Es ist Jagdzeit
Des Nachts träumte ich Dinge, die mich verwirrten. Jemand dunkles, der mich runter drückte und über mir war, ich strahlte hell und mein Lächeln wirkte verklärt, bevor er mich küsste… Ich konnte einfach nicht aufhören an den Moment gestern zu denken, der mir selber nur noch so unwirklich vorkam wie der Traum. Aber wollte ich wirklich, dass Kuroo mich küsste? Ich war mir nicht sicher, aber ich hatte nicht das Gefühl… nur, wieso träumte ich dann davon? Gedankenverloren spielte ich mit meiner Kette, legte sie aber auf den Nachttisch, als Kuroo meine Kammer betrat.
„Guten Morgen. Brauchst du mich?“, fragte ich und versuchte möglichst nicht nervös oder so zu wirken.
„Ja, wir gehen heute auf die Jagd, du kommst doch mit, oder?“, fragte er und grinste. Er wirkte völlig wie immer und blickte mich auch nicht so seltsam an. Ich hoffte, dass er sich über seinen Unsinn klargeworden war und wir einfach normal miteinander umgehen konnten.
„Natürlich, ich freue mich schon“, erwiderte ich und grinste breit, „ich zieh mich nur noch um.“
Möglicherweise war es an dieser Stelle gewagt, mich vor ihm umzuziehen, aber ich hatte das beruhigende Gefühl, das alles in Ordnung war und dass nichts mehr Seltsames geschehen würde von nun an. Ja, es war eine Art Test. Wenn jetzt nichts passieren würde, dann würde es auch sonst nicht. Und anstatt dass er mich beobachtete, drehte er sich sogar weg und sah aus dem Fenster.
„Vielleicht kann ich Kenma damit beeindrucken…“, sagte er schließlich und ich lächelte zufrieden. Es war also alles gut. Das war sicherlich halb so schlimm, wie ich gestern vermutet hatte. Dennoch wusste ich nicht, ob die Prinzessin sich von einer Jagd beeindrucken ließ.
„Bestimmt, mein Prinz“, antwortete ich dennoch. Ich wollte nicht der Schuldige sein, wenn Kuroo schlecht gelaunt war. Ich zog mich fertig an und bemerkte, wie er sich wieder zu mir umdrehte, leicht lächelnd.
„Gut, hast du alles?“, fragte er mich und ich zückte meine Ausrüstung.
„Ja, hab alles“, antwortete ich fröhlich und wollte gerade mit ihm losgehen, bis mir einfiel, dass ich etwas vergessen hatte. Kurzentschlossen drehte ich mich um und ging nochmal in mein Zimmer zurück, während ich Kuroo bat, einen Augenblick zu warten. Ich ging zurück zu meinem Schränkchen und zog die Kette mit dem Ring hervor. Zum Glück hatte ich da noch dran gedacht. Ich mochte es nicht so gern, sie alleine dort zu lassen, auch wenn ich sie an manchen Tagen vergaß. Sodann legte ich also die Kette um und kehrte zurück zu Kuroo.
Dieser blickte mich plötzlich mit großen Augen an. Ich konnte mir gar keinen Reim darauf machen, es war doch nichts anders an mir. Irgendwie war es mir unangenehm, wie er mich plötzlich so musterte.
„Ohh, Konoha, habe ich dir eigentlich schon mal gesagt, wie gut dir diese Jagdkleidung steht?“, fragte er mich und lächelte.
„Nein…und warum auch? Es ist ja nur für die Jagd“, gab ich verwirrt zurück und wusste nicht, was plötzlich los war.
„Du siehst umwerfend aus“, sagte Kuroo und legte einen Arm um meine Taille. Ich war etwas überfordert, weil er mir schon wieder so nahe war. Doch irgendwie genoss ich die Aufmerksamkeit auch wenn das widersprüchlich war.
„Kuroo…“, sagte ich leicht warnend, weil er mir schon wieder ziemlich nahe war. Doch es schien ihm unglaublich schwer zu fallen, zurückzuweichen. „Wir haben etwas vor, sie warten auf uns“, fügte ich dementsprechend dazu. Erst das veranlasste ihn dann dazu, mich loszulassen.
„Ja, stimmt. Lassen wir sie nicht warten“, erwiderte er mit roten Wangen und ging mit mir zu der Jagdgesellschaft.
Die Jagd war wirklich spannend und lustig, auch wenn ich bemerkte, dass Kuroos Aufmerksamkeit eher auf mir als auf allem anderen lag, was ich seltsam fand. Ich gab mir Mühe, für ihn mit zu jagen, wenn er so unaufmerksam war und vorbeischoss. Anscheinend war das meine Aufgabe, als sein Diener, die Angelegenheiten wieder gerade zu rücken und meinen Prinzen nicht allzu mies dastehen zu lassen. Überraschenderweise war ich erfolgreicher als erwartet, denn am Ende wurde ich sogar für meine Leistungen geehrt.
„Ich küre dich, Konoha, meinen Diener, zum heutigen König der Jagd!“, sagte Kuroo ausgelassen und kramte einen kleinen Lederbeutel hervor und drückte ihn mir in die Hand.
„Dankeschön“, antwortete ich etwas verlegen, denn ich wollte nicht unbedingt Geld dafür haben, nur weil ich vielleicht ein paar mehr Tiere als andere Teilnehmer erlegt hatte. Ich beobachtete Kuroo amüsiert, als er mit einem Kranz wieder zu mir her kam.
„So, jetzt hast du auch eine Krone“, sagte er lächelnd und setzte mir den Kranz auf dem Kopf. Ich lächelte doch etwas stolz, auch wenn ich es etwas albern fand. Und für einen Moment trafen sich unsere Blicke wieder, was eigentlich nicht schlimm war, aber unglücklicherweise wieder darauf hinauslief, dass sie sich nicht trennen konnten. Und plötzlich ging alles ganz schnell. Kuroo legte seine Hände an meine Wangen und küsste mich sanft auf den Mund. Mein Herz machte überraschend einen Hüpfer und aus einem Impuls heraus erwiderte ich den Kuss für einen kurzen Moment, bis mir einfiel, dass die gesamte Jagdgesellschaft um uns herumstand und Kuroo anscheinend auch, denn er löste sich wieder von mir und lächelte, so als wäre nichts gewesen, während er versuchte, den Sprüchen der anderen zu kontern. Ich allerdings lief nur mit roten Wangen zu meinem Pferd zurück und sprach den ganzen Rückweg über kein Wort mehr, während mein Herz immer noch klopfte…
