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Fallender Schnee

von

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Abneigung

Glücklicherweise wird Malik nach zwei weiteren Tagen schon wieder aus dem Krankenhaus entlassen, so dass ich davon ausgehe, Ryuji nicht mehr sehen zu müssen. Wie hätte ich auch wissen sollen, dass dieser Kerl ihn sogar zuhause besuchen würde? Mehr als genervt sitze ich auf Maliks Bett und höre dabei zu, wie der Schwarzhaarige Amane und Malik von seinem Schultag erzählt.

„Muss er wirklich hier sein?“ Kaum hat Ryuji die Zimmertür hinter sich geschlossen, um kurz auf Toilette zu gehen, kommt mir diese Frage über die Lippen. Ich glaube nicht, ihn vorher schon einmal gesehen zu haben und auf einmal hängt er nur noch an Malik. Genau dieser scheint gerade so gar kein Verständnis für mich zu haben.

„Ich weiß wirklich nicht, was dein Problem mit ihm ist, aber er hat genauso ein Recht darauf hier zu sein.“ Zwar spricht Mali mit ruhiger Stimme, doch ich merke ihm durchaus an, dass er gereizt ist.

„Er hat dir den Fuß gebrochen“, erinnere ich ihn.

„Und deswegen darf es ihm nicht leidtun? Denkst du etwa er kommt her um sich daran zu erfreuen?“ Seufzend streicht er sich eine Strähne aus dem Gesicht und wird jäh von Amane unterbrochen, als er erneut den Mund öffnen will.

„Wieso kannst du Ryuji so wenig leiden? Er ist wirklich nett und dir müsste doch auch klar sein, dass das kein böser Wille von ihm war.“ Meine Schwester schaut mich durchdringend an. Gerade will ich eine nicht ganz so nette Antwort von mir geben, als sich die Tür wieder öffnet.
 

Es ist offensichtlich, auf wessen Seite die beiden stehen, so dass ich beschließe es gut sein zu lassen. Nicht dass ich ein Problem damit hätte, dieses Thema vor Ryuji weiter auszudiskutieren. Stattdessen stehe ich auf, schnappe mir meine Tasche und gehe zur Tür, durch die gerade der Schwarzhaarige hereingekommen ist. Ich bedenke ihn lediglich mit einem kühlen Blick, um ihm bloß nicht das Gefühl eines Sieges zu vermitteln, und verlasse dann Maliks Zimmer und kurz darauf auch das Haus.

Eigentlich würde ich jetzt etwas Zeit mit mir selbst verbringen, wie ich es am liebsten tue, wenn mir andere Menschen auf die Nerven gehen. Aber Amane und Malik sind nicht einfach irgendwelche Menschen, sondern meine besten Freunde seit Kindertagen und so etwas wie eine Familie für mich, wobei das bei Amane auch wirklich zutrifft.

Dass wir mal unterschiedlicher Meinung sind ist nichts ungewöhnliches, das hier jedoch kommt nahe an einen Familienstreit heran. Dass sie so für jemanden einstehen, der nicht zu unserer Gruppe gehört und den ich offensichtlich nicht leiden kann, ist einfach etwas anderes, als eine kleine Meinungsverschiedenheit. Der Gedanke, dass es vielleicht doch an mir liegt und Ryuji tatsächlich okay ist, kommt mir nur kurz in den Kopf und wird sogleich abgelehnt. Nach allem, was ich bisher von dem Schwarzhaarigen erlebt habe, ist er in erster Linie arrogant und somit unsympathisch.

Es wundert mich nicht, dass ich, als ich stehen bleibe und aufschaue, mich vor Mihos Haus wiederfinde. Anstatt zu meiner Wohnung, bin ich von der Haltestelle aus zu meiner Freundin gelaufen.
 

Etwas verwundert schaut mich das Mädchen an, als sie mir die Tür öffnet.

„Wolltest du nicht bei Malik sein?“

„Ryuji ist da“, brumme ich nur und schiebe mich an ihr vorbei in den Hausflur, wo ich mich meiner Schuhe und der Jacke entledige.

„Oh.“ Miho schließt die Tür hinter mir und mustert mich dann mit einem nachdenklichen Blick. „Du magst ihn wirklich nicht“, stellt sie mit fragendem Unterton fest.

„Natürlich nicht. Du findest ihn doch nicht etwa auch nett?“ Meine Frage bleibt unbeantwortet, allerdings bekomme ich auch keine Predigt von dem Mädchen, die mich vom Gegenteil überzeugen soll. Trotzdem kann ich in ihren Augen lesen, dass sie die gleiche Meinung wie unsere Freunde hat. Vielleicht ist es doch keine gute Idee gewesen, hierher zu kommen. Schlecht gelaunt folge ich Miho nach oben in ihr Zimmer.
 

„Was ist passiert?“ Besorgt schaut mich das Mädchen an, nachdem sie sich auf ihren Stuhl gesetzt hat. Ich habe es mir auf ihrem Bett gemütlich gemacht.

„Es nervt mich, dass der Kerl dauernd bei Malik rumhängt, und dass ich scheinbar der einzige bin, den das stört“, teile ich meiner Freundin überraschend bereitwillig mit. Eigentlich bin ich niemand der so einfach seine Gedanken mitteilt, umso mehr wundert es mich, wie leicht es mir nun über die Lippen kommt.

„Ich weiß ja, dass ihr schon immer Freunde seid, aber es war sicher keine Absicht von Ryuji, Malik so zu verletzen. Kannst du ihm nicht verzeihen?“ Wenn es nur so einfach wäre. Langsam bekomme ich wirklich das Gefühl, dass es gar nicht mehr daran liegt, dass er Malik verletzt hat. Ich kann diesen Kerl einfach nicht ausstehen.

„Er nervt mich einfach nur.“ Mein Blick schweift zu dem Zimmerfenster. Draußen dämmert es bereits und es sieht zudem sehr windig aus.

„Hattest du Streit mit Malik?“ Ihre Frage kommt so unerwartet, dass ich sie einfach nur anstarre. Diese Reaktion scheint ihr schon als Antwort zu reichen, da sie sogleich weiter fragt. „Es ist aber nichts schlimmes?“
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der ich überlege, ob ich tatsächlich darüber reden mag, schüttele ich schließlich den Kopf.

„Die beiden sind so hartnäckig, was Ryuji angeht. Das ist eigentlich gar nicht ihre Art.“ Zwar versuchen sie hin und wieder mal, mich mit jemanden bekannt zu machen, immerhin war das auch bei Miho der Fall gewesen, aber wenn ich jemanden nicht nur uninteressant, sondern auch noch unangenehm finde, dann lassen sie es gut sein. Immerhin ist Malik auch so nett, mich größtenteils von seinen anderen Freunden, beziehungsweise diese von mir, fernzuhalten.

„Soll ich mal mit ihnen reden?“, schlägt Miho mit einem derart freundlichen Lächeln vor, dass ich kurz tatsächlich versucht bin zu nicken. Dann aber schüttele ich doch den Kopf.

„Ist schon gut. Ich werde das mit Malik klären, wenn wir mal alleine sind.“ Falls das in nächster Zeit vorkommen wird und ich Lust dazu habe. Solche Gespräche sind wirklich nichts für mich, vor allem nicht bei einem solch lächerlichem Thema.

„Okay.“ Miho nickt kurz und schaut mich dann an, als würde sie angestrengt nach passenden Worten suchen.
 

„Kann ich heute Nacht hier pennen?“ Meine Frage überrascht mich selbst etwas, aber scheinbar nicht so sehr, wie das Mädchen.

„Ähm, klar... denke ich.“ Sie sieht nicht wirklich überzeugt aus.

„Ich kann auch nachhause gehen.“ Überhaupt gibt es keinen wirklichen Grund, warum ich nicht dort schlafen sollte. Eigentlich ist es sogar eher lächerlich, als ob ich wegen so einer Kleinigkeit auf einmal nicht mehr in die Wohnung zu Amane zurück will.

„Nein, ich habe kein Problem damit, aber ich weiß nicht, was meine Eltern dazu sagen.“ Fragend ziehe ich eine Augenbraue hoch. Da ich mit meiner Schwester alleine wohne kenne ich solche Probleme nicht und vergesse gerne mal, dass andere Jugendliche davon betroffen sind.

„Ein Problem? Mit mir?“ Mit meiner Hand vollführe ich eine Geste, mit der ich auf mich selbst deute, so als gäbe es rein gar nichts an mir auszusetzen.

„Weil du ein Junge bist“, erklärt sie mir mit leiser Stimme, was sich meine zweite Augenbraue zu der Erhobenen gesellen lässt.

„Ich werde sicher nicht über dich herfallen“, gebe ich trocken von mir. Miho zuckt nur mit den Schultern.
 

Letztendlich darf ich wirklich nicht bei Miho übernachten. Allerdings nicht, weil ich ein Junge bin, zumindest nicht in erster Linie, sondern weil es mitten in der Woche ist. Ich störe mich nicht weiter an der Engstirnigkeit ihrer Eltern und versichere dem Mädchen noch mindestens zweimal, dass das kein Problem ist. Ist es wirklich nicht.

Zumindest denke ich das, bis ich an meiner Wohnung ankomme. Es ist schon spät und dementsprechend kalt draußen geworden. Mehr als erleichtert trete ich in den warmen Wohnungsflur ein und werde sogleich von einer missmutig dreinblickenden Amane begrüßt, die ihren Kopf aus dem Wohnzimmer streckt. Sofort wird mir klar, dass sie keinen netten Plausch im Sinn hat.

„Wo warst du?“ Sie sieht nicht besorgt aus und es würde mich wundern, wenn sie auf einmal damit anfangen würde. Bisher hat sie sich seltenst daran gestört, wenn ich mal längere Zeit weg war, auch ohne ihr bescheid zu geben. Das Ganze klingt eher wie ein Vorwurf.

„Miho“, gebe ich kurz schulterzuckend zurück, während ich meinen Mantel ausziehe.

„Ryuji war echt geknickt, als du einfach so gegangen bist.“

„Gut“, knurre ich nur und zweifle stark an, dass ihre Worte der Wahrheit entsprechen.

„Und Malik auch“, redet das Mädchen weiter. Ich werfe ihr einfach nur einen überaus genervten Blick zu und verschwinde dann in meinem Zimmer. Heute will ich wirklich nicht noch mehr über Ryuji reden müssen.
 

„Willst du Malik jetzt gar nicht mehr besuchen?“ Es ist Samstagmorgen. Amane macht sich gerade bereit um unseren Freund zu besuchen. Sie lässt wirklich keinen Tag aus. Gestern hat sie es wortlos hingenommen, dass ich hiergeblieben bin, einen weiteren Tag scheint sie dies jedoch nicht dulden zu können.

„Doch“, gebe ich von mir und schenke der Müslischüssel vor mir meine volle Aufmerksamkeit. Malik ist immerhin mein bester Freund, und auch wenn ich nicht verstehe, warum mich die beiden so hartnäckig an Ryuji gewöhnen wollen, muss Amane doch klar sein, dass mein Unwille nur von der Anwesenheit des Schwarzhaarigen her zeugt.

„Wieso magst du Ryuji nicht?“ Meine Schwester klingt in keinster Weise vorwurfsvoll, was auch der einzige Grund ist, dass ich überhaupt antworte.

„Ich mag kaum jemanden.“ Gut, die meisten Leute sind mir einfach egal, weil sie langweilig sind, im Endeffekt läuft das aber aufs Gleiche hinaus. Doch Amane scheint anderer Ansicht zu sein, wie mir ihr bohrender Blick verrät. „Er ist... einfach unsympathisch.“ Ich habe ihn erst fünfmal getroffen und nie wirklich direkt mit ihm gesprochen, trotzdem reicht mir das, um den Jungen nicht leiden zu können. Die Art und Weise wie er mit Amane und Miho redet, wie er irgendwelche Insider mit Malik teilt und mich höchstens mal mit einem herablassenden Grinsen bedenkt. Vielleicht bin ich neidisch, trotzdem ist das Grund genug ihn unsympathisch zu finden.
 

„Jetzt hab dich nicht so. Er ist wirklich sehr-“

„Sag mir nicht wieder, wie nett und toll er ist.“ Mit einem klirrenden Geräusch lasse ich meinen Löffel in die Schüssel fallen. „Warum seid ihr dieses mal nur so stur, das macht ihr doch sonst nicht? Ich mag ihn nicht, was ist so schwer daran zu verstehen?“

„Ach ja? Du bist doch der Sture hier.“ Nun hat Amane ebenfalls einen Großteil ihrer Gelassenheit verloren, einen Zustand in dem ich sie schon lange nicht mehr erlebt habe. „Du kannst ihn doch nur nicht leiden, weil du denkst Malik beschützen zu müssen.“ Obwohl sie noch nicht so aussieht als wäre sie fertig, spricht meine Schwester nicht weiter, als ich aufstehe. Bemüht, wieder etwas ruhiger zu werden, verlasse ich die Küche, um mir meine Straßenschuhe anzuziehen. Das Mädchen folgt mir sogleich.

„Wo willst du hin?“ Ihr zweifelnder Blick ist vollkommen angebracht. Mit ihren Vorwürfen hat sie mich gewiss nicht dazu überredet, mich nun doch in Ryujis Gegenwart zu begeben.

„Zu Miho.“ Gerade empfinde ich den Gedanken, wo anderes zu übernachten, als doch sehr angenehm, und da Wochenende ist, werden ihre Eltern wohl auch nichts dagegen haben. Hoffentlich ist sie noch zuhause und nicht bereits auf dem Weg zu Malik. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie den Jungen am Wochenende ebenfalls besuchen will.

Ohne eine Reaktion von Amane abzuwarten, werfe ich mir meinen Mantel über die Schulter und verlasse die Wohnung.
 

Kaum habe ich an der Haustür geklingelt, wird diese bereits von Miho geöffnet. Das Mädchen wirft mir einen derart besorgten Blick zu, dass ich mir fast sicher bin, dass Amane bei ihm angerufen hat.

„Ähm... Du willst nicht darüber reden?“ Ihre leise Frage durchbricht die Stille, die sich ausgebreitet hat, nachdem wir uns in ihr Zimmer zurückgezogen haben. Ich schüttele nur den Kopf und bin zum ersten Mal wirklich froh über Mihos Feingefühl.

Sie nickt nur kurz und verschwindet dann wider aus ihrem Zimmer. Fragend schaue ich die Zimmertür an, die sie einen Spalt weit hat offenstehen lassen und denke darüber nach, was das Mädchen nun schon wieder vorhat. Sie ist länger weg, als ich erwartet habe, so dass ich es mir schließlich auf ihrem Bett gemütlich mache, bis die leisen Schritte auf der Treppe ihre Rückkehr ankündigen.

„Tut mir leid... Meine Eltern“, entschuldigt sich Miho schnell, als sie das Zimmer wieder betritt und die Tür hinter sich schließt. „Heute kannst du hier schlafen, wenn du willst.“

„Oh“, gebe ich etwas überrumpelt von mir. „Danke. Aber wolltest du nicht auch zu Malik?“ Nicht, dass ich sie jetzt noch gehen lassen würde. Aber sie ist so nett, dass ich einfach fragen muss.

„Du bist doch auch mein Freund.“ Ihr breites Lächeln macht meinen bisher miesen Tag wieder etwas besser. Und erst als sie die flachen Packungen neben mir aufs Bett legt, fällt mir auf, dass sie überhaupt etwas in der Hand gehalten hat.
 

Schokolade?“, frage ich, nachdem mein Blick kurz über diese geschweift ist.

„Na ja, ich will nicht, dass du so schlecht gelaunt bist.“ Mein fragender Blick richtet sich sogleich auf das Mädchen. Ich verstehe nicht so recht, worauf sie hinaus will. „Schokolade lässt einen immer gleich viel besser drauf sein“, erklärt sie mir lächelnd und setzt sich dann zu mir aufs Bett. Zweifelnd schaue ich wieder zu den Päckchen.

„Sicher?“ Ehrlich gesagt kann ich nicht glauben, dass ein paar Süßigkeiten eine solche Wirkung haben sollen. Miho kichert kurz.

„Na klar.“ Ohne zu zögern schnappt sie sich eines der Päckchen, um es zu öffnen.

„Es ist nicht mal Mittag.“ Und gefrühstückt habe ich auch nicht wirklich, ergänze ich im Kopf.

„Oh? Ich hätte nicht gedacht, dass du so ein anständiger Junge bist.“ Sie grinst mich so breit an, dass ich wirklich kurz an mir selbst zweifel und schließlich das Schokoladenstück nehme, das Miho mir hinhält.

„Ich will nur nicht zunehmen“, grummel ich leise und halb scherzend, ehe ich das erste Stück esse.

Innerhalb einer halben Stunde essen wir die erste Tafel, wonach es mir tatsächlich besser geht. Allerdings liegt das weniger an dem süßen Zeug, als an der Tatsache, dass Miho einfach unglaublich gut daran ist, einen aufzuheitern.
 

„Willst du jetzt den ganzen Tag Schokolade essen?“ Mein Blick ruht auf den zwei Päckchen, die noch zwischen uns liegen. Miho hat es sich mittlerweile ebenfalls bequem auf ihrem Bett gemacht und endet gerade mit der Erzählung einer lustigen Geschichte aus ihrem letzten Familienurlaub.

„Hast du etwas besseres vor?“ Ich werde das Gefühl nicht los, dass sie meine Anwesenheit einfach als Anlass nutzt mal wieder besonders viel Schokolade zu essen.

„Wir könnten... etwas anderes essen?“, schlage ich zögerlich vor. Wirklich hungrig bin ich nicht, jedoch bin ich mir sicher, dass es mir mein Magen später danken wird. Mihos Blick schweift kurz zu ihrer Uhr.

„Wenn du dich noch eine Stunde gedulden kannst, dann gibt es Mittagessen.“

„Mit deinen Eltern?“ Etwas, worauf ich nun wirklich keine Lust habe.

„Mit meiner Mutter. Aber sie ist total nett, wirklich. Und wenn du schon hier schläfst, sollte sie dich dann nicht auch kennenlernen?“ Ich verkneife mir meine Antwort und nicke nur. Bisher bin ich Mihos Eltern erfolgreich aus dem Weg gegangen. Natürlich haben sie mich schon das ein oder andere Mal gesehen, das war es dann aber auch schon. Immerhin muss ich sie nicht beeindrucken.
 

Das Mittagessen ist nicht nur super lecker, sondern auch zwischenmenschlich vollkommen in Ordnung. Mihos Mutter stellt zwar ein paar Fragen, über meine Interessen und wie ich ihre Tochter habe kennengelernt. Als sie erfährt, dass der Auslöser für unsere Freundschaft die Trüffeljagd gewesen ist, auf die sie ihre Tochter mitgenommen hat, scheint die Frau ungewöhnlich stolz auf sich zu sein. Nachdem ich Miho und ihre Mutter zusammen erlebt habe, bin ich fast etwas traurig darüber, dass ich meine Mutter so gut wie nie sehe.

„Wie wär's mit einem Nachtisch?“, fragt mich das Mädchen, als wir gerade wieder zur Treppe gehen.

„Noch mehr Schokolade?“ Eigentlich bin ich pappsatt und auch nicht mehr ansatzweise so schlecht gelaunt wie heute morgen.

„Natürlich.“ Freudig wirft sie sich wieder auf ihr Bett und schaut dann mit einem so nachdenklichen Blick zu mir auf, dass ich sofort nichts Gutes erwarte. „Wenn du darüber reden willst, dann...“ Ich nicke nur kurz, setze mich auch wieder und greife dann nach dem nächsten Päckchen. Gerade will ich nicht einmal darüber nachdenken.
 

„Willst du etwa alles alleine essen?“, beschwert sich Miho, als ich keinerlei Anstalten mache, die neue Tafel mit ihr zu teilen.

„Was, geht es dir etwa auch schlecht?“ Sie verzieht ihr Gesicht, was mich unweigerlich grinsen lässt.

„Das ist nicht fair“, beschwert sie sich und versucht, mir die Schokolade aus der Hand zu schnappen. Mit einer schnellen Bewegung weiche ich ihrem Griff aus, so dass sie neben mir auf dem Bett landet. „Willst du etwa ganz alleine dick werden?“ Mit schmollenden Blick richtet sich Miho wieder auf, was mich nur noch breiter grinsen lässt.

„Aber gib mir später nicht die Schuld daran.“ Mit diesen Worten gebe ich ihr die verbliebene Tafel zurück, was ihr ein breites Lächeln entlockt.

„Ich finde es toll, dass du hier bist.“ Für einen kurzen Moment glaube ich, etwas trauriges in ihrem Blick zu erkennen, und ich kann nicht anders, als sie zu mir in eine Umarmung zu ziehen. Miho zu sagen, dass ich froh bin, bei ihr sein zu können, ist nichts, was so einfach über meine Lippen kommt.



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