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Liebe auf den zweiten Blick

von

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Kapitel 1

Er hatte sehr gut geschlafen diese Nacht. Es war doch viel angenehmer zuhause zu schlafen anstatt auf dem Campusgelände. Hier war es doch einfach am besten. Nion war wirklich glücklich darüber keine Vorträge mehr halten zu müssen, auch wenn ihm seine Arbeit gefiel, war es doch schön die Ruhe und den Frieden des eigenen Heims genießen zu können. Vor allem würde ihm der ständige Druck einen neuen Vortrag vorzubereiten sicher nicht fehlen.
 

Gemächlich räkelte er sich noch im Bett, bevor er eine halbe Stunde später aufstand und ins Bad schlurfte. Frisch gemacht stand er dann mittags in seiner Küche. Hm, sollte er sich etwas bestellen oder selbst kochen? Hatte er denn eigentlich noch genügend Lebensmittel zuhause?
 

Schnell war in den Kühlschrank geschaut, doch da herrschte wirklich gähnende leere. Seufzend schnappte er sich einen Zettel und schrieb auf, was er brauchen würde. Eier, Milch, Brot, Wurst, Käse, Obst, Gemüse, Joghurt und Kaffee standen schlussendlich auf dem Zettel.
 

Jetzt war nur noch die Frage, ob er selbst einkaufen ging, bestellte oder jemanden schickte. Seit dem die Außerirdischen auf ihrer Welt gelandet waren und ihre Technologien, zumindest zu einem gewissen Teil, mit den Menschen geteilt hatten, war vieles einfacher geworden. So auch das einkaufen, denn wenn er jetzt eine Nachricht schickte, würde er innerhalb der nächsten dreißig Minuten geliefert werden und dabei war es egal, wie weit der nächste Supermarkt entfernt war, denn die Drohnen und die Post waren nun sehr viel schneller und fortschrittlicher. Wobei man sagen musste, dass die Post bei wichtigen, oder schnellen Lieferungen auch mit Drohnen arbeitete.
 

Sehr praktisch war das schon, aber Nion war eher altmodisch eingestellt, sodass er sich nun doch selbst ins Auto schwang und in die nächstgrößere Stadt fuhr. Mit seinem kleinen Wasserstoff betriebenen Automobil war er keine halbe Stunde später auf dem Parkplatz des Geschäfts. Er schnappte sich seine Liste und ging gemächlich in den Laden.
 

„Ah, Nion auch wieder da?“ Warte, wer war das nochmal? Lächelnd drehte er sich um. „Guten Tag, Frau Menestro. Ja, ich bin wieder für längere Zeit zuhause.“ Die ältere Frau, stellte eine Kiste beiseite, während sie auf ihn zukam und ihn umarmte. Er erwiderte die Umarmung und ließ sich danach noch kurz begutachten. „Du bist aber schmal geworden. Hast du denn auf der Universität nichts zu essen bekommen?“
 

Ein Grinsen schlich sich in sein Gesicht. Hach, er mochte die alte Verkäuferin. Sie nahm einfach kein Blatt vor dem Mund und benahm sich, zumindest Nion gegenüber, wie eine Mutter oder Großmutter. Er mochte sie einfach. „Hach, gib schon deinen Zettel her.“ Mit einer harschen Bewegung griff sie sich das Blatt Papier. Eigentlich musste er hier gar nicht mehr durch die Gänge gehen, denn Frau Menestro schnappte sich, wie eben, immer wieder seinen Zettel und lief durch die Gänge, packte alles ein und meistens noch ein paar andere Dinge, von denen sie der Meinung war, Nion könnte es gebrauchen.
 

Also stand er keine 10 Minuten später an der Kasse und zog seine Geldkarte durch den Schlitz und ließ sich alles von Frau Menestro einpacken. „Und, dass du dieses Mal mehr isst, hast du verstanden Junge?“ Er nickte brav und musste sich ein Grinsen verkneifen. „Und wenn du dieses Mal gehst, sag mir vorher Bescheid, verstanden?“ Diesmal musste er wirklich Grinsen. „Natürlich mach ich das Frau Menestro.“ Sie zog ihn wieder in eine Umarmung, dann ließ sie Nion los und sie verabschiedeten sich voneinander.
 

Zuhause brachte Nion natürlich erst einmal seine Einkäufe in die Küche und fing an aufzuräumen, als ein Piepen seine Tätigkeit unterbrach. Zuerst sah er sich verwirrt um, bis Nion darauf kam, das es sein Telefon war.
 

Es klingelte unermüdlich vor sich hin, bis er das blöde Ding endlich gefunden hatte. Er nahm ab und sogleich folgte ein genervtes „Hallo!“. Das Ganze hatte ihn nun unnötigerweise gestresst. „Hey Nionlein, wie geht’s meinem Lieblingskerl?“ Jetzt musste er doch lächeln. „Mir geht’s gut Leonalein. Ich muss nicht mehr Unterrichten und hab jetzt erst mal ein paar Wochen frei. Und wie läuft es bei dir und Serneph?“
 

„Ach eigentlich ganz gut, allerdings kriegt er es einfach nicht auf die Reihe mal Urlaub zu nehmen. Natürlich liebt er seine Arbeit und macht es gerne, aber manchmal möchte ich auch was von ihm haben und nicht nur, wenn wir uns abends sehen. Beide Todmüde und genervt von der Arbeit. Teilweise fallen wir einfach nur noch ins Bett und sind in Sekundenschnelle eingeschlafen. Ich hab ja auch schon meine Stundenanzahl so weit reduziert, das es bei mir nicht mehr ganz so schlimm ist, aber Serneph bräuchte echt mal einen Urlaub.“
 

Geduldig hörte Nion ihr zu. Das Ganze hörte sich wirklich nicht gerade prickelnd an. „Hast du schon versucht ihm das klar zu machen?“ Ein Seufzen folgte.
 

„Ja, natürlich, aber da stoße ich im Moment auf taube Ohren und dabei weiß ich nicht einmal wieso. Normalerweise hört er ja auf mich, zumindest zu einem gewissen Teil.“ Nion musste Grinsen, denn er wusste genau, wieso sein bester Freund im Moment so viel Arbeitete.
 

„Ach, das wird schon. Er wird schon noch selbst drauf kommen, dass es zu viel ist.“ Er musste aufpassen, dass ihm kein Lachen entfloh, denn Serneph wollte endlich die Flitterwochen der beiden nachholen und arbeitete jetzt vor um mehr Geld für den Urlaub zu haben.
 

„Ich vertrau jetzt einfach mal auf dein Wort.“ Er musste wieder grinsen. Eigentlich war es ja gemein, sie so im unwissenden zu lassen, aber die Überraschung sollte ja perfekt sein und da konnte man schon mal ein Auge zudrücken. Da kam ihm eine Idee: „Wie wäre es damit: Wir gehen demnächst mal aus. Irgendwas wird uns schon einfallen.“ Hach, er hatte halt einfach die besten Ideen!
 

„Au ja, wir Beide allein, ohne irgendwelche Anhängsel, das hatten wir ja lange nicht mehr. Wird bestimmt schön!“ Er kannte Leona schon ziemlich lange und auch wenn Serneph schon gefühlte Ewigkeiten zu ihnen gehörte, war die Zeit zwischen ihnen Beiden doch immer wieder schön.
 

„Wie wäre es mit jetzt gleich?“ Nion schreckte aus seinen Gedankengängen auf. „Ähm, wie wäre es mit morgen? Ich bin doch gerade erst wieder zuhause und würde mich gerne erst wieder etwas einleben.“
 

Wenn er heute schon irgendwas machen würde, wäre das wieder Stress und diesen wollte er zumindest für die nächste Woche vermeiden, jetzt wo die Zeit als Professor vorerst rum ist. „Es ist dein Haus, da musst du dich doch nicht mehr einleben, aber ich versteh schon, dass du erst mal wieder zuhause ankommen musst.“
 

Erleichtert atmete er auf. „Okay, also morgen? Wie wäre es um 12 Uhr am Cupcake Paradies?“ Das war eines ihrer Lieblings Cafés. „Ja, das passt perfekt. Mach dich auf einkaufen gehen gefasst, denn du bist der einzige der mich richtig beraten kann, wenn es um Kleidung geht!“
 

Er musste einfach die Augen verdrehen, auch wenn Leona es nicht sehen konnte. „Ja, ich weiß, deshalb laufe ich mir ja auch immer die Füße mit dir kaputt.“ Er hört empörtes luftschnappen und fing unweigerlich wieder das Grinsen an. „Also hör mal, so schlimm bin ich doch auch wieder nicht!“
 

„Oh, doch! Wie wäre es wir diskutieren morgen nach dem Einkauf weiter? Dann siehst du was, du mit meinen armen Füßen angestellt hast!“ Jetzt musste sie lachen und er gleich mit ihr. „Okay, dann machen wir es so. Also bis morgen.“
 

„Ja, bis morgen und sei pünktlich.“ Er hörte noch ein genervtes „Ja, ja.“ bevor die Verbindung abbrach. Er freute sich jetzt schon auf morgen, aber zuerst hieß es die Einkäufe zu verstauen. Lächelnd legte er das Telefon wieder in seine Station und ging dann wieder in die Küche.
 

Schnell räumte er einige Sachen in den Kühlschrank und den Rest an seine angestammten Plätze. Eigentlich hätte er sich ein modernes Sortiersystem einbauen lassen können, aber er mochte es altmodisch und hatte sich daher eine altmodische Küche einbauen lassen. Sie war komplett in Weiß gehalten, nur die Arbeitsfläche war schwarz, ebenso wie der Tisch und die Stühle.
 

Momentan war diese Art der Küche wieder voll im Trend, was ihm als Architekten sehr gefiel. Die Sortiersysteme waren zwar wirklich praktisch, vor allem, wenn man in einer großen Stadt lebte, sparten sie viel Platz. Sie sortieren automatisch Lebensmittel aus, die abgelaufen waren und hielten alle Nahrungsmittel auf perfekte Temperatur gekühlt.
 

Allerdings waren die „altmodischen“ Küchen nie vollkommen aus der Mode gekommen und im Moment wollten alle, die ein neues Haus bauten, eine alte Küche. Auch ging der Trend von synthetischen Nahrungsmitteln auf normale Lebensmittel zurück, was Nion sehr zusagte, denn das synthetische Zeug schmeckte ihm einfach nicht.
 

Ein paar der Lebensmittel hatte er nicht aufgeräumt, sondern auf der Arbeitsfläche liegen gelassen. Hmm, was zauberte er sich denn jetzt aus diesen Köstlichkeiten? Vielleicht eine Hähnchenpfanne mit Tomaten und Spinat? Ja, das klang gut. Schnell hatte er den Spinat wieder aus dem Kühlschrank geholt.
 

Das Fleisch war auch schnell gebraten und die Nudeln gekocht, fix hatte sich die Soße auch fast von allein zubereitet und mit einem vollen Teller bewaffnet setzte er sich an seinen Tisch. Sein digitaler Terminkalender lag neben ihm.
 

Morgen Nachmittag traf er sich also mit Leona, dann hatte er ja noch genügend Zeit ein paar Skizzen anzufertigen. Eigentlich arbeitete er wie jeder normale Architekt auch, allerdings hatte er auch viele Skizzen und Ideen für ungewöhnliche Behausungen, die seinen Kunden teilweise so sehr gefielen, dass er sie umsetzten konnte, anstatt irgendwas komplett neues zu kreieren.
 

Eines seiner größten Projekte hatte er vor ungefähr einem Jahr fertig gestellt und er war immer noch sehr stolz auf sein Werk. Nion hatte einen neuen Firmensitz für eine sehr bekannte und renommierte Firma bauen dürfen. Zwar war es die Firma eines Außerweltlichen, aber das hatte ihn nicht im geringsten gestört. Da war eher sein Vater dagegen gewesen, aber da Nion, als er diesen Auftrag bekommen hatte, schon volljährig gewesen war und auf eigenen Beinen stand, konnte sein Vater nichts dagegen tun.
 

Leider war Luca Kenev einer dieser Menschen die noch viel vom Hass gegen die Aliens von ihren Eltern und Großeltern abbekommen hatten, mit den letzten Jahren hatte es sich zwar ziemlich gebessert, vor allem, seit seine kleine Schwester geboren wurde, allerdings konnte sein Vater noch nicht komplett aus seinem Verhalten ausbrechen.
 

Bei diesem Gedanken musste Nion seufzen. Es gab leider immer noch sehr viel Misstrauen und teilweise auch Hass gegen die neue Spezies und das würde sich wahrscheinlich auch niemals ändern, so wie einige Menschen von ihrem Wesen her waren.
 

Allerdings hatte sich ja auch sehr viel seit dem letzten Krieg geändert und vieles hatte sich verbessert. Also hatte er damals den Auftrag angenommen, da dem Außerweltlichen seine Ideen sehr gefallen hatten, die er auf manchen Ausstellungen als Modelle präsentiert hatte.
 

Nächste Woche hatte er wieder einen Termin mit Herr Valez, seinem ersten Auftraggeber, da dieser das Gelände um den Firmensitz noch weiter ausbauen möchte und auch viele Ideen von Nion wieder einbringen will. Weshalb er noch ein paar seiner Ideen aufschreiben und skizzieren muss.
 

Als sein Teller leer war, packte er den Rest in eine Schüssel und stellte ihn in den Kühlschrank. Sein benutztes Geschirr wanderte in die Spüle und schnell war es wieder sauber. Nion stellte alles wieder in die Schränke und schnappte sich eine Wasserflasche bevor er in seinen Arbeitsraum ging.
 

Büro konnte und wollte er es nicht nennen, denn es war eher sein kreativer Raum, in dem überall Ideenfetzen, Fotos und vieles mehr verstreut lag. Teilweise sah es hier drinnen eher aus wie in einem Altpapiercontainer, als wie in einem Arbeitszimmer, aber es war sein kreatives Chaos und solange er damit zurechtkam und alles fand, konnte er sich das Aufräumen getrost sparen.
 

Hm, was könnte er schönes zaubern. Er ging an einen der decken hohen Schränke und zog einen der Ordner aus diesem. Fein säuberlich waren unterlagen darin abgeheftet. Es war der Ordner für sein Eigenes Haus, in dem noch einige andere Ideen und vorläufige Entwürfe für sein jetziges Heim eingeordnet waren. Nion war immer noch stolz auf sich, da er fand sein eigenes Haus wäre eins seiner schönsten Projekte geworden.
 

Es lag an einem Waldrand und war an zwei Seiten von Bäumen umgeben. Das Haus war zweistöckig, wobei das Obergeschoss etwas über das Erdgeschoss nach vorne hinausragte und am rechten und linken Ende durch runde, schlichte Säulen gestützt wurde. Mittig an dieser Wand lag auch die Haustür, wobei dazwischen einige teilweise bodentiefe Fenster lagen.
 

Wenn man durch die Tür kam, stand man in einem etwa zwei Meter breiten Flur, der nach hinten offen war und in ein großzügiges Wohnzimmer führte. Rechts und links neben dem Übergang vom Flur und Wohnzimmer war jeweils eine Tür, die rechte führt zur Küche und die linke zu einem Badezimmer. In der Ecke zur Küchentür war auch eine Wendeltreppe nach oben, die in einen weiteren Flur führte, wobei dieser auch zwei Türen besaß. Eine führte in sein Schlafzimmer mit Ankleidezimmer und die andere führte in sein großes Arbeitszimmer.
 

Bis auf das Badezimmer waren alle Räume mit vielen Fenstern ausgestattet, sodass das ganze Haus lichtdurchflutet war. Nions Möbel waren, bis auf die Küche, komplett aus hellem Holz mit verschiedenen Farbakzenten. Im Arbeitsraum in Weiß, im Schlafzimmer war es ein angenehmes dunkelbraun, das Wohnzimmer hatte Grüntöne und im Bad war es blau. Überall waren kleine Figuren, Kerzen, Kissen und Zeichenutensilien verteilt. Zwar hatte Nion am Anfang immer alles schön aufgeräumt, aber irgendwann hatte er es aufgegeben, da es teilweise auch ziemlich praktisch war immer etwas zum Zeichnen, oder für Notizen zur Hand zu haben.
 

Als Nion den Ordner wieder zurück stellte, hatte er eine Idee für das nächste Projekt, dass er bearbeiten sollte. Da Herr Valez ein Faibel für Blau, Grün, Helligkeit und offene Räume hatte, wäre es gut, kaum geschlossene Räume und viele Fenster, sowie Grünanlagen in das Gelände einfließen zu lassen. Vielleicht wäre es gut einige, geschützte Stellen ein zu bauen, in denen sich die Angestellten oder Geschäftspartner zurückziehen konnten.
 

Immer mehr und mehr Ideen und ganze Bauten kamen dazu und Nion füllte Blatt um Blatt mit seinen Vorstellungen und Vorschlägen. Das würde bestimmt wieder sehr interessant werden, wenn er und Herr Valez das ganze besprechen würden. Nion freute sich darauf schon sehr darauf, denn Valez war ein angenehmer Zeitgenosse, der nicht mit aller Gewalt seine ersten Ideen durchsetzen möchte, sondern offen für neue Idee war und auch immer wieder auf Vorschläge einging.
 

Als es dunkel wurde, und Nion, das Licht einschalten musste, stand er kurz auf und streckte sich. Himmel, hatte er jetzt fast fünf Stunden am Stück auf seinem Stuhl gesessen und gearbeitet? Sein verspannter Rücken sprach eindeutig ja, dann sollte er jetzt wahrscheinlich aufhören. Hm, aber es hatte, bis auf seinen schmerzenden Rücken und seine schmerzende Hand, doch wirklich Spaß gemacht und ziemlich viel gebracht.
 

Also streckte Nion sich und machte sich zuerst auf den Weg in sein Ankleidezimmer. Dort holte er sich einen bequemen Schlafanzug raus und ein paar frische Pants, wobei er gleich darauf ins Bad ging und sich unter die Dusche stellte. Warmes Wasser plätscherte auf ihn herab und genießerisch schloss er seine Augen.
 

Nach einer gefühlten halben Ewigkeit stellte er den Wasserstrahl wieder aus. Zwischenzeitlich hatte Nion sich die Haare shamponiert und den Körper eingeseift und wieder abgewaschen, sodass er sich nur noch die Zähne putzen musste. Nachdenklich schaute er sich dabei im Spiegel an und ihm blickten Blau-grüne Augen entgegen. Sein dunkelblondes Haar war wieder zu lang und fiel ihm schon fast über die Schultern. Nion musste seufzen, dann müsste er zum Friseur.
 

Irgendwie mochte er es dort überhaupt nicht, die Frisösen wollten immer irgendwelche Gespräche anfangen und er wollte eigentlich nur schnell wieder da raus. Nun ja, lieber die Schere, von jemanden der es gelernt hatte, als seine Mutter. Sie hatte ihm, als er noch ziemlich klein gewesen war, mal einen Topfschnitt verpasst und seit dem ging er lieber in einen Salon.
 

Die Zahnbürste spülte er unter einem Wasserstrahl aus, während er noch ein letztes Mal in den Spiegel blickte. Hm, vielleicht sollte er sich morgen früh nochmal rasieren. Sein Bartwuchs war eher spärlich und wenn er sich diesen mal ein paar Tage stehen ließ, sah Nion nicht wirklich gut aus. Da wirkte er teilweise wie ein frühreifer Schüler und auf das konnte er wirklich verzichten.
 

Durch seine Abendroutine war Nion doch tatsächlich ziemlich müde geworden, also schnappte er sich noch eine Wasserflasche, die er neben sein Bett stellen konnte, und schlurfte fast schon in sein Schlafzimmer. Als er vor seinem Bett stand, musste Nion erstmal Gähnen, dann ließ er sich kopfüber in seine weichen Laken fallen und kuschelte sich tief in seine Kissen. Kurz vor dem Einschlafen, erinnerte er sich noch an das Treffen mit Leona, worauf er sich wirklich schon freute. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen fiel er auch schon in einen tiefen Schlummer.
 

Ein Klingeln weckte ihn aus seinem Schlaf. Hm, war es wirklich schon früher morgen? Eigentlich hätte er, nach seinem Geschmack, noch länger in seinem Bett träumen können, allerdings hätte Nion dann sein Treffen mit Leona verpasst und das ging überhaupt nicht. Glücklicherweise hatte er gestern gleich noch seinen Wecker eingestellt, als er das Treffen mit seiner besten Freundin in den Kalender eingetragen hatte. Ansonsten hätte er bestimmt verschlafen.
 

Nion streckte sich noch einmal, dann rutschte er langsam aus dem Bett. Es fröstelte ihn etwas als er ins Bad ging, allerdings umfing ihn dort eine angenehme Wärme. Schnell machte er sich fertig, rasierte sich seinen Bartschatten und zog sich frische Kleidung an. So wie er seine beste Freundin kannte würde sie im Cupcake Paradies noch etwas Frühstücken, wobei es eher brunchen wäre und dann bis zum späten Nachmittag durch die Läden bummeln.
 

Also stieg er in sein Auto und fuhr in die nächst größere Stadt. In der Nähe der Innenstadt stellte Nion seinen Wagen in einem Parkhaus ab, dann nahm er seine Schlüssel und seinen Geldbeutel und stieg aus dem Auto. Keine zehn Minuten später stand er vor dem Café und sah Leona, durch eine Fensterscheibe, im Cupcake Paradies sitzen.
 

Schnell sah Nion auf seine Uhr, nicht das er zu spät wäre, aber anscheinend war er sogar zu früh dran. Dann trat er durch die Tür und ging sofort zu Leona und knuddelte sie erst mal. „Guten Morgen meine Liebe.“ Sie kicherte. „Guten Morgen, ich hoffe es ist nicht schlimm, dass ich schon da bin und schon etwas bestellt habe.“ Nion setzte sich. „Nein, natürlich ist es nicht schlimm. Hattest du zuhause nichts mehr zu tun, oder wieso bist du schon da?“ Normalerweise war sie nämlich immer ein, zwei Minuten zu spät dran. „Ja, Serneph ist ja in letzter Zeit fast gar nicht mehr zuhause und irgendwie war ich mit meinen Hausarbeiten schon fertig, also bin ich einfach schon mal hier her gefahren.“
 

Irgendwie war es ja verständlich und am liebsten würde er es seiner besten Freundin ja erzählen, wieso Serneph sich so in letzter Zeit verhielt, aber es würde nur die Überraschung verderben. Auch wenn es sie quälte, aber er hatte es ihrem Mann versprochen. „Ah, okay. Hast du dann auch für mich mitbestellt?“ Sie grinste. „Nur deinen obligatorischen Kaffee, ansonsten wusste ich nicht, was du dieses Mal gerne hättest.“ Bis auf ein paar Klassiker veränderte sich das Sortiment immer wieder, mal schauen was es denn neues gab.
 

„Was hast du dir denn bestellte?“, fragte Nion, während er sich eine Karte schnappte. „Wie immer einen Kakao und einen Lachs-Cupcake.“ Hoffentlich war der dann nicht allzu süß, sonst würde der wahrscheinlich nicht wirklich schmecken. „Klingt … interessant. Hm, ich glaub ich nehme ein Stück Erdbeerkäsekuchen.“ Schnell war die Bestellung aufgegeben und kurze Zeit später stand auch schon sein Kuchen vor ihm.
 

Genüsslich verspeiste er den Kuchen und war schon am überlegen, ob er sich ein weiteres Stück gönnen sollte. „Denk dran, dass wir noch einkaufen gehen wollen.“ Stimmt, das wollten sie noch, dann wäre es wirklich besser, kein Stück mehr zu essen, sonst würde das nur wieder in Bauchschmerzen enden. „Woher hast du eigentlich gewusst, dass ich mir noch eines bestellen wollte?“ Leona lachte nur. „Ich hab es dir an der Nasenspitze angesehen.“ Schmollend sah Nion sie an. „Naww, ich kenn dich halt einfach schon zu lange.“
 

Jetzt musste er auch grinsen. „Stimmt und auch meine Liebe zu Erdbeerkäsekuchen.“ Die Beiden grinsten sich an. „Genau, deshalb würd ich jetzt auch zahlen gehen und bevor du was sagst, das ist eine kleine Entschädigung dafür, dass ich dich zum Einkaufen mitschleppe obwohl ich weiß, wie schlimm ich dabei bin und wie sehr du es eigentlich nicht leiden kannst.“
 

Schnell war sie vom Tisch verschwunden und bezahlte die Rechnung. Nion sah von weitem zu und schüttelte den Kopf, auch wenn er Leona echt gern hatte, war sie doch oft genug sehr starrköpfig. Nachdem sie wieder am Tisch angekommen war und sich ihre Tasche geschnappt hatte, gingen die beiden los.
 

Die Innenstadt war gepflastert mit verschiedenen Geschäften. Nach wenigen Minuten standen sie im ersten Laden und Leona hatte ein paar Schuhe in der Hand. „Schau mal, die sehen doch echt hübsch aus.“ Es waren rosa Pumps mit Blumenmuster und einer kleinen Schleife vorne drauf. Naja, wenn es ihr gefiel, aber Nion konnte damit nicht wirklich etwas anfangen. „Es sind halt Schuhe. Wenn sie dir gefallen, dann nimm sie mit.“ Sie schien zu überlegen. „Hm, allerdings hab ich glaub gar nichts was dazu passt. Okay, dann lass ich sie hier.“
 

Das gleiche Spiel folgte in den nächsten paar Läden, bis sie in einem Bademodengeschäft standen. „Was willst du denn hier Nion?“ Dieser war nämlich freiwillig dort hinein gegangen und hatte diesmal Leona mit sich geschleppt. „Ich will wieder mehr Sport machen und schwimmen gehen, allerdings hab ich keine Badehosen mehr.“ Eigentlich war das Ganze nur ein Vorwand, um Leona zu beeinflussen sich selbst einen neuen Bikini zu kaufen, worüber ihr Mann sich sehr freuen würde.
 

„Hm, stimmt. Wann waren wir denn das letzte Mal überhaupt baden? Das muss echt schon ewig her sein.“ Nion konnte nur bestätigend nicken. Während dessen wühlte Leona sich schon durch die Regale und zog ein paar verschiedene Modelle hervor. „Hier, die wären bestimmt etwas für dich.“ Sie drückte ihm ihre Funde in die Hand und er verschwand brav in der Umkleide. Nach einigen Minuten hatte er sich entschieden doch eine der Hosen zu kaufen und trat vollständig angezogen wieder aus der Umkleide.
 

Leona war derweil wieder zwischen den Regalen verschwunden und kam gerade mit leuchtenden Augen auf ihn zu. „Schau dir den Bikini mal an.“ Nion grinste nur. „Dann probier ihn doch einfach mal an, er steht dir bestimmt.“ Sie nickte nur und ging in die Umkleide aus der Nion gerade gekommen war. Nach kurzer Zeit hörte man einen begeisterten Ausruf.
 

Als sie wenig später vor dem Laden standen, hatte seine beste Freundin eine Tüte mit ihrem neuen Bikini in der Hand und er selbst auch eine mit seiner Badehose, dann ging es gleich weiter in den nächsten Laden und weiter und weiter. Nach gefühlten Ewigkeiten, was wahrscheinlich nur ein paar Stunden waren, standen sie dann wieder an ihrem Ausgangspunkt, dem Café.
 

„Oh man, das hat echt Spaß gemacht. Wir müssen wieder öfter was zusammen unternehmen.“ Lächelnd und mit Tüten vollgepackt sah Leona Nion an, welcher nickend zustimmte. „Ja, wir sollten nur nicht immer einkaufen gehen, sonst hast du bald kein Geld mehr.“ Spielerisch schlug sie ihn gegen den Arm. „Pf, aber wenn wir in einem Zeichenbedarfladen wären, würdest du dich da drin arm kaufen, da darf ich auch ab und zu mal einkaufen gehen.“
 

Lachend nahm Nion ihr einige der Tüten ab. „Ja, aber ich brauch das für meinen Beruf. Komm, ich helfe dir noch die Tüten zum Auto zu bekommen.“ Dankend übergab sie ihm noch ein paar der Taschen, bevor sich die Beiden auf den Weg machten. An Leonas Auto angekommen verfrachteten sie die eingekauften Dinge noch in den Kofferraum, bevor sie sich umarmten. „Aber wehe, du rufst mich jetzt nicht regelmäßig an.“ Mit gespielt böser Mine und einem drohenden Zeigefinger sah Leona Nion an. Irgendwie war es schon süß, wie sie sich um ihm sorgte. „Ja, mach ich Mama.“
 

Wieder knuffte sie ihn in die Seite. „Das will ich auch schwer hoffen, mein Sohn.“ Beide mussten Lachen und umarmten sich nochmal. „Dann sag ich mal Tschüss.“ Mit einem Winken drehte er sich um und ging dann in Richtung des Parkhauses, in dem sein Auto stand. Seine paar Tüten stellte er in den Fußraum des Beifahrersitzes, stieg ein und wollte gerade nach Hause fahren, als ihm einfiel, dass er Serneph noch eine Nachricht schreiben wollte. Schnell hatte er sein Handy herausgekramt und schrieb seinem besten Freund, er solle sich doch bitte etwas mit Leona beschäftigen, da sie ziemlich frustriert über den aktuellen Zustand war. In einem PS fügte er noch an, dass sein bester Freund ihm für das neue Badeutensil von Leona dankbar sein darf, denn er hätte sie ein bisschen dazu verleitet es zu kaufen. Mit dem abgeschlossenen „Auftrag“ zufrieden fuhr Nion endlich los und nach Hause.
 

Nion stellte sein Auto ab, griff sich die Taschen und stellte diese auf den Sofatisch ab und ließ erschöpft er sich daneben sinken. Am liebsten würde er sich gerade nur noch einrollen und schlafen. Er quälte sich dennoch hoch und verstaute seine neuen Kleider in der Waschmaschine. Ja, er hatte sich ein neues Hemd, die Badehose und etwas Unterwäsche gekauft.
 

Die neuen Blöcke und Stifte packte er auch gleich in sein Arbeitszimmer. Plötzlich ertönte ein Klingeln. Nion war verwirrt, eigentlich erwartete er heute keinen Besuch mehr und ganz eigentlich wollte er nur noch seine Ruhe.
 

Seufzend stieg er wieder die Treppenstufen hinunter und schlenderte zur Tür. Wer auch immer davor stand, konnte ruhig noch etwas warten, wenn er Nion unbedingt jetzt stören musste. An der Tür angekommen öffnete Nion diese auch gleich. Ein seltsam förmlich aussehender Mann stand davor. „Was wollen sie?“
 

Eigentlich wollte er ja nicht unfreundlich sein, aber anderseits konnte Nion gerade nicht anders. „Sie, Herr Kenev. Mein Auftrag lautet sie zu Herrn Moniot zu bringen. Unverzüglich.“ Nion starrte ihn verständnislos an. „Ich geh hier bestimmt nicht weg und wenn kann dieser ominöse Herr Moniot gerne selber kommen, wenn er etwas von mir will.“
 

„Ich bitte sie mit zukommen. Ich möchte keine Gewalt anwenden müssen. Sie könnten einfach mitkommen und sich anhören was Herr Moniot mit ihnen bereden möchte.“ Ein genervtes Schnauben ertönte. „Da können sie warten bis sie schwarz werden und jetzt bitte ich sie freundlicherweise zu gehen.“ Der seltsame Mensch schüttelte nur den Kopf. „Bitte, ich kann nicht ohne sie zu Herrn Moniot zurück. Hören sie sich einfach an, was er zu sagen hat, dann können sie gleich wieder gehen.“
 

Nion seufzte, der komische Mann hörte sich wirklich verzweifelt an, anscheinend war es ihm wirklich wichtig. Er konnte einfach nicht nicht Mitleid für ihn empfinden. „Okay, ich komme mit.“ Seufzend schnappte er sich seine Schlüssel, schoss ab und stieg dann in den Wagen, der anscheinend dem komischen Mann gehörte. Na, das konnte ja noch lustig werden.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen,
leider hat das alles ein bisschen länger gedauert, allerdings werd ich leider nicht schneller, da ich mir sehr viel Mühe geben will, sowohl die Geschichte auszugestallten sowie auch die Vergangenheit, Familien und Freunde reinzubekommen.
Wie immer freu ich mich über Kommentare, Anmerkungen oder Kritik.
Ganz liebe Grüße
San-Jul <3

PS: Kleine WERBUNG Lucy Holmes (Fanfiction.de) hat jetzt ihr zweites Buch veröffentlicht, wobei ich dort auch Beta gelesen hab, würde mich freuen, wenn es jemanden auch gefällt und begeistert. Komplett anzeigen

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