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Fischertag

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Wie immer wünsche ich euch natürlich viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen

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Fischertag

Müde gähnten sich die zwei jungen Männer gegenseitig an, vollkommen hemmungslos zeigten sie ihrer Umgebung, wie viel Schlaf sie an dieser Stelle noch gebrauchen könnten. Doch stattdessen standen sie, zusammen mit den anderen Vereinsmitgliedern, auf dem Realschulhof. Ein paar andere Fischer hatten ebenfalls eine sehr kurze Nacht hinter sich, ließen es im Gegensatz zu den beiden kaum anmerken. Wenige Minuten später brach der Fischerzug los, machte sich auf den gemeinsamen Weg zum Schrannenplatz.

Wenigstens haben wir uns mit dem Trinken zurückgehalten.

Das war das Argument, dass sie auch gegenüber ihrem Onkel und ihrer Tante erwidert hatten, als diese die Beiden aus ihrem tiefen Schlaf gerissen hatten. Zwar hatten sie sich am Fischertagsvorabend das eine oder andere kühle Bier gegönnt, jedoch hatte es nicht für den berühmten Kater am Morgen gereicht. Die Müdigkeit, sie war von Jahr zu Jahr ein bekannter Begleiter, spätestens beim Reinjucken ins kalte Bachwasser würden die Burschen aus ihrem Dämmerzustand aufgeweckt werden. Doch gegen einen Kater half selbst das kalte Nass des Ach nicht, das hatte ihnen ihr Onkel mehr als genug eingebläut.

Wenn euch der Schädel brummt, könnt ihr euch nicht mehr aufs Fischen konzentrieren!

Das war nur einer der vielen Spruche, die ihnen ihr Onkel nicht müde wurde zu erzählen, wobei sie letztlich zugeben mussten, dass er auch fast jedes Mal recht damit hatte. So hatten sie sich darauf beschränkt, mit ihren Freunden einen ordentlichen Abend zu erleben und hatten sich auf zwei kühle Weizen beschränkt. Am Ende hatte es sie nicht daran gehindert, ein wenig später als geplant den Vorabend zu verlassen und so kamen sie gerade mal auf fünf Stunden Schlaf. Sie waren sich einig, dass sie diesen am späten Nachmittag nachholen würden, sollte nicht einer von ihnen die Königsforelle fangen. Dann konnte einer von ihnen auf den Thron des Fischerkönigs ins Land der Träume entschwinden.

Doch davon waren sie noch weit entfernt. Noch immer gab der Oberfischer seinen Fischerspruch zum Besten, noch immer, er hatte sich für dieses Jahr ein besonders ausgedehntes Gedicht herausgesucht, einen Teil der uralten Vergangenheit der Stadt, was nicht sonderlich hilfreich war gegen die Müdigkeit der Fischertags-Vereinsmitglieder. Schließlich, nachdem auch der letzte von ihnen am Ziel angekommen war, fand das Gedicht der Oberfischers ein Ende, dieser räusperte sich und rückte seinen Hut zurecht.

„Nun gut, Burschen, Männer, packt die Bären, lasst eure Weiber und juckt in die Ach, der Königsforelle hinterher!“

Er kniff die Augen zusammen und sah in die Ferne, als versuchte er in der Ferne ein nur für ihn sichtbares Ziel auszumachen.

„Der Wetterbericht hat für heute den ganzen Tag Sonnenschein angesagt, dann ist es wenigstens nicht so kalt, wenn wir von oben bis unten nass sein werden!“

Sämtliche Köpfe nickten, nur zu gut kannten sie das eisige Gefühl des Stadtbaches an ihren gesamten Körper, wenn die Außentemperatur kaum höher war oder es gar regnete. Das machte die Fischerei zu einer schwierigen und sehr unangenehmen Angelegenheit. Doch an diesem Tag war das Wetter gnädig mit ihnen, bereits jetzt schien die Sonne ihre ersten Strahlen auf die Erde und erwärmte sie dezent. Zeigte ihnen, auf welche Art von Temperaturen sie sich gen Nachmittag einstellen konnten. Wenn sich nicht ein spontaner Wolkenbruch aus einem der Nachbarsländer ebenfalls in die Tagesplanung einmischen würde, wie es auch bereits mehrere Male passiert war. So war dann das Fischen an sich sehr angenehm, doch der Umzug fiel sprichwörtlich ins Wasser.

 

Ein letztes Mal kontrollierte der Oberfischer „seine Männer“, dann nickte er zufrieden und befestigte den Griff um seinen eigenen Bären. Er warf einen letzten Blick auf seine Armbanduhr, zählte im Geiste die letzten Sekunden mit, dann erhob er erneut seine Stimme.

„Nun gut, es sind noch 10 Minuten, die uns noch bleiben, dann beginnt der Fischertag auf für die anderen Leut‘.“

Wie mit einem Zepter stampfte er mit dem Bärenstiel auf dem Boden auf, mit einem Lächeln sah er seine Vereinsmitglieder an.

„Dann bleibt mir nicht viel zu sagen, außer: Petri Heil! Geht zu euren Kübelesträgern und versucht, die Königin zu fangen. Auf uns und die Ach!“

„Auf uns!“, erwiderten die Männer, Dutzende Bären in die Luft gestreckt. Schließlich lösten sie ihre kleine Versammlung auf und suchten einer nach dem anderen ihre übliche Sprungstelle am Stadtbach auf. Neben ihnen standen ihre Sekundanten, Männer und Frauen mit großen, mit Stadtbachwasser gefüllten Eimern und Containern, die darauf warteten, mit vielen Fischen gefüllt zu werden. Aber auch viele Zuschauer haben sich entlang des Baches aufgestellt, reckten neugierig ihre Köpfe in den Fluss oder betrachteten neugierig die Fischer.

Viele von ihnen hatten den Weg aus Kempten, Immenstadt oder weiter entfernten Städten wie München oder Augsburg auf sich genommen, um dieses Spektakel live erleben zu können. Doch die meisten von ihnen waren Memminger, die nun geduldig und geschwätzig darauf warteten, dass jede Minute die Kanone gezündet wurde. Selbst die Fischer unterhielten sich ruhig und freundschaftlich miteinander, witzelten ein wenig herum und prahlten, welch gigantische Ausmaße ihre gefangene Königsforelle jeweils haben wird. Nur ein paar wenige überblickten stumm den Bach und die anderen Fischer, überdachten ihre Strategie und rechneten sich ihre Chancen auf einen Sieg aus.

 

Lukas und Tobias dagegen alberten noch ein wenig herum, versuchten sich gegenseitig ins Wasser zu schubsen und spritzten sich mit dem Kübelwasser an. Ihre ganze Familie hatte sich zu ihnen gesellt und drückte ihnen die Daumen. Ihr Onkel dagegen saß neben ihnen auf dem Geländer, blickte nur auf den Fluss, bis er von ihren Albernheiten genug hatte und sie zur Ruhe ermahnte.

„An eurer Stelle würde ich nicht so herumtoben, ihr braucht eure Energie gleich zum Fischen.“

Betreten ließen die beiden ihre Späße bleiben, tauschten hier und da etwas mit ihren Eltern oder Geschwistern aus, begannen sich aber immer mehr auf die kommende Fischerei zu konzentrieren.

„Du machst das schon. Hol uns ja viel raus, dann kann uns dein Onkel wieder leckere Räucherfische machen“, sagte Christine und gab ihrem Freund einen Kuss auf die Wange. Tobias drehte sein Gesicht zu ihr und erwiderte den Kuss für ein paar Augenblicke.

„Hey, ihr Turteltauben, nehmt euch ein Zimmer“, neckte ihn sein Zwillingsbruder, worauf hin ihm Tobias leicht in den Arm boxte.

„Natürlich werden wir viel fangen, mein Bruder wird zwar ein wenig auf der Strecke bleiben, aber irgendjemand muss doch den Bach leer machen!“

„Sicher, das wird auch ganz bestimmt deine Aufgabe sein!“, lachte Lukas und schnappte sich Tobias‘ Hut.

„Nicht mal deinen Zettel kannst du ordentlich hinmachen!“, kommentierte er Tobias‘ amateurhaften Versuch, mit einer großen Sicherheitsnadel den kleinen, lilafarbenen Zettel zusammen mit denen vom Vorjahr am Strohhut zu befestigen.

„Achja? Dann guck mal lieber richtig hin, das ist stabil. Und nicht so eine komische Konstruktion wie bei deiner! Immerhin laminiere ich sie nicht.“

Dabei deutete er auf den Filzhut seines Bruders, auf welchem fein säuberlich jeder einzelne Zettel erst laminiert und anschließend mit viel Herzblut genäht wurde. Bereits jetzt konnte man schon die Hälfte des Hutes nur erahnen, doch Lukas gefiel er auf diese Art und Weise.

„Glaub mir, du wirst mir noch dafür danken, immerhin werde ich auch als alter Mann etwas davon haben, während deine immer wieder feucht werden und dann langsam in Einzelteile zerfallen.“

Doch Tobias konnte darüber nur den Kopf schütteln. Es würde ihm nie einfallen, seinem Bruder diese Eigenart, wie er sie nannte, auszureden, dazu waren ihm sein Bruder und dessen Gefühle dann doch zu wichtig. Selbst, wenn er das nie offen zugeben würde.

„Jungs, euer Kaffeekränzchen könnt ihr meinetwegen gerne heute Nachmittag fortsetzen, aber hier seid sollten eure Gedanken anderweitig beschäftigt werden. Es geht gleich los, also konzentriert euch, ja?“

Für einen Moment sah er seine Neffen an, dann wand er sich wieder dem Wasser zu und rümpfte die Nase. Die beiden dagegen zuckten nur mit den Schultern, bevor sie ihre Beine über das Geländer zogen und sich ebenfalls zum Absprung bereit machen.

Ein Blick auf seine wasserdichte Armbanduhr verriet ihnen, dass ihnen nur noch wenige Sekunden bis zum Startschuss blieben.

„Viel Glück“, flüsterte Tobias ihm zu, was Lukas mit einem Nicken beantwortete.

„Du wirst es brauchen“, wollte er erwidern, wurde dabei jedoch durch den lauten Böllerschuss unterbrochen.

 

Mit einem Satz sprangen die Fischer nahezu synchron in den Stadtbach, umschlossen fest ihre Bären und begannen, nach den ersten Fängen zu fischen. Die Leute, vom kleinen Kind bis zur alten Oma, jubelten ihnen zu und fieberten mit ihnen mit. Doch die Fischer blendeten die Leute erfolgreich aus ihrer Reichweite, für sie gab es nur noch die Fische, das kühle Nass und sie selbst. Wie immer teilten die einzelnen Methoden, wie man die Forellen am besten fangen könnte, den Verein in mehreren kleine Gruppen ein, davon waren die Jägers keine Ausnahme. Während sich ihr Onkel, der mit einem lauten „Heeeeeyyyy!“ und „Ludwig!“ begrüßt wurde, zusammen mit seinen besten Freunden unter eine der zahlreichen Bachbrücken verzog, stellten sich die Zwillinge nebeneinander und ließen immer wieder ihre Netze durch das Wasser fahren.

„Aiaiaiaiaiaiaiai!“

Hier und da konnte man den Siegesschrei eines Fischers hören, einen, der gerade wieder eine Forelle hatte fangen könnten. Dies stachelte die beiden an, noch intensiver nach Fischen zu suchen, nach Fischen, sie sich einfach nicht in ihre Bären verirren wollten. Immerhin wollten sie vor ihrer Familie, insbesondere Tobias nicht vor seiner Freundin, zurückstehen und mit leeren Händen aus dem Bach herauskommen.

Doch sehr sie es versuchten, alles, was sie aus dem Bach herausfischten, waren Grünzeug und eine leere Dose, die sich in Lukas‘ Bären verirrt hatte.

 

„Bruder, ich glaube, wir müssen unsere Strategie ändern“, meinte Lukas leicht frustriert, als er seinen Bären umdrehte und den kompletten Schmotz wieder in den Stadtbach fallen ließ. Dieser hatte wieder seine übliche trübe Farbe angenommen, man konnte schon längst nicht mehr bis zum Grund des Baches sehen. Was die Fischer jedoch nicht davon abhielt, weiterhin ihr Glück zu versuchen, fand die Fischerei an sich doch in einem sehr kleinen Zeitfenster statt. So bauten sie schlicht darauf, dass die Fische ebenfalls nichts in dem aufgewirbelten Wasser sehen konnten und sie so leichter fangen würden.

Auf dieser Taktik alleine hatten die Brüder ebenfalls aufgebaut, jedoch festgestellt, dass es in diesem Jahr nicht ausreichend, nicht genug war, um ein paar Fische zu fangen.

„Sieht so aus, als hätten sie dieses Jahr dazu gelernt“, versuchte Tobias einen Witz zu machen, was ihm deutlich schwerer fiel als vor ein paar Minuten.

„Aber du hast Recht, wir müssen was anderes machen. Sollen wir auch unter die Brücke gehen? Ich glaube, das ist die beste Taktik heute …“

Lukas schüttelte den Kopf.

„Nein, noch nicht, erst möchte ich noch etwas anderes versuchen … komm mal hier rüber, ich glaube, hier haben wir eine bessere Chance!“

Wieder hielten sie ihren Bären ins Wasser, hielten ihn allerdings ruhig im Wasser. Dabei beobachteten sie ein paar ältere Männer, die es ihnen gleich taten und sich in aller Seelenruhe miteinander unterhielten.  Für viele, die den Fischertag zum ersten Mal erlebten, wirkte der Anblick seltsam, doch die Jungs waren ihn gewohnt. Während die jüngeren und aktiveren Fischer alles versuchten, um in Bewegung die Fischer in ihre Netze zu treiben, warteten die älteren und ruhigeren Fischer darauf, dass sie in ihre eigene Netze flüchten würden. Dass sie damit schon des Öfteren damit Erfolg hatten, gab den Männern und ihrer eigenen Theorie Recht. Angeblich soll damit jemand sogar die Königsforelle gefangen haben, doch ihr Onkel meinte, das wäre lange vor ihrer Zeit passiert und „vermutlich nicht mehr als ein Gerücht“.

Die beiden Zwillinge sahen sich an, nickten sich entschlossen an.

„Hier, halt mal“.

Lukas reichte seinem Bruder den Stiel seines Bären. Dieser dagegen entfernte sich ein paar Schritte, drehte sich um und rannte so schnell er konnte zurück. Ließ sich dabei fallen und spürte, wie sich seine Kleidung mit dem kühlen, aufgemischten Bachwasser füllte.

Wie gut, dass es heute nicht regnet, sonst wäre das echt unangenehm.

 

 

Schnell hoben sie ihre Netze, doch außer Luft und mehr Schmotz hing nicht in ihren Netzen. Seufzend wollte Lukas die Netze wieder ins Wasser hängen, als er von der Seite einen Schrei hörte.

„Nein, Junge, warte! Sonst haut dir der Fisch no‘ ab!“

Schnell riss er seinen Bären ein weiteres Mal nach oben, schob ein wenig Schmotz auf die Seite – und konnte sie sehen. Eine normal große Forelle, nicht minder schön, zappelte in seinem Bären, versteckt durch all den Schmotz, der er sich noch eingefangen hatte.

„Aiaiaiaiaiaiai!“, schrie er voller Freude, während er durch das Wasser stapfte und seinen Fang vorsichtig in den vorbereiteten Eimer hinein. Ruhig begann der Fisch in dem riesigen Eimer umher zu schwimmen, doch ihn zu betrachten, dafür hatte er nun keine Zeit: Er musste noch mehr Forellen fangen.

„Glückwunsch, Alter“, mit einem High-Five beglückwünschte Tobias seinen Bruder zu seinem Fang, dann machte er sich mit einer frischen Portion Motivation ans Werk.

Es war, als hätte diese eine Forelle bei Lukas den Fluch, den Bann gebrochen. Wenige Augenblicke später hatte er bereits zwei weitere Forellen gefangen, eine kleine und eine, die die gleiche Größe wie die erste hatte.

Tobias sah sehnsüchtig auf die Fangergebnisse seines Zwillingsbruders, ließ jedoch davon nicht den Kopf hängen. Er wollte gerade erneut die Stelle wechseln, als er ein weiteres Mal, unterbrochen von dem einen oder anderen Siegesschrei, der hier und da zu hören war, ebenfalls etwas in seinem Netz sah. Etwas, das kein Erzeugnis der Coca Cola Firma war oder Schmotz.

„Aiaiaiaiaiai!“, rief er fast schon inbrünstig vor Erleichterung, fast schon schwerfällig stapfte er zu seiner Familie, um nun seinen Fang in Sicherheit zu bringen. Stolz klopfte ihm sein Vater auf die Schulter, dann drehte sich der junge Mann um und machte sich erneut ans Werk. Nun war der Bann auch bei ihm gebrochen, er konnte es spüren. So dauerte es nicht mehr lange, bis auch er weitere Fische aus dem Bach ziehen konnte.

 

Während ihr Fang entspannt in den Kübeln schwamm, hatten die beiden ihre Position inzwischen wieder geändert. Nachdem sie an ihrer erfolgreichen Stelle ein paar Fische gefangen hatten, hatten sie sich zu ihrem Onkel gesellt, der ebenfalls ein paar kleine Erfolge für sich verbuchen konnte. Die letzten Minuten waren angebrochen, allgemeine Stille hatte sich unter den Fischern ausgebreitet. Ein paar von ihnen hatten sich zu kleinen Gruppen zusammen getan oder blieben unter den Brücken und schwätzten vergnügt miteinander. Auch unter den Zuschauern war eine gewisse Ruhe reingekommen, die ersten machten sich bereits wieder auf den Nachhauseweg.

Entspannt sahen die drei sich an, kontrollierten noch einmal ihre Bären und entschlossen, den Bach wieder zu verlassen. Die meisten Fische waren entweder gefangen oder geflohen, jetzt konnte man nur noch hoffen, dass einer der Fische, die man im Kübel hatte, die größte Körpergröße hatte.

Gegenseitig zogen sie sich aus dem Bach und wurden von ihren Angehörigen gratulierend begrüßt.

„Sieht so aus, als hätten wir dieses Jahr ein gutes Jahr“, meinte Onkel Ludwig und betrachtete den Inhalt der Kübel. Tobias war es gelungen, sechs der Forellen zu fangen, Lukas konnte fünf auf sein Konto verbuchen und er selbst war mit ebenfalls fünf sehr erfolgreich gewesen. Sorgsam verschloss er mit seinen Neffen die Eimer und begann, sich ihnen in der Schlange einzureihen, die sich vor dem Zelt aufgebaut hatte. Wie üblich war das Zelt aus undurchsichtigem Material, wollten doch die meisten nur wissen, nicht sehen, dass die Fische sanften Tod starben. Es dauerte nicht lange, dann kamen sie an die Reihe und konnten ihre Fische mitnehmen.

„Hm, meine sind jetzt nicht so groß“, meinte Tobias ein wenig enttäuscht.

„Ach, dann ist halt keine Königsforelle dabei – aber mehr als genug für einen ordentlichen Grillabend!“

Aufmunternd schwang Lukas seine Arme um seinen älteren Zwillingsbruder, während ihr Vater die Kübel im Van verstaute. Als dann schließlich ihr Onkel mit seinen ausgenommenen Fischen kam, klopfte er ihnen stolz auf die Schultern.

„Wir waren dieses Jahr sehr erfolgreich und das ist alles was zählt. Nun brauch ich was kühles“, sagte er gut gelaunt und setzte sich neben seinen Bruder auf den Beifahrersitz.

Mit einer einladenden Geste lud Tobias seine Freundin ins Auto ein.

„Der Fisch von meinem Onkel schmeckt richtig gut, denn musst du mal probieren“, sagte er, bevor ihr ins Auto folgte.

„Nur gut? Junge, dann hab ich ja was falsch gemacht, wenn du überall rumerzählst, dass sie nur gut sind“, meinte Ludwig belustigt.

„Nein, die sind wirklich gut, musst du mal probiert haben. Hast du schon mal Räucherfisch gegessen?“

Christine schüttelte den Kopf, woraufhin Ludwig erneut zu lächeln begann.

„Na dann wird’s Zeit“, sagte er und sah seinen Bruder verwundert an.

„Dann würd ich sagen, fahr los oder die Fische da hinten werden noch zu Backfisch bei den Temperaturen heute!“

Mit zwei Wägen und mittlerweile hungrigen Bäuchen fuhr die Familie Jäger in Richtung Benningen, mit Vorfreude auf einen köstlichen, geräucherten Fisch am Abend.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich bin damit nicht zu 100% zufrieden, eher so 85%, aber das ist trotzdem noch ne gute Zahl :-) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Writing_League
2016-11-15T16:26:53+00:00 15.11.2016 17:26
Wow! Ich bin beeindruckt, mit wie viel Detailverliebtheit du deinen Feiertag geschildert hast. Man kann wirklich spüren, dass da auch deine eigenen Erfahrungen mit eingeflossen sind. Der Fischertag klingt für mich wirklich spannend! Du hast mich echt dazu motiviert, selbst mal nach Memmingen zu fahren, um mir das anzusehen! ;) Na, mal sehen, ob ich das wirklich schaffe.
Ich finde es auch großartig, dass du das Glossar benutzt hast. Bei einigen Begriffen war es wirklich nötig, damit es gut verständlich bleibt, und du hast im Glossar alles sehr gut und leicht verständlich erklärt, das hat also wirklich wunderbar geholfen. :) Dank dessen hab ich mich beim Lesen überhaupt nicht verlaufen.

Ich finde es klasse, dass du aus der Sicht der Fischer selbst geschrieben hast, statt aus der eines Zuschauers! Hast du auch schon einmal mitgefischt? Es liest sich wirklich überzeugend, ich könnte mir vorstellen, dass da ebenfalls eigene Erfahrung mit eingeflossen ist. xD
Sehr schön, dass Tobias und Lukas am Ende doch noch Erfolge zu verbuchen hatten - auch wenn's schade ist, dass ich nie erfahren werde, wer denn die größte Forelle gefangen hat! Na, immerhin kriegen die Jungs und ihre Familie einen schönen Räucherfisch auf den Tisch, das ist doch mehr als Entschädigung genug!

Vielen lieben (und etwas verspäteten...) Dank für deinen tollen Beitrag zu unserer Feiertagsvorstellung!

Es grüßt
Puppenspieler von der Writing_League
Antwort von:  KiraNear
17.11.2016 10:55
Aww, vielen lieben Dank für den Kommentar :3
Freut mich, dass sie euch so gut gefällt. Ich hatte recht viel Spaß beim Schreiben und auch beim Rechercherieren, sei es nun wegen dem genauen Ablauf oder bestimmten Wörtern. Ich selbst bin auch ein Fan davon, wenn irgendwo im Buch (am besten am Ende) bestimmte Wörter übersetzt oder erklärt werden, weswegen ich es auch hier reinbauen wollte.

Nein, ich war immer nur ein Zuschauer, um dort mitmachen zu können erfülle ich leider nicht alle Bedingungen^^°
Allerdings machen zwei Verwandte meines Freundes dort jedes Jahr mit, und seit etwa 6 Jahren bin ich jedes Mal dabei, wenn sie in den Bach hüpfen. Auch hab ich den einen oder anderen Umzug gesehen, nur den vor dem Reinspringen bisher noch nicht. Allerdings sehe ich das fast jedes Mal aus der ersten oder zweiten Reihe, was mir recht gut bei der Geschichte geholfen hat (und auch der Grund war, weshalb ich sie überhaupt schreiben wollte).

Das Datum ist nie fest, glaube ich, aber es ist immer so im Juli und meistens soll es da regnen. Ich kann das bisher nicht so bestätigen, an drei Tagen schien die Sonne oder es war einfach nur bewölkt XD
Kleiner Tipp, wenn du wirklich mal hinfahren solltest, um es dir anzusehen, empfehle ich 1. schaue, dass du nicht in der Innenstadt parkst, denn da parken alle. Und 2. ist da auch immer jedes Jahr das kleine Wallensteinlager, eine Art Lagerleben, bei der sie das Leben von 1630 rum nachspielen. Alle 4 Jahre (es war dieses Jahr, ist also erst wieder in 4 Jahren) gibt es das große Lagerleben, da kann man sämtliche Bevölkerungsschichten eine Woche lang im Lager beobachten. War sehr interessant zu sehen.

Huch, jetzt bin ich ein wenig vom Weg abgekommen^^°
Dass ich es offen gelassen habe, liegt daran, dass wir oft selbst auch nie wirklich mitbekommen, wer die größte Forelle gefangen hat. Die ersten zwei Jahre sind wir noch zur Krönung des Fischerkönigs hingegangen (und auch zur Vermessung), aber heute gehen wir danach mit einem der erwähnten Verwandten mit und machen uns da einen schönen Tag ;-)
Der räuchert die Fische ebenfalls - daher dachte ich mir, dass es bei anderen Familien genauso der Fall sein kann, dass es zumindest ähnlich abläuft.

Danke nochmal für den Kommentar, ich hab mich schon beim Lesen darüber gefreut, aber dann vergessen darauf zu antworten - gut, auf dem Handy ist das sowieso ein Krampf.
Außerdem hab ich das gerne gemacht. Wenn ihr wieder sowas macht, vielleicht mache ich dann wieder mit, die Idee war auf jeden Fall cool :-)

Lg,
Kira


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