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My love bite on your neck

von

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Love bite 24 - Bayrische Hitze

Love bite 24 - Bayrische Hitze
 

"Rein da! Und beeil dich!"

"Ja, ja." Ich renne zum Badezimmer, halte aber kurz davor an. "Die Tüten!" Total vergessen! Meilo erschrickt, dreht sich suchend herum. "Hinten bei deinen Koffern!" Dort hatte ich sie abgestellt.

"Moment. Ich hole sie. Geh du schon ins Bad." Ich befolge seinen Befehl und betrete nervös das große Badezimmer. Für dessen Glanz und Tamm Tamm habe ich gerade keine Augen. Gerd ist auf den Weg hier her.

Ich konnte mich gerade so in Meilos Hotelzimmer schleichen, da rief dieser Idiot auch schon an und sagte, er sei schon unterwegs zu ihm. Meilo meinte, er hätte sich ziemlich sauer angehört. So ein Scheiß! Am liebsten würde ich diesen Mistsack erwürgen! Gerade, wo mein Schatz wieder gute Laune hatte.

"Hier!" Die Tüten mit meinen Anzügen und dem Haarteil kommen mir entgegengeflogen. "Und sei leise!"

"Keine Sorge. Ihr werdet keinen Ton von mir hören."

"Gut." Meilo lächelt mich ebenso nervös an, wie ich mich fühle, und schließt die Badezimmertür. Ich schließe hinter ihm ab, dann gebe ich Gas, steige aus meinen Kleidern und wühle nach einem Anzug. Mir egal, welcher es wird. Hauptsache, ich trage überhaupt einen, wenn Gerd hier antanzt. Ich steige in die Anzughose, knöpfe sie zu, da klopft es draußen leise an die Tür der Suite. Das wird er sein! "Komme!" Meilos Stimme, die durch den Flur hallt. Dann Schritte. "Hey", begrüßt er seinen noch-Manager.

"Wo warst du so lange?", grantet er meinen Liebling an. Ich knirsche mit den Zähnen. Arschloch!

"Bin gleich fertig."

"Das will ich hoffen! Du bist spät dran!"

"Reg dich ab. Ich konnte nichts dafür. Das Auto war Schuld."

"Dann fahr das nächste Mal mit uns. Immer deine Extrawürste." Langsam werde ich wirklich sauer. Ich spüre richtig, wie die Wut in mir hochschießt und mein Blut zum Kochen bringt. Was bildet sich dieser Schnösel eigentlich ein?! Trotz meiner Wut atme ich tief durch. Ich muss Ruhe bewahren und mich anziehen. Sobald Meilo zurück ist, muss ich Logan Wittmen sein. Meilos Berater in allen Lebenslagen. Außerdem muss ich mir noch irgendwie eine Geschichte zurechtlegen, wie ich dazu gekommen bin, Meilo zu beraten. Auf jeden Fall arbeite ich für keine Firma, denn danach zu recherchieren habe ich keine Zeit mehr und wäre auch viel zu gefährlich. Gerd könnte dort nachfragen und mich auflaufen lassen. Eine Facebookseite wäre auch nicht schlecht. Dafür brauche ich allerdings Fotos. Und Freunde! Woher nehme ich die auf die Schnelle? Okay. Die Facebookidee ist gestorben. Aber ich brauche irgendwas. Oder vielleicht doch nicht? Mal überlegen. Ich bin ein exzentrischer reicher Kerl, der nicht in der Öffentlichkeit stehen will. Ja! Genau! Meine Beratungskünste sind ein Geheimtipp. Ha! Genial! … Keine Ahnung, ob das hinhaut.

Gut, das überlege ich mir noch genauer. Jetzt muss ich zusehen, dass ich fertig werde. Ich wasche mich notdürftig, duschen wäre zu auffällig, solange Gerd hier herumrennt, ziehe mich an und überschütte mich mit einem Rasierwasser, das ich mir eben noch schnell im Drogeriemarkt gekauft habe. Deswegen war ich auch ein wenig zu spät. Aber ein reicher Schnösel muss unbedingt gut duften, nicht? Rasieren tue ich mich nicht, das geht schon so. Jetzt ist diese dämliche Strumpfhose dran, die ich mir mühsam über die Rübe spanne. Ich fluche ein paar Mal lautlos, dann habe ich es geschafft und meine Haarpracht darunter plattgedrückt. Apropos Haarpracht. Die Perücke! Wo ist die Perücke? Ich wühle alle Tüten durch, und finde sie, natürlich, in der Letzten. Umständlich fummle ich so lange an ihr herum, bis sie einigermaßen sitzt. Noch ein bisschen richten und "Wieso ist hier abgeschlossen?" Verdammt! Gerd rüttelt am Türgriff! "Hallo? Wer ist da?" Lautes Klopfen.

Keine Panik Niclas! Nur mit der Ruhe. "Besetzt", rufe ich mit dunkler, donnernder Stimme.

"Meilo? Wer ist da drinnen?" Ich höre, wie mein Schatz etwas sagt, verstehe aber nicht was.

Mit zitternden Fingern lege ich mir die Uhr um, die mir Meilo geliehen hat, schlüpfe in die teuer aussehenden Schuhe und trete an die Tür. Irgendwie versuche ich mich in meine 'Rolle' zu finden, puste die zuvor hektisch eingeatmete Luft langsam aus meinen Mund wieder heraus und schließe auf. Schwungvoll ziehe ich die Tür auf und werfe diesem Gerd einen eiskalten und überheblichen Blick zu. Da er kleiner ist als ich, wirkt das ganze noch eindrucksvoller. "Ja?", frage ich ihn barsch.

"Dürfte ich fragen, wer Sie sind?", blafft mich Meilos Manager an.

"Das Selbe könnte ich Sie fragen. Einfach gegen die Tür hämmern. Eine Unverschämtheit!" Trage ich zu dick auf? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall muss ich ihm gleich klar machen, dass ich hier das Alphamännchen bin. So macht man das doch in der Geschäftswelt. Seine Konkurrenten mit dicken Eiern beeindrucken. Wer die dicksten hat, regiert das Revier und mein Revier heißt Meilo. Ihm gehört ja schließlich auch ein gewisser Anteil jener Eier.

Gerds Unterkiefermuskeln verrichten Schwerstarbeit. Wir messen uns mit Blicken, starren uns an. Am Ende bin nicht ich derjenige, der nachgibt, sondern er. Was für ein gutes Gefühl! "Wer ist das?!", richtet er sich sichtlich stinkig an Meilo.

Dieser guckt erst ihn, dann mich nervös an. Ich denke, ich stelle mich mal besser selbst vor. "Ich bin Logan Wittmen. Und Sie sind?" Ich hebe den Kopf etwas an, um noch arroganter zu wirken.

"Gerd Ballreich. Ich bin sein Manager. Und Sie sind nicht befugt ..."

"Ach, Sie sind das? Der Manager."

"Ja", sagt er lauernd. "Der bin ich. Was ich aber immer noch nicht weiß ist, was sie im Badezimmer meines Klienten tun."

"Oh Verzeihung." Ich lächle milde. "Es muss Ihnen ja verdächtig vorkommen, dass ich einfach im Bad herumlungere." Angriff ist noch immer die beste Verteidigung.

"Verdächtig ist noch gar kein Ausdruck", knurrt Gerd jedoch.

Ich versuche locker und lässig auszusehen. "Ich bin beruflich hier", fange ich an zu erklären. "Ab heute bin ich Herr Haugs Berater." Ich grinse überheblich und Gerd? Der macht große Augen. "Wirklich interessant, Sie mal kennenzulernen", sage ich zu ihm und um noch eins oben drauf zu setzen, reiche ihm die Hand. Zögernd nimmt er sie an. Ich greife fest zu. Er ebenfalls. Bestimmt treten unsere Fingerknöchel weiß hervor, doch das sehe ich nicht, weil wir beide uns wieder wie zwei Raubtiere vor dem Angriff anstarren.

"Äm Gerd? Wir müssen los." Meilo geht dazwischen, der die angespannte Lage erfasst hat. "Wir kommen sonst zu spät." Man merkt, dass Gerd nur ungern derjenige ist, der zuerst loslässt. Wieder so ein Alphamännchen-Gehabe. Wieder habe ich gesiegt. Zwar mit Meilos Hilfe, aber wir spielen ja auch im selben Team.

"Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen mit Ihnen, Herr Ballreich." Er schenkt mir nur einen grimmigen Blick, dann geht er Richtung Tür. "Bis nachher", verabschiede ich Meilo. "Ich warte hier."

"Tun Sie das", lächelt mein Schatz mich an und trollt sich, damit er mit seinem Manager Schritt halten kann.

"Pass auf dich auf, Schatz", flüstere ich in die Leere des Raums. Ich lasse ihn nur ungern mit diesem Idioten ziehen, aber was soll ich schon großartig tun? Ich muss erstmal mein Berater-Ich heraufbeschwören und alles in diese Rolle legen. Gerd darf keinen Verdacht schöpfen.
 

Meilo sagte vorhin zu mir, er käme um circa halb fünf wieder zurück. Bis dahin muss ich mir eine Art kurzen Lebenslauf zusammenschustern. Gerd kommt bestimmt wieder mit, um mich unter die Lupe zu nehmen. Ich darf mir echt keinen Fauxpas erlauben. Nicht, dass das doch noch in die Hose geht.

Im Bad krame ich die Tüten zusammen und räume alles ins Schlafzimmer. Wäre schon blöd, wenn Gerd die Tüten zu Gesicht bekäme. Danach setze ich mich aufs Bett, fluche über diese verdammte Perücke, die kratzt, als säßen tausend Ameisen darunter, und notiere mir ein paar Fakten über Logan Wittmen.

Fakt Nummer eins: Verschwiegenheit. Logan Wittmen spricht nicht über seine Kunden. Verschwiegenheit ist oberstes Gebot. Da kann Gerd noch so nachbohren. Er wird weder etwas über unsere 'Zusammenarbeit' erfahren, noch über das, was wir angeblich mit dieser Arbeit bezwecken.

Fakt Nummer zwei: Logan Wittmen hasst alles was mit Computern zu tun hat. Keine öffentliche Netzwerke. Wer Logan sprechen will, braucht seine Handynummer.

Fakt Nummer drei: Logan Wittmen ist ein Geheimtipp. Er sucht sich aus, für wen er arbeitet.

Fakt Nummer vier: Logan Wittmen arbeitet allein und unabhängig. Keine Firma, keine Schergen. Ich kümmere mich ganz persönlich um meine Klienten. Und das natürlich rund um die Uhr.

Fakt Nummer fünf: Logan Wittmen sieht unfassbar gut aus. ;-) Nein, mal im Ernst. Mehr fällt mir nicht ein. Wie Meilo auf mich gekommen ist, also auf Logan Wittmen, darüber wird er Gerd schon irgendeinen Bären aufbinden. Ich sage dazu nichts. Siehe Fakt Nummer drei. Das muss reichen. Wenn er mehr über mich erfahren will, kann er sich gerne dumm und dusselig recherchieren. Ich bin erst einmal froh, dass die erste Begegnung zwischen uns so gut verlaufen ist. Von meinem Standpunkt aus gesehen. Aus Gerds Sicht nicht, aber wen jucks?! Alles was zählt ist mein geliebter Meilo. Ich muss ihm zeigen, dass ich für ihn da bin, ihn weder betrügen werde, noch mich von ihm trenne, bloß weil er so einen zeitintensiven Job hat.

Mein Handy piepst. In der Hoffnung, das es Meilo ist, hechte ich zu meiner Jeans, in der mein Mobiltelefon drinnen steckt. Aber als ich drauf gucke, ist es KP, der mir eine SMS geschickt hat. 'Hey Niclas. Geht es deinem Freund wieder besser? Nimm dir ruhig bis Ende der Woche frei. Ist nicht viel los im Moment. Herzige Grüße an deinen Süßen ;-)'

"Na wer sagt es denn! Ich hab frei!" KP ist wirklich eine Wucht! Früher konnte ich ihn zwar nie richtig leiden, aber mittlerweile komme ich wirklich gut mit ihm klar. Er hat sich sehr verändert. Zum Positiven.

Ich schaue auf den Kalender in meinem Handy. Heute ist erst Dienstag, was bedeutet, ich habe noch mindestens sechs Tage, um bei Meilo zu bleiben. Yes! Leider habe ich nur ein Problem. Ich habe meinen Laptop nicht dabei. Das wiederum heißt, ich kann in der Zeit, in der Meilo unterwegs ist, noch nicht mal an meinem Programm weiterarbeiten. Blöd. Sehr blöd. Aber nun gut. Ideen kann ich mir auch auf einen Block schreiben und später ausprobieren. Und die wichtigste Fachliteratur habe ich sowieso immer als eBook auf meinem Handy gespeichert.

Ich lege mein Handy neben mir auf das kleine Nachtschränkchen. Tja. Da ich sonst nichts tun kann, außer zu warten, bis mein Herzblatt wieder hier ist, lassen wir mal das Konto Plattenfirma bluten. "Zimmerservice? Was empfehlen Sie mir leckeres zum Mittagessen?"
 

***
 

Ein Klopfen reißt mich aus meinen Überlegungen. "Bin wieder da", haucht eine mir nur allzu bekannte Stimme. Meilo!

"Hey!" Ich lasse die Codereihen, die ich mir zum späteren Ausprobieren notiert habe, Codereihen sein, und stehe auf. "Bist du allein?", frage ich ihn und spähe in den Flur.

Meilo nickt. "Und das bleiben wir bis morgen Mittag auch", fügt er hinzu.

"Großartig!", juble ich erfreut. "Wie hast du denn das geschafft?"

"Das war eigentlich ganz einfach. Ich habe Gerd gesagt, dass du und ich eine Menge zu besprechen haben, und weil für morgen sowieso alles klar ist, hat er keinen Grund, mich bis morgen aufzusuchen. Ich habe noch erwähnt, dass du mich ein Vermögen kostest, aber das dürfte ihm eher am Arsch vorbeigegangen sein." Meilo grinst mich an und schiebt seine Hände um meine Taille. "Lass uns bis dahin wegfahren."

Ich lege die Stirn in Falten. "Wegfahren? Wieso?" Fahren wir nicht schon genug durch die Gegend?

"Ich will nicht hier bleiben. Ich will mit dir irgendwo hin, wo wir auch wirklich ungestört sind, und wo wir beide uns nicht verstellen müssen." Ich denke kurz darüber nach und die Idee gefällt mir richtig gut. Wenn wir hier bleiben würden, wäre die Gefahr, doch von Gerd oder dem Knilch erwischt zu werden, äußerst hoch.

"Hast du was Spezielles im Sinn?", frage ich neugierig nach.

"Könnte man so sagen", grinst er und zaubert einen Prospekt aus der Hosentasche. "Den habe ich unten in der Lobby gefunden", erklärt Meilo. "Er ist mir gleich ins Auge gesprungen. … Hier schau mal. Auf ihm ist ein unglaublich schöner See abgebildet."

"Ein See? Im Herbst?"

"Ja! Da kann man auch übernachten."

"Übernachten? Im Herbst? An einem See?" Muss ich ihn an heute Morgen erinnern? "Du willst wohl wirklich, dass ich mir den Arsch abfriere", motze ich, wenngleich die Aussicht auf einen ruhigen See plus Meilo im Badehöschen mir sehr zuspricht. Aber eben nicht im verdammten Herbst!

Meilo schmunzelt und legt seine Stirn gegen meine. "Da gibt es ein klitzekleines Hotel. Schau. Das hier. Und es sind noch Zimmer frei ..."

"Du hast da schon angerufen?" Mein Schatz grinst frech. "Du verlierst keine Zeit, was?"

"Mit dir auf keinen Fall", antwortet er mir, streckt leicht den Hals durch und küsst mich. "Ich pack dir ein paar bequeme Klamotten von mir mit ein, und dann düsen wir los, ja?"

"Ist gut." Gedanklich speichere ich mir ab, immer eine Notfalltasche in meinem Auto zu deponieren, falls ich mal wieder Hals über Kopf zu Meilo fahren muss. Bei ihm muss man auf alles gefasst sein.

Während Meilo schnell ein paar Kleidungsstücke in eine Tasche stopft, packe ich meinen Block gut weg und schaue mir dann die Strecke an, die zum See führt. Weit ist es nicht, dennoch recht abgelegen. Meilo scheint wirklich ein Gespür für heimliche Liebesnester zu haben. Muss ich mir deswegen Sorgen machen? Ich schiele zu Meilo. Der rast vor sich hin pfeifend und voller Euphorie durch das Schlafzimmer, packt immer mehr in die Tasche, und düst dann ins Badezimmer. Nein, Sorgen muss ich mir keine machen.
 

"Können wir?", fragt er mich und packt noch schnell unsere Zahnbürsten ein.

"Jo. Der Weg ist leicht zu finden."

"Ich weiß", lacht Meilo, schultert die Tasche und kommt auf mich zu.

"Was weißt du eigentlich nicht?", frage ich ihn leise und tupfe ihm einen Kuss auf.

"Och, da gibt es sicher so einiges, aber alles Wichtige habe ich hier drinnen." Er tippt sich mit dem Zeigefinger auf die Schläfe.

"Na wenn das so ist, können wir ja beruhigt losfahren."

"Ja! Auf zum See!" Meilo grapscht sich meine Hand und zerrt mich aus der Suite. Im Hinausgehen kontrolliere ich nochmal schnell meine Perücke. Sie sitzt genau so wie sie soll. Dann mal nichts wie weg von hier! Von Gerd und seinen argwöhnischen Augen.
 

Wir gelangen beinahe ungesehen im Parkdeck an, verfrachten die Tasche in mein Auto und fahren sofort los. Als wir aus der Stadt raus sind, zerre ich mir die Perücke vom Kopf. "Das Ding nervt!", schnaube ich und werfe sie Meilo auf den Schoß. Danach folgt das Haarnetz. "Ich fühle mich, als hätte ich Kopfläuse. Alles juckt."

Meilo kichert und zupft mir meine originalen Haare zurecht. "So fühlen sie sich auch an", kommentiert er. Ich bekomme eine Gänsehaut. Allein die Vorstellung, da könnten Läuse auf mir herumkrabbeln ... Widerlich! "Wenn wir ankommen, tauche ich dich einmal in den See. Das wird helfen."

"Wage dich!"

"Stell dich nicht so an. Es ist immer noch Badesaison."

"In deinen Träumen", knurre ich.

"Nein echt jetzt. Der See soll selbst jetzt noch warm sein. So warm, dass das ganze Tal nachts im Nebel liegt."

"Solange das Wasser weniger als 25 Grad hat, setzte ich keinen Fuß dort hinein."

"Du Mimose. Dann gehe ich eben alleine schwimmen."

"Tu das. Ich schau dir vom Ufer aus zu, wickle mich in eine dicke Wolldecke und trinke warmen Tee."

"Spinner." Ein feuchter Kuss landet auf meinem Ohr. "Ich bin so froh, dass ich dich habe."

"Geht mir auch so", antworte ich ihm und greife nach seiner Hand, die meinen Nacken krault. Ich halte sie fest, während wir gemächlich auf der Bundesstraße davon fahren.
 

***
 

"Hast du Ohrenstöpsel dabei?"

"Nein", sagt Meilo. "Warum? Schnarche ich seit neustem?"

"Nein. Schnarchen tust du schon immer ... Au!" Ich reibe mir den Arm. "War doch nur ein Scherz."

"Darüber macht man keine Scherze", mault Meilo, grinst allerdings. "Also? Wieso willst du Ohrenstöpsel?"

"Hörst du es nicht?" Meilo verneint. "Die Vögel!" Ich breite die Arme aus. "Hier gibt es wieder Unmengen davon und die werden bestimmt wieder mitten in der Nacht anfangen zu zwitschern, um mich aus meinen wohlverdienten Schlaf zu reißen!" Meilo grinst sich einen ab und studiert den Boden, der mit hellem Kies bedeckt ist. "Grins nicht so. Ich meine das ernst."

"Du bist echt zum Knutschen, weißt du das?" Arme legen sich um meinen Nacken. "Wenn du morgen früh wach wirst, weil die kleinen Piepmätze dich wecken, dann weck mich und ich sorge dafür, dass du nicht mehr an die kleinen Vöglein denkst."

"Und wie?", frage ich ihn leise und mit dunkler Stimme.

"Na mit einem schönen Vögelein." In meinem Bauch breitet sich eine unglaubliche Hitze aus.

"Bis morgen früh kann ich nicht warten", flüstere ich und stürme Meilos Mundhöhle.

Ich drücke ihn gegen das Auto, dessen Heckklappe immer noch offen ist, und mogle mich unter Meilos Oberteil, um die warme Haut unter meinen Handflächen zu spüren.

"Nic? ... Warte ..." Ich werde von Meilo weggeschoben. "Lass uns lieber erstmal reingehen ja?"

"Wenn du unbedingt meinst", schmolle ich.

"Meine ich." Meilo schnappt sich die Tasche und drückt sie mir in die Hand. "Auf geht's!" Mit ausladenden Schritten trabt er an mir vorbei auf das Hotel zu.

Als ich die Heckklappe schließe und mein Auto absperre, fühle ich mich leicht übergangen. Doch was soll's? Wenn wir unter uns sind, ist der gnädige Herr fällig! Dann zeige ich ihm, wie gut ich ihn beraten kann.
 

Das Hotel ist wirklich winzig. Winzig, aber nicht schäbig.

Es sieht aus, wie diese typisch bayrischen Häuser. Unten weiß verputzt, oben mit dunklem Holz verkleidet. Auf dem Balkon, der sich rund um das Haus zu winden schient, hängen lange, rote Sommerblumen in den Blumenkästen. Hinter den Fenstern kann man sogar kleine Vorhänge erkennen, die fein säuberlich, in kleinen Bögen, drapiert worden sind.

Es ist ruhig hier, und wirkt beinahe schon familiär. Im Prospekt stand, dass das Hotel von einer Familie geführt wird, die schon in der vierten Generation hier lebt. Ich fühle mich auf der Stelle wohl. Kein Vergleich zu den protzigen Buden, in denen Meilo immer absteigt, aber dafür viel wärmer und herzlicher.

Dieser Eindruck verstärkt sich sogar noch, als wir das Hotel betreten. "Hallo. Haug mein Name. Ich hatte ein Zimmer reserviert." Meilo stellt sich an den Empfang. Eine ältere Frau begrüßt uns. Sie lächelt freundlich und schaut sofort nach. Aber nicht in einem Computer, sondern in einem dicken Buch. Wie urig. Ob ich mal fragen soll, ob es hier gratis W-LAN gibt?

"Ah ja. Hier stehen Sie", sagt die Frau und nickt. "Zimmer 34." Sie dreht sich um und fischt zwei Schlüssel von der Wand. Keine Zimmerkarten. Mir gefällt das Hotel immer besser. "Bitte sehr. Soll mein Sohn Ihnen die Tasche auf das Zimmer bringen?"

"Muss er nicht", winke ich ab. "Danke."

"Aber das macht doch keine Umstände", lacht die Empfangsdame. "Henning?"

"Danke, aber das ist nicht nö...tig ..." Oh Gott! Himmel noch eins! Boha!

"Das ist doch kaum der Rede wert. Henning? Nimm den beiden Herrschaften bitte das Gepäck ab. Zimmer 34."

"Ist gut", antwortet Henning und lächelt uns an. "Einen schönen guten Tag."

"Tag", fiepse ich.

Und Meilo "Ebenfalls." Seine Stimme ist genauso dünn wie meine. Kein Wunder bei diesem Kerl!

Ich bekomme die Tasche abgenommen. "Folgen Sie mir." Henning lächelt breit, dreht sich um, und läuft voraus. Ich schiele zu Meilo. Er bemerkt meinen Blick, macht ein lautloses "Wow!" und setzt sich in Bewegung. Seinem Wow kann ich nur beipflichten.

Wir schweben hinter Henning her, und ich wette, Meilo glotzt dabei auch auf diesen mehr als knackigen Hintern, der in einer verboten engen Trachtenhose steckt. Dieser Henning ist ja ein Bild von einem Mann! Nichts gegen Meilo, aber dieser Typ sieht aus, als wäre er aus einem schwulen Jahreskalender für bayrische Traumburschen entsprungen. Strohblondes Haar, dazu die unvermeidlichen blauen Augen, gut einen Kopf größer als ich, eine Schulterpartie, die kaum durch die Türrahmen passt (er muss sich sogar stellenweise ducken, um den Raum zu wechseln), einen, wie bereits erwähnt, strammen Hintern, der in einem Paar starke Beine endet. Wo hat uns Meilo nur hingeführt?!

"Hier ist es", sagt der blonde Jahreskalender Henning, stellt die Tasche neben dem Kleiderschrank ab und hält uns galant die Tür auf. "Wenn Sie einen Wunsch haben, rufen sie unten in der Rezeption an. Einen schönen Aufenthalt bei uns."

"Danke."

"Danke", spiele ich Meilos Echo.

Wieder lächelt uns Henning an, dann schließt er die Zimmertür und verschwunden ist er. "Scheiße", keucht Meilo und dreht sich zu mir. "Was. War. Das?!"

"Ein Grund, um nach Bayern auszuwandern?" Wir schauen uns mit großen Augen an. Was für eine merkwürdige Situation. "Kann es sein, dass wir beide ...?" Ich zeige auf die Tür, wo gerade Mister Augusthitze hindurchverschwunden ist.

"Wer würde bei dem keine weichen Knie bekommen?", fragt Meilo. "Stell dir den mal in einem Schwulenclub vor. Mit Tracht!"

Ich fange an zu lachen. "Er würde auf der Stelle aufgefressen werden."

Meilo stimmt in mein Lachen mit ein. "Der ist bestimmt hetero."

"Aber sowas von. ... Nicht, dass mich das interessieren würde ..."

"Nein! Mich auch nicht", winkt Meilo ab. "Aber nur mal so ... Wärst du nicht mit mir zusammen ...?"

Ich überlege. Würde ich? "Für eine Nacht? Sehr wahrscheinlich ja. ... Du?"

"Scheiße ja! Du hast ihn doch gesehen." Meilo fuchtelt mit den Armen herum. "Was für ein Kerl! Also ich meine, wenn der auf einem Kalender abgebildet wäre, ich würde ihn mir kaufen."

"Das gleiche dachte ich auch!", brülle ich los und lasse mich aufs Bett fallen. Die Matratze ist weich, aber gut gefedert.

Meilo, der sich verlegen am Kopf kratzt, plumpst neben mich. "Ich habe mich ganz schön erschreckt, als der Kerl plötzlich vor uns stand."

"Ich auch", gebe ich zu. "Wie in einem billigen Schundfilmchen", grinse ich. "Der geile Page, der dir sein Gepäck aufs Zimmer bringt."

"Du bist ekelig!", lacht Meilo auf und stupst mich mit dem Ellenbogen an.

"Was denn? Ich meine mich an einen Film zu erinnern, der genau so angefangen hat."

"Du guckst Pornos?" Jetzt ist mein Schatz aber sprachlos.

"Früher mal. Ich war neugierig." Ich zucke mit den Schultern. "Du nicht?"

"Doch, aber meine Neugierde wurde auf andere Weise befriedigt ..."

"Will ich es wissen?", frage ich ihn halb ernst.

"Ich weiß nicht." Meilos grüne Augen funkeln mich an. "Ich kann es dir ja zeigen." Sanft drückt mich Meilos Hand an der Brust nach hinten, bis ich auf dem Bett zum Liegen komme. "Was hältst du davon?" Er schwingt sein Bein über mich und hockt sich auf meinen Schoß.

"Ich war schon immer dafür, Taten, statt Worte sprechen zu lassen", sage ich, keuche dann jedoch auf, denn Meilo, der mir mein Oberteil nach oben geschoben hat, beginnt an meinen Nippeln zu saugen. "Zeig mir dein Gepäck, Page Meilo", seufze ich und lasse mich von meinem ganz persönlichen Pagen verwöhnen. Was für ein Service!
 

***
 

"Wir sollten wirklich öfter aufs Land hinaus fahren", keuche ich. "Die Luft tut uns merklich gut."

"Oh ja", schnauft Meilo und rutscht von mir runter. "Die Luft ... und die Pagen."

"Gut, dass ich das nicht gesagt habe", lache ich abgehakt. Meilo antwortet mir mit einem ebenfalls angestrengten Lachen.

Ich drehe mich auf die Seite, ihm zugewandt, und ziehe ihn an mich. Wir sind beide noch ganz heiß und verschwitzt. "Liegt das nur an mir, oder ist es heiß hier drinnen?"

"Liegt nicht nur an dir", sagt Meilo. "Draußen kommt die Sonne raus. Es soll die nächsten Tage über richtig warm werden."

"Haben wir ein Glück."

Meilo kuschelt sich an mich und spielt an meinen Haaren herum. "Und wie. Der See ist bestimmt herrlich."

"Gibst du immer noch nicht auf?", frage ich ihn.

"Nein", ist seine Antwort. "Erst, wenn wir beide nackt im See schwimmen."

"Nackt? Ohne wärmenden Neoprenanzug?" Meilos Hand klatscht auf meinen Oberarm. "Schlag mich doch nicht immer", brumme ich.

"Wer dumme Fragen stellt, hat es nicht anders verdient." Frechheit!

"Ich wette, Page Henning würde mich nicht schlagen." Oh oh. Ich ziehe den Kopf ein.

Es raschelt. Meilo setzt sich auf und lehnt sich an das Bettgestell. "Dann frag doch Page Henning, ob er sich das nächste Mal mit dir im Bett vergnügt."

Ich schmunzle und lege meinen Arm um Meilos Bauch. "Ich finde es heiß, wenn du eifersüchtig bist", raune ich und schmuse über seinen Beckenknochen.

"Ich bin nicht eifersüchtig."

"Und ob du das bist."

"Ach sei ruhig!"

Ich schaue zu ihm auf. Mit verschränkten Armen sitzt er da und fixiert mich mit schmollenden Blick. "Ich würde dich gegen keine zwanzig Hennings eintauschen wollen. Das ist dir doch hoffentlich klar." Meilo leckt sich über die Lippen und weicht meinem Blick aus. Gefahr in Verzug!!! "Meilo? Nicht schon wieder!" Auch wenn ich meinen schönen Platz auf Meilos Schoß ungern aufgebe, so tue ich es doch und richte mich auf. Ich setze mich rittlings auf ihn und entknote seine Arme. "Das war doch nur ein Joke. Ich dachte, wir ziehen uns ein bisschen mit diesem Landei auf."

Mein Schatz seufzt und schließt kurz die Augen. "Ja, ich weiß doch", murmelt er. "Aber manchmal denke ich, dass es nicht reicht."

"Was reicht nicht?"

"Na die Zeit, die wir füreinander haben."

"Wollen wir wirklich nochmal darüber debattieren?"

"Nein, aber ..."

"Gut. Denn ich liebe dich. Wieso sonst zwänge ich mich in einen Anzug und züchte unter einer Perücke Läuse auf meiner Kopfhaut? Nur, weil ich bei dir sein will. Und das will ich unter allen Umständen." Ich verschränke seine Finger mit meinen. "Ich liebe dich", flüstere ich ein weiteres Mal, küsse seinen Handrücken und dann seinen Mund. "Ich will nur noch dich. Dafür nehme ich auch den Kampf auf Leben und Tod mit meiner Schwester in Kauf." Endlich lächelt Meilo wieder. "Schön, dass dich dieser furchtbare Kampf so erheitert. Hoffentlich weinst du bittere Tränen, wenn ich nicht lebend aus dieser Schlacht hervorgehe."

"Du bist hin und wieder so ein Kindskopf", kichert mein Meilolein.

"Das nehme ich mal als Kompliment."

"Das war ja auch als eins gedacht." Unsere Lippen finden sich.
 

Wir kuscheln noch eine Weile lang miteinander, streicheln uns und albern etwas herum, bis wir beide im Bad verschwinden. "Wie klein hier alles ist", meint Meilo.

"So ist das bei normalen Leuten, die nicht ständig in teuren Suiten herumhängen", feixe ich.

"So habe ich das gar nicht gemeint. Und ich finde es gar nicht so schlimm, bis auf die Wanne."

"Was ist mit ihr?"

"Da passen nie im Leben zwei erwachsene Männer rein." Ich schaue rüber zu besagter Wanne und tatsächlich. Viel Platz ist in ihr nicht. "Wir müssen eben doch in den See."

"Wer hat denn gesagt, dass wir unbedingt im Wasser vögeln müssen?"

Meilos Mundwinkel sacken nach unten. "Musst du das so ausdrücken?"

"Was denn? Vorhin am Auto hast du auf vögeln gesagt."

"Ja, weil es zur Situation gepasst hat." Verstehe das einer!

"Gut, dann eben Liebe machen. Besser?"

"Viel besser", schnurrt mein Schatz und drängelt mich in die Dusche. Muss ich extra erwähnen, dass die auch fast zu klein für zwei erwachsene Männer ist? Und auch, wenn wir wirklich gern dich aneinandergedrängt unser Dasein verbringen, ist es doch lästig, immer wieder gegen die kalte Duschwand zu donnern. Dadurch fällt die Dusche heute sehr kurz aus. "Ich hab's doch gesagt, viel zu klein", schmunzelt Meilo, der mir gerade ein Handtuch reicht.

"Dafür ist das Bett groß genug."

"Und der See." Fängt er schon wieder damit an?

"Okay", seufze ich. "Ich gehe mit dir runter zum See, aber ob ich in die Brühe steige, kann ich dir nicht versprechen."

"Oh du wirst reingehen", lacht er. "Du wirst, mein Lieber." Dessen ziemlich sicher, zwinkert Meilo mir zu und verlässt das Badezimmer.

"Was du nicht sagst", rufe ich ihm nach und trockne mir die Haare ab. Meilos Lachen hallt zu mir rüber. Bauchkribbelalarm! Ich laufe ihm nach. "Weißt du was?", frage ich ihn.

"Was denn?"

"Lass uns runter gehen, und was zu Abend essen."

"Vor dem Baden wird nicht gegessen. Hast du im Schwimmunterricht nicht aufgepasst?"

"Sehr lustig mein Schatz." Er nun wieder. "Ich habe jedenfalls Hunger und zudem würde ich gerne herausfinden, ob dieses bayrische Urgestein nicht vielleicht doch auf Jungens steht."

Das findet mein Herzblatt gar nicht lustig. "Nicht schon wieder Nic!"

"Was denn? Ich bin neugierig. Du nicht?"

"Und was hast du davon, wenn du es weißt?"

"Eigentlich nichts. Bis auf die Gewissheit, dass die kleine Stimme in meinem Kopf doch recht hat."

"Ich dachte, du hältst ihn nicht für schwul."

"Das ist es ja gerade", überlege ich laut. "Lass es uns herausfinden!"

Meilo wirkt resigniert. "Ach Sweety. Ich will doch nicht die paar freien Stunden mit dir damit verbringen, herumzuforschen, ob dieser riesige Kerl schwul ist."

"Das habe ich ja auch gar nicht vor", erwidere ich. "Ich will nur sehen, wie er auf uns reagiert." Meilo seufzt und sieht mich an, als hätte ich mächtig einen an der Waffel. Das habe ich wahrscheinlich auch, aber dieser bayrische Koloss geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich will's jetzt wissen! "Komm schon Meilo", rede ich weiter auf ihn ein, während ich mich notdürftig abtrockne. "Lass uns beide das Geheimnis des bayrischen Pagen lösen."

Meilo schüttelt den Kopf, lacht dann aber. "Du bist unmöglich Nic", sagt er und wirft sein Handtuch auf den Boden. Das lenkt mich jetzt aber extrem ab. "Ich würde dem Kindskopf von vorhin gern noch was hinzufügen. Du bist ein unverbesserlicher Kindskopf."

"Du glaubst gar nicht wie unverbesserlich ich bin", schnarre ich und schiebe mich vor meinen süßen Popsänger. "Ich werde es nie lernen." Ich ziehe ihn an mich und sauge mich an seinem Hals fest. Ganz vorsichtig, versteht sich, damit ich keine Flecken hinterlasse. Die mache ich nachher lieber an einer ganz anderen Stelle.

"Gut zu wissen", japst Meilo, kichert dann jedoch und presst sich an mich. Das Abendessen sowie der vielleicht-schwule-Männertraum sind vorerst wieder vergessen. Wer braucht schon Nahrung oder einen blonden Hünen, wenn er Meilo haben kann?
 

Angezogen und wieder bei Sinnen (Meilo kann einem aber auch alle Sinne einzeln ausknipsen, wenn er richtig loslegt), sitzen wir unten im Gastraum des Hotels. Auch hier herrscht dieses bayrische urige Ambiente vor, das alles umgibt.

Die Empfangsdame kommt mit ausladenden Schritten auf uns zugeschwebt, lächelt dabei breit, und reicht uns zwei Speisekarten. "Können Sie uns etwas empfehlen?", fragt Meilo sie. Sie plaudert wie ein Maschinengewehr drauf los, sagt ihm, was besonders schmackhaft im Hause ist und lacht dabei immer wieder wie ein kleines Schulmädchen. Meilolein macht nicht nur die Männerwelt schwach. Als ob ich das nicht wüsste ... "Dann nehme ich das. Danke."

"Ähm und ich ... Ähm ... Einen gemischten Salat und ein Wasser."

"Sehr wohl." Die Speisekarten gehen wieder in ihren Besitz über. Dabei wollte ich noch einen Nachtisch. Na ja. Dann werde ich auch nicht zu fett.

"Einen Salat? Du hast meinen Ratschlag wohl ernst genommen." Meilo blinzelt mich amüsiert an.

"Klar. Meinst du, ich will wie eine Bleiente untergehen, wenn du mich hinterrücks in den See schmeißt?"

"So etwas würde ich nie tun!", empört sich mein Schatz.

"Lüg nicht. Ich sehe es an deiner Nasenspitze an." Daraufhin kräuselt sich die besagte Nase. "Das hilft auch nichts", lache ich.

"Hm ... Sie mal! Henning steht dort hinten." Meilo nickt Richtung Rezeption.

Unauffällig folge ich seinem Nicken. "Ja aber hallo", wispere ich und kassiere postwendend einen Tritt gegen das Schienbein. Ich bekomme giftige Blicke seitens meines Schatzis. "Was denn?"

"Das weißt du genau", zischt er.

"Und du weißt genau, dass es für mich nur dich gi..."

"Ein schönen guten Abend." Und da steht Henning auch schon. Genau vor unserem Tisch.

"Guten Abend", antworten wir brav. Gott, hat der stramme Oberschenkel ...

"Sie haben schon bestellt?"

"Ja, haben wir", sagt Meilo und verpasst mir wieder einen Tritt. Gut, den habe ich verdient. Man starrt keinem Kerl auf den Schritt, während man einen schönen Abend mit seinem Mann verbringen möchte. Aber verdammt nochmal! Diese Beule da, kommt nicht nur vom geschmeidigen Leder seiner Trachtenhose! In meinem Kopf beginnen die Synapsen zu glühen. Woher kommt diese Beule denn dann? Dieser bayrische Schürzenjäger wird es doch nicht etwa auf meinen Meilo abgesehen haben?!
 

Ich reiße meine Augen von dem Schritt vor mir los und schaue nach oben. Prompt treffen sich unsere Blicke. Schluck. Doch nicht etwa wegen ... mir?! Wie ein parallelisiertes Häschen glotze ich Page Henning an. "Ist alles in Ordnung mit Ihnen?", möchte er von mir wissen und sieht mit einem Schlag total verwirrt aus.

"Äh ... Ja! Alles bestens", stottere ich mir zurecht. "Ich habe mich nur gefragt, was wir heute Abend hier alles noch machen könnten. Sie verstehen?" Bitte versteh es, denn ich kapiere hier rein gar nichts mehr!

"Wir haben kleine Boote draußen. Sie könnten auf den See hinaus, und die Abendsonne genießen. Oder in den Strandkörben die Seele baumeln lassen. Baden geht um diese Jahreszeit bei uns auch noch. Das Wasser ist noch recht angenehm."

"Bootfahren hört sich doch gut an!", jauchzt Meilo. "Die untergehende Sonne, wir zwei, ganz allein ..." Seine Hand schiebt sich in meine. "Machen wir das?" Meilos Augen leuchten richtig. Vergessen ist Henning mit den strammen Lederhosen.*

"Gerne", antworte ich ihm. "Gleich nach dem Essen."

"Au ja!"

"Sind das Ruderboote?", will ich von Henning wissen.

"Ob das ... ähm ... Was?" Nanu. Plötzlich so sprachlos?

Ich verscheuche die umher schwebenden Herzchen, löse meinen verliebten Blick von meinem Meilolein und betrachte Henning. Auch wenn ich eben noch gedacht habe, wie schade es ist, mich von Meilos Anblick losreißen zu müssen, entschädigt mich Hennings Gesichtsausdruck dafür. Der Kerl ist verlegen! Ha! Seine Augen schwirren unstet zwischen Meilo und mir hin und her, haften sich für einen Moment auf unsere sich haltenden Hände, und wieder zurück zu einem von uns. Mehr muss ich gar nicht wissen. "Ob das Ruderboote sind", frage ich noch einmal nach.

"Ruderboote?"

"Ja", lache ich. "Ruderboote. Zum Rudern auf dem See. Meilo und ich würden dort gern rudern." Was auch immer bei dem Wort rudern denkt, es muss was schmutziges sein. Jedenfalls der Gesichtsfarbe nach zu urteilen, die er gerade annimmt.

"Äh ... ja! Ruderboote sind das. Also mit ihnen können Sie ganz ungestört ... hinaus auf den See … äh … rudern."

"Wunderbar! Könnten Sie uns eins zurechtmachen?"

"Natürlich!" Er nickt wie ein Besessener und spielt braven Pagen. Fehlt nur noch die Verbeugung. "Ich gehe gleich los."

"Fein. Und wir zwei Hübschen lassen es und erst einmal schmecken", sagt Meilo. Ich sehe ihm an, das er dasselbe denkt wie ich. Eindeutig, und nicht bestreitbar schwul! Das Geheimnis um den bayrischen Pagen wäre hiermit geklärt.

Aber das Universum muss Meilo und mich für zwei besonders dämliche Geschöpfe halten, denn als sei es noch nicht Bestätigung genug, dass Henning beinahe bloß von dem Anblick unserer aneinander berührenden Hände in Flammen aufgeht, kommt der Koch um die Ecke gesaust, um uns einen kleinen Gruß aus der Küche zu bringen. Und was da plötzlich mit dem armen Henning passiert, dass bringt sogar meine Wangen zum Glühen.
 

"Bitte sehr", lächelt uns der Koch an, stellt die Teller ab und wendet sich dann Henning zu. Ich muss sagen, Hut ab Herr Koch. Auch er sieht extremst lecker aus. Und so, wie er und Page Henning sich anschauen ... Nicht nur in der Küche brennt ein Feuer, sage ich euch. Gleich bricht hier ein Flächenbrand aus.

Die beiden spielen das scheue, ich flirte mit dir aber ich will nicht, dass du es mitbekommst Spiel, schauen sich an, erröten, schauen dann erschrocken weg und lächeln dabei wie zwei debile Altenheimbewohner. Ich fühle mich wie im Kino, bin kurz davor zu rufen, dass die zwei es doch endlich miteinander treiben sollen, halte mich aber tunlichst zurück, es laut auszusprechen.

"Ihr Essen kommt gleich", meint der Koch schließlich, lächelt uns wieder an, dann Henning, wobei er sich nervös über die Lippen leckt und danach in Richtung Küche davon zischt.

"Ihr Koch ist aber nett. Ist er schon lange hier?", frage ich Henning, um ihn aus der Reserve zu locken, denn er steht noch immer vor unserem Tisch und starrt dem entschwundenen Koch wie ein verlassener, winselnder Hund nach.

"Ja", haucht er. "Seit fünf Jahren schon." Na da weiß aber einer Bescheid.

"Ihr seid wirklich ein süßes Paar." Ich halte die Luft an. Es ist gewagt, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt, nicht wahr?

"Was?!" Hennings Kopf schnellt zu mir herum und Meilo zerdrückt meine Hand. Aua! Hat er es heute auf mich abgesehen, oder was?! "Wir sind kein Paar!", japst der geile Lederhosen Henning.**

"Nicht? Ach so. Dann Entschuldigung. Es machte eben nur den Anschein, als würde da was zwischen Ihnen beiden laufen. Da ist wohl meine Fantasie mit mir durchgegangen. Verzeihung." Ich grinse wie ein kleiner Schuljunge.

Henning, der eben noch ganz panisch drein geblickt hat, wirkt mit einem Mal ziemlich neugierig. "Tat es das?", fragt er mich unsicher und schielt erneut rüber zur Küche.

"Ja." Ich zucke mit den Schultern. "Der Koch sah aus, als wolle er Sie gleich mit in die Küche nehmen und vernaschen wollen." AU! Ich drehe mich zu Meilo, der mich schon wieder mit den Füßen malträtiert. "Hör endlich auf mich zu treten!" Das musste mal gesagt werden. Meilo schüttelt den Kopf.

"Ähm ... Na dann ... Ich gehe mal das Boot fertig machen. Zum … äh … rudern. Sie wollten doch … äh ja." Henning lächelt uns verlegen an und rauscht davon. Kann der süß stottern.
 

"Musste das sein?", keift Meilo mich an.

"Und wie es das musste", grinse ich. "Jemand musste den armen Henning doch mal in die richtige Richtung stupsen."

"Oh Mann, Nic! Das hätte auch in die Hose gehen können."

"Hätte es nicht", winke ich ab. "Dazu war es zu offensichtlich, dass die zwei sich am liebsten auf der Stelle aufgefressen hätten." Wieder schüttelt Meilo den Kopf. "Was denn? Jeden Tag eine gute Tat. Daran versuche ich mich immer zu halten." Und was ist besser, als zwei so offensichtlich ineinander verschossene Blindgänger auf den richtigen Weg zu führen? "Ach und Meilo?"

"Hm?"

"Ich hatte Recht. Der Page ist schwul."

"Und der Koch", sagt Meilo. Seine Mundwinkel zucken dabei.

"Was für ein heißes Gericht."

Meilo lacht und lässt meine Hand los. Sie wandert in meinen Nacken, zieht mich halb über den Tisch, damit Meiloleins Mund besser an meinen herankommt. "Wir kochen heißer", haucht er nach einem überaus leckeren Herumgeknutsche.

"Oh ja. Jetzt schmecke ich es auch." Und wie heiß wir sind. Heiß und lecker ...
 

******
 

* Demnächst auch in ihrem Kino *lach*

* Teil zwei von ' Henning mit den strammen Lederhosen' ist auch schon in Planung xDDD
 

*Luft zufächer*

Henning und der Koch. Das verspricht noch ein heißes Gericht zu werden. Da fällt mir ein, über die zwei wollte ich nochmal extra was schreiben.

Na mal schauen. Eins nach dem anderen ;-)
 

Euch auf jeden Fall noch einen schönen Sonntag und einen schönen Feiertag

Bis zum nächsten Mal, eure Fara



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Ryuuen
2016-10-03T12:06:04+00:00 03.10.2016 14:06
Das Kapitel ist einfach so köstlich, habe ich gelacht. Herrlich! Finde auch super wie Nic beim Manager auf dicke Hose macht, bin gespannt wie das weiter geht!
Antwort von:  Fara_ThoRn
09.10.2016 09:43
Danke ^^
Nic in Verkleidung kommt ganz gut, was? xD Jedenfalls findet er sich ganz gut in seine Rolle *lach*
Von:  Usaria
2016-10-02T20:49:31+00:00 02.10.2016 22:49
Oh ja Fara, eine boarische Love-Boy-Story! Da bie i glei dabei! Ich bin schon am spekulieren, an welchen See sie sind. Hm! Teegansee, der is im September schon zu kalt, der hat ja einen Bergzulauf! Dann hed ma nu an Chimsee, an Schliersee und an Starnbergasee. Jetzt bloß wiss´n ob die in München sind?
I geh jetzt davo aus, die sand in München, der See ist nicht weit weg. Chimsee ist z´weit weg, da fahrt ma 1 einhalb Stunden. Guad dann beschließe ich jetzt die sand am Starnberga See, weil der nur 20-30 Min entfernt is, Und a im Sep nu recht warm is!
Na da bie i g´spannt, ob Meilolein, Nicilein ins Wassa bringt! Vorallem dees WIE? Intressiert mee! Entschuldige für das viele boarisch, aba dees bast heid grad so schee zum Kapitl!
Eiso Servus bis zum nachsten moi!
Von:  Usaria
2016-10-02T18:13:49+00:00 02.10.2016 20:13
Ja geil! jetzt sands endlich da! Die zwee! I hoid amoi ausschau nach dene zwoa feschn Manna! Grrinns! Diesen Kommi musste ich vor abschreiben, sorry!
Antwort von:  Fara_ThoRn
09.10.2016 09:39
xDD
Von:  jako83
2016-10-02T17:41:27+00:00 02.10.2016 19:41
Hallo
Ich musste sooooo lachen. Einfach ein tolles und sehr sehr lustiges Kape...Auf das Kino freue ich mich sehr.....
Hut ab meine liebe....
Lg
Antwort von:  Fara_ThoRn
09.10.2016 09:39
xD Den Film würde ich auch gern sehen *gggg*
Antwort von:  jako83
09.10.2016 11:19
Kopfkino meine liebe 😉


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