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My love bite on your neck

von

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Love bite 34 - Groupie-Tours

Love bite 34 - Groupie-Tours
 

"Bitte Niclas. Biiiiiiitte!"

Ich seufze genervt und sehe Nicole wütend an. "Das geht nicht Nicole! Das weißt du doch!"

"Aber sie werden sich benehmen. Versprochen. Außerdem würden auch nur Penelope und Wendy mitkommen. Kathrin darf nicht."

"Darum geht es doch gar nicht, und das weißt du auch."

"Sie werden nichts erfahren! Ich verrate nichts!" Ich werde langsam aber sicher wirklich sauer. "Und du hast doch gesagt, dass wir ein großes Doppelzimmer für uns haben. Wir drei schlafen in einem Bett und du hast deine Ruhe. Außerdem schläfst du doch sowieso bei Meilo, habe ich recht?"

"Das hat damit nichts zu tun!", begehre ich auf. Woher weiß sie das wieder? Wahrscheinlich konnte sie sich das schon selbst denken. "Meilo hat für uns extra Karten für diesen Club besorgt. Was sagst du deinen Freundinnen, wenn sie nicht mitkommen können? Tut mir leid, aber nur wir beide werden reinlassen, weil der Hauptact zur Familie gehört?"

Nicole macht große Augen, grinst dann jedoch entrückt. "Keith Kandyce gehört zur Familie", flüstert sie ehrfürchtig. "Wahnsinn!"

"Ach Nicole!" Ich sacke förmlich in mir zusammen. Mir ihr vernünftig über dieses Thema reden zu wollen hat gar keinen Sinn.

"Hör auf, einen auf Tucke zu machen! Ich frag Meilo einfach, ob er noch an zwei Karten rankommt. Er kann uns ja auch auf die Gästeliste setzen. Geht bestimmt!" Schon rauscht mein Schwesterherz davon, während sie sich ihr Handy ans Ohr hält. "Meilo? Hallo, ich bins! Ich hab mal 'ne Frage." Oh bitte nicht! Sag nein Meilo!

"Gibt sie immer noch keine Ruhe?" Mama gesellt sich zu mir ins Wohnzimmer.

"Nein. Jetzt quengelt sie bei Meilo weiter, und so wie ich ihn kenne, sagt der noch ja zu dem ganzen wahnwitzigen Plan."

"Was wäre so schlimm daran?"

Entsetzt starre ich meine Mutter an. "Was daran so schlimm wäre?" Sie nickt, als wüsste sie nicht, dass von unserer Beziehung auch nicht das geringste durchsickern darf. "Vergessen, dass von Meilos Zweitleben nichts rauskommen darf?"

"Wie könnte ich das vergessen?", pustet sie. "Wie soll das rauskommen?"

"Da gäbe es viele Wege!" Mir schwirrt der Kopf, wenn ich auch nur darüber nachdenke! "Aber das ist noch nicht alles, was schlimm an der ganzen Sache ist. Ich darf dann nämlich drei Groupies im Teenageralter hüten, obwohl ich viel lieber bei Meilo wäre!"

"Du kannst doch bei ihm sein, was spricht dagegen?"

"Da gibt es tausende von Gründen", sage ich, wobei sich meine Stimme fast überschlägt. "Erstens muss einer auf die Bande aufpassen, damit ihnen nichts passiert. Zweitens dürfen sie Meilo nicht zu Gesicht bekommen, weil sonst die Gefahr besteht, dass eine von ihnen, so wie Nicole, erkennt, wer er ist. Drittens stellen sie mit Sicherheit so viel Unsinn an, dass ich nicht dazu komme, ein klitzekleines Bisschen wertvolle Zeit mit meinem Schatz zu verbringen. Viertens ..."

"Beruhige dich und hol mal Luft. Nicht, dass du mir noch von der Couch kippst", unterbricht mich meine Mutter. Mir rasselt der Unterkiefer nach unten. Hat sie grade gesagt, dass ich mich beruhigen soll?! "Meinst du, Nicole und ihre Freundinnen wollen, dass du sie wie eine Glucke rund um die Uhr bewachst?"

"Eher nicht."

"Na siehst du!"

"Soll ich sie etwa alleine herumrennen lassen?"

"Nein", brummt meine Mutter. "Aber es ist doch ganz einfach." Ach ja? Ganz einfach also? Da bin ich jetzt aber mal gespannt, was da so einfach dran sein soll. "Nach der Autogrammstunde werdet ihr was Essen gehen und dann müsst ihr schon zum Club. Danach ins Hotel, da kannst du sie im Zimmer lassen und zu Meilo gehen. Was ist daran so schwer?"

Bin ich im falschen Film?! "Woher weißt du so gut über den Zeitplan Bescheid?"

Jetzt lächelt meine Mutter wissend und leicht überheblich. "Nicole hat ihn mir schon hunderte Male vorgepredigt. Du bist nicht der Einzige, der sich das ständig von ihr anhören muss. … Jetzt schau nicht so. Das klappt schon. Und wenn Nicoles Freundinnen mitfahren, hat deine Schwester genügend Beschäftigung. Du bist somit aus dem Schneider", sagt sie mit hoher Stimme und macht eine wischende Geste mit ihren Händen. So habe ich das noch gar nicht gesehen.

Bleibt noch die eine Ungewissheit. Diese kleine Kleinigkeit, die unser aller Leben um einen Schlag verändern kann. "Was ist, wenn Nicole sich verplappert?"

"Wird sie nicht." Mama schüttelt den Kopf.

"Was macht dich da so sicher? Es kann alles passieren, bei ihrem hormongesteuerten Teenagerhirn." Hinterher ruft sie noch durch den ganzen Saal, das sie Keith Kandyce kennt, und dass ihr Bruder mit ihm in die Kiste steigt.

"Sei mir jetzt nicht böse, aber Nicole liebt deinen Freund mindestens genauso sehr wie du ihn."

"Und was soll das schon wieder heißen?", knurre ich.

"Das heißt, sie wird alles für ihn tun." Toll!

"Als ob das uns vor einer Katastrophe bewahren könnte!" Ich überkreuze meine Arme vor der Brust und spiele beleidigtes Muttersöhnchen.

"Weißt du, Nicole redet sehr oft mit mir darüber, seit sie über Meilo Bescheid weiß."

"Wirklich?"

"Ja." Sie nickt. "Sie versteht, warum ihr es geheim halten müsst, und sie weiß auch, was passiert, wenn alles rauskommt. Was das für uns, aber auch für Meilo bedeutet. Du musst dir keine Sorgen machen. Nicole ist kein kleines Mädchen mehr." Hatte Meilo mir das nicht auch schon gesagt? Aber wieso traue ich dem Frieden dann nicht? Ober besser gesagt, ich traue Nicole nicht. Früher hat sie mich immer verraten, wenn ich was ausgefressen hatte. Sie hat es geliebt, mir eins auszuwischen, und diese Zeiten sind noch nicht mal lange her. "Du musst lernen ihr zu vertrauen", redet Mama weiter auf mich ein. "Legt endlich euren Streit beiseite. Ihr spielt im gleichen Team." Na das wüsste ich aber!

Doch so sehr es mir auch gegen den Strich geht, tief in meinem Inneren weiß ich, dass Mama recht hat. Mütter haben immer recht. So ein Mist! "Wenn sie was verrät, dann lege ich sie übers Knie. Das schwöre ich dir!", grolle ich und stehe auf.

"Das wird sie nicht. Glaube mir." Ich glaube bald gar nichts mehr. Vielleicht sollte ich wirklich über meinen eigenen Schatten springen, und Nicole etwas mehr Vertrauen entgegenbringen. Und eins muss ich ihr lassen, in letzter Zeit war sie nicht mehr ganz so nervig, wie all die Jahre zuvor.
 

Entschlossen, ihr gegenüber offener und vertrauensvoller zu werden, klopfe ich an ihre Zimmertür. "Komm rein", ruft sie freundlich. Das fängt doch schon mal ganz nett an. Vielleicht zu nett …?

Ich trete ein und sehe sie in ihrem Zimmer umher rennen. Dabei weicht sie ständig den Keith Kandyce Pappfiguren aus. Ein ulkiges Hindernisrennen. "Was tust du?"

"Na packen! Morgen geht es doch los!" Sie stopft einen Stapel Zeitschriften in ihren Koffer.

"Die willst du wirklich mitnehmen?"

"Ich brauche doch Lesestoff und Dinge zum Unterschreiben."

"So viele? Meilo gibt dir nur eine Unterschrift. ... Während der Autogrammstunde jedenfalls."

"Ich weiß noch nicht was ich unterschrieben haben will", meint sie und rast wieder zu ihrem Schreibtisch.

"Ist das nicht egal?" Ich frage mich wirklich, wieso sie so einen Aufstand deswegen macht. Ihr Zimmer platzt doch schon vor lauter Unterschriften. Allein auf den Pappaufstellern sind genügend davon. Mal ganz abgesehen davon, dass sie ja sowieso an der Quelle sitzt.

"Ist es nicht! Oder willst du, dass Wendy und Penelope Wind davon bekommen, dass ich Keith kenne?"

"Sie kommen also mit?"

"Ja. Meilo besorgt noch zwei Karten. Ist das nicht toll?!" Ganz toll.

Ich atme innerlich tief ein. Ruhig bleiben. Du wolltest ihr doch vertrauen. "Wenn Meilo damit einverstanden ist, bin ich es auch", sage ich zu ihr, was mir mehr abverlangt, als es vielleicht den Anschein macht.

"Super! Sie kommen morgen früh zu uns und dann können wir gleich los. Halb sieben ist Abfahrt, richtig?"

"Richtig."

"Ach, ich freue mich ja schon so!", quietscht Nicole und zappelt vor mir auf und ab.

"Yippie", brumme ich mürrisch.
 

***
 

Ich komme gerade aus der Dusche, mit nicht am Leib, außer einem Handtuch, da tauchen Nicoles Freundinnen auf. Ich sehe zu, dass ich Land gewinne, hilft aber nicht, Wendy, die Stillere des Trios, hat mich entdeckt und läuft prompt rot an. Ich lächle einfach und schlängle mich durch den offenen Türspalt in mein Zimmer. Das nennt man wohl einen klasse Start hinlegen! Ab jetzt kann es nur noch schlimmer werden.

Angezogen, und mit meiner kleinen Sporttasche bepackt, verlasse ich mein Zimmer wieder, stelle die Tasche neben die anderen (wie der ganze Kram in mein Auto passen soll, weiß ich zwar nicht, aber nun gut) und geselle mich zu meiner Familie und Nicoles Freundinnen in die Küche.

Meine Mutter wirbelt dort herum, tischt das Frühstück auf, und schnattert dabei in ihrer gewohnten Art wild drauf los. "Kinder, wie aufregend das für euch sein muss! Heute trefft ihr euren Star!" Lautes Mädchenquietschen. Musste das sein, Mama? Die Weiber sind schon aufgekratzt genug. Ich darf es wieder ausbaden.

Mein Vater sieht auch nicht wirklich begeistert aus, ist aber still. Seine Predigt, dass wir ja brav sein sollen, und dass ich auf die Weiber aufpassen soll, hat er gestern Abend schon vom Stapel gelassen. "Ist noch Kaffee da?"

"Aber klar mein Schatz." Mama schenkt mir was ein. Welch Service. "Wendy, Liebes. Magst du nicht auch was essen?"

"Keinen Hunger", fiepst sie.

"Aber das geht doch nicht! Du musst was essen, oder willst du bei der Autogrammstunde umkippen?"

"Nein." Sie schüttelt ihre blonden Löckchen, was meine Mutter als Startschuss sieht, und ihr ein Brötchen auf den Teller legt.

"Ich habe euch noch Brötchen und Obst für unterwegs fertig gemacht", klärt sie uns auf. Ich grinse still vor mich hin. Meine Mutter wie sie leibt und lebt.

Als sie uns ihrer Meinung nach alle zu genüge gefüttert hat, dürfen wir aufstehen und sind endlich bereit, aufzubrechen. Alle schnappen sich ihr Gepäck und los geht's.

Wie schon bei der Fahrt zum Konzert, setzt sich Nicole zu mir nach vorn und die anderen beiden nach hinten. "Willst du nicht hinten sitzen?", frage ich sie.

"Vielleicht nachher", gähnt sie. "Will noch ein bisschen schlafen." Ich kann sie verstehen. Hinten geht schon das Gekicher und Gequietsche los. Kann es sein, dass Nicole sich tatsächlich verändert hat?

Sonst ist sie doch immer eine der Ersten, die herumkichert und herumquietscht. Insgesamt wirkt sie viel ruhiger. Hoffentlich fällt das ihren Freundinnen nicht auf.

Ich starte den Wagen. Sicher mache ich mir darüber unnötig Sorgen. Sobald wir bei Meilo sind, zappelt auch Nicole wieder herum. Ich lege den Rückwärtsgang ein, und will aus der Hofeinfahrt fahren, da zucke ich zusammen. Meilos Demo-CD läuft! Shit!

Nicole schaltet verdammt schnell, holt die CD raus und guckt mich perplex an. "War das Keith?", fragt Penelope.

"Äh ... ja", stottert Nicole. "Tut mir leid Niclas. Ich hab vergessen, dass die da noch drin war."

"Schon gut", nuschle ich.

"Was war das für ein Lied. Das kannte ich gar nicht." Oh verdammt! Warum lass ich Idiot die CD auch im Auto?

"Das war Shine. Eine Unplugged-Version", sagt Nicole. Also ganz ehrlich. Ich muss sie bewundern. Sie schaltet echt verflucht schnell.

"Wirklich? Hat sich gar nicht so angehört."

"War es aber", behaart Nicole. "Du kennst die Version auch."

"Wenn du das sagst, wird es stimmen." Halleluja! Mein Schwesterchen hat's geschafft! "Keiner kennt sich bei Keith so gut aus wie du."

"Stimmt", grinst Nicole und steckt die CD in mein Handschuhfach. "Erinnere mich daran, dass ich meine CD hier drinnen habe." Das war mir sowas von klar, dass sie sich die jetzt krallen will! Aber sie hat es verdient.

"Mach ich", sage ich und fahre los. Wir wollen ja nicht zu spät zur Autogrammstunde kommen.
 

***
 

Viereinhalb Stunden später stehen wir geschafft und müde vor dem Elektromarkt, in dem die Signierstunde stattfinden soll. Überall kreischende Mädchen und Jungen, wohin man blicken kann. "Stehen die bis hier an?", fragt Penelope panisch.

"Sieht so aus", schnaufe ich. Ich bin KO und will ins Hotel!

"Da kommen wir ja nie bis zu Keith!"

"Nur die Ruhe. Wir laufen mal vor und schauen nach." Nicole übernimmt das Ruder. Langsam mausert sich mein Schwesterherz zu einer ganz netten Person. Wirklich erstaunlich.

Wir dackeln ihr nach, bis vor zum Eingang des Elektromarktes. "Ey! Hinten anstellen!", zickt uns ein höchstens fünfzehnjähriger Knilch von der Seite an. Sein Outfit spricht Bände.

Nicole, ganz meine Schwester, drückt ihm einen blöden Spruch rein, ehe sie sich zu uns umdreht. "Es ist noch geschlossen."

"Das kann doch nicht sein", sage ich. "An einem Samstag haben die um halb zwölf noch geschlossen?"

"Sonderöffnungszeiten wegen der Autogrammstunde." Was es alles gibt. Die müssen sich ja einen schönen Verdienst ausmalen, wenn sie die regulären Öffnungszeiten dafür streichen. "Gehen wir wieder hinten hin und stellen uns an. Nicht, dass das Pickelgesicht hier noch einen Tobsuchtsanfall bekommt", sprichts, wirft ihr Haar zurück und schreitet an besagtem purpurfarbenen Pickelgesicht vorbei.

Mir kommen die Tränen. Meine Schwester, verehrte Damen und Herren! Das hier ist meine Schwester! Es ist schön, wenn ich mal nicht im Fadenkreuz ihrer üblen Laune stehe.

"Wenn die noch zu haben, dann haben wir ja doch ganz gute Chancen da rein zu kommen", überlegt Penelope, gibt dann vor Aufregung ein gurgelnd-pfeifendes Geräusch von sich und zittert wie ein kleiner Chihuahua.

Da mir das Anstehen zu dumm ist, frage ich die Mädels, ob ich ihnen was zu Trinken holen soll. Sie bejahen, also latsche ich von dannen und suche einen Laden in der Nähe, der Getränke anbietet. An einem kleinen Imbiss werde ich fündig. Ich berappe einen ungeheuren Preis für vier Miniflaschen Coke und mache mich wieder auf den Weg zurück, da sehe ich aus den Augenwinkeln einen Wagen vorfahren. Aber nicht irgendeinen Wagen, nein! "Meilo", flüstere ich fassungslos. Das da ist tatsächlich Meilos Karre, der hinter dem Elektromarkt hält!

Ich schaue hinüber zur Schlage bestehend aus unzähligen Keith-Fans, dann wieder zu Meilos Wagen. Neben ihm hat ein weiteres Auto gehalten. Sein Manager steigt aus, sowie zwei bullige Kerle, die ganz nach Security aussehen. Dann ist Meilo schon im Keith-Outfit. Das bestätigt sich auch gleich, als ich ihn erblicke. Geschminkt, gestylt und mit neuer Frisur (er hat sich seine Seiten ganz kurz rasiert und die oberen Haare nach hinten gekämmt, was nicht schlecht aussieht, muss ich zugeben), läuft er mit ausholenden Schritten auf eine große Tür zu, die augenscheinlich in den Lagerbereich des Marktes führt. Neben ihm bauen sich die beiden Sicherheitsmänner auf, gefolgt von Gerd. Weg sind sie. Keinen Grund mehr für mich hier zu bleiben.

Zurück bei den Mädels verteile ich die Flaschen und zücke mein Handy. *Groupie-Tours ist gelandet. Übrigens: Schickes Outfit*, sende ich auf Meilos Handy. *Und schicke Sicherheitsleute hast du da ;-)* Ob er meine Nachricht noch vor der Signierstunde lesen wird, bezweifle ich, aber einen Versuch ist es wert.

"Schreibst du Meilo?" Nicoles neugierige Nase schiebt sich rüber zu mir.

"Ja."

"Ist er ... angekommen?"

"Ja, eben. Hab ihn gesehen", sage ich leise zu ihr.

"Cool", haucht Nicole. Cool? So kann man es auch sehen.

Was aber leider nicht cool ist, ist die Warterei. Wie lange es dauern wird, bis Meilo bereit ist, für den Ansturm an unterschriftgeilen Teenagern, weiß nur er. Dass die Signierstunde nicht pünktlich beginnen wird, dürfte schon jetzt klar sein. Es ist zehn nach Zwölf. "Wollen die nicht bald mal aufmachen da vorn?", quengel Penelope. Auch Wendy sieht sehr unzufrieden aus. Sie trullert ständig eine ihrer lockigen Strähnen um ihren Zeigefinger.

"Wir könnten Keith ja anrufen und nachfragen", lacht Nicole. Mir bleibt das Herz stehen!

"Schön wäre es", seufzt Penelope. Ein Joke! Sie denken, Nicole hat einen Joke gemacht! Ist doch logisch. Immer locker bleiben Niclas.

Nach dem Schrecken, kratze ich gelangweilt an der Innenseite meiner Hosentasche herum. Ich hasse es zu warten! Ich hasse, hasse, hasse, hasse, hass...e? Mein Handy vibriert. Das kann nur er sein!

Ruck zuck habe ich es aus meiner Jackentasche gezogen und schaue nach. *Du hast mich gesehen? Warum hast du dich nicht bemerkbar gemacht?* Witzbold! Wie denn mit, Nicoles Freundinnen im Rücken und so bewacht, wie er war? Soll Gerd gleich auf mich Aufmerksam werden?

*Ging nicht. WIR warten auf Keith*, schreibe ich ihm allerdings bloß. Mal hoffen, dass ihm das als Antwort reicht.

Sekunden später seine Antwort. *Ach so. Dauert nicht mehr lange. Geht gleich los ;-* Bussi* Hui! Ein Kuss-Smiley und ein Bussi!

Ich zeige die Nachricht Nicole, die daraufhin lächelnd zu mir aufblickt. Glaubt sie etwa, der Kuss wäre für sie?! Nix da! Guck wo anders hin, Püppi! Ich stecke mein Handy wieder weg, und weiter geht das Warten.

Als vorne endlich Bewegung in die ganze Sache kommt, fangen die Ersten an zu schreien. Die Türen sind noch nicht ganz offen, da stürmen die Teenager schon los. Plötzlich komme ich mir sehr, sehr albern vor. Ich stehe zwischen lauter Teenagern! Ich schaue mich um und erkenne, dass noch mehr 'Erwachsene' ihre Sprösslinge behüten. Es beruhigt mich, dass ich nicht der Einzige bin, der über sechzehn ist.

"Es geht los! Oh mein Gott! Ich kann's nicht fassen! Gleich treffen wir Keith!" Penelope zittert aufgeregt. Wohl zu viel Coke genascht? Auch Wendy gibt einen aufgeregten Laut von sich. Nicole dagegen wirkt gelassen. Man könnte es auch mit einer Schockstarre verwechseln, was gut ist, denn sonst wäre das Verhalten meiner Schwester heute doch ganz schön auffällig.

"Was lässt du unterschreiben?", möchte Penelope von meiner Schwester wissen. "Hast du dich schon entschieden?"

"Ja. Die neue DVD."

"Für was brauchst du die eigentlich noch? Du hast doch schon so viele Unterschriften dank Niclas' Freund, der dir alles besorgen kann." Oha. Geht jetzt etwas das eifersüchtige Gekeife zwischen Fans los? Muss ich schlichten?

"Das ist doch nicht das Gleiche", antwortet Nicole gelassen. "Jede Unterschrift bedeutet nichts, solange man sie nicht selbst ergattert hat." Weise Worte, mein Schwesterchen. Ich habe heute allen Grund, stolz auf sie zu sein. Woll'n mal sehen, ob das auch so bleibt.
 

Die Schlange schreitet relativ schnell voran. Anscheinend werden die Fans im Hochgeschwindigkeitsmodus an Meilo vorbeigeschleust. Massenabfertigung eben. Vielleicht noch schnell ein Foto, dann aber nichts wie weg von Mr. Kandyce. Der Nächste bitte!

Im Elektromarkt schwillt der Lautstärkepegel um ein Vielfaches an. Dachte ich, draußen wäre das Geplapper und Geschreie schon laut, ist es drinnen noch viel schlimmer. Aus unzähligen Boxen kreischt Keith Kandyce, der Bass wummert hart. "Hat jemand von euch zufällig eine Kopfschmerztablette dabei?", frage ich in die Runde. Einstimmiges Kopfschütteln. Damm muss ich eben weiter leiden.

Ich schlürfe an meiner mittlerweile schal gewordenen Coke und schaue mich um. Meilo ist noch nicht in Sicht. Die Schlange von aufgeregten und teilweise flennenden Fans biegt in ungefähr fünf Metern nach rechts ab. Dort, wo sie das tut, fangen die Wartenden an zu kreischen und einige neigen zu regelrechten zusammenbruchartigen Anfällen. Ich gehe jede Wette ein, dass Keith der Grund dafür ist. An der Biegung angekommen, gewinne ich meine imaginäre Wette. Dort sitzt er. Keine zehn Meter von uns entfernt. Die Sicherheitsmänner stehen nicht unweit von ihm entfernt und gucken jeden grimmig an. Eine große Wand, bestehend aus bunten Bildchen seinerseits und dicken Schriftzügen seines Künstlernamens, steht hinter seinem Sitzplatz. Autogrammkarten stapeln sich neben ihm und Keith CDs und DVDs sind geschickt daneben platziert. Die perfekte Verkaufs-Maschinerie.

"Oh Gott! Oh-mein-Gott!" Die arme Penelope klammert sich an Nicole fest. "Er ist es! Er ist es wirklich, oder? ... Oder?!" Wendy winselt ein Ja und Nicole gibt ein Seufzen von sich.

"Ist er nicht wundervoll?", flüstert meine Schwester verträumt. Ja, ist er. Trotz dieser lächerlichen Siebzigerjahre-Gedenkschuhe und dem goldenen Flitter im neu frisierten Haar. Was hat er sich denn dabei wieder gedacht? Nachher klebt dieser ganze Zauber-glimmer-glitzer-Kram wieder an mir, denn mit einmal duschen geht das Zeug nicht weg. Tragischerweise kenne ich mich damit aus. Wenn euch nach einem guten Blow Job Glitzer im Schritt klebt, dann wisst ihr, ihr hattet gerade was mit einem Popstar. (Oder seid beim Karneval stockbesoffen von einem männlichen Elfen verführt worden, aber das ist eine andere Geschichte.)

Je näher wir dem aufgebauten Podest kommen, an dem Meilo sitzend hinter einem Tisch thront, desto hibbeliger werden Nicoles Freundinnen. Aber auch meine Schwester wird zusehends aufgeregter. "Geht's?", frage ich sie grinsend. Sie nickt, schenkt mir einen Blick, der sagt: Das wird schon, und geht wieder einen Schritt vor. "Wenn wir vorne sind, stelle ich mich auf die Elternparkbank."

"Von mir aus." Hm ... Obwohl ... Meilo könnte meinen Arm signieren. Wäre das nicht ein Spaß?

Ich scanne die Umgebung nach Gerd ab, sehe ihn aber nirgends. Lauert er im Hintergrund? Falls er mich erkennen würde, wäre das nämlich mal so gar nicht gut. Dann halte ich mich mal lieber im Hintergrund auf. Sicher ist sicher. Doch mit jedem Schritt, den ich Meilo näher komme, wird die Versuchung größer es doch zu tun. Andererseits sind Nicoles Freundinnen dabei. Sie werden sich fragen, warum ich mir den Arm bekritzeln lasse. Aktion abgeblasen, würde ich sagen. Ich lächle Nicole an, wünsche den drei Mädels viel Spaß bei meinem Freund (das sage ich so natürlich nicht), und dackle zu der kleinen Versammlung an Eltern, die fleißig Bilder machen, sobald ihr Sonnenscheichen bei meinem Loverboy angekommen ist. Geht das nur mir gerade so, oder hörte sich das leicht pervers an?

"Ganz schön was los hier, nicht?", frage ich einen älteren Herren, der dem Spektakel grimmig zuschaut.

"Pff!", pustet er und guckt noch grimmiger drein, was schon an ein Wunder grenzt. "Sowas hätte es früher nicht gegeben!", spottet er.

"Aber Berthold. Die Zeiten ändern sich." Die Dame, die neben ihm steht, höchstwahrscheinlich Bertholds Frau, lächelt milde.

"Eine Schande ist das!" Berthold ist ja ein ganz entzückendes Exemplar von einem Mann. "Schwuchteln!" Ja aber hoppla! Der Arsch hat gerade meinen Freund, mich und die gesamte homosexuelle Gemeinschaft beleidigt!

"Haben Sie etwa was gegen Schwuchteln?", frage ich ihn angriffslustig und drehe mich zu ihm. Seine Augen fliegen zu mir, er grunzt, und guckt wieder nach vorn. Ich hätte nicht übel Lust, ihm hier und jetzt die Meinung zu geigen, aber ich beherrsche mich. "Mutig, so etwas zu sagen, wo so viele von uns 'Schwuchteln' hier sind", zische ich bloß, lasse den Kerl stehen und suche mir ein freundlicheres Plätzchen zum Warten.

Ich finde eins neben einer pummeligen Frau in greller Kleidung. Sie hat sich in ihr wasserstoffblondes Haar pinke Strähnchen färben lassen und knipst unermüdlich Fotos von meinem Schatz und ihrem Sohn, der nur noch drei aufgelöste Teenies vor sich hat, bis er bei Keith ist. "Schatz! Schahatz!" Die stolze Mama fuchtelt wild mit ihrer freien Hand.

"Lassen Sie das lieber", rate ich ihr. "In diesem Alter halten uns die Teenies für peinlich." Dass sie mir selbst in meinem Alter noch peinlich wäre, lasse ich unausgesprochen.

"Glauben Sie?"

"Nein. Ich weiß es sogar. Sehen sie die das Mädchen mit der DVD in der Hand?" Ich nicke in Nicoles Richtung. "Das ist meine Schwester."

"Ach ist die goldig!" Hä?! Na wenn sie meint.

"Und jetzt passen Sie mal auf. ... Nicohoool! Juhu!" Ich winke ihr zu und grinse dümmlich, was bei ihr pure Verwirrung und peinlich berührte Blicke hervorruft. "Sehen Sie? Ich bin total peinlich."

Die pink-strähnige Mutter guckt nicht weniger dumm aus der Wäsche als mein Schwesterherz. "Aber ich bin doch so aufgeregt!", japst sie und knipst erneut drauf los.

"Das ist Ihr Sohn auch." Ich glaube, meine guten Ratschläge gehen bei ihr in Schall und Rauch auf. Sie hört nicht weiter auf mich, was daran liegen mag, das ihr Kleiner nun bei Keith angekommen ist. Langsam frage ich mich, wer von beiden der größere Fan ist.

Egal. Ich beschließe, keinen der Verrückten hier mehr anzusprechen und lehne mich gegen eins der Verkaufsregale hinter mir. Dabei beobachte ich die Groupies, die meinen Schatz anhimmeln, und selbstverständlich auch ihn. Meilo lächelt all seine Fans freundlich an, stellt sich für Selfies zur Verfügung und schreibt überall seine Unterschrift drauf. Im Stillen bedauere ich ihn. Das muss ein Höllenjob sein. Mir ginge das ganze Spektakel nach einer Minute schon auf den Sack.

Ich bedaure ihn weiter, beobachte still und gucke den strahlenden Gesichter nach, die an mir vorbeilaufen, nachdem sie sich ihre Fotos und Unterschriften abgeholt haben. So lange, bis meine Schwester und ihre Freundinnen dran sind. Als Meilo Nicole erkennt, lächelt er breit, spielt auch hier Fotomodel und zückt den Edding, um die DVD zu unterschreiben. Unwillkürlich muss ich an die Kneipe M denken. Wie wir unter dem Tisch gehockt haben, um dieses höchst seltsame Ritual zu vollziehen. Ein warmes Pochen überzieht meine Bauchregion. In solchen Momenten fehlen mir einfach die Worte, um zu beschreiben, wie sehr ich diesen Mann liebe.

Das Pochen verstärkt sich plötzlich. Mein Blick saust von ganz allein von Nicole zu Meilo und trifft auf seinen. Er hat mich entdeckt. Zu dem Pochen gesellt sich eine Gänsehaut. Verstohlenes Lächeln, eindeutige Blicke, viel zu kurz, als dass sie jemand anderer außer ich bemerken könnte. Auf der Stelle schiebt mein Herz Überstunden und in mir wächst das Verlangen. Ich will zu ihm! Jetzt sofort!

Leider weiß ich nur zu gut, dass das nicht geht. Ich werde mich bis nachher gedulden müssen, weiterhin hier dumm herumstehen, den anderen zuschauen, wie sie quietschend und hechelnd vor meinen Mann stehen und so tun, als ginge mich das alles gar nichts an, und das behagt mir gar nicht.

"Hätte ich auch Fotos von dir schießen sollen?", frage ich Nicole, als diese zu mir läuft.

"Nö. Ich habe was besseres." Was genau sie besseres hat, das kann ich mir sehr gut vorstellen. "Aber ich mach mal welche für Wendy und Penelope." Mit erhobenen Handy steht sie da, knipst, wechselt dann jedoch zum Videomodus und hält schon auf Meilo und ihre Freundinnen drauf.

Die beiden sind auch schnell abgespeist und kommen schließlich auf uns zu geschwebt. "Das war so ... so ... AHHH!" AHHH! Meine Ohren! Darauf hätte ich gefasst sein müssen. Die Einzige, die verbal gesehen ruhig bleibt, ist Wendy. Auch wenn sie so aussieht, als hätte sie sich ihr Leben lang bloß von Tomaten ernährt. "Können wir noch bleiben?", quengelt Penelope, doch einer der Marktangestellten versucht uns schon zu verscheuchen.

"Gehen wir dort rüber", schlage ich vor und zeige auf die Rolltreppe. "Von oben könnt ihr auch noch was sehen, wenn ihr mögt." Ich bin heute verdammt kinderfreundlich, was? Vor der Rolltreppe bleibe ich jedoch stehen. "Geht ihr hoch, ich will noch was erledigen. Aber dass ihr mir den Markt nicht verlasst!"

"Solange Keith hier ist, bekommt uns niemand weg", lacht Nicole.

"Fein. Dann bis gleich. Und falls was ist, ruft mich an."

"Jaha", schnaubt Nicole genervt und rollert nach oben. Ihre aufgelösten Freundinnen im Schlepptau. Und was tue ich? Getrieben vor Verlangen und Sehnsucht nehme ich die Beine in die Hand, und verlasse den Elektromarkt.

So unauffällig wie es geht, schleiche ich mich zu Meilos Auto. Was ich tun werde, wenn ich da bin, weiß ich noch nicht. Erstmal sehen, was da so alles ist. Vielleicht kann ich mich ja irgendwie einschmuggeln und in irgendeinem Kämmerlein auf ihn warten. Dass das zeitlich gar nicht möglich ist, verdränge ich. Allein der Gedanke daran, es vielleicht tun zu können, ist schön.

Ich bin noch nicht ganz angekommen, da sehe ich einen bulligen Kerl, der ein paar Teenager verscheucht. Die hatten wohl ähnliche Gedanken wie ich. "Macht, dass ihr weg kommt. Hier gibt's nichts zu sehen", grantet der Sicherheitsmann und macht einen auf dicke Eier. Er wartet, bis die enttäuschten Balgen weg sind, stemmt seine dicken Arme in die Hüfte und tut noch ein paar Sekunden auf Mr. Wichtig. Dann dreht er sich um und stampft breitbeinig auf die große Eisentür zu, in die Meilo vorhin verschwunden ist. Dort platziert er sich und sieht sehr gefährlich aus.

Na wunderbar! Mich bis zu Meilos Karre heranzupirschen ist somit unmöglich. Der Typ wird mich auch verjagen, falls ich es versuche. Mein Plan geht in Luft auf. Ich muss wohl oder übel warten, bis heute Abend, es sei denn, mir fällt noch was ei.. "Hey, Sie da!" Ich zucke furchtbar zusammen. Hinter mir ist jemand! Ich drehe mich wie vom Blitz getroffen einmal um die eigene Achse und erschrecke noch mehr. Ach du Scheiße! Das ist Gerd! "Was tun Sie hier hinten?" Giftig glotzt er mich an. Erkennt er mich?

"Muss pissen", grolle ich mit möglichst dunkler Stimme.

"Was?"

"Ich hab Druck. Zu viel Bier." Gerd verzieht angeekelt das Gesicht.

"Aber nicht hier verstanden? Hier wird gleich alles abgeriegelt, also such dir 'ne andere Ecke zum Pinkeln." Er lässt mich einfach stehen und ich bete stumm dreißig Ave Marias. Er scheint mich nicht erkannt zu haben! Uff!

Die Lage wird mir zu brenzlig, und mein Plan, Meilo irgendwie und irgendwo für nur ein paar Sekunden nur für mich zu haben, geht endgültig in Rauch auf. Rückzug, meine Herrn. Heben wir uns den Sturm auf Meilo für nachher auf.
 

***
 

"Ich will nur meine Schwester und ihre Freundinnen holen."

"Sie kommen hier nicht rein. Stellen Sie sich hinten an."

"Aber ich war doch schon da drinnen!" Der rafft es nicht!

"Ja, ja. Das kann ja jeder sagen." Aaahrrg! So ein Pisser! Ich knirsche mit den Zähnen und balle die Hände zu Fäusten, mache notgedrungen auf dem Absatz kehrt und zerre mein Handy hervor. "Nicole? Ich komme nicht mehr ins Geschäft rein. Ich warte draußen auf euch", berichte ich meiner Schwester.

/Warum bist du denn raus gegangen?/ Weil ich Dummarsch geglaubt habe, so irgendwie in Meilos Nähe zu kommen.

"Brauchte mal frische Luft." Die Wahrheit kann ich ihr unmöglich sagen. Ich komme mir auch so schon oft genug vor wie ein liebesblinder Volltrottel. "Sehr einfach zu, dass ihr raus kommt, bevor alle anderen auch gehen wollen."

/Wendy möchte sich aber noch eine CD kaufen./

"Dann soll sie sie kaufen und dann kommt her. Wir müssen noch ins Hotel ehe wir in den Club fahren."

/Ist gut. Bis gleich./ Aufgelegt. Das mit dem Club hat gewirkt.

Jetzt muss Nicole nur ihre Freundinnen dazu überreden, mit ihr zu gehen, denn die wissen noch nichts von heute Abend. Nicole möchte sie überraschen, also lasse ich ihr das Vergnügen.

Ungeduldig trete ich von einem Fuß auf den anderen, bis schließlich eine entspannt wirkende Nicole und zwei schmollende Freundinnen aus dem Elektromarkt kommen. "Na endlich!", schnaufe ich. "Wird auch mal langsam Zeit."

"Warum konnten wir noch nicht bleiben?", mault Penelope. "Keith ist noch da!"

"Seid lieber mal froh, dass ich euch überhaupt mitgenommen habe, und jetzt los!" Ich scheuche die drei zum Auto, ziehe Nicole allerdings etwas Abseits. "Sag es ihnen endlich. Die reißen mir sonst noch den Kopf ab."

"Nachher", zischt sie. "Die Karten liegen doch im Hotelzimmer, oder?"

"Ja."

"Dann überleg dir lieber mal eine Ausrede, warum die da liegen", spricht's und lässt mich einfach stehen.

"Oh Shit." Wie konnte mir denn das entgehen? Diese ganze Aktion artet echt in Arbeit aus, kann ich euch sagen! Und es macht überhaupt keinen Spaß, mit drei Teenies eingepfercht in einem Auto zu sein, während sie dir mit den Augen tödliche Blitze entgegenschleudern, obwohl du dir dringend was einfallen lassen musst, warum Eintrittskarten auf dem Hotelzimmer hinterlegt worden sind, in denen du gleich mit eben jenen drei Teenies einchecken möchtest. Ich will nach Hause!

Im Hotel warte ich nervös an der Rezeption, bis man mir die Schlüsselkarte übergibt. "Einen schönen Aufenthalt Ihnen und ihren ... Begleitungen."

"Danke", schnaube ich und sehe zu, dass ich Land gewinne, damit sie mich nicht weiter so anklagend anstarren kann. Die Tusse denkt sich jetzt bestimmt sonst was. Am liebsten hätte ich ihr gesagt, dass ich schwul bin. Hinterher steht morgen früh die Polizei vor unserer Hoteltür. Wie gut, dass ich dann bei Meilo sein werde! Soll Nicole das ausbaden.

Als wir vor der Zimmertür stehen, ist mir immer noch keine geeignete Ausrede für die Karten eingefallen. Die Zeit wird knapp. "Mädels? Wollt ihr mal das Video sehen, dass ich gemacht habe?", höre ich Nicole hinter mir fragen.

"Du hast eins gemacht?! Echt?!"

"Oh, zeig mal."

Ich drehe mich um und schaue die drei an. Sie hängen an Nicole und starren wie hypnotisiert auf ihr Handy. 'Na los!', formen Nicoles Lippen und sie zieht die Augenbrauen hoch. Ich verstehe. Ausgekochtes Ding! Sie hat doch meine Gene. Und sie scheinen frischer zu sein als meine, was aber auch nicht schwer ist, nachdem, was ich heute schon alles über mich ergehen lassen musste. Kein Wunder, dass meine grauen Zellen nicht mehr wollen. Sie möchten nur noch bei Meilo sein, sich in seinen Armen ausruhen und genesen. Ich kann sie verstehen.

Ich schiebe die Karte durch den Schlitz und trete ein. Schnell orientiert, das Zimmer ist riesig, schon habe ich das Hauptschlafzimmer gefunden. Und Bingo! Da liegen sie. Ich beeile mich und klaube sie von der Bettdecke. Keine Sekunde zu spät. Nicole plus Anhang kommen ins Hotelzimmer gestürmt. "Wahnsinn! Ist das riesig!", staunt Penelope. "Hier pennen wir heute Nacht?"

"Ja. Ihr könnt das große Bett haben." Bin ich nicht edel und uneigennützig? "Ich schlafe nebenan."

"Geil!" Ich kann gerade noch zur Seite springen, als Penelope sich auf das große Bett wirft. "Hätten wir doch jetzt Keith bei uns", kichert sie. Oh Kleines. Er wird gar nicht mal so weit entfernt sein. Zwei Türen weiter, und du bist in seinem Zimmer.

Apropos. "Habt ihr Hunger?" Ein einstimmiges Ja ertönt. "Wollt ihr hier essen, oder unten?"

"Hier!", schreit es aus drei Hälsen.

"Dann bestellt euch was. Ich bin noch mal kurz unten was klären." So. Die wären beschäftigt.

Ich dagegen quetsche mich wieder in den Aufzug, rausche mit ihm nach unten und laufe wieder zur Rezeption. Diesmal passe ich auf, dass ich nicht wieder bei der misstrauischen Frau lande. Ich habe Glück. Ein junger Mann kommt zu mir. "Es müsste eine Schlüsselkarte für Ed Towing hinterlegt worden sein."

"Ich schaue mal nach."

"Danke."

Der Rezeptionsfuzi tippt auf seiner Tastatur herum. "Oh ja. Da haben wir es. Zimmer 314. Eine zweite Zimmerkarte für Ed Towing."

"Genau."

"Einen Moment bitte, ich hole sie."

"Ist gut." Gib schon her!

Als sie mir endlich übergeben wird, flitze ich so schnell wie möglich wieder hoch, steuere Zimmer Nummer 314 an und trete ein.

Erleichtert lehne ich mich an die geschlossene Tür. "Endlich allein", flüstere ich und fühle mich noch ein Stück besser, als ich Meilos Koffer in der Ecke stehen sehe. Ein warmes Gefühl des Zuhauseseins stellt sich bei mir ein. Wo Meilo ist, da bin ich zuhause. Dieses Gefühl merke ich mir für die weitere Wohnungssuche.

Ich stoße mich von der Tür ab und steure das Bett an, auf das ich mich seufzend drauf fallen lasse. Es duftet frisch und rein, und ich meine sogar Meilo zu erschnüffeln.

Ein paar Minuten bleibe ich so liegen, gönne meinen malträtierten Ohren etwas Ruhe und drehe mich dann auf den Rücken, um Meilo eine Nachricht zu schreiben. *Bin angekommen. Hat alles geklappt.* Er weiß, was damit gemeint ist. Jetzt noch eine Kleinigkeit essen, dann gehe ich wieder rüber zu den Mädels. Ich schätze, uns allen tut es gut, wenn ich fürs erste in Meilos Suite bleibe.
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Usaria
2016-11-08T20:41:10+00:00 08.11.2016 21:41
chaos-kao, nicht nur du, ich auch!

Hallo Fara! Wusst ich´s doch! Da ist nix mit Kuscheln! Oder doch?! Wir werden sehen! Dieses Kapitel war wieder so herzerfrischend! Jetzt weiß ich was auf mich zu kommt, wenn meine Nichte mal zu einer Autogramm Stunde will!

Nic: Keine Sorge Usaria, ich fühle mit dir" grinst Spitzbübisch
Ich: Danke Nic, kommst du mit?
Nic: Ich fühle mit dir, aber ich leide nicht mit dir! Mit hat diese schon gereicht!

Ich weiß er ist dein Charakter aber, das musste jetzt sein, ich hoffe du bist mir nicht böse?
Ich freu mich schon auf den Clubabend!
Antwort von:  Fara_ThoRn
11.11.2016 19:07
Frag nicht mich, sondern Meilo. xD Ist schließlich sein Freund, den du dir ausleihen magst *lach*
Von:  chaos-kao
2016-11-08T13:22:27+00:00 08.11.2016 14:22
Bei dem Vergleich mit dern Faschingselfen hab ich Tränen gelacht. Im Bus. Ich glaub die haben mich alle für irre gehalten :D Ein sehr amüsantes Kapitel auf alle Fälle. Nic tut mir echt leid - und Keith auch. Bin gespannt ob das alles gut gehen oder ob es Drama geben wird :)
Antwort von:  Fara_ThoRn
11.11.2016 19:09
xDDD Macht doch nix. Mich halten andere Leute auch oft für irre. Also irre bekloppt. Ich weiß also aus Erfahrung, dass es schlimmeres gibt *ggg*


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