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Kirschblütenzauber

Harry | Hermine
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Anmerkung:
Das Genre Gen bezieht sich auf ein paar romantische Andeutungen zwischen eigenen Charakteren und evtl. Ron Weasley x eigener Charakter (Letzteres ist noch eine Beta-Version). Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Anmerkung:
Ich hab keinen Beta und versucht, alle Fehler zu finden -.- Kommasetzung müsste einigermaßen gut sein *-* :D Wer Fehler findet oder Kritik für mich über hat, kann mir das gerne schreiben :]
LG Sas-_- Komplett anzeigen

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Wer die Wahl hat ...

Harry drehte irritiert die Flyer in den Händen, welche Professor McGonagall dem Haus Gryffindor gerade ausgeteilt hatte.

"Eine andere Zaubererschule zu besuchen wird bestimmt sehr interessant!", sagte Hermine und las in Höchstgeschwindigkeit die Informationsblätter durch.

Harry wusste nicht so recht was er von der Sache halten sollte. War nicht Sirius Black hinter ihm her? Wäre es nicht vielleicht gefährlich, ausgerechnet jetzt Hogwarts zu verlassen?

Ron verzog missbilligend das Gesicht. "Wozu soll das gut sein?!"

Seine Kameradin Hermine sah ihn finster an, und Ron und Harry wussten – jetzt kam eine Standpauke, wie sie ihnen sonst nur McGonagall verpasste. "Ronald Weasley, Beziehungen zwischen Zauberern und Hexen aus dem Ausland zu knüpfen und zu pflegen ist eine sehr wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe! Wir können uns glücklich schätzen, dass man uns diese Möglichkeit überhaupt gibt!"

"Schön, ich wertschätze es!", maulte Ron und stopfte weiter Pfannkuchen hin sich hinein.

Es war früh am Morgen, Ende Januar; Harry und seine Freunde waren erst vor einer halben Stunde in der Großen Halle angekommen, als ihre Hauslehrerin ihnen mitteilte, dass sie dieses Jahr die einmalige Möglichkeit hätten, eine Schule aus einem anderen Land besuchen zu können.

Hermine trug ihren Namen in eine der Listen ein, die gerade an allen Tischen der Hogwarts-Häuser ihre Runden machten. "Ich mache das auf jeden Fall! Hoffentlich werde ich auch ausgewählt!"

Natürlich konnte nicht jeder Schüler, der unbedingt wollte, einen Monat in einer anderen Schule verbringen. Ein Losverfahren sollte entscheiden, wer gehen durfte und wer nicht. Man hatte auch die Möglichkeit, die Schule anzukreuzen die man gerne besuchen würde, aber ob man dann auch diese Schule zu Gesicht bekam, nun, das kam darauf an wie ausgelastet sie war.

Es gab sieben Schulen zur Auswahl – Beauxbatons, Durmstrang, Ilvermony, Uagadou, Castelobruxo und Mahoutokoro.

Harry überlegte hin und her. Irgendwie war es schon interessant, aber er war gerne in Hogwarts und musste nicht unbedingt eine andere Schule kennenlernen.

Was Ron von der Sache hielt, war deutlich zu erkennen. Nichts. Er machte sich über sein Frühstück her und schien sich nicht weiter dafür zu interessieren.

Harry traf schließlich eine Entscheidung. "Also ... okay, ich mach mit. Es ist kein Beinbruch, wenn ich nicht ausgewählt werde, darum –"

"Du bist der Junge, der überlebt hat, Harry. Wir sind uns sicher – du bist auch der Junge, der eine andere Schule besuchen wird", meinte Fred Weasley, George zwinkerte Harry verschwörerisch zu.

Hermine nickte. "Da ist was dran. Ich bin mir sicher, dass du darfst, wenn du möchtest. Du bist praktisch das Aushängeschild von Hogwarts."

"Ja, schön. Aber ich will nicht alleine! Was ist, wenn du nicht ausgewählt wirst?!"

"Oder ich, aber wenigstens könnte es jetzt sein, dass einer von uns beiden mit dir mit darf. Oder sogar wir beide." Ron hatte sich die Liste geschnappt und seinen Namen in krakeliger Schrift hinein geschmiert.

Hermine musterte ihren Freund argwöhnisch, während sie sich Kürbissaft eingoss. "Ich dachte, du interessiert dich nicht dafür und findest das unnötig?"

"Wenn Harry geht, gehe ich auch", sagte Ron und zuckte mit den Schultern.

Harry bekam als nächster die Liste. "Hermine, welche Schule hast du eigentlich ausgewählt?"

"Mahoutokoro, die japanische Schule."

"Gut und warum ausgerechnet die?", wollte Ron, noch immer essend, wissen.

Hermine setzte ihren Becher ab und holte tief Luft. "Sie ist eine der ältesten Schulen überhaupt, außerdem hat Japan eine sehr reiche Kultur. Sie ist etwas ganz anderes, als zum Beispiel Beauxbatons. Sie hat nichts mit dem europäischen Raum zu tun, versteht ihr?"

Harry nickte, er konnte es gut nachvollziehen, Ron offenbar eher weniger, dennoch hatte er, wie Harry jetzt sah, ebenfalls Mahoutokoro angekreuzt.

"Fred, George, was ist eigentlich mit euch, kein Interesse?", fragte Ron seine beiden Brüder.

Fred erklärte: "Interessant wäre es ja schon, aber die Fünftklässler und Siebtklässler dürfen wegen den Prüfungen nicht mit."

"Ja, wir müssen leider passen, viel Glück euch drei!", fügte George hin zu, ehe sich die beiden aus dem Staub machten.

Percy, der wachend über seine Schüler blickte, ergriff ebenfalls das Wort: "Und ich kann natürlich auch nicht, da ich meinen Abschluss mache, außerdem bin ich Schulsprecher! Mein Posten ist zu verantwortungsvoll, als dass ich –"

"Ja, ja, langweil uns nicht mit Details!", murmelte Ron in seine Pfannkuchenreste hinein, während Harry sein Grinsen überspielte, indem er von seinem Orangensaft trank.

Hermine leerte hastig ihren Teller, ehe sie aufsprang.

"Wohin so eilig?", wollte Harry verwundert wissen.

"In die Bibliothek, natürlich! Ich muss so viel über Mahoutokoro lesen wie nur irgend möglich!", sagte Hermine und packte hastig ihre Tasche.

Percy erinnerte sich allerdings daran, dass es gut möglich wäre, dass sie auch eine andere Schule besuchen könnte.

"Stimmt, ich suche Bücher zu jeder Schule heraus! Ich muss los, wir sehen uns im Unterricht!"

Harry und Ron wünschten ihr gutes Gelingen und aßen weiter ihr Frühstück auf. Währenddessen gingen Harrys Gedanken auf Wanderschaft – eine andere Schule und dazu noch eine ganz andere Kultur als er sie kannte. Er hätte gerne Beauxbatons genommen, einfach in der Hoffnung, sich wenigstens nicht bei so einfachen Sachen – wie Begrüßung – zu blamieren.

Sturmschwalben

Harry steckte sich gerade seinen Löffel in den Mund, als Professor McGonagall neben ihm auftauchte. "Mr Potter, ich möchte Ihnen mitteilen, dass es Ihnen gestattet sein wird, die Schule Mahoutokoro zu besuchen. Sie werden nächste Woche abreisen, also erwarte ich von Ihnen, dass Sie sich ausreichend darauf vorbereiten werden."

Harry hatte zwar geahnt, dass er eine fremde Schule würden besuchen können, wegen Sirius Black aber nicht wirklich damit gerechnet. Er hatte noch seinen Löffel im Mund, als er seiner Hauslehrerin antworten wollte. "Hlähh ..."

"War das ein Ausdruck von Freude, Mr Potter?"

"Ähem, ja, auch! Und ... Ron und Hermine?", fragte Harry hoffnungsvoll, der sich gerade panisch mit dem Gedanken auseinandersetzte, mit irgendwelchen – ihm vielleicht fremden Mitschülern – in eine noch fremdere Schule reisen zu müssen.

"Ms Granger wird Sie begleiten", erlöste McGonagall Harry.

Hermine machte keinen Hehl aus ihrer Freude und erzählte es sofort jedem am Gryffindor-Tisch, der es hören wollte, aber auch denjenigen die es nicht hören wollten. Abgesehen davon, dass niemand taub war und es ohnehin alle in näherer Umgebung mitbekommen hatten.

Harry kam von dem Gedanken Black nicht ganz los, weshalb er lieber nachfragte: "Also, wegen Sirius Black –"

"Japan ist sehr weit weg und so weit wir wissen, hält Black sich offenbar noch in England auf. Zudem ist Mahoutokoro eine sehr gut bewachte Schule. Sie werden dort genauso sicher sein wie in Hogwarts", beruhigte sie ihren Schüler, der daraufhin verständig nickte.

Ron, der bis dahin dem Tumult eher schweigend beigewohnt hatte, fragte McGonagall, wie es denn um seine Anwärterschaft stünde.

McGonagall sah ihn kopfschüttelnd an. "Tut mir ehrlich leid, aber Sie wurden nicht ausgewählt, Mr Weasley."

"Oh, wow! Wieso?!", wollte Ron erschrocken wissen.

"Weil wir den Eindruck hatten, dass Sie Hogwarts gar nicht verlassen möchten."

Ron sackte in sich zusammen und stierte missmutig seinen Teller an. Das mochte zwar zutreffen, aber er wäre liebend gern mit Harry und Hermine nach Mahou- irgendwas gereist. Hauptsache, sie drei konnten zusammen bleiben. Aber daraus würde jetzt wohl nichts mehr werden.

"Tut mir Leid, Weasley. Mit etwas weniger Ablenkung, können Sie sich ja dafür intensiver dem Verwandlungsunterricht zuwenden", sagte McGonagall, ehe sie sich auf den Weg zu anderen Gryffindors machte, um ihnen mitzuteilen, ob sie die Reise antreten durften und wenn ja, wohin.

"Ron ..." Hermine sah ihren Freund mitleidig an.

Dass er nicht mit konnte, dämpfte ihre Freude zusehends. Harry fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, einen Monat fort zu sein und das ohne seinem besten Freund.

Ron hackte mit seiner Gabel zornig auf seine Würstchen ein. "Schon gut. McGonagall hat ja recht, ich wollt ja nicht so unbedingt da hin, jedenfalls nicht so wie Hermine, also ist es nur fair, dass sie gehen kann."

"Wir wollten aber, dass du da bei bist!", sagte Harry und sah seinen Freund eindringlich an.

Der verdrossene Rotschopf blickte auf und lächelte bitter. "Bin ich aber nicht!" Er schob den Teller mit einem Ruck von sich, schnappte sich seine Tasche und machte, dass er aus der Großen Halle kam.

"Ron!" Harry sprang auf und hetzte seinem Freund hinter her. "Ich kann immer noch Nein sagen!"

"Harry!" Jetzt war es Hermine, die erbost war.

Ron drehte sich unterm Laufen um. "Macht euch bloß keine Umstände! Ihr werdet wunderbar ohne mich klar kommen!"

Harry verlangsamte sein Lauftempo und blieb schließlich verzweifelt stehen. Er verstand ja, dass Ron sauer war, weil er nicht dabei sein konnte, aber es lag ja nicht in Harrys Hand, etwas daran zu ändern.

Hermine kam neben ihrem Freund ebenfalls zum Stehen. "Er wird sich beruhigen. Wir werden Briefe schreiben, es ist ja nur ein Monat. Du kennst doch Ron", beschwichtigte sie Harry, der traurig nickte.
 

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Harry saß wartend auf seinem Koffer. Er hockte im Gemeinschaftsraum der Gryffindors und las sich noch einmal den Flyer über die Schule Mahoutokoro durch.

Abgesehen von Harry und Hermine, sollten noch drei weitere Schüler mit ihnen kommen, jedoch gehörten sie dem Häusern Hufflepuff, Ravenclaw und Slytherin an. Wenn Harry sich richitig erinnert, dann müssten es Susan Bones aus Hufflepuff, Morag McDougal aus Ravenclaw und Theodore Nott aus Slytherin sein, die mit von der Partie waren.

"Ich bin so weit!", sagte Hermine und ließ ihren Koffer neben Harry zu Boden sinken.

Harry nickte. "Prima. Wo ist Ron?"

Hermine schüttelte seufzend den Kopf. "Keine Ahnung, ich hab ihn, seit dem Frühstück heute morgen, nicht mehr gesehen."

"Ich wollte mich nur von ihm verabschieden ..."

"Vielleicht es besser so, du weißt ja wie er sein kann", erinnerte Hermine ihren Freund mit schmerzhaftem Lächeln.

Harry seufzte nur, gemeinsam machte er sich mit Hermine auf dem Weg nach unten.
 

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"Um die Reise zu vereinfachen, werden Sie alle mit einem Portschüssel in die Nähe der Schule abgesetzt. Ich werde Sie bis dahin begleiten, danach kehre ich mit Schülern aus Mahoutokoro nach Hogwarts zurück. Ihre Koffer lassen Sie bitte einfach hier, die werden extra zur Schule gebracht. Noch irgendwelche Fragen?", beendete Professor McGonagall ihre Ansprache vor dem Ausgang Hogwarts' und blickte die fünf Schüler fragend an, die heute abreisen würden.

Die Tore Hogwarts' waren geöffnet und es war ein angenehmer Frühlingstag. Es war nun Anfang März. Harry musste zugeben, dass er doch etwas nervös war. Portschlüssel? Was zum Henker war ein Portschüssel?!

"Gut, da es keine weiteren Fragen mehr zu geben scheint, werden wir jetzt los gehen", meinte McGonagall und führte ihre kleine Gruppe nach draußen.

Der Himmel war strahlend blau und nur hier und da bedeckten ihn weiße Wolken. Die Bäume grünten allmählich wieder und auch das Gras kehrte zu alter Frische zurück.

Harry flüsterte leise zu Hermine: "Was ist ein Portschlüssel?! Ich meine, was muss ich machen?"

Hermine seufzte. "Du solltest wirklich mehr Lesen, Harry."

"Irgendwann mal, bekomm ich jetzt eine Erklärung, oder nicht?"

"Schon gut! Ein Portschlüssel ist ein Gegenstand, der einen oder mehrere Personen sozusagen an einen bestimmten Ort zaubert –"

"So als würde man teleportiert werden?", fragte Harry neugierig nach.

"Ja, so in der Art. Wir berühren also einen Gegenstand, es kann wirklich alles sein, und der bringt uns dann nach Mahoutokoro."

"Cool!"

"Fast, es soll etwas unangenehm sein, damit zu reisen", sagte Hermine und lächelte entschuldigend.

"Oh ... es ... ist trotzdem cool", meinte Harry und zuckte mit den Schultern.

Professor McGonagall blieb bereits nach wenigen Metern stehen und deutete mit ihrem Zauberstab auf ein Stück Tuch, das auf einer niedrigen Mauer lag. "Das ist der Portschlüssel. Wenn wir ihn alle berühren, geht die Reise los. Sie müssen bei der Reise keine Angst haben, Ihre Hände kleben förmlich daran und Sie werden nicht verloren gehen. Wenn Sie ein unangenehmes Ziehen in ihrem Bauchnabel fühlen, dann bedeutet das, dass wir angekommen sind. Sind Sie alle so weit? Gut, dann wollen wir mal ..."

McGonagall berührte als erste den Portschlüssel, dann zog ein Schüler nach dem anderen nach, wobei Harry das dumpfe Gefühl hatte, Nott lege Wert darauf, nicht direkt neben Hermine stehen zu müssen.

Susan Bones war die letzte, die ihre leicht zitternde Hand auf das Tuch legte und somit die Reise ins Rollen brachte.

Sofort verlore Harry den Boden unter den Füßen und hatte das Gefühl, als zerre ihn etwas an seinem Bauchnabel mit sich. Er wirbelte durch eine Farbspirale und dachte für einen kurzen Moment, er sei in ein viel zu schnell fahrendes Karussell geraten. Er sah neben sich seine Mitschüler fliegen, deren Hände genauso fest am Tuch klebten wie seine eigene. Gerade, als Harry überzeugt war, dass er sich gleich übergeben müsste, war der Horror auch schon vorbei. Er landete hart auf dem Boden, neben ihm ging Hermine in die Knie und Theodore Nott hatte die Ehre, direkt auf sie zu stürzen. Sofort rappelte er sich wieder auf und stolperte schwankend von ihr fort.

"Ich hab nicht die Pest!", giftete Hermine ihn würgend an.

Nott antwortete nicht und kehrte ihr den Rücken zu.

Harry richtete sich wieder auf und sah sich neugierig um. Sie befanden sich an einer felsigen Küste, die zu einer kleinen Insel gehörte. Sie waren am Vormittag aufgebrochen, doch hier schien es jetzt Abend zu sein. Die Sonne war schon fast vollständig untergegangen und Nebelschwaden waberten lautlos über das Meer, das sich hinter Harry ins unendliche ausbreitete. Die Luft roch salzig, aber angenehm. Vor Harry ragte ein großer Berg in die Höhe, der sich ebenfalls in dichtem Nebel verlor.

Hermine strich sich ihre Haare aus dem Gesicht und sah sich genauso neugierig und fasziniert um wie Harry. "Dieser Berg da müsste ein Vulkan sein. Die Muggel in Japan glauben, dass er unbewohnt ist."

"So ist es, Ms Granger. Da Sie noch nicht in Mahoutokoro sind, fühle ich mich gar nicht schlecht, Ihnen für dieses Wissen fünf Punkte zuzusprechen", sagte McGonagall lächelnd, ehe sie sich umwandte. "Gut, es müsste uns ein Professor von ... Ah, da ist er ja auch schon!"

Harry folgte McGonagalls Blick und konnte in der Ferne eine Person ausmachen, die auf einem Besen in ihre Richtung flog. Der Jemand war in einem langen, schwarzen Umhang gekleidet. Nach und nach konnte Harry erkennen, dass es sich um einen Mann handelte, der sich langsam aus dem Nebel schälte, während er auf sie zu schoss. Er hatte lange, schwarze Haare, die er sich zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden hatte und die typisch mandelförmigen, dunkelbraunen Augen.

Als der Fremde sie schon fast erreicht hatte, bremste er elegant ab, kam auf dem Boden auf und lief die letzten Meter zu Harrys Gruppe. Er war ein gutes Stück größer, als Harry erwartet hatte, er dachte, dass Japaner in der Regel etwas klein geraten wären. Dieser Mann, allerdings, hatte dennoch eine Körpergröße von mindesten 1, 80 Meter. Sein Gesicht wirkte erst ausdruckslos und verschlossen, ehe sich ein breites, freundliches Lächeln darauf ausbreitete, als er sich den Schülern näher kam.

"Professor Hamada, nehme ich an? Ich bin Professor McGonagall", stellte Harrys Hauslehrerin sich vor.

Der japanische Professor streckte, zu Harrys Überraschung, ihr die Hand entgegen und schüttelte sie.

"Richtig, ich bin Hamada. Und das sind Ihre Schüler?" Diese Frage klang allerdings viel mehr nach einer Feststellung, als Hamada seinen Blick freundlich über die fünf Ankömmlinge gleiten ließ.

Harry war froh, dass der Mann so gut Englisch sprach; er hatte schon die Befürchtung gehabt, sich in Mahoutokoro mit Händen und Füßen verständigen zu müssen.

"In wenigen Sekunden kommen meine Schüler an!", erklärte Hamada und blickte gen Himmel, der grau und wolkenverhangen war.

Harry und seine Klassenkameraden schauten ebenfalls verwirrt nach oben. Womit würden die Schüler ankommen? Mit Besen? Es musste ein Transportmittel sein mit dem man fliegen konnte, da war sich Harry sicher.

Er kniff die Augen zusammen und schob seine Brille den Nasenrücken hoch, als er – hoch über sich – nach und nach dunkle Silhouetten erkennen konnte. Doch noch erriet Harry nicht, was sie sein könnten. Als die dunklen Gestalten zum Sinkflug übergingen, sah Harry, dass es sich um sehr große Vögel handelte. Auf jedem Vogel saßen jeweils zwei Schüler.

"Wow, sind die riesig!", flüsterte Harry Hermine zu.

"Das hatte ich dir doch gestern noch erzählt. Junge Schüler erreichen die Schule mit Hilfe von riesigen Sturmschwalben."

"Weiß ich doch!"

Hermine rollte mit den Augen. "Du hast es vergessen, ich weiß, dass du es hast!"

Die Sturmschwalben näherten sich dem Boden, ihre mächtigen Schwingen peitschten das Meer auf; der heftige Wind zerzauste Harrys ohnehin zerzaustes Haar sogar noch mehr, ehe die mächtigen Vögel auf dem Boden aufkamen. Dann streckten sie einen Flügel aus, der zum Boden reichte und die Schüler machten sich daran, auf den Flügeln zu Boden zu rutschen.

Die Schüler trugen weite Umhänge, die ihnen fast bis zu den Füßen reichten. Bei manchen waren sie rosa, mit dezenten Goldsprenkeln, bei anderen war das Rosa wiederum fast durch die Farbe Gold ersetzt worden. Höflich grüßten die japanischen Hexen und Zauberer, es waren genau fünf, die Hogwarts-Schüler, ehe Hamada das Wort ergriff: "Diese Schüler, Professor McGongagall, werde ich vertrauensvoll in Ihre Obhut übergeben."

McGonagall grüßte die Austauschschüler freundlich. "Sehr erfreut. Ich bin sicher, Sie alle werden eine schöne Zeit in Hogwarts verbringen und viel Neues lernen."

"Ich werde mich ab jetzt um euch kümmern", sagte Hamada und wandte sich mit diesen Worten den Schülern aus Hogwarts zu. "Das hier sind Sturmschwalben. Allerdings nicht solche, die auch No-Majs kennen, sondern besondere Sturmschwalben, extra für den Zweck gezüchtet, damit sie Schüler zu unserer Schule Mahoutokoro bringen können.

Ich möchte euch jetzt bitten, jeweils zu zweit auf einer Sturmschwalbe Platz zu nehmen. Keine Sorge, ihr müsst euch um nichts kümmern – das mache ich", beruhigte Hamada die erschrockenen Blicke von Susan Bones und Morag McDougal, die offenbar befürchtet hatten, die Sturmschwalben lenken zu müssen.

Harry ließ Hermine bei ihrer Sturmschwalbe den Vortritt, ehe er sich selbst an den Aufstieg machte. Die Federn des Vogels fühlten sich sehr fest an. Harry machte sich etwas Sorgen, dem Vogel, wegen seines ungeübten Aufstiegs, versehentlich zu verletzten, aber das Tier stand in stoischer Gelassenheit da und blinzelte ihn seelenruhig an. Es roch nach Meer, salziger Seeluft und frischen Bäumen. Oben angekommen, machte Harry es sich auf dem Sitz bequem.

"Hermine, was heißt No-Maj?", fragte er, als ihm wieder einfiel, dass er mit diesem Wort nichts anfangen konnte.

"No-Maj, no magic, verstehst du, Harry? Wir in Großbritannien sagen Muggel, aber in den USA ist der Begriff No-Maj für Nicht-Magier üblich", erklärte Hermine und klammerte sich bereits am Griff fest, der sich vorne am Sitz befand.

"Okay, kapiert. Aber warum sagen sie nicht Muggel?", wunderte sich Harry und tat es, wenn auch weniger panisch – schließlich liebte er das Fliegen – seiner Freundin gleich.

"O Harry, wieso hast du mir vorgestern, beim Essen, nicht zugehört?!", schimpfte Hermine und seufzte.

Harry zuckte mit den Schultern. "Weil ich mich nicht mal erinnern kann, was ich gegessen hab? Außerdem war ich eben aufgeregt."

"Schon gut! Mahoutokoro und Ilvermony –"

"Ilvermony?"

"Die amerikanische Zaubererschule!" Hermine funkelte Harry an. "Mahoutokoro und Ilvermony pflegen gute Beziehungen. Die Lehrer und Schüler werden von ihnen das Wort No-Maj einfach übernommen haben und nehmen vermutlich an, dass wir es auch benutzen."

Harry hörte einen lauten Pfiff. Professor Hamada flog mit seinem Besen voraus, die Sturmschwalben zogen sofort nach. Sie breiteten ihre großen Schwingen aus und schlugen heftig mit ihnen auf und ab. Harry und Hermine wurden ordentlich durchgeschüttelt, während der Vogel höher und höher stieg.

Harry blickte begeistert auf den Boden, der unter ihnen immer kleiner und kleiner wurde. Auch wenn es diesmal kein Besen war und Harry leider keine Kontrolle über die Sturmschwalbe, war auch dieses Flugerlebnis absolut einmalig. Er liebt das kribbelnde Gefühl, das sich in seinem Bauch ausbreitete und blickte zu Hermine hinüber, die intensiv den Himmel über sich studierte. Offenbar hatte sie auch ein einmaliges Gefühl im Bauch, aber vermutlich kein so positives wie Harry.

Nachdem die Sturmschwalbe hoch genug gestiegen war, bewegte sie sich vorwärts. Das Schaukeln und Schütteln ebbte augenblicklich ab und sie gingen in einen gleichmäßigen Gleitflug über.

"Ist das nicht einfach cool?!", brüllte Harry Hermine über den lauten Wind hinweg zu, der um sie herum peitschte.

"Nein!" Hermine krallte sich an dem Griff fest, während Harry seine Arme ausstreckte.

"Hör sofort auf damit!" Sie packte Harrys linken Arm und drückte ihn erschrocken hinunter.

Harry befreite sich lachend aus ihrem Griff.

"Das musst du unbedingt auch mal ausprobieren!"

Er schnappte sich Hermines rechte Hand und hob sie in die Luft. Sie sah ihn entsetzt an und versuchte, sich wieder zu befreien.

"Entspann dich!", rief Harry ihr zu und blickte sich um.

Es war leider ein etwas trister Abend, trotzdem war die Aussicht auf dem Vogel großartig. Harry sah das Meer, das sich in die Unendlichkeit ausdehnte, die vielen Wellen, die sich auf dessen Oberfläche kräuselten. Er schaute sich die Insel, die sie jetzt langsam umkreisten, genauer an; erkannte steile Felshänge und dichte Vegetation, bestehend aus fremdartigen Gewächsen. Auch hier war alles mit Nebelschwaden durchzogen. Kleine Vögel flattern hier und dorthin, offenbar auf dem Weg zu ihren Nestern. Die Luft war kalt, aber nicht allzu unangenehm, wie sie ihnen über die Gesichter und über die Kleidung strich. Sie flogen durch Nebelschwaden hindurch und für einen kurzen Augenblick konnten sie noch nicht einmal sich selbst erkennen. Harry liebte es.

Er sah zurück zu Hermine, deren rechte Hand er immer noch hielt. Sie hatte es aufgegeben, sich zu befreien, hielt sich mit der linken aber noch immer verbissen fest. So allmählich schien sie sich an den Flug zu gewöhnen.

Plötzlich spürte Harry ein Kribbeln im Bauch und merkte, dass die Sturmschwalbe in den Sinkflug überging. An einer Seite des Vulkans konnte Harry ein fremdartiges Schloss erkennen. Es erinnerte ihn an diese alten, chinesischen Häusern, mit den eigentümlichen Dächern, die sich überlappten. Die Fassade war schlicht weiß gehalten und kleine Fenster waren überall eingelassen. Harry fiel auf, das dieses Gebäude kleiner als Hogwarts war – so sah also Mahoutokoro aus!

Am Haupteingang des Gebäudes befand sich eine gepflasterte Plattform, auf die Harrys Sturmschwalbe, zusammen mit den anderen, jetzt langsam zusteuerte.

Hamada war ihnen ein gutes Stück voraus und landete gerade. Der Boden kam wieder näher und näher; mit einem sanften Ruck landete der Vogel und streckte den Flügel an Harrys Seite aus, damit sie an ihm hinuntergleiten konnten.

Nachdem alle gelandet und von ihren Sturmschwalben abgestiegen waren, reihten sie sich nebeneinander auf. Hamada stellte sich vor sie, just in dem Moment glühten sämtliche Laternen, die sich am Haupteingang an der Fassade befanden, hell auf und beleuchteten das hölzerne Eingangstor.

"Wir gehen erstmal rein, dort erkläre ich euch den Ablauf für den heutigen Abend und die kommende Woche", sagte Hamada, wandte sich um und schritt seinen Schützlingen voraus.

Harry und die anderen folgten ihm und schauten sich dabei neugierig um. Das Gebäude vor ihnen sah fremdartig, aber aufregend aus; der Baustil war so ganz anders als der von Hogwarts. Harry war wirklich gespannt, wie dieses Schloss von innen aussehen mochte.

Sei gut zu den Teigtaschen

Hamada und die Hogwartsschüler erreichten das Tor, es öffnete sich von selbst und sie betraten die Eingangshalle. Der Boden bestand aus dunklen Holzbohlen; von der Eingangshalle aus gingen im hinteren Bereich zwei Gänge ab, davor führte eine Treppe, ebenfalls aus Holz, nach oben. Die Fenster, die links und rechts in die Wände eingelassen waren, sind mit einer Art Holzgitter versehen worden. An der Decke schwebten Laternen aus Papier, die für das nötige Licht sorgten. Sie waren in warmen Farben gehalten wie Orange, Rot oder Beige.

Hamada drehte sich zu den Schülern um und richtete sein Wort an sie: "In weniger als einer halben Stunde gibt es das Abendessen, dem Sie beiwohnen dürfen, es aber nicht unbedingt müssen. Wenn Sie sich lieber ausruhen möchten, können Sie das gern tun. Ihre Koffer befinden sich bereits in den entsprechenden Schlafräumen."

Harry hörte plötzlich Schritte und sah sich fragend um. Sein Blick fiel auf die Treppe, zwei Schüler kamen von dort herab und gingen auf die Gruppe zu. Es waren ein Junge und ein Mädchen, die Harry auf circa 14 oder 15 Jahre schätzte. Der Junge hatte dunkelbraunes, kurzes Haar und ebenso braune, mandelförmige Augen. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen schien er sich zu freuen, Schüler aus einem anderen Land kennen zu lernen. Er trug die gleiche Uniform wie die Schüler, die McGonagall nach Hogwarts mitgenommen hatte. Seine war noch ein gutes Stück rosa mit einigen markanten Goldsprengeln.

Das Mädchen neben ihm, genauso groß wie er, hatte ebenfalls dunkelbraunes Haar, allerdings konnte Harry hier einen leichten Blaustich im Licht der Laternen erkennen. Ihre Augen musterten die neuen Schüler geradezu analytisch, ihr Lächeln jedoch schien eingeübt und nicht wirklich ehrlich. Für Harry stand fest, dass der junge Mann ihm wesentlich sympathischer war. Ihr Umhang war weitaus goldener als der ihres Kameraden. Harry fragte sich, ob diese Farbunterschiede eine Rolle spielten.

Hamada streckte seinen Arm aus und wies gut gelaunt auf die beiden Neuankömmlinge.

"Das sind Machiko Haruno und Hiro Hamada. Diese beiden werden sich vorwiegend um euch kümmern, sämtliche Fragen könnt ihr gerne an die beiden richten. Sie bringen euch auch in die Schlafräume und wahlweise zum Speisesaal."

Die beiden verbeugten sich höflich, während die Hogwartsschüler ihnen verlegen zuwinkten. Harry kam nicht umhin, sich ein Grinsen zu verkneifen, da die Situation ungewollt komisch aussehen musste.

Der munter lächelnde Junge machte einen Schritt nach vorn. "Ich bin Hamada Hiro. In Japan nennt man seinen Nachnamen zuerst, dann seinen Vornamen. Ich bin 15 Jahre alt und mein Zauberstab besteht aus Espe und Phönixfeder."

"Ich heiße Haruno Machiko, mein Nachname schreibt sich mit den Schriftzeichen für Frühling und Weg, mein Vorname mit den Zeichen Wahrheit, Weisheit und Kind. Ich bin auch 15 Jahre alt und mein Zauberstab besteht aus Kirschholz und Drachenherzfaser", stellte sich das Mädchen vor.

Sie lächelte noch immer und Harry fand, dass es noch immer unehrlich aussah.

Hermine sah Professor Hamada fragend an. "Sollen wir uns ...?"

Er nickte ihr aufmunternd zu.

"Okay, also ... ich bin Hermine Granger, Hermine ist mein Vorname. Ich bin 13 Jahre alt, gehöre zum Haus Gryffindor und mein Zauberstab besteht aus Weinrebe und Drachenherzfaser."

Für einen kurzen Moment herrschte dezente Verwirrung, weil niemand sich sicher war, wer als nächstes dran kommen sollte, bis der Slytherin sich unter ihnen nach vorn wagte.

"Theodore Nott, 13 Jahre alt, Reinblut, gehöre zum Haus Slytherin und mein Zauberstab ist aus Esche und Drachenherzfaser", stellte er sich kurz und knapp vor, ehe er sich wieder zurückzog.

Da Susan und Morag sich gegenseitig fragend anstarrten, entschied Harry, dass er es ihnen leicht machen würde. "Harry Potter, ich bin auch 13, bin im Haus Gryffindor und mein Zauberstab ist aus Stechpalme und Phönixfeder."

Der Ravenclaw seufzte, nachdem Susan auf den Boden starrte. "Morag McDougal, ebenfalls 13 und gehöre zum Hause Ravenclaw. Mein Zauberstab besteht aus Schwarznussholz und Einhornhaar."

So sehr Susan den Boden auch anliebte, jetzt musste sie sich vorstellen, wenn auch stockend und an ihrem Umhang nästelnd. "Ich ... bin Susan Bones, auch 13, komm aus Hufflepuff und ich glaube, mein Zauberstab ist aus Weißdorn und Einhornhaar."

Harry hätte Hermine nur zu gern gefragt, warum man sich hier gegenseitig erzählte aus was der eigene Zauberstab bestand, aber Hiro und Machiko bedeuteten der Gruppe bereits ihnen zu folgen – Harry nahm sich vor, Hermine später zu fragen. Sie gingen die Treppe nach oben und passierten dabei zwei weitere Stockwerke, von denen die Schüler aber nicht allzu viel zu Gesicht bekamen, außer Gänge und eigentümliche Türen, die in einzelne Räume führen mussten, aber alle verschlossen waren. Sie stiegen die Treppe bis nach ganz oben, dann blieben Machiko und Hiro, ein Stück von der Treppe entfernt, stehen.

"In Mahoutokoro schlafen Jungen und Mädchen getrennt", erklärte Machiko, Hermine meldete sich sofort.

"Das ist in Hogwarts auch so."

"Damit hab ich die Wette gewonnen!", sagte Hiro und klatschte erfreut in die Hände.

Machiko sah ihn scharf von der Seite an und Hiro verschränkte verlegen seine Hände hinter seinem Rücken.

Harry konnte sein Lachen nicht unterdrücken, ehe er nachfragte: "Ihr habt gewettet?! Ehrlich?"

Hiro nickte begeistert. "Es stehen sogar noch ein paar aus!"

"Hamada-kun!", zischte Machiko Hiro an, der nur mit den Schultern zuckte.

"Er hat gefragt."

Machiko sah ihn eisig an. "Das ist nicht der richtige Zeitpunkt. Wir bringen euch jetzt erst mal in die getrennten Schlafräume, dort bekommt ihr auch eure eigenen Schuluniformen" Sie winkte Hermine und Susan zu sich, ging an der nach unten führenden Treppe herum und folgte einem, ebenfalls mit Laternen, ausgeleuchteten Gang.

Hiro ging in einen Gang, der parallel zu dem lag, den Machiko gewählte hatte – Harry, Theodore und Morag folgten Hiro.

Harry wollte Hiro unbedingt alles fragen, was ihn bis dahin anders und neu vorgekommen war, musste sich aber erst mal sortieren. Er räusperte sich verlegen und tippte Hiro auf die Schulter.

"Also ... ich hab ein paar Fragen ..."

Hiro lächelte ihn aufmunternd an. "Na klar, stell sie mir! Ich hab dann auch welche!"

"Als erstes, die Sache mit den Umhängen. Bedeuten die Farben irgendwas bestimmtes?"

Hiro stupste mit seinem Zauberstab eine zu tief schwebende Lampe fort, ehe er antwortete: "O ja! Daran kannst du sehen, wie viel du und andere schon können. Umso goldener dein Umhang ist, ein desto besserer Magier bist du. Wenn sich der Umhang aber weiß färbt, bedeutet dass, das derjenige schwarze Magie verwendet hat. Das ist streng verboten, dafür kann man von der Schule verwiesen werden und muss sich vor dem Gericht dafür verantworten", erklärte Hiro und blieb am hinteren Ende des Ganges vor einer Schiebetür stehen.

"Diese Türen kennt ihr wahrscheinlich nicht, oder?", fragte Hiro und tippte sie an.

Ehe die Schüler antworten konnten, glitt die Schiebetür von selbst auf und gab einen großen, quadratischen Raum frei.

"Wir wohnen in einem europäischen Schloss, da sind Türen aus Holz üblich, die nach außen oder innen schwingen. Aber wenn ich mich richtig erinnere, nennt man solche Türen Fusuma, oder?", meldete sich Morag zu Wort und musterte die Einrichtung neugierig.

Hiro nickte begeistert, während er den Raum betrat. "Richtig! Bei euch verteilt man Punkte, wenn man was gut gemacht hat, oder?"

Harry nickte. "Jap, und wenn du was vergeigst, werden dir welche abgezogen."

Hiro und die Hogwartsschüler standen jetzt mitten im Raum, der, zu Harrys Überraschung, ziemlich leer aussah. Er fragte sich zum einen, wo die Betten hier waren und zum anderen, wo die Schüler ihre Habseligkeiten aufbewahrten.

"Es werden euch Punkte abgezogen, wenn ihr einen Zauber nicht hinbekommt?", fragte Hiro erstaunt nach.

Theodore schritt skeptischen Blickes durch den Raum und schüttelte verneinend den Kopf. "Nein, das hat Potter nicht gemeint. Punkte werden dir abgezogen, wenn du die Hausregeln brichst oder Blödsinn machst. Übrigens einer der Gründe, warum Gryffindor ziemlich häufig Punkte verliert." Er blinzelte Harry schadenfroh an, ehe er sich weiter umsah.

Hiro zog die Augenbrauen hoch. "Ach, echt?"

"Nein, wir verlieren ziemlich viele Punkte, weil der Hauslehrer von Slytherin uns nicht leiden kann!", antwortete Harry zerknirscht und funkelte Theodore zornig an.

"Und du, bist du neutral?", wollte Hiro von Morag wissen, der sich dezent aus der Diskussion rausgehalten hatte.

Morag lächelte schief. "Der Klügere gibt nach, wenn du verstehst ..."

Hiro brauchte einen kurzen Moment, ehe er laut auflachte und wieder in die Hände klatschte.

"Ihr seid lustig! Ich kann euch gut leiden! Okay, also, ich zeuge euch eure Koffer, die haben wir in den Schränken verstaut."

Morag nickte verständig, während Harry und Theodore Hiro anschauten, als wüsste der nicht, was eigentlich ein Schrank ist. Gegenüber dem Fusuma befanden sich Fenster, die mit den gleichen Holzgittern versehen waren wie die, die Harry unten auch gesehen hatte. Hiro lief zur linken Wand, hob seinen Zauberstab und Harry und Theodore begriffen, dass die Schränke nach innen verbaut worden waren und durch Fusuma verschlossen wurden.

Der Schrank war so aufgeteilt, dass man seinen Umhang hineinhängen konnte und die Koffer darunterstellen, daneben befanden sich Fächer für Wäsche, Schulmaterialien und andere Habseligkeiten. Harry erkannte seinen Koffer, der sich neben den seiner Mitschüler befand. Als die Schüler vor ihren Sachen standen, klatschte Hiro noch einmal in die Hände.

"Okay, kurze Frage: wollt ihr mit zum Abendessen?"

Harry und die anderen bejahten das sofort, Harry knurrte der Magen, obwohl das Frühstück noch gar nicht so lange her war.

"Prima. Dann machen wir das so: ich zeig euch die Waschräume, da könnt ihr euch umziehen. Danach gehen wir zum Essen. Um eure Koffer kümmern wir uns danach, alles klar?" Hiro sah seine Schützlinge breit lächelnd an, danach ging er zur Fusuma und hielt kurz inne. "O richtig ... Hier ist es üblich, die Fusuma mit dem Zauberstab und nie mit den Händen zu öffnen. Wer Fusuma mit Händen öffnen muss wird von anderen geärgert. Wenn ihr nicht No-Maj oder Squib genannt werden wollt, solltet ihr die Türen nur mit Magie öffnen."

"Klar ... und wie kriegen wir das hin?", fragte Harry sofort, der sich bereits scheitern sah.

Theodore hatte seinen Zauberstab schon gezogen, stellte sich neben Hiro und tippte die Fusuma an. Leise schabend glitt sie zur Seite und gab den Gang frei.

"Einfach", stellte er fest und gab Hiro zu verstehen, dass er voran gehen sollte.

Morag räusperte sich und zog ebenfalls seinen Zauberstab hervor. "Kann ich mich dann an der nächsten versuchen?"

Hiro nickte und forderte Harry und seine Mitschüler auf, sich jeweils einen Umhang mitzunehmen, ehe sie gemeinsam den Schlafraum verließen. Sie gingen den Gang bis zum Schluss und blieben bei der letzten Tür stehen. Hiro deutete auf die Fusuma und winkte Morag heran. Morag hob den Zauberstab, tippte sie an und musste feststellen, dass sich nichts rührte.

Morag seufzte. "Mein Zauberstab ist etwas schwierig, wenn ich nervös bin ..."

Hiro zuckte mit den Schultern. "Das kriegst du schon noch hin, mach dir keine Sorgen."

Harry schob sich neben Morag und fragte ihn: "Macht's dir was aus, wenn ich mal –?"

Er schüttelte den Kopf.

Harry fragte sich, wie Theodore die Tür nur aufbekommen hatte und kam zu dem Schluss, das er mit Alohomora bestimmt nicht daneben liegen konnte. Er dachte über diesen Zauber nach, während er die Fusuma antippte und tatsächlich – sie öffnete sich ohne Probleme.

"Im Ernst jetzt?", grummelte Morag frustriert.

Während sie den Waschraum betraten, meinte Harry zu seinem Kameraden, dass das gar nicht so schwer war wie es aussah.

Theodore schnaubte leise. "Wenn Potter es hin bekommt ..."

Harry warf dem Slytherin einen wütenden Blick zu. Er hätte gerne etwas erwidert, aber sich hier und jetzt zu streiten erschien ihm keine besonders gute Idee. Warum mussten sie auch ausgerechnet einen Slytherin in seine Gruppe einteilen?!

Mit Wut im Bauch, zogen Harry und seine Mitschüler sich flott um und kehrten mit Hiro zum Schlafraum zurück, um ihre Hogwarts-Uniformen im Schrank zu verstauen. Während sie dies taten, musste Harry feststellen, dass sein Umhang alles andere als golden war – selbst der Umhang von Theodore hatte mehr goldene Sprenkel und Schlieren.

Auf dem Weg nach unten fiel Harry noch eine weitere Frage ein, die er an Hiro richten wollte.

"Das mit den Zauberstäben ... Wozu habt ihr uns gesagt, aus was eure bestehen?"

Hiro warf beim Laufen einen Blick nach hinten, den Harry eindeutig als überrascht identifizieren konnte.

"Der Zauberstab sucht sich den Zauberer. Das weißt du doch, oder?"

Harry bejahte, erriet aber noch nicht, was das bedeuten sollte.

"Das Holz aus einem Zauberstab reagiert auf Zauberer und Hexen mit bestimmten Charaktereigenschaften. Wir lernen recht früh, welche Sorte Zauberstab sich in der Regel welchen Zauberer aussucht.

Nehmen wir mal meinen Zauberstab: er besteht aus Espe, man sagt ihm nach, dass er sich gut für Zauberkunst eignet, was ich übrigens bestätigen kann. Man sagt auch, wer einen Zauberstab aus Espe besitzt, ist jemand, der fest entschlossen seine Ziele verfolgt und sich gerne neuen Herausforderungen stellt. Die Kerne sind auch unterschiedlich, Drachenherzfaser lernt Zauber zum Beispiel am schnellsten und ist leider für schwarze Magie am besten geeignet, Einhornhaar spricht auf schwarze Magie am schlechtesten an."

Sie sind bei der Treppe angelangt und die Schüler folgten Hiro nach unten.

"Also ... versucht ihr über die Zauberstäbe bereits herauszufinden, wer welche Charaktereigenschaften hat?", fragte Harry nach.

"Ja, genau. Wir Japaner glauben, dass Zauberstäbe aus Kirschholz die besten sind. Sie haben eine ganz bestimmte Magie, etwas, das kein anderes Holz hat!" Hiros Augen leuchteten begeistert, als er Harry und den anderen davon erzählte. "Egal, mit welchem Kern, Zauberstäbe aus Kirschholz sind immer mächtig, aber mit Drachenherzfaser sollen sie am schwierigsten zu händeln sein!"

Harry runzelt die Stirn, während sie am Ende der Treppe angelangt waren. "Hat ... Machiko nicht so einen?"

"Ja, hat sie! Und sie ist eine richtig gute Hexe!", bestätigte Hiro sofort.

Sie gingen eine der Gänge nach hinten. Auch hier befanden sich an den Seiten Räume, die mit Fusuma verschlossen waren.

"Mein Zauberstab ist aus Esche, was bedeutet das für mich?", fragte Theodore plötzlich.

"Esche? Ich würde sagen, dass du an das, woran du glaubst und von dem du denkst, dass es richtig ist, überzeugt bist und dass du diese Einstellung so schnell auch nicht änderst. Du bist stur und mutig, aber nicht grob oder arrogant", erzählte Hiro und grinste Theodore breit an.

Theodore runzelte die Stirn und dachte eine Weile darüber nach, während die anderen sich ausschwiegen.

"Zum Teil ist das korrekt, denke ich ..."

"Ja, nicht alle, alle Eigenschaften treffen immer zu, aber ein paar tun es bestimmt", pflichtete Hiro ihm bei.

Sie waren am Ende des Ganges angekommen, der mit einer Fusuma abschloss. Dahinter konnte man deutlich leise Unterhaltungen vernehmen, weshalb Harry davon ausging, dass sich hier der Speisesaal befinden musste. Harry warf noch einmal einen Blick auf den ungewohnten Umhang: dass er gar so rosa war und fast kein bisschen golden, behagte ihm gar nicht. War er wirklich so ein miserabler Zauberer? Doch Harry hatte keine Zeit mehr, sich weiter Gedanken darüber zu machen, da Hiro sie alle in den Speisesaal führte. Harry staunte nicht schlecht. Was er sah, war ihm jetzt nicht völlig neu, aber er hatte trotzdem nicht damit gerechnet.

Der Raum war sehr groß, Harry hatte den Verdacht, dass der Raum magisch vergrößert worden war, damit alle Schüler hier auch hineinpassten. Der Boden war mit weichen, beigen Matten ausgelegt, in einigen Abständen waren niedrige, quadratische Tische aufgestellt worden, an denen fünf Schüler Platz fanden. Sie waren sehr dunkel gehalten und vor allem sehr, sehr niedrig. Hier musste man sich auf den Boden setzen, anstatt auf Stühle, um essen zu können und Harry hatte jetzt schon eingeschlafene Füße, wenn er daran nur dachte.

Hiro lächelte seine Schützlinge aufmunternd an. "Ah, ich sehe schon, das mit den Tischen hat's euch angetan, was?"

Morag räusperte sich und hob seine Hände. "Es ist nur ungewohnt, das ist alles!"

"Uns werden die Füße einschlafen, das ist mal sicher", bestätigte Theodore trocken.

"Ihr gewöhnt euch bestimmt schnell daran."

Hiros gute Laune steckte Harry einfach an; dass die Tische so niedrig waren und Harry nicht wusste, was es zu essen gab oder ob ihm das auch schmeckte, darüber versuchte er sich erst mal nicht so viele Gedanken zu machen. Als er einen Schritt in den Raum machen wollte, legte Hiro ihm eine Hand auf die Schulter.

"Eine Sache noch, hier geht man nicht mit Schuhen rein. Zieht sie aus und reiht sie einfach da mit auf" Er deutete auf die Wand neben dem Ausgang, wo unzählige Schuhe ordentlich nebeneinander standen.

Nachdem sie sich ihrer Schuhe entledigt hatten, sahen sie sich fragend um. Harry entdeckte Hermine, die bereits mit Susan und Machiko an einem Tisch saßen, neben dem als einziger noch ein zweiter Tisch herangeschoben worden war. Hiro steuerte diesen zu Harrys Erleichterung auch gleich an. Harry warf sofort einen Blick auf Hermines Umhang und musste feststellen, dass er zwar nicht ausschließlich golden, aber zumindest ein ganzes Stück goldener war als sein eigener. Der einzige Lichtblick für ihn war, dass er zumindest mehr Gold aufwies als der von Theodore. Für ein Reinblut, das der Meinung ist, Muggelstämmige dürften gar nicht erst zaubern, musste das ein schöner Dämpfer sein. Harry schielte zu Theodore hinüber, aber der verzog darüber keine Miene oder ignorierte es geflissentlich.

Am Tisch angekommen begrüßte Machiko die vier förmlich. Harry schaute sich an, wie seine japanischen Mitschüler sich setzten und amte sie einfach nach, nur um kurz darauf festzustellen, dass das verdammt unbequem war. Er atmete tief durch – vermutlich nur eine Frage der Gewöhnung, aber wenn er sich Hermine so ansah, dann war sie auch nicht gerade die Entspannung in Person.

"Es gibt sehr viele verschiedene Speisen, wir hoffen, dass sie euch schmecken!", sagte Machiko und griff nach einem feuchten Tuch, das sich in einer Schüssel vor ihr befand.

Sie schien damit ihre Hände zu säubern und dann leicht ihren Mund abzutupfen, dann verschwand die Schüssel und sie platzierte ihre Serviette auf ihren Schoß. Harry wollte dieses Verhalten ebenso imitieren, bis er merkte, dass Hiro das etwas anders machte; er rieb sich mit dem Tuch nicht nur die Hände sauber, sondern auch sein Gesicht. Da Theodore und Morag das nachmachten, entschied Harry einfach, mitzuziehen. Das Tuch war angenehm warm, Harry legte es sich auf seinen Schoß und seine Schüssel verschwand, genau wie alle anderen.

"Oshibori", sagte Hiro plötzlich und hielt noch das Tuch in der Hand. "Wir reinigen uns damit, bevor wir essen. Kennt ihr so etwas?"

"Wir gehen vorher ins Bad und waschen uns dort die Hände, bevor wir essen", erklärte Hermine wie aus der Pistole geschossen.

Morag, der das wohl ebenso sagen wollte, klappte seinen Mund wieder zu und schwieg schmollend.

Harry sah, wie ein Mann in einem farbenprächtigen Umhang an die Stirnseite des Raumes ging. Der Umhang war in rot gehalten und mit unzähligen, goldenen Stickereien versehen. Er hatte lange, graue Haare und einen Bart, der ihm bis zur Brust reichte und am Ende mit einem Zopf zusammengehalten wurde. Sein Gesicht war mit Falten durchzogen, die ihm einen gutmütigen Ausdruck verliehen. Der Mann blieb am Ende des Raumes stehen und die Schüler unterbrachen sofort ihre Unterhaltungen. Für einen kurzen Moment herrschte eine solche Stille, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können.

"Schülerinnen und Schüler, ich begrüße euch. Mein Name ist Yamanaka Takashi, ich bin der Leiter dieser Schule. Ich erzähle euch das, weil wir heute Gäste unter uns haben. Wie ihr alle wisst, beherbergen wir für einen Monat Schüler aus Hogwarts. Lasst uns unsere Gäste Willkommen heißen!"

Die Schüler klatschten höflich, ehe Yamanaka weiter sprach.

"Ich möchte unsere Gäste zu mir nach vorne bitten."

Die dunklen Augen richteten sich freundlich auf Harry und seine Kameraden. Sie kamen hastig auf ihre Füße und liefen nacheinander zum Schulleiter nach vorne.

"Ich bitte euch, euch nacheinander vorzustellen. Euer Name und euer Alter genügt uns."

Hermine machte erneut den Anfang, ehe sich die anderen vorstellten. Als sie geendet hatte, klatschten die Schüler noch einmal, dann setzte Yamanaka seine Rede fort. "Unsere Gäste sollen einen guten Eindruck von Mahoutokoro bekommen. Sie werden den gleichen Unterricht wie ihr besuchen, mit uns essen, sich mit uns unterhalten und hoffentlich viel Neues und Aufregendes erfahren und lernen.

Nun ist es aber an der Zeit, dass wir unser Abendessen zu uns nehmen."

Yamanaka richtete sich leise an die Hogwartsschüler. "Ich freue mich, dass ihr hier seid. Wenn ihr etwas auf dem Herzen habt, zögert nicht, es mir mitzuteilen. Haruno-chan und Hamada-kun werden sich gut um euch kümmern." Er lächelte sie freundlich an, Harry und die anderen nickten und bedankten sich, ehe sie zu ihren Plätzen zurückkehrten.

"Yamanaka-sensei ist ein sehr mächtiger Zauberer, er leitet die Schule schon seit über 30 Jahren!", erzählte Hiro, während Harry neben ihm Platz nahm und dabei hoffte, sich schnell an die Sitzposition zu gewöhnen.

Theodore musste feststellen, dass er es sich neben Hermine bequem machen musste, was ihm offenbar nicht so recht zusagte. Er verzog den Mund und setzte sich hin.

Hermine zog die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts.

Kaum, dass sich alle hingesetzt haben, erschien, wie aus dem Nichts, verschiedenste Mahlzeiten auf dem Tisch. Harry sah Suppen, in denen Teigtaschen schwammen – lange, dünne Nudeln, gemischt mit Fleisch und Gemüsesorten – frittiertes Gemüse, Fisch, Meeresfrüchte und Fleisch – viel Reis und noch einiges mehr. Auch Gläser tauchten auf und verschiedene Getränke, zum Beispiel ganz normales Wasser, aber auch Säfte.

Machiko fragte, ob alle mit Wasser einverstanden wären, nachdem das bejaht wurde, goss sie für alle ein. Harry stellte fest, dass er zwei paar Stäbchen hatte, war sich aber nicht mehr sicher, warum das so war.

"Also ... ein Paar Stäbchen nimmt man, um sich das Essen auf den Teller zu holen und das andere ist dann nur zum Essen da, richtig?"

Hiro, der offenbar darauf wartete, dass seine Gäste als erste zulangten, bejahte das.

Hermine beugte sich zu Harry über den Tisch und murmelte leise: "Vergiss nicht, dass man sich nicht einfach selbst einschenkt. Wenn du was brauchst, schenk erst mal jemand anderem ein, dessen Glas fast leer ist, dann wird derjenige dich darum bitten, dir einschenken zu dürfen."

"Was heißt hier, vergiss nicht, das wusste ich noch gar nicht!", flüsterte Harry energisch zurück und zog eine kleine Suppenschussel zu sich heran, die ganz angenehm roch.

"O Harry, das hab ich dir heute Morgen beim Frühstücken erklärt!"

"Du hast mir da eine Menge erklärt, ich kann mir das doch nicht alles auf einmal merken!"

Theodore schob sich mit seinen Stäbchen Frittiertes auf den Teller und meinte spitz zu Harry: "Ich wette, du hast dir gar nichts gemerkt, Potter. Granger darf dein wandelndes Lexikon spielen – so wie immer."

"Das mit den Stäbchen hab ich mir gemerkt, Nott!"

"Jungs!" Hermine schüttelte seufzend ihren Kopf.

"Potter-san, ich möchte dich etwas fragen", sagte Machiko unvermittelt und lächelte Harry breit an.

"Ja, sicher doch!"

"Man sagt, du hast letztes Jahr gegen einen Basilisk gekämpft, ist das wahr?" Sie musterte Harry mit dunkel glänzenden Augen und schien ehrlich daran interessiert.

Harry nickte, während er mit seinen Stäbchen eine Teigtasche herausholte.

"Ja, hab ich. Ich geb ehrlich zu, dass ich eine Heidenangst hatte."

"Er hat ja auch ein nützliches Talent, nicht wahr, Potter?" Vielsagend schaute Theodore Harry an und grinste schief.

"Jaah, aber das hat mir bei dem Basilisk nicht viel genutzt, der hat mir nämlich nicht gehorcht", antwortete Harry eisig, ehe er sich seine erste Teigtasche in den Mund schob.

Sie schien mit Meeresfrüchten gefüllt, schmeckte ihm aber sehr gut – die Suppe bereute er schon mal nicht.

Hiro schaute Harry neugierig an. "Darf ich fragen, was das für ein Talent ist?"

"Ich ... äh ..." Harry schaute angestrengt seine Suppenschüssel an.

Er war nicht erpicht darauf, über seine Fähigkeit zu sprechen, aber er konnte ja auch schlecht einfach "gar nichts" sagen.

"Ich ... kann mit Schlangen sprechen", sagte er schließlich zögerlich und könnte Theodore dafür würgen, dass er das Thema überhaupt erst angeschnitten hatte.

Harry erinnerte sich nur allzu gut an sein letztes Schuljahr und wie ihm alle Schüler aus dem Weg gegangen waren, nachdem herauskam, dass er ein Parselmund war. Hier, in einer völlig fremden Umgebung, dafür vielleicht gemieden zu werden, war eine schreckliche Vorstellung für Harry. Es wunderte ihn also nicht, dass Theodore die Gelegenheit nutzte, ihn schlecht da stehen zu lassen, aber es ärgerte ihn ungemein.

"Mit Schlangen sprechen, das kannst du?", fragte Machiko nach und Harry stellte überrascht fest, dass sie weder angewidert noch verschreckt klang, sondern eher äußerst interessiert, wenn nicht sogar neugierig.

"Ja, es ... Ich kann es einfach, ich hab bei den ersten Malen gar nicht gemerkt, dass ich Parsel spreche", erzählte Harry verlegen und fragte sich insgeheim, warum die japanischen Schüler das nicht schrecklich fanden, aber vielleicht waren sie einfach nur sehr höflich.

Hiro nahm sich den Wasserkrug und machte Harrys halbleeres Glas voll, ehe er sein eigenes füllte.

"Mit Schlangen sprechen zu können ist eine sehr gute Fähigkeit. Hier in Japan gibt es einige böse Wesen, die als Schlangen auftauchen und großen Ärger machen. Es ist nicht gerade leicht, einen Zauberer oder eine Hexe zu finden, die sich dann mit dem Wesen unterhalten kann. Wir bevorzugen es, diesen Wesenheiten lieber nichts anzutun – einige können sehr rachsüchtig sein."

"Also, ist das für euch etwas Gutes, dass ich das kann?", fragte Harry überrascht nach.

"O ja, sehr gut sogar. Ein Parselmund an unseren Tisch zu wissen, ist eine große Ehre für uns!", meinte Machiko und nickte Harry zu.

Harry fiel ein großer Stein vom Herzen. Seine Fähigkeit würde hier also als etwas Positives angesehen werden und ihm vielleicht dabei helfen, neue Freundschaften zu schließen und gut mit anderen Mitschülern auszukommen. Er linste zu Theodore hinüber, der mit ausdrucksloser Miene frittiertes Fleisch aß.

Susan schien nicht recht zu wissen, was sie zu dem aktuellen Thema sagen sollte und beschäftigte sich daher lieber mit ihren Nudeln mit Gemüse – außerdem war sie mit den Stäbchen voll auf beschäftigt, bis Machiko sie fragte, ob sie ihr zur Hand gehen könne.

"Das ist nicht so schwierig wie es aussieht. Wenn es gar nicht geht, können wir dir auch Besteck besorgen."

Susan schüttelte verbissen den Kopf. "Nein, ich möchte das lernen."

"Die mag ich auch am liebsten."

Harry zuckte heftig zusammen und blickte von seiner Teigtasche auf, die sich weigerte, auf seinem Stäbchen liegen zu bleiben. Neben ihm stand ein etwa elfjähriger Junge mit dunkelroten Haaren und berndsteinfarbenen Augen, die ihn eindringlich und äußerst neugierig zugleich ansahen. Sein Gesicht lief zum Kinn hin spitz zu und erschien Harry hinterlistig.

"H-Hallo, ich bin –"

"Harry Potter. Ich hab heute keine Teigtaschen bekommen. Schade eigentlich", fiel der Junge Harry einfach ins Wort und starrte Harrys Teigtaschen gierig an.

Harry glotzte den Jungen verwirrt an. Was war das denn für einer?!

"Wir haben noch andere Gäste, nicht nur Potter-san", sagte Machiko scharf und musterte den Jungen argwöhnisch, der nur langsam seinen Blick von den Teigtaschen lösen konnte.

"Das ist Granger Hermine, Nott Theodore, Bones Susan und McDougal Morag", stellte Hiro Harrys Kameraden vor, behielt den Jungen aber ebenfalls die ganze Zeit über im Auge.

"Du passt gut auf uns auf, nicht wahr?", fragte Machiko und Harry entging nicht, dass ihre Stimme mahnend klang.

Der Rotschopf grinste schief und blickte sie mit unergründlichen Augen an, so als suche er nach einem Schwachpunkt bei ihr.

"Wenn Yamanaka-sama das möchte ..." Er wandte sich Harry zu und deutete auf seine Suppe. "Sei gut zu den Teigtaschen!" Bei diesen Worten machte er ein sehr ernstes Gesicht, ehe er sich umdrehte und leicht geduckt durch den Speisesaal davonschlich.

Harry schaute ihm verdutzt hinterher, ehe er erkannte, was ihn noch viel mehr aus der Bahn warf, als die absurde Unterhaltung über Teigtaschen.

Aus dem Hosenbund des Jungen lugten sieben Fuchsschweife hervor.

Amazake bitte

Harry deutete auf den kauzigen Jungen, ehe er sich den anderen zuwandte und nach Worten suchte, die seine Verwirrung in Sätze kleiden konnten.

Machiko tat ihm diesen Gefallen, ohne, dass er etwas sagen musste. "Er ist ein Kitsune."

Hermine rutschte aufgeregt auf ihrem Sitzkissen hin und her, doch diesmal ergriff Morag das Wort. "Kitsune sind magische Füchse, Harry. Sie können sehr, sehr alt werden, sind hinterlistig, ziemlich clever –"

"Geborene Slytherins ...", rutschte es Harry heraus, ehe er wieder seine Suppe musterte.

"– und sie können ihre Gestalt wechseln, in der Regel nehmen sie eine menschliche an. Die Anzahl der Schwänze zeigt, wie mächtig ein Kitsune ist."

Harry nickte, es handelte sich also um eine magische, clevere Kreatur. Aber war sie bösartig? Was hatte die eigentlich in Mahoutokoro zu suchen? Harrys fragendes Gesicht blieb Hiro nicht verborgen.

"Hoshi-no-Tama."

"Den habt ihr?"

Alle Gesichter wandten sich überrascht zu Susan um, die daraufhin putterrot anlief und in ihrem Nudeln herumfuhr.

Hiro schien sich über Susans Anteilnahme zu freuen und ermutigte sie, ihren Mitschülern zu erklären, was es damit auf sich hatte.

"Hoshi-no-Tama ... Das ist eine Art magischer Energie in Form eines Balls, die dem Kitsune gehört. Wenn man diesen Ball besitzt, kann man dem Kitsune praktisch befehligen. Diese Magie ohne die Einwilligung des Kitsune zu besitzen, kann aber böse enden ...", murmelte Susan leise und schaute bei ihrem Vortrag niemanden wirklich ins Gesicht.

"Richtig. Dieser Kitsune hat vor gut einem Jahrtausend dem damaligen Hüter von Mahoutokoro seine Magie freiwillig zur Verfügung gestellt. Dazu gibt es auch eine Geschichte, oder eher Legende. Unser Kitsune findet es nämlich amüsant, die Fakten jedesmal aufs neue zu verdrehen und da wir keine wirklichen Schriftstücke haben, die die ganze Geschichte belegen, müssen wir uns mit seinen Halbwahrheiten zufrieden geben", erklärte Machiko und seufzte leise.

"Er ... beschützt sozusagen die Schule, oder?", fragte Harry vorsichtshalber noch einmal nach.

"Ja, genau. O falls er dich fragen sollte, ob du mit ihm spielen möchtest, sag, dass du keine Zeit hast, dass du Hausaufgaben machen musst, dass du lernen musst, irgendwo sowas, aber bitte –" Hiro sah Harry und seine Kameraden eindringlich an "– spielt ja nicht mit ihm! Glaubt mir, ihr werdet das bereuen. Unsere Erstklässler bereuen es jedes Jahr. Wir reden uns den Mund fusselig!"

Machiko klatschte in die Hände. "Na gut, so viel zu unserem Kitsune. Jetzt wird es Zeit für den Nachtisch."

Die Speisen verschwanden alle und Harry musste feststellen, dass er offenbar etwas zu langsam an diesem Abend gewesen war. Seine Teigtaschen verschwanden, stattdessen tauchten verschiedene Kuchen und Eissorten auf dem Tisch auf.

Sie unterhielten sich beim Essen noch eine Weile über den weiteren Verlauf des abends und den nächsten Morgen, ehe das Abendessen beendet wurde (Harry entwickelte schnell eine Vorliebe für Matcha-Eis) und sie anschließend alle zurück zu den Schlafräumen gingen. Unterwegs musterten die japanischen Schüler neugierig ihre neuen Gäste. Harry stellte beim Laufen ein Problem fest: er war nicht müde. Er warf einen Seitenblick zu seinen Mitschülern und Hermine und war sich sicher, dass es ihnen genauso erging.

"Hiro ... wegen dem Zeitunterschied ..."

Hiro wandte sich zu Harry und nickte. "Ja, macht euch keine Sorgen, darum kümmern wir uns. Unsere Zaubertranklehrerin hat einen Trank gebraut, der das Problem für euch behebt. Ich geb ihn euch dann im Schlafsaal. Nur damit ihr Bescheid wisst, ihr schlaft in den Sechstklässlern zusammen."

"Sechstklässler?!", fragte Theodore sofort nach und runzelte die Stirn.

"Ist dir nicht aufgefallen, dass die Ausbildung hier viel früher anfängt?" Morag schüttelte den Kopf über Theodores Unwissenheit.

Theodore musterte ihn geringschätzig. "Ach so, dann ist mir das schon klar. Tu nicht immer so neunmalklug, McDougal ..."

Harry seufzte innerlich, ihm war noch nicht ganz klar, was das bedeutete. Als sie, vom Strom der vielen Schüler mitgetragen, die Treppe erreichten, erriet er endlich, dass die Schüler hier mit sieben in die erste Klasse eintraten und nicht mit elf, wie es in Hogwarts üblich war. Sie stiegen die Treppe hinauf und folgten Hiro zu dem Schlafraum, in dem sie bereits zuvor waren. Harrys neue Mitschüler liefen zu den gut verborgenen Schränken und holten eingerollte Matten heraus, die sie nun nach und nach auf dem Boden verteilten. Das waren also die Betten, die Harry vermisst hatte! Nach einer ungewöhnlichen Art zu Sitzen, würde Harry sich jetzt wohl auch mit einer ungewöhnlichen Art zu Schlafen arrangieren müssen.

"Ich bin gleich wieder da, ihr könnt euch hier oder im Bad umziehen, dann holt euch eure Futon und macht es euch schon mal bequem", sagte Hiro, nickte seinen Schützlingen zu und verschwand nach draußen.

Auch wenn Harry und Theodore bestimmt keine Freunde werden würden, trollten sie sich gemeinsam ins Bad und tauschten ihre neuen Umhänge gegen ihr eigens mitgebrachten Schlafanzüge aus.

"Ungewohnter Kasten, was Potter?", sagte Theodore plötzlich unvermittelt, während er sich sein Hemd über den Kopf zog.

"Ja ... Aber echt cool. Total anders. Ich freu mich auf den Unterricht", antwortete Harry ehrlich, rollte seinen Umhang zusammen und verließ mit Theodore das Bad wieder.

Gemeinsam mit Morag, suchten sie sich einen Platz nahe der Fenster und breiteten ihre Futon aus. Nachdem das erledigt war, kam ein Mitschüler auf Harry zu.

"Potter-san? Ich bin Tajiri Satoshi. Ich freue mich, dich kennenzulernen!" Begeistert verbeugte er sich vor Harry und schaute ihn und seine Kameraden neugierig an.

Harry lächelte verlegen und unterdrückte die Gewohnheit, dem Jungen seine Hand entgegen zustrecken. "Hi, Satoshi. Ich hab das mit diesen Anreden noch nicht so ganz drauf ..."

"Satoshi-kun reicht mir", antwortete Satoshi breit lächelnd und trat von einem Bein aufs andere.

Dann deutete er auf Theodore und Morag. "Freunde von dir?"

Theodore schnaubte leise. "Eher weniger."

"Wir sind in verschiedenen Häusern. Harry und ich haben uns bis jetzt eher weniger unterhalten", sagte Morag, zuckte mit den Schultern.

"Hermine Granger ist eine sehr gute Freundin von mir, wir sind im selben Haus."

"Da bin ich wieder!" Hiro hielt kleine Phiolen in seinen Händen und lief auf Harry und seine Kameraden zu. "Hier, einmal austrinken. Legt euch gleich hin, das wirkt ziemlich schnell! Es reguliert euren Jetlag, danach solltet ihr denselben Rhythmus haben wie wir. Kann sein, dass ihr nachts am Anfang ab und zu aufwacht."

Harry nahm seine kleine Phiole entgegen, in der sich eine violette Flüssigkeit befand, die im Licht eigentümlich schimmerte. Er zog den kleinen Korken herunter und schüttete sich den Trank in den Mund. Es schmeckte süßlich, fast ein bisschen wie Zimt. Kaum, dass Harry seine Phiole geleert hatte, fühlte er sofort, wie seine Glieder schwer und träge wurden. Er sank zu Boden und krabbelte gähnend unter die Decke.

"Wir sehen uns dann morgen", hörte Harry Hiro wie aus weiter Entfernung sagen, über sich erkannte er das Gesicht von Satoshi.

"Ja, bis morgen, Potter-san! Wir werden ... bestimmt ... sehen uns in ... wird dir gefallen ..."
 

ꕥꕥꕥ
 

Mit einem Ruck öffnete Harry die Augen und starrte in solide Dunkelheit. Sofort packte ihn Panik, da er nicht wusste, wo er sich befand. Er wollte mit seinen Händen um sich greifen und fühlte, wie sie über eine Decke strichen. Erst nach und nach kehrten seine Erinnerungen zurück und er erkannte Theodore und Morag neben sich, die tief und fest schliefen. Harry erinnerte sich an den aufregenden Flug auf der riesigen Sturmschwalbe – seine neuen Mitschüler, die für ihn alle so erschreckend gleich aussahen – die Schule, die so ganz anders aufgebaut war als Hogwarts – das Essen, von dem er noch nicht so viel probieren konnte – den Kitsune mit den sieben Schweifen, der so seltsames Zeug redete und dem man lieber nicht über den Weg trauen sollte ...

Harry richtete sich auf seinem Futon auf und rieb sich über seine müden Augen. Allmählich konnte er in der Dunkelheit etwas erkennen. Um ihn herum schliefen seine japanischen Mitschüler tief und fest. Durch die mit Holz vergitterten Fenster fiel sanftes Mondlicht herein und ab und zu das warme, orangefarbene Licht von Laternen, die offenbar auch um Mahoutokoro herumschwebten. Harry fühlte, dass er unbedingt wohin musste – vermutlich war das auch der Grund, warum er aufgewacht war.

Er schob die Decke von sich, tastete nach seiner Brille, die er in seiner plötzlichen Müdigkeit neben sich abgelegt hatte und machte sich vorsichtig auf den Weg zur Fusuma. Dort angekommen fiel ihm auf, dass er seinen Zauberstab nicht zur Hand hatte, wollte aber auch nicht zum Schrank laufen und dort drinnen nach ihm suchen. Es würde ihm sicher keiner übel nehmen, wenn er dieses eine Mal die Fusuma mit seinen Händen aufschob, außerdem schliefen ohnehin alle. Im Flur war es jetzt wesentlich dunkler, nur hier und dort schwebte noch lautlos eine Lampe knapp unter der Decke und spendete sanftes Licht, das Harry den Weg zum Bad wies.

Als Harry zurückgekehrt war, bemerkte er beim Schließen der Fusuma etwas, das ihm beim Rausgehen entgangen war: auf dem Boden lag ein Blatt. Mit gerunzelter Stirn bückte er sich und hob es auf. Es sah frisch aus und schien das einzige Blatt zu sein, dass sich in diesen Raum hineinverirrt hatte. Harry zuckte mit den Schultern, behielt es in seiner Hand wollte zurück zu seinem Schlafplatz schleichen, als er den Eindruck hatte, von außen etwas gehört zu haben.

Harry spitzte die Ohren: er konnte jemanden atmen hören. Er ging sehr leise und rasselte kränklich beim Ein- und Ausatmen. Harry drehte sich langsam zur Fusuma um, die er gerade eben erst geschlossen hatte. Er war sich sicher, jemand stand da draußen.

"Amazake, bitte ..."

Harry fühlte, wie sein Blut langsam in seinen Adern gefror. Da war eindeutig jemand! Jemand, der etwas von ihm wollte, von dem er nicht wusste was es war!

"Bitte ..."

Harry atmete tief ein und aus, seine Hand verkrampfte sich um das Blatt, das er noch immer hielt und wurde schweißnass. Langsam trat er wieder auf die Fusuma zu und blieb kurz davor stehen. Um sich herum hörte er seine Mitschüler unbekümmert weiterschlafen.

"Mach sie auf!"

Er schluckte schwer. Er hatte unbestreitbar große Angst. Was ist, wenn derjenige da draußen seine Hilfe brauchte? Und was ist, wenn derjenige da draußen ihm Böses wollte?! Harrys Gedanken rasten von einem Schreckensszenario zum anderen; vor seinem geistigen Auge formten sich unheimliche Kreaturen, die da draußen lauerten und ihn dazu bringen wollten, die Fusuma wieder zu öffnen. Dennoch, vielleicht war es nur ein Schüler? Könnte es Hiro sein? Oder jemand erlaubte sich nur einen Scherz mit ihm! Immerhin war er ein Gryffindor und selbst die Japaner dürften wissen, dass das bedeutete, dass er – Harry – mutig sein sollte.

Langsam streckt Harry seine freie Hand aus und legte sie auf die Fusuma. Sein Herz raste in seiner Brust, als er sie einen kleinen Spalt breit öffnete. Draußen im Flur schienen plötzlich alle Laternen ausgegangen zu sein, Harry sah nur Dunkelheit. Allmählich erkannte er zwei dunkelglänzende Augen, die ihn eindringlich anstarrten. Zu seiner Erleichterung waren es menschliche, aber im selben Moment erinnerte Harry sich daran, dass zum Beispiel Kreaturen wie der Kitsune in der Lage waren, einen Menschen zu imitieren.

"Ich brauche ... Amazake", flüsterte die Person, die Augen bohrten sich in Harrys Gesicht und er hatte den Eindruck, dass der Jemand näher kam.

Harry nahm all seinen Mut zusammen und schob die Fusuma weiter auf. Vor sich konnte er, im schwachen Mondlicht, eine kleine, alte, japanische Frau in einem farblosen Kimono ausmachen, die ihn mit ihrem faltigen Gesicht wehmütig ansah. Sie hatte ihre Hände zu einer stummen Bitte gefaltet. In Harrys Nase drang ein süßlicher Geruch, der schwach an Krankheit und verrottendes Laub erinnerte.

"Amazake, bitte!", krächzte sie leise und machte einen kleinen Schritt auf Harry zu, der instinktiv zurückstolperte.

Harry wollte am liebsten sofort die Fusuma zuwerfen und zurück in sein Bett hechten. Die alte Frau war ihm nicht geheuer und er hatte solche Angst, dass er kein einziges Wort aus sich herausbrachte.

Die alte Frau streckte ihre blasse, knochige Hand nach Harry aus, als ein leises Knurren, das vom Gang zu ihnen herüber drang, sie innehalten ließ. Blitzschnell wandte sie sich von Harry ab und blickte den Gang hinunter, in den Harry nicht einsehen konnte. Plötzlich wich sie vom Schlafraum zurück; das Knurren kam deutlich näher, Harry stand wie angewurzelt in der Tür und wusste nicht wie ihm geschah.

Dann passierte alles in Sekundenbruchteilen: die Frau stieß ein unwirkliches Fauchen aus und ein Schatten in Form eines sehr großen Tieres stürzte sich auf sie. Harry hörte das Klicken von Krallen auf den Holzbohlen, das Zischen und Flüstern der Frau, das leise, bedrohliche Knurren eines Wolfs und kurz darauf herrschte Totenstille.

Für einige Sekunden geschah überhaupt nichts mehr, dann konnte Harry deutlich leise Schritte auf dem Flur vernehmen, die sich dem Schlafraum näherten. Noch immer stand Harry an Ort und Stelle und wagte es nicht, sich auch nur einen Zentimeter zu rühren. Selbst den Atem hatte er angehalten, aus Furcht, man könnte ihn hören. Die Schritte kamen immer näher ...

Das blasse Gesicht eines Mannes tauchte vor Harry im Türrahmen auf und musterte ihn mit schmalen, schwarzen Augen streng. Neben dem Mann tauchte ein finsterer, riesiger Wolf auf, mit gebleckten Zähnen und bernsteinfarbenen Augen, die in der Dunkelheit der Nacht glühten.

"Was hast du dir nur dabei gedacht, Junge?!"

Shimahebi

Harry öffnete seinen Mund, wusste nicht was er sagen sollte, denn er hatte keine Ahnung was eigentlich passiert war, weshalb er ihn wortlos wieder schloss.

War das ... der Wolf? Hatte der Wolf gerade gesprochen?!

Im Gang flammten einige Laternen wieder auf und der Mann trat aus den orangefarbenen Schatten in den Schlafraum hinein. Das dämmerige, flackernde Licht im Hintergrund erweckte bei Harry den Eindruck, als stünde der Flur im Flammen – was Harry auch nicht mehr sonderlich überrascht hätte.

"Wo ist dein Zauberstab, Junge?!", fragte der Mann urplötzlich mit gepresster Stimme.

Harry zuckte heftig zurück, dabei wich er einige Schritte zurück und wäre beinahe über einen seiner schlafenden Mitschüler gestolpert.

"Äh ... mein ... mein Zauberstab ist im Schrank ...", antwortete er mit krächzender Stimme.

"Du solltest ihn immer bei dir tragen!", knurrte der Wolf leise, während er sich neben dem Mann hinsetzte und Harry mit seinen unergründlichen Augen fixierte.

"Wer sind Sie ...? Und was war das für ein ... Ding?!"

Harry hatte große Schwierigkeiten, seine Gedanken zu ordnen. Wieso tauchte eine alte Frau vor dem Schlafraum auf und wer war dieser Mann mit dem eigentümlichen Wolf? Zudem wusste Harry nicht, vor wem er sich jetzt fürchten sollte und das schlimmste für ihn war – er hatte noch immer keinen Zauberstab!

"Kageyama Shinya ist mein Name. Ich nehme an, du bist Harry Potter." Der Mann, der offenbar Kageyama hieß, musterte Harry von Kopf bis Fuß und blieb kurzzeitig an Harrys blitzförmige Narbe hängen. "Und das hier ist mein Okami." Kageyama wies auf den Wolf neben sich, der schweigend blinzelte.

"Wer sind ...?"

"Ich bin Lehrer. Mein Okami hat etwas gewittert, das hier nichts zu suchen hat. Und wie ich sehe, bist du der Grund dafür, warum es überhaupt erst auftauchen konnte."

Ich?!, dachte Harry entsetzt, ehe ihm kurz darauf einfiel, dass er gar nicht wusste, was der Mann damit überhaupt meinte.

Der riesige Wolf, der die Schulterhöhe eines achtjährigen Kindes hatte, kam wieder auf die Pfoten und lief lautlos zu Harry hinüber.

Harry hielt den Atem an und ließ den Wolf, voller Anspannung, nicht aus den Augen. Sein Herz hämmerte so laut in seiner Brust, dass Harry sich sicher war, dass der Wolf es hören musste. Was hatte er vor?!

Doch das Tier stieß mit seiner Schnauze lediglich gegen Harrys Hand in der er noch immer das Blatt hielt.

"Ich fress dich schon nicht", murmelte der Okami ihm kaum hörbar zu.

Kageyama machte einen Schritt auf Harry zu, griff nach dessen Hand und öffnete sie.

Harry stand wie versteinert da und ließ es einfach mit sich geschehen. Er hatte keine Ahnung, warum dieser Lehrer und sein Wolf sich so sehr für ein Blatt interessierten, das er nur zufällig aufgehoben hatte.

Kageyama nahm das Blatt aus Harrys Hand und hielt es ihm vors Gesicht.

"Das ist ein Zedernblatt", sagte er mit gewichtiger Stimme und sah Harry ernst an.

Offenbar sollten diese Worte Harry irgendwas sagen, taten sie aber nicht. Verständnislos pendelte sein Blick zwischen dem Blatt und dem Gesicht des Mannes hin und her.

Kageyama stöhnte auf. "Das kann doch nicht wahr sein!"

"Ich hab doch gesagt, dass Hamada es vergeigt", sagte der Wolf zerknirscht.

"Also ... Was ist denn mit dem Blatt ...?"

Kageyama ignorierte Harry und platzierte das Blatt wieder vor der Fusuma, wo Harry es ursprünglich gefunden hatte. Dann richtete der Lehrer sich wieder auf. "Nicht anfassen, kapiert? Einfach liegen lassen! Und jetzt geh wieder schlafen!", sagte Kageyama leise ihm und wies auf dessen Futon.

"Aber was ist passiert, wieso ...?"

"Hamada-kun darf dir das morgen alles haarklein erklären, nachdem er es offenbar versäumt hat, dich und deine Kameraden auf ein paar grundlegend wichtige Dinge hinzuweisen." Bei dieser Ansprache betonte Kageyama die Worte versäumt und grundlegende wichtige Dinge und schien sehr darum bemüht seine Stimme nicht nur leise, sondern auch ruhig zu halten.

Harry wusste noch immer nicht wie ihm geschah, als Kageyama mit seinem Okami den Schlafraum verließen und der Lehrer mit einem Wink seines Zauberstabs die Fusuma zugleiten ließ.

Verdattert, noch immer ziemlich verschreckt und vor allem extrem verwirrt, stand Harry verständnislos im Schlafraum und bewegte sich für gut eine Minute nicht vom Fleck.

Was war das denn gerade?! Er fasste sich gerade an die Stirn und rieb sie sich, als –

"Potter?"

Harry sprang vor Schreck beinahe in die Luft, als er eine leise Stimme hinter sich hörte. Panisch drehte er sich um und griff aus Gewonheit in seine Hosentasche wo sich noch immer kein Zauberstab befand. Doch es war nur Theodore, der hinter Harry stand und ihn mit gerunzelter Stirn ansah.

"Wer war der Typ mit dem Wolf?!"

"Äh, ein Lehrer", antwortete Harry ausdruckslos.

"Was macht ein Lerher mitten in der Nacht hier?!", wollte Theodore irritiert wissen.

"Also ... ich weiß nicht so genau. Ich hab das Blatt da", Harry zeigte auf das Zedernblatt, "aufgehoben und so wie's aussieht, hätte ich das nicht tun dürfen ..."

Theodore beäugte das Blatt, dann wieder seinen Mitschüler. "War ja klar!"

"Bitte?! Was war klar?!", wollte Harry gereizt wissen.

So langsam erholte er sich von seinem Schreck und gestresster Zorn machte sich in ihm breit.

"Dass du gleich in der ersten Nacht Mist baust, Potter, das war klar! Mit dir kann man echt nirgendwo hingehen – peinlich ist das!"

"Ey!"

Aber zu großen Wiederworten sollte Harry nicht kommen. Theodore drehte sich aalglatt um und verkroch sich wieder unter seine Decke.

Frustriert folgte Harry Theodores Beispiel und legte sich wieder schlafen. Leider spukten die jüngsten Ereignisse noch äußerst lebhaft in seinem Kopf umher und es fiel ihm schwer, wieder einzuschlafen. Fast eine Stunde lag er wach da, ehe die Müdigkeit endlich wieder Einzug hielt.
 

ꕥꕥꕥ
 

Allgemeines Gemurmel und geschäftiges Treiben holten Harry langsam, aber beständig aus seinem Schlaf. Als er sich gerade die Augen rieb und anschließend nach seiner Brille tastete, rüttelte ihn bereits jemand sachte an der Schulter.

"Bin wach, bin wach ...", murmelte Harry schlaftrunken und richtete sich, mit schief sitzender Brille, auf.

Hiro saß in der Hocke neben ihm und schaute ihn schuldbewusst an.

Harry schaute verdutzt zurück. "Öh ... Alles klar mit dir?"

Hiro reagierte nicht auf Harrys Frage, er blies nur die Wangen auf und schwieg eine kurze Weile, ehe er zu sprechen anfing. "Ich ... hab da was verdaddelt ..."

Harry saß verständnislos da, er begriff nicht, was Hiro meinte. Nachdem Hiro ein Weilchen verlegen den Boden gemustert hatte und Harry ihm dabei verdutzt beigewohnt, brach Hiro das Schweigen endlich, um sich zu erklären: "Ich hab euch nicht gesagt, was es mit dem Zedernblatt auf sich hat."

Schlagartig fielen Harry mit diesen Worten auch die Ereignisse von letzter Nacht ein. In Sekundenbruchteilen trudelten zig Fragen in seine Gedanken ein und Harry hätte sie am liebsten alle auf einmal gestellt, doch Hiro ließ ihn nicht zu Wort kommen und bedeutete Theodore und Morag ebenfalls zu ihm zu kommen.

"Okay, es ist so ... Dieses Zedernblatt ist wichtig, es dient als Schutzzauber vor Amazake-babaa."

"Kenn ich, hab ich schon viel gehört von", warf Theodore mit kühlem Gesicht ein.

"Ach, echt?!", fragte Hiro überrascht nach.

Theodore rollte nur mit den Augen. "Na klar, was denkst du denn ..."

"Oh, verstehe ... Ja, also, Amazake-Babaa ist eine böse Kreatur, die in Form einer alten Frau vor Türen auftaucht und nach Amazake bittet ..."

"Amazake, ist das dieses Getränk, das man aus fermentierten Reis gewinnt?", wollte Morag wissen.

Hiro nickte. "Richtig. Amazake-Babaa interessiert sich aber eigentlich gar nicht für Amazake. Das ist nur ein Vorwand. Es beherrscht einen schwarzen Zauber. Wenn man ihr antwortet, dann wird man sehr, sehr krank. Das macht es Amazake nämlich einfacher, einen zu überwältigen."

Harry verzog schaudernd das Gesicht. Er war heilfroh, dass er gestern vor Angst und Panik kein einziges Wort aus sich herausgebracht hatte.

Hiro schien derselben Meinung zu sein, da er Harry besorgt ansah. "Tut mir echt leid", sagte Hiro und verbeugte sich vor Harry, "das hätte total dumm ausgehen können! Ich hab von Kageyama-sensei auch eine Menge Ärger dafür bekommen ..."

"Jetzt mal was anderes: wie ist das Ding überhaupt hier reingekommen?! Ich dachte, Mahoutokoro hat starke Schutzzauber?!" Theodore sah Hiro abfällig an, hier in eventueller Gefahr zu sein, schmeckte ihm offenbar gar nicht.

"Das ist es ja, es hätte gar nicht hier sein dürfen! Aber offenbar ist es gestern beim Schülertausch reingeschlüpft! Das Zedernblatt hätte es problemlos aufgehalten ..."

"Nur ich hab's aufgehoben", beendete Harry Hiros Satz, seufzte tief und rieb sich die Stirn.

Theodore hatte irgendwie recht, er war ein Großmeister im Mist bauen, selbst dann, wenn er es gar nicht vor hatte.

Hiro legte eine Hand auf Harrys Schulter. "Das ist doch nicht deine Schuld!"

"Nein, gar nicht. Er hat's ja nur aufgehoben und dieses Monster in den Schlafraum gelassen ...", nuschelte Theodore gehässig, Harry funkelte ihn zornig.

"Harry wusste nicht, was es mit dem Blatt auf sich hatte, das hätte jedem passieren können", hielt Hiro höflich dagegen.

"Ja und mit jedem meinst du uns drei", schlussfolgerte Theodore schmallippig.

Hiro antwortete darauf nicht, er richtete sich auf und meinte nur noch, dass sie sich jetzt dringend fertig machen müssten, damit sie nicht zu spät zum Frühstück kämen.

Doch Harry hatte noch weitere Fragen: wer genau war Kageyama und was zum Henker ein Okami, dieser Wolf, den Kageyama bei sich hatte? Aber Hiro verließ den Raum und Harry und seine Kameraden beeilten sich, dass sie sich umzogen und ihren neuen Mitschülern zum Speisesaal folgten. Harry, Theodore und Morag verließen das Bad und Harry entging nicht, dass seine japanischen Mitschüler neugierig seinen Umhang beäugten, der leider nicht so golden war, wie Harry es gerne hätte. Harry enting auch nicht, dass einige Schüler überrascht und sogar enttäuscht waren. Scheinbar hatten sie erwartet, dass Harrys Umhang wesentlich goldener sein müsste und Harry konnte es ihnen nicht verdenken – er hätte wohl dasselbe erwartet, wäre er an ihrer Stelle gewesen.

"Hogwarts ist ja schon so eine Sache für sich! Erst der dreiköpfige Hund und dann auch noch ein Basilisk, abgesehen davon, dass im Moment Dementoren um das Hogwarts-Gelände streifen! Es ist eine Schande, dass ich nicht sagen kann, meine Schule wäre sicherer, aber trotzdem ...!", fauchte Theodore unterwegs leise Morag und Harry zu und machte dabei ein finsteres Gesicht.

"Nun, wir werden nunmal auf das Leben als Hexen und Zauberer vorbereitet. Da draußen gibt es auch nicht immer Schutzzauber", meinte Morag geringschätzig.

"Pf, mag schon sein, McDougal. Aber wenn ich einen Job im Ministerium kriege und das erste, das mir entgegenkommt, ein Drache ist, dann krieg ich Anfälle!"

"So einen wie jetzt?" Harry konnte sich das Sticheln nicht verkneifen, wo doch Theodore bei sich jeder bietenden Gelegenheit einen dummen Spruch vom Stapel ließ.

"Klappe, Potter! Eine Nacht in Mahoutokoro und du bringst uns alle um!"

"Zu seiner Verteidigung möchte ich anmerken, dass er den Basilisken zur Strecke gebracht hat. Ich finde, Harry hat was gut", sagte Morag und zwinkerte Harry amüsiert zu.

Sie kamen am Speisesaal an, zogen ihre Schuhe aus und gesellten sich, genau wie gestern, zu Hermine, Susan und Machiko, die bereits auf sie warteten.

Hermine sah etwas blass aus. Kaum, dass Harry saß, beugte sie sich zu ihm vor und griff besorgt nach seinem Handgelenk. "Harry, ich hab das von Amazake-Babaa gehört! Geht's dir gut?!"

"Da er zur Abwechslung auf den Mund gefallen ist, ja", antwortete Theodore eisig für Harry.

Das war wohl die Rache für Harrys Stichelei.

Harry ignorierte ihn genervt und konzentrierte sich auf seine Freundin. "Alles bestens. Ein Lehrer kam dann und hat sich drum gekümmert. Apropos" Harry richtete sich an Hiro, "dieser Mann, Kageyama. Wer ist das genau?"

"Kageyama Shinya, er ist Lehrer für verschiedenes, wie die meisten hier. Wir haben sehr viele Schüler, da kann sich ein Lehrer den Luxus nicht leisten, nur ein Fach zu unterrichten", erklärte Hiro, ehe er weiter ausführte, wer Harry nachts den Hals gerettet hatte. "Er unterrichtet hauptsächlich Pflege magischer Geschöpfe, gibt Leistungskurse in Verteidigung gegen die dunklen Künste und Nachhilfe in beiden Fächern."

"Das Frühstück", sagte Machiko unvermittelt und auf dem Tisch tauchten die unterschiedlichsten Speisen auf.

Nichts davon hatte Harry als Frühstück erwartet, eher als Mittagessen. Auf dem Tisch tauchten Platten mit eingelegten Gemüse, viel Fisch, Schüsseln mit Reis und Eiern in verschiedensten Formen auf. Und – wer hätte es gedacht – auch Suppe war wieder mit dabei. Machiko hob ihren Zauberstab, sieben Schüsselchen erhoben sich in die Luft und platzierten sich vor jedem einzelnen.

"Das ist Umeboshi, die essen wir immer zuerst", erklärte Machiko, während Harry seine eingelegte, grüne Pflaume betrachtete.

Mit den Stäbchen fischte jeder seine Umeboshi heraus. Vor allem Theodore hatte die meisten Probleme, seine Pflaume aus der Schüssel zu bekommen und Harry konnte sich seine Genugtuung darüber nicht verkneifen, während er seine eigene bereits aß. Kaum war sie in seinem Mund, gab er sich große Mühe, keine Miene zu verziehen. Umeboshi schmeckte ziemlich ungewöhnlich für ihn. Auf seiner Zunge machte sich ein salziger Geschmack mit einer sauren Note breit. Wach war er nach dieser Pflaume alle mal, es schüttelte ihn sogar leicht. Nach Umeboshi überlegte Harry, was er als nächstes versuchen sollte – vor allem, um diesen Geschmack wieder loszuwerden – und tat sich einen geräucherten Fisch auf seinen Teller.

"Denk dran, dass die viele Gräten haben", erinnerte Hermine ihn und füllte ihre Schüssel mit Suppe. "Wie ist die Nacht sonst bei euch verlaufen?"

Harry fieselte mit an seinem Fisch herum, der wirklich viele, viele Gräten hatte. "Äh, ganz gut. Ich hab erst prima geschlafen, dann wegen der Amazake-irgendwas gar nicht mehr und danach hat es eine ganze Weile gedauert, bis ich wieder schlafen konnte. Ansonsten war es okay, ungewohnt halt."

"Unsere Nacht war ziemlich ereignislos. Weißt du schon, welche Kurse du wählst?", fragte Hermine und probierte ihre Suppe, die ihr offenbar schmeckte.

Harrys Fisch war auch nicht schlecht und mit dem ganzen Reis wurde er schneller satt als gedacht. "Kurse?"

"Hiro-kun, hast du ihnen von den Kursen noch nicht erzählt?", fragte Machiko ihren Mitschüler überrascht.

"Oh, ja ..." Hiros Wangen färbten sich leicht rosa und er hörte auf sein Gemüse zu essen. "Nein, ich kam wegen dem nächtlichen Besuch und der dazugehörigen Erklärung noch nicht dazu."

"Verstehe. Wie in Hogwarts auch, gibt es in Mahoutokoro, abgesehen vom regulären Unterricht, bestimmte Kurse die man wählen kann. Nachhilfe- und Leistungskurse sind allerdings freiwillig. Nach dem Frühstück werden Hiro-kun und ich euch jeweils eine Liste geben. Dort kreuzt ihr an, welche Kurse ihr besuchen möchte", erklärte Machiko trocken.

Hermine hatte sofort eine Frage: "Gibt es irgendein Limit bei den Kursen?"

Machiko zog die Augenbrauen hoch. "Das ist deine Entscheidung. Du musst genügend Zeit für alles haben. Wenn du zum Beispiel nicht mehr zum Lernen kommst, war es offenbar nicht optimal."

"Und schlafen willst du vielleicht auch noch", fügte Theodore schief grinsend hinzu, der mit seinem Stäbchen ein Stück Rettich aufzunehmen versuchte, jedoch hatten seine Versuche eher etwas von Mordanschlägen an sich.

Hermine strich sich ihre buschigen Haare aus dem Gesicht und blickte Theodore fest ins Gesicht. "Ich bin ambitioniert, Nott."

"Das bin ich auch. Aber ich weiß, was das Wort ausgelastet bedeutet ..."

Nach diesem unangenehmen Wortwechsel herrschte erst einmal Stille, zudem waren die Hogwarts-Schüler ohnehin damit beschäftigt, ihr Essen in ihre Münder zu befördern und sich an die ungewohnten Speisen zu gewöhnen.

Nachdem das Frühstück beendet war, verließen Hiro und Machiko mit ihren Schützlingen den Speisesaal und erklärten, dass sie sie in die Bibliothek der Schule bringen würden.

Als sie ihre Schuhe an ihren Füßen hatten, bedeutete Machiko, dass sie ihnen folgen sollten. "In der Bibliothek könnt ihr euch in Ruhe für eure Kurse entscheiden. Wir haben das Zeitlimit auf 45 Minuten erst mal gesetzt, wenn ihr mehr Zeit braucht, müsst ihr das nur sagen."

Harry flüsterte Hermine leise zu: "Noch mehr Zeit als eine dreiviertel Stunde?!"

Hermine schüttelte kaum merklich den Kopf, als sie den Flur betraten. "Das ist eher eine Höflichkeitsfloskel. Wir sollen gar nicht so lange brauchen ..."

Am Flur zweigte ein weiterer Flur ab, der sie alle nach draußen zu einem kleinen Innenhof brachte, wo sich ein kleines Gärtchen befand. In seiner Mitte stand ein alter, prächtiger Kirschbaum, der gerade in voller Blüte stand. Der Weg, der um den Garten herumführte, war nach innen versetzt, so dass durch das Gebäude eine Überdachung ergab.

Machiko und Hiro umrundeten gerade den Garten, als jemand aus einer Fusuma trat, die an der Seite des Gebäudes eingelassen war. Harry erkannte ihn nicht gleich, sah dann aber, dass es der Lehrer war, der ihn und seine Kameraden im Empfang genommen hatte.

"Hiro-kun ..."

Hiro antwortete dem Lehrer sofort, jedoch verstand Harry kein Wort, da sie sich auf Japanisch unterhielten. Dennoch sah er, dass Hiro sehr aufgeregt, wenn nicht sogar aufgebracht war, während der Lehrer ihm schweigend zuhörte.

Kam es Harry nur so vor, oder sahen Hiro und dieser Mann sich ähnlich? War es Zufall, dass sie beide Hamada mit Nachnamen hießen? Harry hatte in seiner Klasse auch einen Jungen gehabt, der ebenfalls den Namen Potter trug hatte – Hamada könnte als Nachname ja ebenso häufig vertreten sein.

Schließlich sprach Hamada-sensei mit leiser Stimme zu Hiro und legte seine Hand kurz auf dessen Schulter, dann wandte er sich an die Hogwartsschüler.

"Auf dem Weg zur Bibliothek, nehme ich an?"

"Ja, sie sollen ihre Kurse wählen", antwortete Machiko kurz angebunden, während ihr Blick den Weg entlang glitt.

Hamda-sensei nickte ihnen allen freundlich zu ehe er sie durch dieselbe Fusuma verließ, durch die er gekommen war.

Machiko lief sofort weiter und alle folgten ihr. Harry sah zu dem Garten hinüber und bemerkte, dass um die Blüten herum lauter kleine, buntschillernde Kolibris schwirrten, die blitzschnell ihre Schnäbel in die Blüten versenkten und dann zur nächsten weiterflogen.

"Sie sind nicht echt, oder? Das ist ein Aves-Zauber, hab ich recht?", fragte Hermine, die die Kolibris ebenfalls gesehen hatte.

"Ja, das stimmt", antwortete Machiko.

Harrys begeisterter Blick war ihr nicht entgangen, sanft lächelte sie ihn an. Zum ersten Mal hatte Harry den Eindruck, dass Machiko tatsächlich lächelte –, sich ehrlich über etwas freute, das sie berührt.

Machiko drehte sich zu Harry und Hermine um. "Sie sind wunderschön, obwohl es nur ein Zauber ist, findet ihr nicht?"

Harry nickte und folgte Machikos Blick, sie war sogar stehen geblieben, dabei hatte sie es vorhin noch so eilig gehabt.

Hiro stellte sich neben Harry und Hermine und deutete auf einen kleinen, rotschwarzen Kolibri, der hektisch umher sauste. "Den da hab ich gezaubert!"

Der Kolibri schoss hoch in die Luft, machte eine scharfe Kurve und ... knallte gegen den Baum.

"Äh ... ich übe noch ...", sagte Hiro und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

"Ich find ihn trotzdem toll", sagte Harry und meinte es auch so, obwohl der Kolibri noch immer hartnäckig gegen den Baum donnerte und dabei laut und zornig zwitscherte.

"Er ist eben wie Hiro, will unbedingt mit dem Kopf durch die Wand", meinte Machiko und lächelte ihren Mitschüler amüsiert an.

"Wie sagt man so schön? Wie der Herr so's Gescherr ..." Hiro lächelte ebenfalls, nur blickte er dabei zu Boden, als hätte er Schwierigkeiten, Machiko ins Gesicht zu sehen.

Susan stupste Hiro leicht in die Seite. "Kannst du mir zeigen, wie man die macht?"

"Das ist fortgeschrittene Magie, Susan. Das lernen wir erst in der sechsten Klasse ...", erklärte Morag ihr sofort und schüttelte den Kopf, um Susans Chancenlosigkeit zu unterstreichen.

Susan verzog nur leicht den Mund. "Das muss nicht heißen, dass ich es nicht kann."

"Klar kann ich dir das mal zeigen. Aber erinner mich dran, ich vergess das vielleicht, hab immer viel um die Ohren."

"O wenn du das machst, dann wäre ich gern dabei!", klinkte Hermine sich sofort begeistert mit ein.

"Wir müssen jetzt aber weiter", unterbrach Machiko höflich die Unterhaltung und ging wieder voraus.

Als sie weiterliefen, fiel Harry wieder ein, was er Hiro vorhin fragen wollte. "Hiro, dieser Lehrer, Hamda-sensei –"

"– ist mein Bruder, ja."

"Echt?!" Harry hatte sich das zwar irgendwo gedacht, aber dann doch nicht so recht damit gerechnet.

"Ja, echt" Hiro lachte und zuckte mit den Schultern, "und es ist nicht immer lustig, sag ich dir gleich! Nii-san will unbedingt, das ich was aus mir mache, dass ich meinen Grips für was ganz Tolles nutze ..."

"Und was willst du?", fragte Hermine ehrlich interessiert.

"Es gibt da schon etwas, das ich gern machen möchte ... aber das steckt noch in den Kunderschuhen ...", murmelte Hiro und runzelte die Stirn. "Ansonsten ... möchte ich mein Leben genießen – so wie es ist."

"Hiro-kun sieht das alles sehr entspannt", pflichtete Machiko ihm bei.

Sie erreichten eine der Fusuma, die sich von selbst öffnete als sie sich ihr näherten, anschließend betraten sie einen sehr großen Raum. Auch hier war alles in hellbraunes Holz gekleidet und Laternen schwirrten lautlos durch die Luft. Lediglich über Arbeitsplätzen schienen sie fixiert zu sein und verharrten dort regungslos.

Hermines Gesicht begann sofort zu strahlen, als sie sich in der Bibliothek umsah. "Die ist wirklich schön! Ich meine, unsere in Hogwarts ist auch hübsch, aber die hier gefällt mir!"

Theodore, Morag und Susan blickten sich ebenfalls schweigend um. Theodore hatte wohl kein besonderes Interesse an diesem Ort, Morag schien aber genauso angetan wie Hermine und Susan musterte neugierig ein Buch, das aufgeschlagen auf einem Arbeitstisch lag.

"Ich finde diese Schrift echt interessant", murmelte sie Morag kaum hörbar zu.

"Das sind Kanji und die japanische Silbenschrift."

"Wenn du das sagst ..."

"Ihr könnt euch gern erst einmal umsehen", schlug Machiko vor.

Sofort wuselte Hermine davon und Harry beeilte sich, ihr dicht auf den Fersen zu folgen. Er hatte keine Angst davor irgendwo alleine zu sein, aber das hier war eine Bibliothek in der Harry nichts lesen konnte und da kann es ja nicht schaden, in der Nähe der Person zu bleiben, die es zumindest vielleicht konnte.

Die Bücherregal waren hauptsächlich in die Wände eingelassen worden, in einigen Abständen befanden sich verschiebbare Leitern, die es einem ermöglichen sollten, auch an die obersten Bücher heranzukommen. Weiter hinten befand sich ein Tresen, hinter dem ein Mann Mitte 30 saß, der Bücher mit Zaubern bearbeitete. Er trug einen kurzen Bart und schien ganz in seine Arbeit versunken.

Hermine steuerte direkt auf ihn zu und fragte ihn sogleich, was für Bücher sie hier hätten, wie viele es seien, ob sie sie ausleihen durfte und noch vieles mehr. Der Bibliothekar beantwortete jede Frage in stoischer Gelassenheit und zauberte unterdessen einfach weiter, was Hermine natürlich zu der Frage bracht, was das für Zauber waren, die er da anwandte.

"Schutzzauber. Damit sie keiner klaut, damit sie nicht schmutzig werden, damit man sie nicht öffnen kann, wenn man es nicht lesen soll und noch einige mehr, die ich dir nicht verraten darf", erzählte der Bibliothekar verschmitzt.

"Das ist ja toll! Richtig, da fällt mir ein – die Bücher, wie kann ich die denn lesen?"

Harry rieb sich das Gesicht; wenn das so weiterging, bräuchten sie vermutlich tatsächlich die gesamten 45 Minuten, um sich für ihre Kurse zu entscheiden!

"Die Bücher sind mit einem Zauber prepariert, die dir die Möglichkeit geben, die Schrift in deine Sprache umzuwandeln." Der Bibliothekar nahm ein fertig bearbeitetes Buch, sagte Hermine und Harry den Zauber "Interpretari", tippte es an und siehe da – schon war es auf Englisch. Dabei veränderte das Buch sogar die Form.

"Wieso wächst das?!", wollte Theodore sofort wissen, der sich hinter Harry und Hermine herumgetrieben hatte.

"Weil Sprachen unterschiedlich viel Platz brauchen. Mal werden es mehr, mal weniger Seiten."

"Da stecken Sie ja."

Der ganze Pulk blickte vom Buch auf und bemerkte eine Frau, gekleidet in einem dunkelblauen Umhang, die sich schnell dem Tresen näherte.

"Sie sollten mich doch vor einer halben Stunde ablösen!"

Der Mann runzelte die Stirn, während er das Buch wieder in seine Urform zurückzauberte. "Ach so, jaah ..."

Die Dame öffnete die kleine Tür des Tresen, schob den Bibliothekar hinaus und setzte sich an dessen Platz. "So, wie kann ich euch Lieben denn weiterhelfen?", fragte sie anschließend breit lächelnd, während ihr Kollege seine Uhr suchte, fand, feststelle wie spät es war und dann gelassen den Raum verließ.

"Äh, ich glaube, ihr Kollege hat uns schon alles ganz gut erklärt, wir sollen eigentlich –"

"Würdet ihr mir bitte folgen? Ihr könnt euch da hinten hinsetzen und dann in Ruhe eure Kurse wählen", rief Machiko der Gruppe zu und deutete auf einige Tische im hinteren Bereich.

Nachdem sich alle gesetzt hatten, verteilten Machiko und Hiro an jeden eine Liste, auf denen die verschiedenen Kurse aufgelistet waren sowie die Tages- und Uhrzeiten, die Harry verrieten, wann sie stattfanden.

Harry überflog seine Liste kurz und schaute dann zu Hermine auf. "Okay, was nimmst du?"

"Harry, du sollst nicht einfach das nehmen was ich nehme!"

"Potter braucht dich doch, Granger! Es wäre nur dumm von ihm, einen anderen Kurs zu wählen als du. Dann hat er ja keinen mehr, der ihm alles dreimal wiederholt, bis er's kapiert ..." Theodore machte sich also wieder daran zu sticheln, ehe er sich wieder mit seiner Liste beschäftigte und so tat, als wäre Harry keines Blickes würdig.

"Hermine wiederholt nichts für mich, sie erklärt es. Und zwar sehr gut. Von ihr hab ich in Zaubertränke schon hundertmal mehr gelernt als von diesem Ekel Snape", giftete Harry zurück, doch Theodore ignorierte ihn einfach und war schon mit Ankreuzen beschäftigt.

Als Harry sich wieder Hermine zuwenden wollte, saßen plötzlich Morag und Susan ebenfalls an ihren Tisch.

"Äh, ich möchte echt nicht irgendwo alleine sein ...", meinte Susan verlegen und schielte auf Harrys Liste, die noch leer war.

Morag räusperte sich. "Was ist, wenn nicht alle so gut Englisch sprechen? Mindestens mit einem Hogwarts-Schüler möchte ich in den Kursen schon sein."

"Ach, und wieso gehst du nicht zu Nott?", fragte Harry Morag und lachte dabei leise.

"Weil Slytherins hinterhältig sein können und ich keine Lust hab, dass Nott mich blöd dastehen lässt!", flüsterte Morag Harry leise zu.

Theodore blickte sofort auf. "Das hab ich gehört, MacDougal!"

Morag zuckte nur mit den Schultern.

"Hey, Nott! Sieht aus, als könnten alle darauf verzichten, mit dir in einem Kurs zu sein!" Dem konnte Harry einfach nicht wiederstehen und er musste zugeben, es machte unheimlich viel Spaß, Theodore reinzuwürgen, dass niemand erpicht darauf war, mit ihm alleine zu sein.

Theodores Gesicht wurde bleich vor Zorn. "Ich brauche keine Ravenclaws und Hufflepuffs, die um mich herumschleichen! Ich komm super ohne euch zurecht, immerhin bin ich kein ..." Theodores Blick wanderte kurz zu Hermine, die allerdings ihre Liste begutachtete und es gar nicht mitbekam.

Harry verstand allerdings sofort, worauf der Slytherin hinaus wollte und war schon halb dabei, von seinem Platz loszuhechten, als Morag ihn an der Schulter zurückhielt.

"Nein, nicht." Er beugte sich zu Harry vor und wisperte: "Nicht hier." Ehe er dann leise kicherte und sich wieder zurücklehnte.

Harry warf noch einen letzten, wütenden Blick zu Theodore, dann versuchte er sich wieder auf seine Liste zu konzentrieren. Er las sich durch, was denn nun alles zur Auswahl stand: einige Kurse kannte er auch aus Hogwarts, andere warem ihm jedoch völlig neu, wie zum Beispiel Zauberstabkunde, Fremdsprachen, Verteidigungskurs, selbst Quidditch war hier ein eigener Kurs an dem offenbar jeder teilnehmen konnte, selbst wenn man nicht Teil des Teams war! Den kreuzte Harry sofort an, auch wenn er wusste, dass er da nicht auf Hermine würde zählen können, aber Quidditch war etwas, das er sicher ohne Hermine schaffen würde. Neben weiteren bekannte Kursen wie Pflege magischer Geschöpfe, Wahrsagen, No-Maj-Kurs und Arithmantik, gab es auch Bogenschießen und Kunst. Ständig verlor Harry den Überblick, welcher Kurs an welchen Tagen und zu welchen Uhrzeiten statt fand. Erneut wanderte sein Blick zu Hermine hinüber, die auf ihrer Unterlippe herumkaute und sich offenbar mit Pflege magischer Geschöpfe und Zauberstabkunde auseinandersetzte.

"Die beiden Kurse kann ich nicht zugleich nehmen, weil dann schon der und der Kurs da statt findet, das ist echt schade ... Welchen würdest du nehmen, Harry?"

"Pflege magischer Geschöpfe."

"Aber das haben wir auch in Hogwarts! Wäre es nicht klug, einen Kurs zu wählen, den es bei uns nicht gibt?", hakte Hermine nach und sah Harry hin- und hergerissen an.

Harry dachte kurz darüber nach. "Na ja, wenn ich was nehme, das es in Hogwarts auch gibt, dann kann ich da nicht so schlimm versagen ... Ich meine, schau dir Bogenschießen an. Ich wette, das ist nichts für mich."

"Kunst, unbedingt! Nimmt einer von euch Kunst? Bitte sagt ja!", bettelte Morag und schaute großäugig in die Runde.

Hermine schüttelte den Kopf. "Lieber nicht, da war ich schon in der Muggelschule ganz furchtbar drinnen und da musste ich."

"Tja, also ..." Harry sog die Luft zischend ein. "Man kann erkennen, was ich zeichnen möchte, aber ob das gut ist ..."

"Ich nehm Kunst", meinte Susan plötzlich und machte ein Kreuz.

Morag seufzte erleichtert.

"Nimmt einer von euch Zauberstabkunde?", fragte Hermine.

Morag hob einen Finger, Susan und Harry schüttelten die Köpfe.

"Äh, Pflege magischer Geschöpfe? Hermine ist raus, wer von euch beiden ...?", fragend blickte Harry Morag und Susan an.

"Bin ich dabei. Mein Onkel hält einen Niffler und den finde ich ja schon cool. Möchte echt gerne wissen, was für Wesen es hier in Asien gibt", sagte Morag begeistert, Harry machte erleichtert ein Kreuz.

Susan verneinte leise, sie meinte, sie käme schon mit dem Crup* ihrer Tante nicht zurecht, weshalb das wohl nicht so ihrs sei.

"Ist einer von euch in Quidditch?"

Auf Harrys Frage hin schüttelten alle verneinend die Köpfe, er seufzte enttäuscht. Er hätte gerne noch einen Hogwartsschüler dabei gehabt.

"Sorry, Harry. Ich kann mit Besen zwar ganz gut, aber ich weiß, wie die hier in Mahoutokoro Quidditch spielen! Nein, danke. Ich will in einem Stück zurück nach Hogwarts kommen."

Harry schaute Morag verdutzt an. Wie meinte Morag das? Wie sollte man Quidditch denn anders spielen als in Hogwarts?!

"Okay, das hab ich dir tatsächlich nicht erzählt", gab Hermine zu. "In Mahoutokoro spielt man nämlich über dem Meer. Das kann zuweilen sehr nebelig und stürmisch sein und es wird trotzdem gespielt! Ganz abgesehen von den Flugzeugen, die hier manchmal auftauchen – da muss man wahnsinnig aufpassen."

"Oh wow ... Ich mach's trotzdem. Ist ein gutes Training für Hogwarts!", entschied Harry dennoch.

Er liebte das Fliegen auf dem Besen einfach zu sehr, als das ihn irgendwas davon abhalten könnte. Vielleicht war er hier in Mahoutokoro nicht so gut, aber er wollte es unbedingt versuchen!

Nach einigem hin und her, hatten sich schließlich alle geeinigt und jeder wusste ungefähr, wer in welchem Kurs war – abgesehen von Theodore, der beleidigt alles mit sich selbst ausgemacht hatte.

Machiko und Hiro sammelten die Blätter wieder ein, fertigten eine magische Kopie für jeden an und erklärten ihnen, dass sie jetzt zu ihrer ersten Unterrichtsstunden aufbrechen würden.

"Japanische Zaubereigeschichte fängt gleich an, das schafft ihr rechtzeitig", erklärte Machiko, während sie die Bibliothek wieder verließen und zurück in den Innenhof kehrten.

Harry seufzte innerlich. Vielleicht war der Unterricht von einem lebendingen Menschen interessanter als der, den er jedes Jahr in Hogwarts ertragen musste. Trotzdem, es war Geschichte und hier musste Harry sich tatsächlich mal Mühe geben, nicht einfach wegzudämmern! Sie kehrten über den Innenhof (Hiros Kolibri attackierte nun einen Ast) dorthin zurück, wo sie hergekommen waren. Die Gruppe begab sich zu einem kleinen Treppenhaus, das sich hier seitlich im Flur befand, folgten im nächsten Stockwerk einem Flur und blieben schließlich vor einer geschlossenen Fusuma stehen.

"Der Unterricht fängt gleich an ...", erklärte Hiro.

Hermine begann sofort, wild in ihrer Tasche herumzuwühlen – auf der Suche nach Stiften und Papier. "Granger-san, ganz cool bleiben." Hiro lachte auf und klatschte in die Hände. "Ihr könnt euch Notizen machen, aber keiner erwartet von euch irgendwelche Leistungen. Ihr sollt gut zu hören und auf ein paar Fragen antworten können, mehr nicht. Alles andere wäre ja wohl auch etwas viel verlangt, findet ihr nicht?"

Das fanden auch alle so und nickten stumm, alle, außer Hermine. Enttäuscht hörte sie auf, in ihrer Tasche zu kruschen.

Hiro und Machiko begleiteten ihre Schützlinge in das Klassenzimmer, dann verabschiedeten sich mit der typisch japanischen Verbeugung und verließen den Raum wieder. Harry und seine Kameraden durften zusammen sitzen. Ihre Schreibtische befanden sich nebeneinander in der Form eines Quadrats, sodass vorne und hinten zwei sitzen konnten, vorne war noch ein Tisch für den fünften Schüler reserviert.

Da Hermine sich natürlich den vorderen Platz schnappte, fügte sich Harry seinem Schicksal und setzte sich, zusammen mit Morag, ebenfalls nach vorne. Während sie sich also an ihren Plätzen einrichteten, konnte Harry die unzähligen Blicke ihrer japanischen Mitschüler regelrecht spüren. Sein Trost diesmal war jedoch, dass es nicht er alleine war, der angestarrt wurde, sondern seine Kameraden ebenso. Verärgert musterte er seinen rosafarbenen Umhang, dessen wenige Goldsprenkel ihm noch immer das Gefühl gaben, ein ziemlich lausiger Schüler zu sein. Dass die Umhänge seiner Kameraden – mit Außnahme von Hermine und Morag – ebenfalls nicht gerade vor Gold glänzten, tröstete Harry noch immer recht wenig.

"Hallo, Potter-san!"

Harry blickte von seiner Tasche auf, aus der er gerade ein Notizheft holte und erkannte den Jungen von gestern Abend wieder – worauf Harry stolz auf sich war, denn für ihn sahen die meisten Jungen und Mädchen noch immer ziemlich gleich aus.

"Satoshi-kun, du erinnerst dich?", flüsterte der Junge aufgeregt Harry zu und strahlte ihn an.

Er hielt ein gefaltetes Namensschild hoch auf dem sein Name auf Japanisch und Englisch stand.

Harry nickte. "Ja, klar. Hi, Satoshi-kun. Was gibt's?"

Satoshi nästelte nervös an dem Schild herum, während er stockend seine Frage formulierte: "Ich ... wollte nur fragen ... Sag mal, welche Kurse hast du denn gewählt?"

Harry kratzte sich am Kopf und dachte kurz darüber nach, ehe er sich dazu entschloss, lieber auf seiner Liste nachzusehen, ehe er in seinem Wust noch was Falsches erzählte.

"Äh, Sekunde ... Quidditch auf jeden Fall."

"Echt? Ich hab gehört, du bist in Hogwarts richtig gut! Ich bin voll schlecht in Sport, weißt du." Satoshi seufzte leise.

Harry zuckte mit den Schultern. "Dafür bin ich in anderen Sachen lausig, die du gut kannst."

"Meinst du?"

"Klar, wie sieht's denn mit Verwandlung aus?"

Satoshi zögerte erst, dann griff er in seine Tasche und holte ein Glas heraus, das er Harry zeigte. Darin befand sich eine Grille. Eine sehr interessante Grille; denn sie hatte noch das Blümchenmuster einer Tasse an sich, aber ansonsten schien es ihr gut zu gehen, denn sie putzte seelenruhig ihre Fühler.

"So sieht das dann immer aus. Irgendwie ... ist das mit der Struktur nicht so meins ..." Satoshi lächelte verlegen und packte das Glas wieder weg.

Harry reckte Satoshi seinen Daumen entgegen. "Zehnmal besser als meins! Das verwandelt sich nur zur Hälfte, lebt so halb und bringt sich dann immer selbst um!"

Die Fusuma glitt schabend auf und ein Mann Ende 40 betrat mit schnellen Schritten den Raum.

Satoshi lächelte Harry noch einmal zu, ehe er sich wieder nach vorne drehte.

Als der Mann an der Tafel angekommen war wandte er sich seinen Schülern zu, hob seinen Zauberstab und ließ ein Stück Kreide seinen Namen auf Japanisch und Englisch an die Tafel schreiben.

"Mein Name ist Kishimoto Masashi. Mein Nachname schreibt sich mit dem Zeichen für Strand und Herkunft und mein Vorname mit Gleichwertig und Geschichte. Wie mein Vorname Masashi auf ironische Weise verrät, bin ich der Geschichtslehrer hier in Mahoutokoro. Ich lehre Altjapanisch und japanische Zaubereigeschichte. Heute befassen wir uns mit Geschichte."

Sein Blick wanderte zu den Hogwarts-Schülern.

"Ihr fünf habt euch ja gestern beim Abendessen bereits einmal vorgestellt. Trotzdem möchte ich euch bitten, das für meine Schüler noch einmal zu wiederholen."

Die kleine Gruppe kam der Aufforderung sofort nach. Sie standen nach der Reihe auf, nannten noch einmal Namen, Alter und Klasse und setzten sich dann wieder hin. Harry fiel dabei auf, dass nicht nur Satoshi, sondern auch alle anderen Schüler Namensschilder aus Papier auf ihren Schreibtischen stehen hatten.

Der Lehrer, Kishimoto-sensei, verteilte mittels Magie Arbeitsblätter und begann dann, mit vielen bunten Bildern über die Geschichte der Ninja zu erzählen.

"Ninja haben wenig mit dem gemein, was viele von euch heute unter dem Begriff verstehen! Die No-Maj wissen sehr wenig über die eigentliche Kultur der Ninja. Es ist allerdings weithin bekannt, dass sie als Spione eingesetzt wurden und im Verborgenen gearbeitet haben. Hauptsächlich liegt es aber daran, dass Ninja in der Regel Hexen und Zauberer waren. Darauf bedacht, unerkannt und unentdeckt zu bleiben, verbreitete die Zaubererwelt viele Geschichten über Ninja. In Wahrheit jedoch ..."

Harry saß an seinem Tisch und bemühte sich darum, sich zu konzentrieren, während Hermine neben ihm hektisch mit ihrer Feder – genau wie die meisten japanischen Mitschüler – versuchte, jedes Wort von Kishimoto-sensei mitzuschreiben. Im Grund war der Unterricht gar nicht so uninteressant. Kishimoto hatte viel Bildmaterial und erklärte alles sehr anschaulich. Hin und wieder stellte er Fragen an seine Schüler oder ließ sie Unausgesprochenes diskutieren. Zum Beispiel sollten sich Schüler überlegen, was genau eigentlich mit Ninjutsu gemeint war.

Das Ende der Doppelstunde kam früher als gedacht. Harry streckte sich kurz, packte seine Sachen zusammen und folgte dann seinen Mitschülern zum nächsten Unterrichtsfach.

Satoshi gesellte sich sofort neben ihn.

"Wir haben jetzt Verwandlung!", erzählte er und klopfte sachte auf seine Tasche, in der sich noch immer die Grille befand.

Harry tastete aus Gewohnheit nach seinem Zauberstab und freute sich sogar richtig auf Verwandlung. Endlich etwas Praktisches! Das viele Sitzen, Stehen und Zuhören setzte ihm allmählich zu; es wurde Zeit, dass er mal wieder in die Gänge kam.

"Wirst sehen, du bist viel besser in Verwandlung als ich", meinte Harry zu Satoshi.

Sie verließen das Klassenzimmer und pilgerten zur Treppe. Damit waren sie aber nicht alleine. Auch unzählige andere Schüler schoben sich in Gruppen über den Flur, auf dem Weg zu ihren jeweiligen Lehrräumen. Harry fiel dabei auf, dass der Gang sich tatsächlich weitete! In kürzester Zeit war er so breit, dass jeder sich bequem auf dem Flur bewegen konnte, ohne sich wie eine Sardine in der Büchse zu fühlen.

Das Verwandlungsklassenzimmer war noch ein Stockwerk weiter oben. Es sah genauso aus wie das Zimmer davor, nur tummelten sich Tiere in Käfigen, welche auf den Tischen standen.

Satoshi setzte sich neben Harry. "Ich nehme Nachhilfe in Verwandlung. Machst du das auch?"

"Oh, ich glaube, wir haben uns erstmal nur mit den Wahlkursen befasst. Ich denke, darum kümmern wir uns, wenn wir merken, dass wir in einem Fach nicht so prickelnd sind."

"Die Geschichte der Ninja war wirklich sehr interessant! So was hätte ich in Hogwarts zum Beispiel nie erfahren!", sagte Hermine zu Harry, während sie sich zu den beiden Jungen gesellte und auf ihrem Tisch ein kleines Rotkehlchen begutachtete, das sie wohl bald verwandeln sollte.

"Ja und der Unterricht war hundertmal spannender als der von Binns!", pflichtete Harry ihr bei, der sofort an den Geist des alten Mannes denken musste, dessen einschläfernde Stimme ihn jedes Mal ins Traumland versetzte.

Satoshi sah die beiden erstaunt an. "Ein Geist unterrichtet bei euch?!"

"Ja, aber glaub mir, es ist furchtbar öde", sagte Morag, der endlich nachgekommen war – dicht gefolgt von Susan.

Theodore hielt etwas Abstand zu den anderen und schien stattdessen nach einem geeigneten Tier zu suchen.

Satoshi musterte ihn neugierig. "Was ist mit dem?"

"Nichts, er kann uns nur nicht leiden", meinte Harry, verdrehte die Augen und setzte sich vor seine kleine Schlange.

"Lassss mich rausssss ..."

"'Tschuldige, aber das darf ich nicht", murmelte Harry der Schlange zu. Seufzend drehte er sich zu Hermine um. "Könnten wir die Tiere tauschen?"

"Wieso?" Irritiert sah sie ihren Freund an.

"Weil meins mit mir spricht und ich mich damit nicht so wohl fühle ..."

"O ja! Sicher."

Noch während sie die Käfige tauschten ("Hübsssche Brille, Junge!"), kam auch schon der Lehrer ins Klassenzimmer. Wie Kishimoto zuvor, stellte sie sich kurz vor und erklärte den Schülern, was heute ihre Aufgabe sein würde. Sie sollten ihre Tiere vor sich in ein Kissen verwandeln.

Hermine machte sich, kaum war der Startschuss gefallen, sofort ans Werk; Harry und der Rest zog verhaltener nach. Nach einer Stunde hatten manche Schüler ihr Tier bereits verwandelt und durften zur nächsten Aufgabe übergehen, dazu gehörte Hermine – zu ihrem Bedauern – noch nicht, aber immerhin hatte ihr Kissen nur noch ein paar vereinzelte Schuppen und noch zischte, während Harrys Vogel lediglich etwas samten wurde. Satoshi hatte eine Schildkröte abbekommen, die jetzt wie ein Stofftier aussah.

"Na ja, genau das ist das Problem, es wird nur so ... zur Hälfte", meinte er und stupste frustriert seine Kissenschildkröte an, die protestierend Federn ausspuckte.

Am Ende der Doppelstunde war Harrys Kissen zwar noch sehr federig, aber ganz okay.

Nun wurde es nach, vier Stunden, Zeit für das Mittagessen. Die Schüler verwandelten die Tiere in ihren Ursprungszustand zurück und packten schnell ihre Sachen zusammen. Harrys Magen knurrten geräuschvoll. Er war gerade dabei, seine Tasche über die Schulter zu schwingen, als er bemerkte, dass die Schlange ihn dabei beobachtete.

"Nimm mich mit!"

"Ich glaube, die brauchen dich aber noch", erklärte Harry dem Tier und fühlte sich tatsächlich unwohl bei dem Gedanken, dass sie schon bald wieder verwandelt werden würde.

"Keine Sorge, wir löschen sozusagen das Gedächtnis der Tiere. Andernfalls wären sie vermutlich schon längst wahnsinnig geworden." Die Verwandlungslehrerin, gekleidet in einem schlichten, grünen Umhang, war zu Harry hinüber gegangen und sah ihn interessiert an.

"Du kannst mit ihr sprechen, nicht wahr?"

"Ja", sagte Harry einsilbig.

"Was sagt sie?"

"Dass sie raus will."

Die Lehrerin nickte seufzend. "Kann ich ihr nicht verdenken. Wie wär's, wenn du sie mitnimmst?", schlug sie plötzlich vor.

Harry sah sie verdutzt an. "Äh ...?!"

"Du kannst immerhin mit ihr reden und sie ist jetzt schon seit zwei Jahren hier. Ich hab einen kleinen Käfig, wenn du magst, kannst du sie haben. Aber kümmer dich gut um sie!", mahnte die junge Frau, Harry nickte kaum merklich.

Wie sollte er auch vergessen, sich um ein Tier zu kümmern, dass ihm sprichwörtlich zu zischte, was sie wollte.

Nach wenigen Minuten stand Harry mit einem kleinen Käfig auf dem Flur, seine Klassenkameraden und Satoshi staunten nicht schlecht.

"Sehnsucht nach dem Basilisken, Potter?", sagte Theodore und grinste schief, als er die Schlange genauer in Augenschein nahm.

"Der riecht sssscheiße ..."

"Ich weiß", antwortete Harry seinem neuen Haustier platt und folgte anschließend Satoshi mit den anderen zum Speisesaal.

Dort angekommen, fanden sich Harry und seine Kameraden mit Hiro und Machiko wieder an ihrem üblichen Tisch.

Satoshi verabschiedete sich von Harry und meinte, er würde sie nach dem Mittagessen gerne zum nächsten Unterrichtsfach mitnehmen. Harry und die anderen nahmen das Angebot dankend an, keiner wollte orientierungslos durch dieses große Gebäude wandern.

Hiro starrte Harrys Schlagen an, die neben dem niedrigen Tisch in ihrem Käfig herumkroch. "Wow, wieso ...?"

"Die Lehrerin hat sie mir mitgegeben. Sie meinte, sie hätte sie schon so lange und weil ich mit ihr reden kann, wäre ich ein prima Aufpasser", erklärte Harry kurz, wie er an sein neues Haustier gekommen war.

Morag, der die Schlange ebenfalls neugierig begutachtete, setzte zu einer Erklärung an: "Das ist vermutlich eine Japanische Vierstreifennatter, ich glaube, auf Japanisch nennt man sie Shimahebi. Sie ist übrigens ungiftig, aber zubeißen kann sie trotzdem!"

"Hunger!"

"Und sie ist sehr gesprächig ...", murmelte Harry. "Wo krieg ich eigentlich was zu Essen für sie her?"

"Da gehst du nach dem Mittagessen am besten mal zu Kageyama-sensei. Er kümmert sich um alle Tierwesen hier, da hat er bestimmt auch Futter für eine simple Schlange", sagte Machiko und machte sich daran, ihre Hände mit einem Tuch zu reinigen.

Harrys neues Haustier ringelte sich zischelnd in ihrem kleinen Käfig ein. Ihre Schuppen waren rötlichbraun und vier dünne, schwarze Streifen zogen sich über ihren Körper. Sie war nicht sehr groß, höchstens 100 Zentimeter lang.

"Ich nennen dich Shima, wie findest du das?"

"Hunger!"

"Was hast du zu ihr gesagt?", wollte Machiko wissen.

"Dass ich sie Shima nennen werde."

Hiro kicherte. "Und was hat sie geantwortet?"

"Hunger."

"Sie ist wohl recht einfachgestrickt", stellte Theodore fest, der ebenfalls mit seinem Tuch hantierte.

Hermine schüttelte den Kopf. "Es ist eine Schlange, kein Kniesel."

Das Essen erschien diesmal in kleinen Boxen, die sich vor jedem, wie aus dem Nichts, materialisierten. In den Boxen befand sich Reis, eingelegtes Gemüse, etwas Fleisch und Fisch. Es war nicht sehr viel, Harry war fast ein bisschen enttäuscht, als er sich hungrig auf sein Essen stürzte.

Hermine war das nicht entgangen und erwähnte möglichst beiläufig, dass man vor allem am Morgen und am Abend viel isst, während der Mittagszeit eher etwas weniger.

Machiko und Hiro fragten ausgiebig, wie die ersten Unterrichtsstunden verlaufen waren, was sie alles gelernt hatten und ob es ihnen auch gefallen würde. Jeder konnte sich einbringen, sogar Susan, die sonst eher still ist, erzählte, was sie in Zaubereigeschichte gelernt hatte und wie sie sich in Verwandlung geschlagen hatte.

"Eure nächste Unterrichtsstunden ist Kräuterkunde, freut ihr euch drauf?", wollte Hiro wissen, der gerade mit seinem Mittagessen fertig geworden war und Theodore neben sich nachschenkte.

"Total, Tiere und Pflanzen sind voll meins! Ihr habt hier bestimmt ganz andere Pflanzen als wir!" Morag schien sich richtig zu freuen und Harry dachte kurz an Neville, der bestimmt etwas dafür geben würde, dabei sein zu können.

Kräuterkunde war für Harry okay, nicht sein absolutes Lieblingsfach, aber es war bis jetzt immer recht interessant gewesen.

Hermine konnte sich sofort über unzählige Pflanzenarten auslassen, die es nur in Japan gab und von denen sie hoffte, auch alle zu Gesicht zu bekommen. Machiko erklärte ihr, dass sie bestimmt einige sehen würde, alle aber eher nicht.

Nachdem sie mit dem Essen fertig waren, kam Satoshi am Ausgang des Speisesaals wieder auf Harry zu, um ihn und die anderen, wie versprochen, zum nächsten Klassenzimmer zu begleiten. Wobei sich bald herausstellen sollte, dass Klassenzimmer nicht ganz der passende Begriff sein würde.

"Hätte ich fast vergessen! Ich brauch noch Futter für Shima!", fiel es Harry wieder siedendheiß ein und blickte auf die Schlange in seinem Käfig, von der er glaubte, dass sie ihn beleidigt ansah.

"Dann bring ich dich vorher zu Kageyama-sensei", schlug Satoshi gerade vor, als Hiro hinter Harry auftauchte und den Kopf schüttelte.

"Ich bin für Harry zuständig, ich mach das. Satoshi-kun, du bringst die anderen zum Unterricht."

Satoshi nickte nur und ging mit den anderen voraus.

"Kageyama-sensei ist eigentlich ganz freundlich", sagte Hiro plötzlich, während er sich die Schuhe anzog und Harry es ihm gleich tat.

"Und uneigentlich?", fragte Harry Böses ahnend nach.

"Na ja, er erscheint erstmal nicht so ... Übrigens, ich freu mich, dass du dich bei uns in Quidditch versuchst!"

Harry blickte überrascht auf, der Themenwechsel erschien ihm etwas abrupt.

"Äh, ja, ich auch. In Hogwarts bin ich Sucher, ich würde mich echt freuen, wenn ich hier auch spielen darf!" Harry dachte sofort über Quidditch nach: an das Gefühl, wenn er mit dem Besen in die Höhe stieg, das Kribbeln im Bauch, wenn er im Sturzflug über die Menge flog und dieser unbeschreibliche Triumph, wenn seine Finger sich um den walnussgroßen Schnatz schließen. Dieses berauschende Gefühl war bis jetzt von nichts anderem übertroffen worden, außer vielleicht vom Spiegel Nerhegeb, der ihm seine ganze Familie gezeigt hatte, aber das war eine andere Art von Glück gewesen.

Harry nahm den Käfig wieder auf ("Hunger!!") und folgte Hiro, der den Flur entlanglief und mit Harry am Haupteingang ankam. Unterwegs erzählte Hiro viel über Quidditch in Japan: dass sie es zwar genauso spielten wie in anderen Ländern auch, aber ihr Training durchaus anders aussehen konnte. Harry wusste ja, dass Oliver Wood wirklich viel Herzblut in Quidditch reinsteckte, aber die Japaner konnten da tatsächlich noch eins draufsetzen.

Die beiden verließen sich unterhaltend das Schulgebäude und überquerten sogar die Plattform, auf der Harry gestern erst mit einer riesigen Sturmschwalbe gelandet war. Obwohl das noch nicht mal 24 Stunden her war, hatte Harry das Gefühl, als liege dieses Ereignis schon lange zurück.

Neben der Plattform war eine Steintreppe eingelassen, die auf eine abgetragene Ebene, unterhalb der Plattform, führte. Sie war mit dichtem, grünen Gras bewachsen war, hier und da sprossen bereits die ersten Frühlingsboten in Form vieler bunter Blumen. Die Sonne schien heute sehr hell, es war angenehm warm. Harry atmete tief ein; die frische Luft, die sich hier mit dem Geruch des Meeres vermischte, roch unheimlich gut und füllte ihn mit neuer Energie. Auf der grasbewachsenen Ebene stand eine Hütte, die Harry sofort an die von Hagrid erinnerte. Hatte Kageyama-sensei so eine ähnliche Funktion wie ihr freundlicher Wildhüter?

Bei der Hütte angekommen, verebbte das Gespräch. Hiro klopfte laut an die hölzerne Tür und wartete schweigend.

Harry lauschte angestrengt, als ihm ein Zischeln etwas mitteilte: "Ich rieche etwas ... Großßess ... Blut ... Ich rieche ..."

Mit einem Ruck öffnete sich die Tür, Harry zuckte heftig zusammen, Shima rollte sich ein und zeigte fauchend seine Zähne, als zwei schwarze Augen aus dem Dunkel der Hütte nach draußen blickten.

"Was wollt ihr?!"

"Potter-san hat eine Shimahebi bekommen. Er soll sich um sie kümmern, er bräuchte Futter", erklärte Hiro mit fester Stimme, sein Blick war fest auf Kageyama-sensei gerichtet, von dem Harry kaum etwas erkennen konnte.

"Wieso haben Sie eine Schlange, Potter-san?!"

"Er riecht nach Bluut!", zischte Shima und fixierte Kageyama-sensei.

Harry schluckte schwer. Der Kerl war ihm unheimlich, obwohl er ihm letzte Nacht den Hals gerettet hatte, hatte Harry das Gefühl, den Mann nicht richtig einschätzen zu können.

"Sie gehörte eigentlich zum Verwandlungsunterricht, aber mir wurde angeboten, sie zu behalten ..."

"Tiere annehmen und dann nicht wissen, wie man sich richtig drum kümmert – solche Leute hab ich ja am liebsten!", knurrte Kageyama, öffnete die Tür aber und gewährte Hiro und Harry Einlass.

Die Hütte war tatsächlich sehr dunkel. An der Decke hingen Käfige in den verschiedensten Größen, bestehend aus Metall und sogar Holz. Es war lediglich ein großer Raum, in dem sich eine Werkbank, ebenfalls aus dunklem Holz, befand. Auf dieser lag eindeutig Fleisch, das gerade zerteilt wurde. An den Wänden hingen unterschiedliche Werkzeuge – es gab Regale, in denen sich Zaubertränke aneinander drängten – Bücher, die kreuz und quer oder sogar aufgeschlagen auf den verschiedensten Möbelstücken lagen. Ein kräftiger Geruch von süßlichem Metall, Staub und der beißende Geruch von Zaubertränken lag in der Luft. Harry entschied sofort, lieber durch den Mund zu atmen.

Er sah Kageyama an, der einen dunklen Umhang trug und darüber eine gräuliche, abgenutzte Schürze, auf der große Blutflecken prangten. Der Zauberer trug einen Dreitagebart über der Oberlippe. Seine etwas längeren, schwarzen Haare waren zu einem Zopf zusammengebunden.

"Fleisch!", zischte Shima und und starrte die Fleischbrocken an, die zerteilt in ihrer Blutlache lagen.

"Schlangen brauchen Lebendfutter, Potter-san. Bereits tote Tiere fressen sie nicht", erklärte Kageyama kühl und lief zu einem kleinen Käfig, der in einem der Regale stand, die sich über die Seitenwände der Hütte zogen.

Das leise Quietschen darin verriet Harry, dass dort drinnen Mäuse oder Ratten sein mussten.

Shima starrte noch immer das Fleisch an.

"Er schaut das Fleisch an", sagte Harry kleinlaut und deutete auf sein stummes Haustier.

Kageyama blickte vom Käfig auf zu Harry und dann zur Natter. "Schlangen sind nicht sehr gescheit. Wenn sie merkt, dass es sich nicht bewegt, frisst sie es doch nicht."

"Hast du verstanden? Das ist schon tot", erklärte Harry Shima.

"Hund!"

"Shima sagt, Hund", wunderte sich Harry laut.

Kageyama hatte mit seinem Zauberstab eine der Mäuse aus dem Käfig geholt und ließ sie, in der Luft schwebend, zu Harry hinüberfliegen.

"Sie riecht meinen Okami, das ist alles. Mach den Käfig auf, dann kann sie die Maus fressen."

Hiro stieß nur leise pfeifend die Luft aus und wandte sich ab. Harry öffnete den Käfig und die Maus plumpste hinein. Kaum, dass die Maus versuchte zu entkommen, schnappte Shima zu; er wickelte sich um sein Opfer und würgte sie zu Tode, ehe er sich daran machte, den Nager zu verschlingen.

"O Mann, ob ich mich daran gewöhnen kann ...", murmelte Harry und blickte angewidert auf das Spektakel hinab.

"Sie können die Schlange auch aussetzen, wenn Sie sie nicht behalten wollen, Potter-san. Lassen Sie die Natter hier, ich kümmer mich drum", schlug Kageyama kühl vor.

"Meine Mausss, meine Mausss!", zischelte Shima begeistert, als er die Maus runterwürgte.

"Ich behalt sie noch ein bisschen ...", meinte Harry kleinlaut.

Shima konnte ja nichts dafür, dass er eben fraß was er fraß. Oder wie.

"Ganz wie Sie wollen ..."

"Ihr seid hier, hier seid ihr ...!"

Harry blickte verwirrt auf.

Hiro murmelte ein leises: "Auch das noch!" und wich in die Hütte zurück.

Kageyamas dunkle Augen verengten sich und starrten zum Ausgang der Hütte.

Shima war so mit Fressen beschäftigt, das er um sich herum offenbar nichts wahrnahm. Harry trat, auch wenn er nicht wusste, was eigentlich los war, ebenfalls ein paar Schritte zurück.

"Wer nicht kommt zur rechten Zeit ..."

Diese Stimme klang eigenartig. Harry konnte sie nicht richtig zuordnen, es hörte sich ohnehin eher so an, als spräche jemand in seinem Kopf. Es war eine leise, eisige Stimme, die sich in Harrys Gedanken bohrte. Am liebsten hätte er sich die Ohren zugehalten, obwohl das gar nichts genutzt hätte.

Ein dunkler Schatten näherte sich dem Eingang der Hütte. Hiro und Kageyama verzogen angespannt das Gesicht, während Harry aufgeregt den Schatten anstarrte, der sich der Hütte näherte.

"... der wird sehen, was übrig bleibt!"

Katzenjammer

Eine Katze. Das war es, wovor Kageyama und Hiro den Rückzug angetreten hatten. Eine Katze.

Harry fühlte sich sofort an seine Hauslehrerin McGonagall erinnert und hegte den Verdacht, dass dieses Tier ein Animagus sein könnte. Was ihn allerdings weiterhin verwirrte, war die Tatsache, dass dieser Animagus in seinen Kopf eindringen und ihm Dinge zuflüstern konnte.

"Hiro-kun und Potter-san sind aus gutem Grund hier. Sie schwänzen nicht den Unterricht!", sagte Kageyama laut und behielt den Stubentiger genau im Blick.

Die Katze war grau getigert, hatte grüne, stechende Augen und ... zwei Schweife.

Harry stöhnte innerlich. Das musste wieder irgendwas Abgefahrenes sein – wie der Fuchs mit den sieben Schweifen. Wie hieß der gleich noch mal? Ach ja, Kitsune.

"Sag, was ist das?", flüsterte Harry Hiro leise zu.

"Bakeneko!", murmelte er zurück.

Harry sah ihn fragend an, wurde aber durch die kalte Stimme in seinem Kopf unterbrochen.

"Ich bringe sie dorthin, wo sie hingehören!"

Kageyama zuckte mit den Schultern. "Meinetwegen. Wir sind ohnehin fertig, die beiden wollten gerade gehen."

Die Katze, die Hiro Bakeneko nannte, richtete ihren durchdringenden Blick auf Harry und Hiro, ehe sie wieder kehrt machte und sich vom Eingang der Hütte zurückzog.

"Katze!"

"Nein, eine Bakeneko", antwortete Harry seiner wohlgenährten Schlange.

Hiro blickte neugierig auf Shima hinab. "Kann er dir erklären, was ein Bakeneko ist? Das wäre echt cool!"

"Nö, er ist davon überzeugt, dass es eine Katze ist." Harry rollte grinsend mit den Augen, Shima war wirklich nicht die hellste Kerze auf der Torte.

Die beiden folgten der "Katze" nach draußen. Sie war bereits ein Stück voraus und lief den Weg Richtung Schule zurück, dabei blickte sie hin und wieder über ihre Schultern, als wolle sie sichergehen, dass Harry und Hiro nicht abhanden kamen.

"Was ist eine Bakeneko?", fragte Harry Hiro leise.

"Das weiß man nicht so genau. Bakeneko bedeutet in deine Sprache übersetzt "verwandelte Katze". Es heißt, wenn man Katzen länger als sieben Jahre besitzt, werden sie zu Bakeneko und töten denjenigen, der sie großgezogen hat."

"Nicht wirklich, oder?!", sagte Harry und sah Hiro schräg von der Seite an, während sie die Treppen zur Plattform hinaufliefen.

Hiro lächelte und schüttelte den Kopf. "Nein, das können wir ausschließen. Katzen bleiben Katzen, egal, wie alt sie werden. Manche glauben auch, dass eine Katze, die von einem Menschen brutal getötet wurde, als Bakeneko wiederkehrt und diesen Menschen tötet oder verflucht."

Harry zog die Augenbrauen hoch. "Sag nicht, dass das wahr ist!"

"Ich kann nur sagen, dass wir nicht genau wissen, woher Bakeneko kommen. Das sind alles nur Legenden – Geschichten eben. Wir wissen nur, dass sie wie Katzen aussehen, zwei Schweife haben, mit dir sprechen können und schwarzmagische Flüche beherrschen. Sie sind sehr gut in Totenbeschwörung. Japanische Schwarzmagier benutzen sie, um Inferi* zu erschaffen. Man kann das Vertrauen einer Bakeneko gewinnen und wie ein Haustier halten, wenn man weiß, wie. Diese Bakeneko gehört Yamanaka-sensei, genauso wie der Kitsune. Die Bakeneko ist dafür zuständig, herumstreunende Schüler zu ihrem Unterricht zu bringen."

"Oh, also ... hat sie gemerkt, dass wir nicht da sind, wo wir sein sollten ...", schlussfolgerte Harry.

Hiro nickte. "Jap. Und sie ist eigentlich auch nicht gefährlich, aber ein bisschen impulsiv. Darum hat Kageyama-sensei sich beeilt zu erklären, warum wir bei ihm sind."

Hiro und Harry folgten dem Bakeneko ins Schulgebäude und gingen leise durch die Gänge. Hinter den verschlossenen Fusuma konnte Harry leise die Stimmen der Lehrer und Schüler hören und ab und zu das Sirren eines Zaubers. Die Bakeneko führte die beiden Schüler weiter in den hinteren Teil des Gebäudes, in dem Harry noch gar nicht war. Er hatte das untrügliche Gefühl, dass Gänge in diesem Gebäude dazu neigten zu verschwinden und wieder aufzutauchen.

"Sag mal, Hiro. Verändern sich Gänge hier ab und zu?"

"Ja, tun sie. Bei euch in Hogwarts ändern doch die Treppen ständig ihre Richtung, oder nicht?"

"Ja, aber ... wie kommt ihr damit zurecht, wenn die Gänge sich ständig ändern?", wunderte sich Harry, der bereits nach wenigen Abzweigungen die Orientierung verloren hatte und sich wie an seinem ersten Tag in Hogwarts fühlte.

Hiro runzelte die Stirn. "Hm, man sieht es irgendwann."

"Ihr seht das?!" Harry sah ihn ungläubig an.

"Ja, wirklich. Man erkennt bestimmte Fusuma wieder, das Muster vom Boden, die Wände ... Sieht ja nicht alles gleich aus. Das kriegst du schon noch raus!" Hiro lachte und klopfte Harry aufmunternd auf die Schulter.

Harry seufzte. "Wenn ich einmal meine Klasse verliere, kann mir nur noch die Bakeneko helfen."

"Lieber nicht, die kratzt und beißt manchmal." Hiro schüttelte sich.

"Du bist angekommen!", flüsterte es in Harrys Kopf.

Er wandte sich von Hiro ab, die Bakeneko hatte ihn zu einem Teil des Gebäudes geführt, der ihn sprachlos machte. Die Gewächshäuser in Hogwarts waren schon groß, auf jeden Fall ansehnlich. Aber das hier war, ohne zu übertreiben, wahrlich ein Haus. Harry fand sich in einem riesigen Gewächshaus mit mehreren Etagen, das in das Schulgebäude mit integriert war, wieder. Das Dach und die Seitenwänden bestanden aus Glas, so dass viel Sonnenlicht eingefangen werden konnte. Direkt vor Harry, in einigen Metern Entfernung, befand sich eine Wand komplett aus Glas, Stahlstreben verliehen ihr Stabilität. Die einzelnen Etagen reichten nur zur Hälfte des Gebäudes, so dass die Glaswand und die Mitte des Raumes frei blieben. Harry holte tief Luft, sie war feucht und sehr warm. Es roch nach nasser Erde und Gras, beschlagenem Glas, irgendwie würzig, süßlich und dann waren da noch Gerüche, die Harry völlig unbekannt waren. Schon nach kurzer Zeit hatte er das Gefühl, in seinem eigentlich recht leichten Umhang, zu schwitzen.

"Also gut, Harry. Hoffe, du magst Kräuterkunde, ich muss jetzt los! Sonst wird Bakeneko sauer ..."

Harry verabschiedete sich von Hiro und schaute sich noch einmal in dem großen Anbau um.

"Sehr warm, lass mich hier!" Begeistert entrollte Shima sich und blickte mit seinen starren Augen zwischen den Gitterstäben hindurch.

"Harry!" Hermine winkte ihrem Freund zu.

Sie stand mit Harrys Klasse nicht weit vom Eingang entfernt, neben einer sehr großen, palmenartigen Pflanze. Harry eilte auf sie zu und schaute sich dabei neugierig um. So sehr hatte ihn Kräuterkunde noch nie interessiert.

"Und, hat Shima was zu fressen bekommen?", fragte Hermine und schaute Harrys Schlange an.

"Ja und eine Bakeneko haben wir auch kennengelernt", erzählte Harry aufgeregt.

Morag tauchte neben Hermine auf und schaute Harry neugierig an. "Bakeneko? Eine echte?"

"Nein, eine aus Filz, MacDougal ...", giftete Theodore, der etwas weiter weg stand und mit seinem Zauberstab eine Pflanze anstupste, die ihre Tentakel nach ihm ausstreckte.

Morag schnaubte nur verächtlich, dann drehte er sich wieder zu Harry um. "Wie kommt's, dass du so eine siehst?"

"Sie gehört zur Schule, sie passt darauf auf, dass die Schüler den Unterricht besuchen. Schulschwänzer gibt es hier nicht, außer, sie sind so gut, dass sie eine Bakeneko abwehren können. Und das haben bis jetzt nicht viele hinbekommen. Außerdem hasst sie einen dann praktisch für immer und glaub mir, das will keiner!", erzählte Satoshi bereitwillig, ehe Harry Morag antworten konnte.

"Ist ja verrückt!", sagte Morag.

"Echt cooles Gewächshaus, das ihr hier habt! Wie hoch ist das denn, 30 Meter?", fragte Harry und blickte hoch zur verglasten Decke, durch die die Sonne strahlte.

"Fast, 25."

Nachdem Harry und die anderen eine Weile umhergewandert waren, um einige Pflanzen genauer unter die Lupe nehmen zu können – eine schnupperte an Hermines Umhang – kehrten sie zu ihrer Gruppe zurück und unterhielten sich leise weiter, während sie auf ihren Lehrer warteten, der sich offenbar verspätete.

Satoshi fragte Morag neugierig, was sie in den letzten zwei Jahren für Pflanzen durchgenommen hatten und stellte fest, das er einige kannte, aber von anderen zum ersten Mal hörte.

"Kräuterkunde ist okay, aber mein absolutes Lieblingsfach ist Pflege magischer Geschöpfe!", erzählte Satoshi.

Harry seufzte innerlich auf. Er freute sich, dass er in diesem Wahlfach, neben Morag, noch einen anderen Klassenkameraden hatte, den er gut leiden konnte.

"Die Pflanzen stehen nicht einfach irgendwo, sondern immer optimal, damit sie nicht zu viel oder zu wenig Sonnenlicht abbekommen", erklärte Satoshi, der sich offenbar im Gewächshaus wohl fühlte. Dann deutete er auf kleine Gewächshäuser, die wie einzelne Zellen eingebaut waren. "Manche Pflanzen sind sogar noch etwas spezieller, brauchen eine bestimmte Luftfeuchtigkeit oder Wärme."

Hermine betrachtete sie staunend aus der Ferne. "Davon hab ich in den Büchern, die ich gefunden habe, gar nichts lesen können!"

"Das ist noch nicht lange so. Mahoutokoro hat sich erst vor einem Jahr so richtig in dem Bereich etabliert, darum gibt es darüber einfach noch nicht viel Literatur", erklärte Satoshi und zuckte mit den Schultern.

Auf den oberen Etagen waren bereits andere Klassen zugange, die Harry von unten teilweise ganz gut bei ihrer Arbeit beobachten konnte.

Hermine machte noch einmal einen Rundgang und betrachtete weiter die vielen Pflanzen, die sich hier in ihren Töpfen und Beeten drängten und teilweise doch recht gefährlich aussahen. Manche waren unscheinbar – andere schnarchten sogar – einige hatten Blüten in grellen Farben, deren Köpfe sich in die Richtung derer drehten, die an ihnen vorbeigingen – und wieder andere versuchten aus ihren Töpfen heraus Wurzeln zu schlagen und fraßen alle Insekten, die ihnen vor die Flinte kamen. Es gab Pflanzen, die rochen himmlisch – Harry stand vor einer mit unzähligen, violletten Blüten – bei anderen hielt man sich die Nase lieber zu. Noch nie hatte Harry so viele unterschiedliche Pflanzenarten auf einem Haufen gesehen.

"Mao-sensei ist mein Name!"

Harry zuckte heftig zusammen und Hermine beeilte sich, wieder zur Gruppe aufzuschließen.

Von hinten, geradezu angeschlichen, hatte sich eine junge Frau mit einer ungewöhnlichen Frisur. Das hätte Harry von einem Lehrer jedenfalls nicht erwartet! Ihre Haare waren komplett grün gefärbt und in zwei lange Pferdeschwänze aufgeteilt. An ihrer rechten Kopfseite befand sich eine rosafarbene Blüte, die einen angenehmen Duft verströmte. Sie trug keinen Umhang, sondern schlichte Muggelkleidung – eine normale Jeanshose und ein ärmelloses Hemd.

Neugierig musterte sie Harry und seine Klassenkameraden, dann stellte sie sich noch einmal richtig vor: "Ich, Mao-sensei, bin eure Lehrerin in Kräuterkunde. Ich bringe euch bei, welche Pflanzen zu was gut sind, welche euch fressen und welche ihr gefahrlos genauer betrachten könnt. Die hier, zum Beispiel ..." Sie deutete auf Theodore, der noch immer mit der Pflanze mit den Tentakeln beschäftigt war, "... kann richtig gefährlich werden, wenn man sie zu lange ärgert."

Der junge Slytherin blickte sofort auf, beäugte die Tentakeln misstrauisch und zog sich langsam zurück.

Plötzlich lachte Mao laut auf. "War nur ein Witz! Die ist total harmlos!"

Theodore schaute erst verdutzt, ehe sich seine Wangen vor Scham rosa färbten und er zornig drein blickte. Harry unterdrückte vergnügt sein Lachen.

"Na schön, Spaß beiseite! Heute beschäftigen wir uns mit Furutsubaki-no-rei. Eine sehr schöne Pflanze, man kann ganz tolles Pulver für medizinische Zwecke aus ihr herstellen und es schmeckt richtig scharf – einfach großartig!"

Äußerst enthusiastisch erzählte Mao von dieser Pflanze, während sie voranging und die Schüler ihr schweigend folgten.

"Sie sieht schräg aus", murmelte Hermine Harry möglichst leise zu.

"Ihre Eltern sind No-Maj und sie ist speziell, aber Mao-sensei ist eine richtig gute Lehrerin!", flüsterte Satoshi zurück und grinste breit.

Theodore schnaubte leise. "Ein Schlammblut, auch das noch!"

Satoshi schaute ihn entsetzt an. Harry legte ihm eine Hand auf die Schulter und schüttelte nur leicht den Kopf.

"Er bildet sich was drauf ein, dass seine Familie nur aus Zauberern besteht ..."

Satoshi rümpfte die Nase. "Aber das hat mit Talent doch gar nichts zu tun! Wieso sollte ich jemanden danach bewerten?! Yamanaka-sensei hat auch No-Maj-Abstammung!"

Hermine warf ihr Haare über ihre Schultern und funkelte Theodore zornig an, der an ihnen vorbeigerauscht war.

"Bei uns in Hogwarts gibt es ein paar Schüler, die davon überzeugt sind, dass Muggelgeborene nicht zaubern dürften!"

"Ist ja bescheuert!", stellte Satoshi trocken fest.

"Ach, Potter-san!"

Harry blickte auf, Mao kam zu ihm zurückgelaufen und deutete auf seinen Käfig. "Deine Schlange ..."

"Das ist Shima", stellte Harry sein Haustier vor.

"Shima, wie nett. Und, geht's dir gut?" Mao beugte sich zu Harrys Käfig hinunter.

Shima rollte sich ein und zischte: "Großer, grüner Vogel greift mich an!"

"Shima denkt, Sie wären ein Vogel ..." Harry gab sich große Mühe, nicht zu lachen.

"Was hab ich, einen Vogel?!" Mao schaute reichlich verdutzt aus der Wäsche.

Satoshi machte sich sofort daran, das Missverständnis von insgesamt drei Sprachen wieder aufzudröseln. Am Ende lachte Mao ausgelassen und erklärte Harry, wo er Shima während des Unterrichts abstellen konnte.

"Lass sie ..."

"Ihn. 'Tschuldige ..."

"Hey, du musst es ja wissen." Mao zwinkerte Harry zu. "Lass ihn morgen am besten einfach im Schlafraum. Muss für Shima sehr stressig, ständig herumgetragen zu werden."

"Mach ich", sagte Harry, stellte den Käfig in einem halbwegs leeren Regal ab und folgte dann dem Rest seiner Klasse zu einem quadratischen Beet, in dem sich mehrere Pflanzen befanden.

Sie sahen ziemlich unscheinbar aus, waren langweilig grün, hatten einen Stängel, breite Blätter und ein paar wenige Tentakel. Sie bewegten sich etwas, sahen aber sonst eher lethargisch aus.

Harry war etwas enttäuscht und sah Hermine und Morag an, dass sie auch etwas Interessanteres erwartet hätten – nur Susan schien erleichtert und Theodore machte das üblich gelangweilte Gesicht.

"Wir werden diese Pflanzen heute verarbeiten. Ein Wort zur Warnung: Furutsubaki-no-rei sollte man nicht unterschätzen ..."

Harry hörte nur mit halben Ohr zu, während Mao anschließend Handschuhe und Scheren verteilte und ihren Schülern erklärte, wie sie die Pflanze verarbeiten sollten und wozu sie gut war. Die Schüler machten sich tuschelnd und kichernd an die Arbeit. Harry und die anderen alberten ein bisschen herum, hielten sich die Pflanzen entgegen, bekamen Verwarnungen, erzählten Satoshi, wie sie das Essen in Mahoutokoro fanden und was es stattdessen in Hogwarts alles gibt.

"Ich liebe Siruptorte!", erzählte Harry gerade, als er aufblickte und feststellte, das irgendwas anders war als sonst.

Nach fast einer Minute fiel ihm auch endlich ein, was er "vermisste": Theodore war vor einiger Zeit gegangen und bis jetzt noch nicht zurückgekehrt. Es war natürlich gut möglich, dass er sich aufs Klo zurückgezogen hatte und dort ziemlich lange brauchte, trotzdem, Harry fragte lieber mal nach.

Mao runzelte die Stirn. "Sie haben recht, Potter-san. Würde es Ihnen was ausmachen, mal nach ihm zu sehen?"

"Tja, also ... Wenn ich das Klo finde? Die Gänge verändern sich ja dauernd ..."

"Bei Baderäumen ist das einfach. Sie tauchen von selbst auf, wenn man sie braucht. Wenn du rausgehst, wird es gleich die erste Fususma sein, die du siehst", meinte Mao milde lächelnd.

Harry zog die Handschuhe aus, erzählte Hermine und den anderen, wo er hinging und machte sich auf dem Weg zu den Toiletten. Eigentlich hatte er gar keine Lust, sich um Theodore zu kümmern, aber da Mao ihn darum gebeten hatte, konnte er sich ja schlecht hinstellen und sagen, dass es ihm ziemlich egal war, was aus diesem Reinblut-Blödel Nott geworden war.

Er verließ das Gewächshaus und tat wie ihm gehießen. Er öffnete gleich die erste Fusuma, die ihm auf dem Gang ins Auge fiel und befand sich, wie versprochen, in den Männertoiletten. Harry sah sich im Raum fragend um, konnte aber Nott nirgendwo ausmachen. Er rief den Namen des Slytherin, erhielt aber keine Reaktion. Vielleicht hatte Nott sich in Mahoutokoro ja verlaufen, dachte Harry. Dann würde ihn zwangsläufig die Bakeneko zurückbringen.

Er zuckte mit den Schultern und wollte schon wieder gehen, als ihm eine offene Kabinentür auffiel.

"Nott, bist da drinnen?"

Harry ging zielstrebig zur Kabine und warf einen Blick hinein.

"Nott, was zum ...!"

Theodore befand sich tatsächlich in der Kabine – und er war nicht allein. Er saß zusammengesunken, mit dem Rücken zur Wand, da. Sein Kopf war ihm auf die Brust gesunken. Über seinen ausgestreckten Beinen stand die Bakeneko, welche Theodore mit großen, stechenden Augen fixierte.

"Was hast du mit ihm gemacht?!", rief Harry entsetzt.

Die Bakeneko wandte ihren Blick von Theodore ab und starrte Harry durchdringen an, bevor sie sich langsam in Bewegung setzte – genau auf ihn zu.

Keuchend wich Harry sofort zurück und prallte mit seinem Rücken gegen die Wand. Mit schwitzigen Fingern griff er nach seinen Zauberstab und reckte ihm der zweischwänzigen Katze entgegen.

Sie bleckte die Zähne und verengte ihre Augen, es sah aus, als würde sie boshaft grinsen.

Harrys Blick fiel zurück zu Theodore, der noch immer leblos in der Kabine lag.

"So ein Mist!"

Ehre, wem Ehre gebührt

„Was hast du mit ihm gemacht?!“ Harrys Hand, mit der er den Zauberstab hielt, zitterte heftig, während die Bakeneko in gebückter Haltung langsam auf ihn zuschlich.

„Nichts.“

Harry blinzelte nervös. "Was meinst du mit Nichts?!"

„Ich habe ... nichts gemacht. Ich habe ihn gefunden. Ich wollte ihn zurückbringen“, flüsterte es kalt in Harrys Kopf.

Seine grünen Augen schossen zwischen der magischen Katze und dem bewusstlosen Theodore hin und her; er wusste nicht, ob er diesem Wesen trauen konnte oder ob sie versuchte, ihn hereinzulegen.

„Sieh ihn dir an, wenn du magst.“ Sie wandte sich von Harry ab und setzte sich neben die Kabine.

Den Zauberstab erhoben und weiterhin auf das Wesen gerichtet, eilte Harry auf seinen Klassenkameraden zu. Er packte Theodore an dessen Schultern und schüttelte ihn kräftig.

„Nott, wach auf! Was ist nur los mit dir?!“

Aber Theodore gab kein Lebenszeichen von sich und rutschte durch das Geschüttel einfach zur Seite weg. Harry fing ihn ächzend auf und versuchte ihn an den Schultern packend aus der Kabine zu ziehen, was gar nicht so einfach war. Schließlich war der Slytherin schon ein gutes Stück größer als er selbst.

Harry blickte zur Bakeneko die das Spektakel ausdruckslos beobachtete.

„Tu irgendwas!“

Sie blinzelte mit ihren großen, kalten Augen, sprang zurück auf ihre Beine und verschwand lautlos nach draußen. Fluchend zerrte Harry Theodore aus der Kabine. Er hatte keine Ahnung, was dem Jungen fehlte, er konnte nichts sehen; kein Blut, keine Wunden, nicht mal blaue Flecke – nur ungewöhnlich blass war er geworden.

„Bitte wach auf …!“

Harry konnte im Nachhinein gar nicht mehr sagen, wie lange er versucht hatte, Theodore wieder aufzuwecken. Mehrere Zauber hatte er ausprobiert und jeder einzelne war wirkungslos geblieben.

„Potter-san!“

Harry blickte erschrocken von Theodore auf. Neben ihm war Satoshi aufgetaucht und mit ihm Morag und andere japanische Mitschüler, die entsetzt auf den bewusstlosen Slytherin hinunterblickten.

„Bakeneko hat gesagt, wir sollen … Oi …! Was ist denn nur passiert?!“, fragte Satoshi und kniete sich neben Harry und Theodore.

„Keine Ahnung, ich hab ihn schon so gefunden …!“

„Geht mal zur Seite, na los, macht schon!“ Mao schob die beiden Jungen grob von Theodore weg und beugte sich über ihn.

Neben ihr tauchte Hermine auf, die mit gerunzelte Stirn Theodores Handgelenk in die Hand nahm. „Sein Puls ist total schwach, als würde sein Körper einfach herunterfahren ...“

„Aha!“ Mao schob das Hemd des Slytherins kurzerhand nach oben und zerrte einen … Tentakel heraus.

Harry sah das sich windende Grünzeug verdutzt an.

„Furutsubaki-no-rei, ich sagte euch doch, dass diese Pflanze nicht zu unterschätzen ist!“ Verärgert stopfte Mao den Tentakel in einen kleinen Lederbeutel.

Hermine griff in ihren Umhang und zog eine kleine Phiole heraus in der sich ein schimmernder Zaubertrank befand. Schweigend entkorkte sie die Phiole und träufelte ein paar Tropfen davon in Theodores Mund.

„Hermine, was …?“, setzte Harry fragend an.

Es dauerte ungefähr eine Minute, ehe Theodore ächzend langsam wieder zu Bewusstsein kam. Seine Augenlider flatterten und er war noch immer sehr blass, schien sich aber allmählich wieder zu fangen.

„Was … ist passiert?“, murmelte und blinzelte mit zusammengekniffenen Augen in die sich über ihn beugenden Gesichter.

„Granger-san, hervorragender Einsatz Ihrerseits!“, sagte Mao zu Hermine breit lächelnd, dann klopfte sie Theodore auf die Schultern und half ihm vorsichtig auf die Beine. „Eine meiner Pflanzen hat sich unbemerkt an dich geheftet und von dir gezehrt. Ich rede mir mir den Mund fusselig, ich hab extra noch gesagt, dass ihr wirklich aufpassen müsst mit diesem Gewächs!“

„Furutsubaki-no-rei heftet sich unbemerkt an seine Opfer und saugt ihnen Energie ab. Habt ihr beiden überhaupt richtig zugehört, als Mao-sensei das erklärt hat?!“, fragte Hermine die beiden Jungen verärgert.

Theodore schwankte nur murmelnd („Ey, wo's die Katze hin?!“) und Harry macht ein entschuldigendes Gesicht. Irgendwie nicht, es schien ihm eine von den langweiligeren Pflanzen zu sein – dass die so unangenehmen werden konnte, hatte er nicht gedacht.

„Na schön, es ist ja nichts weiter Schlimmes passiert. Alle wieder raus hier und zurück zum Gewächshaus, alle, außer Nott-san, den bringe ich in den Krankenflügel, wo er sich von seinem Grünen Daumen erholen kann.“ Mao deutete mit ihrer freien Hand auf Harry. „Potter-san, sei so gut und geh mir mal mit deinem Freund zur Hand.“

„Er ist nicht mein Freund“, murmelte Harry argwöhnisch und schob sich einen von Theodores Armen über die Schulter.

Die Schüler strömten aus dem Raum und liefen aufgeregt miteinander redend zurück zum Gewächshaus, während Mao und Harry Theodore in die entgegengesetzte Richtung brachten, um nicht zu sagen, schleppten. Theodore schwankte noch immer und konnte sich gar nicht richtig auf den Beinen halten, teilweise fielen ihm unterm Laufen sogar die Augen wieder zu.

„Ich dachte, er wäre dein Freund ...“, sagte Mao und navigierte die beiden durch die sich verschiebenden Gänge.

Hin und wieder kamen ihnen Lehrer und Schüler entgegen, die den dreien verdutzt hinterherschauten.

„Nein“, antwortete Harry einsilbig.

„Na ja, weil du so besorgt um ihn warst.“

Harry schüttelte verärgert den Kopf. „Ich mag ihn nicht, er mag mich nicht, das heißt aber nicht, dass es mir egal ist, wenn ihm was passiert.“

Mao nickte interessiert. „Macht das einen Gryffindor aus?“

Harry schaute überrascht zu ihr auf. „Also, ich weiß nicht … Könnte sein …“

Am Ende eines breiten Ganges tauchte eine beige Fusuma auf, die etwas rosa eingefärbt war, so ähnlich wie die Umhänge, die sie trugen. Sie glitt auf und ein Mann mittleren Alters mit rotenbraunen Haaren und dunkelbraunen Augen kam ihnen schon entgegen.

Er fragte Mao etwas auf Japanisch, Harry verstand zwar kein Wort, konnte sich aber zusammenreimen, dass er wohl wissen wollte, was mit Theodore passiert war. Mao erklärte es ihm, der Mann gab Harry zu verstehen, dass er ab hier übernehmen würde und gemeinsam mit Mao verfrachtete er den jungen Slytherin auf eines der Betten.

„Gut, das wär's erst mal. Potter-san, wir gehen zurück zum Gewächshaus. Immerhin haben wir noch eine Stunde, das ist besser als nichts“, sagte Mao zu Harry und schob ihn aus dem geräumigen Krankenflügel nach draußen.

Harry warf einen letzten Blick auf Theodore, der sich im Bett auf die Seite rollte und ihm so den Rücken zukehrte.
 

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„Und wie geht es ihm?“, fragte Hermine, als Harry mit ihr und den anderen das Gewächshaus wieder verließ.

Harry zuckte mit den Schultern. „Ganz gut, er hat sich hingelegt und schläft jetzt bestimmt. Ich hatte nicht den Eindruck, dass er bleibende Schäden davontragen würde oder dass es ihm total schlecht geht.“

„Ich würde gern bei ihm vorbeischauen“, sagte Hermine mit leicht geneigtem Kopf.

Harry und die anderen hatten jetzt circa eine halbe Stunde, in der sich machen konnten, wonach ihnen gerade war. Harry brummte unglücklich, er konnte sich in seiner Freizeit wirklich Schöneres vorstellen, als einen rassistischen Slytherin im Krankenflügel zu besuchen. Doch Hermine war unerbittlich; ihrer Meinung nach waren sie immer noch Hogwarts-Schüler, die für einander da zu sein hatten, auch wenn sie nicht im selben Haus waren. Morag und Susan zogen es dennoch vor etwas nach draußen zu gehen, da das Wetter gerade so angenehm war.

„Ich wäre auch lieber draußen ...“, seufzte Harry und schaute den beiden nach, wie sie ihre Mitschüler nach dem Weg fragten.

Hermine griff nach Harrys Schulter und zog ihn mit sich. „Sei nicht so, immerhin haben wir ihn gefunden und geholfen.“

„Ja und ich finde, das war schon nett genug ...“

Den Krankenflügel fanden die zwei relativ schnell wieder und mussten sogar nur einmal nach dem Weg fragen. Als sie den Raum betraten, stellten Harry und Hermine fest, dass sie nicht die einzigen waren, die Theodore einen Besuch abstatten wollten.

Hiro und Machiko saßen neben Theodores Bett, der sich ein paar Kissen hinter seinen Rücken geschoben hatte, um besser aufrecht sitzen zu können.

„... dieses Mistding hing wohl an mir dran, hab ich gar nicht bemerkt!“, erzählte Theodore den beiden gerade, als Harry und Hermine langsam näher kamen.

Theodore drehte sich zu den beiden um und verzog leicht das Gesicht. „Was wollt ihr denn?“

„Nach dir sehen, wollten nur wissen, wie es dir geht“, antwortete Hermine leise und kam auf ihn zu.

Harry hätte am liebsten hinzugefügt, dass Hermine das wollte, er eher weniger. Ein klein wenig bedauerte er es, dass Mao die Pflanze so schnell entdeckt hatte.

„Ich hab schlechte Nachrichten für dich, Nott“, sagte Harry, als er sich neben Hermine an das Bett setzte.

Theodore sah ihn misstrauisch, zugleich aber auch besorgt an.

„Es waren leider Muggelgeborene, die dir den Hals gerettet haben. Ich würde sagen“, Harry machte eine kurze Kunstpause, „dass es vielleicht doch ganz gut war, dass Mao-sensei und Hermine Zaubern gelernt haben.“

Theodores Mund wurde schmal, doch er antwortete nicht darauf und schob sich ein Stück Apfel in den Mund, das er von einem Teller nahm, welcher sich neben seinem Bett befand.

„Potter-san, Granger-san! Schön, euch zu sehen! Geht es euch gut? Wie fandet ihr Kräuterkunde?“, fragte Hiro so fröhlich wie immer und sah die beiden strahlend an.

„Ich fand's bescheiden ...“, maulte Theodore apfelkauend.

„Sehr interessant, ich hab vieles gesehen, wovon ich noch nie gelesen habe! Wir haben ...“ Hermine stürzte sich sofort in eine ausführliche Erklärung darüber, was sie alles in Kräuterkunde gemacht hatten und was mit Theodore passiert war.

Harry saß schweigend daneben und träumte davon, sich draußen in die Sonne zu setzen.

„Freut uns, dass euch unser Unterricht so gut gefällt“, meldete sich Machiko zu Wort und hatte ihr übliches, lebloses Lächeln aufgesetzt.

Die Fusuma öffnete sich erneut und ein ganzer Trupp älterer Schüler in Umhängen, die fast so golden waren wie der von Machiko, kamen herein. Sie sprachen mit Machiko leise auf Japanisch und musterten Theodore interessiert. Schließlich stand Machiko auf, entschuldigte sich und folgte den Schülern nach draußen.

„Wer waren die?“, wollte Theodore sofort wissen und blickte dem Pulk nach, bis sich die Fusuma hinter ihnen schloss und ihm die Sicht versperrte.

„Freunde von Machiko, die Elite von Mahoutokoro. Fast jeder von denen hat einen Zauberstab aus Kirschholz. Ihr wisst ja vielleicht, dass wir annehmen, dass solche Zauberstäbe besonders mächtig sind“, erklärte Hiro.

Er sah seufzend auf seinen nicht ganz so goldenen Umhang und nicht aus Kirschholz bestehenden Zauberstab herab.

Harry widerstand dem Drang, ebenfalls seinen Umhang anzusehen; dieser war ziemlich rosa, sehr rosa sogar und das bedeutete, dass Harry kein besonders herausragender Schüler war.

„Sind die reinblütig?“

Hiro sah Theodore überrascht an. „Das weiß ich nicht. Gut, von einigen schon, wie zum Beispiel von Machiko. Ihre Familie ist schon sehr alt und ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft. Sie hat Verwandte in fast allen wichtigen Branchen. Ich glaube, in ihrer Familie gibt es kaum No-Maj oder welche, die von ihnen abstammen, aber so genau weiß ich das auch nicht.“

„Und die anderen?“, fragte Theodore ungeniert weiter und grapschte nach den restlichen Äpfeln.

Hiro zuckte mit den Schultern. „Wie gesagt, das weiß ich nicht so genau. Ich kenne nicht alle und einige nur vom Namen her.“

Theodore sah ihn argwöhnisch kauend an. „Das ist doch wichtig!“

Harry rutschte unangenehmen berührt auf seinem Stuhl herum. Theodore mochte nicht in seinem Haus sein, aber er war immer noch ein Schüler von Hogwarts und sein Verhalten konnte auch dem Ruf der Schule schaden. Harry wünschte, Theodore würde seinen vorlauten Mund halten, als er einen Seitenblick auf Hermine warf, merkte er, dass er mit diesem Wunsch nicht alleine war.

„Leistung ist hier entscheidend. Wer eine gut situierte Familie hat, hat schon irgendwie Vorteile, das ist richtig. Aber wer gut zaubern kann und einer der besten wird, verdient sich sein Ansehen, egal, woher man kommt. Na ja … fast“, sagte Hiro und lächelte bitter.

„Wie, fast, was meinst du mit, fast?!“, fragte Harry sofort.

Das interessierte ihn jetzt doch und kam damit Theodore sogar zuvor, der offenbar dieselbe Fragen stellen wollte.

„Hmm, wir haben Schüler, deren Eltern aus anderen asiatischen Ländern kommen, Korea, China ...“

„Was ist mit denen?“, hakte Hermine sofort nach.

Hiro seufzte. „Darüber rede ich nicht so gern.“

„Wer A sagt, muss auch B sagen!“, giftete Theodore Hiro an, Harry hätte ihn am liebsten mit einem Lähmzauber belegt, damit er endlich den Mund hielt.

„Äh, also … Es kann schon sein, dass so jemand nicht gerade den besten Stand … bei uns hat und in der japanischen Gesellschaft, wir … bleiben sehr gerne unter uns“, murmelte Hiro und seine Wangen färbten sich so rosa wie sein Umhang.

„Du meinst, unter Japanern. Wer Eltern aus einem anderen Land hat, hat es automatisch schwerer, davon hab ich gelesen. Während bei uns in England der eine oder andere Zauberer“, Hermine warf einen flüchtigen Blick auf Theodore, der nur die Nase rümpfte, „wert darauf legt, dass keine Muggel oder Muggelgeborenen Teil der eigenen Familie sind, ist es in Japan für manche sehr wichtig, dass die gesamte Familie nur aus Japan kommt oder zumindest ein Großteil.“

„Das …“, Hiro wrang seine Hände, er fühlte sich bei dem Thema scheinbar wirklich nicht besonders wohl „... kann man so stehen lassen, ja.“

„Wieso?!“, wollte Harry aufgebracht wissen.

Was machte einen Zauberer mit Eltern aus einem anderen Land denn schlechter als einen, dessen Eltern beide Japaner waren?!

„Das ist so ein gesellschaftliches Ding, Harry“, sagte Hermine.

„Das ist ein blödes Ding, das ist genauso blöd, wie dieser Reinblut-Wahn!“

„Ehrlich gesagt, sehe ich das auch so!“, platzte es aus Hiro heraus und blickte mit funkelnden Augen wieder auf. „Ich geb zu, ich sag das nicht so gern laut, weil mich manche dann vielleicht schlecht behandeln, aber … mein Freund Nam-seon-kun hat viel mehr Gold auf seinem Umhang als ich! Ich mag ihn echt gern, wir verbringen viel Zeit miteinander! Seine Eltern sind aus Süd-Korea und noch vor seiner Geburt nach Japan gekommen – wegen ihrem Job. Nam-seon-kun ist hier geboren und aufgewachsen – er ist genau wie wir!“, erzählte Hiro wieder fröhlich und meinte dann, dass er ihnen seinen Kumpel auch gerne mal vorstellen würde.

„Der berühmte Harry Potter, weißt du, den möchte Nam-seon-kun natürlich auch mal die Hand schütteln, wie ihr so schön sagt!“

„Na klar, warum nicht!“, willigte Harry sofort.

Theodore schien das ganze wieder weniger zu interessieren, fragte aber dennoch noch mal nach. „Also … es ist euch egal, wenn jemand Eltern hat, die … die Muggel sind?!“

„Ja“, antwortete Hiro platt und musterte Theodore von der Seite. „Wieso ist dir das nur so wichtig?!“

„Und deine Eltern, was sind die?“

Harry wünschte sich erneut den Lähmzauber und ballte zähneknirschend die Fäuste.

„Meine Eltern sind beide magisch, aber ich glaube, einer meiner Urgroßväter hat Verbindungen zu No-Maj, bin mir aber nicht sicher, er ist leider schon verstorben.“

„Na ja … das passt schon“, meinte Theodore großzügig und boxte mit seinem Ellenbogen die Kissen zurecht. „Muss ich eigentlich noch lange hier bleiben?“

„Nein, Sie können gehen“, meldete sich plötzlich der Krankenpfleger zu Wort und hastete, mit einem Klemmbrett bewaffnet, an Theodore vorbei.

Theodore stieg aus dem Bett und zupfte seinen rosafarbene Umhang zurecht. „Gut, gut, und was kommt jetzt?“

„Nun, wir haben noch 15 Minuten für uns, dann … Einen Moment …“ Hermine griff in ihre Tasche und zog einen Stundenplan heraus. „Ah, haben wir Zaubertränke.“

„Wie finden wir da hin, wenn unsere Klassenkameraden überall und nirgends sind?!“, fragte Theodore in die Runde.

„Och, fragt euch einfach durch, es sind immer mal wieder Schüler und Lehrer auf dem Gang, die helfen euch bestimmt!“, sagte Hiro gelassen und zuckte mit den Schultern.

„Ja, und wenn wir es trotzdem nicht finden, hilft uns Bakeneko“, fügte Harry entspannt hinzu.

Hiro machte ein Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. „Also, von der würde ich mir lieber nicht helfen lassen!“
 

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Zufrieden seufzend ließ Harry sich auf eine der freien Bänke fallen. Er, Hermine und Theodore waren nach draußen gegangen und Harry freute sich, dass er wenigstens noch ein paar Minuten an der frischen Luft verbringen konnte, ehe er wieder in die Schule musste. Nicht, dass der Unterricht uninteressant wäre, aber er brauchte einfach mal eine kurze Auszeit.

„Die Elite also … Wissen nicht mal, ob ihre Verwandten zaubern können oder nicht …!“, murmelte Theodore, der sich neben Harry setzte und argwöhnische Blicke zu Machiko und ihren Freunden hinüberwarf, die sich an einem Tisch versammelten hatten und dort leise Unterhaltungen führten.

Ein junger Mann ließ einen ganzen Schwarm bunter Vögel aus seinem Zauberstab schwirren. Lachend verwandelten seine Freunde die Vögel in andere Tiere, wie Eichhörnchen, Frösche und vieles mehr.

Machiko lockte einen gelben Vogel zu sich, verpasst ihm einen Zauber und sobald er losflog, zogen sich schillernde Regenbogenfarben hinter ihm durch die Luft.

Sie können ziemlich gut zaubern und das scheint hier wichtiger zu sein als die Leistungen irgendeines Ururgroßvaters“, antwortete Harry genervt.

Theodores Ansichten darüber, wer zaubern durfte und wer nicht und wer zur Elite zu gehören hatte und wer nicht, waren einfach nur anstrengend.

„Freunde!“

Satoshi kam gut gelaunt auf die drei zugelaufen und schaute Theodore fragend an. „Wie geht es Nott-san?“

„Den Umständen entsprechend“, antwortete er und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

„Es geht ihm prima, eigentlich weiß er gar nicht, wie gut es ihm geht!“, seufzte Harry und streckte die Beine aus.

„Oh, verstehe ...“ Satoshi kratzte sich, noch immer perplex, am Kopf was deutlich machte, dass er eigentlich gar nichts verstand. „Ich dachte mir, ich such euch mal, dann können wir zusammen zu Zaubertränke gehen!“ Verlegen grinste er die drei an.

Theodore nickte gebieterisch, Harry und Hermine sagten, dass sie das sehr nett von ihm fanden.

Satoshi setzte sich zwischen Harry und Theodore.

„Sag, geht es dir wieder ganz gut?“, fragte er Theodore erneut und schaute ihn aufrichtig besorgt an.

Theodore seufzte leise. „Ja, es geht mir wieder richtig toll. Sag mal, Satoshi ...“

„-kun“, warf Harry ein.

„Satoshi-kun. Was sind deine Eltern eigentlich?“

Satoshi schaute Theodore verdutzt an. „Äh … Menschen?“

Seufzend rieb sich der Slytherin über die Stirn.

„Er will wissen, ob deine Eltern zaubern können“, löste Hermine das Rätsel, Satoshis Gesicht hellte sich sofort auf.

„Ach so, nein! Meine Eltern sind No-Maj! Sie freuen sich, dass ich zaubern kann, auch wenn sie davon noch nicht so viel gesehen haben, ich darf zu Hause ja nicht.“

Harry warf Theodore einen Seitenblick zu, doch der hüllte sich in eisiges Schweigen mit einem ausdrucksloses Gesicht, das Harry nicht deuten konnte.

Hermine schob ihren Umhang zurück und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Wir müssen langsam los, denke ich.“

„Oh ja, mir nach!“ Satoshi sprang auf die Beine und lief sofort voraus, er schaute nicht einmal zurück, ob die drei ihm auch folgten.

„Ich will nichts von dir hören, Nott!“, zischte Harry Theodore leise zu, während sie Satoshi in das Schulgebäude folgten.

„Dann stell dich taub, Snape schwört, das kannst du richtig gut“, maulte er nur zurück.

Harry atmete schwer ein und aus und hoffte einfach, dass Theodore begriffen hatte, dass sein Kastensystem hier in Mahoutokoro keinen Anklang fand und er deswegen einfach seinen Rand halten würde.

Zaubertränke fand, zu Harrys Erleichterung, nicht in einem Kerker statt, sondern im Erdgeschoss in einem gut gelüfteten Raum. Das Fach unterrichtete eine Lehrerin, die Harry zwar streng, aber fair vorkam und ihnen genau erklärte, wie sie ihren heutigen Zaubertrank zubereiten mussten. An einer Tafel erschienen die Zutaten und wie die Zubereitungsart aussah. Ohne einen miesgelaunten Professor Snape, der einem ständig über die Schultern schaute, um Gehässigkeiten loszuwerden, stellte Harry sich in diesem Zaubertrank-Unterricht sogar um Längen besser an als in Hogwarts. Ja, er musste zugeben, dass das Fach sogar richtig Spaß machen konnte.

„Dir ist schon klar, dass du die Zähne schon reingerieben hast?!“, murmelte Theodore, während Harry verträumt in seiner Schale vor sich hinmörsterte.

„Äh ...“ Harry hielt inne und schaute in seinen Kessel.

Stimmt, der Zaubertrank hatte bereits die richtige Farbe. Als er aufblickte, knallte und zischte es in allen denkbaren Farben. Was auch immer Satoshi angestellt hatte, es schien nichts neues für die Lehrerin zu sein, die seufzend zu ihrem Schüler hinübereilte.

„Tajiri-kun, Sie sollen Ihren Kessel beheizen, nicht einschmelzen!“

„Ich kann irgendwie nie beides! Entweder ich mach das eine falsch oder das andere!“, jammerte Satoshi frustriert, während die Lehrerin die Sauerei mit einem Schwenk ihres Zauberstabs verschwinden ließ.

Theodore keckerte leise in sich hinein. „Ich glaube ja, dass er beides falsch macht!“

Hermine rollte mit den Augen. „Du musst immer irgendwas Gemeines sagen, oder?!“

Theodore zuckte nur amüsiert mit seinen Schultern. „Ist eben mein Sinn für Humor, für euch ist doch alles ein Angriff.“

Am Ende der Stunde konnte Harrys Ergebnis sich wirklich sehen lassen. Es war nicht so tadellos wie das von Hermine oder Susan (Morag und Theodore waren tatsächlich keine Überflieger in dem Fach), aber es war weitaus besser als das, was er sonst so zustande brachte.

Nach Zaubertrank riechend, verließ die Klasse das Zimmer. Der Unterricht war für heute endlich geschafft. Harry und seine Klassenkameraden konnten sich jetzt erst einmal ausruhen und den alles andere als wohlriechenden Umhang wechseln.

„Und ihr müsst die Umhänge immer tragen?!“, fragte Morag Satoshi überrascht.

„Ja. Na ja, beim Schlafen nicht.“ Satoshi kicherte leise. „Die sind total wichtig, die müsst ihr immer anhaben.“

„Warum ist das denn so wichtig?“, wollte Susan wissen.

„Weil der Umhang sich weiß färbt, wenn man schwarze Magie anwendet und das ist verboten. Wenn man in seiner Freizeit keinen Umhang tragen braucht, ist diese Vorsichtsmaßnahme doch für die Katz!“, erklärte Theodore.

„Oh ja, leuchtet ein ...“, sagte Susan leise und ihre Wangen färbten sich rosa. „Dabei kenne ich gar keine schwarzmagischen Flüche!“

„Du?“, fragte Hermine Theodore provokant.

Sie alle waren auf dem Weg zu ihren Schlafräumen, um sich umzuziehen. Danach hatten sie Zeit, sich um ihre Hausaufgaben zu kümmern. Die anderen Schüler jedoch hatten noch Wahlfächer, Nachhilfeunterricht oder anderweitige Leistungskurse vor sich.

Theodore warf Hermine einen schrägen Blick zu. „Ach, weil ich in Slytherin bin, muss ich automatisch schwarze Magie drauf haben?!“

„Du lebst von Klischees, für dich bin ich eins, da werd ich dich ja wohl nach einem fragen dürfen!“, feuerte Hermine garstig zurück, Harry feuerte sie im Geiste an, Morag machte sich nicht mal die Mühe, sein Grinsen zu verstecken.

„Meine Meinung über Schla..., also, ich hab sie jedenfalls nicht grundlos!“

„Wie auch immer, kannst du jetzt schwarzmagische Zauber oder nicht?!“, bohrte Hermine nach.

Theodore seufzte und rieb sich übers Gesicht. „Jaah, oder sagen wir lieber, mir wurden einige gezeigt, aber wenn es dich glücklich macht, hab noch nie einen angewendet! Wozu auch!“

„Och, da würde mir einiges einfallen ...“, murmelte Harry.

Theodore schloss zu Harry auf und funkelte ihn eisig an. „Ja und die Tatsache, dass dir was Nettes einfallen würde und ich nichts davon je getan hab, sagt mehr über dich aus als über mich, Potter!“ Er wandte Harry und den anderen den Rücken zu und marschierte schnurstracks voraus.

Hermine seufzte auf. „Er darf natürlich eine vorgelebte Meinung haben, nur alle anderen nicht über ihn – war ja irgendwie klar!“

„Scheint ihn aber sehr zu ärgern und das tut ihm auch mal gut“, meinte Morag gelassen.

Im oberen Stockwerk, bevor sich die Wege der Jungen und Mädchen trennten, handelte Hermine mit Harry aus, dass sie sich noch mal in der Bibliothek treffen („Es gibt so viele Bücher, die ich lesen müsste! Wir müssen unsere Hausaufgaben machen! Und wir müssen …!“). Harry und Morag machten sich auf zum Schlafraum und unterhielten sich unterwegs über die entspannteste Stunde Zaubertränke seit langem, Theodore kam ihnen in einen neuen Umhang gekleidet entgegen und würdigte sie keines Blickes.

Harry und Morag sahen sich nur mit hochgezogenen Augenbrauen an, ehe sie im Schlafraum verschwanden.
 

ꕥꕥꕥ
 

Nach einer halben Stunde hatte Harry es endlich wieder zu dem kleinen Innenhof geschafft, in dem die unzähligen, bunten Kolibris herumschwirrten. Von hier aus konnte die Bibliothek ja nicht mehr weit sein. Auf einer Bank, die auf der Grünfläche stand, saßen Theodore und Susan, beide jeweils in einem Buch vertieft.

Harry ging auf die zwei zu um sie zu fragen, wo genau denn jetzt die Bibliothek lag. „Hey, ihr zwei. Äh, blöde Fragen, die Bibliothek, wo …?“

Theodore blickte von seinem Buch nicht auf, deutete aber in die ungefähre Richtung in die Harry musste.

„Danke.“

Kaum, dass Harry seinen Zielort erreicht hatte, stürmte ihm auch schon Hermine entgegen.

„Harry, wieso hast du so lange gebraucht?!“

„Hab mich verirrt“, seufzte Harry, „dass sich hier ständig die Gänge verändern, finde ich wesentlich anstrengender als unsere Treppen!“

Er ließ sich von Hermine zu einem Tisch im hinteren Bereich ziehen. Darauf hatte sie sich bereits breitgemacht, alle möglichen Bücher und Pergamentrollen lagen herum und von den meisten war Harry sich sicher, dass sie nicht zur Pflichtlektüre gehörten.

„Ich hab mit den Hausaufgaben schon mal angefangen, aber viel wichtiger ist, dass wir – !“

„Ah, da seid ihr zwei ja! Onii-san hat mir verraten, dass ich euch hier finden würde!“

Harry und Hermine drehten sich überrascht um, hinter ihnen war Hiro aufgetaucht, der sie, so gut gelaunt wie immer, breit anlächelte.

„Hiro! Äh … -kun!“

Hiro winkte ab und kam auf die beiden zu. „Gibt da ne Kleinigkeit, die ich vergessen hab zu regeln. Onii-san sagt, ich wäre eigentlich genial, wenn ich nicht so … vergesslich wäre. Wie auch immer. Wie ihr sicher gemerkt habt, verwenden wir natürlich Bücher im Unterricht und es wäre da doch von Vorteil, wenn ihr die auch hättet!“

Hermine nickte begeistert, Harry seufzte innerlich. Irgendwie hatte er gehofft, dass er sich um das Lesen hier herumdrücken konnte, aber offenbar reichte das Nicht-Besitzen der Bücher und eine Sprachbarriere dazu nicht aus.

Hinter Hiro kamen Theodore und Susan in die Bibliothek und liefen auf sie zu.

„Super, wir sind fast komplett! MacDougal-san hab ich leider nicht gefunden. Potter-san, Nott-san, wärt ihr so lieb und würdet ihm seine Bücher mitbringen? Gut, ich hol euch schnell alles, was ihr braucht“, sagte Hiro und ging zur Theke, wo die Dame saß, von der Harry glaubte, dass es dieselbe von heute Morgen war.

„Haben Sie meinen Kollegen gesehen? Er hätte schon vor einer viertel Stunde hier sein sollen!“, sagte sie sofort zu Hiro, ehe er überhaupt seinen Mund aufmachen konnte.

„Äh … Leider nicht, aber ich bräuchte folgende Bücher ganz dringend …“

Hermine setzte sich an ihren Tisch und bedeutete Harry, es ihr gleich zu tun.

„Ihr macht Hausaufgaben?“, fragte Theodore und besah sich das Chaos auf den Tischen.

„Auch“, murmelte Hermine und schob die Bücher hin und her. „Ich hoffe, Hiro bringt auch das eine Buch mit, das fehlt mir nämlich noch …“

Harry musterte die zehn Bücher auf dem Tisch und fragte sich, wie Hermine da noch etwas fehlen konnte; dann stellte er seine Tasche auf einem Stuhl ab und holte seine Sachen raus.

„Okay, womit hast du angefangen?“, fragte er seine Freundin.

„Das Transfigurationsgesetz in seiner Ausführlichkeit im Bezug auf Lebewesen. Aber wir haben noch etwas Wichtigeres zu tun als Hausaufgaben!“

„Ach, echt?! Etwas Wichtigeres als Hausaufgaben?“, sagte Theodore laut.

Harry blickte schmallippig auf. Theodore flackte auf einem Stuhl ihnen gegenüber herum und sah sie mit amüsierten Gesichtsausdruck an.

Susan zog sich leise einen Stuhl heran und setzte sich ebenfalls mit an den Tisch. „Äh, könnte ich meine Hausaufgaben mit euch zusammen machen?“

„Na klar, wieso nicht“, sagte Harry lächelnd.

„Wenn du noch Platz findest ...“, murmelte der Slytherin und schob einige der Pergamentrollen zur Seite, um für sich selbst Raum zu schaffen.

Harry hätte ihm am liebsten angegiftet, dass er seine Hausaufgaben gefälligst woanders machen sollte, aber da kam Hiro mit der Bibliotheksangestellten, schwer beladen mit Büchern, zurück.

„Da sind wir wieder! Legen wir sie hier ab ...“, ächzte er.

Harry und die anderen versammelten sich um den Tisch, auf dem die Bücher abgelegt wurden, anschließend wiesen Hiro und die Bibliothekarin jedem die notwendigen Bücher zu.

„Mir fehlt da noch eines ...“, sagte Hermine und stupste Hiro vorsichtig an.

Hiro sah sie überrascht an. „Wie jetzt? Ich meine … Was für eines denn?“

Nachdem Hermine das gewünschte Buch bekommen hatte (und noch eines), setzte sie sich wieder zu ihren Kameraden.

„Harry, wir müssen unbedingt einen Brief schreiben!“

Harry schaute sie an, als hätte sie verlangt, dass er mit Theodore einen Walzer hinlegte. „Na klar … Die Dursleys werden bestimmt wissen wollen, wie es mir in einem Land geht, von dem sie gar nicht wussten, das es existiert …!“

„O Harry, doch nicht an die Dursleys!“, rief Hermine und schüttelte seufzend ihren Kopf. „Ich spreche von Ron!“

„Ah, hast recht! Wir sollten ihm auch was schicken, irgendwelche Süßigkeiten, die es hier so gibt!“, schlug Harry begeistert vor.

„Das dürft ihr, aber keine Pflanzenarten oder Tiere versenden, sowas wird abgefangen und ihr, genauer genommen eure Eltern, können Schwierigkeiten bekommen“, mahnte Hiro die beiden, ehe er den Hogwarts-Schülern fröhlich zuwinkte und dann wieder ging.

Harry und Hermine erzählten sich unterm Schreiben, was sie gerade Ron in ihrem Brief mitteilten, damit der arme, lesefaule Weasley nicht alles zweimal lesen musste.

Unterdessen stieß nun auch Morag zu der kleinen Gruppe. Theodore drückte Morag sofort dessen Bücher in die Hände („Muss ich's nicht rumschleppen!“). Verdutzt legte Morag sie wieder ab, dann schob er kurzerhand einen weiteren Tisch an den bestehenden und machte sich mit Susan und Theodore schon mal an die Hausaufgaben.

Wenn Harry eines nie für möglich gehalten hätte, dann, dass diese bunte Truppe sich ausgerechnet beim Hausaufgaben erledigen so gut verstehen würden.

„Potter, du hast vergessen zu erwähnen, dass Furutsubaki-no-rei einen umbringen kann!“

„Das hab ich nicht vergessen, das hab ich verdrängt, Nott!“

Nun ja, zumindest verstand man sich fast ziemlich gut.

Stupor und Finite

Als Harry am nächsten Morgen die Augen aufschlug wünschte er sich, es wäre schon Wochenende. Er war, obwohl er zur Abwechslung durchschlafen konnte, völlig zerschlagen. Seine Glieder fühlten sich bleischwer an und selbst die Sonne, die hell ins Zimmer strahlte, vermochte ihn nicht wirklich munter zu machen. Gähnend krabbelte Harry unter seiner Decke hervor und tastete nach seiner Brille, die neben seinem Zauberstab lag.

„Guten Morgen, Potter-san!“

Harry fragte sich insgeheim, woher Satoshi nur die Energie hernahm schon am frühen Morgen so fröhlich und ausgeruht zu sein – er selbst fühlte sich wie ein Zombie.

„Hey, Satoshi-kun … Ich bin echt müde heute …“

Satoshi nickte verständnisvoll, während Harry auf die Beine kam und zum Schrank schlurfte, um seinen Umhang zu holen.

„Na, Potter? Heute Nacht wieder mit Drachen gekämpft?“, fragte Theodore, der Harry mit hochgezogenen Augenbrauen musterte –

Harry verzog als Antwort nur sein Gesicht.

Er hoffte, bald wieder richtig munter zu werden und dass sie keine Zaubereigeschichte hatten; ein Lehrer aus Fleisch und Blut würde ihn heute genauso wenig wachhalten können wie Professor Binns.

Plötzlich klopfte ihn jemand kräftig auf den Rücken. Als Harry über die Schulter sah, stand hinter ihm Morag.

„Noch keine Woche hier und schon verfällst du in alte Muster?“ Er lachte über seinen nicht ernst gemeinten Scherz.

„Potter-san, ich hab da was für dich …“

Satoshi reichte Harry eine kleine Flasche mit einer grün schimmernden Flüssigkeit. Harry drehte Satoshis Geschenk neugierig in den Händen.

„Was ist das?“

„Ein echter Wachmacher!“ Satoshi kicherte vergnügt. „Das ist ein Zaubertrank, der einen morgens in die Startlöcher hilft, wenn man sich so fühlt wie … na ja, du eben.“

Harry entkorkte das Fläschchen dankbar. „Echt nett von dir, kann ich grad wirklich gebrauchen!“

„Aber nicht alles!“, rief Satoshi erschrocken. „Sonst gehst du uns an die Decke!“

„Das schafft er auch so …“, murmelte Theodore.

Harry nahm einen kleinen Schluck und gab Satoshi den Zaubertrank zurück. Es schmeckte interessanterweise nach Zitrone. Noch während er im Bad seinen Umhang anzog, spürte er deutlich wie er allmählich munter wurde. Der Zaubertrank strömte durch seinen gesamten Körper und die unangenehmen Schläfrigkeit hatte sich tatsächlich aufgelöst, als er auf dem Weg zum Speisesaal Hermine traf.

„Hey, Harry! Voller Energie?“

„Mit ein bisschen Nachhilfe, ja!“
 

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Im Speisesaal fand man sich wie üblich zusammen an einem Tisch. Hiro und Machiko fragten ihre Schützlingen, wie es ihnen in Mahoutokoro so ging und jeder erzählte von sich und den jüngsten Vorkommnissen. Harry aß, in weiser Voraussicht mehr als gestern (das Mittagessen schien in Japan eine spärliche Angelegenheit zu sein) und fragte gut gelaunt in die Runde, welche ersten Unterrichtsstunden sie heute erwarteten.

„Zauberkunst!“, sagte Morag aufgeregt und kam Hermine zuvor, die Harry gerade antworten wollte.

„Lernt ihr etwas anderes als wir?“, fragte sie Machiko.

Machiko legte ihren Zeigefinger an die Wange. „Hm, ich denke eher weniger. Bestimmt verwenden wir andere Beispiele als ihr, aber die Basis wird immer dieselbe sein.“

„Was einer der Gründe sein wird, warum es nicht so ein Drama ist, dass wir den Unterricht in Hogwarts verpassen“, schlussfolgerte Theodore, der jetzt eine Gabel in der Hand hielt.

„Keine Stäbchen?“, fragte Harry und bemühte sich, sein Grinsen zu verbergen, wohl wissend, dass es Theodore nicht entgehen würde.

Der Slytherin schnaubte frustriert. „Ich will auch mal zum Essen kommen!“

Als sie aufstanden, rieb Harry sich möglichst unauffällig die Knie und stellte zufrieden fest, dass Morag dasselbe tat. Diese Art zu sitzen wird definitiv zu den Dingen gehören, die Harry nicht so schnell vermissen würde.

„Harry, wir müssen unsere Briefe noch abschicken!“, sagte Hermine, als sie sich auf dem Weg zu ihrem Klassenzimmer befanden.

Harry schnippte mit seinen Fingern. „Oh ja, und ich brauch noch Süßigkeiten! Nur … wo kriege ich die her?“

„Frag doch Satoshi. Der leiht dir bestimmt welche“, meinte Theodore, der unterm Laufen in seinem Zauberkunstbuch las.

Susan murmelte ironisch: „Wie nett …“

„Entspannt euch! Soll Ron was zu euch schicken, das gebt ihr Satoshi. ist doch ein guter Deal!“, meinte Morag zufrieden.

„Ja, wenn Ron jetzt in Galleonen schwimmen würde, um uns was zu kaufen, wäre der Plan sogar okay“, räumte Hermine ein.

„Tut er aber nicht“, grummelte Harry.

Theodore schlug seufzend sein Buch zu. „Euer Ernst? Habt ihr nur Ron als Freund?!“

„Nein?! Aber er ist unser bester Freund!“, fauchte Harry genervt zurück.

„Ihr könnt auch was Süßes von mir haben, ohne, dass ich dafür was zurückbekomme“, bot sich eine japanische Mitschülerin an, die den fünf Hogwartsschülern zugehört hatte.

Sie hatte große, mandelförmige Augen und dunkelblau gefärbte Haare.

„Entschuldigt, meine Name ist Kobayashi Kaori.“

Harry zuckte innerlich zusammen. Irgendwie war ihm die ganze Sache jetzt peinlich, dabei war es noch nicht einmal seine Idee gewesen. Theodore schien das alles jedoch keineswegs aus der Bahn zu werfen. Er schlug sein Buch wieder auf und folgte seinen Klassenkameraden.

Morag rief ihm hinterher: „Denk an das Lemming-Prinzip, Nott!“

Theodore winkte gelassen ab. „Ich kann jemanden hinterherlaufen und in Schwierigkeiten geraten oder es auf eigene Faust schaffen – so groß ist der Unterschied nicht!“

Harry wich unterm Laufen einigen Schülern aus und setzte verlegen zu einer Antwort an, Kaori lächelte.

„Äh, das mit dem Tausch war eher Theorie!“, sagte er zutiefst verlegen.

„Ist schon okay. Ich hätte aber tatsächlich gerne was aus England gehabt.“

„Könntest du auch kriegen … Von mir.“

Harry, Hermine und Kaori sahen nach hinten.

Susan war ihnen schweigend gefolgt und freute sich offenbar, dass sie etwas beitragen konnte.

„Meine Mutter hat mir meine Lieblingssüßigkeiten eingepackt. Du kannst aber gerne welche abhaben“, sagte sie, ihre Mitschülerin freute sich sehr.

Kurze Zeit später erreichten sie das Klassenzimmer. Harry und seine Klassenkameraden suchten sich zusammen ihre Plätze aus und bereiteten sich vor.

Satoshi stupste Hermine an. „Ihr habt euch wieder vertragen?“, fragte er und deutete auf Theodore, der sich neben Susan setzte.

Harry räusperte sich. „Ist eher so eine Zweckgemeinschaft. Wir, äh … lassen uns einfach in Ruhe.“

„Was ist denn bei euch los?“

„Na ja, wir haben unterschiedliche Ansichten“, antwortete Hermine kühl und holte ihr Buch aus der Tasche.

Satoshi runzelte die Stirn. „Okaa-san sagt immer, es sei bereichernd, wenn man anderer Meinung ist.“

„Ja, wenn die eine Meinung nicht so abgrundtief bescheuert wäre …“, murrte Harry.

Satoshi konnte darauf nicht mehr antworten, der Lehrer kam herein. Sein Name war Saito und er erklärte, was Harry und die anderen heute lernen sollten. Ihre Aufgabe war es, ein Stück Kreide schweben zu lassen und bestimmte Worte zu schreiben.

„Die Schüler aus Hogwarts dürfen natürlich ihre Schrift verwenden, von allen anderen erwarte ich Schriftzeichen!“

Jeder bekam eine kleine Tafel und eine Kreide und schon ging der Spaß los. Die Kreide in die Luft zu befördern war der Teil, den Harry schon raus hatte, aber wie sollte er jetzt bitte schreiben?!

„Onee-chan sagt, das ist wie Fahrradfahren …“

Plumps, Harry hatte vor Überraschung die Konzentration verloren und seine Kreide krachte auf die Tafel und brach entzwei.

Er hatte gar nicht bemerkt, dass Kaori sich hinter ihn gesetzt hatte.

Saito lief entspannt vorbei und reparierte Harrys Kreide mit einem Wisch seiner Hand. „Konzentrieren Sie sich, Potter-san. Das ist am Anfang keine leichte Übung.“

„Sie zaubern ohne Zauberstab?“, fragt Harry neugierig nach.

Saito lächelte wohlwollend. „Natürlich. Nicht nur, aber immer öfter.“

Dann ging er weiter und half anderen Schülern bei ihren Problemen.

„Lernt … ihr in Hogwarts denn nicht, ohne Zauberstab zu zaubern?“, fragte Kaori überrascht.

Harry drehte sich möglichst unauffällig zu ihr um, Kaoris schmale Hände umschlossen ihren Zauberstab fest, ihr Umhang war mit vielen Goldsprenkeln versehen. Harry fragte sich frustriert, ob er in der Klasse der Schüler mit dem wenigsten Gold war.

„Äh, nein. Tun wir nicht …“, antwortete er verwirrt.

„Dafür lernen wir im sechsten Jahrgang ohne zu sprechen zu zaubern“, meinte Hermine und schaffte es, dass ihre Kreide ein hübsches, großes A fabrizierte.

„Tun wir?“

„Harry!“

„Tun wir.“

Kaori kicherte und ihre Kreide zitterte verdächtig in der Luft, fiel aber nicht herunter.

„Also, schön dich kennenzulernen, Kaori... Kaori... Tut mir leid, ich hab die Endung vergessen“, flüsterte Harry ihr zu.

„Kaori-chan, alles gut“, flüsterte sie zurück, ihre Augen waren aber auf ihren Lehrer gerichtet.

„Potter-san, ich schätze es, dass Sie Kontakt mit anderen Schülern pflegen. In meinem Unterricht schätze ich das allerdings nur, wenn Sie nebenbei meine Aufgabe lösen können“, meldete Saito sich vorne an der Tafel zu Wort.

„'Tschuldige! Bin schon dabei!“

Harry konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe, als ihn etwas Kleines am Kopf traf.

„Au!“

Er bückte sich nach dem Ding, das ihn getroffen hatte.

„Das glaubst du mir jetzt zwar nicht, aber das war echt keine Absicht!“

Theodore war neben ihm aufgetaucht und nahm Harry lachend die Kreide aus der Hand.

„Nein, tu ich nicht! Du sollst schreiben und niemanden angreifen!“

„Ich dachte, mit mehr Schwung kriege ich das hin …“

Morag schaffte es direkt nach Hermine ein krakeliges B auf seine Tafel zu schreiben, während Susans Kreide nur auf und ab hopste und ihr Gesicht dabei vor Anstrengung ganz rot anlief.

„Legst du ein Ei, Bones?!“

„Musst du nicht schreiben, Nott?“, sagte Hermine eisig, ohne von ihrer Tafel aufzublicken.

Theodore trollte sich zurück zu seinen Platz (Saito hatte ihn bereits ins Auge gefasst) und alle machten sich wieder daran, Buchstaben und Worte zu schreiben.

Die zwei Stunden vergingen wortwörtlich wie im Flug. Am Ende hatte Harry ein paar einfache Buchstaben auf seine Tafel kritzeln können und zu seiner Erleichterung waren dafür sogar ein paar Goldsprenkel auf seinem Ärmel aufgetaucht, die er auch gleich Hermine zeigte.

„Es wäre gut, wenn wir die in Hogwarts auch hätten“, meinte sie daraufhin, Harry schüttelte sich entsetzt.

„Bitte nicht!“

„Ja, oder wollt ihr alle unbedingt Longbottom in ganz rosa sehen?“, sagte Morag schief grinsend.

Harry und Hermine warfen ihm einen bitterbösen Blick zu, Morags Grinsen verblasste.

„Äh … Ich meine … Er ist kein besonders guter Zauberer, das müsst ihr doch auch zugeben … oder etwa nicht …?“, stotterte er unsicher.

Hermine baute sich vor Morag auf. „Neville gibt sein bestes! Auf ihm herumzuhacken macht es nicht besser!“

Theodore gesellte sich zu ihnen und hatte noch immer die Kreide in der Hand. „Jap, hat Professor Snape schon versucht. Mit Beleidigungen kann man Longbottom schon mal nicht motivieren.“

Harry musterte argwöhnisch das Stück Kreide, Theodore verdrehte die Augen.

„Ich schwöre dir, es war keine Absicht! Mann!“ Genervt ging der Slytherin zu Saito, um Tafel und Kreide abzugeben.

Die Klasse machte sich auf zum nächsten Unterricht, Harry wandte sich Morag zu. „Neville gibt wirklich sein bestes!“

„Glaub ich dir ja auch, aber das ändert nichts an seinen Ergebnissen“, erwiderte Morag trotzig.

„Ach, MacDougal darf sowas sagen, aber ich natürlich nicht.“ Theodore rauschte beleidigt an der Truppe vorbei.

„Bei Morag wissen wir, wie er es meint“, sagte Hermine und zuckte mit den Schultern.

„Kann man das denn noch anders meinen?“, fragte Kaori unvermittelt.

Tja, da hatte sie eine gute Frage gestellte. Verlegen drucksten die Hogwarts-Schüler vor sich hin.

„Nein, aber der böse Slytherin meint es natürlich extra böse! Alle Gryffindors haben immer recht, es gibt nur nette Hufflepuffs und Ravenclaws machen ausschließlich kluge Bemerkungen!“, giftete Theodore und sah seine Kameraden wütend an.

Über diese Klischees musste Susan laut losprustete und damit war sie nicht alleine.

Kaori hatte sich, zusammen mit Satoshi, an die Fersen der Hogwarts-Schüler geheftet.

„Mit euch kann man wohl viel Spaß haben!“, meinte sie und strahlte alle freudig an.

Sich unterhaltend gingen sie weiter. Nach einer Weile stellte Harry fest, dass sie sich wieder zu ihren Schlafräumen begaben.

„Äh, welches Fach kommt denn jetzt?“, fragte er Satoshi unsicher, nachdem er sich von Hermine und Kaori getrennt hatte.

„Sport.“

„Sport?!“ Harry sah Satoshi verdutzt an. „Wie, Sport? Was für Sport?!“

„Hm, das sehen wir dann. Wir spielen Spiele. Wieso wundert dich das so?“

„Weil's in Hogwarts keinen Sport gibt“, sagte Morag.

Jetzt schaute Satoshi verdutzt. „Wirklich? Aber Sport ist doch wichtig, der tut doch gut!“

„Na ja, ich spiel ja Quidditch, das ist ja so ähnlich wie Sport …“

Theodore murmelte leise: „Hmpf, Treiber, Jäger und Torwart sind tatsächlich aktiv, aber Sucher müssen sich doch in Sachen Kraft kaum anstrengen.“

„Schon mal länger auf einem Besen gesessen, Nott?! Ist auf Dauer anstrengender als es aussieht!“, konterte Harry, der sich daran erinnerte, dass Theodore nicht Teil des Slytherin Qudditch-Teams war.

Auf Theodores Gesicht machte sich ein mattes Lächeln breit: „Ich komm aus einer Zaubererfamilie, schon vergessen, Potter? Was glaubst du spielen mein Cousin und ich im Sommer?“

„Keine Ahnung, Muggel-Verfluchen?“, meinte Harry genervt.

Theodore rollte mit den Augen. „Bei dir sieht man echt, wo der Horizont aufhört …“

„Heeey, ihr!“

Beim Schlafraum angekommen, drehten Harry, Theodore und Morag sich um. Hiro kam auf sie zugelaufen und schien es recht eilig zu haben.

„Ich hab schon wieder was vergessen!“

„Gibt's eigentlich einen Grund dafür, dass wir den vergesslichsten Schüler Mahoutokoros als Aufpasser haben?“, fragte Theodore im Scherz.

„Äh, ja. Onii-san ist Lehrer hier und er wollte … dass ich was Verantwortungsvolles mache, als Zusatzleistung. Macht sich auch gut auf meinem Zeugnis!“

„Habe meine Schützlinge mehrfach ins offene Messer laufen und ins kalte Wasser springen lassen – macht sich bestimmt ganz hervorragend …“

Hiro lachte über Theodores Bemerkung. Harry blickte zwischen den beiden hin und her und dachte kurz darüber nach, ob sein „Rivale“ vielleicht nicht doch das eine oder andere tatsächlich nur im Scherz meinte, ohne jedes Mal boshaft zu werden. Was, wenn Theodore seit einiger Zeit zurecht schlechte Laune hatte, da alles was er sagte auf die Goldwage gelegt wurde? Ein seltsamer Gedanke, aber Harry fiel auch sofort wieder ein, was für eine Einstellung Theodore gegenüber Muggelgeborenen hatte und das war ihm Grund genug, keine große Sympathie für den Slytherin-Schüler zu hegen.

„Was steht uns bevor?“, fragte Morag Hiro guter Dinge.

„Tja, also wie Satoshi-kun euch bestimmt schon gesagt hat“, Hiro klopfte seinem jüngeren Mitschüler auf die Schulter, „habt ihr jetzt Sport. Aber ihr habt keine Sportsachen, nehme ich mal an.“

„Wenn die Mädels auch keine Sportsachen haben, wäre das eine gute Entschädigung.“

„Leider nicht, MacDougal-san. Machiko-san hat an alles gedacht“, sagte Hiro und kratzte sich verlegen am Kopf.

„Aber, hier, seht mal!“ Er hob einen Sack hoch und präsentierte ihn seinen Schützlingen stolz. „Ist für euch! Wenn's euch tröstet, hab jetzt Unterricht bei Kageyama-sensei und der wird immer ganz grummelig, wenn man zu spät zu kommt.“

„Wir sind in Gedanken bei dir.“ Morag nahm Hiro den Sack ab, Hiro verabschiedete sich hastig und machte sich auch schon wieder davon.
 

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Harry hatte das Gefühl, dass seine Lunge sich bald verabschiedete, was ihm deutlich machte, dass er schon viel zu lange nicht mehr vor Dudley hat weglaufen müssen. Bevor er nach Hogwarts gekommen war, war Harry einer der besten Läufer seiner Muggel-Klasse gewesen, aber seid Dudley ihn fürchtete wie die Pest, hatte die Faulheit mehr und mehr Einzug gehalten. Abgesehen davon rutschte seine Hose und das Hemd schlabberte an seinem schmächtigen Körper nur so herum. Harry fühlte sich bitterlich an die Zeiten erinnert, als er die alten Klamotten seines Cousin hatte tragen müssen. Tröstlich war, dass Theodore in seinen übergroßen Sachen mindestens genauso bescheuert aussah wie er selbst.

„Weiter, weiter, weiter! Nicht schlapp machen, immer weiter! Danach spielen wir ein schönes Spiel, versprochen!“, rief die Sportlehrerin Watanabe und joggte gut gelaunt um ihre ächzenden Schüler herum.

„Hoffentlich … spielen wir … toter Mann …“, keuchte Susan hinter Harry, die mehr stolperte als lief.

Ihr Gesicht war puterrot angelaufen und ihre rotbraunen Haare flatterten um ihren Kopf wie es sonst nur in „stürmischen“ Filmen zu sehen war.

Die Sonne schien, der Himmel wolkenlos und strahlend blau, aber die Luft war ziemlich frisch, und der beste Grund für alle Schüler in Bewegung zu bleiben war der, dass es warm hielt bei diesen kalten Temperaturen. Der Sportplatz, auf dem sie sich befanden, war äußerst ausladend angelegt worden, mit einer großen Grünfläche in der Mitte und einer Laufbahn, die sich drumherum zog. Es gab auch ein Sandbecken, das vermutlich für den Weitsprung genutzt wurde.

„Granger, für jemanden der sozusagen in einem Buch lebt, bin ich überrascht, dass du noch nicht auf dem Zahnfleisch gehst – so wie Bones“, sagte Theodore zu Hermine.

Beide liefen ein ganzes Stück vor Harry, Susan und Morag und schienen keine Konditionsprobleme zu haben.

Hermine störten ihre langen Haare und band sie sich zu einem Zopf, während sie Theodore antwortete: „Ich gehe morgens und abends immer etwas joggen. Wir sitzen viel zu viel in Hogwarts, ich verstehe nicht, warum wir keinen Sport-Unterricht haben.

Wieso bist du eigentlich so gut zu Fuß?“

„Du kennst doch Malfoys ruhmreiche Reden über sich selbst und seine Herrlichkeit, oder?“

Hermine blickte Theodore verdutzt an und nickte schwer atmend.

„Sie gehen mir auf die Eier. In den drei Jahren hat sich herausgestellt, dass Joggen eine wirksame Ausrede ist, um nicht Teil seines Gelabers sein zu müssen. Abgesehen davon bekomm ich davon den Kopf frei.“

Harry versuchte verzweifelt mit ihnen Schritt zu halten. „Aber deinen Rassismus bist du so leider noch nicht losgeworden!“

Theodore drehte sich unterm Laufen um und lief rückwärts weiter, das schien es ihm wert zu sein, um Harry geringschätzig ansehen zu können. „In Grangers Gesellschaft verfällt man leicht dem Glauben, Schlam... Muggelgeborene wüssten viel über die Zaubererwelt, aber ich kann dir versprechen, dass das die Ausnahme der Regel ist. Diese … Muggelgeborenen machen oft eine Menge Ärger, aber davon versteht ihr nichts! Ihr lebt in einer Traumwelt, in der es nur Einhörner, aber keine Drachen gibt!“

Harry kam gar nicht erst zu einer Antwort, weil Theodore genau in dem Moment stolperte, als er sich wieder umdrehen wollte. Er strauchelte und stürzte schließlich zu Boden, Harry, der sich darum bemüht hatte, zu ihnen aufzuholen, hatte die Ehre über Theodore zu fallen und krachte genau auf ihn drauf.

„Jungs, was macht ihr denn?“, fragte Watanabe, die sich den beiden überrascht näherte.

Morag nutzte die Gelegenheit und blieb stehen, um Luft zu holen. „Sie feiern einen alten Hogwartsbrauch, bei dem sich Gryffindors und Slytherins spielerisch balgen.“

Watanabe schien nicht so recht zu wissen was sie dazu sagen sollte, während sie auf der Stelle joggte. „Oh, das ist … äh, faszinierend. Aber ich muss euch bitten, diesen Brauch … in eurer Freizeit auszuleben.“

Hastig trennten Harry und Theodore sich voneinander und sahen Morag wütend an.

„Hör auf, so einen Quatsch von dir zu geben, MacDougal!“, zischte Theodore, ehe er weiterjoggte.

„Genau!“, stimmte Harry zu.

Morag seufzte tief, ehe er sich wieder in Bewegung setzte. „Wenigstens seid ihr euch einig …“
 

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Harry legte seinen Kopf in den Nacken und blieb einige Sekunden einfach so stehen. Das heiße Wasser der Dusche prasselte auf ihn herunter und wirkte ungemein entspannend.

Nach dem Sport, der für Harrys Verhältnisse äußerst magielos abgelaufen war, hatten die Schüler eine halbe Stunde Zeit, um sich abzuduschen und umzuziehen.

Frisch gewaschen trafen Harry, Morag und Theodore draußen wieder auf Hermine und Susan; zusammen mit ihrer Klasse machten sie sich auf den Weg zu ihrem nächsten Fach.

„Das werd ich nicht vermissen“, sagte Susan und sah immer noch ziemlich fertig aus.

Hermine sah sie seufzend an. „Und das ist der Grund, warum es in Hogwarts Sport geben sollte!“

Harry öffnete seinen Mund, Hermine hob ihre Hand.

Außer Quidditch!“

Harry schloss ihn wieder, grinste aber frech.

Während sie ihren Klassenkameraden folgten, Satoshi und Kaori gesellten sich wieder zu den Hogwarts-Schülern, lamentierte Hermine weiter darüber, dass die schlechte Kondition Besorgnis erregend sei und dass ein gesunder Geist nur in einem gesunden Körper sein volles Potential entfalten könne. Theodore gähnte theatralisch,um sein Desinteresse an Hermines Meinung zu unterstreichen. Harry und die anderen schwiegen lieber, so wirklich recht geben wollte ihr keiner – außer Satoshi und Kaori.

Morag betrachtete seinen Stundenplan und pfiff fröhlich. „Verteidigung gegen die dunklen Künste, das wird sicher spannend. Unser Lehrer, dieser Lupin der uns dieses Jahr unterrichtet, ist ja gar nicht mal so übel. Bin gespannt, wie Herr Kageyama drauf ist.“

Theodore schnalzte mit seiner Zunge. „So ziemlich jeder ist im Vergleich zu Lockhart gar nicht mal so übel …“

Da musste Harry ihm recht geben, zog es aber vor, das nicht laut zu tun.

Die Klasse hatte nach einigen Fluren und Treppen ihr nächstes Klassenzimmer erreicht und jeder suchte sich seinen Platz. Die Hogwarts-Schüler blieben wie immer zusammen und mussten, dank Hermine, weit vorn sitzen.

Kageyama war bereits vor Ort und sah seinen Schülern schweigend dabei zu wie sie sich für den Unterricht einrichteten.

Durch die Fenster fiel Sonnenlicht ins Zimmer, die Holztische und Stühle glänzten matt im Licht und die hellen Wände ließen das gesamte Zimmer freundlich und einladend wirken.

Harry stellte fest, dass ihm diese Umgebung des öfteren etwas besser behagte, als die finsteren Steinwände des Kerkers, in dem er leider ab und zu Zeit verbringen musste.

„Lasst eure Bücher in euren Taschen“, sagte Kageyama leise und obwohl es recht laut im Zimmer war, konnte man ihn deutlich hören.

Enttäuscht ließ Hermine ihr Buch wieder in ihre Tasche gleiten, bei der Harry den leisten Verdacht hatte, dass sie diese verzaubert hatte, damit die Tasche mehr Bücher fassen konnte als eigentlich hineinpassten – oder überhaupt für den Unterricht gebraucht wurden.

„Wir werden heute etwas Praktisches machen. Etwas, dass unsere Schüler von Hogwarts vielleicht ein wenig überfordern könnte, aber es wird ihnen auch nicht schaden.“

Kageyamas gebieterische Stimme und seine kerzengerade Körperhaltung strahlten eine fast schon greifbare Präsenz im Raum aus. Harry hatte den Eindruck, dass Blicke wie magnetisch zu ihm gezogen wurden und er jemand war, der nicht unbemerkt einen Raum betreten konnte – und es wohl auch nicht wollte. Kageyama hob seinen Zauberstab und alle Tische und Stühle schoben sich an die Wand, sodass im Raum viel Platz war.

Als der Professor in der Mitte des Raumes stand und ehrfürchtiges Schweigen herrschte, redete er leise weiter: „Ihr müsst euch verteidigen, jemanden entwaffnen, einen Fluch ausstoßen … Ihr könnt das tun, indem ihr Stupor förmlich vor euch hinschreit und den Zauberstab auf euren Feind richtet. Aber er wird wissen, was auf ihn zukommen wird.

Welche Möglichkeit gibt es, um dem zuvor zu kommen?“

Einige Schüler hoben ihre Hand, darunter war bei Hogwarts nicht nur Hermine, sondern auch Morag und Theodore.

„Nott-san, richtig?“

„Ja, Sir“, sagte Theodore laut mit vorgerecktem Kinn. „Um seinen Feind im Kampf zu überraschen, sollte man fähig sein, einen Zauber lautlos abfeuern zu können!“

Kageyama schritt bedächtig umher und nickte. „So ist es, Nott-san. Und genau das werden wir jetzt üben.

Meine Schüler haben damit bereits angefangen, und ich weiß, dass in Hogwarts diese Form der Magie erst in eurem sechsten Schuljahr gelehrt wird, aber das tut heute nichts zur Sache. Ich bin davon überzeugt, mit Entschlossenheit und Konzentration könnt auch ihr eure ersten Erfolge erzielen – wenngleich nicht in der ersten Stunde.“

Nach Kageyamas Vorstellung des Unterrichts wurden Pärchen gebildet und Harry war erleichtert, dass er mit Morag zusammenarbeiten sollte. Hermine trainierte mit einem japanischen Mitschüler und Theodore hatte Susan abbekommen. Kageyama wies daraufhin, dass er die Paare während des Unterrichts immer wieder mischen werde.

Harrys Hand zitterte leicht. Er mochte dieses Fach und er war gespannt, wie es mit einem Lehrer ablief, der es schon lange inne hatte und genau wusste, was er da tat; aber der Gedanke, er sollte ohne zu sprechen zaubern bereitete ihm Magenschmerzen – er sah sich bereits mit wehenden Fahnen untergehen. Das war das schlimmste für Harry, wo er doch wusste, dass viele japanische Schüler erwarteten, dass er in so ziemlich allem richtig gut war, was eben leider nicht allzu oft zutraf.

Morag stand in kurzer Entfernung vor Harry, atmete tief ein und aus und ließ seine Arme hin und her schwenken.

„Aufgeregt, Harry?“, fragte er nervös.

„Ziemlich. Du?“

„Ziemlich.“

Nach diesem kurzen Wortwechsel zogen sie ihre Zauberstäbe.

„Potter-san, Sie werden versuchen, MacDougal-san zu verhexen, mit einem leichten Zauber, Stupor oder ähnlichem. MacDougal-san, Sie werden es schon erraten haben …“

„Ich muss mich verteidigen“, murmelte Morag und blies die Wangen auf.

„So ist es. Viel Erfolg“, sagte Kageyama und widmete sich Hermine und Theodore.

Harry war nicht ganz wohl bei dem Gedanken, Morag einen Fluch auf den Hals zu jagen, selbst, wenn es kein besonders schlimmer war. Bei Theodore hätte er wesentlich weniger Skrupel. Sein Zauberstab war zitternd auf Morag gerichtet, der ihm seinen entgegen streckte und angestrengt drein sah. In Gedanken feuerte Harry immer und immer wieder Stupor ab, aber aus seinem Zauberstab kam absolut gar nichts – nicht einmal ein Funke.

Nach einiger Zeit prustete Morag los. „Oh Mann, das wird heute vielleicht was!“

Harry war verärgert. „Dann versuch du doch mal stumm einen Fluch abzufeuern, Morag!“

Der Ravenclaw hob seine Hände. „Woah, ganz ruhig, das war keine Kritik oder sehe ich so aus, als hätte ich einen Schutzzauber auf die Beine bekommen?“

Die beiden entschieden die Rollen zu wechseln.

Angespannt machte Harry sich bereit, von Morag angegriffen zu werden, aber nach gut zwei Minuten fiel die Anspannung von Harry ab. Morag war genauso schlecht darin stumm zu zaubern wie er selbst. Schließlich waren beide mehr mit Lachen als mit Zaubern beschäftigt, da ihre angestrengten Gesichter einfach zu albern aussahen.

„Ich will ja nicht gemein sein, aber schau dir mal Bones an!“, sagte Morag und kicherte heftig los.

Harry wollte auch nicht gemein sein, aber Morag hatte leider recht. Susan sah zum Schreien komisch aus, wie sie die Wangen aufgeblasen hatte und ihrer Hand vor Anstrengung zitterte, fast so, als bemühe sie sich darum, sich selbst in einen Fisch zu verwandeln.

Kageyama tauchte neben den beiden auf, schlagartig verstummten sie. „Wie schön, ihr habt Spaß in meinem Unterricht“, schnarrte er mit finsterem Blick

Harry war sich sehr sicher, dass Kageyama das überhaupt nicht schön fand.

„Kon-zen-tra-tion, Potter-san und MacDougal-san! Sie werden Ihren Feind kaum mit mädchenhaftem Gekichere besiegen können, höchstens irritieren! Ich will sehen, dass Sie sich anstrengen und bemühen! Bones-san mag im Moment keine Erfolge erzielen, aber im Gegensatz zu euch versucht sie es zumindest!“

Ohne eine Antwort abzuwarten, rauschte Kageyama weiter zu Theodore und Susan.

Harry und Morag ließen ihre Köpfe hängen, ehe beide den nächsten Kicheranfall im Keim erstickten

„Nott-san, sich an die Wand lehnen und anderen beim Zaubern zu zusehen, ist keine angemessene Selbstverteidigung!“

„Bones sieht aus, als würde sie vor Konzentration höchstens platzen, aber ganz bestimmt nicht zaubern“, antwortete Theodore flappsig und zuckte mit den Schultern.

Kageyama schwieg einen Augenblick, ehe er mit bedrohlichem Unterton sagte: „So, so, der werte Herr ist sich seiner Sache also sicher. Gut, du darfst vor allen anderen zeigen was du so kannst!

Klasse! Macht Platz für Nott-san und mich. Wir werden nun ein lautloses Zaubererduell vorführen!“

Harry sah wie gebannt auf Theodores Gesicht, das von überrascht zu erschrocken wechselte. Offenbar hatte er darauf gesetzt, als Hogwarts-Schüler mit Samthandschuhen angefasst zu werden, aber da hatte er sich ziemlich tief geschnitten. Kageyama schien Ungehorsam bei niemanden zu dulden. Harry freute sich diebisch, dass Theodore zur Abwechslung zu spüren bekam was es hieß, von einem Lehrer auf den Kieker genommen zu werden.

Theodore erholte sich von seinem ersten Schreck schnell und setzte seine entschlossene Miene wieder auf, der man nicht ansehen konnte was der junge Slytherin tatsächlich dachte.

Er und Kageyama stellten sich in der Mitte auf und zogen ihre Zauberstäbe.

„Ich werde Sie verhexen, Nott-san. Sie werden sich verteidigen. Auf drei geht es los!“

Theodore nickte stumm mit steinerner Miene, schob die Ärmel seines Umhangs nach hinten und hob seinen Zauberstab.

„Eins, zwei, drei …!“

Aus Kageyamas Zauberstab brach ein roter Lichtblitz, der auf Theodore zugerast kam. Der Blitz traf auf den jungen Slytherin, es knallte, der Zauber prallte von Theodores Schutzschild ab und schoss stattdessen auf Satoshi zu, der nicht mehr schnell genug reagieren konnte. Wortwörtlich geschockt, kippte er einfach um und krachte auf den Boden.

Alle standen wie erstarrt da, Susan war tatsächlich die erste, die zu Satoshi eilte und einen Finite-Zauber sprach, um die Wirkung von Stupor aufzuheben.

„Geht es dir gut, Satoshi-kun?!“, fragte sie panisch.

Satoshi hob schwach eine Hand. „Bin … ziemlich von den Socken, Bones-chan. Danke, danke, mir geht es gut so weit.“ Nachdem er sich aufgerappelt hatte, kam er auf Theodore zugewankt.

„Woah, ich bin richtig beeindruckt, Nott-san! Wieso kannst du das so gut?!“

Kageyama musterte Theodore eingehend, nach einiger Zeit nickte er anerkennend, während die anderen Schüler sich begeistert um den Slytherin herumscharrten.

Harry knirschte in der Zwischenzeit verärgert mit den Zähnen. Er hatte so darauf gesetzt, dass Theodore den Kopf gewaschen bekommen würde und dann das!

„Nicht übel, tja, es ist wohl leider wahr, dass die Slytherins ein Händchen für Duelle haben, was?“, sagte Morag neben Harry.

Harry antwortete nicht, zu groß war die Wut in seinem Bauch.

„Kannst du das auch?“

Kaori war zu Harry und Morag hinüber gekommen und sah ihn neugierig an.

Harry schüttelte genervt den Kopf. „Hat heute nicht geklappt, hab Morag nicht einziges Mal verzaubern können.“

Kaori sah überrascht aus. „Oh, ich dachte …“

„Dass der große Harry Potter so was doch auch drauf haben müsste!“, fiel Theodore ihr gelassen ins Wort.

Harry spürte, dass er bleich vor Zorn war und auf seiner Zunge lagen unzählige Verwünschungen und Beleidigungen, die er Theodore am liebsten entgegen geschrien hätte.

Ihre Mitschüler sahen zwischen den beiden neugierig hin und her. Das war Theodores Gelegenheit Harry den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Hermine stellte sich neben Harry und legte einen Hand auf seine Schulter.

„Lass dich nicht provozieren …“, murmelte sie leise.

Theodore grinste gönnerhaft, seine Mitschüler sahen ihn gespannt an.

„Dann erzähl ich euch mal was über den großen Harry Potter …“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Anmerkung:
Ups, da hat jmnd aus Versehen das Geschlecht gewechselt :DD Und zwar Morag McDougal. Als ich angefangen habe zu schreiben, war ich mir sicher, es ist ein er. Falsch gedacht, doch weiblich. Jaah, Mist gebaut, aber ändern mag ich das jetzt nicht mehr, weil der Chara jetzt ausgebaut existiert >.< Ich könnte natürlich auch den Namen austauschen, vielleicht mach ich mir die Mühe :D

LG
Sas-_- der, der alles besser weiß! :DD Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
*Crup: Ein Crup sieht aus wie ein kleiner Hund, allerdings teilt sein Schweif sich in zwei und er frisst wirklich alles, alles! :D

Kapitel wurde noch einmal überarbeitet (nicht inhaltlich, nur RS G!) und ein paar grobe Schnitzer ausgebessert.

LG
Sas-_- Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Anmerkung zum Inferius:

Ein Inferius (lat. Inferi* = Bewohner der Unterwelt) ist eine besonders schreckliche und gefährliche Leichenschändung: Durch einen schwarz-magischen Zauber werden menschliche Leichen zu seelen- und willenlosen Gehilfen ihres Auftraggebers. Ohne eigene Empfindungen, Gefühle und Gedanken "leben" sie nur, um die Befehle ihres finsteren Herrn auszuführen.

Quelle: Harry Potter Wiki Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (8)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MorganMidnight
2017-03-14T13:20:04+00:00 14.03.2017 14:20
SUPER KAPITEL!!!!!
Der letzte Satz von Harry ist wirklich genial!!!!!
Schreib bitte weiter!!!!
Antwort von:  Sas-_-
15.03.2017 11:17

Moin Moin!^^
Vielen lieben Dank für das Lob! :DDD Und natürlich auch fürs Lesen und Kommentieren! :3
Natürlich schreib ich weiter :D Ich muss sogar bis Ende April fertig werden o.o :DDD

LG
Sas-_-
Antwort von:  MorganMidnight
18.04.2017 15:38
Warum musst du bis Ende April fertig werden?
Von:  MiezMiez
2017-03-06T12:01:49+00:00 06.03.2017 13:01
Hallo! Deine Story ist einfach toll! Harry schafft es aber auch echt, immer wieder in Schwierigkeiten zu geraten. Deine räumlich Beschreibung ist unglaublich gut. Man kann sich sofort an den Ort versetzten und eine neue Schule kennen zu lernen ist immer spannend.
Freue mich schon auf weitere Kapitel von dir!
Liebe Grüße MiezMiez
Antwort von:  Sas-_-
06.03.2017 18:12

Moinsen! :D
Harry hat, wie Lupin sagte, ein außergewöhnliches Talent dafür, in Schwierigkeiten zu geraten XD Ist vererbt :DD
Ich freue mich sehr, dass meine Beschreibungen in Bezug auf Umgebungen so gut "funktioniert" haben! Da bin ich ehrlich froh, weil es doch mal Kopfzerbrechen bereitet, ob das Beschriebene denn nun auch reicht, damit Leser sich das vorstellen können, das mir durch den Kopf geistert :D
Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren! Das nächste Kap ist in Arbeit, müsste die Woche rausgehen, ich bin am drannsten :D

LG
Sas-_-
Von:  Zimtphilosophie
2017-01-08T01:32:55+00:00 08.01.2017 02:32
Grüße eines Nachtschwärmers,

Bereits via Prolog & Kapitel -1-gelingt es Dir, mir einen ungemein schmackhaften Lesegenuss zu bereiten. Domo arigato.
Dein Erzählstil liest sich wirklich überaus angenehm. Es wirkt sehr flüssig und hält gekonnt, ein durchweg moderates Erzähltempo. Dieses eröffnet Dir in und Deinem Leser, diese gewisse Leichtigkeit. Dir, um Detail zu gehen, Deinem Leser, um in der dezenten Verspielheit Deiner Ausformulierung zu schwelgen.
Die Wahl des Titels " Kirschblütenzauber" hätte kaum vortrefflicher ausfallen können. Ich verneige erfürchig mein Haupt vor Dir.
Sich thematisch einmal "Jenseits von Hogwarts" bewegen zu dürfen, übt allein bereits eine ungemeine Fazination auf mich aus.

Glg,
ZimtPs.:
Antwort von:  Zimtphilosophie
08.01.2017 09:32
*ins Detail zu gehen
*ehrfürchtig
*Faszination
Meine Fehlerteufelchen, mögen bitte auf die späte Stunde und Übermüdungserscheinungen zurückgeführt werden. Danke sehr. û.û'
Antwort von:  Sas-_-
08.01.2017 10:47

Hi hi! ^-^

Ich freu mich so, dass das jmnd kommentiert hat *-* Und ich bin sehr froh, dass dir mein Schreib- und Erzählstil so gut gefallen! :D Ich gestehe auch gleich, mich so gut es geht an JKRs Schreibstil zu orientieren, vor allem deswegen, weil es sich - zumindest ungefähr - so lesen soll wie eine Geschichte, die möglich wäre :]
Beim Titel war ich anfangs: "Ja, komm ... Es geht ja auch darum, nimm den!" dann war ich: "Klingt irgendwie kitschig ..." und später: "Nein, lass das, egal wie es klingt, es trifft zu!" :DDD Jetzt bin ich nur erleichtert, dass er als passend empfunden wurde :D
Ich bin auch Arcturus für ihren WB sehr dankbar, der mich dazu gebracht hat, Jenseits von Hogwarts zu schreiben^^ Ich nutze WBs gerne als Inspirationsquelle :]
Deine Fehler machen mir überhaupt nichts aus, und wenn jmnd 2 Uhr morgens ein Kommi schreibt, erwarte ich es fehlerfrei ohnehin nicht! :DDDD Hoffentlich gut geschlafen danach!^^
Vielen lieben Dank fürs ausführliche Lesen und Kommentieren! :] Hab mich sehr gefreut! *-*

LG
Sas-_-
Von:  -A-i-k-a-
2017-01-05T15:43:18+00:00 05.01.2017 16:43
die FF ist super! Ich finde die Charaktere sehr gelungen, und es ist sehr flüssig zu lesen
Freue mich schon auf weitere Kapitel
Antwort von:  Sas-_-
06.01.2017 12:16

Huhu^^
Ich freue mich zu lesen, dass dir die FF gefällt! :] Die Charaktere auszubauen macht auch am meisten Spaß, besonders bei den unbekannte^^
Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren! *-*

LG
Sas-_-
Von:  MorganMidnight
2017-01-05T15:00:15+00:00 05.01.2017 16:00
Super Kapitel!!!!!!!!!!!!!
Ich bin gespannt was der Wolf mit der Frage meint!!!!!!!!!!!!!!!!
Schreib bitte weiter!!!!!!!!!!!!!!!
Antwort von:  Sas-_-
06.01.2017 12:15

Hi! :DDD
Ich freu mich, dass das endlich jmnd kommentiert!! *-* Eig. stellt gar nicht der Wolf die Frage, ABER deine Annahme, er hätte es getan, finde ich super! Das verwende ich auch so, yes! :DDD Überhaupt bringt mich das auf die Idee, den Wolf sprechen zu lassen, was ich noch gar nicht in Betracht gezogen habe *-*
Darum liebe ich Kommentare, sie bringen mich auf Ideen :DD
Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren!^^

LG
Sas-_-

PS: Ich schreibe weiter!! :DDDD
Antwort von:  MorganMidnight
13.01.2017 00:19
Bitte gerne!!!!!!


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