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My love bite on your neck

von

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Love bite 23 - Nicht ganz nach Plan (Ohne Adult)

Love bite 23 - Nicht ganz nach Plan (Ohne Adult)
 

Boha! Was ist denn das für ein nerviger Weckton? Und so laut! Wo ist überhaupt das Scheißding? Und wer hat es gestellt?

Ich verziehe das Gesicht und taste blind neben mir herum. Auf meiner Seite ist nichts, was sich anfühlt wie ein Wecker oder Handy. Vielleicht auf Meilos Seite. Da ich sowieso halb auf ihm liege, kann ich problemlos alles abtasten, doch ich komme nicht weit. Eine Holzwand versperrt mir den Weg. Hier kann das Mistding gar nicht sein. Ist es dann doch bei mir?

Verärgert öffne ich jetzt doch die Augen und stelle fest: Das ist kein Wecker, da da piepst. Das sind Vögel! Echte, lebendige Vögel!

Wie dumm von mir. Die Hütte steht mitten im Wald. Kein Wunder, dass die Tierwelt am frühen Morgen so einen Terror schiebt. Das Viehzeug wird sogar noch vor den ersten Sonnenstrahlen munter und kümmert sich einen Scheiß um uns arme Menschen, die die ganze Nacht durchgevögelt haben. Ha! Vögel, vögeln, ihr versteht? Kommt das Wort vögeln daher? Davon, von dem lauten Zwitschern der Vögel aufgeweckt zu werden, nachdem man Nachts die Glocken hat läuten lassen? Falls ja, ich kann den armen Tropf nun verstehen, der das Wort daraufhin erfunden hat.

"Meilo?" Ich werfe einen Blick auf meinen Mann. Der pennt noch immer seelenruhig und obwohl die Vögel da draußen echt unverschämt laut sind und mich geweckt haben, ziehen sich meine Mundwinkel nach oben. Meilo liegt in der sanften Morgensonne. Ich muss unbedingt darauf achten, dass unser Schlafzimmer Morgensonne hat. Ich liebe es einfach aufzuwachen, und danach so einen Anblick zu haben!

Ich kuschle mich wieder an ihn und schmuse mit den Lippen über sein Ohr. Er murmelt leise, seufzt und dreht seinen Kopf weg. Belustigt schaue ich dabei zu, wie er daraufhin die Stirn runzelt und den Kopf wieder herumdreht, denn die Sonne hat ihm genau ins Gesicht geschienen. Jetzt kann ich ihm genau ins Gesicht schauen.

Vorsichtig puste ich ihn an. Wieder ein Stirnrunzeln. Sonst nichts. "Meilo ...", flüstere ich und puste noch einmal. Nichts. Hm. Und nun? Ehe ich lange überlegen muss, habe ich auch schon einen neuen Plan. Ich stupse mit meiner Nase gegen seine. Tja. Meilolein wird jedoch auch davon nicht wach. Dann eben mit Zunge. Überraschenderweise reagiert er darauf, brummelt schon wieder was Unverständliches und wirft sich auf die andere Seite. Pech nur, dass er dadurch wieder in der Sonne liegt. Aber mein schlafender Liebling weiß sich zu helfen. Er angelt sich ein Kissen und legt es sich auf den Kopf. Beeindruckend. Na dann mache ich mich eben über seinen Rücken her.

Ich lüpfe die Decke und betrachte das Tattoo. Die Linien sind doch geradezu dafür gemacht, um sie nachzuzeichnen, oder? Zuerst streife ich mit meinem Zeigefinger die Linien entlang, was Meilo dazu bringt, immer mal wieder mit der Schulter zu zucken. Ich grinse wie blöde. Da geht eindeutig noch mehr! Ich rutsche dichter an Meilo ran und fange an, mit Zunge und Mund über das gestochene Muster zu wandern. Ein Knurren ist zu hören, dann so etwas ähnliches wie ein Schnarchen. Verwundert horche ich weiter, höre aber nichts mehr. Pennt der wieder? Um das herauszufinden rutsche ich tiefer und ziehe die Decke noch ein Stück weiter nach unten.

Das Tattoo gerät kurz in Vergessenheit. Meilos Hintern strahlt richtig im Sonnenlicht. Die kleinen hellen Härchen sehen so weich aus ... Ich muss ihn einfach anfassen! "Was wird das Nic?" Als hätte ich mich verbrannt, ziehe ich die Hand von Meilos Po.

"Nichts!", japse ich und frage mich im selben Moment, warum ich versuche mein Tun zu verheimlichen.

"Das fühlte sich aber nicht nach nichts an", lacht er verschlafen und dreht sich wieder auf den Rücken. Das Kissen, das er auf seinem Gesicht hatte, fliegt auf die Seite. "Hattest du gestern Nacht noch nicht genug?"

"Auch wenn du mich das öfter fragst, hier nochmal meine Antwort: Nein, von dir niemals."

Meilo grinst und kratzt sich am Kinn. "Sag mal, haben die Vögel irgendwas geraucht, oder warum sind die so laut?"

"Das habe ich mich auch schon gefragt", antworte ich und robbe wieder dichter an Meilo ran. Ich lege meinen Arm um seinen Bauch und den Kopf auf seine Brust. "Die haben mich geweckt."

"Und deshalb musstest du mich wecken?"

"Ich konnte nicht anders. Du siehst morgens immer zum Anbeißen aus!"

"Okay", kichert Meilo. "Das ist gut zu wissen."

"Wieso?"

"Nur so." Ich schaue ihn fragend an, aber ich erkenne schon an seinem Gesichtsausdruck, dass er mir nicht mehr verraten wird. Dann eben nicht.

"Wie spät ist es eigentlich?", möchte ich wissen. Meilo zuckt mit den Schultern. "Dann suche ich mal mein Handy." Irgendwo hier muss es sein. Ich stehe auf und durchwühle unsere Kleidung, die auf dem Boden verteilt liegt. In meiner linken Hosentasche werde ich fündig. "Gleich sieben Uhr! Es ist ja noch mitten in der Nacht!"

Meilo gähnt und streckt sich. "Du hast mich doch wach gemacht", meint er, zieht sich die Decke bis ans Kinn und dreht sich mit dem Rücken zur Sonne. "Komm wieder ins Bett. Ein paar Minütchen können wir noch liegen bleiben."

"Sag das nicht mir, sag das denen." Ich zeige aus dem Fenster. "Die haben mich doch geweckt!"

"Hör auf zu schmollen und komm zu mir." Einladend hebt Meilo die Decke an. Wie kann ich da widerstehen?
 

Obwohl die Vögel da draußen weiter einen Lärm veranstalteten, als hinge ihr Leben davon ab, konnten Meilo und ich wieder einschlafen. Bis wir zum zweiten Mal geweckt wurden. Diesmal wirklich vom Wecker.

Ich tippe auf stumm und rücke dichter an Meilos warmen Körper ran. "Ich will noch nicht aufstehen", murmle ich. "Es ist kalt."

"Der Kamin ist bestimmt aus", überlegt Meilo laut. "Ich mach ihn schnell an."

"Beeil dich aber. Ich erfriere gleich."

"So schnell geht das nicht", lacht mein Schatz und klettert über mich hinweg. "Bis alles wieder aufgeheizt ist, dauert es."

"Ich hasse Holzöfen", schnaube ich. "Da lobe ich mir doch meine Heizung."

"Mit der ginge es auch nicht schneller."

"Nein, aber die geht nicht aus, wenn ich vergesse nachzulegen."

"Meckere hier mal nicht so herum. Ich sehe ja schon zu, dass du dir nicht deinen Hintern abfrierst." Meilo, der sich gerade die Hose zuknöpft, beugt sich zu mir und Küsst mich flüchtig. "Kein Wunder das du frierst, wenn du nichts an hast." Ey!

"Sehr witzig", knurre ich und ziehe die Decke über meinen Kopf. Schön warm!

Ich höre, wie Meilo nach unten geht und kurz danach anscheinend im Bad herumhantiert. Neugierig strecke ich meinen Kopf wieder ins Freie. "Was tust du da?", rufe ich ihm zu.

"Ich sorge für warmes Wasser. Oder willst du kalt duschen?"

"Bloß nicht!"

"Dachte ich mir", lacht er. Ich schließe wieder die Augen und beschließe, nicht eher aufzustehen, bis die Hütte endlich warm ist!

Natürlich klappt das nicht. Eben weil wir keine Zeit haben, so lange hier herumzulümmeln, bis es uns passt von hier zu verschwinden. Meilo muss spätestens um halb eins losfahren, damit er seinen Termin um fünfzehn Uhr nicht verpasst. Mir bleibt also gar nichts anderes übrig, mich aus dem Bett zu schälen, wenn ich noch mit Meilo zusammen frühstücken, und ein klein wenig geruhsame Zweisamkeit mit ihm genießen möchte. Deswegen stehe ich auch auf, als Meilos Kopf durch die Luke schlüpft und mir sagt, er habe unten alles angefeuert und wartet auf mich. "Willst du gar nicht duschen?", frage ich ihn.

"Hab ich schon", ist seine Antwort.

"Wann denn?"

"Eben. Ich musste doch die Wassertemperatur für dich testen." Frechheit!

"Ich wollte aber mit dir zusammen duschen!"

"Mit dem Endergebnis, dass wir wieder viel zu lange gebraucht hätten", belehrt mich mein Schatz, grinst, und verschwindet wieder nach unten. Mist! Ich hasse es, wenn er in solchen Angelegenheiten Recht hat.

"Gut, dann dusche ich eben alleine", brummle ich ins Kissen und raufe mich auf.

Im Eiltempo suche ich meine Kleidung zusammen, nehme die Unterhose, die mir Meilo großzügigerweise leiht und werfe alles durch die Luke. Dann klettere ich runter und teste das Wasser. Es ist so verführerisch warm, dass ich sofort darunter trete und erleichtert ausatme. Ich freue mich jetzt schon darauf, hinterher wieder ins Kalte zu treten. Hoffentlich kommt die Hitze des Kamins bald hier hoch gezogen!

Kommt sie leider nicht, oder ich merke es nicht, weil das Wasser viel wärmer ist, als die Luft. Ich friere mir wirklich beinahe den Hintern ab, als ich mich schnell abtrockne und in meine Kleidung springe. "Boha! Nie wieder ohne Heizung!", japse ich, flüchte zum Kamin, der ordentlich brennt, und setze mich davor. "Haa ... Schööön."

Meilo kommt zu mir gelaufen und bleibt hinter mir stehen. Ich lehne mich gegen seine Beine. Wie praktisch. "Du Warmduscher", schmunzelt er.

"Und? Ich hab's gerne warm", näsle ich. "Du nicht?"

"Anscheinend nicht so gern wie du."

Ich lege den Kopf in den Nacken, damit ich ihn anschauen kann. "Sagte der Kerl, der beruflich Schminke trägt."

"Nicht mehr lange", erwidert er.

"Oh ich vergaß. Entschuldige Keith." Hehe. Er kann es nicht leiden, wenn ich ihn Keith nenne. Dementsprechend guckt er mich nun an. "Was denn?"

"Das weißt du genau", meint er und krault mir durchs Haar.

"Oh Keith!", stöhne ich. "Genau da! Ja! Schneller!"

"Idiot!" Er tritt einen Schritt zurück, wobei ich beinahe hinten überkippe, und rauscht in die Küche.

"Meilo?" Ist er jetzt wirklich so sauer deswegen, dass er mich einfach stehen, beziehungsweise, sitzen lässt? "Warte doch! Was hast du denn?" Ich stehe auf und laufe ihm nach.

"Hör einfach auf mich Keith zu nennen wenn wir unter uns sind, ja?"

"Sorry. Ich wusste nicht, dass dich das so sehr aufregt."

"Tut es aber!" Ich zucke leicht zusammen, da Meilo die Besteckschublade lautstark zuknallt. Oookay. Da ist was faul. Und ich ahne, was das ist.

"Willst du darüber reden?", frage ich ihn und lehne mich neben ihn gegen die Küchenzeile.

"Wozu? Wir haben doch alles geklärt." Ich lege den Kopf schief und starre Meilo abwartend an. Er glaubt doch nicht ernsthaft, ich würde mich so von ihm ankacken lassen, und ihm das so mir nichts dir nichts durchgehen lassen, ohne eine vernünftige Erklärung dafür.

Außerdem: "Weißt du was? Das hier ist unser zweiter Streit bis jetzt." Meilos Augen schnellen zu mir. "Und schon wieder hat es mit deinem Alter Ego zu tun." Na ja, unser erster Streit hatte zwar nur entfernt damit zu tun, aber es lässt sich ein Muster erkennen.

Meilos Blick wird sanfter. Fast schon reumütig. "Ich hasse ihn", sagt er leise.

"Wen?" Habe ich was nicht mitbekommen?

"Wen wohl? Keith!"

Ich blinzle einige Male und versuche die Rädchen in meinem Hirn in Schwung zu bringen. "Ja aber du bist doch ..."

"Nein! ... Na ja, schon, aber ... Es ist lästig. ER ist lästig!" Ich überdenke seine Worte und komme zu dem Ergebnis, dass ich ihm uneingeschränkt beipflichte. Keith Kandyce ist lästig. Zudem nervt er. Besonders, wenn Nicole die Boxen aufdreht. "Ich hasse es er zu sein", spricht Meilo weiter und lässt den Kopf hängen. "Mit jedem Tag mehr." Ich sage nichts, sondern ziehe Meilo in meine Arme. "Er hält mich von dir fern. Dieser ganze Rummel um ihn steht ständig zwischen uns. ER steht zwischen uns. Ich halte das nicht mehr aus Nic." Seine Stimme wurde mit jedem Wort dünner. "Ich will nicht mehr ..."

Mein Herz schlägt wie verrückt. Und zwar aus dem einfachen Grund, dass ich nicht weiß, was ich zu Meilo sagen soll. Normalerweise sollte ich ihn aufbauen, ihm sagen, dass es Quatsch ist, was er sagt, aber das kann ich nicht, weil ich genauso denke. Ich kann ihn nur fest an mich drücken, ihm beruhigend über den Rücken streicheln und versuchen ihm die Wärme und Liebe zu übermitteln, die ich für ihn empfinde. Meilo scheint dies zu spüren und auch zu brauchen, denn er klammert sich an mich, als sei er kurz vorm Ertrinken.

"Du weißt gar nicht, wie schwer es ist, immer auf Knopfdruck funktionieren zu müssen, auch wenn es dir beschissen geht. Immer zu lächeln, jedem die Hand zu schütteln, Autogramme schreiben, stundenlang! Pressetermine, wieder nur lächeln und gute Laune verbreiten. Über Songs zu sprechen, die einem nichts bedeuten. Konzerte, die einem die letzten Kraftreserven rauben und dann die ganzen Gespräche mit Gerd und der Plattenfirma. Hier Diskussionen, dort die ständigen Fragen, ob ich nicht doch nochmal vier Jahre lang als Keith auftreten will. Das macht mich noch wahnsinnig!"

Ich schlucke hart. Scheiße! Und ich dachte, mir macht es zu schaffen, dass wir so oft getrennt sind. Dass es für Meilo noch härter ist, das war mir schon klar, aber nicht, dass es so schlimm ist.
 

Ich atme tief ein und schließe die Augen, während ich meine Nase in Meilos Nacken schmiege. "Wir schaffen das", sage ich ihm. "Noch drei Monate, dann haben wir es hinter uns."

"Das ist noch so lange", krächzt er. "Ich habe so eine Angst."

Ich stutze. Er hat Angst? "Vor was hast du Angst?"

"Ich ... Ich ..."

"Meilo!" Ich löse mich leicht von ihm und versuche ihm ins Gesicht zu schauen, was gar nicht so leicht ist, da er seine Stirn auf meine Schulter gebettet hat. "Hey! Vor was hast du Angst?", wiederhole ich meine Frage.

"Davor, dass du die Schnauze voll hast von allem, und mich verlässt", schluchzt er.

Mir wird eiskalt. "So ein Unsinn! Ich verlasse dich doch nicht!" Hatten wir das nicht auch schon mal? "Red dir das doch nicht immer ein. Ich liebe dich. Egal wie weit oder wie lange wir voneinander getrennt sind."

"Ich will dich nicht verlieren."

"Ach Meilo! Schatz! Das wirst du nicht." Ich zwinge ihn sanft dazu mich anzusehen. Ich glaube es nicht, aber seine Augen sind tatsächlich feucht. Das macht mich so wütend! Wütend auf diese ganze Maschinerie, in der Meilo steckt.

Sanft umfasse ich sein Gesicht und wische mit den Daumen über seine Wange. "Ich werde dich nie wieder Keith nennen. Versprochen." Ich hoffe, das bringt ihn wieder zum Lächeln. Fehlanzeige.

"Du musst ja denken, ich bin bekloppt."

"Woher denn?" Ich schüttle den Kopf. "Das denke ich nicht von dir."

Meilo leckt sich nervös über die Lippen und senkt den Blick. "Manchmal denke ich, ich bin schon längst verrückt geworden. Ständig dieser Wechsel ... Meilo, Keith, Keith, Meilo ..."

"Meilo! Hör auf damit!" Er blinzelt, bevor ein Ruck durch seinen Körper geht und er diesmal mich an sich zieht. "Keith Kandyce ist dein Job. Einer, der dir keinen Spaß mehr macht, aber das hat bald ein Ende." So ist das mit Jobs, die einen schlauchen. Manchmal muss man da durch, und sei es nur, um die Kündigungsfrist einzuhalten.

"Ich habe so oft das Gefühl, dass ich das nicht bis zum Ende schaffe."

"Wenn du das nächste Mal das Gefühl hast, dann ruf mich an, ja?" Er nickt. "Gut. Jetzt frühstücken wir und danach packen wir."

Entschlossen löse ich mich aus Meilos Griff und lächle ihn aufmunternd an. "Ich habe gar keinen Hunger mehr." Verlegen wischt er mit der Hand an seinem Oberarm auf und ab.

"Du musst aber was essen", belehre ich ihn.

"Aber danach müssen wir uns wieder trennen." Es zerreißt mir das Herz. Meilo sieht plötzlich so allein, so verletzlich aus.

"Wer sagt denn, dass wir das müssen?", antworte ich. "Ich fahre mit." Beschlossene Sache.

"Was? Du kannst nicht ..."

"Und ob ich das kann! Ich rufe gleich bei KP an und sage ihm, dass ich bis zum Wochenende weg bleiben werde." KP weiß um Meilo und meine Situation Bescheid. Also nicht den Teil mit Keith Kandyce, aber eben, dass wir uns durch Meilos Arbeit nicht oft sehen können. Daraufhin hat er mir mal gesagt, ich könne mir jeder Zeit ein paar Tage frei nehmen. Zwar solle ich ihm nur rechtzeitig Bescheid sagen, aber das hier ist ein Notfall. Er wird ein Auge zudrücken müssen.

"Nic, du musst nicht ..."

"Und ob ich muss!", unterbreche ich ihn ein weiteres Mal. Meilo schaut besorgt drein. Wäre das jetzt nicht eigentlich mein Job? Ich schnappe mir seine Hände und halte sie fest. "Du machst dir Sorgen wegen Gerd, nicht? Das er mich sieht und seine Schlüsse daraus zieht?"

"Ja", sagt er leise.

"Wir tischen ihm irgendeine Lüge auf, wie wäre es?"

"Und welche? Wenn ich ihm sage, du seist nur ein Freund, wird er gleich wissen was los ist."

"Hm ..." Ich denke über das kleine Problem nach. "Ich müsste mir auch eine Rolle zurechtlegen", überlege ich laut.

"Selbst wenn uns was einfällt. Was ist mit Niklas? Und du hast keine Kleidung dabei! Wie soll das funktionieren?"

"Kleidung ist das kleinste Problem." Der Knilch allerdings schon. "Meine Verkleidung muss so gut sein, dass Niklas mich nicht erkennt."

Endlich lacht Meilo wieder, wenn auch vor lauter Unglauben. "Das meinst du nicht ernsthaft?", fragt er mich.

"Und wie ernst ich das meine", grinse ich. "Mach du schnell das Frühstück. Ich rufe KP an und dann suchen wir einen Klamottenladen." Aber weil das sicher noch nicht ausreicht: "Und einen guten Frisör."
 

***
 

"Meilo?"

/Ja?/

"Halt da vorn mal an. An dem großen Center."

/Da hinten ist ein Parkhausschild/, macht Meilo mich drauf aufmerksam.

"Perfekt!" Meilo, der in seinem Auto vor mir herfährt, setzt den Blinker. Ich fahre ihm nach.

/Bist du dir sicher, dass das klappt? Wir haben kaum noch Zeit/, höre ich Meilos Stimme aus meiner Freisprecheinrichtung schallen.

"Das klappt schon", mache ich ihm Mut. "Es muss." Meilo seufzt. Er ist immer noch nicht begeistert von meiner Idee. Ich, nebenbei bemerkt, bin leicht nervös wegen des Plans, aber ich ziehe das jetzt durch! Meilo verkleidet sich ja auch jeden Tag, da werde ich das doch auch hinbekommen.

Eine Story, die wir Gerd und dem Knilch auftischen, ist auch schon zusammengestrickt. Ich werde Meilos neuer Berater, der ihm ab heute zur Seite steht, das heißt, ich bereite mit Meilo zusammen sein neues Debüt vor. Angeblich. Wie das sein jetziger Manager finden wird, weiß ich nicht, aber das ist mir auch Wurst. Ich muss doch meinen Klienten auf sein neues Projekt vorbereiten, oder nicht?

Zuerst wollte ich ja Meilos neuen Manager mimen, aber das hätte zu viele Fragen aufgeworfen. Und als Berater habe ich jederzeit 'Zugang' zu meinem Schützling. Es ist einfach nur genial. Dass wir nicht schon viel früher darauf gekommen sind.

Wir fahren runter in das Parkhaus, das allem Anschein nach zum Center gehört. Nach einer kurzen Zeit des Suchens, hat Meilo zwei freie Parkplätze gefunden und ich stelle mich neben ihn. "Bereit?", frage ich ihn.

"Nicht wirklich." Wieder seufzt er. "Das ist verrückt! Dich als meinen Berater vorzustellen ... Gerd wird dich auf jede erdenkliche Art versuchen auszufragen. Oder schlimmer noch: Dir Honig ums Maul schmieren, damit du mich berätst, bei meiner Plattenfirma zu bleiben."

"Mir egal", sage ich selbstbewusst. "Der bekommt mich nicht klein. Du bist mein wichtigster Klient und einen weiteren Vorteil hat das auch."

"Und welchen?"

"So raffen sie es endlich, dass du deinen Vertrag nicht verlängern wirst und nach neuen Wegen Ausschau hältst." Klare Sache. Hoffentlich werden sie ihn ab jetzt nicht mehr mit einem neuen Vertrag bedrängen.

"Also schön", pustet Meilo. "Versuchen wir es. Mehr als schief gehen kann es nicht."

"Na also! Immer optimistisch bleiben." Zwar hörte sich das eben nicht wirklich optimistisch an, aber besser als nichts.
 

Ich schnappe mir Meilo, harke meinen Arm in seinen und schleife ihn hinauf ins Einkaufcenter. Er ist immer noch angespannt und schleppt eine ernste Miene mit sich. So kenne ich ihn gar nicht. Ich mache mir ernsthaft Sorgen um ihn. Bleibt zu hoffen, dass sich seine Laune wieder verbessert, wenn ich erst mal bei ihm bleibe. Doch jetzt gibt es zuerst einmal eine Mission zu erfüllen!

Ich hechte an mehreren Läden vorbei, versuche einen Look zu finden, der zu einem Berater passt, mich aber so gut kleidet, dass mich niemand erkennt. Gar nicht so einfach. Doch dann "Da! Das wäre perfekt!"

"Was?" Meilo folgt meinem ausgestreckten Finger.

"Die Schaufensterpuppe da vorn. Die Zweite von rechts."

Meilo stutzt. "Meinst du?"

"Klar!"

"Einen Anzug? Du?"

"Hey! Ich sehe in Anzügen super seriös aus. Und mein Hintern kommt auch prächtig zur Geltung." Meilo lacht. Ja echt! Ein wundervolles Meilolachen begegnet mir. Der Anzug gerät in Vergessenheit. Ich schiebe mich vor meinen Schatz und küsse ihn. Er guckt ganz verdutzt. "Da bist du ja wieder", schmunzle ich.

"Ich bin doch die ganze Zeit über hier", murmelt er.

Ich schüttle leicht den Kopf. "Nicht der ganze Meilo. Den, den ich so sehr liebe, dass ich mich für ihn in einen Anzug zwänge und in eine andere Rolle schlüpfe." Wieder lächelt er. "Ich will dich nie wieder traurig sehen", flüstere ich und küsse ihn erneut.

"Ich versuche es", sagt er. "So lange du in meiner Nähe bist, kann ich gar nicht lange traurig sein." Ist er nicht süß?! "Dann lass uns mal einen Anzug kaufen gehen."

In dem Laden, in dem ich den Anzug entdeckt habe, probiere ich auch gleich einen ähnlichen an. Der Verkäufer ist flink und weiß auf Anhieb, welcher mir passen könnte. "Sehr schick", kommentiere ich und zupfe an der Krawatte. "Aber die ist zu viel." Ich ziehe sie mir über den Kopf und reiche sie dem Verkäufer. "Lieber etwas lockerer." Umgehend öffne ich die ersten drei Knöpfe meines Hemdes. "Besser?" Ich schaue Meilo an. Er grinst, und mein Herz geht auf.

"Heiß", haucht er. "Du siehst aus wie diese Ermittler in CSI Miami." Ich lache auf. Aber er hat Recht. "Dazu brauchst du noch eine Sonnenbrille. Das sieht noch eine Spur lässiger aus." Gute Idee. Und die ist zur Tarnung einfach nur perfekt.

"Haben Sie eine?"

"Nur für die Auslage", meint der Verkäufer.

"Verkaufen Sie die auch?" Er nickt. "Dann her damit." Er nickt wieder und saust davon.

Meilo stößt sich von der Kabinenwand ab und kommt auf mich zu. "Ich glaube immer noch nicht, dass wir das tun."

"Es ist, wie du gesagt hast. Es kann nur schief gehen."

"Hoffentlich nicht", seufzt er. "Wenn raus kommt, dass du mein Partner bist, dann ..."

"Das kommt nicht raus. Ich werde alles abstreiten. Ich bin nicht mit Keith Kandyce zusammen. Kommt mir ganz einfach über die Lippen." Meilo legt den Kopf schief, scheint jedoch nicht beleidigt zu sein. Was für ein Glück! Ich dachte schon, ich wäre wieder in ein Fettnäpfchen getreten.

"Hier. Bitte sehr." Der Verkäufer ist zurück und reicht mir eine protzig aussehende Sonnenbrille.

Ich setze sie mir auf. Sie passt. Lässig verlagere ich mein Körpergewicht auf ein Bein, schiebe die Hände in die Hosentaschen und Pose vor dem Spiegel. Meilo kichert leise. "Ich bin ein arrogantes Arschloch", sage ich zu mir selbst. "Ein skrupelloser Berater der alles für seinen Klienten rausholen will. Ein geldgeiler Kerl, wie er im Buche steht." Der Verkäufer glotzt mich schief an. Egal. "Fehlt nur noch eine andere Frisur."

"Blond würde dir gut stehen", gluckst Meilo.

"Ich lasse mir doch nicht die Haare färben! Nein! Was ich brauche, ist eine Perücke." Meilo schaut mich stirnrunzelnd im Spiegel an. "Der Anzug ist gekauft", richte ich mich an den Verkäufer.

"Nur den?" Meilo sieht mich nun direkt an. "Du braucht mehrere. Wenn du jeden Tag im gleichen Anzug herumrennst, wirft das Fragen auf." Shit! Er hat wieder recht!

"So viel Geld habe ich nicht", antworte ich erschüttert.

Meilos Kinn legt sich auf meine Schulter. "Aber ich", lacht er und hält mir eine Kreditkarte vor die Nase.

"Das kann ich nicht annehmen."

"Doch, kannst du. Und du musst, sonst geht unser Plan nicht auf. Sieh es als dein Beraterhonorar." Ich knirsche mit den Zähnen. "Haben Sie noch ein paar Anzüge in seiner Größe? Vier Stück wären ideal. Und nochmal zehn Hemden in unterschiedlichen Farben. Aber nichts zu aufdringliches. Ein helles blau, creme. Sowas in der Richtung. Dann noch ein paar Schuhe, wenn Sie haben. Größe?" Meilo sieht mich fragend an.

"Ähh ... zweiundvierzig." Der Verkäufer nickt und rast erneut durch den Laden.

"Zieh dich wieder um. Wir haben keine Zeit." Ich füge mich. Mir bleibt auch keine andere Wahl.

"Ich zahle dir das zurück", sage ich zu Meilo. Der grinst bloß und zuckt mit den Schultern. "Ich schwöre!"
 

Bepackt mit Tüten voll Kleidung stehen wir vor dem Plan des Einkaufcenters und suchen einen Frisör. "Eine Etage höher! Da ist einer!" Meilo zeigt mit dem Finger drauf.

"Dann mal los!" Wir haben nicht mehr viel Zeit!

Wir stürmen die Rolltreppe, laufen die Stufen hoch, damit wir ein paar Sekunden sparen, und hechten um die Ecke. "Dort lang!" Ich renne hinter Meilo her.

Keuchend stolpern wir in den Frisörsalon. "Hallo", japse ich die erstbeste Frisörin an. "Haben Sie ... Perücken? … Männerperücken." Sie schaut mich verdattert an, nickt dann aber. "Klasse! Ich brauche eine."

"Und an was dachten Sie im Genaueren?"

"Etwas großkotziges. Für einen leck-mich-am-Arsch-Typen, der sich für etwas besseres hält."

"Okaaaay", fiepst sie gedehnt. "Folgen Sie mir." Erleichtert laufe ich ihr, zusammen mit Meilo, nach. "Setzen Sie sich. Ich hole ein paar Modelle."

"Ich hab's aber eilig!", rufe ich ihn nach. Wieder ein Nicken, dann ist sie in einem anderen Raum verschwunden. "Uff! Ich will gar nicht wissen, was die von uns denkt."

"Ist doch egal." Meilo legt seine Hand auf meine. "Alles was zählt ist, dass es klappt."

"Ja", schnaufe ich. Wir lächeln uns an. Das Glitzern in Meilos Augen sagt alles. Er ist wieder der Alte, obwohl ich weiß, dass die Angst, die er mir heute Morgen gestanden hat, immer noch in ihm brodelt. Ich muss sie ihm nehmen. Ich werde ihn nicht verlassen. Niemals! "Ich liebe dich", bricht es aus mir heraus. Die Frau, die neben uns unter einer Haube sitzt, schielt zu uns rüber und grinst verlegen.

"Ich dich auch." Meilo beugt sich zu mir, um mich zu küssen, doch da schießt schon die Frisörin mit einem Stapel Perücken um die Ecke.

"Das wären unsere Modelle", erklärt sie und legt sie vor mir auf die kleine Ablage. "Soll ich sie Ihnen mal aufsetzen?"

"Bitte."

"Zuerst muss das Haarnetz über Ihr richtiges Haar." Ich bekomme etwas aus dem Material einer Strumpfhose über meine schöne Frisur gespannt. Meilo grinst sich eins. Tzäh! "Das muss gut sitzen und alle Haare müssen darunter geschoben werden, damit die Perücke auch gut in Form liegt und hält." Ja, ja. Mach hinne! Endlich fertig mit glattstreichen, zupfen und stopfen, kommt Haarteil Nummer eins auf meinen Kopf. "Frisieren können wir sie wie Sie möchten."

"Auch schneiden?", will Meilo wissen.

"Natürlich." Sie bearbeitet das Teil auf meinem Kopf, bis es richtig sitzt. "Wie wäre das?"

"Weiß nicht ... Die Perücke sollte meinen Typ verändern. Wie eine Verkleidung, verstehen Sie?"

"Okaaay ..." Flubb! Runter ist meine Haarpracht. "Vielleicht etwas in Blond?"

"Oh ja!" Meilo klatscht in die Hände. "Das habe ich mir auch schon überlegt."

"Hätte ich nur eher gewusst, dass du auf Blondinen stehst", brumme ich.

"Bei dir habe ich eine Ausnahme gemacht." Er zwinkert mir zu.

"Gut zu wissen." Ich sage es doch immer wieder: Er ist und bleibt ein frecher Kerl. Zum Glück!
 

Ich bekomme noch zwei weitere Perücken aufgesetzt, bis mir endlich eine zusagt. Das sie blond ist, hat nicht nur was mit Meilo zu tun. Mit ihr sehe ich tatsächlich total anders aus. Sie wird noch zurechtgeschnitten und frisiert. Fertig. "Gib mir mal die Brille." Meilo kramt in den Tüten herum, bis er sie gefunden hat. "Jetzt erkennt mich niemand mehr", staune ich.

"Aber echt. Du bist ein total anderer Typ geworden."

Ich lächle mein Spiegelbild überlegen an. "Das könnte wirklich klappen."

"Das denke ich auch langsam." Yes!

Die Frisörin sagt mir noch, wie ich das Teil zu pflegen habe, gibt mir Tipps zum Frisieren, und verpackt sie mir anschließend. "Ganz schön teuer das Ding", seufze ich, als wir aus dem Laden verschwunden sind.

"Ich habe dir angeboten sie zu bezahlen."

"Nichts da! Das fehlte noch. Du hast schon genug für mich ausgegeben."

"Für uns", berichtigt er mich. "Das hier tun wir für uns." Ich muss ihm schon wieder recht geben.

Mit allem Nötigen ausgestattet, laufen wir zurück zu unseren Autos. Die Tüten kommen bei mir in den Kofferraum. "Die Adresse hast du ins Navi gespeichert?", möchte mein Schatz wissen.

"Ja. Falls ich dich verliere, komme ich trotzdem am Hotel an."

"Gut. Dann bis gleich." Meilo nimmt mich in den Arm und küsst mich. "Ich ruf dich an, sobald ich im Auto sitze."

"Mach das", lache ich, küsse ihn retour und steige ein. Kaum aus dem Parkhaus, klingelt mein Handy. "Ah, mein Klient meldet sich. Alles zu Ihrer Zufriedenheit?"

/Beinahe/, meldet sich Meilo. /Nic? Mir ist eben was eingefallen./

"So? Was denn?"

/Bei der ganzen Planerei haben wir etwas Wiichtiges vergessen./

"Und was?"

/Du brauchst einen Namen./

"Dann überlegen wir uns einen." So dramatisch ist das doch gar nicht.

/Das ist aber nicht das einzige Problem. Du brauchst auch noch eine Vorgeschichte, eine Internetpräsenz und das Wichtigste: Eine große Firma, für die du arbeitest. Gerd wird dich genaustens durchleuchten, wenn wir ihm sagen, wer du angeblich bist./

"Dann sagen wir, dass ich selbstständig bin."

/Das wird nicht klappen!/

"Wieso nicht? Ich sage, dass du mein erster Klient bist, und dass ich noch keine Internetseite habe. Ich kann mir auch schnell eine zusammenschustern. Ganz einfach."

/Das stellst du dir so einfach vor, aber ich kenne Gerd. Er wird nicht locker lassen und schnell spitz bekommen, dass mit dir was nicht stimmt./ Schon wieder hört sich Meilo deprimiert und ängstlich an.

"Mach dir keine Sorgen Schatz. Ich bekomme das hin. Er wird von mir nichts erfahren. Das hat ihn nicht zu interessieren, und basta. Schließlich geht ihm unsere Zusammenarbeit überhaupt nichts an." Genau so sieht es aus. Gerd wird sich an meinem arroganten Beraterarsch die Beißerchen ausbeißen. Diesen Kerl habe ich sowieso gefressen. "Ich mach das Meilo. Entspann dich und überlasse das alles mir."

/Wenn du meinst./

"Meine ich. So! Wollen wir darüber sprechen, wie ich deine neuen Songs finde?" Zeit, Meilo auf andere Gedanken zu bekommen.
 

******
 

Und schon wieder bin ich ganz platt, wohin mich Niclas' Reise wieder getrieben hat. Jetzt spielt er verkleiden und mimt Meilos Berater. Was das wohl wird? O_o



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