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Die Rose von Ferelden

Die Geschichte der Heldin von Thedas
von

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Ein Mörder im Dienste der Prinzessin

Trotz allem, was vorgefallen ist, läuft unsere Sache besser, als anfangs erwartet. Das Treffen mit den Klerikerinnen in Val Royeaux endete zwar mit einer einzigen Katastrophe, aber nun können wir uns aussuchen, ob wir uns lieber mit den rebellierenden Magiern, welche Redcliff besetzen oder aber mit den ebenfalls rebellierenden Templern auseinander setzen. Bleibt nur die alles entscheidende Frage, welche der beiden Parteien das kleinere Übel darstellt bzw. uns bei dem Schließen der Bresche effektiver unterstützen können würde. Diesbezüglich sind die Meinungen unter den Beratern geteilt, Cassandra und Cullen sind für die Templer, wohingegen Leliana und Josephine sich für die Magier ausgesprochen haben. Unnötig zu erwähnen, dass ich jetzt die Entscheidung zu treffen habe, für wen wir uns entscheiden. Genervt schüttle ich den Kopf. Nicht nur die Unruhen, die ich so oder so bei den Beratern hervorrufen werde, besorgen mich sondern auch Fenris und Anders. Wie die dazu stehen weiß ich nur zu gut. Fenris würde mich mit Begeisterung für die Templer unterstützen, Anders bei den Magiern.
 

Varric ist es gelungen uns, also Solas, die Berater, meine Gefährten und mich alle zusammen an einen Tisch zu bekommen und einen gemeinsam zu trinken. Wie es ihm gelungen ist, alle zu überreden ist mir zwar schleierhaft, aber ich hinterfrage seine Methoden nicht. „Wie kommt es eigentlich, dass Zevran dir folgt, Röschen?“, fragt mich der Zwerg unvorbereitet. „Röschen?!“, Josephine prustet in ihren Krug. „Ich gebe jedem Mädchen, mit dem ich reise, einen passenden Spitznamen“, erklärt er sich mit einem Schulterzucken. Auch der Rest, von Leli einmal abgesehen, schaut gespannt zu mir rüber. Zevran lehnt sich galant zurück und überlässt es mir, die Geschichte unserer ersten Begegnung zu erzählen. Mit einem tiefen Luft holen beginne ich: „Das ganze liegt jetzt gut fünf Jahre zurück. Damals reisten mein Bruder und ich gemeinsam mit der Frau, die später als Heldin von Ferelden berühmt wurde, und ihren anderen Gefährten quer durchs Land, in dem Versuch, eine Armee aufzubauen, mit der ein Feldzug gegen die Dunkle Brut möglich wäre. Auf einer verlassenen Landesstraße in Richtung des Brecilian Walds kam es dann zu jener schicksalshaften Begegnung...
 

Flashback

5 Jahre zuvor auf einer alten Landesstraße
 

„HILFE“, der Schrei einer Frau lässt uns zusammenfahren. Mein Blick gleitet unsicher von Tahri über meinen Bruder zu Morrigan. „Wir sollten uns die Sache mal ansehen“, bestimmt die Dalish. Ohne Widerworte folgen wir ihr.
 

Hinter der nächsten Biegung erwartet uns eine verängstigte Frau. Verzweifelt sieht sie uns an: „Bitte, ihr... ihr müsst uns helfen. Sie haben die Wagen angegriffen.“ Scheinbar handelt es sich bei ihr um eine Händlerin. Alistair, hilfsbereit wie immer, nickt sofort zustimmend. Die Fremde führt uns ein ganzes Stück die Strasse hinunter, bis die umgekippten Wagen in Sichtweite kommen.
 

Eine Unruhe erfasst mich. Hier stimmt was nicht. Ein Seitenblick zu meinem Bruder verrät mir, dass er gutgläubig der festen Überzeugung ist einer Händlerin zu helfen. Als ich jedoch zu Morrigan schaue, bemerke ich, dass sie eben wie ich der Sache nicht ganz traut. „Tahri, wir sollten uns zurückziehen. Das könnte eine Falle sein“, warne ich die Elfe. „Leyla, eine hilflose Fereldenerin hat uns um Hilfe gebeten. Wir können das doch nicht ignorieren!“, genau so gutgläubig wie mein Bruder folgt sie weiter der Fremden. In Gedanken verfluche ich die Beiden dafür. Sie können mir auch nie vertrauen, wenn ich sie warne.
 

Mein Gefühl täuscht mich nicht. Als wir die Lichtung mit den Wagen erreichen, geht die Fremde zielstrebig auf einen Elfen zu, der mitten zwischen den verstreuten Waren steht und uns ruhig entgegenblickt. „Die Krähen entbieten euch ihre Grüße“, erhebt er die Stimme. Im nächsten Moment kippt ein Baumstamm um. Tahri reagiert schnell: Rasch wirft sie sich zur Seite und zieht ihr breites Langschwert. Der Rückweg ist uns abgeschnitten. Jetzt bleibt uns nichts anderes übrig, als zu kämpfen. Alistair stellt sich an die Seite der Elfe, Morrigan hält ihnen mithilfe ihrer Magie den Rücken frei, wohingegen ich mich um die ganzen Fallen kümmere, welche am Boden versteckt sind. Nachdem ich diese entschärft habe, werfe ich mich ebenfalls mit gezückten Zwillingsdolchen in den Kampf. Im Gegensatz zu den beiden Kriegern, die sich darauf konzentrieren die feindlichen Angriffen abzuwehren und sie in Schach zu halten – schließlich sind sie uns zahlenmäßig mehr als nur überlegen – peitsche ich mit schnellen, tödlichen Schnitten zwischen unseren Gegnern hindurch. Zehn Minuten vergehen, dann ist der Spuk vorbei. Außer ihrem Anführer haben wir niemanden am Leben gelassen.
 

Gesammelt gehen wir zu eben jenem hinüber. Der Elf liegt bewusstlos mit dem Gesicht im Dreck auf der Erde. Er hat keine lebensbedrohlichen Verletzungen davon getragen, sondern wurde von Morrigan mit einem Zauber ausgeschaltet. Mit einem heftigen Fußtritt in die Seite weckt Tahri ihn auf. „Huh? Ich lebe ja noch. Dabei ging ich fest davon aus, als Leiche zu erwachen, sofern Leichen überhaupt erwachen können, versteht sich“, zu uns hochblickend setzt er sich auf. „Wer seit Ihr und wer schickt Euch?“, finster starrt die Dalish ihn an. „Zevran Arainai, Zev für meine Freunde. Ein Mann namens Logain hat einen Vertrag mit den Krähen von Antiva geschlossen“, stellt der blonde Elf sich vor. „Die Krähen von Antiva?“, Tahris Blick wandert zu mir rüber. „Das ist eine Gilde von Meuchelmördern aus Antiva. Sie schaffen jeden aus dem Weg wenn man will, vorausgesetzt natürlich, dass man sie auch entsprechend entlohnen kann. Die Gilde lässt sich ihre Arbeit teuer bezahlen“, kläre ich sie auf. „Und dieser Vertrag sieht vor uns zu töten?“, schlussfolgert sie, sich Zevran zuwendend. „Gewissermaßen. Ich sollte die Grauen Wächter und ihre Begleiter ausschalten und bin kläglich gescheitert“, stimmt er zu. „Warum arbeitet Ihr für Logain?“, will die Dalish weiter wissen. „Nun, er hat den Krähen ein beachtliche Summe für diesen Auftrag überlassen und ich war gerade vor Ort. So führte eines zum anderen. Scheinbar gefährdet ihr seine Position, sonst hätte er nicht eigens uns angeheuert“, erklärt er. „Und warum genau erzählt Ihr uns das alles? Solltet Ihr Eurem Auftraggeber nicht loyal gegenüber sein?“, misstrauisch schaltet sich nun auch mein Bruder hinzu. „Oh, ich bin in der Tat eine sehr loyale und treue Person, sofern man nicht sofort meinen Tod bei dem kleinstem Fehltritt erwartet. Ferner werde ich fürs Schweigen nicht bezahlt. Nun ich hätte einen Vorschlag für euch“, ruhig mustert uns der Assassine. „Der da wäre?“, mische ich mich jetzt ebenfalls ein. „Ich lebe gerne und ich könnte euch durchaus nützlich sein. Als Schurke kann ich mich überall einschleichen und meine Fähigkeiten als Assassine sind auch nicht zu verachten. Darüber hinaus könnte ich euch rechtzeitig warnen, sollten die Krähen einen erneuten Angriff auf euch planen. Wenn ich zurückkehre, werden sie mich eh umbringen. Aber ihr... nun... ihr hättet ihnen etwas entgegenzusetzen. Zumal ich nichts habe, was mich mit ihnen verbindet. Natürlich wäre ich auch bereit, mein Wissen mit euch zu teilen, sofern daran Interesse besteht“, schlägt Zevran vor.

„Wir sollten ihn töten und verschwinden, bevor noch mehr von ihnen kommen. Außerdem haben wir schon eine Schurkin“, Alistair wirft einen fragenden Blick zu Tahri hinüber und hebt sein Schwert als sie ihm leicht zu nickt. Meine Gedanken rasen: Ich weiß, dass er uns nicht angelogen hat. Sein Angebot war aufrichtig und ehrlich gemeint. Er scheint nicht freiwillig bei den Krähen zu sein, sonst wäre er nicht bereit, sie einfach so zu verraten. Ich habe ihn eben kämpfen gesehen. Er ist wirklich nicht schlecht und schlug genau wie ich den Weg der Assassinen ein. Er wäre eine Bereicherung in der Gruppe. Tief in seinen Augen kann ich ein gutes Herz sehen. Er ist es leid, für andere die Drecksarbeit zu machen und Unschuldige zu töten.
 

Die tödliche Klinge meines Bruder saust nach unten, direkt auf Zevran zu, als ich mich bewege und sie nur wenige Zentimeter über seinem Kopf mit einem Dolch abwehre. „Was soll das, Leyla?“, er starrt mich an. „Lasst ihn uns mitnehmen“, halte ich dagegen. „WAS? Bist du wahnsinnig geworden? Er wollte uns umbringen! Was sollte ihn davon abhalten, es nicht noch einmal zu versuchen?“, fragt er mich entgeistert. „Weil er keinen Grund dazu hat und nicht länger Unschuldige töten will, nur weil das einflussreichere Personen verlangen!“, erwidere ich. Tahri mustert mich aufmerksam: „Bist du dir sicher mit deiner Entscheidung, Leyla?“ Entschlossen halte ich ihrem Blick stand. „Also gut, wenn du ihm vertraust, dann soll er uns begleiten“, bestimmt sie. „Tahri, sag mir bitte, dass du das nicht ernst meinst“, fassungslos sieht Alistair zu der Dalish. „Ich meine es ernst. Deine Schwester kann andere bemerkenswert gut einschätzen. Ich vertraue auf ihr Urteilsvermögen“, damit reicht sie Zevran die Hand und hilft ihm auf. „Hiermit schwöre ich Euch meine...“, weiter kommt er allerdings nicht, da die Elfe ihm scharf über den Mund fährt: „Wenn Ihr hier jemandem Eure Treue schwören wollt, dann Leyla. Sie war es, die Euch vor dem Tod bewahrt hat. Und Leyla, pass auf, dass er uns keinen Ärger macht.“ Ich nicke ihr zu, als Zevran vor mir in die Knie geht: „Hiermit schwöre ich Euch meine uneingeschränkte Treue und Loyalität bis zu jenem Tag, an welchem Ihr mich meines Schwures entbindet oder ich sterben sollte, je nachdem welcher Tag früher eintritt.“ Perplex nehme ich mit einem Nicken seinen Schwur an. Damit habe ich nun nicht gerechnet.

Flashback Ende
 

… So kam es dazu, dass Zevran mit uns reiste. Nach dem Ende der Verderbnis erneuerte er auf eigenen Wunsch hin seinen Schwur in einer offiziellen Zeremonie und wurde somit zum ersten Ritter meiner Garde, kurz nachdem mein Bruder zum König von Ferelden gekrönt worden war.“
 

Einen Moment lang herrscht Schweigen. „Ein Meuchelmörder in den Diensten einer Prinzessin? Als ihr Ritter? Ist das nicht ein wenig sonderbar?“, fragt Solas nach. „Ach, die Kleine hat eine Vorliebe für Männer mit dunklen Vergangenheiten“, antwortet Varric an meiner Stelle. „Was soll das denn bitteschön heißen?“, kommt es leicht erzürnt von mir. „Nun ja, mit Blondie und Spitzohr hast du dir auch nicht gerade Unschuldslämmer in deine Garde geholt“, locker kommen die Worte dem Zwerg über die Lippen. So ist Varric eben. Ich hätte es mir ja denken können. „Das klingt nach weiteren interessanten Geschichten“, neugierig lehnt sich Josephine etwas vor. „Nicht heute“, wehre ich ab. „Es ist schon spät. Wir sollten uns zurückziehen und diese Unterhaltung ein anderes Mal weiterführen“, schlug Anders vor. Allgemeine Zustimmung erntet er für seinen Vorschlag und unsere gemütliche Runde löst sich auf.
 

Zügig begebe ich mich in meine Hütte zurück. Kurz vor der Tür werde ich jedoch eingeholt. „Hast du noch einen Moment Zeit?“, Anders bleibt neben mir stehen. „Natürlich“, unaufgefordert folgt er mir ins innere der Hütte. Ruhig mustere ich ihn, als ich mich auf meinem Bett niederlasse: „Was ist los, Anders?“ „Was genau hast du vor?“, langsam setzt er sich neben mich, den Blick ins Feuer im Kamin gerichtet. „Thedas vor dem Untergang bewahren“, erkläre ich. „Ich weiß, dass das dem entspricht woran du glaubst. Ich weiß, wie wichtig dir Frieden, Recht und Ordnung sind, aber willst du dafür dein altes Leben aufgeben? Dein Bruder war dir wichtig, wie kannst du ihn jetzt einfach aufgeben?“, will er wissen. „Ich habe mein altes Leben schon lange aufgegeben. Mein Bruder, der Mann den ich als meinen Bruder bezeichnet habe, diesen Mann gibt es nicht mehr. Er ist fort, schon seit wir aus Kirkwall vor einem Jahr zurückkamen. Schon damals war er nicht mehr so wie... früher“, aufmerksam beobachte ich seine Reaktion auf meine Worte. „Wie meinst du das?“, er wendet seinen Blick mir zu. „In den Tiefen der Kellergewölbe habe ich kurz vor dem Konklave etwas gefunden: Eine Kiste gefüllt mit rotem Lyrium. Auf dieser lag ein Brief in der Handschrift von Alistair, wo er um eine weitere Lieferung bittet, da ihm die Vorräte ausgehen. Eine Prüfung der Bücher, in welchen die Ausgaben des Palastes geführt werden, ergab, dass seit zwei Jahren immer wieder hohe Beträge verschwinden, ohne dass jemals eine plausible Erklärung dazu hatte. Jeder dieser Beträge wurde auf seine Anweisung hin ausgezahlt, aber keiner weiß, wo sie hinein investiert wurden. Es gab Warenlieferungen, die der König persönlich entgegengenommen hat und die niemand auf Fallen untersuchen durfte. Sein verändertes Verhalten lässt sich nur so erklären“, meine Stimme wirkt gefasst. „Wirst du etwas gegen ihn unternehmen?“, fragt der Magier. „Nein. Aber es wird wohl damit enden, dass er und ich uns im Kampf gegenüberstehen werden, wenn wir keine Möglichkeit der Heilung finden“, Trauer überkommt mich. Ich weiß, dass ich meinen Bruder schon längst an das rote Lyrium verloren habe, dennoch tut es weh. „Und wenn alles vorbei ist?“, leise dringt die Stimme von Anders an mein Ohr. „Ich weiß es nicht“, wispere ich. Wortlos zieht er mich in seine Arme. Ich bin froh darüber, ihn zu haben. Aus seiner anfänglichen Faszination für mich wurde schnell brüderliche Zuneigung. In ihm fand ich etwas, dass sich ein bisschen wie Familie anfühlt. Etwas, was ich bei Alistair nie fand. Für meinen Bruder gab es immer nur Duncans Aufmerksamkeit und später dann Tahri. Er bezeichnet mich zwar als seine Schwester, aber ich habe mich nie mit ihm verbunden gefühlt. Ich dachte, dass es normal sei, da wir nicht zusammen aufgewachsen waren. Doch dem war nicht so. Auch wenn Alistair und ich uns mal näher standen, das Band zwischen uns war immer sehr schwach. Nun ist es vollkommen zerstört.



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