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Ein würdiger Traum

Der Preis des Vertrauens
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen schönen guten Abend,
Es geht wieder weiter und wie versprochen versuche ich mich an den neuen Rhytmus zu halten.

Ich wünsche euch jetzt einfach viel Spaß und bis demnächst ;-)

Liebe Grüße Komplett anzeigen

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Kapitel 5 - Das Abendessen

Kapitel 5 – Das Abendessen
 

Er lächelte sachte auf die Worte der Frau. Sie schien so glücklich über die Anwesenheit von Falkenauge und ihm, dass er es einfach nicht übers Herz brachte, ihr die Wahrheit zu sagen.

Wieso berührte diese Frau ihn so? Wieso glaubte er, dass er sie vor der Wahrheit beschützen musste? Und wieso verdammt noch mal erfüllte ihn die Anwesenheit des Schwarzhaarigen mit einer solchen Energie?

Allmählich kam ihm der Duft von Speisen in die Nase und erst jetzt bemerkte er, wie hungrig er war.

Sein reichlich gefüllter Teller ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Die Wahrheit konnte wirklich bis nach dem Essen warten.

Er wollte sich gerade auf die herrlich angerichteten Speisen stürzen, als er etwas perplex die anderen beiden am Tisch begutachtete. Die ihm gegenübersitzende Haushälterin hatte die Ellenbogen auf dem Tisch abgestützt und die Stirn gegen die gefalteten Hände gelehnt. Im Schatten konnte er ganz deutlich sehen, wie ihr Mund sich in tonlosen Worten bewegte. Falkenauge zu seiner Rechten hatte ebenfalls die Augen geschlossen, während die Hände gefaltet in seinen Schoß lagen.

Für einen Moment lag Zorros Augenmerk auf der kreuzförmigen Kette des Samurais. Der Raum war von einer warmen Ruhe erfüllt, während er den anderen Anwesenden beim Beten zusah. Er musste gestehen, noch nie so etwas gesehen zu haben. Seine Mutter hatte ihm gelehrt, dass man in guter Gesellschaft erst auf die älteste Dame wartete. Sie würde zuerst essen. Aber seitdem er das Dojo verlassen hatte, war er meist allein unterwegs gewesen. Später in der Crew endete fast jedes Essen in einem Gelage. Noch nie hatte er an einem Tisch gesessen, wo man gemeinsam saß, aber niemand sprach oder aß, sondern einem Gott dankte, an den er nicht glaubte.

Sein Blick ruhte immer noch auf dem Kreuz. Er wusste, dass dort eine kleine Waffe drin enthalten war. Eine Waffe, die durch ihren Anwender tödlicher sein konnte, als das größte Schwert.

Nach einigen Sekunden erwachten beide aus ihrer Starre und als wäre nie etwas gewesen, fingen sie an sich über das Mahl herzumachen.

„Greif zu, Loreen. Ehe der Herr dir noch alles weg isst!“

Überrascht blickte er auf, nur um sich im nächsten Moment darüber zu ärgern, dass er auf diesen Namen reagiert hatte. Er nickte nur sachte und griff nach Gabel und Messer. Es war wirklich ungewöhnlich für ihn, wie die beiden sich benahmen. Niemand stürmte aufs Essen, beide waren entspannt und legten vorzügliche Manieren an den Tag. Nach kurzem Zögern siegte schließlich doch der Hunger.

Es war herrlich! Seine letzte Nahrungsaufnahme lag nun schon mehrere Tage zurück und das war nur dieser furchtbare Gefängnisfraß gewesen. Beinahe ungestüm versuchte er alles zu probieren. Allerdings merkte er schon nach kurzer Zeit, dass er ein ungewohntes Völlegefühl verspürte. Währenddessen hatte die Haushälterin eine zwanglose Konversation mit dem anderen Schwertkämpfer aufgebaut und sprach über belanglose Dinge. Dieser antwortete meist in knappen Sätzen ohne unnötige Worte. Zorro spürte, dass dessen Blick immer wieder auf ihm lag, doch er versuchte das zu ignorieren. Ihm fiel auch auf, dass er unbewusst angefangen hatte, die Bewegungen der Haushälterin zu imitieren um sich angemessen zu verhalten. Sofort legte er Gabel und Messer weg. Manieren interessierten ihn nicht.

Er konnte hören, wie der Samurai ein leises Auflachen in seinem Wein ertränkte. Das brachte Kanan dazu, ihre Erzählungen über da letzte Winterfest zu unterbrechen.

„Aber Kind, was ist denn los? Hast du schon keinen Hunger mehr oder schmeckt es dir etwa nicht? Ich kann dir gerne etwas anderes kochen. Sag mir einfach was du möchtest. Wir haben alles da und wenn nicht, geh ich schnell zum Markt und kauf was du möchtest. Hättest du gerne Fisch? Oder ernährst du dich vegetarisch? Das ist auch überhaupt kein Problem. Ich wollte mich immer schon mal in der fleischlosen Küche üben. Meine älteste Tochter lebt seit ihrem zweiten Kind komplett ohne tierische Produkte und sagt, es sei toll. Nun sag schon. Was ist denn los Loreen?“

„Wenn Sie die Lady zu Wort kommen lassen würden, wüssten Sie vielleicht, dass unser Gast nur durstig ist.“ Die ruhige Stimme Falkenauges stoppte die Haushälterin. Diese sprang entsetzt auf.

„Oh, natürlich. Wie unhöflich von mir. Was möchtest du trinken? Wasser, Wein. Ich habe auch ein paar ganz ausgezeichnete Säfte. Frisch gepresst von Tamuro, den Obsthändler. Oder lieber…“

„Kanan“, mischte sich erneut der Samurai ein, ohne auch nur im Entferntesten auf seinen Gast einzugehen, der schon mehrfach versucht hatte sich zu äußern, dessen zartes Stimmchen jedoch nur zu leicht übertönt wurde, „Bringen Sie uns Wein. Wir werden jetzt im Kaminzimmer unsere Unterhaltung von eben fortsetzen.“

Überrascht sah Zorro dabei zu, wie der andere aufgestanden war. Seine ganze Aura hatte sich geändert, seine gelben Augen waren zusammengekniffen und ernst. In diesem Moment war er wieder genau der Mann, den der Grünschopf damals kennen gelernt hatte. Der beste Schwertkämpfer der Welt.

Ohne zu überlegen stand er ebenfalls auf.

„Was? Aber wir sind doch noch nicht mit dem Essen fertig.“ Die großgewachsene Frau sah etwas unglücklich aus.

„Vielen Dank für das Essen, es war sehr lecker“, bedankte er sich und eilte zur Tür. Er wollte nun endlich wissen, was der andere herausgefunden hatte. Der Schwarzhaarige war hinter ihm, ehe er das Wohnzimmer erreicht hatte.

„Wein schon am Nachmittag. Ich befürchte jemand hier hat ein Alkoholproblem“, stichelte er leise, während er sich wieder auf das Sofa setzte. Falkenauge fuhr sich durch die Haare und ließ sich erneut ihm gegenüber auf den Sessel fallen.

„Ich glaube, der Wein ist gerade meine einzige Lösung“, meinte dieser nur und sah ihn durch seine Hände hinweg an. Zorro hatte das Gefühl, dass er den anderen zur Weißglut trieb und irgendwie fand er das gar nicht so schlecht. Er war ihm vielleicht im Kampf unterlegen, aber hier waren sie sich ebenbürtig.

Er beugte sich vor und griff nach der Zeitung auf dem Bücherhaufen.

„Über die Strohhüte steht dort nichts, allerdings dürften dich die Steckbriefe interessieren“, stellte der andere nur ruhig fest, während er seine Ellenbogen auf den Knien abstützte. Mit fast schon zitternder Hand zog Zorro den Stapel Steckbriefe hervor. Schnell blätterte er ihn durch. Die meisten Bilder kamen ihm grob bekannt vor, interessierte ihn jedoch nicht. Dann stockte er.

Breit grinsend strahlte ihn sein Kapitän an. Er spürte wie die Emotionen in diesem Körper es ihm wieder schwer machten. Er nahm den Steckbrief des Gummijungens und legte den unbedeutenden Rest zurück auf den Tisch.

Die neue Summe konnte sich deutlich sehen lassen. Ein Lächeln glitt über sein Gesicht. Ruffy war nun einer der gefährlichsten Supernovae, das gefiel ihm.

„Da du ja offiziell tot bist, ist es nur nachvollziehbar, dass man deinen Kapitän in die Verantwortung zieht.“

Er nickte nur, weiterhin gebannt von dem breiten Grinsen seines jungen Freundes.

„Du hast kein Problem damit?“

Verwirrt sah er den anderen fragend an „Warum sollte ich? Er ist mein Käpt‘n.“

Überrascht legte der Samurai den Kopf schräg. „Warum?“

Nun war Zorro wirklich verwirrt. „Was meinst du damit? Na, weil er mein Kapitän ist.“

„Nein, ich meine warum… ach lassen wir das.“ Seufzend hielt der Schwarzhaarige sich den Kopf.

„Aber das heißt im Klartext, dass du nichts Neues weißt, oder?“, fragte Zorro nun nach.

„Nein. Meine Quelle hat mir zu verstehen gegeben, dass manche Soldaten der Marine tatsächlich noch ihren Kopf zum Arbeiten einsetzen müssen. Er wird sich melden, sobald er Zeit hat.“

Er nickte nur. „Und worüber wolltest du dann mit mir sprechen?“, fragte er und griff nach einem der Bücher. „Was hat es hiermit auf sich?“

Nachdenklich las er den Titel Reinkarnation und ihre Erscheinungsformen.

„Ich dachte mir, dass wir, während wir auf Neuigkeiten warten, die Zeit nutzen könnten um herauszufinden, was mit dir passiert ist. Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit dich wieder zurück zu verwandeln“, antwortete Falkenauge ruhig und nahm sich ebenfalls ein Buch, „Diese Insel hier mag zwar klein sein, aber durch die vielen Händler ist die Bibliothek ausgezeichnet. Eine der besten der Welt würde ich meinen.“

„Du redest wieder zu viel“, kommentierte der ehemalige Piratenjäger tonlos und richtete seine Aufmerksamkeit auf das Buch in seinen Händen, „Ich glaube kaum, dass das was bringt. Ich hab von sowas noch nie gehört.“

„Und da du ja zu den gebildetsten Wissenschaftlern der Welt gehörst, ist dein Wissen mit der absoluten Wahrheit gleichzusetzen, was?“ Mit einem Funkeln im Blick starrten sie einander über ihre Bücher hinweg an.

„Es sei denn natürlich, dass du gar nicht mehr Lorenor Zorro werden möchtest, dann bring ich die Bücher gleich wieder zurück.“ Ein böses Grinsen verdunkelte die Gesichtszüge des Samurais, der sich vorlehnte um ihm das Buch abzunehmen.

„Nein!“, rief er zu laut und eine Spur zu panisch während er das Buch gegen seine Brust drückte. Lachend lehnte sich der Schwarzhaarige zurück. In diesem Moment kam die Haushälterin herein.

„Ich wusste nicht, welchen Wein Ihr gerne hättet, also habe ich drei verschiedene geholt.“ Sie wandte sich dem Hausherrn zu.

„Was für Wein trinkst du gerne Loreno… ich meine Loreen?“

Kurz sahen sie einander an, dann steckte Zorro seine Nase wieder in das Buch und zuckte mit den Achseln.

„Mir egal. Ich kenn‘ mich damit nicht aus. Solange er hochprozentig ist, ist es mir recht.“

Der Ältere lachte laut auf während Kanan ihn entsetzt tadelte.

„Liebes, sowas kannst du doch nicht sagen. Ein Wein wird nicht wertvoll durch seinen Alkoholgehalt, sondern durch…“

„Kanan. Das ist vergebene Liebesmüh. Unser Gast hat offensichtlich keine Ahnung, wenn es um einen guten Wein geht. Ich vermute, ein herber Rotwein ist die richtige Wahl.“

Aus dem Augenwinkel beobachte er, wie die Haushälterin den Kopf schüttelte.

„Bis auf Euch und Eurem Vater mag kein Mensch diese herben Weine. Ich denke, eine junge Dame bevorzugt eher einen fein süßlichen…“

„Bloß nichts Süßes!“, unterbrach er sie. Überrascht sah sie ihn an.

„Aber Loreen!“ Wieder lachte der Hausherr.

„Wusste‘ ich’s doch!“
 

Mit einem selbstgerechten Grinsen nahm er seinem alten Kindermädchen die bevorzugte Weinflasche ab.

„Das wäre es dann auch Kanan. Bitte seien Sie so gut und überlassen Sie uns unserer Arbeit.“

Wütend funkelte ihn die Dame an, doch sie nickte nur schnippisch: „Natürlich. Ich habe ja auch noch genug Arbeit in der Küche!“ und verließ mit hoch erhobenem Kopf das Zimmer. Das Mädchen auf dem Sofa lachte leise hinter dem Buchrücken, während er sich erhob und zwei Gläser holte.

Nachdem er diese reichlich gefüllt hatte, reichte er eines seinem Gast.

Der Tag schritt nun allmählich voran, während beide Schwertkämpfer in fast völliger Ruhe die Seiten der Bücher durchforsteten. Es dauerte nicht besonders lange, bis die erste Flasche Wein gelehrt wurde und die zweite folgte zugleich. Nur die nötigsten Worte wurden gewechselt, während der Bücherhaufen vor ihnen langsam schrumpfte.

Falkenauge musste gestehen, dass er das fast so langweilig fand, wie die Sitzungen beim Bürgermeister und er hatte noch nichts gefunden, was auch nur im Entferntesten mit der Situation des Piraten vergleichbar war. Entnervt legte er das Buch zur Seite und ergriff das Nächste. Dies stellte sich als interessanter heraus. Aber auch hier fehlten die meisten Parallelen.

„Sag mal, Mihawk.“ Überrascht blickte er auf, als der andere das Wort erhob. Den Blick starr auf die Zeilen vor sich gerichtet, offensichtlich nicht lesend, sprach der Pirat weiter. „Ich kapiere immer noch nicht, warum du das tust. Kanan sagt, dass du nie länger als einen Tag hier bleibst. Warum also tust du das für mich?“

Er erwiderte nichts, sondern betrachtete die verschlungenen Buchstaben vor sich. Nach einer Weile konnte er das Umblättern von Seiten hören. Der andere hatte keine Antwort von ihm erwartet. Nicht dass er ein Antwort hatte.

Er selbst fragte sich seit diesem Morgen dasselbe. Warum war er noch hier? Warum half er dem anderen? Er wusste es nicht. Genauso wenig, wie er wusste, warum der andere ihn so aus der Reserve locken konnte, ohne dass er auch nur ein Wort sagte.

Er spürte noch immer diese unterschwellige Anspannung in seinem Körper. Eine Kraft die er nur selten verspürte, doch er wusste genau was es war und das ärgerte ihn.

Er gierte nach einem Kampf.

Das Wissen, dass der Jungspund alleine in der Lage gewesen war eine gesamte Festung zu zerstören, auch noch als verletzter Gefangener, hatte ihn neugierig gemacht. Wie stark war der andere wohl geworden?

Aber das würde er nie herausfinden. Zumindest solange nicht, wie der andere in diesem Körper steckte. Vielleicht war es das. Vielleicht hatte er sich so sehr darauf gefreut endlich einen würdigen Gegner zu haben. Vielleicht wollte er ihn zurückbekommen, wenn irgendwie möglich.

„Hier ist auch nichts Nützliches drin“, stöhnte sein Gegenüber auf und warf das Buch neben sich aufs Sofa, „Oh Mann, es wird schon dunkel. Deine Quelle lässt sich ja ganz schön Zeit.“

„Was wirst du denn nun so redselig, Lorenor?“, murmelte er nur und überflog weiterhin die gedruckten Buchstaben.

„Ich langweile mich.“

„Dann mach dich nützlich“, antwortete er ohne groß nachzudenken. Die Inhalte dieses Buches könnten hilfreich sein. Der andere antwortete nicht und so las er weiter. Jetzt, da der Grünschnabel endlich den Mund hielt konnte er sich vollkommen auf das Buch konzentrieren. Es handelte ausnahmslos von Patienten, die eine Nahtoderfahrung gemacht hatten und gerettet wurden. Jedoch wiesen alle von ihnen ein gleiches Merkmal auf. Sie wussten weder wer oder wo sie waren. Im Gegenteil. Sie alle erinnerten sich zumindest Bruchstückhaft an ein anderes Leben und bestanden darauf, jemand anderes zu sein. Manche von ihnen gaben an alte Männer zu sein, die nun im Körper eines Kindes waren. Andere beteuerten, dass sie in Wahrheit dem anderen Geschlecht zugehörig waren. Während bei manchen dieses Benehmen als Wahnvorstellungen abgetan werden konnte und sich nach wenigen Tagen verflüchtigte, erinnerten sich andere so detailliert, dass man schließlich Personen und Orte aus diesem anderen Leben identifizieren konnte.

Beim Zusammenführen von Patienten und den Menschen, die sie angeblich aus einem früheren Leben kannten, waren einige von ihnen in der Lage, intime Unterhaltungen und Erinnerungen aufzuzählen, die sie nicht wissen konnten. Doch das Interessante war, dass der Mensch, an dessen Leben sich die Patienten erinnerten, in jedem Fall verstorben war. Meistens zum Zeitpunkt während die Patienten nicht bei Bewusstsein waren.

„Hey, ich hab vielleicht was gefunden“, murmelte er abwesend. Nach einigen Sekunden bemerkte er, dass er keine Antwort erhielt.

„Hörst du mir eigentlich zu?“ Ärgerlich blickte er auf. Er war alleine.

„Lorenor. Wo zum Teufel bist du?“, fuhr er wütend auf. Ein ihm nur zu bekanntes Kichern kam vom Flur her. Überrascht stellte er fest, dass nicht nur das Mädchen sondern auch die leeren Weinflaschen und Gläser verschwunden waren.

Mit dem Buch unterm Arm folgte er den leisen Stimmen. Sie führten ihn in die Küche. Dort saß die Haushälterin am Küchentisch und zerrieb Kräuter. Am Spülbecken stand der Grünhaarige und arbeitete fleißig.

„Vielen Dank nochmal, Loreen. Ich bin es gar nicht gewohnt, Hilfe zu bekommen.“

Das Mädchen lachte leise. „Ich hatte eh nichts zu tun. Und während ich vom Kochen keine Ahnung habe, so habe ich doch immerhin Erfahrung im Teller abtrocknen.“

„Was machst du denn hier?“, brachte er sich in die Unterhaltung ein. Sein Gast sah ihn überrascht an.

„Du hast doch gesagt ich soll mich nützlich machen. Was beschwerst du dich denn jetzt?“

Er zuckte mit den Achseln. „Ich meinte du sollst dir noch ein Buch vornehmen.“

„Es war keines mehr da!“, zischte sie zurück.

„Hey. Kein Streit in der Küche“, stellte sich die Haushälterin dazwischen, „Wenn Ihr streiten wollt, meinetwegen, geht ins Wohnzimmer oder den Saloon. Aber die Küche ist ein Ort der Liebe, der Warmherzigkeit. Hier gibt es viel Arbeit aber niemals Streit.“

„Man, das hätte der Koch nicht schmalziger sagen können!“ Sich die Hände abtrocknend ging der Grünschopf an der hochgewachsenen Frau vorbei.

„Welcher Koch?“, fragte diese verwirrt.

„Der Koch, der noch nicht mal beim Geschirrspülen die Klappe halten kann“, zuckte das Mädchen mit den Achseln und vergrub die Hände in den Falten des Kleides, „Kommst du, Falkenauge? Du hast doch gehört, wir können uns im Wohnzimmer weiter streiten.“

Perplex starrte er seinem Wildfang hinterher. Der Pirat würde ihn noch in den Wahnsinn treiben. Die Frau neben ihm lachte leicht auf.

„Sie ist Euch ebenbürtig.“

„Wie bitte?“, wandte er sich ihr zu, doch Kanan lächelte nur.

„Sie ist wie Eure Schwester. Selbstbewusst und mutig. Sie bringt Euch in Rage.“

„Schwachsinn.“ Er schüttelte den Kopf, „Sie ist ganz anders. Sharak war stark, eine Kriegerin.“

„Mag schon sein, aber Ihr könnt es nicht verleugnen. Ihr mögt sie.“

„Ich hab sie zum fressen gern“, knurrte er ironisch und folgte seinem Gast ins Kaminzimmer. Doch er konnte nicht leugnen, dass sein ruhiger, rationaler Verstand immer wieder aussetzte, wenn Lorenor auf der Bildfläche erschien. Dieser hockte wieder auf dem Sofa und durchblätterte die Zeitung. Das Kleid unordentlich zwischen den Knien zusammengeknüllt.

Für den Samurai war es offensichtlich, dass der andere etwas aus der Küche entwendet hatte, aber er beachtete es nicht weiter, da er stark bezweifelte, dass der Pirat so dumm wäre, ihn mit einem Küchenmesser anzugreifen.

„Also, du hast was gefunden?“, fragte der Grünspan ernst ohne aufzublicken. Falkenauge stützte sich auf der Sofalehne hinter dem anderen ab und reichte ihm ein Buch hinunter, sein Blick immer noch auf den Stoffbalg gerichtet, leicht neugierig geworden.

„Sind zumindest ziemlich ähnliche Fälle.“ Er drehte sich mit dem Rücken gegen die Lehne und wartete, während der andere die Seiten durchblätterte. Wenn dieser doch so töricht sein sollte, ihn anzugreifen, wäre nun der geeignete Augenblick.

„Der Name des Autors sagt mir was“, erklärte er nach wenigen Minuten, „Ich glaube er ist ein Forscher im Dienste der Marine. Wenn du willst, könnte ich ein Treffen arrangieren. Vielleicht weiß er ja, was zu…“

„Das kannst du dir sparen“, unterbrach ihn die sanfte Stimme unhöflich. Mit einem lauten Klatschen wurde das Buch auf den Tisch geworfen.

„Wie meinst du das?“, fragte er, ohne sich umzudrehen. Seine Hände krallten sich jedoch etwas fester in die Lehne. Er konnte spüren wie der Pirat sich zurücklehnte, sein Hinterkopf streichelte beinahe seinen linken Unterarm.

„Das hat alles nichts mit mir zu tun“, stellte der andere schlicht fest.

„Ich finde schon, dass da markante Parallelen…“

„Die einzige Gemeinsamkeit ist, dass jemand gestorben ist.“

„Aber du steckst doch auch in einem anderen Körper, vielleicht ist es der Körper irgendeines Mädchens und du…“

„Nein. Im Gegensatz zu diesen Patienten erinnere ich mich genau daran, wie ich gestorben bin. Außerdem hätte dieser Körper mit Sicherheit irgendwelche Spuren davon getragen, wenn der eigentliche Besitzer eine Nahtoderfahrung gemacht hätte.“

Seufzend stieß er sich ab und wanderte zum Kamin hinüber, „Vielleicht sollten wir uns trotzdem mit dem Forscher…“

„Nein!“ Wurde er bestimmt unterbrochen. Wütend hob er die Hände.

„Lass mich doch mal ausreden! Warum, verdammt nochmal nicht? Willst du keine Lösung finden?“ Der andere fing an zu sprechen, doch er ließ ihn nicht zu Wort kommen.

„Willst du für immer in diesem Körper bleiben? Willst du nicht mehr Lorenor Zorro sein? Willst du mich nicht besiegen?!“ Hart und laut hallte seine Stimme zwischen ihnen.

Die junge Frau vor ihm antwortete nicht, sondern stand betont langsam auf und drehte sich zu ihm um. Die Arme verschränkt kam sein Feind langsam auf ihn zu. Das Gesicht war ruhig, die Augen klar auf ihn gerichtet. Es war ihm unmöglich zu sagen, was in dem anderen vorging. Noch nie zuvor hatte ihn jemand so angesehen. Diese Augen waren nicht die eines Kindes, auch nicht die eines jungen Mannes, sondern die eines Menschen, der schon viel erlebt und gesehen hatte.

Wie konnte ein so junger Mensch ihn so überlegen ansehen?

Sich den Flechtzopf über die Schulter werfend lehnte nun der Pirat sich gegen die Sofalehne und sah ihn an.

„Ich bin Lorenor Zorro und werde eines Tages der beste Schwertkämpfer der Welt sein. Ganz gleich, ob als Zorro oder als Loreen.“

Die Bestimmtheit seiner Worte traf ihn unvorbereitet. Selten hatte er so viel Sicherheit in einer Stimme gehört.

Er schüttelte nur den Kopf.

„Dein Selbstvertrauen in allen Ehren, Lorenor. Aber sieh dich doch mal an! Du kannst in diesem Körper nicht dein Ziel erreichen.“

„Und trotzdem werde ich es!“

„Willst du es nicht begreifen?! Eine Frau wie die, die du jetzt bist, wird immer schwächer als ein Mann sein. Sie sind uns physisch unterlegen, Lorenor! Deshalb musst du wieder du werden!“

„Und wenn es nicht geht?!“ Wütend hatte der andere einen Schritt auf ihn zu getan.

„Glaubst du, ich will so sein? Glaubst du, ich wäre nicht lieber ich und bei meiner Crew?!“ Der Pirat machte noch einen Schritt auf ihn zu und wirkte plötzlich ziemlich bedrohlich für so eine zierliche Frau.

„Zwei von den Büchern, die ich gelesen habe, enthielten genau das, was du gefunden hast. Ein weiteres Buch handelte von einem Mann, der immer wieder gewaltsam zu Tode kam und dann als Junge wiedergeboren wurde. Aber das hat nichts mit mir zu tun. Nichts davon ähnelt meinem Zustand. Ich glaube nicht, dass es so etwas gibt! Ich weiß nicht, warum ich hier bin und ich kann nicht ändern was mit mir passiert ist. Aber ich werde das Beste daraus machen.“ Nun stand er direkt vor ihm, „Ich weiß, dass Frauen Männern physisch unterlegen sind, aber das wird mich nicht aufhalten. Ich werde im Notfall auch als Frau einen Weg finden dich zu besiegen und das noch bevor du aus Altersschwäche auseinanderfällst.“

Für einen Moment war die Spannung zwischen ihnen greifbar, eine falsche Bewegung würde zum Kampf führen.

„Sag mal“, zerbrach er schließlich die Stille „für wie alt hältst du mich eigentlich?“ Der Pirat lachte auf.

„Du warst schon alt, als ich noch ein Kind war, also würde ich sagen…“

„Du bist immer noch ein Kind. Ein Rookie, der mir das Leben erklären will! Das ich nicht lache!“ Einen Moment wurde es ruhig zwischen ihnen beiden.

„Nun gut.“ Der andere blickte zu ihm auf.

„Dann hast du ja ein ambitioniertes Ziel vor dir.“ Der Pirat grinste.

„Es ist mein Traum und ich werde ihn erreichen.“

Falkenauge lachte leise: „Und wieder weiß ich nicht, ob falscher Stolz oder Dummheit dich leitet, aber eins ist sicher.“

„Und was?“

Er wollte schon die unbedachten Worte aussprechen, besann sich dann jedoch eines besseren und schüttelte nur den Kopf.

„Dafür bist du noch zu klein“, sagte er und ging böse lachend an dem Mädchen vorbei.

„Was soll die Scheiße?“, hörte er seinen Wildfang fluchen.

„Komm, Lorenor. Ich hab noch ein paar ausgezeichnete Weine im Keller.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Amaya19
2016-05-10T14:10:52+00:00 10.05.2016 16:10
Woooooooowwwwww*-*
Bitte lies meinen Kommi bis zum Ende, unten hab ich ne Idee angebracht die ich echt klasse fände*-*
Ich finde das Kapi klasse und auch, dass Zorro seinen Charakter behalten hat.
Trotzdem diese Anspielungen....ich weiß nicht ob ich die so mag, das liegt, glaube ich aber eher daran, dass ich mich mit dieser Vorstellung NICHT abfinden kann.😂
Wie ich schon gesagt habe. Ich bin hoffe weiterhin, dass du deine Meinung nicht änderst und zwischen den Beiden weiterhin nichts ist.
Hehe...jaa...sry aber die Vorstellung hasse ich😂
ABER es ist jedem selbst überlassen. Von dem her, wie gesagt, mach einfach wie du willst ich werde es weiterhin lesen.:D
Ich hoffe Zorro findet bald zu seiner Crew zurück. Und Es wäre echt witzig wenn er als Mädchen erstmal zur Crew kommt und Sanji ihm, Lorenor Zorro( oder Loreen), schöne Augen macht und flirtet. Ich würde mich vom Stuhl schmeißen vor lachen wenn das kommt😂😂😂
Beim Gedanken grinse ich schon.
Die Reaktion kann man sich dann ja gut vorstellen. XD
Alle sehen Zorro er erklärt es grade und dann kommt Sanji und flirtet ihn an mit Herzchenaugen. Oh das wäre soooo niiiiccceee😊
Ich bekomme die verrücktesten Ideen beim Schreiben.;)
Eh ja Entschuldigung für diesen, wie bisher immer, Mega langen Kommi.
Schreib schnell ich bin sooo gespannt und denk dran egal was du reinschreibst. ICH LESE DIE FANFIKTION BIS ZUM BITTEREN ENDE XD.ich bin soo glücklich, dass du die FanFiktion schreibst ^_^
Naja bin gespannt was du zu diesem "Monsterkommi" sagst.
Freu mich aufs nächste Kap.
LG Amaya-9

Antwort von:  Amaya19
10.05.2016 16:13
* Amaya19(Aber den eigenen Namen Falschschreiben...😂)
Antwort von:  Sharry
10.05.2016 18:35
Hey,
Danke dir^^ bin ganz überrascht, da es ja doch eher ein ruhiges Kapitel ist (wie die meisten...), aber schön, dass es dir gefällt
Ich weiß genau, wie es dir geht, keine Sorge. Habe eben schonmal etwas ähnliches unter einen Kommi geschrieben und sage nur, wusstest du, dass es im Griechischen vier Worte für das Wort Liebe gibt, und jede bedeutet eine andere Form?
Meiner Meinung nach wird diese romantische Liebe in der europäischen Literatur (und in Filmen) maßlos überschätzt, daher finde ich es klasse, das die Romantik von Oda so total ignoriert oder humorisiert wird (Sanji, Boa Hancock), was ja sehr untypisch ist für die Piraterie. Mehr dazu sage ich nicht, sondern verweise einfach mal auf den Manga Saiyuki ;-)
Nun denn, auf zu deiner Idee, also ich kann dazu nichts sagen, ohne zu spoilern, also lasse ich es :-P
Ah, ich kenn das Problem, für diese Geschichte gibt es ungefähr zwanzig Plot-Verläufe, die aber nicht alle erfüllbar sind und wie gesagt, ich find deine Kommis toll und immer anregend.
Noch mal vielen lieben Dank und auf jeden Fall geht es bald weiter, versprochen

(Ah, das ist mir auch schonmal passier...)
Liebe Grüße
Antwort von:  Amaya19
10.05.2016 18:50
Vielen Dank für die tolle Auskunft.
Aber die Hoffnung auf meine Idee ist noch nicht verflogen!(Heldenpose einnehm^^)
Naja. Nochmal danke, dass es nicht so weit kommt.
Und übrigens...Das mit dem griechischen da wusste ich echt net. Danke:D
Na dann schönen Abend noch.
Liebe Grüße Amaya19(Diesmal richtig geschrieben)😂
Von:  blackholmes94
2016-05-09T23:21:34+00:00 10.05.2016 01:21
Jaja unser Zoro wird noch eine richtige Dame ... wenn es nach Kanan geht xD
Finde gut, dass unser Held noch so bissig (und versoffen^^) ist und von seinem eigendlichen Charakter nicht allzu viel eingebüßt hat ;) *Daumen hoch*
Bin ja mal gespannt wann sich Mihawks Kumpel da meldet .... hoffentlich geht es dem Rest der Crew einigermaßen gut ... ich mein wäre mal interessant zu wissen was die so die ganze Zeit gemacht haben ... denke nämlich nicht, dass Ruffy Zoro's Tod so einfach hingenommen hat ....
Freu mich auf mehr :)
Liebe Grüße :**

Antwort von:  Sharry
10.05.2016 18:15
Vielen lieben Dank für soviel Lob *rot werd*
Natürlich versuche ich Zorro so real wie möglich zu halten, und glaub mir, das ist echt gar nicht so einfach, wenn Kanan die ganze Zeit durchs Bild hüpft ;-)
Ah, ich muss jetzt aufpassen, dass ich hier in den Kommis nicht zu viel spoiler, daher sag ich einfach mal, warte ab, was noch kommt ;-P
Liebe Grüße
Von:  LittleMarimo
2016-05-09T20:04:36+00:00 09.05.2016 22:04
Klasse kapitel!
Zorro bietet ihm richtig die stirn!
Oh oh... Ist mihawk etwa verknallt?

Antwort von:  Sharry
10.05.2016 18:11
Hey,
danke dir^^
Na klar, wäre ja nicht Zorro, wenn er alles rutnerschlucken würde ;-)
Hmm... wie kommt ihr denn bloß alle auf diese Idee? Nein wirklich, wurde beim Korrekturlesen das auch gefragt. Ich antworte mal so: Wer weiß schon, was im Kopf von unserem lieben Samurai vorgeht? Mihawk gehört so für mich zu der Personengruppe (wie z.B. auch Kuma) bei der ich mir noch nichtmal sicher bin, ob die zur Liebe fähig sind, dementsprechend... aber es gibt ja auch andere Gefühle, als gleich die romantische Liebe, an die alle immer denken... Mehr verrate ich jetzt nicht ;-)


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