentisch und küsste seine Tochter liebevoll auf die Stirn. „Ich kann nur hoffen, dass er sich würdig erweist und dir nicht wehtun wird.“

„Mach dir darüber keine Sorgen.“ Entschlossen sah Chelsea ihre Eltern an. „Was Vaughn betrifft, bin ich mir vollkommen sicher, dass er der richtige für mich ist. Er würde mich niemals im Stich lassen.“

 

                                                                                          ~<>~

 

Ohne Nathalies Vorschlag in Frage zu stellen, begleitete er seine Verlobte außerhalb der Ranch entlang, wodurch sie sich dem Anblick des Haupthauses entfernten. Des Weiteren bedrängte er sie nicht. Mark entschloss sich so lange zu warten bis Nathalie von sich aus bereit war, ihm mitzuteilen, was ihr auf der Seele lag. Zwar beschlich dem jungen Mann ein ungutes Gefühl, dass es mit deren gemeinsamen Hochzeit zu tun haben könnte, aber er wollte sein bevorstehendes Glück nichts aufs Spiel und seine Verlobte unnötig drängen, weil dadurch die Wahrscheinlichkeit höher lag, dass sie dann einen endgültigen Rückzieher machen würde. Also wartete er, bis seine Freundin das Wort an ihn richtete.

Derweil war es für Nathalie ein Trost, dass ihr Verlobter sie nicht mit ungeduldigen Fragen bombardierte, was sonst eher seine Art gewesen war, wenn sie nicht auf der Stelle mit der Sprache herausgerückt war. Die Tatsache, dass das junge Paar Hand in Hand ging, tröstete sie umso mehr und irgendwann fand sie ihren Mut, um endlich mit der Sprache rauszurücken.

„Mark, ich…Ist es dir schon mal passiert, dass etwas nicht nach Plan verlaufen war?“

„Meinst du wegen meiner Arbeit?“

„Ganz gleich. In erster Linie, ob es dir überhaupt schon mal passiert ist.“

„Mm, nun ja, manchmal brauchte ich mehrere Anläufe bis etwas funktioniert hat, zum Beispiel um das richtige Material für den Bau eines Zaunes zu finden. Unser erster Zaun war nicht stabil genug gewesen. Beim ersten Windstoß wurden die Pfeiler wieder aus der Erde gerissen. Mit dem zweiten Zaun war es nicht mehr passiert und dieser hält heute noch.“

„Das meinte ich nicht.“

„Was dann?“

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich es richtig erklären kann.“ An dieser Stelle unterbrach sich Nathalie kurz, um einen kräftigen Atemzug zu machen. „Du hast eine bestimmte Vorstellung über dein Leben und willst alles erreichen und tun, was du dir vornimmst, aber manchmal da…da kommt etwas dazwischen, was du überhaupt nicht bedacht oder geplant hast…“

„Nathalie, geht es um unsere Hochzeit? Du willst doch meine Frau werden, oder etwa nicht mehr?“

„Wie? Natürlich will ich deine Frau werden, aber es hat etwas damit zu tun.“

„Brauchst du mehr Zeit? Geht es dir zu schnell? Wir können die Hochzeit gerne verschieben, wenn es dir lieber ist.“

„Ich weiß nicht, ob das besser wäre.“

„Moment mal!“ Abrupt hielt Mark im Gehen inne und baute sich vor seiner Verlobten auf. Ein zweites Mal an diesem Tag schaute er seiner Verlobten eindringlich in die Augen. „Nathalie, Liebling, worum geht es eigentlich?“

Sekunden, die Mark wie eine halbe Ewigkeit vorkamen, sahen sich beide tief in die Augen und versuchten den jeweilig anderen zu ergründen. Als Nathalie die Stille mit drei knappen Worten endlich durchbrach, war Mark derjenige, dem es die Sprache verschlagen hatte.

Ich bin schwanger.

Diese Worte standen in der Luft und ließen die Zeit für einen kurzen Moment still stehen. Ungläubig starrte er seine Verlobte an. Hatte er sie richtig verstanden? Oder wollte sie ihn auf den Arm nehmen?

Mittlerweile hielt Nathalie Marks anhaltendes Schweigen nicht mehr aus. Sie hatte es geahnt. Er wollte kein Kind mit ihr. Wieder würde sie allein sein, bloß diesmal mit einem Kind.

Ihre Augen füllten sich mir bitteren Tränen und die junge Frau spürte erneut Verzweiflung in sich aufsteigen.

„Ist das wahr?“, richtete Mark das Wort an seine Verlobte, die lediglich ein schluchzendes Nicken zustande brachte. „Wie lange schon?“

„Schnief…s-seit ungefähr d-drei Wochen.“

„Komm her.“

Überwältigt von seinen Gefühlen hob Mark Nathalie in seine Arme und wirbelte sie ein paar Mal im Kreis herum. Diese wusste gar nicht wie ihr geschah und war einfach zu verwundert, um weiter ihren trübsinnigen Gedanken nachzuhängen.

„Nathalie, nicht weinen. Das ist eine gute Nachricht.“, setzte Mark seine Verlobte wieder ab und wischte ihr die Tränen vom Gesicht. „Wir bekommen ein Kind! Zwar um einiges früher als ich angenommen hatte, aber Hauptsache wir gründen eine Familie.“

„Du willst es?“

„Aber natürlich! Absolut! Hundertprozentig! Es ist…perfekt! Hattest du Angst, dass ich dich verlassen würde?“

Auch in diesem Fall brachte Nathalie als Antwort nur ein Nicken zustande. Die ganze Situation überforderte die junge Frau ungemein.

„Liebling, ich dachte, dass hätten wir bereits hinter uns gelassen mit dem was wir schon alles erlebt haben im letzten Jahr.“

„Aber…ein Kind zu bekommen, ist etwas ganz anderes. Immerhin sind wir noch nicht miteinander verheiratet und so lange zusammen sind wir auch noch nicht. Und außerdem weiß ich nicht….weiß ich nicht, ob ich eine gute Mutter sein kann.“

„Aber ich weiß es.“, entgegnete Mark und streichelte liebevoll seiner Verlobten über die Wange. „Glaube mir. Ich sehe so viel in dir, wenn ich dich ansehe und eines der Dinge ist dies, dass du auf jeden Fall eine gute Mutter sein wirst. Solange wir zusammen bleiben, werden wir auch alles gemeinsam schaffen und hinkriegen. Bestimmt werden wir gute Eltern sein. Nein, die besten Eltern, die es jemals auf dieser Insel gegeben hat!“, rief Mark enthusiastisch aus und beugte sich zu den Lippen seiner Verlobten hinunter.

„Ich liebe dich, Nathalie. Mit dir will ich den Rest meines Lebens verbringen und noch viele weitere Kinder kriegen.“

„Ach ja? Eine große Familie?“

„Ja.“

„Du musst mir aber eines versprechen?“

„Alles, was du willst.“

„Egal wie viele Kinder wir haben werden, an erster Stelle komme ich.“

Ein glückliches Lachen drang aus Marks Kehle. „Versprochen. Du bleibst meine Nummer 1.“

„Das will ich hoffen. Und du darfst mich nie, niemals alleine lassen, hörst du?“

„Wir werden beide nie wieder alleine sein. Versprochen.“

Mit diesen Worten war auch Nathalie endgültig zufrieden. Es wäre wohl zu viel verlangt gewesen, wenn sie keine Angst mehr vor der Zukunft gehabt hätte, aber sie glaubte Mark und musste auf ihr gemeinsames Leben mit ihm vertrauen, welches hoffentlich viele, viele Jahre andauern wird.



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