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Die Rose von Ferelden

Die Geschichte der Heldin von Thedas
von

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Totgeglaubte leben länger

...Zwei Tage später erfuhr ich, dass meine Ritter – die sowohl Freunde als auch Weggefährten waren – bei dem Versuch, mich zu beschützen, getötet wurden. Der Ort, wo sie hätten sein müssen, war ein verwüstetes und verbranntes Schlachtfeld ohne Leben. An diesem Tag schwor ich mir, stärker zu werden. So stark, dass ich alle beschützen kann, die mir etwas bedeuten. Diese Vorfall ereignete sich drei Monate, bevor Alistair zu den Grauen Wächtern kam“, beende ich meine Erzählung. Cullen sieht mich fassungslos und überrascht zugleich an: „Aber woher kommt dann dieser Brief?“ „Ich weiß es nicht. Wenn er echt ist, würde das bedeuten, dass sie damals irgendwie überleben konnten, wenn er aber falsch ist, dann versucht man mich in eine Falle zu locken“, nachdenklich betrachte ich den Brief. „Könnte der König dahinter stecken?“, mutmaßt er. „Eine von ihm geschmiedete Intrige. Vorstellbar, aber nein, er kann nicht dahinter stecken. Auf Weisshaupt war meine erste Garde nach diesem Vorfall ein absolutes Tabuthema, über welches niemand gesprochen hat. Außer mir wussten auch nur Stroud und Duncan die Wahrheit darüber. Daher kann es ihm niemand erzählt haben“, entkräfte ich seine Vermutung. „Was hast du jetzt vor?“, sanft streicht er mir eine Strähne meines braunen Haares hinters Ohr. „Ich werde hingehen. Ich muss wissen, was wirklich dahinter steckt. Sollte es eine Falle sein, werde ich denjenigen, der es gewagt hat ihre Namen derart für seine Zwecke zu missbrauchen, töten. Aber, falls dieser Brief echt ist, würde ich es mir nie verzeihen, nicht hingegangen zu sein“, seine Miene verfinstert sich bei meinen Worten. Besorgnis erscheint in seinen goldenen Seen: „Dann begleite ich dich.“ „Und was wird in der Zeit aus unseren Truppen?“, frage ich ihn. „Cassandra ist auch noch da. Sie kann mich vertreten“, erklärt Cullen. „In Ordnung, aber meine Ritter kommen auch mit. Ich möchte kein unnötiges Risiko eingehen“, stimme ich zu. „Hm, damit komme ich klar“, murmelt er, ehe er mich in einen Kuss zieht.
 

Schon am nächsten Morgen ist alles für die kurze Reise vorbereitet. Kurz nach Sonnenaufgang brechen wir schon auf zu der Schwarzkluften-Höhle. Diese liegt einen Tagesritt von der Himmelsfeste entfernt.
 

„Mylady, seit Ihr Euch wirklich sicher, dass wir nicht geradewegs in eine Falle hineinlaufen“, fragt Anders auf halber Strecke. „Nein, Anders. Ich bin mir nicht sicher. Aber ich weiß mit Gewissheit, dass ich es auf ewig bereuen würde, es nicht getan zu haben“, entgegne ich. Damit ist für mich die Konversation beendet. Die skeptischen Blicke von Zevran und Fenris ignoriere ich dabei. Natürlich verstehe ich ihr Misstrauen in diese ganze Sache. Aber für mich geht es nun einmal nicht anders. Und das wissen sie auch.
 

So erreichen wir am frühen Abend die Schwarzkluften-Höhle. An ihrem Eingang ist niemand zusehen, dennoch deuten ein paar Spuren in der näheren Umgebung daraufhin, dass hier irgendjemand zu mindestens bis vor kurzem war. Vor der Höhle entdecken wir eine Feuerstelle. Zevran kniet sich neben sie, um sie näher zu untersuchen: „Sie ist noch warm. Dieses Feuer wurde vor nicht allzu langer Zeit erst gelöscht.“ „Das heißt, wer auch immer, ist vielleicht noch hier“, folgert Fenris. „Wenn man sich hier mit uns treffen will, sollte man das auch“, Anders sieht sich um. „Vielleicht haben sie sich zurückgezogen, als sie uns kommen hörten. Im Brief wurde nur nach dem Inquisitor verlangt. Von eventueller Begleitung war keine Rede“, vermutet Cullen. „Das ist doch Schwachsinn. Warum sollte jemand wie der Inquisitor ohne Begleitung reisen? Das Risiko ist zu hoch! Mir sieht das eher nach einer Falle aus“, hält Zevran dagegen. „Zevran, du sicherst die Umgebung ab. Sollte das hier eine Falle sein, werden sie sich um uns herum versteckt haben. Fenris, Anders, ihr bleibt unmittelbar hier vor der Höhle. Folgt uns nur ins Innere, wenn ihr berechtigte Gründe zur Annahme einer Gefahr habt. Cullen, begleitet mich bitte in die Höhle“, weise ich meine Begleiter an. Sie nicken und begeben sich kommentarlos auf ihre Posten. Anders entzündet noch eine Fackel, welche er Cullen reicht, damit wir nicht durch die Finsternis laufen müssen.
 

Schon kurz nach dem Eingang mich der Gang eine Biegung. So können wir bereits jetzt nicht mehr den Ausgang sehen. „Ich hoffe inständig, dass das hier keine Falle ist. Hier kann man uns zu leicht angreifen“, merkt Cullen an. „Das stimmt, aber für eine Falle ist dieser Ort nicht ausreichend gesichert. Wo sind die versteckten Mechanismen? Ich kann nirgends welche entdecken“, erwidere ich. „Ein Hinterhalt wird für gewöhnlich auch nicht angekündigt“, kommt es zurück. Nun, da muss ich ihm leider recht geben.
 

Nach einer Weile höre ich plötzlich sich uns schnell nähernde Geräusche. Das klingt ein wenig wie Pfoten, die über den Steinboden laufen. „Warte, da kommt etwas“, warne ich Cullen vor. Er nickt und zieht für alle Fälle sein Schwert. Zusätzlich stellt er sich leicht vor mich. Nein, ich kann mich ja nicht selbst beschützen. Aber süß ist das schon irgendwie von ihm. Vor uns befindet sich eine Biegung. Um diese kommt unerwartet ein Hund geflitzt, zielsicher auf mich zu. Als er an mir hochspringt, bin ich so perplex, dass er mich zu Boden reißt. Mit dem Hund, genauer gesagt einem Mabari, auf mir liege ich am Boden und frage mich, was gerade passiert ist. Der Mabari hechelt mir glücklich ins Gesicht, wedelt begeistert mit seinem Schwanz und reibt immer wieder seine Schnauze an meiner Wange. Cullen starrt nicht minder überrascht als ich ebenfalls auf den Hund. „Ich glaube, er will dich begrüßen“, meint mein Geliebter nach einem Moment der Stille, in welcher nur das freudige Hecheln des Tieres zu vernehmen war. „Das glaube ich auch“, stimme ich ihm verblüfft zu. Gerade will ich den Mabari davon überzeugen, von mir herunterzugehen, als ein Pfiff ertönt. Alarmiert dreht sich mein Liebster mit erhobener Waffe um. Aus den Schatten vor uns löst sich eine, mit einem Umhang verhüllte Gestalt. Diese tritt mit erhobenen Händen in den Lichtkreis der Fackel, signalisiert uns so, dass von ihr keine Gefahr für uns ausgeht. Der Hund auf mir springt auf und trappt brav an die Seite des Fremden. Dieser zieht nun seine Kapuze vom Kopf und entblößt so sein Gesicht. Vertraute, blasse Augen mustern mich ruhig. Der Mann vor uns trägt seine Haare kahlgeschoren, sodass die Tätowierungen auf seinem Kopf sichtbar sind. Der Mann vor uns ist mir durchaus bekannt. Zu Cullens Verwunderung geht der Fremde nun auf die Knie und senkt sein Haupt: „Bitte verzeiht, Eure Hoheit. Hafter konnte Euren Geruch in der Luft ausmachen und war leider nicht mehr zu halten. Ich bitte Euch dafür vielmals um Verzeihung.“ „Kell?“, leise, ungläubig kommt mir sein Name über die Lippen. „Es ist lange her, Mylady“, er hebt seinen Blick und wagt es, mir in die Augen zusehen. Beiläufig bemerke ich Cullens Hand, welche er mir hinhält, um mir beim aufstehen behilflich zu sein. Ich lasse mich von ihm aufhelfen, ehe ich zielstrebig auf meinen ehemaligen, ersten Ritter zugehe. „Wo sind die anderen beiden?“, verlange ich zu erfahren. „Weiter hinten mündet der Gang in eine Art Raum. Sie sind dort geblieben“, erklärt mir dieser. „Bring uns hin“, fordere ich ihn auf. „Natürlich, Mylady“, entgegnet Kell, bevor er sich erhebt und vor uns hergeht.
 

Keine zehn Minuten später erreichen wir besagten Ort. An den Wänden befinden sich einige Halterungen mit Fackeln, welche den Raum in ein sanftes Licht tauchen. Die Köpfe der beiden, am Boden sitzenden Männer drehen sich in unsere Richtung. Als sie mich sehen, erheben sie sich eilig und kommen uns entgegen. Aufmerksam betrachte ich nun meine vollständige, erste Garde. Kell wirkt so weit ich es beurteilen kann unverletzt, aber ich kann nicht sagen, ob sich unter seiner Kleidung keine Narben von jenem Angriff befinden. Nicholas hingegen sieht man sofort an, dass er aus diesem Kampf damals schwere Wunden davon getragen hat. Sein halbes Gesicht ziert eine Brandnarbe, welche sich von dort weiter über den Hals zieht, bis sie unter seiner Rüstung verschwindet. Auch wenn ich es nicht erkennen kann, bin ich mir sehr sicher, dass er am ganzen Körper solche Narben tragen wird. Julien begegnet meinem Blick ernst und ruhig aus seinem rechten Auge. Sein linkes dagegen ist trüb und milchig. Mir wird sofort klar, dass er dort blind ist.
 

„Ich kann nicht glauben, dass ihr alle drei noch am leben seit“, spreche ich aus, was mir durch den Kopf geht. „Nun, ihr hattet Euch deutlich ausgedrückt: Unseren Tod hättet Ihr uns nie verziehen. Daher blieb uns doch nicht viel anderes übrig, als den Kampf zu überleben“, antwortet mir Kell. „Wo seit ihr alle die Jahre gewesen? Dieser Kampf liegt acht Jahre zurück!“, unbewusst balle ich meine Hände zu Fäusten, „ich habe acht Jahre lang gedacht, ihr wärt tot! Und jetzt, acht Jahre später meldet ihr euch wieder bei mir! Warum erst jetzt? Wisst ihr überhaupt, was in dieser Zeit alles passiert ist? Ich hätte euch an meiner Seite gebraucht! Was habt ihr euch dabei gedacht?! Ich dachte, wir wären ein Team. Ich dachte, euch wurde unsere Freundschaft etwas bedeuten. Wie konntet ihr so etwas tuen? Wie konntet ihr mir so etwas antuen?! Ich bin acht Jahre lang davon ausgegangen, dass ICH DIE SCHULD AN EUREM TOD TRAGE!!!“ Stumme Tränen laufen mir über die Wangen. Ich weiß nicht, ob ich sauer und glücklich sein soll. Wütend oder erleichtert. Enttäuscht oder dankbar. Stille senkt sich über die Höhle. Ich spüre Cullens besorgte Blicke auf mir ruhen. Dennoch schenke ich ihm in diesem Moment keine Beachtung.
 

Ein leichtes Stupsen an meinem Bein weckt meine Aufmerksamkeit. Hafter steht mit eingezogenem Schwanz leise winselnd neben mir. Immer, wenn er gemerkt hat, dass es mir schlecht ging, hat er so auf sich aufmerksam gemacht. Große, dunkle Augen blicken mich treu an. Schritte erklingen. Als ich meinen Blick hebe, entdecke Julien, welcher vor mir stehen bleibt: „Leyla, es lag nie in unserer Absicht, Euch in irgendeiner Art und Weise Leid zuzufügen. Sollten wir dies getan haben, tut es uns Leid. Wir brauchten damals Zeit, um uns von unseren Verletzungen zu erholen. Ferner dachten wir, dass wir nicht in der Lage wären, Euch richtig zu beschützen. Wir wollten stärker werden, damit es nie wieder zu solch einem Vorfall kommen konnte. Verzeiht, dieses Denken war töricht. Wir bedachten nicht, was das alles für Euch bedeuten würde.“ Ich weiß, dass Julien kein großer Redner ist. Still und in sich gekehrt spricht er meist wenig und wenn, dann nur wenn er es für nötig hält. „Das sieht euch allerdings nicht ähnlich. Wir hatten es mit einer feindlichen Übermacht an Abtrünnigen zu tun. Solche Vorkommnisse waren nicht der Regelfall. Ich kann eure Beweggründe zwar ansatzweise nachvollziehen, allerdings heißt das nicht, dass ich deswegen diesen gesamten Vorfall einfach vergessen werde. Darüber hinaus solltet ihr wissen, dass ich mich in der Zwischenzeit nach einer neuen Garde umgesehen habe. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr das nicht herausgefunden habt“, kurz wische ich mir über die Augen. Ich werde jetzt nicht einfach nachgeben. Sie können nicht erwarten, acht Jahre später noch ihre alten Posten an meiner Seite wieder einnehmen zu können. „Davon haben wir gehört“, bestätigt Nicholas. „Bitte, lasst uns wieder an Eurer Seite kämpfen, Mylady“, ernst sieht Kell zu mir. „Das werde ich mir noch genau überlegen. Wenn ihr euch nützlich machen wollt, könnt ihr das gerne im Dienste der Inquisition machen. Ansonsten steht es euch frei zu gehen, wohin ihr wollt“, erwidere ich ruhig. „Da irrt Ihr, Mylady. Wir können nicht einfach gehen, wohin wir wollen. Wir schworen Euch unsere Treue und Loyalität bis zu jenem Tag, an welchem Ihr uns aus unserem Eid entlasst oder uns der Tod holen kommt, je nachdem welcher Tag vorher kommt“, widerspricht mir Kell. „Ach ja? Euer Eid bindet euch an mich? Das habt ihr in den letzten acht Jahren hervorragend unter Beweis gestellt! Wenn ihr eure alten Posten als meine Ritter zurück haben wollt, werdet ihr euch diese erarbeiten müssen. Sollte eure Treue und Loyalität mir gegenüber ungebrochen sein, wird das für euch doch ein leichtes sein. Doch eines sollte von vornherein klar sein, Kell: Ich habe einen ausgezeichneten ersten Ritter und werde ihm seine Stellung gewiss nicht deinetwegen wieder aberkennen“, entgegne ich kühl. „Ganz wie Ihr wünscht, Mylady. Wir werden Euch nicht erneut enttäuschen“, antwortet der Jäger. „Das bleibt abzuwarten“, antworte ich distanziert. „Dann lasst uns gehen. Am Höhleneingang warten die anderen auf uns.“



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