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Vorwort zu diesem Kapitel:
Happy Birthday, Xander ♥ Komplett anzeigen

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One-Shot

Der Lärm, der von draußen durch die massive Holztür drang, kündigte die herannahenden Besucher schon weit vor ihrem Erscheinen an. Xander hatte genug Zeit, mit einem schweren Seufzen den Federkiel zur Seite zu legen und das Tintenfass auf seinem Schreibtisch zu verschließen, das unfertige Dokument vor sich aus dem Sichtfeld neugieriger Gäste zu entfernen und sich hoch aufzurichten, noch ehe es überhaupt klopfte.

Danach hatte er allerdings überhaupt keine Zeit mehr.

Das „Herein“ erstarb ihm auf den Lippen, ohne dass ein Ton herauskam, während die wuchtige Tür aufgeschlagen wurde. Ein Pulk an Menschen trat ein, mehr ein Stolpern als ein geordneter Gang. Zwischen Flüchen und zischenden Stimmen hörte er immer wieder lautes Schmerzgejammer. Er erkannte die Stimme. Zumindest fürchtete er, sie zu erkennen.

In jedem Fall wurde schnell deutlich, dass sich die Unruhe im Eingangsbereich des Raumes nicht lichten wollte. Xander stand auf, und allein der Anblick seiner imposanten Erscheinung reichte, um die erste Front zum Innehalten zu bewegen. All jene, deren Sicht durch ihre Vordermänner versperrt war, verpassten die stille Aufforderung zum Stillsein allerdings.

„Ihr! Was ist euer Begehr?“

 

„Mylord Xander!“

Ein Diener trat aus der Gruppe hervor. Er zog, am Ohr gehalten, eine zweite Person mit sich in Xanders Blickfeld.

Es war kein halbes Jahr her, dass sein Vater ihm diesen Mann als Getreuen zugewiesen hatte. Xander hatte sich längst mit der Entscheidung arrangiert und beschlossen, dass er Laslow und seinen beeindruckenden Kampffähigkeiten vertrauen konnte, aber trotzdem kam er nicht umhin, sich zu fragen, ob er den Ärger wirklich wert war, den er wieder und wieder verursachte.

„Verzeiht uns bitte, dass wir Euch so rüde unterbrechen, aber so kann es einfach nicht weitergehen!“

Er wollte gar nicht wissen, was passiert war. Er ahnte es ohnehin schon; Laslow hatte nicht lange gebraucht, um sich eine gewisse Reputation aufzubauen. Eine negative Reputation. Aber so wenig Xander gerade davon hören wollte, es war seine Pflicht, schließlich war der Unruhestifter sein direkter Untergebener.

„Was ist passiert?“

„Du könntest mich so langsam wieder loslassen!“, unterbrach Laslow, noch ehe der Diener seinen Bericht hätte vorbringen können. Er war weise genug, sich nicht gegen den Griff des Mannes zu wehren, auch wenn es schien, als wäre er kurz davor, „Es ist nicht, als könnte ich jetzt noch weglaufen!“

„Lass ihn los“, befahl Xander leise. Er bedeutete Laslow, dass er näherkommen sollte, und folgsam entfernte sein Getreuer sich von dem Pulk. Er hatte den Anstand, den Kopf hängen zu lassen und schuldbewusst auszusehen. Zumindest für den Moment. Vielleicht hoffte er, es würde seine Strafe mildern.

Er hatte keine Chance.

 

Nachdem Laslow damit fürs Erste abgehandelt war, kehrte Xanders volle Aufmerksamkeit zu der Gruppe empörter Diener und Mägde zurück. Erst jetzt bemerkte er, dass die Wangen der Frauen hochrot waren – ob vor Zorn oder Scham, konnte er nicht beurteilen. Wie er die Situation einschätzte, war wohl beides treffend.

„Das ist jetzt bereits der dritte Tag in Folge, dass es passiert! Keine der Mägde hier kann ordentlich arbeiten, wenn sie ständig den anzüglichen Kommentaren dieses Mannes ausgesetzt ist!“ – „Mylord Xander, ich würde niemals– also anrüchig ist das falsche Wort! Ich habe doch nur–“

„Schweig!“

Ein vages Pochen in seinen Schläfen kündete von herannahenden Kopfschmerzen. Xander war froh, wenn er dieses Gespräch beenden konnte, ehe sie mit voller Stärke aufmarschierten. Mit einer Entschuldigung für das schlechte Betragen seines direkten Untergebenen und dem Versprechen, ihn angemessen zu bestrafen, schickte er die ganze Versammlung wieder hinaus – nur Laslow behielt er bei sich, dessen reumütiger Blick schon lange wieder verloren gegangen war.

Was auch immer er ihm zur Strafe auferlegen konnte, es brauchte keinen großen Gelehrten, um zu wissen, dass es nicht funktionieren würde. Sobald Xander ihn auch nur einen Augenblick aus den Augen ließ, würde Laslow ausbüxen und an anderer Stelle weiter Unheil stiften. Er warf einen unzufriedenen Blick auf seinen Schreibtisch, auf die getrocknete Tinte am Federkiel. Er hatte Wichtigeres zu tun, als sich mit Laslows ungenügendem Betragen zu befassen.

„Ihr wolltet mir noch eine Strafe geben, Mylord.“ – „Werd nicht frech, Laslow!“

Laslow lachte, beinahe vorsichtig. In seinen Augen blitzte etwas auf, das Xander nur mit schelmisch benennen konnte.

„Das würde mir niemals einfallen, Mylord.“

 

Natürlich nicht.

 

„Sattel die Pferde, Laslow. Du wirst mich begleiten, und sollte ich auch nur einen halben Fehltritt deinerseits bemerken, wirst du die nächsten Monate auf einem Posten an der Grenze zum Gebiet des Eisclans verbringen. Vielleicht kühlt das dein erhitztes Blut ab.“

Laslow blinzelte, schockiert und errötend, dann nickte er hastig. Mit einem knappen Abschied wirbelte er herum und eilte aus dem Raum, immerhin genug Anstand habend, die Tür wieder zu schließen. Xander seufzte leise. Eigentlich hatte er wichtigere Pflichten als die reguläre Kontrolle der Grenzposten, doch die aktuell fällige Grenze war nicht weit entfernt; es war ein Ritt, den er schnell genug bewältigen konnte, dass er bereits zu einem späten Abendessen ins Schloss zurückkehren konnte. Es sollte reichen, um Laslow deutlich zu machen, dass er zu weit gegangen war.

 

Auch wenn Xander sich seinen Geburtstag anders vorgestellt hatte.

 

 
 

***

 

 

„Mylord Xander!“

 

Die Stimme scholl schon weit über den Hof voraus zu den Trainingsplätzen hinüber. In einem kurzen Moment der gegnerischen Unaufmerksamkeit sah Xander eine Dienstmagd in seine Richtung eilen. Mit einer knappen Geste bedeutete er seinem Trainingspartner, dass ihr Kampf ein Ende hatte. Der Soldat zog sich mit einem respektvollen Nicken zurück. Gerade, als er außer Hörweite gelangte, erreichte die junge Magd den Platz, an dem er eben noch gestanden hatte. Sie war sichtlich außer Atem, aber um ihre Haltung bemüht, verneigte sich sofort höflich vor ihm.

„Entschuldigt die Störung, aber–“

Sie brach ab, verzog kümmerlich das Gesicht. Es schien ihr unangenehm zu sein, was sie zu sagen hatte. Xander konnte sich nur das Schlimmste ausmalen – die Pferde waren entlaufen. Sie hatten eine Krankheit bei den Tieren entdeckt. Oder gar Schlimmeres. Etwas, das auch tatsächlich in seinen Zuständigkeitsbereich fiel, denn es war Xander neu, dass der Kronprinz sich um die Belange der Stallreinigung zu kümmern hatte.

Und selbst wenn. Konnte nicht Laslow–
 

Ah. Da lag das Problem.

 

Er unterdrückte ein Seufzen. Weil aufgrund einer kürzlich zurückliegenden Schlacht einiges an Personal ausfiel, waren selbst die persönlichen Getreuen der Königsfamilie für gewöhnliche Aufgaben eingespannt worden. Elises Effie half in der Schmiede, Camillas Selena in der Küche, und Xander war sich sicher, dass er einige Mägde hatte klagen hören, weil Leos Getreuer wohl lieber noch mehr Wäsche beschmutzen würde, statt sie zu reinigen.

Laslow sollte bei den Ställen helfen.

„Wir, uh – wir können so nicht arbeiten, Mylord. E-es ist sehr ablenkend, wenn euer Getreuer–“ – „Ich verstehe. Ich kümmere mich darum. Es gibt genug zu tun. Nimm deine Kameradinnen mit und findet euch einen anderen Platz zum Helfen.“

„Aber die Ställe sind noch nicht fertig! Wäre es nicht besser, wenn ihr ihn abzieht und–“

Natürlich wäre es besser. Aber es wäre wohlkaum eine Strafe, Laslow die Arbeit zu erlassen. Xander schüttelte den Kopf. Sein Gegenüber wusste es besser, als ihm zu widersprechen. Mit einem Knicks und einem Dank eilte sie wieder davon, um seinen Befehl auszuführen. Er folgte in gemäßigtem Tempo.

 

Als er den Stall erreichte, waren die anderen Mägde bereits verschwunden. Laslow stand alleine dort, auf eine Heugabel gestützt, und er sah entschieden zu wenig schuldbewusst aus.

„Ich hätte nicht erwartet, euch hier zu sehen“, sagte er, doch in Xanders Ohren klang es nicht im Geringsten so, als meinte er das ernst.

„Was hast du dir dabei gedacht, Laslow?! Die Ställe zu reinigen ist eine einfache Arbeit! Wie kann es sein, dass du nicht einmal das vollbringst, ohne einen Aufruhr zu verursachen?“

„Es ist nicht meine Schuld!“, gab Laslow zurück. Er hob abwehrend die Hände, ein Reflex, der dafür sorgte, dass die Heugabel umkippte und lärmend zu Boden fiel. Xander spürte einen ersten Vorboten von Kopfschmerz an seinem Geduldsfaden reißen. „Ich konnte mich einfach nicht zurückhalten. Die Mägde sahen alle so bezaubernd aus! Ich habe sie nicht belästigt, wirklich! Nur Komplimente verteilt.“

Dass auch das belästigen konnte, hatte Xander bereits so oft erklärt, dass er es leid war, es noch und noch einmal zu tun. Mit einem missmutig verzogenen Mund trat er auf Laslow zu, baute sich vor ihm auf. Obwohl sein Getreuer bei weitem kein kleiner Mann war, wirkte er in diesem Moment geradezu winzig.

„Du hast sie daran gehindert, ihre Arbeiten zu verrichten. Deine Strafe wird es sein, dass du es nun alleine tust.“

Laslows Blick entgleiste für einen kurzen Moment.

Alleine?“, echote er ungläubig. Er sah sich um, als wolle er das schiere Ausmaß seines Dilemmas abwägen. Die Stallungen waren riesig. Xander war bewusst, dass der Befehl beinahe irrsinnig war, dass Laslow den Rest des gesamten Tages, und womöglich einen Teil der Nacht, hier verbringen würde, doch es war die beste Strafe, die ihm einfiel. Ihn einem anderen Posten zuzuteilen würde nur dazu führen, dass er auch dort die Frauen aufschreckte.

Als sein Blick zu Laslow zurückkehrte, hatte er sich schon wieder gefasst.

 

„In Ordnung. Ich habe verstanden, Mylord. Überlasst das nur mir! Keine Sorge, Ihr könnt zu eurem Training zurückkehren!“

 

Etwas an der Art, wie Laslow seine Worte vortrug, das heimliche Zucken seines Mundwinkels, der verräterische Glanz in seinen Augen – all das verriet Xander, dass sein Getreuer sich bereits gefühlte einhundert Fluchtwege zurechtgelegt hatte. In die nächste Taverne, auf den Marktplatz, irgendwohin, wo es hübsche Frauen gab.

Wenn Laslow sich jetzt, so kurz nach seiner Betrafung, gleich den nächsten Fehltritt leistete, würde das nur auf Xander zurückfallen. Und auf seine Glaubwürdigkeit. Ein Herr, der so wenig respektiert wurde, dass seine Befehle nicht ernstgenommen wurden… Er seufzte, schüttelte den Kopf.

„Ich bleibe hier.“ – „Aber Mylord, euer Training–“ – „Wird warten müssen.“

Es grauste Xander davor, den Rest des Tages hier zu verbringen, Laslow dabei zuzusehen, wie er hoffentlich keinen Ärger mehr machte, aber es war nicht, als könnte er die Zeit nicht gut nutzen. Es war eine gute Gelegenheit, dem Schürzenjäger ein für allemal ins Gewissen zu reden.

 

Nur für das abendliche Geburtstagsessen würde er Laslow eine andere Aufsicht herbeordern müssen. So wenig er den Betrieb aufhalten wollte, weil sein Getreuer Ärger machte, noch weniger wollte er Elise enttäuschen, die schon seit Tagen von nichts anderem mehr redete.

 

 
 

***

 

 

„Schon wieder Hausarrest?!“

 

Laslow sah völlig überrascht aus. Als wäre es nicht absehbar gewesen, dass Hausarrest die sinnvollste Form einer Strafe war. Mitten im Krieg mit Hoshido hatte Xander nicht mehr den Luxus, ihn in irgendwelche kleineren, eher unwichtigen Aufgaben einzuspannen, oder seine Strafarbeiten selbst zu beaufsichtigen – niemand hatte mehr die Zeit dazu, sonst hätte er gewiss jemanden gefunden, der es für ihn hätte übernehmen können.

Also blieb nur noch Hausarrest.

Es hatte sich schon beim letzten Mal bewährt, wieso nicht auch jetzt?

„Mylord, das wollt Ihr nicht!“ – „Nein, das will ich auch nicht. Aber ich muss es tun. Würdest du einfach lernen, was sich ziemt und was nicht, müsste ich dich nicht strafen wie ein unartiges Kind.“

Laslow öffnete protestierend den Mund. Ein scharfer Blick genügte, um ihn zum Schweigen zu bringen und er bezog schweigend in der Ecke Platz, die Xander ihm zugewiesen hatte. Das Gespräch war damit eindeutig beendet, und er selbst wandte sich wieder zurück an seine Arbeit.

 

Er kam nicht weit. Nicht einmal ein Dokument hatte er fertig bearbeitet, bis Laslow die Stille doch durchbrach.

 

„Seht Ihr wirklich ein Kind in mir?“

Xander seufzte. Er beendete den Satz, den er gerade geschrieben hatte, ehe er innehielt, um zumindest einen Teil seiner Aufmerksamkeit dem jungen Mann zu widmen. Ein Blick in seine Ecke zeigte ein überraschend bedrücktes Gesicht. Waren diese Worte ihm wirklich so nahe gegangen?

„Ich kann dich schimpfen und schelten und strafen, wie ich will, und es stößt bei dir auf taube Ohren – aber das belastet dich?“

Jetzt lachte Laslow wieder, leise, und es klang irgendwie fast abwesend. Als wäre er mit seinen Gedanken nur halbherzig bei ihrem Gespräch, obwohl er es begonnen hatte.

„Es stößt nicht auf taube Ohren, Mylord. Ich kann einfach nicht aus meiner Haut heraus. Mädchen zu umgarnen, das gehört zu mir, wie mein Name und mein Schwert.“

„Dein Name.“

Laslow erblasste. Seine Mundwinkel zuckten, als kämpfe er gerade mit Worten, die wahlweise nicht herauskommen wollten oder sollten, doch schließlich verzogen sie sich zu einem leichten Lächeln, das seine Augen kaum erreichte.

„Belassen wir es einfach dabei, dass es zu mir gehört? Es ist ein wichtiger Teil meiner Persönlichkeit. Wie Odin und sein finstres Drama. Wollt ihr mir das denn nehmen, die Möglichkeit, mir selbst Ausdruck zu verleihen?“

Die Möglichkeit, ich selbst zu sein, wo ich schon meinen Namen und meine Herkunft verleugne.

 

„…“

 

Xander legte die Schreibfeder beiseite, lehnte sich auf seinem gepolsterten Stuhl zurück. Mit einem Mal fühlte er sich alt und müde. Älter, als es angemessen war, auch wenn dieser Tag tatsächlich den markierte, an dem er ein Jahr mehr auf seine Lebensuhr schrieb.

„Komm her.“

Laslow gehorchte. Er sah skeptisch aus, als er sich ihm gegenüber auf einem weiteren Stuhl niederließ.

„Was kann ich für euch tun, Mylord?“

 

„Du hast gesagt, du würdest mir von deiner Heimat erzählen, wenn ich es wünsche. Erzähle.“

 

 
 

***

 

 

Der Brief lag ganz oben auf dem Stapel an Post, der auf seinem Schreibtisch türmte. Glückwünsche, überwiegend. Er erkannte König Ryomas Handschrift auf einem Brief, der seitlich aus dem Papierstoß hervorragte. Für den Moment ließ Xander ihn unbeachtet und griff nach dem unpassend vergilbt aussehenden Umschlag, der obenauf lag. Er hatte keinen Absender, lediglich sein eigener Name war notiert. Die Schrift war nicht sehr ordentlich.

Xander kannte sie.

Er hätte nicht erwartet, sie noch einmal zu sehen. Langsam ließ er sich nieder, griff nach dem Brieföffner. Im Inneren des Umschlags befand sich nur eine Seite, das Papier ähnlich vergilbt. Im Grunde war ihm bewusst, dass er wichtigeres zu lesen hatte, wichtigeres zu tun, trotzdem nahm er sich die Zeit, zuerst diesen Brief zu lesen.

 

 

Mylord Xander, wie geht es Euch?

 

Habt Ihr Euch in Eure Rolle als König eingefunden? Wie lange ist es her, dass Ihr gekrönt wurdet?

Ich weiß es nicht.

Wahrscheinlich ist dieser Brief schon alt, wenn Ihr ihn bekommt.

Nein.

Lasst es mich anders ausdrücken – ich hoffe, dieser Brief ist alt, wenn Ihr ihn bekommt, denn das bedeutet, dass ich noch lange an Eurer Seite weilen durfte.

 

Verzeiht.

Das war taktlos. Wie kann ich das wünschen, wenn es doch bedeutet, dass der Krieg nicht endet? Menschen sind fürwahr egoistische Geschöpfe.

 

Ich hoffe, dieser Brief erreicht Euch, ganz wie ich es wünschte, an Eurem Geburtstag.

Erinnert Ihr Euch? In meinem ersten Jahr als Euer Getreuer nahmt Ihr mich zur Strafe mit auf einen Kontrollritt zu einem der Grenzposten. Wir haben den ganzen Weg über damit verbracht, uns zu unterhalten, nachdem Ihr mich genug gemaßregelt hattet. Es hat Spaß gemacht, nicht wahr? Ihr habt viel gelacht, verglichen zu sonst.

Ich habe erst an diesem Abend erfahren, dass Euer Geburtstag war.

Eigentlich wollte ich mich entschuldigen, doch als ich hörte, dass Ihr den Tag ohnehin nur mit eurer Arbeit zugebracht hättet… da habe ich beschlossen, dass Ihr keine Entschuldigung verdient habt.

Ich war froh, Euch von Eurer Arbeit weggelockt zu haben, wenn auch unfreiwillig.

Hat es Euch gut getan? Diesen Tag, den Ihr nichts Anstrengenderes getan habt als die Zügel Eures Pferdes in der Hand zu halten?

Ich glaube, das hat es.

 

Deshalb habe ich es wieder getan. In dem Jahr danach. Und dem danach. Dann schrieb ich diesen Brief… habe ich es danach noch einmal tun können?

Ich hoffe es. Hätte ich es gekonnt, ich wäre an Eurer Seite geblieben, nur um sicherzugehen, dass Ihr zumindest an Eurem Geburtstag den Luxus von etwas Nichtstun habt.

Ich konnte nicht. Ich hoffe, Ihr steht zu Eurem Wort, und könnt mir meinen Fortgang irgendwann verzeihen.

Eigentlich wollte ich diesen Brief zuerst an Eure Geschwister schreiben. Sie bitten, es mir gleich zu tun und Euch von der Arbeit abzuhalten. Oder vielleicht hätte ich es auch Peri sagen können?

Aber ich bin egoistisch, Mylord. Ich wünsche mir, dass ich ewig derjenige sein kann, der Euch dazu zwingt, Euch von Eurer Arbeit abzuwenden.

 

Dafür ist dieser Brief. Mylord, ich bitte Euch – ruht Euch aus. Nehmt Euch diesen Tag frei, entspannt. Tut es, wenn nicht um Euretwillen, dann in Gedenken an mich und unsere gemeinsame Zeit. Tut es für Eure Geschwister, die sich um Euch sorgen. Tut es für Eure Familie.

Ein erschöpfter König ist kein guter König. Vergesst das nicht.

Legt die Arbeit weg. Stellt Euch meinetwegen vor, dass ich wieder etwas Dummes angestellt habe, das Euch davon abhält. Seid mir böse, wenn Ihr wollt, aber tut es.

 

Wisst Ihr. Eigentlich müsst Ihr es Euch gar nicht vorstellen. Ich werde etwas Dummes tun an diesem Tag. In Erinnerung an Euch.

 

Ich habe versprochen, Euch nicht zu vergessen. Ich werde es nicht tun. Das schwöre ich bei meinem Namen – Iñigo.

 

Alles Gute zum Geburtstag, Xander.

 

 

Xander schwieg lange, nachdem er den Brief gelesen hatte. Als er sich wieder regte, dann nur, um das Papier beiseite zu legen, und sich zu erheben. Vor seiner Tür befand sich ein Diener, der bei seinem Anblick sofort hochschreckte, bereit, zu tun, was auch immer er wollte. Ein müdes Lächeln zupfte an Xanders Mundwinkeln, während er sich vorstellte, wie an einem anderen Ort, irgendwo, den er niemals erreichen würde, noch wollte, Menschen, die er nicht kannte, erzürnt sein würden über eine Dummheit, die seinetwegen geschah.

 

„Sage alle meine Termine für heute ab.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: Arcturus
2016-12-25T17:06:06+00:00 25.12.2016 18:06
*kicher*
Tja, Laslow ist wirklich ein ... eigenwilliger Getreuer. (Wobei, das muss, gerade bei den nohrischen Geschwistern, in der Familie liegen.)
Eigentlich kann Xander ja nur froh sein, dass sein Vater ihm keinen anderen Getreuen aufs Auge gedrückt hat - man stelle sich nur mal vor, er hätte Odin abbekommen. Immerhin wäre sicher auch der auf die Idee gekommen, Xander an seinem Geburtstag irgendwie von der Arbeit abzuhalten und zwar auf seine ganz eigene, unnachahmliche Art und Weise. Am Ende wäre da noch was explodiert.
 
Und Laslow hat ja recht - Xander sollte sich wirklich häufiger ausruhen. Gerade an seinem Geburtstag. °^°
Von:  karlach
2016-10-29T09:33:38+00:00 29.10.2016 11:33
Danke, danke, danke, Mei ;v; Sowohl für den Oneshot als auch dafür, dass du Xander etwas Erholung beschert hast! Ich hatte vollkommen vergessen, dass er auch gleich um die Zeit herum Geburtstag hat, aber das macht's extra toll, hat sich das gerade so ergeben!
Laslow ist unglaublich liebenswert, auch wenn ich jedem aufs Wort glauben würde, dass er schrecklich anstrengend sein kann. Gerade Xander wird er wohl echt regelmässig Kopfschmerzen der schlimmeren Sorte beschert haben, auch wenn's für einen guten Zweck war ;)
Der Brief hat mir etwas den Rest gegeben; ich ignoriere gerne etwas den Fakt, dass er, Odin und Selena nach dem Ende der Geschichte nach Ylisse zurückkehren, denn die Leere die sie hinterlassen stelle ich mir gähnend und sehr traurig vor ;v;
Und ja, uff, wir müssen Schlossadressen tauschen!
Von:  _Delacroix_
2016-10-28T12:40:53+00:00 28.10.2016 14:40
Irgendwie ist es ja typisch Laslow, dass er selbst beim Mist bauen noch gute Absichten hegt. Nur die Dienstmädchen, die tun mir ein bisschen leid. Jahr für Jahr als Opfer herhalten zu müssen, damit er bestraft wird, ist sicherlich nicht leicht. Vor allem weil er ja auch das Talent hat, ein ums andere Mal ins Fettnäpfchen zu treten äh tanzen.
Nicht das das nicht irgendwie seinen Charme ausmacht, aber arbeiten ist bei sowas sicher schwer. Kein Wunder, dass die Beschwerden sich jedes Mal aufs neue häufen. Und kein Wunder, dass er das einfach mit einplanen kann, wenn er es auf eine Strafe anlegt.
Nur Xander und seine "Erziehungsmethoden", die sind da wohl chancenlos. Zumindest solange die gute Absicht Laslow so wichtig ist. Bleibt nur zu hoffen, dass er den Schlag mit dem Zaunpfahl auch dauerhaft versteht und wenigstens an seinem Geburtstag mal ein bisschen zur Ruhe kommt.


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