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My love bite on your neck

von

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Love bite 33 - Süßer Apfelstrudel

Love bite 33 - Süßer Apfelstrudel
 

"Schlafen die immer so lange?"

"An Wochenenden schon", schmunzelt Meilo. "Sie werden sicher bald aufstehen."

"Hoffentlich. Ich würde mich noch gerne von ihnen verabschieden, bevor wir wieder fahren müssen." Ich schnappe mir noch eine Scheibe Toast und schmiere dick Butter drauf. Meine Laune ist, nun ja, sagen wir, bescheiden. Heute muss mein Schatz wieder fahren und das raubt mir beinahe den Appetit. Aber nur fast. Mein Magen hat meine schlechte Laune noch nicht mitbekommen, und knurrt wie verrückt. Allerdings ist es nicht nur das, was mein Gehirn beschäftigt. "Meilo? Kann ich dich was fragen?"

"Klar." Ob es immer noch klar geht, wenn er meine Frage hört? Ich wage es einfach! Was soll schon groß passieren?

"Wegen gestern", beginne ich und stochere im Nutellaglas herum. "Diese Anspielung auf den Kerl, der dir das Herz gebrochen hat ..."

"Was ist damit?" Ich riskiere einen Blick auf Meilo, doch der sieht ganz entspannt aus.

"Stimmt das?", rücke ich mit der Sprache raus. Meilo beißt in sein Brot und sieht mich kauend an. "Du musst nicht darüber reden, wenn du nicht willst", winke ich nervös ab. "Ich bin halt nur neugierig."

"Ist doch okay", sagt er mit vollem Mund. "Ich wollte es dir sowieso erzählen, nur nicht gerade vor den anderen. Mit ihnen habe ich dieses Thema schon oft genug durchgekaut." Ich bin erleichtert. Nicht, weil er es mir erzählen möchte, sondern weil er nicht sauer auf mich ist, weil ich überhaupt nochmal gefragt habe. "Die ganze Geschichte fing an, nachdem ich hier eingezogen bin", beginnt er.

"Du meinst, die drei Wochen, in denen du bei Lars und Niko gewohnt hast?"

"Genau", nickt Meilo. "Ich hatte noch am selben Abend meines Einzugs jemanden im Club kennengelernt. Wir waren auf der selben Wellenlänge und ich nahm ihn mit hier her."

"Du gehst gleich aufs Ganze, was?", gluckse ich. Das kommt mir doch bekannt vor.

"Wieso lange zögern, wenn man sich sicher ist?" Grinsend leckt er sich über die Lippen.

"Dann dachtest du, du und er Kerl, das könnte was Festes werden?"

"Ich sah eine Chance dazu, ja." Oh. Ich trinke einen Schluck Kaffee, um meine aufkeimende Unsicherheit zu verbergen. Aus irgendeinen Grund behagt es mir nicht, dass Meilo von Anfang an anscheinend genau das gleiche für diesen Typen gefühlt hat, wie für mich. "Bei dir war das anders", sagt er, als wüsste er um meine Gedanken. "Damals war ich noch unerfahrener und malte mir gleich die große, ewige Liebe aus." Meilo lacht leise auf. "Ich war jung und blauäugig. Niko hatte mich zwar vor ihm gewarnt, aber ich wollte das nicht hören. Ich sah nur rosarot."

"Niko kannte ihn?"

"Flüchtig", sagt er. "Maximilian hatte einen schlechten Ruf, aber ich sah mehr in ihn. Keine Ahnung, was ich sah, aber ich war mir sicher, dass Max nur auf den Richtigen wartete. Dass ich nicht derjenige war, bekam ich früh genug zu spüren. Wir gingen eine kurzweilige Beziehung miteinander ein. Im Nachhinein bin ich mir sicher, dass er das nur zugelassen hat, weil er wusste, dass ich nur für drei Wochen in der Stadt war."

"Hattest du etwa Pläne für danach mit ihm gemacht?" Wenn ja, dann wäre es damals ja fast wie bei uns gewesen.

"Ich schon, aber für ihn war von Anfang an klar, dass er mich abserviert, sobald ich weg bin. Das erfuhr ich aber natürlich erst hinterher."

"Was für ein Arsch!", zische ich. "Es gibt wirklich Idioten da draußen."

"Wem sagst du das?" Wir wechseln traurige Blicke miteinander, wobei ich selbst ein ein paar unschöne Erinnerungen denken muss. "Aber das ist ja jetzt vorbei", sagt Meilo leise, greift nach meiner Hand, die neben meinem Teller liegt, und streichelt mit dem Daumen über das Tattoo. Auf der Stelle schlagen unzählige Schmetterlingsflügel in meinem Bauch herum.

"Wem sagst du das?", wiederhole ich seinen Satz von eben, was ihn zum Lachen bringt. "Und wie ging es weiter?" Jetzt bin ich erst recht gespannt auf die Story.

"Die drei Wochen vergingen, und er verschwand."

"Wie, er verschwand?"

"Ich versuchte ihn zu erreichen, doch seine Handynummer gab es laut der freundlichen Computerstimme am anderen Ende der Telefonleitung nicht mehr. Er machte nicht auf, wenn ich an seine Haustür klopfte, er reagierte auch nicht auf meine E-Mails und niemand den ich kannte, hatte ihn gesehen, oder konnte mir sagen, wie ich ihn erreichen konnte. Er war wie vom Erdboden verschluckt."

"Das kann doch nicht sein", erwidere ich stirnrunzelnd. "Hast du denn nie erfahren, was mit ihm passiert ist?"

"Doch. Von Niko. Der hat ihn ein paar Monate später getroffen und zur Sau gemacht. Max hat alles mit einem Schulterzucken abgetan und gemeint, dass er nie was Festes gesucht hatte, und angeblich hätte er mir das auch gesagt."

"Hat er aber nicht?"

"Nein. Niemals." Meilo schüttelt den Kopf.

"So ein Schwein."

"Es ist vorbei. Ich bin schon lange darüber hinweg."

"Das hoffe ich aber", sage ich "denn jetzt hast du ja mich."

Meilo lächelt glücklich. "Was Besseres gibt es gar nicht." Das hört man doch gerne.

"Was meinst du?", frage ich ihn und befeuchte meine Lippen. "Solange wir noch ungestört sind, könnten wir doch nochmal ins Gästezimmer und ein letztes Mal ..."

"Ihr seid ja schon wach." Niko kommt plötzlich durch die Tür geschlurft. Ausgerechnet jetzt!

"Morgen Niko", begrüßt ihn Meilo, der mich wissend angrinst und leicht mit den Schultern zuckt.

"Was heißt hier schon? Es ist halb zehn", lache ich, noch leicht betrübt, dass wir meinen Plan nicht mehr in die Tat umsetzen können. "Ihr habt verschlafen, das ist alles."

Niko kratzt sich am Kopf und guckt uns durch schmale Augenschlitze an. Der Anblick entschädigt mich. "So spät schon? Fuck!" Er lässt sich neben Meilo auf den Stuhl fallen, schnappt sich eine Tasse und schüttet sich Kaffee ein.

"Ist wohl spät geworden gestern?", frage ich nach. Niko wackelt mit seinen Brauen auf und nieder und schlürft seinen Kaffee. "Verstehe. SO spät war es also."

"Noch später", brummelt Niko in die Tasse. "Aber bei euch anscheinend auch." Er deutet auf meinen Hals. Dort prangen natürlich wieder die dunkeln Knutschflecken, die mir Meilo so gern verpasst. "Die waren gestern Abend noch nicht da."

"Kann sein", murmle ich und spüre das leichte Erschaudern in mir, wenn ich an die letzte Nacht und den heutigen Morgen zurückdenke. Ich verdränge sie allerdings wieder schnell, denn mit diesen Erinnerungen muss ich sparsam umgehen. Wenigstens, bis Meilo und ich wieder neue Schaffen können.
 

Kurze Zeit später taucht dann auch endlich Lars auf, der nicht weniger verschlafen aussieht wie sein Partner. Will ich wissen, was die zwei die ganze Nacht über getrieben haben? Nein! Auf keinen Fall! So neugierig bin ich dann doch nicht.

Nach dem Frühstück packen wir unsere Sachen. Leider müssen wir schon bald los. Ich wäre gern noch etwas länger geblieben, aber für Meilo wird es sonst noch zu knapp, und ich möchte nicht, dass er Ärger bekommt. Deswegen stehen wir zur Mittagszeit mit unseren gepackten Taschen vor Nikos und Lars Wohnungstür und verabschieden uns von ihnen. "Macht's gut, und meldet euch. Auch du Nic! Gehörst ja schließlich jetzt zur Familie." Niko zwinkert mir zu.

"Sicher, dass du das willst?", lache ich. "Denn wenn ich dazugehöre, dann auch meine Familie, und die ist anstrengend."

"Hör nicht auf ihn", geht Meilo dazwischen. "Seine Familie ist total in Ordnung."

"Schlimmer als Lars Familie können die bestimmt nicht sein."

"Hey!" Lars zieht die Augenbrauen zusammen, was Niko geflissentlich ignoriert und mich stattdessen in den Arm nimmt.

"Gute Fahrt."

"Danke."

"Und kommt bald mal wieder."

"Bestimmt."

Als wir um die Ecke gehen, winken wir den beiden nochmal zu, und traben dann das Treppenhaus hinunter. Im Auto stellt sich unweigerlich eine leichte Wehmut bei mir ein. "Abschiede sind furchtbar", seufze ich. "Ich kenne deine Freunde zwar erst seit gestern, aber sie sind mir schon richtig ans Herz gewachsen."

"Freut mich zu hören."

"Weißt du was? Wie wäre es, wenn wir mit ihnen zu Henning und Heiko fahren? Und Ingo und Ed nehmen wir auch mit!" Plötzlich werde ich ganz aufgeregt. "Clem würde sich auch sicher freuen und Kilian ..." Die Euphorie in mir bricht ab. "Kilian bleibt mit Clem besser zuhause." Shit! Wieso habe ich damit auch angefangen, ohne vorher richtig darüber nachzudenken?

"Wie kommst du eigentlich mit Kilian inzwischen zurecht?", fragt mich Meilo zögernd. Seit dem Tag, an dem er mir den kurzen Überraschungsbesuch abgestattet hat, hat er das Thema Kilian weitgehend umschifft.

"Ganz gut", antworte ich wahrheitsgemäß. "Wir kommen miteinander aus, beschränken unsere Kommunikation aber auf das Nötigste. Bei Clem ist das anders. Ich mag ihn." Lächelnd schüttle ich den Kopf. "Das hätte ich niemals für möglich gehalten. Nicht nachdem, was vorher alles passiert ist."

"Aber das ist doch gut."

"Findest du?" Erstaunt schaue ich Meilo an, der sich auf die Fahrbahn konzentriert und den Blinker setzt, um einen LKW zu überholen.

"Ja. Du hast damit abgeschlossen. Du bist nicht mehr wütend auf ihn, und das ist gut."

"Du bist also nicht mehr eifersüchtig?"

Meilo verzieht das Gesicht. "Eifersüchtig ist so ein furchtbares Wort."

"Das ändert nichts daran, dass du eifersüchtig warst."

"Ja, ja", brummt er.

"Wann und wo?", frage ich ihn glucksend. "Hier und jetzt?"

"Wehe!" Lachend rutsche ich tiefer in den Sitz. "Ich habe kapiert, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauche."

"Gut. Das musst du nämlich auch nicht. Ich liebe dich."

Kurz huscht sein Blick zu mir, ehe er sich wieder auf die Straße heftet. "Ich dich auch."

"Ich weiß."

"Ist das so?"

"Ja."

"Dann muss ich dir das in Zukunft ja auch nicht mehr sagen", grinst er frech und gibt auf freier Strecke Gas.

"Das glaubst auch nur du", blaffe ich ihn an und lasse meine Handfläche auf seinen Oberschenkel knallen.

"Aua!"

"Sag es!"

"Was?" Und wieder segelt meine Handfläche auf sein Bein. "Ey! Nicht beim Fahren!"

"Sag es! Los!" Ich rücke näher an ihn ran. "Sag es ..."

"Ich liebe ... es, wie du mich mit allen Mitteln versuchst herumzubekommen." Ich ziehe die Nase kraus und lehne mich mit verschränkten Armen auf meinem Sitz zurück. "Schmollst du jetzt etwa?" Ich zucke mit den Achseln. Meilo kichert. "Du bist doch nicht wirklich beleidigt?" Nix da! Ich sage keinen Ton. "Och Nic. My Sweetheart, mein Schatz, mein Schnuffel, mein süßer Apfelstrudel."

"Apfelstrudel?!" Dahin ist mein beleidigtes Stummsein. Meilo lacht sich einen vom Ast, und ich verzeihe im schneller, als mir lieb ist. "Ich kann einfach nicht sauer auf dich sein", schimpfe ich und drehe das Radio lauter. "Wie kann man auch, bei dieser Stimme." Es passt mal wieder wie die Faust aufs Auge, das gerade in diesem Moment einer von Meilos Songs im Radio anfängt zu spielen. "Langsam gewöhne ich mich an dieses Pop-Einerlei", sage ich in meinem besten Plauderton.

"Boha! Was für ein Lob!" Geschieht ihm recht, würde ich mal behaupten. "Dafür hast du dir ja glatt ein Ich liebe dich verdient."

"Ach? Die muss ich mich jetzt auch noch verdienen?" Es wird ja immer besser!

"Warum denn nicht?", fragt er mich doch tatsächlich.

"Warte nur", knurre ich und lasse den Rest unausgesprochen.

"Auf was denn?"

"Das wirst du schon noch sehen", grinse ich und überlege mir, mit was ich ihn für seine Frechheit ein wenig ärgern kann.
 

***
 

"Meilo!!!" Mein Gehör verabschiedet sich. Nicole kommt aus ihrem Zimmer gestürmt, kaum dass wir über die Türschwelle sind. "Wo wart ihr denn so lange?! Und warum ist dein Handy seit gestern Morgen aus?!" Nicole sieht wütend aus. Wie schön, endlich wieder zuhause zu sein.

"Damit hast du dir deine Frage schon selbst beantwortet", schnarre ich sie an und zwänge mich an ihr vorbei. "Meilo? Kommst du?" Nichts wie in mein Zimmer!

"Wartet doch mal! Meilo? Wie lange bleibst du noch?" Ich verdrehe die Augen. Kann die nicht mal Luft holen?

"Ich muss bald los, Schatz", vertröstet Meilo meine kleine Schwester. Bei dem Wort Schatz wird mir leicht übel. Wieso sagt er das zu ihr und nicht zu mir? Tzäh!

"Was?! Wann ist bald?", fiepst meine Schwester entsetzt.

"Bald!", zische ich und werfe meine Tasche aufs Bett. "Und jetzt raus aus meinem Zimmer! Ich muss noch was mit Meilo besprechen."

"Aber ..."

"Nichts aber!" In Nicoles Augen sehe ich mein Abbild, wie es in tausend Stücke explodiert. Noch nie konnte ich Nicoles Gedanken so deutlich vor mir sehen.

"Ich komme gleich wieder raus ja?" Wie kann Meilo nur so ruhig bleiben? Mich bringt ihre bloße Anwesenheit schon auf die Palme. Ich bin genervt!

"Na gut", murrt sie und trollt sich endlich.

"Mann!" Ich plumpse neben die Sporttasche aufs Bett. "Ich habs gewusst! Kaum weiß sie, wer du bist, hängt sie an dir wie eine Klette!"

"Lass sie doch. Das wird sich irgendwann legen." Meilo setzt sich neben mich.

Seufzend kippe ich gegen seine Schulter. "Bis dahin dauert es bestimmt noch eine Weile. Sie liebt dich abgöttisch."

"Sie liebt Keith Kandyce, nicht mich."

"Für sie ist das das Gleiche." Ihr das begreiflich zu machen, wird dauern und mich noch einige Nerven kosten. "Aber jetzt zu dir!", raffe ich mich auf und schaue Meilo fragend an. "Was wolltest du mir noch sagen, bevor du losfährst?" Ihm ist eben im Auto was eingefallen, was er mich noch fragen wollte. Was es ist, das hat er bis jetzt noch für sich behalten.

"Es dauert noch eine Weile, aber im Dezember feiern meine Eltern silberne Hochzeit."

"Wie schön für sie", finde ich. "Und was wolltest du mich fragen?"

"Liegt das nicht auf der Hand?", fragt er mich schmunzelnd.

"Sorry, aber die Fahrt hat mich geschlaucht. Mein Hirn schläft noch."

Mein Schatz streichelt mit über den Kopf. "Dann wecke es mal auf, denn ich brauche eine Antwort von dir."

"Eine Antwort?"

"Ja."

"Und die Frage?" Wie oft soll ich denn noch fragen, um die Frage gefragt zu bekommen. Was 'ne Fragerei!

"Begleitest du mich?"

"Wohin?" Ich stelle mich wirklich dämlich an, glaube ich, denn in der Sekunde, in der ich nachgefragt habe, wird es mir klar. "Moment! Du willst, dass ich mit zu deinen Eltern fahre?"

"Ja", nickt Meilo. "Ich würde dich gern allen vorstellen."

Mit aller Mühe versuche ich meinen Denkapparat anzuschmeißen. Ich brauche deine Hilfe da oben! "Hältst du das für eine gute Idee? Mich auf einer großen Feier allen vorzustellen?"

"Das ist die beste Idee. Alle sind da und können dich an meiner Seite bestaunen." Mir wird ganz schummerig. "Wenn es dir zu viel ist, verstehe ich das."

"Ja ... Nein! Also ... Ich weiß noch nicht." Jetzt stammle ich schon genauso wie Henning. "Ich tue mich immer so schwer bei Familienvorstellungen." Bei Meilos Freunden war es schon schwer, aber seine gesamte Familie auf einem Haufen ist schon arg beängstigend. Besonders, da ich damals bei Kilians Eltern gar keine gute Erfahrungen sammeln konnte. Ich sage nur homophob und manipulativ.

"Wir würden auch einen Tag früher anreisen. Dann kannst du meine Eltern in aller Ruhe kennenlernen." Das hört sich schon mal ganz gut an.

Da wäre aber noch eine klitzekleine Kleinigkeit. "Aber werden dann nicht alle wissen, dass Keith Kandyce mit einem Mann zusammen ist?"

"Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Bis auf meine Eltern und meine Tante weiß niemand von meinem Alter Ego."

"Echt nicht?" Das wundert mich jetzt aber.

"Du weißt doch, dass ich damit nicht hausieren gehe."

"Ich dachte ja nur", murmle ich. "Wenn das so ist, dann komme ich gerne mit."

"Klasse!" Meilo zieht mich an sich, und ich? Ich mache mir vor Panik fast in die Hosen. Ich lerne Meilos Familie kennen! Oh Gott! "Die Feier ist am 12.12. Wir fahren am 11ten schon hin und fahren am 14ten wieder zurück."

"Okay." Das heißt, mindestens zwei Tage bei Meilos Family. Schluck. Andererseits heißt das auch, vier Tage mit Meilo.

"Ich freue mich ja so!" Wieder werde ich fest umarmt.

"Ich mich auch", nuschle ich gegen Meilos Schulter. Dass dem nicht ganz der Wahrheit entspricht, muss er ja nicht wissen. Er kann sich sicher selbst denken, dass mich das furchtbar nervös macht.

"Da das nun geklärt ist, gehe ich nochmal schnell zu deiner Schwester."

"Ist gut." Ich knirsche mit den Zähnen. "Beeil dich aber! Ich will auch noch etwas Zeit mit dir verbringen!" Meilo lacht und schlüpft aus meinem Zimmer. "Meilo nimmt mich mit auf eine Hochzeit", sage ich zu mir selbst. "Ich werde seine Eltern kennenlernen. Seine Eltern und seine gesamte Familie." Prost-Mahlzeit Niclas. Mach dich auf was gefasst!

Unruhe erfasst mich, weshalb ich aufstehe und in die Küche laufe. Ich hoffe meine Mutter dort anzutreffen, doch Fehlanzeige. Auch im Wohnzimmer ist sie nicht. Einen Blick aus dem Fenster gibt mir Gewissheit: Sie ist im Garten. "Mama?!" Sie hält inne und schaut sich um. "Hier oben! Wohnzimmer!" Sie folgt meiner Anweisung und hält sich die Hand über die Stirn.

"Niclas! Seid ihr wieder da?!"

"Nein! Wir tun nur so!" Wer blöd fragt ...

"Ist Meilo auch da?"

"Ja! Er ist bei Nicole." Leider.

"Gott sei Dank", seufzt sie theatralisch. "Sie hat mich das ganze Wochenende genervt, wo du ihn hingeschleppt hast."

"Ich?! Meilo hat mich entführt!"

"Sag ihr das selbst. Mir glaubt sie nicht." Und was lässt Mama glauben, dass Nicole gerade mir Glauben schenken würde? "Ich komme gleich hoch, ja?"

"Ist gut!" Ich schließe das Fenster wieder und haue mich auf die Couch. Ich unterdrücke den Drang, in Nicoles Zimmer nachzusehen, was sie gerade mit Meilo anstellt. Hoffentlich fesselt sie ihn nicht, und versteckt ihn dann unter ihrem Bett. Zuzutrauen wäre es ihr …
 

"Hier steckst du." Meilo! "Ich habe dich schon gesucht."

"Wieso? Alles in Ordnung?" Ich springe auf. Sie hat ihn doch nicht wirklich versucht was anzutun?

"Alles bestens", stutzt er. "Was soll den sein?"

"Ach, nichts." Ich lächle verlegen. Ich und meine Fantasie! "Musst du los?"

"Ja." Bitte nicht! "Komm her." Ich fliege in Meilos Arme und versuche mit ihm zu verschmelzen. Wie immer funktioniert das leider nicht. "Wir sehen uns bald wieder."

"Und wann?"

"Spätestens am siebten November. Ihr kommt doch?"

"Ja. Aber ich versuche davor nochmal zu dir zu kommen, in Ordnung?"

"Das wäre schön, auch wenn es knapp wird." Er hat recht, bis zum 7ten ist es ja zum Glück nicht mehr lange. Meilos Hand wischt über meine Stirn. "Du hast ja all meine Daten."

"Habe ich." Ich kann sie sogar auswendig. "Ich sehe zu, dass ich nach deiner Signierstunde bei KP nochmal ein paar freie Tage rausschlagen kann."

"Das wäre toll. Du kannst ihm ja ein bisschen davon vorschwärmen, wie nett ich es von finde, dass er dir so oft frei gibt, damit ich dich sehen kann."

"Ich versuche es", kichere ich. "Das klappt bestimmt."

"Schön." Meilo beugt sich zu mir vor und küsst mich sanft. Ich lehne mich gegen ihn und koste jede Millisekunde davon aus. Und ich hätte noch mehr auskosten dürfen, wenn nicht meine kleine nervige Schwester um die Ecke gerannt käme.

"Meilo... Oh." Sie bleibt neben uns stehen und läuft rot an. Ja, guck es dir genau an. Der gehört mir! Meiner! Nix dir! Alles mir! Fast wie früher: 'Das ist mein Spielzeug! Nimm deine klebrigen Finger davon!' "Ich wollte euch nicht stören", flüstert sie, macht auf dem Absatz kehrt und saust davon.

"Was war denn das?", frage ich verblüfft und schaue ihr nach.

"Ich habe doch gesagt, dass ich mit ihr rede", brüstet sich mein Freund stolz.

"Wie hast du das geschafft?!" Ist er ein verdammter Teenieflüsterer, oder was? Lernt man sowas als Popidol?

"Ich habe ihr die Wahrheit gesagt, dass ich sie mag und auch gerne Zeit mit ihr verbringe, aber dass du das Wichtigste in meinem Leben bist."

"Mehr nicht?"

"Was hätte ich denn noch sagen sollen?"

"Keine Ahnung." Ich zucke mit den Schultern. "Irgendeinen Beschwörungsspruch, mit dem sie sich bannen lässt."

Meilo lacht leise. "Du wieder", kichert er. "Rede einfach mit ihr, wie mir einer Erwachsenen. Sie ist kein Kind mehr."

"Sagt wer?"

"Sage ich." Er ist wirklich ein Teenieflüsterer. "Und jetzt komm mein Apfelstrudel. Ich muss langsam wirklich los."

"Ich geb dir gleich Apfelstrudel."

"Wann und wo?" Ey! Das ist mein Spruch!
 

***
 

Die Chance! Das muss klappen! Es muss einfach!

Ich renne durch den Keller auf KPs Büro zu. "Klaus-Peter?! Klaus!"

"Ja?" Ich stürme das kleine Kabuff. "Du liebe Güte! Was ist denn mit dir los? Hat dich wer gebissen?"

"So ähnlich", schnaufe ich. "Meilo hat ... er hat mich gerade ... angerufen."

"Bedeutet: Du willst ein paar Tage frei haben", kombiniert er blitzschnell.

"Ähm ... nein." So komisch es sich anhört, aber deswegen bin ich diesmal nicht bei meinem Boss. "Der Makler, du weißt noch?"

"Den Makler, den Meilo engagiert hat?"

"Ja!" Ich bin aus allen Wolken gefallen, als Meilo mir vor zwei Tagen gesagt hat, er habe einen Makler damit beauftragt, für uns eine Wohnung zu suchen. Er gab mir alles Wissenswerte über ihn, und meinte, er würde sich mit mir in Verbindung setzten, sobald er was habe. Tja, und das hat er soeben, oder besser gesagt, er hat sich bei Meilo gemeldet. "Er ist in einer Stunde in einer Wohnung, die für uns in Frage kommen würde", erkläre ich KP. "Meinst du, ich könnte meinen Mittag verschieben?" Bitte sag ja!

"In einer Stunde?" Ich nicke. "Und wann musst du los?"

"So in einer Halben."

KP guckt nachdenklich. "Geht in Ordnung", sagt er schließlich. "Bis dahin habe ich meinen Papierkram erledigt und kann vorn mithelfen."

"Oh Danke! Du bist der Größte!"

"Ich weiß", lacht er. "Ein anderer Chef hätte dir schon längst in den Arsch getreten."

"Keiner ist eben wie du", schleime ich noch ein klein wenig mehr, bedanke mich nochmal und mache mich dann zurück auf den Weg in den Laden.

In einer Stunde treffe ich den Makler. Bin mal gespannt, wie der so ist. Ich hatte noch nie mit einem Makler zu tun. Aber es war im Nachhinein nicht schlecht, dass Meilo sich darum gekümmert hat. Die Kosten werden zwar dadurch um einiges höher, aber sei's drum. Hauptsache, wir finden bald was passendes. In spätestens zwei Monaten brauchen wir eine neue Bleibe. Meilo muss bis spätestens ende Dezember seine Wohnung leer haben, und ich werde ihn in der Zwischenzeit ganz sicher nicht bei meinen Eltern wohnen lassen, sollten wir bis dahin noch nichts haben. Ich bekomme allein schon von dem Gedanken daran einen Hautausschlag.

Die Türglocke des Laden klingelt. "Guten Tag", sage ich gewohnheitsmäßig.

"Tagchen der Herr. Ich hätte gerne eine schöne Spätlese aus der Toskana." Die Stimme kenne ich doch!

"Was suchst du denn hier Clem?" Hat er nicht frei?

"Dich besuchen", feixt er. "Nein, quatsch! Ich brauche Nudeln."

"Mehr nicht? Das macht mich jetzt aber traurig. Du bist nicht wegen mir gekommen?"

"Entschuldige." Clem tätschelt meine Schulter und geht auf das Nudelregal zu. "Und? Wie läuft's mit Meilo?"

"Gut. Heute schaue ich mir gleich eine Wohnung an. Der Makler hat sich gemeldet."

"Echt? Cool. Kann ich mit?" Die Frage überrumpelt mich jetzt aber.

"Ähm ... Klar. Wieso nicht?"

"Klasse! Ich liebe Hausbesichtigungen!" Clem läuft an mir vorbei und bunkert sein Nudelpäckchen hinter der Theke. "Wann geht's los?"

"In zwanzig Minuten."

"Super! Dann warte ich hier mit dir solange." Eigentlich kommt es mir ganz gelegen, dass Clem mitkommt. So muss ich mich dem Makler nicht alleine stellen. Aber warum ist er so scharf drauf, mit mir die Wohnung zu besichtigen? Das frage ich ihn auch. "Halt mich für bekloppt, aber für mich ist es total spannend, in anderen Wohnung herumzuschnüffeln."

"Das ist wirklich bekloppt!", lache ich. "Was soll daran denn spannend sein?"

"Na alles!" Mir will noch nicht mal ein Grund einfallen, warum das spannend sein soll, geschweige denn alles daran. "Wie haben die Vormieter gewohnt? Wie ist alles eingerichtet? Wer wohnt hier noch, oder wer wird hier mal einziehen? Ich linse auch voll gern in fremde Fenster rein. Besonders im Winter, wenn es immer dunkel ist, und in den Häusern die Lichter brennen. Dann schaue ich immer, wie die eingerichtet sind, und so."

"Du bist verrückt!" Ist das zu fassen? Clem hat echt leicht beängstigende Züge an sich. "Weiß Kilian von deiner Wohnungsobsession?"

"Klar. Wir gehen zusammen immer auf Besichtigungen." Das schlägt dem Fass ja beinahe den Boden aus.

"Er muss dich wirklich lieben", sage ich.

"Tut er." Clem grinst breit. Da haben sich zwei gefunden! Und ganz ehrlich? Ich freue mich für die beiden. Für Clem mehr, als für Kilian, aber mehr darf man von mir auch nicht verlangen, oder?
 

So kommt es also, dass ich keine zwanzig Minuten später mit Clem im Schlepptau in mein Auto steige, und zu der mir geschickten Adresse fahre. "Hübsche Gegend", pfeift Clem. "Was habt ihr den für ein Budget angegeben?"

"Weiß nicht genau", gestehe ich. "Ich habe Meilo gesagt, was ich monatlich entbehren kann, und er hat bloß genickt. Keine Ahnung, was er dazugibt." Ich werde es ja gleich erfahren.

"Billig ist die Gegend sicher nicht. Er muss ja viel verdienen."

"Kann sein", weiche ich aus. Ich weiß natürlich nicht, wie viel er wirklich verdient und noch verdienen wird, aber dass das nicht wenig ist, kann ich mir schon denken. Bin ja nicht blöd. Dennoch bekomme ich leichte Bedenken, als ich anhalte, und mir das Gebäude anschaue, in das mich der Makler bestellt hat. Meilos Anteil muss immens sein, so wie ich das sehe. Das schmeckt mir gar nicht. Ich will nicht, dass er so viel bezahlt, und ich nur einen Bruchteil davon. Ich glaube, wir müssen uns nochmal miteinander unterhalten.

Clem ist schon ausgestiegen, und überquert die Straße. Staunend schaut er an der Fassade hinauf. Seufzend steige ich ebenfalls aus, schließe ab und laufe ihm nach. "Boha! Hammer!"

"Is ganz nett", gebe ich zu.

"Ganz nett?! Alter! Wehe, du nimmst mich bei der nächsten Besichtigung nicht auch mit! Wenn das immer so Hammer Gebäude sind, will ich die unbedingt sehen!"

"Verstanden", grinse ich, obwohl ich nicht glaube, dass die nächsten Wohnungen hier heranreichen können. Nicht, nachdem ich die Budgetfrage mit Meilo geklärt habe. "Der Makler müsste gleich hier sein", überlege ich laut und schaue auf mein Handy. "Wir sind etwas zu früh."

"Besser als zu spät." Auch wieder wahr.

Ich behalte recht, und nach noch nicht mal fünf Minuten kommt der bestellte Makler um die Ecke gezischt. Kein Mann, wie ich angenommen hatte, sondern eine Frau in einem eng sitzenden Kostüm kommt auf uns zugestöckelt, lächelt freundlich, wirkt dennoch steif dabei, und hält mir die Hand hin. "Sie müssen Herr Isninger sein", begrüßt sie mich.

"Der bin ich." Wenigstens scheint sie nett zu sein. "Und das ist Clemens. Ein Freund von mir." Auch ihm reicht sie die Hand, dann geleitet sie uns ins Haus.

"Wow!" Clem kommt einfach nicht aus dem Staunen heraus. Mir geht es aber nicht anders. Allein der Flur ist schon beeindruckend, dabei haben wir die Wohnung noch gar nicht betreten.

"Das Haus wurde komplett saniert und hat dadurch eine hervorragende Klimabilanz." Was sie nicht sagt. "Herr Haug legte großen Wert darauf, wenn ich mich recht entsinne?"

"Öhm ..." Tut er das? "Wenn er das gesagt hat, wird es stimmen." Die Maklerin wirkt für eine Millisekunde leicht konfus, sammelt sich aber wieder, lächelt ihr Maklerlächeln und schreitet voran. Dabei zählt sie schon mal alle Daten auf, welche die Wohnung betreffen. Ich höre kaum hin, weil es mich nicht sonderlich interessiert. Ich muss mich einfach in der Wohnung wohlfühlen. Ob sie jetzt groß oder klein ist, drei oder vier Wohnräume hat, ist mir relativ schnuppe.

Wie betreten einen Aufzug und sausen ins sechste Stockwerk. "Gibt es auch einen Garten?", frage ich die Maklerin. Im sechsten Stockwerk gibt es den sicher nicht, aber ich will sie ein bisschen ärgern.

"Im Hinterhof gibt es eine Gartenanlage. Jede der Mietparteien hat ein abgegrenztes Stück." Damit hätte ich nicht gerechnet.

"Schön. Da könnten wir grillen", sage ich und schaue Clem an, der mich verschmitzt angrinst. Grillen ist immer ein heiß diskutiertes Thema, wie ich weiß.

"Oh ja, das könnten Sie. Im hinteren Bereich der Gartenanlage gibt es einen großen Grill, den alle Mieter benutzen können. Man sollte sich aber vorher besser absprechen." War wohl nichts mit ärgern. In gewissen Preisklassen ist wohl alles möglich.

Die Maklerin führt uns einen breiten Flur entlang, der etwa die gleichen Maße wie der unten hat, und bleibt vor einer Tür stehen. Doch nicht vor irgendeiner Tür. Hier gibt es nur eine! "Gibt es auf dieser Etage nur eine Wohnung?", frage ich nach. Eigentlich kann das doch nicht sein, oder?

"Nein." Sag ich doch. "Gegenüber wäre noch Platz für das benötigte Tonstudio. Die Tür befindet sich auf der anderen Seite des Treppenhauses." Sie zeigt hinter sich. Tatsächlich kann man weiter hinten um den Fahrstuhl herumgehen.

"Ach so", überlege ich laut. Meilo hatte das ja erwähnt.

"Tonstudio?", zischt Clem mir ungläubig zu. "Für was braucht ihr ein Tonstudio?" Oha! Langsam kommt in mir die Erkenntnis hoch, dass es vielleicht gescheiter gewesen wäre, Clem doch nicht mitzunehmen.

"Meilo braucht eins", antworte ich. "Für seinen neuen Job."

"Was arbeitet er denn?"

"Na Tonstudiosachen eben …" Sehr einfallsreich Niclas! Bravo! "Frag ihn lieber selbst. Ich kenne mich da nicht so gut mit aus." Immer schön ausweichen. Lass Meilo deine Suppe auslöffeln.

Um Clem auszuweichen, latsche ich eilig der Maklerin nach, die schon die Wohnung betreten hat. Ein großer heller Raum tut sich vor mir auf. Alles modern und in hellen Farben gehalten. "Die Möbel sind nur Vorschläge. Sie können die Wohnung einrichten wie Sie möchten." Wenn's sonst nichts ist. Die Maklerin plaudert weiter, doch ich höre nicht zu. Ich schaue mich leicht eingeschüchtert um und weiß nicht, ob mir das hier gefallen soll, oder nicht. Die ganze Bude mag ja schön und modern sein, aber sie kommt mir so verdammt kalt vor! Das liegt nicht daran, weil sie modern ist. Sie wirkt eben so. Ich muss nicht erst die gesamte Wohnung sehen, um zu wissen, dass ich mich hier nicht mit Meilo sehe. Ich möchte hier nicht leben. Clem allerdings ...

"Wahnsinn! Schau doch mal! Die Fenster! Wie hoch! Und hier! Das Bad musst du gesehen haben! Schau doch mal Niclas!"

"Möchten Sie sich in Ruhe einen Überblick verschaffen?" Die Maklerin strahlt mich an. Ein falsches Strahlen, das nicht bei ihren Augen ankommt.

"Ja, das wäre schön", nicke ich und gehe mit Clem ins Badezimmer.

"Ein Wirlpool! Geil oder?"

"Ich mag die Wohnung nicht", platzt es aus mir heraus.

"Was? Wie kann man das hier nicht mögen?" Clem versteht es nicht.

"Sie ist so ... unpersönlich."

"Klar ist sie das. Sie ist ja noch weitgehendst leer."

"Das meine ich nicht", erkläre ich. "Sie ist kalt und irgendwie gefühllos." Genau das ist es! Gefühllos.

"Du hast Probleme", lacht Clem. "Wenn Kilian und ich uns so eine Wohnung leisten könnten, würde ich die hier sofort nehmen."

"Aber das ist es ja. Ich kann sie mir nicht leisten." Liegt es vielleicht daran, weil ich mir die Bude nicht leiden kann? Teilweise, ja. Aber wie gesagt: "Ich sehe mich nicht mit Meilo nicht hier drinnen."

"Hm. Dann musst du eben weiter nach einer Wohnung suchen."

"Muss ich wohl."

"Aber vorher", gluckst Clem "gucken wir uns alles noch ganz genau an, ja?" Clems Gesicht strahlt unternehmungslustig.

"Du bist wahrhaftig bekloppt!", lache ich.

"Das nehme ich mal als Kompliment."

"Tu das." Verrückter Kerl!
 

Da die Wohnung für mich nicht in Frage kommt, sind wir relativ schnell mit der Besichtigung durch. Zu den angrenzenden Räumen, die Meilo als Tonstudio vorgesehen hat, konnte ich sowieso nichts zu sagen. Sie ist wie die Wohnung gegenüber, nur etwas kleiner. Als Tonstudio eine komplette Verschwendung, wie ich finde.

"Danke", bedanke ich mich bei der Maklerin und schüttle brav ihre Hand zur Verabschiedung. "Ich bespreche das mit Meilo und dann melden wir uns bei Ihnen."

"Geht in Ordnung. Ich halte weiter die Augen auf nach einer geeigneten Bleibe."

"Das wäre nett." Aber erst nachdem Meilo und ich uns nochmal miteinander unterhalten haben.

"Soll ich dich nach Hause fahren?"

Clem schüttelt den Kopf. "Ich habe doch noch die Nudeln im Laden."

"Gut, dann musst du eben mit der Bahn fahren."
 

Als ich am Nachmittag selbst zu Hause bin, versuche ich sofort Meilo zu erreichen. /Hallo mein süßer Apfelstrudel/, meldet er sich nach wenigem Tuten lachend. Den Spruch hat er seit Tagen zu seinem Lieblingsspruch erkoren.

"Hallo meine süße Mohnschnecke", erwidere ich wie jedes Mal darauf. Meilo lacht daraufhin, so wie er es nach meinem Spruch immer macht, und fragt mich dann, wie die Besichtigung war. "Nicht schlecht", murmle ich ins Handy. "Über das geplante Tonstudio kann ich leider nichts sagen, aber die Wohnung war ganz in Ordnung." Ich weiß, ich habe keine Eier in der Hose. Aber ich will ihm auch nicht gleich auf die Nase binden, dass die Wohnung kacke war.

/Also hat sie dir gefallen?/ Nein!

"War ganz okay", murmle ich.

/Du hörst dich aber nicht gerade begeistert an./ Er hat es gemerkt. Das macht vieles leichter.

"Sie war vielleicht etwas zu groß für uns, und außerdem ..." Wie sage ich es denn am besten? "Ich kann sie mir nicht leisten." Ich kneife die Augen zu und warte ab, was Meilo sagen wird.

/Darum mach dir mal keine Sorgen. Ich zahle den Rest von der Miete./ War ja klar!

"Das will ich aber nicht!", rege ich mich prompt auf.

/Wieso nicht?/

"Na weil ich mir dämlich dabei vorkomme, wenn ich nur einen Bruchteil von der Miete zahle, während du den Rest stemmen musst!" Ist doch logisch, oder?

/Du vergisst aber, dass ich mehr Platz brauche wie du. Das Tonstudio alleine muss schon eine gewisse Größe haben. Es wäre unfair, dich das zahlen zu lassen./

"Das ändert aber nichts daran, dass die Wohnung furchtbar war!" Nun ist es raus. Ich höre, wie Meilo seufzt. "Entschuldige, aber sie hat mir nicht gefallen. Und das hatte nicht nur was mit dem Mietpreis zu tun." Mich fröstelt allein schon der Gedanke an diese Wohnung.

/Du brauchst dich nicht entschuldigen. Dafür machen wir doch die Besichtigungen. Um die richtige Wohnung für uns zu finden./ Er schmunzelt, was mich beruhigt. Er ist nicht sauer über meinen Ausbruch.

"Ich mache sie", korrigiere ich ihn. "Du siehst sie ja nur auf Bildern." Und wieder etwas, das mir gar nicht behagt.

/Sobald eine in die engere Wahl kommt, schaue ich sie mir auch an. Das haben wir doch besprochen./

"Ich weiß", schmolle ich. "Trotzdem würde das Besichtigen mit dir viel mehr Spaß machen." Ich höre mich schon an wie eine Ehefrau, die sich darüber beschwert, dass ihr Mann viel zu viel arbeitet. Dass das streng genommen auch so ist, das verdränge ich mal. Ich will nicht noch deprimierter werden, als ich sowieso schon bin.

/Vielleicht ergibt sich ja mal die Gelegenheit dazu", probiert mich Meilo aufzuheitern. /Jetzt muss es halt mal so gehen./

"Du hast ja recht", seufze ich und versuche wieder runterzukommen. "Wir bekommen das schon hin." Sich immer schön selbst Mut zusprechen. Braver Niclas.

/Sehe ich auch so. Jetzt aber mal was anderes. Ich habe euch ein Doppelzimmer reservieren lassen./

Ich brauche ein paar Momente, bis ich verstehe, was Meilo damit meint. "Für den siebten?", frage ich nach.

/Für wann denn sonst?/, lacht Meilo. /Ich dachte mir, es wäre dir lieber, wenn Nicole ihr eigenes Bett hat, damit du dich nachts heimlich zu mir schleichen kannst. Oder ich zu dir. Je nachdem .../ Was für ein ausgefuchster Bengel er doch ist!

"Du denkst auch an alles", kichere ich mit einem warmen Gefühl im Bauch.

/Wenn es um dich geht, ja, tue ich./

Ich sage es sehr oft, und denke es noch viel mehr, aber "Ich kann es nicht mehr erwarten, dich endlich wiederzusehen."

/Geht mir auch so. Ich freue mich schon auf euch./

"Auf uns?", harke ich nach.

/Ja, aber besonders auf dich./ Das wollte ich hören. /Die Autogrammstunde ist mittags. Am frühen Abend habe ich noch einen kleinen Auftritt in einem Club. Wenn ihr vorbeikommen möchtet, besorge ich euch Karten./

Ich überlege kurz. Nicole würde mich umbringen, wenn ich jetzt nein sage, deshalb "Gerne."

/Super! Ich kümmere mich darum und lasse sie auf euer Zimmer bringen./

"Geht klar." Eine Frage hätte ich aber noch. "Soll ich als Logan auftauchen, oder als dein trotteliger Kumpel?"

/Trotteliger Kumpel?/ Meilo lacht laut. /Mir wäre heißblütiger Liebhaber lieber./ Nicht nur ihm. /Aber wenn ich wählen muss, dann als mein trotteliger Kumpel. Wie willst du das sonst Nicole erklären?/

"Ich hätte ihr die Wahrheit gesagt", antworte ich. "Das hast du mir doch geraten."

/Sehr löblich./ Ui, ein Lob. /Aber ich denke, es ist geschickter, wenn Logan nur als Notlösung herhalten muss./

"Wie du meinst. Dann spiele ich mich diesmal ich selbst. Plus anhänglicher Schwester."

/Und wenn du dann nachts zu mir kommst, bekomme ich dann den heißblütigen Liebhaber vorgespielt?/, fragt er mich säuselnd.

"Den muss ich dir nicht vorspielen. Der kommt von ganz allein, sobald ich auch nur in deiner Nähe bin." Meilo schmunzelt leise. Heiß-kribbelnde Schauer fegen über mich hinweg. Ich stehe auf und schließe meine Zimmertür ab. "Hast du noch ein wenig Zeit zum Telefonieren?"

/Habe ich. Warum?/

"Och. Nur so ... Mein innerer Liebhaber möchte das wissen."
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Usaria
2016-11-04T22:25:26+00:00 04.11.2016 23:25
Ahaaa! Seufz! Diese Geschichte, ist soooo toooolllll! Herzchen, Herzchen, Herzchen!
Apfelstrudl! Also in der Geschichte hört sich dies ja niedlich an, doch ich will lieber nicht als Mehlspeiße benannt werden! Nun ja ich bin ja auch nicht, Nic und Meilo!
Familientreffen, Im Dezember! Na da binn ich mal gespannt wie sich Nic anstellen wird.

Meilo ist ja wirklich ein echter Teenagerflüsterer! Wieso habe ich nur das Gefühl, dass die Autogrammstunde, nicht so romantisch ablaufen wird, wie sich dies die beiden Turteltauben vorstellen! Ich sagen nur: Liebestöter namens littel Sister! Grins!
Von:  Sheltr0n
2016-11-04T22:00:09+00:00 04.11.2016 23:00
Aah bald ist es so weit bei den Süßen, sie ziehen zusammen. Ich bin gespannt was für Hürden nicht auftauchen bei der Wohnungssuche!


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