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Im Krieg und in der Liebe

... sind alle Waffen erlaubt
von

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Ein Alptraum

Ohne ein Klopfen öffnet Tsunade die Tür zu meinem Krankenzimmer und tritt an mein Bett, gefolgt von Shizune. Ich freue mich sie zu sehen. Langsam aber sicher hätte ich sonst begonnen mich zu langweilen.

 

„Die Laborergebnisse deiner Blutprobe sind da“, sagt Tsunade fachlich und mit ernster Stimme. Sie legt die Stirn in Falten, als sie den Zettel in ihrer Hand betrachtet, auf dem besagte Ergebnisse stehen. Sie zögert. Auch Shizune schweigt.

 

„Und? Jetzt mach es nicht so spannend“, dränge ich.

 

Sie blickt von dem Zettel auf und sieht mir direkt in die Augen, bevor sie einen Seufzer ausstößt.

 

„Es ist praktisch nicht möglich die reaktiven Teilchen komplett aus deinem Körper zu entfernen.“

 

Mein Herz setzt für einen Augenblick aus.

 

„Das heißt…“ Nun bin ich es, die zögert. „Das heißt, dass Kabuto mich bei unserer nächsten Begegnung wieder so steuern kann?“

 

Tsunade schließt ihre Augen. Das nehme ich mal als ein Ja.

 

„Nunja“, beginnt sie dann aber und öffnet ihre Augen ein Stück wieder.

„Wir könnten es zwar trotzdem versuchen, da der Eingriff an sich nicht sehr schwierig ist. Allerdings ist sie sehr langwierig. Es ist eine Art Dialyse, bei der dein Blut gereinigt wird.“

 

Ein Hoffnungsschimmer durchzuckt mich.

 

„Allerdings verhalten sich diese Teilchen wie Bakterien, die sich teilen und sich vermehren. Wenn auch nur eines in deinem Körper zurückbleibt, beginnt es von vorne und nach einer gewissen Zeit, hast du wieder so viele reaktive Teilchen in dir wie jetzt. Deswegen ist es so schwierig, sie vollständig aus deinem Körper zu entfernen.“

 

Ich denke kurz über ihre Worte nach.

 

„Allerdings scheint es auch eine Obergrenze für die Teilchen in dir zu geben“, mischt sich nun auch Shizune in das Gespräch ein.

 

„Wir konnten im Labor beobachten, dass die Teilchen sich ihrem Wirt anpassen. Sobald die Kapazität ausgenutzt wurde, hören sie auf sich zu vermehren. Das bedeutet wiederum, dass sie nicht parasitär leben und dir anderweitig nicht zur Last werden.“

Sie hofft, mich damit zu beruhigen und grinst mich mit einem schiefen Lächeln an. Ich blicke abwechselnd zu ihr und Tsunade, bis ich meinen Blick auf meine immer noch verwundeten Hände richte. Meine Mine wird ernst.

 

„Ich will es versuchen. Ich will diese Teilchen nicht mehr in mir haben. Ich möchte nie wieder so hilflos sein! Wenn Kakashi das Jutsu damals nicht kopiert hätte, wer weiß, was dann passiert wäre. Ich möchte nie wieder jemand anderem die Kontrolle über meinen Körper überlassen und schon gar nicht Kabuto!“

 

Tsunade und Shizune tauschen Blicke aus.

 

„In Ordnung“, beginnt Tsunade. „Aber du weißt selbst, dass eine Dialyse nicht sehr angenehm ist?“

 

Sie beobachtet mich mit einer hochgezogenen Augenbraue. Ich schlucke bei dem Gedanken an die Dialyse.

 

„Ach, das wird schon nicht so schlimm werden!“, rede ich mir selbst Mut zu.

 

Tsunade erhebt ihren Finger.

 

„Eine Woche. Es wird genau eine Woche dauern, um sicher zu gehen, dass dein gesamtes Blut gereinigt ist. Und du wirst keine Pause dazwischen haben, um zu verhindern, dass sich die Teilchen in dieser Zeit regenerieren.“

 

Ist das ein Scherz? Eine Woche?! Ich starre sie mit offenem Mund an.

 

„Shizune, Sakura und ich werden die Behandlung persönlich durchführen. Wir werden uns abwechseln und einige Schichten machen müssen. Aber das wird dir die größten Chancen auf Heilung ermöglichen.“

 

Ein leichtes Lächeln zeichnet sich auf meinen Lippen ab.

 

„Danke“, sage ich und Tränen der Rührung steigen mir in die Augen. Sie bemühen sich so sehr um mich. Bei dem Gedanken daran, was Tsunade und Shizune und auch Sakura alles für mich tun, wird mir ganz warm ums Herz. Eine richtige Familie könnte sich nicht besser für einen einsetzen.

 

„Gut, wir beginnen gleich nach dem Mittagessen. Hau lieber ordentlich rein, denn das wird erstmal für lange Zeit die letzte Mahlzeit, die du siehst!“

 

Mit einem dreckigen Grinser in meine Richtung verlässt Tsunade den Raum. Auch Shizune macht Anstalten zu gehen, jedoch nicht ohne mir vorher noch ein mitfühlendes und entschuldigendes Lächeln zuzuwerfen.

 

 

 

Tsunade übernimmt die erste Schicht. Im Behandlungszimmer, das ich nun für eine Woche nicht verlassen werde, liegen bereits mit Symbolik versehene Schriftrollen, verschiedenste Behälter, in denen mein Blut für die Reinigung zwischengelagert wird, sowie Schläuche und Nadeln neben einer Tatamimatte bereit, die in der Mitte des Raumes platziert wurde. Ich lege mich darauf und Tsunade bereitet alles vor. Sie führt mir die Schläuche in die Arme, wodurch das Blut aus und in meinen Körper gelangen kann. Sie beginnt mit dem Behandlungsjutsu und ich spüre, wie sich mein Blut bewegt. Das Gefühl dabei ist zwar nicht so schlimm wie bei Kabutos Jutsu, aber bei Langem auch nicht angenehm, weswegen ich ein paar Mal vor Schmerzen aufstöhne und meine Zähne zusammenbeiße. Tsunade ist in ihrem Element und mit voller Konzentration bei der Sache. Nach einer Weile werde ich müde und träge durch die Anstrengungen, die meinen Körper belasten, und ich schlafe ein.

 

 

 

Ich träume. Vom Kampf gegen Kabuto. Vom Kampf gegen Akatsuki. Ich träume davon, wie ich gerettet werde. Von Kakashi und Gai. Davon wie nutzlos ich mich gefühlt habe – wie hilflos. Dann träume ich von Hiroshi und Ken, meinem alten Team aus Iwagakure. Ich sehe sie vor mir, mit unrealistisch verzerrten Fratzen, die mich jagen. Sie jagen mich durch einen ewig langen Wald. Er ist dunkel und voller großer und alter Bäume. Am Ende des Waldes sehe ich Tsunade und Shizune. Ich versuche sie zu erreichen, doch es ist, als käme ich nicht vom Fleck. Die beiden Frauen, die mir so viel bedeuten, wenden sich von mir ab und verblassen schließlich in der Schwärze des Waldes. Ich renne weiter. Verzweifelt. Plötzlich erscheint Gai wie ein Riese vor mir und ich bleibe abrupt stehen. Er zeigt angewidert mit dem Finger auf mich und beschimpft mich als hässlich und schwach. Ich sinke kraftlos auf die Knie und versuche gegen meine Tränen anzukämpfen, doch es gelingt mir nicht. Dann löst sich Gais Gestalt in Luft auf und Kakashi steht hinter mir. Mit Tränen überströmten Gesicht drehe ich mich zu ihm um. Er reicht mir eine Hand, um mir aufzuhelfen und ich ergreife sie dankbar. Doch sein Griff wird immer fester und fester und es fühlt sich so an, als würden meine Knochen gleich brechen. Ich versuche mich aus seinem Griff zu befreien, doch ich schaffe es nicht. Mit seiner anderen Hand greift er nach seiner Maske und zieht sie sich vom Gesicht. Sein diabolisches Grinsen ist geprägt von spitzen, scharfen Zähnen. Ein eiskalter Schauer jagt mir den Rücken runter und ich zapple an seiner Hand, um von ihm los zu kommen. Vergeblich. Seine Lippen verformen sich und er zieht Luft ein. Es fühlt sich an, als würde er mir die Seele aus dem Körper ziehen. Ich schreie vor Schmerzen.

 

 

 

Ich schreie vor Schmerzen und wache aus meinem Alptraum auf. Schweißgebadet liege ich im Krankenhausbett. Mein Herz schlägt gegen meine Brust, so als wollte es sich aus meinem Brustkorb befreien, so wie ich mich aus dem Griff in meinem Traum befreien wollte. Mein Atem geht schwer und Schweiß tropft mir vom Gesicht. Ich blicke mich verwirrt im Raum um. Es ist dunkel und still. Es sind Schritte im Gang zu hören. Eine Schwester kommt ins Zimmer gestürmt.

 

„Ist alles in Ordnung? Wieso hast du geschrien? Hast du Schmerzen?“

 

Leicht irritiert sehe ich sie an, als sie den Lichtschalter betätigt und die kalte Lampe den Raum erhellt. Verwirrt sitze ich da, nicht begreifend, wo ich bin und dass das alles nur ein Traum gewesen sein soll. Es fühlte sich so echt an. Ich greife an mein Handgelenk, an dem mich Kakashi im Traum festgehalten hat. Erst jetzt bemerke ich, dass die Schmerzen in meinen Händen nachgelassen haben und auch Bandagen trage ich keine mehr.

 

„Ich hole mal Shizune“, sagt die Krankenschwester, nachdem ich ihr immer noch keine Antwort gegeben habe.

 

Meine Atmung beruhigt sich langsam wieder und auch mein Herz hat seinen normalen Rhythmus wiedergefunden. Ich blicke auf die Uhr. 3:48 Uhr. Es ist noch finsterste Nacht.

 

„Yuki!“ Sichtlich erleichtert betritt Shizune den Raum.

 

„Du bist endlich aufgewacht!“

 

„Endlich? Wie lange habe ich denn geschlafen?“ Ich klinge immer noch ziemlich benommen.

 

„Na, neun Tage! Du bist relativ am Anfang der Behandlung eingeschlafen und hast auf nichts mehr reagiert. Einmal hätten wir dich fast verloren, aber Tsunade konnte dich noch rechtzeitig zurückholen. Danach war die Behandlung noch schwieriger. Du warst ständig schweißgebadet und schienst große Schmerzen gehabt zu haben. Wir haben dich danach nicht mehr wach gekriegt. Wir hatten schon das Schlimmste befürchtet! Ich bin ja so froh, dass es dir wieder bessergeht!“

 

Mit Freudentränen in den Augen fällt sie mir um den Hals.

 

Sie hätten mich fast verloren? War das die Stelle im Traum, als ich durch den Wald auf Tsunade und Shizune zu gerannt bin? Danach hat sich der Traum ja tatsächlich in einen Alptraum verwandelt, überlege ich völlig benommen. Langsam realisiere ich, was Shizune mir gerade erzählt hat und erwidere schwach ihre Umarmung. Ich fühle mich kraftlos und kann meine Arme nur mit Mühe heben.

 

Shizune löst sich aus der Umarmung und blickt mich besorgt an.

 

„Du meine Güte! Du musst hungrig sein! Du wurdest ja die ganzen Tage über nur künstlich ernährt und die wurde auf ein Minimum zurückgeschraubt! Ich hole dir schnell was zu essen!“

 

Ohne dass ich etwas erwidern kann, stürmt sie auch schon aus dem Raum. Zurück kommt sie mit einem Obstkorb und den Resten vom Abendessen, die aus ein paar Scheiben Brot und Käse bestehen.

 

„Tut mir leid. Mehr war nicht mehr da. Aber das sollte bis zum Frühstück ausreichen.“ Sie wirft mir wieder eines ihrer entschuldigenden Lächeln zu. Dankbar nehme ich das Essen entgegen. Nachdem ich fertig gegessen habe, räumt sie das Geschirr wieder auf, lässt jedoch die Reste des Obstkorbes im Zimmer stehen. Dann verlässt sie den Raum, um mir noch ein paar Stunden Ruhe zu gönnen, bevor morgens der Trubel im Krankenhaus wieder losgeht.

 

Kaum scheinen die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster, stürmt auch schon Tsunade wieder in mein Zimmer. Obwohl ich so lange geschlafen habe, bin ich nach dem nächtlichen Essen doch noch einmal eingeschlafen und wache durch Tsunades stürmisches Auftreten erschrocken wieder auf. Ich reibe mir die Augen, werde darin aber durch eine Umarmung seitens Tsunade unterbrochen.

 

„Gott sei Dank, es geht dir gut!“ So aufgelöst habe ich Tsunade bisher selten gesehen. Sie scheint sich wirklich schreckliche Sorgen um mich gemacht zu haben.

 

„Ist ja gut, Tsunade! Mir geht es doch wieder gut!“

 

Der erleichterte Seufzer ihrerseits ist kaum zu überhören.

 

„Ich bin ja so froh. Und noch eine gute Nachricht! Wir haben dein Blut nach der Behandlung nochmal ins Labor geschickt und soweit wir sehen können, sind die Teilchen vollkommen aus deinem Körper verschwunden. Aber um ganz sicher zu gehen, werden wir in ein paar Wochen nochmal einen Test machen!“

 

Ich strahle über das ganze Gesicht.

 

„Ihr habt es tatsächlich geschafft? Oh, Danke! Vielen, vielen Dank! Ihr seid einfach die größten!“ Diesmal bin ich es, die voller Euphorie Tsunade um den Hals fällt.

 

„Ist ja schon gut.“ Sie tätschelt mir behutsam den Rücken.

 

„Jetzt komm erstmal wieder richtig zu Kräften. Für heute bleibst du noch zur Beobachtung im Krankenhaus und morgen früh kannst du dann auch wieder heimgehen.“ Sie macht eine kurze Pause.

 

„Was sich ganz gut trifft“, fügt sie hinzu, „denn morgen veranstalte ich eine Vollversammlung aller Ninja von Konoha! Da solltest du natürlich auch anwesend sein!“

 

„Worum geht es denn?“

 

„Das wirst du schon noch früh genug erfahren!“ Sie lächelt wissend, was mich irgendwie verunsichert.

 

Bevor sie mich mit meinem Frühstück alleine lässt, hält sie noch einmal im Türrahmen inne.

 

„Ich bin wirklich froh, dass es dir gut geht, Yuki!“

 

Dann schließt sie die Tür. Da war sie wieder – ihre fürsorgliche, mütterliche Seite, die ich so an ihr liebe. Hätte ich ihr von dem Traum erzählen sollen? Nein. Ich glaube, das behalte ich lieber für mich.

 

 

 

Als ich im Hauptversammlungsraum ankomme, ist dieser schon reichlich voll. Beinahe alle sind schon da. Kurenai winkt mir aus einer der mittleren Reihen zu und ich geselle mich neben sie. Auf ihrer anderen Seite kniet Asuma, der mich ebenfalls freundlich begrüßt. Die beiden Jonin erkunden sich nach meinem Gesundheitszustand und bemerken, dass sie mich schon eine Weile nicht mehr gesehen haben, doch zum Antworten komme ich nicht mehr, da Tsunade durch ein Räuspern andeutet, anfangen zu wollen. Der Geräuschpegel im Raum wird hörbar leiser bis kaum noch ein Mucks zu hören ist.

 

„Schön, dass ihr alle da seid! Ich möchte…“ Weiter kommt sie in ihrer Einleitung nicht, da sich die Tür zu dem großen Raum erneut öffnet. Kakashi steckt seinen Kopf herein.

 

„Oh! Äh… tut mir leid. Ich bin etwas zu spät!“ Verlegen kratzt er sich am Hinterkopf und setzt sich an eine freie Stelle in den hinteren Reihen, was sich als relativ schwierig gestaltet, da der Raum bereits ziemlich voll ist. Jeder in diesem Raum sieht ihn mit dem typischen „War ja klar, dass Kakashi wieder zu spät kommt“-Blick an. Sofort kommen mir die Bilder aus meinem Alptraum wieder in den Sinn. Wie Kakashi mich festhielt und versucht hatte, mir die Seele auszusaugen. Ich schüttle heftig meinen Kopf, um diese Bilder aus meinem Kopf zu drängen.

 

„Schon gut, Kakashi. Du hast noch nichts verpasst.“ Tsunade versucht sich daran zu erinnern, was sie gesagt hat, bevor sie unterbrochen wurde.

 

„Also. Der Grund für die Versammlung ist Folgender. Einigen von euch ist ja bekannt, dass es alle 5 Jahre zu einem Ereignis kommt, um den Frieden seit dem letzten großen Ninja-Krieg zu feiern und in Ehren zu halten. Dieses Ereignis ist der Friedensball und er findet jedes Mal woanders statt. Dieses Mal wird er in Sunagakure veranstaltet und der Kazekage hat mir eine offizielle Einladung zukommen lassen, in der alle Ninja aus Konohagakure ganz herzlich eingeladen sind.“

 

Ein leises Murmeln geht durch den Raum. Ein Ball? Wieso habe ich in Iwagakure davon nie etwas gehört? Vermutlich wurden nur besondere Ninja dafür ausgesucht, denke ich.

 

„Leider kann ich nicht erlauben, alle Ninja aus Konoha zu diesem Ball zu schicken, da sich die Missionen, die sich bei mir stapeln, nicht von alleine erledigen und außerdem immer ein paar von uns im Dorf sein sollten, um dessen Sicherheit zu gewährleisten. Ich selbst werde deswegen auch nicht zu dem Ball gehen können.“

 

Das Gemurmel wird hörbar lauter.

 

„DESWEGEN“, brüllt Tsunade, um wieder die Aufmerksamkeit zu erlangen, die ihr zusteht.

 

„Deswegen habe ich einige von euch ausgewählt, die stellvertretend für ganz Konoha an diesem Ball teilnehmen werden. Da der Kazekage in seinem Schreiben darauf bestand, Narutos Team zu schicken, um sich erneut für deren Hilfe bei seiner Rettung aus den Händen von Akatsuki zu bedanken, werden Naruto, Sakura und Kakashi schon mal auf jeden Fall hingehen.“

 

„Juhuuuuu!“, brüllt Naruto nun aus der letzten Reihe und macht einen Freudensprung in die Luft.

 

„Ich werde mit Sakura auf einen Ball gehen!“

 

„Naruto!“ Tsunade versucht wieder Ruhe in die Situation zu bringen, doch er hört ihr nicht mehr zu.

 

„Ob sie wohl auch mit mir tanzen wird? Hey Sakura! Willst du-?“ Seine Frage wird durch einen gezielten Faustschlag in sein Gesicht von Sakura unterbrochen. Ein schiefes Grinsen macht sich beim Beobachten dieser Szene auf meinen Lippen breit.

 

„Danke, Sakura“, sagt Tsunade und führt ihre Rede fort.

 

„Er würde sich auch über Gais Team freuen, allerdings brauche ich zumindest Gai und Lee für eine besondere Mission als Taijutsu-Spezialisten hier. Neji und Tenten. Euch könnte ich für die Zeit entbehren, wenn ihr gerne mitwollt.“ Sie blickt fragend in die Richtung der beiden.

 

„Oh, danke! Liebend gerne!“ Tentens Begeisterung ist deutlich zu hören, während Neji nur gleichgültig die Arme vor der Brust verschränkt. Um seine Teamkameradin nicht zu enttäuschen stimmt er mit einem leichten Nicken dem Angebot zu und Tentens Gesicht strahlt vor Freude.

 

„Och, schade. Dann werde ich wohl nicht mit Sakura tanzen können“, jammert Lee in sich hinein. Gai legt ihm tröstend die Hand auf die Schulter.

 

„Mach dir nichts draus. Dafür werden wir eine ganz tolle Mission zusammen erledigen! Nur wir beide, Lee.“ Gais Worte scheinen ihre Wirkung zu erzielen, denn Lees Enttäuschung ist von jetzt auf gleich wie weggeblasen.

 

„Gut. In der Einladung stand ebenfalls, dass sich die Schwester des Kazekage auf Shikamaru Naras Besuch freuen würde. Sie möchte sich dadurch für die Hilfe bei den Chunin-Auswahlprüfungen bedanken. Shikamaru?“ Tsunade blickt sich suchend um.

 

Sie hat Shikamaru wohl noch nicht im Raum erblickt, was unter anderem auch daran liegt, dass er durch die große Gestalt seines Sensei vor ihm vollkommen verdeckt wird. Höflichkeitshalber steht er für seine Antwort auf.

 

„Na, wenn’s denn sein muss. Auch wenn ich eigentlich gar keine Lust habe auf so einen doofen Ball.“ Seine Stimme klingt mürrisch und genervt – wie immer. Asuma selbst muss über die Antwort seines Lehrlings grinsen, doch ich kann ihn da voll und ganz verstehen. Dieser Ball wäre auch nichts für mich, denke ich.

 

„Tsunade! Wenn Shikamaru gehen darf, möchte ich auch gerne mitkommen!“ Nun ist es Ino, die ihre Hand erhebt. Tsunade sieht sie mitfühlend an.

 

„Ino, ich weiß, du würdest gerne auf dem Ball tanzen und ich würde dich auch gerne mitgehen lassen, aber ich brauche dich im Krankenhaus. Da Sakuras Schichten dort wegfallen, gibt es dort einiges zu tun.“

 

Traurig nimmt Ino ihre Hand wieder runter und will ihrer Lehrmeisterin nicht weiter widersprechen. Stattdessen wirft sie Sakura einen vor Eifersucht und Wut strotzenden Blick zu. Arme Ino, denke ich.

 

„Es tut mir leid“, sagt die blonde Hokage noch einmal entschuldigend in ihre Richtung und wendet sich dann wieder allen zu.

 

„Asuma. Kurenai. Ihr werdet ebenfalls zu dem Ball gehen. Ihr seid schließlich so etwas wie unser Vorzeige-Ninja-Paar hier in Konoha.“ Tsunade grinst meine beiden Sitznachbarn an, die vor Schamesröte gerade am liebsten im Boden versinken würden. Sie nicken voller Einverständnis und ich muss ebenfalls grinsen, wenn ich die beiden so sehe.

 

„Und zu guter Letzt“, führt Tsunade fort, „möchte ich noch Yuki mit auf den Ball schicken.“

 

Mein Lächeln verschwindet sofort aus meinem Gesicht und Überraschung setzt sich darin fest.

 

„I-Ich?“, frage ich ungläubig.

 

„Ja, du. Wenn ich richtig mitgezählt habe, fehlt Kakashi noch eine Tanzpartnerin.“ Sie zwinkert mir zu. Ich schlucke.

 

„Ich glaube, das ist keine gute Idee, Tsunade“, versuche ich mich aus der Affäre zu ziehen. Sie hebt eine Augenbraue, was sie ziemlich streng aussehen lässt.

 

„Wieso schickst du nicht Ino mit? Ich kann doch genauso gut im Krankenhaus die Schichten übernehmen!“

 

„Willst du etwa meine Planung in Frage stellen?“ Ihre Stimme klingt plötzlich böse und streitlustig.

 

„N-Nein, ich… Ich meine ja nur…“ Mein Blick wandert durch den Raum, nach einer Ausrede suchend.

 

„Shikamaru! Shikamaru hat auch keine Tanzpartnerin!“ Dieser blickt mich gelangweilt an.

 

„Temari, die Schwester des Kazekage hat nach ihm verlangt. Ich gehe davon aus, dass sie seine Tanzpartnerin sein wird.“

Langsam aber sicher wird Tsunade dieses Gespräch zu langweilig.

 

„Aber Tsunade! Ich muss wirklich nicht auf diesen Ball. Ich kann doch nicht mal tanzen. Wieso schickst du nicht jemanden, der hinwill? Ich übernehme auch liebend gerne andere Missionen!“, bettle ich.

 

„Nein“, sagt sie bestimmend. „Ich schicke dich mit, weil du von deinem Krankenhausaufenthalt noch nicht ganz fit bist. Das ist eine gute Beschäftigung für dich, bis du wieder völlig einsatzbereit bist. Außerdem lernst du so unsere Verbündeten kennen und ich brauche dort Personen, die wissen, wie man diplomatisch mit brenzligen Situationen umgeht. Und ich denke, dass du das sehr gut kannst.“

 

Ihre Argumente sind durchaus schlüssig, was mich nicht gerade freudig stimmt. Plötzlich kommt mir etwas in den Sinn.

 

„Aber dort werden sicher auch Leute aus Iwagakure sein! Du weißt nur zu gut, dass sie immer noch nach mir suchen könnten. Wenn mich dort jemand von ihnen erkennt, könnte das zu einem Konflikt kommen. Ich möchte nicht der Grund für einen Konflikt auf einer Friedensveranstaltung sein!“

 

Die anwesenden Ninja tauschen nervöse Blicke untereinander aus und zustimmendes Gemurmel ertönt. Dann blicken sie gespannt zu Tsunade, um deren Antwort zu erwarten. Auch sie wirkt kurz von meinem Argument überrumpelt, doch sie lässt sich nichts anmerken und schließt die Augen.

 

„Na genau deswegen schicke ich dich doch mit“, sagt diese mit einem wissenden Lächeln.

 

Mit dieser Antwort hätte ich nicht gerechnet.

 

„Das verstehe ich jetzt nicht.“

 

„Ganz einfach. Ich lege es darauf an, dass dich die Iwa-Nins entdecken. Erstens können wir die ganze Angelegenheit dann endlich klären. Dann wissen sie, dass du jetzt in Konoha lebst und sie haben keinen Grund mehr dich zu verfolgen, wenn du ihnen deine Situation erklärst. Sollten sie jedoch trotzdem auf einem Friedensball eine Auseinandersetzung anfangen, wird das von den anderen Nationen wohl kaum gerne gesehen. Ich vermute, dass sich die restlichen Anwesenden unterstützend auf deine Seite stellen werden, um einen Konflikt zu vermeiden. Und wer sich auf die Seite von Iwagakure stellt, bei dem wissen wir wenigstens, dass man ihm nicht trauen kann. So schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe!“ Sie beendet ihre Ausführungen mit einem triumphalen Lächeln in meine Richtung.

 

Völlig baff von ihren Argumenten sitze ich sprachlos und mit offenem Mund da. Ich gebe mich geschlagen und stimme zu, mit auf den Ball zu gehen. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch, denke ich noch einmal über das Gespräch nach. Tsunade hat das wirklich gut durchdacht. Das bedeutet also, ich werde mich dort wohl oder übel mit den Iwa-Nins auseinandersetzen müssen. Ich lerne den Kazekage kennen. Und ich soll mit Kakashi tanzen. Ich blicke in seine Richtung. Als er meinen Blick mit einem Lächeln erwidert und zur Begrüßung eine Hand hebt, schießt mir die Röte ins Gesicht und ich drehe mich wieder nach vorne. In meinem Magen dreht sich alles und mir wird schlecht, wenn ich nur ans Tanzen denke. Ich kann nicht tanzen. Wirklich nicht. Ich spüre Kakashis verwirrten Blick in meinem Rücken.

 

Moment mal!? Tsunade hat das mit Iwagakure gar nicht geplant! Das waren zwar gute, aber rein improvisierte Argumente, sonst hätte sie diese doch gleich als Erste genannt! Ihr eigentlicher Grund mich auf diesen doofen Ball zu schicken war, mich mit Kakashi zu verkuppeln. Sie hätte genauso gut jede andere Kunoichi in unserem Alter schicken können. Shizune oder Anko wären dafür eine ebenso gute Wahl gewesen! Ich wusste, ich hätte ihr das im Krankenhaus nicht erzählen dürfen!

 

Leicht eingeschnappt knirsche ich mit den Zähnen. Doch insgeheim freue ich mich darüber auch ein bisschen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Black_Tenshi
2016-10-09T18:07:47+00:00 09.10.2016 20:07
Uh ha.
Das wird ja mal wieder Lustig !!!
Jetzt gehts auf einen Ball. Und dann auch noch als Kakashis Partner.
Bin mal gespannt, wie die aus Iwa reagieren werden.

Freu mich schon aufs nächste Kapitel und würde mich auch über eine Ena freuen.

Lg Black_Tenshi :)
Von:  Inara
2016-10-06T10:52:34+00:00 06.10.2016 12:52
Der Albtraum war schräg.
Naru und Saku wider sehr typisch. (grins) Wie Yuki von Tsuna zu dem Ball überredet wurde war auch witzig.
Antwort von:  Miana
06.10.2016 13:23
Naja, man träumt ja häufig schräge Dinge ^^
Danke, dass du so treu meine FF liest und kommentierst :)


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