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Die Rose von Ferelden

Die Geschichte der Heldin von Thedas
von

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Ein unbelehrbarer Rekrut

Seit fünf Tagen sind wir wieder in der Himmelsfeste. Die Vorbereitungen für unseren Ausflug in die Westgraten, um dort auf die Grauen Wächter zu treffen, laufen auf Hochtouren. Doch von dem Frieden innerhalb der Feste ist nicht mehr sonderlich viel übrig geblieben. Grund dafür sind meine, wieder aufgetauchten, alten Ritter. Seufzend begebe ich mich schnellen Schrittes zu den Übungsplätzen. Cassandra hatte einen Boten geschickt, dass ich mir die Sache ansehen solle, da es zwischen den Parteien mal wieder zu einer Streiterei gekommen sei. Dementsprechend genervt erreiche ich die Übungsplätze. Anders und Fenris streiten sich gerade mit Julien und Nicholas. „Ihr seit doch gar nicht in der Lage, Leyla richtig zu beschützen! Vom Bild einmal ganz abgesehen. Wie sieht es denn aus, wenn die Prinzessin Fereldens von einem Abtrünnigem und einem Elfen beschützt wird?“, höre ich Nicholas Stimme. Julien steht stillschweigend daneben. Ich korrigiere, sie streiten sich mit Nicholas nicht mit Julien. „Was soll das denn heißen?“, zischt Fenris. „Beim Atem des Erbauers! SCHLUSS DAMIT!“, brülle ich über den Platz. Beide Parteien halten inne und drehen sich, wie die Schaulustigen auch, zu mir um. „Ihr da“, wende ich mich letzteren zu, „geht sofort zurück an eure Arbeit. Sonst erfährt der Kommandant von mir, dass ihr hier schludert!“ Die Soldaten salutieren bevor sie abziehen. Der eiserne Bulle und Cassandra sind ebenfalls anwesend. Fragend sehen mich meine beiden Gefährten an, doch mit einem Nicken deute ich ihnen, hierzubleiben. Sollte das hier weiter ausarten, kann ich die Hilfe der erfahrenen Krieger gut gebrauchen.
 

„So, und jetzt will ich eine Erklärung“, damit wende ich den Streitenden zu. „Ich verstehe nicht, wie Ihr so was zu Euren Rittern ernennen könnt. Ein entlaufener Sklave und ein Abtrünniger“, Nicholas verschränkt die Arme vor seinem Körper. Ich sehe zu Julien herüber. Dieser erwidert etwas hilflos meinen Blick. Ich dachte ja schon Fenris sei schlimm. Aber Nic übertrifft da wirklich alles. Kell und Julien versuchen nicht, meinen Zorn noch weiter auf sich zu ziehen. Nic aber scheint alles egal zu sein. „Ich wüsste nicht, was es dich angehe, wen ich zu meinen Rittern ernenne. Und wenn ich die Dunkle Brut selbst zu Rittern schlage, das ist nicht deine Angelegenheit“, mit erzwungener Ruhe betrachte ich meinen ehemaligen Ritter. „Das kann doch nicht Euer Ernst sein! Ihr seit eine Person, zu der viele aufblicken. Da könnt Ihr doch keinen Abschaum zu Rittern machen“, Unglaube steht in seinen blauen Augen. „Wie war das?“, knurrt Fenris wütend. „Fenris, ignoriere das. Dieser Mann ist einfach nur neidisch, dass du einen Posten inne hast, den er gerne hätte“, beruhige ich den Elfen. Der Blick aus grünen Augen wendet sich mir zu. „Mein Freund, du brauchst dich nicht auf dieses Niveau herabzulassen. Du bist mehr Wert, als er es je sein könnte“, spreche ich weiter, „das gilt für euch beide. Lasst euch nicht von ihm schlecht reden oder eure Erfolge aus vergangenen Kämpfen schmälern.“ Die Spannung fällt von Fenris ab. Sein Zorn verraucht. Es kommt nicht oft vor, dass ich so von ihnen rede. Aber meine Ritter – Zevran, Fenris und Anders – bedeuten mir als Freunde viel. „Was?“, Nicholas fährt hoch. „Du hast mich richtig verstanden, Nicholas. Dein respektloses Verhalten meinen Rittern gegenüber sehe ich mir nicht länger an. Im Gegensatz zu dir verhalten sich Kell und Julien ja ruhig. Aber du suchst ja immer nur nach dem nächsten Streit. Verrate mir doch mal warum? Willst du dich unter Beweis stellen? Deine Stärke demonstrieren? Das kannst du dir sparen. Melde dich unverzüglich bei Kommandant Cullen und erkläre dein Verhalten. Er wird über das Strafmaß bestimmen. Vielleicht verstehst du ja dann, wo dein Platz in der Inquisition ist. Ach ja, ich werde es wissen, wenn du dich nicht an die Anweisung hältst. Wegtreten“, bestimme ich. „Warum sollte ich die Autorität dieses Mannes anerkennen? Er hatte nur das zufällige Glück, den Titel zugesprochen zu bekommen und wird doch nur jetzt noch als dieser respektiert, weil er was mit Euch hat“, kommt es herablassend zurück. Erschrockenes Schweigen senkt sich über den Platz. Cassandra hat die Hände vor den Mund zusammengeschlagen. Bulle starrt perplex zu Nicholas. Anders und Fenris tuen es ihm gleich. Julien ist der einzige, der den Mund aufmacht: „Bist du wahnsinnig geworden, Nicholas?“ Ich funkle meinen ehemaligen, blonden Ritter an: „Kommandant Cullen hatte seinen Posten bereits inne, bevor ich der Inquisition beitrat. Er ist ein hervorragender Krieger mit herausragenden Führungsqualitäten. Seine Autorität wird von allen Mitgliedern der Inquisition hier anerkannt. Sein oder mein Privatleben geht dich einen feuchten Dreck an. Da du aber der Überzeugung bist, hier auf niemandes Befehle zu hören, werde ich entsprechende Konsequenzen daraus ziehen. Bulle, wärt Ihr so freundlich und bringt ihn in die Kerker. Eine Woche Einzelhaft sollte ausreichen, um sein hitziges Gemüt zu beruhigen.“ „Das könnt Ihr nicht machen!“, entgeistert starrt mich Nic an. „Sagen wir, zwei Wochen. Dann erkennt er sicherlich auch die Autorität meiner Berater an“, füge ich hinzu. „Ganz wie Ihr wünscht, Boss“, der Bulle schnappt sich Nicholas und wirft ihn wie einen nassen Sack über seine Schulter.
 

„Bitte verzeiht, Lady Theirin, dazu hätte es nicht kommen dürfen“, tritt Julien vor. „Spring nicht für ihn in die Bresche. Ich werde mir überlegen, wie ich mit diesem Idioten weiter umgehen werde“, entgegne ich ruhig. Der Schwarzhaarige nickt: „Lady Theirin, Ihr solltet wissen, das Nicholas Euch damals sehr geliebt hat und es heute immer noch tut. Daher erkennt er die Autorität des Kommandanten nicht an.“ „Wegtreten“, erwidere ich lediglich. Julien verneigt sich kurz, dann folgt er meiner Anweisung. „Dass dieser Mann mal dein Ritter war ist schwer vorstellbar“, murmelt Anders in Richtung Kerker blickend. „Damals war er noch nicht so wie heute, oder aber ich habe es einfach nicht gesehen“, ich seufze leise, „sollte es zu erneuten Problemen kommen, informiert mich darüber.“ Anders und Fenris nicken ehe auch sie sich zurückziehen.
 

Schweigend bleiben Cassandra und ich zurück. „Ist alles in Ordnung?“, fragt sie mich. „Natürlich“, entgegne ich wenig überzeugend. „Leyla, vielleicht solltet Ihr Euch den Rest des Tages frei nehmen. Ich habe mitbekommen, dass Ihr die ganze Zeit von einer Streiterei zur nächsten pendelt und diese schlichtet. Zwischendrin unterstützt Ihr das Training der Rekruten und erledigt noch die Angelegenheiten, welche Josephine und Leliana Euch geben. Bei allem Respekt, aber... Ihr seht erschöpft aus. Gönnt Euch für den restlichen Tag Ruhe. Ich gebe Josephine und Leliana Bescheid und werde Kommandant Cullen bitten, nach Euch zu sehen und die Arbeit für heute ebenfalls sein zu lassen“, eröffnet mir die Sucherin. „Da habt Ihr vermutlich recht. Ich danke Euch, Cassandra“, ich lächle ihr leicht zu. „Nicht doch. Ich freue mich, wenn ich helfen kann“, wehrt diese ab, ehe sie sich auf den Weg macht. Kopfschüttelnd blicke ich ihr kurz nach, bevor ich mich in die Richtung meiner Gemächer begebe. Manchmal habe ich das Gefühl, Cassandra versucht auf Biegen und Brechen ihre Wort mir gegenüber in der Waffenkammer wieder gut zu machen. Dabei braucht sie das doch gar nicht. Oder aber sie versucht meine Freundin zu werden. Auch wenn ich das genau so wenig verstehe.
 

Ich warte nicht lange, bis ich die Schritte schwerer Panzerschuhe vernehme, welche die Treppe in meinem Gemach hochsteigen. Ein Lächeln stehlt sich auf meine Lippen, während ich mit angezogenen Beinen auf den Fellen vor dem Kamin sitze. In meinem Rücken verklingen die Schritte. Langsam drehe ich mich um und blicke nach oben. Cullen steht vor mir und bedenkt mich mit einem zärtlichem wie auch liebevollem Blick. „Ist etwas passiert?“, frage ich ihn ruhig. „Nun, eine gewisse Sucherin hat mir sämtliche Berichte entrissen, die ich bearbeiten wollte und mich im Anschluss aus meinem eigenem Arbeitszimmer geworfen. Vor morgen Mittag darf ich es nicht mehr betreten. Ist das zu glauben?“, erwidert er belustigt. Dabei reicht er mir seine Hand, um mir aufzuhelfen. Lächelnd lege ich meine Hand in seine: „Vor morgen Mittag dürft Ihr Eure Stube nicht betreten? Das könnte zu Problemen führen.“ „Wo Ihr zweifelsohne recht habt, Mylady. Ich habe nämliche keine Ahnung, wo ich heute die Nacht verbringen soll“, führt er unser kleines Spielchen fort. „Nun, Kommandant, da habe ich möglicherweise eine Lösung für Euch“, unsere Blicke verhaken sich ineinander. „Die da wäre?“, halb interessiert, halb neugierig kommt er mir langsam näher. „Ihr könntet heute Nacht einfach hierbleiben“, hauche ich gegen seine Lippen. Diese verziehen sich zu einem Schmunzeln: „Mit dem größten Vergnügen, meine Liebste.“ Dann verschmelzen unsere Lippen zu einem Kuss.
 

Am nächsten Morgen erwache ich dicht an meinen Liebsten gekuschelt und genieße die Ruhe. Hach, was ist das doch schön. Doch sonderlich lange soll sie nicht mehr währen. Laut donnernd knallt meine Türe gegen die massive Steinwand. Vor Schreck sitze ich kerzengerade im Bett. Cullen neben mir setzt sich schlaftrunken ebenfalls auf. Schnelle Schritte erklimmen die Treppen und dann erscheint eine panische Josephine in unserem Blickfeld. „Kann man Euch helfen?“, frage ich sie, die Decke hochziehend. „Mylady, es ist eine Katastrophe! Dieser Mann ist einfach unmöglich! Er belästigt die weiblichen Mitglieder der Wachen unten in den Kerkern“, eröffnet mir diese. Ein Seufzen verlässt meine Lippen: „Ich kümmere mich darum.“ Die Botschafterin nickt dankbar, ehe sie sich zurückzieht. „Wer belästigt wen?“, will Cullen wissen. „Nicholas die weiblichen Rekruten unten in den Kerkern. Ich habe ihn zu nach seinem untragbaren Verhalten zu zwei Wochen Einzelhaft verdonnert“, erwidere ich. „Untragbares Verhalten? Ich dachte, er wollte seinen Posten als dein Ritter zurück?“, merkt er an. „Das kann er vergessen! Er sucht dauernd Streit mit Anders, Zevran und Fenris oder dem inneren Kreis. Zahlreiche Beschwerden bezüglich seines Verhaltens sind schon bei mir angekommen. Zumal er noch nicht mal die Autorität von dir oder Josephine oder Leliana anerkennt. Einen illoyalen Mann brauche ich nicht in meiner Garde“, ich lehne mich an ihn. „Er ist mir unterstellt. Soll ich mich um ihn kümmern?“, sanft streicht er mir durch mein ungebändigtes Haar. Diese Vorstellung ist zwar verlockend, aber das kann ich ihm nicht zumuten. „Schon okay, ich weise ihn zurecht. Sonst denkt er noch, dass ich es nicht länger für nötig halte, ihn für sein Vergehen persönlich zu bestrafen, zumal er außer mir keine Autorität hier anerkennt. Trotzdem vielen Dank für dein Angebot. Ich weiß es sehr zu schätzen“, schlage ich seinen lieb gemeinten Vorschlag aus. Auch er weiß, dass ich in den letzten Tagen nur noch von einem Streit zum nächsten gerannt bin.
 

Keine Stunde später gehe ich die massive Steintreppe zu den Kerkern herunter. Im Vorraum unseres kleinen Gefängnisses befinden sich die weiblichen Wachmitglieder. „Euer Gnaden, könnt Ihr bitte etwas gegen diesen Lüstling unternehmen?“, bittet mich eine. Ich nicke ihr zur Bestätigung zu, ehe ich an ihnen vorbei die Kerker betrete. In einer der hintersten Zellen finde ich schließlich meinen ehemaligen Ritter. Überrascht sieht mich der Blondschopf an: „Mylady Leyla?!“ „Es gab Beschwerden über Euer Verhalten, Rekrut“, beginne ich kühl. Über meinen, für ihn recht ungewöhnlichen, Umgangston verwirrt mustert mich Nicholas: „Was?“ „Es heißt, Ihr belästigt die hier anwesenden Wachen“, fahre ich fort. „Das... das ist nicht wahr! Seit wann sind Komplimente denn Belästigungen? Ich habe doch nur gefragt, warum so schöne, junge Frauen zu einem Dienst hier unten degradiert wurden!“, rechtfertigt er sich. „Das stimmt so nicht ganz, Euer Gnaden“, der Hauptmann der Wache tritt auf mich zu. „Was!? Natürlich stimmt das so!“, kommt es unbeherrscht von Nicholas. Ich werfe ihm einen mahnenden Blick zu, bevor ich mich dem Hauptmann zu wende: „Fahrt bitte fort.“ „Sehr wohl, Inquisitor. Dieser Mann hat die Damen mehrmals durch die Gitterstäbe hindurch angefasst. Ferner reagierte er nicht auf unsere Verwarnungen. Eine der jüngeren Mitglieder hielt er am Handgelenk fest und bedrängte sie. Von wegen, er wäre ganz nett zu ihr, wenn sie ihn herausließe“, führt der Hauptmann seine Worte aus. „Rekrut Nicholas, sind die Anschuldigungen wahr?“, frage ich harsch meinen ehemaligen Ritter. „Ich... natürlich nicht! Ich würde mich niemals an Frauen vergehen!“, schimpft er. „Inquisitor, die anderen Wachen können Euch meine Worte bezeugen“, erklärt der Hauptmann sich. „Keine Sorge, Hauptmann. Ich glaube Euch. Ihr wurdet von Kommandant Cullen persönlich für diesen Posten vorgeschlagen. Ich bezweifle stark, dass Ihr mich anlügen würdet. Ihr könnt wegtreten“, ich nicke dem Hauptmann noch kurz zu, bevor ich mich wieder Nicholas zu wende. „Was Euch betrifft, Rekrut: Ihr habt den Bogen nun endgültig überspannt. Eure Haftstrafe verlängert sich um eine Woche. Im Anschluss an dieser werdet Ihr die neuen Latrinengräben für die Kaserne ausheben. Ferner werden Euch bis auf weiteres sämtliche Privilegien entzogen. Eure Sachen werden in die Kaserne gebracht, wo Ihr nach Eurer Haftstrafe wohnen werdet. Ich erwarte, dass dies der letzte Fehltritt war, den Ihr Euch geleistet habt, Rekrut Nicholas! Jeder weitere wird weitreichende Konsequenzen für Euch haben“, eröffne ich ihm seine Strafe. „Aber... Leyla, das könnt Ihr nicht machen! Ich...“, entgeistert starrt er mich aus seinen blauen Augen an. „Für Euch bin ich der Inquisitor, Rekrut!“, fahre ich ihm über den Mund. „Ich bin eigentlich dein Ritter. Ich sollte dein Ritter sein!“, wütend umfasst er die Gitterstäbe. „Vergesst nicht, wer vor Euch steht! Ihr seit lediglich ein Mitglied unserer Truppen, ein einfacher Fußsoldat! Ihr solltet den Euch überstehenden Mitgliedern entsprechend Respekt entgegenbringen. Verhaltet Ihr Euch noch einmal einem Mitglied oder einem Gast der Inquisition gegenüber respektlos, dürft Ihr den Dienstmädchen beim Putzen zur Handgehen!“, warne ich ihn, ehe ich mich umwende und gehe. Dabei hatte dieser Tag so schön angefangen!



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