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Schlachtfeld der Gefühle

von

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Endlich erschien Severus wieder aus dem Badezimmer. Ein kleines bisschen hatte sich Harry schon Sorgen gemacht, so blass und fluchtartig wie der Professor verschwunden war. Aber anscheinend war alles gut. Der frische Geruch nach Shampoo und Duschgel umhüllten seinen liebsten Lehrer, als dieser mit einem Grinsen aus dem Raum trat. Leider nicht nackt oder nur mit einem Handtuch verhüllt, aber dafür gab es sofort eine Krauleinheit. Oh man, er war wirklich ein Kuschelwolf. Peinlich!

Gut gelaunt und ausgeschlafen lief er um den Schwarzhaarigen herum als dieser nachfragte, ob sie nun frühstücken wollten. Das fragte der Kerl echt noch? Seit dem Sandwich gestern Abend hatte Harry nichts zu sich genommen und dass sein Magen nicht in den Kniekehlen hing, glich fast einem Wunder. Schließlich kostete ihn die Verwandlung immer noch viel zu viel Kraft.

 

“Ich würde sagen, dass heißt ja”, hörte er Severus hinter sich schmunzeln, während er selbst bellend in Richtung Küche hüpfte. Wie gut dass er sich hier schon auskannte.

 

“Ok, für mich einen Kaffee und was darf es für dich sein?” Mit hochgezogener Augenbraue blickte der Ältere auf ihn hinab. “Wasser?”

 

Kopfschütteln.

 

“Milch?”

 

Ein Wuffen, gepaart mit einem leichten Kopfschütteln.

 

“War das ein halbes Ja? Hmm … was hab ich denn noch hier?”

 

Gespannt beobachtete Harry wie Severus in den Küchenschränken herum suchte. Bisher hatte er ehrlich gesagt geglaubt, dass dieser Raum mehr Deko- als Nutzcharakter hatte. Sonst hatte Severus immer die Hauselfen gerufen.

 

“Hmm, ich bin hier nur für meine Bedürfnisse ausgelegt. Warum sollte ich auch mehr als nötig hier haben … lass mich überlegen. Ah, hier.” Selbstzufrieden grinsend zog der Professor eine Teepackung aus dem Schrank.

 

Doch Harry schüttelte sich nur und knurrte. Kamillentee. IGITT. Das grenzte ja an Körperverletzung.

 

“Ok Kleiner, dann habe ich nur noch Kaffee, aber das ist ja nun kaum das richtig…”

 

Na endlich waren sie beim erwünschtem Getränk angekommen. Eigentlich bekamen nur die Schüler der siebten Klasse zum Frühstück Kaffee, doch das war ein Punkt in dem er auf den ‘Elfenservice’ zurückgriff. Dobby und Winky sorgten heimlich dafür, versteckt unter einer Teeillusion, dass Harry an das braune Gold kam. Aufgeregt sprang er hin und her. Auf und ab.

 

“Kaffee? Mit Milch? Na wenn du meinst. Ich bezweifel zwar dass es das Richtige für dich ist, vor allem weil du eh schon überdreht wie ein Haufen Feen bist, aber gut …” Schulterzuckend schüttete Severus etwas Kaffee und umsomehr Milch in eine flache Schale. “Darf es auch Zucker sein?” Mit hochgezogener Augenbraue blickt der Mann zu ihm hinab und erntete freudiges Wedeln. “Bah … ekelhaft. Na los komm mit. Ich will noch etwas sssen bevor ich mich dem Frühstück in der Halle stellen muss.”

 

Verwirrt und vom Kaffeegeruch gelockt, tapste Harry hinter seinem Professor her. Warum aß der Mann, bevor er zum Frühstück geht? Dafür war doch ein Frühstück da und die Elfen gaben sich immer so eine Mühe. Irgendwie ja … gemein. Aber gut, vielleicht sollte er selbst sich da kein Urteil erlauben, denn oft genug verschmähte er auch all die leckeren Speisen.

Als sie ins Wohnzimmer zurück kamen, war zu Harrys Verwunderung schon ein kleines Frühstück aus Obst, Brot, Aufstrich und Wurst vorbereitet. Bei dem Geruch von Letzterem sammelte sich der Speichel in dem Maul des Wölfchen. Doch ehe er es schaffte sich eine Scheibe zu angeln, wurde er am Nackenfell gepackt und ein Stück vom Tisch entfernt wieder abgesetzt.

Frustriert grummelte er den Professor an. Hunger!

 

“Vergiss es, das ist meins. Hier ist dein Kaffee und hier …”, und schon schwebten zwei verführerisch duftende Schalen vor seine Pfoten. “Eine Schale klein geschnittenes Fleisch. Guten Appetit!”
 

 

Nach einem mehr als skurrilen Frühstück, watschelte Harry auf den weichen Teppich vor dem brennenden Kamin und ließ sich schnaufend darauf nieder. Nicht nur seine beiden Schalen hatte er geleert. Dazu hatte er es tatsächlich geschafft Severus eine Scheibe Brot und zwei Scheiben Wurst ‘abzubetteln’. So satt hier mit dem Mann zu entspannen, war einfach herrlich. Ob es an der Animagusgestalt oder an dem Professor lag, wusste Harry nicht, aber hier schmeckte es ihm einfach besser als in der Großen Halle.

 

“So, ich muss jetzt in die Halle. Was mach ich mit dir, du kleine Kröte? Nicht das du mir wieder in die Wohnung pinkelst. Glaub mir, so schnell vergesse ich dir das nicht, du Früchtchen!”

 

Als Zeichen des schlechten Gewissen, winselte der Harry Wolf und legte schlapp eine Pfote über die Schnauze. Oh man, da hatte er auch echt den Bock abgeschossen, aber naja Severus war selbst Schuld. Wenn er sich das oft genug einredete, dass der Wohnungsbesitzer eine große Mitschuld an der Misere trug, dann würde vielleicht irgendwann das schlechte Gewissen und die Scham verschwinden. Irgendwann … in hundert Jahren vielleicht.

Müde linste er zu dem Älteren herüber, welcher sich nun in die typische Severus Gewänder schmiss um die Wohnung zu verlassen.

 

“Willst du hier bleiben? Oder mit?” Erkundigte sich Severus während er noch mal im Bad verschwand und kurze Zeit später mit glänzenden, geordneten Haaren herauskam. Stimmt, jetzt wo Harry darüber nachdachte hatte der Mann gar nicht so fettige Haare wie es sonst wirkte. Warum machte sich dieser Kerl so unansehnlich und versteckte sich unter zu vielen Schichten Kleidung? In Harrys Augen war der Snape in keinster Weise hässlich und das alles wurde dem Slytherin wirklich nicht gerecht.

 

“Genug gestarrt? Also was ist nun? Ich habe zu tun”, schnarrte der Lehrer in üblicher Manier und lief mit ausladenden Schritten sowie wehenden Umhang in Richtung Ausgang.

 

Grummelnd drückte sich Harry auf seine vier Beine hoch, kämpfte einen Moment mit dem überfüllten Magen und trottete schließlich widerwillig mit dem Kopf schüttelnd hinter Severus aus der Wohnung heraus.

 

“Warum soll es dir auch besser gehen als mir? Sieh nur zu, dass dich niemand sieht”, mahnte der schwarzhaarige Erwachsene.

 

Verwirrt bellte Harry und versuchte mit den kurzen Beinen hinter Severus herzukommen. Man, konnte der Typ mal langsamer gehen und vor allem nicht in Rätseln sprechen? Sehr nervig am frühen Morgen.

Jetzt wo Harry drüber nachdachte, benahm Snape sich seit der Dusche sowieso … seltsam. Nun, wahrscheinlich war das einfach nur der vollkommen entspannte, private Severus. Ein Severus, wie ihn wohl nicht einmal Draco oder Lucius oft zu Gesicht bekamen. Das warme Gefühl, welches ihn durchflutete, spülte die Skepsis fort und eilig nahm er an Geschwindigkeit zu um aufzuholen. Mit einem Sprung überholte er Severus, nutze dabei ein wenig seiner Magie und stellte sich dem Anderen schließlich in den Weg, ehe dieser die Treppe zur Halle betreten konnte.

 

“Wa … oh man, genau sowas solltest du sein lassen. In der Größe eines Dackels, kannst du dich gut verstecken. In dieser … Schäferhundgröße geht das schon schlechter. Also, hör zu: Draco will dich und garantiert ist er da nicht der Einzige. Sie werden es nicht, wie ich, einsehen dass du ein wildes und freies Tier bist und dich ziehen lassen. Wenn die dich in die Finger kriegen, steckst du schneller verzaubert in einem Käfig, als du gucken kannst! Also, verschwinde direkt in den Wald und wenn du mal wieder vorbei kommst, dann Abends, verstanden?”

 

So streng Severus Worte auch waren, erkannte der junge Animagus doch die Sorge darin. Das warme, gute Gefühl schwoll noch weiter an. ‘Genießen, nicht denken’, mahnte er sich selbst.

Und Snape hatte Recht. Draco würde wirklich zu unanständigen Mitteln greifen, um ihn in die Finger zu bekommen. Oh man, was für ein Gedanke dass Draco Malfoy ihn, Harry Potter, besitzen wollte.  Kurz verließ ein heiteres, leises Bellen seine Lippen, ehe er dem Älteren in die Augen sah und ernst nickte. Er hatte verstanden: Keine Streifzüge in dieser Form durch die Schule und dafür die Erlaubnis jeder Zeit Nachts bei Snape einzufallen. Uh, das würde garantiert für neuen Stoff in seiner pubertären Fantasie sorgen, dessen war sich Harry jetzt schon sicher.

Langsam ging er auf den Menschen zu, der ihm, so seltsam es war, in dieser Schule am meisten am Herzen lag und drückte vorsichtig den Kopf gegen dessen herabhängende Hand.

Er mochte nicht verstehen was ihn zu Severus hinzog, was ihn gerade diesen Menschen mögen ließ. Was ihn entspannen ließ in dessen Nähe, aber das war gerade egal. In diesem Moment wollte er nicht von der Seite des Mannes weichen. Dafür waren die Nacht- und Morgenstunden zu schön gewesen. Als Mensch würde er niemals in diesen Genuss kommen.

 

Zögerlich streichelte ihm der Ältere über den Kopf.

“Ist ja gut … ich passe auf, dass dir nichts geschieht. Niemand wird dich gegen deinen Willen festhalten. Keiner wird dich für irgendwas abrichten.”

 

Oh, wenn der Schwarzhaarige wüsste, wie gut und verlockend diese Worte waren. Wie sehr sie seiner gestressten Seele taten. Das Traurige war, dass das Gegenteil die Realität war.

Schnell leckte er Severus über die Hand und zwang sich dazu in Richtung Treppe zu traben. Immer lauter werdende Stimmen drangen an sein Ohr und dies bedeutete nichts anderes, als dass die Schüler ausgeschlafen hatten und nun zum Frühstück latschten. Mit anderen Worten, die gemeinsame, heimliche, Zeit mit Snape war vorbei.

 

“Bis später”, rief dieser hinter ihm her, als Harry die Stufen empor sprang. Ein letzter Blick, ein Nicken, dann zwang Harry sich wieder in die Größe eines Dackels und sprintete ins Freie.
 

 

Schlitternd ob des noch taunassen Gras, kam Harry schließlich außer Atem auf der kleinen Wiese zum Stehen. Hier auf der alten Hippogreifen Weide sollte er erstmal in Sicherheit sein. Die Frage war nur, wie er unbemerkt an Neville und Co heran kommen konnte, damit diese ihn zurück verwandelten. Aber ehrlich gesagt, hatte dies wirklich noch Zeit.

Und das war wohl das wirkliche Hauptproblem: Er stand sich selbst im Weg. Hier, in dieser Form, hatte er Möglichkeiten wie sonst niemals. Snape, die Unterwerfung Moonys und die Entstehung des neuen Rudels, Tom, Draco. Freiheit, Ruhe und Spaß. Das war ihm eigentlich schon die ganze Zeit klar. Es war ein Gefühl als wäre er endlich einmal wirklich sein eigener Herr. Zwar mit irgendeiner komischen Bindung an Snape, aber doch konnte er letztendlich machen und tun was er wollte.

 

Jedoch hatte Harry Zweifel ob das normal für einen Animagus war. Da musste er wohl mal dringend mit Sirius sprechen. Der Mann war seit vielen Jahren ein Gestaltwandler und konnte ihm bestimmt weiterhelfen.

Zum Beispiel, warum hatte er in dieser tierischen Form Vorlieben und Macken, welche er als Mensch nicht besaß. Zum Beispiel die Lust auf Fleisch, welche er als Mensch nicht besaß. Noch nie war er der große Fleischesser gewesen, war es ihm doch durch das schweinische Essverhalten der Dursleys vermiest worden. Der Anblick von hastig schlingenden, mit vollem Mund redenden, Menschen welcher der Bratensaft das Kinn hinab lief, war einfach kein schöner Anblick. Dagegen besaß selbst Ron hervorragende Essmanieren.

Als Wolf jedoch, konnte er dem proteinreichen Fleisch wirklich etwas abgewinnen. Selbst das wenige Blut welches heute Morgen noch an dem Fleisch haftete, hatte ihn nicht abgeschreckt. War dies einfach nur eine Auswirkung der tierischen Instinkte?

Zu seinem großen Erstaunen hatte er heute Morgen noch etwas bemerkt.

Als Severus so lange im Bad gewesen war, war von Minute zu Minute die innere Unruhe ebenso gestiegen, wie die Sorge. Was wenn Severus da drinnen etwas passiert wäre? Ein absolut schwachsinniger Gedankengang, aber doch hatte er wieder den Wunsch verspürt Severus zu beschützen. Ein Wunsch, gegen den er in diesem Augenblick ebenfalls kämpfte. Oh man, das wurde alles seltsamer und unlogischer. Wenn ihm doch nur irgendwer helfen könnte. Frustriert seufzend ließ er sich wieder ein wenig wachsen und rollte sich schließlich in der mühsam gegen die Wolken kämpfenden Sonne zusammen.
 

 

“Ich bin du und du bist ich. Ich heiße Amarok.”

 

“Amarok”, wisperte Harry, hatte er doch Angst dass diese körperlose Stimme verschwand wenn er zu laut war. Es war klar dass er schlief, denn alles wirkte merkwürdig verzerrt, schrill bunt und doch farblos. Surreal.

“Wo bist du?” Suchend blickte der junge Wolf sich um, doch er sah nur eine Landschaft wie durch ein Milchglas. “Und wo bin ich?”

 

“Ich bin hier …”, ertönte es belustigt und plötzlich löste sich ein Nebel aus Harrys Herzgegend und nahm vor ihm Gestalt an.

Mit offenem Maul und großen Augen betrachtete der Jungwolf den um einiges größeren und deutlich älteren Wolf vor sich. Das hatte er jetzt wirklich nicht erwartet!

 

“Was …”, setzte er an, doch der graue Wolf vor ihm hob würdevoll eine Vorderpfote und Harry verstummte.

 

“Lausche, Welpe, wir haben nicht viel Zeit.

Ich bin dein Schutzgeist, passe auf dich auf und stärke dich. Ich bin dein Erbe.

Nehme mich und dich an, akzeptiere UNS und lerne. Lerne aus den Fehlern deiner Vorfahren und stelle dich nicht gegen das Schicksal - sonst wird es Folgen haben.

Du bist Krieger und Anführer, doch nicht alleine. Zusammen schafft ihr mehr.

Traue deinen Instinkten und arbeite nicht gegen sie. Instinkte leiten dich und führen dich zu ihm. Zusammen, nicht gegeneinander, Harry! Lerne aus den Fehlern anderer!” Streng blickte der Wolf ihn aus dunkelgrünen Augen an.

 

“Ja … aber … was .. hääää?”, stotterte Harry und verstand ehrlich gesagt NICHTS. Mussten denn alle dauernd in Rätsel sprechen?

“Was meinst du? Was bist du überhaupt? Wie soll ich ‘uns’ akzeptieren und wen meinst du mit ‘ihm’? Welche Fehler, welcher Anderer soll ich nicht machen?

Verdammt, das gibt doch alles überhaupt keinen Sinn! Kann nicht mal einer ehrlich und direkt sagen was er meint? Muss ich mir dauernd das Hirn zerbrechen was wie gemeint ist und mir dann den Arsch aufreißen? Immer in der Hoffnung, das Richtige zu tun und die Erwartung zu erfüllen. Aber hey, warum sollte mein Leben auch nur ein einziges Mal einfach sein?” Immer mehr redete sich der Jungwolf in Rage; ließ all den angestauten Frust heraus. Wahrscheinlich war es aller Frust der letzten Jahre und es wäre sicher noch ganz ähnlich weiter gegangen, so der Wolf vor ihm nicht laut gebellt hätte.

Mit finsteren Blick starrte Harry diesen Fremden an.

 

“Die Zeit bringt die Antworten. Unsere ist für den Moment vorbei. Bringe Antworten und ich liefere dir ebenso welche. Ich bin bei dir, du bist nicht alleine.”

 

Der stechende und zugleich so beruhigende Blick des grauen Wolfes bohrte sich in ihn und Harry wusste, er konnte Amarok glauben und vertrauen. Das mussten wohl die erwähnten Instinkte sein. Oder es lag daran, dass dieser Wolf sein Schutzgeist war und somit ein Teil von ihm. Er würde wirklich nicht mehr alleine sein und eigentlich, war er es nie gewesen. Hmm … eigentlich war das kein Fakt, der für Amaroks Fürsorge sprach bei all dem Mist.

“Trotzdem bin ich alleine”, murmelte Harry betrübt und wand sich ab. Traurig ließ er den Blick über die unscharfe Umgebung wandern.

 

“Du hast ein Rudel, berufe dich auf sie. Lasse dich von Herz und Instinkte zu deinem Gefährten führen.”

 

Gerade wollte Harry schon wieder aufbrausen, doch Amarok sprach einfach weiter und überging das starke Einatmen.

 

“Harry, leider bin ich nur ein Geist. Eine spirituelle, körperlose Existenz und so gern ich es will, ich kann dich nicht in die Pfoten schließen. Ich kann mit dir reden, ich kann dir zuhören, doch mehr nicht. Dies ist mein Schicksal …”

 

Das erste Mal vernahm der Jungwolf so etwas wie Verbitterung in Amaroks Stimme. Automatisch fragte sich der empathische Junge, wie es sein musste immer tatenlos zugucken zu müssen, ohne den Schützling in den Arm nehmen oder einfach nur eine Hand - Pfote - auf die Schulter legen zu können. Welche Zweifel, gut genug zu sein, mussten in dem Schutzpatron aufgekommen sein in all den Jahren?

Oh man, selbst das wütend sein auf einen spirituellen Geisterwolf war ihm versagt.

 

“Wir sehen uns wieder”, versprach das Tier, löste sich wieder in Nebel auf und ehe Harry wusste was geschah, glitt der Nebel in ihn hinein. Zum Glück war dies kein so kaltes, klammes Gefühl wie wenn ein Geist durch einen glitt. Nein, eigentlich fühlte es sich ziemlich gut an. Auch die Umgebung begann sich nun aufzulösen und Harry sank wieder in eine traumlosen Schlaf.
 

 

“ry … hey, wach auf. Du wirst doch krank.”

 

Eine freundliche Mädchenstimme holte Harry aus dem Schlaf. Müde blinzelnd entdeckte er Luna welche vor ihm kniete und ihm auf die Nase tippte. Grummelnd versteckte er diese unter seinen Pfoten.

 

“Aufstehen, Wölfchen. Du wirst schon gesucht.”

 

Irritiert hob er den Kopf wieder und blickte Luna fragend an. Erstens woher wusste Luna nochmal von seinem kleinen Geheimnis und zweitens wovon und wem sprach sie? Wieder einmal überraschte ihn das Mädchen.

 

“Deine Freunde sind auf den Weg in den Wald und Umbridge ist stocksauer weil du nicht beim Frühstück warst. Sie beschwert sich darüber dass du dich nicht mal an Essenszeiten halten kannst, keine Manieren besitzt und hetzt mal wieder fröhlich gegen dich. Sie erzählt jedem, ob er es hören will oder nicht, dass du mit strenger Hand behandelt und eingewiesen gehörst. Dabei wird sie nicht müde zu betonen, dass sie es doch nur gut mit dir meint.”

 

Knurrend richtete sich Harry auf. Was erlaubte sich die alte Schnepfe? Diese Ausgeburt einer Oger Nachgeburt! Obwohl, selbst die war wahrscheinlich ansehnlicher.

Auffordernd bellte er Luna an. Er würde ins Schloss gehen und der Trulla ihr vorlautes Mundwerk stopfen. Seine Magie begann zu pulsieren. Krallen gruben sich tief in den Boden und sein Blick sprach von reinem Hass.

 

“Ähm … Harry? Das ist schon … beängstigend. Könntest du … Harry, hörst du mich überhaupt?”

 

Langsam löste er den Blick welcher fest in Richtung Schloss gerichtet war und blickte die Blondhaarige an. Diese hatte die Augen aufgerissen, die Hände erhoben und schritt langsam rückwärts. Pure Angst und Unsicherheit stand in ihrem Blick. Schlagartig wurde ihm bewusst, wie er auf die junge Frau wirken musste und bekam ein schlechtes Gewissen. Er war nicht mehr das Wölfchen. Vor ihr stand ein großer, sehr wütender, Wolf mit gebleckten Zähnen und gesträubtem Nackenfell.

Tief durchatmend schüttelte der Animagus sich, senkte den Kopf und ging langsam mit leicht wedelnder Rute auf die Ravenclaw zu. Er nahm es ihr nicht übel, dass die Angst sie dazu brachte die Hand zum Zauberstab gleiten zu lassen. Genau so würde er auch reagieren in dieser Situation.

Als Luna noch weiter zurückging, je näher er kam, ließ er sich einfach auf den Boden fallen und wartete ab. Sie sollte keine Angst vor ihm haben, denn sie hatte nichts zu befürchten. Langsam beruhigte sich die wilde, aufgebrachte Magie in seinem Innern.

Der Wunsch Umbridge die Kehle rauszureißen war zwar immer noch in seinem Kopf, aber er überlagerte nicht mehr alles.

 

“Puh …”, entwich es dem Mädchen und sie kam zögerlich auf ihn zu.

“Ehrlich Harry … das war … war … Wie machst du das?”

Zwei Armlängen von ihm ließ sie sich nieder. “So beeindruckend und zugleich niedlich du auch bist, aber so ist die Unterhaltung doch recht einseitig. Verwandelst du dich zurück? Ich hab dir auch nen Umhang mitgebracht. Neville hat ihn mir in die Hand gedrückt als ich ihn nach dir fragte.”

 

Mühsam versuchte es Harry erneut, doch es klappte nicht. War es wegen Amaroks Worten, dass er sich akzeptieren musste? Doch wie sollte er das machen? Wimmernd schüttelte er mit dem Kopf, denn dort herrschte einfach zu viel Chaos. Und wieder war es Luna, welche für eine Überraschung sorgte als sie den ‘Finite’ auf ihn sprach.

 

“Danke”, murmelte er verlegen und wickelte sich in den warmen Umhang. Schnell legte er noch einen Wärmezauber um sie beide, denn der Wind frischte auf.

“Sorry für eben. Ich wollte dich wirklich nicht erschrecken, aber ich war so unglaublich wütend auf diese pinke Ziege! Die labert solch einen Schwachsinn und alle nicken nur. Keiner tut etwas gegen sie. Nicht mal Dumbledore. Der verschwindet ja lieber dauernd und lässt uns alleine.” Wütend riss er ein Büschel Gras aus und ließ die Halme durch die Finger gleiten.

 

“Mein Vater sagt, dass das Ministerium einfach nur die Schule unter Kontrolle kriegen will. Kein Schulleiter, seit den Gründern, hat sich dem Ministerium so entzogen wie Dumbledore. Laut meinem Vater, können wir froh über Dumbledore sein und ich glaube ihm. Was dabei raus kommt, wenn das Ministerium entscheidet, sieht man ja an Umbridge.”

 

Innerlich mit den Zähnen knirschend, musste er Lunas Vater leider irgendwie Recht geben. Und trotzdem war da diese Skepsis und die Enttäuschung über das Verhalten des alten Zauberers.

 

“Sag mal … woher weißt du eigentlich von meiner Animagusgstalt und … was sollte das vor Severus Tür?” Neugierig blickte er das Mädchen an, welches die eigenen Atemwolken zu beobachten schien.

 

“Jede Familie hat ihr Geheimnis. Meins ist, dass in meiner Familie Seherblut vorkommt.“ Luna sprach in einem Ton, als würde sie über das Mittagsessen reden. “Ich brauche mehr Training, denn ich habe da nicht wirklich Kontrolle drüber. Aber eines Nachts sah ich dich. Du verwandeltest dich in einen wunderschönen, stattlichen Wolf. Neben dir stand der Professor und strich dir über den Kopf. Dabei hat er gelächelt, als würde er gleich vor Glück in Ohnmacht fallen und du hast dich an ihn gedrückt. Keine Ahnung warum, aber das hat mich nicht mehr losgelassen. Es fühlte sich einfach nicht wie ein Traum an, sondern wie … die Realität.” Schulterzuckend blickt das Mädchen zu ihm herüber. “Klingt verrrückt, oder?”

 

Baff starrte er Luna an, ehe er in haltloses Lachen ausbrach.

“Das … das … oh man. Du bist mir ne Marke.” Keuchend drückte sich Harry eine Hand in die Seite. “Du erzählst mir sowas in einem Ton, als würde es um was ganz Normales gehen.”

 

“Für mich ist es das ja auch”, war die nüchterne Erklärung Lunas.

 

“Luna, du bist genial, weiß du das eigentlich? Aber mal ernsthaft, du sagst zu mir dass dies verrückt klingt. Dabei bin ich es der zum berserker Wolf wird. Der mit den Gründern verwandt ist, Parsel kann und zudem noch mit Voldemort nette mentale Gespräche führt.” Wieder brach er in Gelächter aus. Ein hartes sarkastisches Lachen. Doch dann fror dieses Lachen ein, als ihm bewusst wurde, WAS er da gerade offenbart hatte. Luna wäre jedoch nicht Luna, wenn sie nicht wieder anders reagierte als befürchtete.

 

“Du kannst echt mit IHM reden? Jederzeit? Jetzt auch? Kannst du ihm dann nicht sagen, er soll mit allem aufhören und vor allem dich in Ruhe lassen? Weißt du warum er das alles macht? Hat er einen triftigen Grund oder macht er das einfach nur, weil er verrückt und größenwahnsinnig geworden ist? Moment … DU BIST MIT DEN GRÜNDERN VERWANDT? Warte! Sag nichts, Rowena Ravenclaw?”

 

Langsam schüttelte Harry den Kopf. Wirklich … die war ein Unikat und das Journalistengen lag ihr eindeutig im Blut. Seher hin oder her. Sollte sie diese Fähigkeiten irgendwann einmal kombinieren … die Welt würde sich wundern!

“Es sind zwei.”

 

“Wow … äh … Gryffindor und Slytherin. Weil … du magst nett sein und so, aber dann doch nicht richtig Hufflepuff. Die beiden jedoch … passen zu dir. Also, das soll jetzt keine Beleidigung wegen Slytherin sein.”

 

Entschuldigend lächelte Luna ihn an und ihre Augen wirkten nicht verträumt und verhangen. Klar leuchteten ihn die hellblauen Augen an; begierig auf mehr Informationen. Überraschenderweise machte ihn dies nicht stutzig. Es fühlte sich in Ordnung an, sich Luna anzuvertrauen. Luna war kein Mensch der zuerst an sich dachte.

 

“Keine Sorge. Salazar ist eigentlich gar nicht so übel. Ach weißt du was …” Kurz horchte er in sich hinein, doch sein Bauchgefühl ruhte ebenso wie das Unterbewusstsein, also sprach er den spontanen Gedanken einfach aus. “Willst du die beiden nicht einfach selber kennenlernen?”

 

“WIRKLICH?”, quietschte die Blonde und sprang voller Feuereifer auf. Sie schien nicht ansatzweise zu glauben, dass Harry ihr einen Streich spielte und sie zum Narren hielt. Entgegen jeder Logik glaubte sie ihm und das gab Harry ein unglaublich gutes Gefühl.

Langsam stand er auf, klopfte sich den Dreck von der Kleidung und nickte ihr lächelnd zu. “Ja, lass uns nur die Jungs einsammeln. Also, wo sind sie hingegangen, oh Seherin?”

 

Spielerisch knuffte Luna ihm in die Seite. “Ich bin eine untrainierte Seherin und keine Glaskugel.”

 

“Ich glaub, ich guck mich schonmal nach ner Hornbrille und schrulligen Klamotten um. Dann bist du Little Trelawney 2.0.” Und schon rannte ein schwarzhaariger Junge davon. Hinter ihm eine protestierende Luna, die ihm schwor, dass er diese Aussage büßen würde. Das unbeschwertes Lachen von zwei Teenagern erfüllte die Hogwartsgründe und zauberte beinahe jedem der es hörte, ein Lächeln auf die Lippen.



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