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Ein Urlaub... zu fünft!

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Tanz der Leidenschaft (Seto x Tea)

Ein Kapitel für die Azureshippier und für alle anderen, die lesen wollen! Viel Spaß beim Lesen!
 

________________________________________
 

Seto saß bequem auf dem Barhocker in der Küche und hatte vor sich einige Skizzen und Pläne auf der Theke liegen, die zum Bauplan des zweiten Vergnügungsparks gehörten, den die Kaiba Corp. zu errichten plante. Nach dem Erfolg von Kaiba Land in Domino City und dem Bedarf nach weiteren solchen Attraktionen, war nun die Zeit gekommen, das nächste Projekt zu starten. Der Park würde in Go City stehen, die Hauptstadt in der Präfektur Togo. Das Grundstück hatte einem mittelgroßen Unternehmen gehört, das dort eine Fabrik zur Herstellung von Zugschienen und Ersatzteilen für Güterzüge hatte. Da aber die Fabrik auf halbe Kapazität arbeitete und die Verkäufe seit Jahren nicht gut gingen, war sie für das Unternehmen nicht mehr profitabel. Bei der Suche nach dem passenden Grundstück war Seto auf das Gelände gestoßen und hatte ein bisschen nachgeforscht. Der Platz war genau dafür geeignet, wofür er ihn brauchte, auch wenn die Fabrik, die darauf stand, im Weg war. Doch sie war eine der kleinen Hürden, die er wusste, wie sie überwinden konnte, wenn er erstmal das bekam, was er wollte.

Nach einigen Wochen der genauen Analyse erschien er mit einem ungewöhnlichen Vorschlag bei dem Besitzer der Fabrik und es dauerte noch drei Monaten, bevor das Gebäude und das Grundstück, worauf es lag, der Kaiba Corp. gehörten. Im Prozess des Verkaufes hatten einige der Mitarbeiter dann das Unternehmen verlassen, um sich einen neuen und besseren Job zu suchen. Es blieb so eine passende Zahl von Arbeitern zurück, die nach dem Verkauf Kaiba Corp. einstellte und für die Errichtung des Parks engagierte. In diesem Sinne hatte Seto so zwei Fliegen mit einer Klappe getroffen, was ihm Zeit und zusätzlichen Aufwand sparte. Nicht zu vergessen, dass die Fabrik selbst ihm einen weiteren Gewinn gebracht hatte, da die Maschinen dort sich gut verkaufen ließen. Die Technik war relativ neu gewesen, nur hatte der Besitzer des Unternehmens nicht richtig darin investiert. Dadurch war es leichter daraus zusätzlichen Profit zu bekommen. Nicht viel, aber es war besser, als die ganze Technik auseinanderzunehmen und dann zu beseitigen.

So mochte Seto es am Liebsten. Weniger Aufwand, dafür aber mehr Erfolg. Wenn man seinen Kopf benutzte, war so etwas mehr als nur möglich und machbar. Aber leider benutzten die Menschen selten ihren Kopf so, wie sie sollten.

Er machte sich gerade ein paar Notizen auf seinem Block und nippte an sein Glas frisch gepressten Orangensaft, als es unerwartet an die Tür klingelte. Kaiba sah vom Block auf in Richtung Tür und runzelte leicht die Stirn. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es gerade mal 4 Uhr Nachmittags war. Eigentlich war das keine ungewöhnliche Uhrzeit, wenn jemand einen besuchen wollte, aber der Firmenchef konnte nicht umhin, als sich zu fragen, wer jetzt an der Tür war. Es war nicht so, dass er ständig Gäste empfing. Mal davon abgesehen, dass eigentlich nur wenige Leute wussten, wo er sich jetzt genau befand. Langsam erhob er sich und schritt in den Flur. Es klingelte erneut, bevor er ankam und aufmachen konnte.

„Tea?“ Er war ehrlich überrascht seine Mitschülerin und Schulsprecherin der Domino High vor sich zu sehen. Mit ihr rechnete er am Wenigsten – schließlich sollte sie nicht wissen, wo er sich befand, aber er hatte schon seine Ahnung von wem sie den Tipp bekommen hatte. Was aber nicht ganz erklärte, wem oder was ihrer Anwesenheit zu verdanken hatte.

„Hi, Seto!“

Tea lächelte ihn zuckersüß an, trat elegant auf ihn zu und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, während ihre Hände langsam über seinen Oberkörper hinauf zum Nacken glitten, wo sich ihre Finger in einander verhakten. Ihr Blick war sanft und sehnsüchtig mit einem freudigen Glanz in dem wunderschönen Azurblau.

„Hast du wirklich gedacht, dass du dich vom unseren Tanzunterricht drücken kannst?“, fragte sie ihn mit einem frechen und leicht drohenden Ton in der Stimme, während sie ihn verspielt anfunkelte. Ach, da lief der Hase also…

„Ich? Ich hab an gar nichts gedacht“, entgegnete er ruhig und legte seine Hände an ihren Hüften, da ein großer Rucksack verhinderte sie anders zu umarmen. „Ich bin davon ausgegangen, dass du in den Sommerferien eine Pause einlegen willst.“

„Eine Pause? Für einen guten Tänzer gibt es so etwas wie eine Pause vom Unterricht nicht. Das sollte Seto Kaiba doch wissen!“

Ihre gespielte Empörung ließ ihn etwas schmunzeln.

„Hat mich meine heißgeliebte Tanzpartnerin denn so vermisst?“, fragte er mit einem neckischen Ton und zog die Brünette etwas näher an sich heran.

„Vielleicht ein bisschen…“, gestand Tea, aber ihr Blick blieb weiterhin herausfordernd.

„Keinen guten Ersatz gefunden?“, stichelte der Firmenchef weiter.

„Der groß, brünett und attraktiv ist? Und dann noch tanzen kann, ohne dass sich seine Beine verknoten oder er einem auf die Zehen steigt? Und der noch dazu ein gutes Gehör für die Musik hat? Lässt sich etwas schwer finden…“

„Dann muss ich wieder wohl einspringen, hm?“ Ein Grinsen schlich sich über seine Lippen.

„Passt du denn zu der Beschreibung?“, fragte sie ihn gespielt zweifelnd.

„Ich denke schon. Du kannst dich gerne vergewissern…“

„Hmmm, das werde ich wohl machen müssen…“

Sie streckte sich zu ihm hoch und er spürte ihren warmen Atem sein Gesicht streifen. Er schmunzelte und lehnte sich vor, um ihrem Wunsch zu folgen und ihre Lippen mit seinen zu verschließen. Ein sanfter sinnlicher Kuss entstand, der mit jedem Atemzug an Leidenschaft und Intensität gewann. Da hatte ihn wirklich jemand vermisst, aber er musste schamlos lügen, wenn er sagte, dass es nicht auf Gegenseitigkeit beruhte. Schließlich hatte es einen sehr guten Grund, warum er überhaupt Tanzunterricht bei Tea nahm…
 

~Flashback~

Angenehme Musik erklang aus der Bibliothek der Kaibavilla. Sie stammte nicht vom alten Klavier, was sich dort befand, sondern wohl von einem Player. Neugierig trat Seto in den Flur zum hinteren Teil der Villa, nachdem er seinen kleinen Bruder Mokuba nicht im Wohnzimmer entdeckt hatte, als er früher vom Bordtreffen der Kaiba Corp. nach Hause gekommen war. Es war Samstagnachmittag und eigentlich beschäftigte sich der Schwarzschopf um die Zeit meistens mit irgendeinem Spiel, zu dem sich Seto in der Regel gesellte. Doch heute war es anders.

Seto durchquerte den langen Flur bis er die Bibliothek erreichte und bemerkte, dass die Tür zum Raum offen stand und er deswegen die Musik so laut und deutlich hörte. Die Musik und bekannte Stimmen.

„…Das Tanzen ist eine Art Gefühle auszudrücken“, erklang eine weibliche Stimme. „Du kannst mit deinen Bewegungen und Gesten in einem Augenblick mehr ausdrucken, als du es mit Worten tun kannst. Das ist die Magie des Tanzens. Es ist wie eine andere Sprache. Daher liebe ich das so. Man entdeckt und präsentiert sich dadurch selbst.“

„Ja, das verstehe ich… Aber es ist viel leichter das zu sagen, als es wirklich hinzubekommen…!“, antwortete Mokubas quengelnde Stimme auf die pathetische Rede. Ein angenehmes Lachen erklang.

„Du denkst zu sehr an die Technik des Tanzes, Mokuba. Natürlich ist sie wichtig, besonders wenn man mit einem Partner tanzt. Wie alles andere hat auch das Tanzen seine Regeln. Es ist gut sie zu kennen und umsetzen zu können. Du kannst das und lernst auch sehr schnell. Das ist sehr lobenswert. Allerdings konzentrierst du dich zu sehr auf sie und vergisst dadurch auf die Musik zu hören. Du bist kein Roboter, sondern ein Mensch. Ein Tanz zeigt wer du bist und was du fühlst. Lass mich dir zeigen, was ich damit meine.“

Nach wenigen Augenblicken veränderte sich die Musik. Sie wurde schneller und dynamischer und forderte wirklich zum Tanzen auf. Als Seto näher trat und durch den Türspalt blickte, sah er seine Mitschülerin Tea Gardner hinreißend im Raum tanzen. In ihren Bewegungen steckten so viel Leben, Dynamik und Leidenschaft, dass er gar nicht anders konnte, als unbemerkt in den Raum zu kommen und sich an die naheliegende Wand zu lehnen, um so eine bessere Aussicht auf ihre Vorstellung zu haben.

Der Tanz war wirklich eindrucksvoll. Der ganze Körper der Brünetten schien für sie zu sprechen, während er unterschiedliche Schritte, Gesten und Drehungen aufzeichnete. Der Tanz zeugte von Eleganz, Leben und Schönheit. Er war ausdrucksstark und erinnerte Kaiba daran, was für eine kämpferische Natur in Tea steckte, die nicht unbedingt charakteristisch für die anderen Mädchen der Domino High war. Die Brünette konnte sich nur deshalb so gut vor den Jungs der Clique behaupten, zu der sie gehörte, und auch Schulsprecherin werden, weil sie diese Kraft hatte, die sie jetzt in diesem Tanz zeigte. In diesem Sinne erzählte sie wirklich durch diesen Tanz wer sie war und was sie verbarg. Denn außer Kraft bemerkte er auch eine erstaunliche Sanftheit, die sich in ihren Bewegungen schlich und sie nun anders auf ihn wirken ließ. Seto musste zugeben, dass er nie großes Interesse an den jungen Mädchen aus seiner Schule gehabt hatte und sich aus diesem Grund nicht mit ihnen beschäftigte, doch in diesem Moment änderte Tea seine Einstellung von Grund aus. Etwas, was normal schwer bei ihm zu schaffen war.

Bald endete die Musik und mit ihr die schöne Vorstellung. Das Lied wechselte, während Tea sich mit einem Lächeln an Mokuba wandte, ohne den älteren Kaiba im Raum zu bemerken.

„Siehst du? Das ist Tanzen. Leidenschaft, Freude, Schönheit, ehrliche Gefühle“, erklärte sie und versuchte den Schwarzhaarigen durch ihre energische Art und die Sicherheit in ihrem Blick zu motivieren. „Du musst einfach…“

„… locker lassen und dich entspannen. So gestaltet sich Tanzen, nicht durch Schritte“, ergänzte Seto Teas Worten und stieß sich von der Wand ab, um auf die beiden zuzugehen. Sie drehten sich um und sahen ihn überrascht an.

„Großer Bruder!“, rief Mokuba erfreut aus und ein strahlendes Lächeln erhellte sein Gesicht. „Du bist ja wieder da!“

„Ehm…“ Tea war ein wenig irritiert und konfus, auf Grund seines plötzlichen Auftauchens, dass sie im ersten Augenblick nach Worten suchte. „Ich wollte ‚dich selbst sein‘ sagen, aber ja… das trifft auch zu… Hallo, Kaiba.“

„Es läuft auf dasselbe hinaus“, entgegnete ihr Seto und sah sie an. Sie trug einen kurzen schwarzen Rock, der etwas über das Knie ging, mit einer gelben Bluse mit kurzen Ärmeln darüber. Die Kombination stand ihr wieder besonders gut.

„Wie war das Bordtreffen, Seto?“

Die Stimme seines jüngeren Bruders lenkte den Firmenchef von seiner Betrachtung ab und er wandte seinen Blick Mokuba zu, der auf ihn zukam und ihn mit einem freudigen Glanz in die Augen ansah.

„Wie es zu erwarten war. Kurz und nicht besonders anstrengend, wenn man überzeugend genug ist. Wie ich sehe, kommst du mit deinem Tanzunterricht gut voran?“

Er blickte zu Tea herüber, als wolle er ihre Meinung zu dieser Feststellung hören. Sie stand bereits beim Tisch mit dem CD-Player und hatte nach einem Glas Wasser gegriffen, was dort stand. Ihr fiel sein Blick auf und sah zu ihm herüber.

„Sogar sehr gut und vor allem recht schnell, auch wenn wir vor zwei Wochen angefangen haben“, erwiderte sie ruhig, nahm sich einen Schluck und stellte das Glas ab. „Ich nehme an, das schnelle Lernen hat er von dir. Aber ähnlich wie du, kann er nicht locker lassen.“

Bei der Aussage musste der Brünette ein wenig grinsen.

„Da wäre ich mir nicht so sicher. Du kennst nur die eine Seite der Medaille, Gardner.“

Tea runzelte zweifelnd die Stirn. Nur die eine Seite der Medaille? Was sollte das heißen?

„Und die andere wäre?“

Mokuba sah zwischen Tea und seinem Bruder hin und her. Er merkte die plötzlich veränderte Stimmung und kannte diese Haltung Setos, die dieser eingenommen hatte. Es lag Spannung in der Luft.

„Wenn du dich traust mich zu testen, zeige ich sie dir“, entgegnete der Brünette mit einem herausfordernden Unterton in der Stimme. Die junge Tänzerin war ein wenig überrascht über die plötzliche Offensive Kaibas ihr gegenüber. Forderte er sie etwa gerade heraus? Im Tanzen?

„Du bist mal wieder sehr von dir überzeugt, was Kaiba? Glaubst du, ich werde es nicht machen, nur weil du angeblich gut in allem bist?“ Tea stemmte ihre Hände an den Hüften und reckte ihr Kinn leicht hoch. Wirklich. Was dachte sich ihr Mitschüler wieder, wer er war?

„Vielleicht glaube ich das.“ In den dunklen blauen Augen Setos erschien ein herausfordernder Funke. Der gleiche, der sonst in seinem Blick zu sehen war, wenn er Atemu gegenüberstand. Sie bemerkte es und ein amüsierter Ausdruck trat in ihr Gesicht.

„Tatsächlich? Zieh dich warm an, Kaiba! Du wirst verlieren…!“

„Man wird das sehen, Gardner…“

~Flashback: Ende~
 

Nach diesem Samstagnachmittag kam es wirklich dazu, dass Seto und Tea sich zu einem Tanz trafen, der in einem kleinen Wettkampf ausartete. Das Resultat war, dass sie sich nach diesem Treffen gelegentlich außerhalb der Schule sahen, um zusammen zu tanzen. Es stellte sich überraschend heraus, dass der junge CEO kein schlechter Tanzpartner war und ihr doch fast ebenwürdig in diesem Bereich war. Er versteckte hinter seiner Maske des Desinteresses und der Grobheit eine Feinfühligkeit und Leidenschaft, die kombiniert mit seinem Bestreben nach Perfektion, richtige Wunder in einem Tanz vollbringen konnten. Tea sah Kaiba so, wie sie ihn nie gesehen hatte, und sie musste sich gestehen, dass ihn diese Geheimnisse unverschämt attraktiv machten. Etwas, was sie nie gewagt hatte, von ihm zu denken. In diesen Momenten erkannte sie, was Yugi immer damit meinte, wenn er sagte, dass der Brünette nicht so war, wie er sich aufführte.

Für Seto waren diese Tanzunterrichtsstunden auch ein besonderes Erlebnis und eine sehr wundervolle Abwechslung vom Alltag. Er entdeckte seinerseits, dass seine Mitschülerin eine angenehme Zeitgenossin war und durchaus Reize besaß, die für ihn interessant sein konnten. Das Tanzen war auch ein Bereich, wo sie sich nicht in die Quere kamen und ihre Meinungen auf einander prallten – im Gegenteil sie harmonisierten sehr gut und hatten die gleichen Erwartungen, etwas, was sonst selten bei ihnen passierte. Durch diese Treffen allerdings fanden sie eine gemeinsame Sprache und bauten eine neue Beziehung auf, die Spannung mit sich brachte. Eine Beziehung mit kleinen und süßen Extras. Ihr kleines Geheimnis…

„Mmhm… Wie wäre es, wenn du herein kommst?“, fragte der Brünette, als sie den innigen Kuss lösten und er in die schönen blauen Augen seiner Tanzpartnerin sah. Sie lächelte ihn zufrieden an und spielte sacht mit seinem Nackenhaar, was ihm eine angenehme Gänsehaut bescherte.

„Gern.“

Sie drückte ihm einen Kuss auf die Lippen auf, ehe sie ihre Hände von seinem Nacken löste und sich abwandte, um an ihm vorbei ins Haus zu gehen. Er trat zur Seite und folgte ihr, um die Tür hinter sie zuzumachen. Er beobachtete, wie sie aus ihren weißen Sportschuhen schlüpfte und ihren grauen Rucksack abnahm. Sie trug eine sehr kurze hellorangene Hose mit einem gleichfarbigen Schulter- und Ärmelfreien Oberteil dazu, das von einem Gummiband über die Brust zusammengehalten wurde. Ein paar Türkise Schmetterlinge mit Pflanzenornamentik und Brokat darauf schmückten das Oberteil von vorn und brachten das Türkis in der Sonne leicht zum schimmern. Das Outfit war wieder sehr elegant und attraktiv, wie er es von Tea kannte, und stand ihr sehr gut. Sie hatte, ähnlich wie Mai Valentine, einen sehr guten Geschmack bei der Kleidungsauswahl. Auf jeden Fall wusste sie, wie sie dadurch auf sich aufmerksam machen konnte. Schließlich sah er nicht nur er ihr heimlich hinterher.

„Komm, ich führ dich herum“, schlug dann Kaiba vor, als er neben sie trat und wartete, dass sie ihm ihre Aufmerksamkeit schenkte. Sie nickte und folgte ihm durch das Haus.

„Wow, es ist wirklich sehr schön hier. Mokuba hat nicht allzu viel versprochen“, bemerkte Tea beim Rundgang. Sie sah sich fasziniert und begeistert um. Seto warf ihr einen leichten Seitenblick zu.

„Also Mokuba, hm? Dachte ich mir schon, dass er dir den Tipp gegeben hat, wo ich mich aufhalte.“

Sie sah zu ihm auf und grinste ein wenig.

„Wer denn sonst? Er wollte auch nicht, dass du deine Tanzunterrichtstunden verpasst.“

Seto schüttelte nur amüsiert den Kopf und ging weiter. Bald kehrten sie zum Wohnraum zurück, wo der Firmenchef sich aufgehalten hatte, bevor sein Besuch gekommen war.

„Ah! Was für eine Aussicht!“

Tea bemerkte die offenen Türen in Richtung Garten und schritt darauf zu, um die Aussicht auf den Garten auf sich einwirken zu lassen. Der Brünette sah ihr kurz nach, bevor er zur Küchenziele ging und dort die Sachen aufräumte, die auf der Theke herumlagen. Es war ihm vollkommen klar, dass er die Arbeit für heute lassen konnte. Er würde sicherlich nicht mehr dazu kommen da etwas zu planen. Nicht mit dem angedrohten Tanzunterricht. Außerdem musste er doch zugeben, dass dieser schon etwas spannender war, als sich durch Architekturpläne für einen Vergnügungspark durchzukämpfen.

„Kommt ihr denn oft hier her?“

Er hatte gerade die Unterlagen fein säuberlich gestapelt, als seine Mitschülerin sich an ihn wandte. Er blickte zu ihr auf und sah, wie sie sich leicht neugierig nach vorne gelehnt hatte und dabei die Hände hinter dem Rücken verschränkt hielt. Seitdem Tea erkannt hatte, dass es doch einen Weg gab ihn zu erreichen, war sie offener zu ihm geworden und scheute sich nicht Fragen zu stellen, selbst auf die Gefahr hin Themen anzuschneiden, die nicht besonders erfreulich waren. Zum Glück war das hier keines dieser unerfreulichen Themen.

„In den Ferien im Frühling und Sommer ab und an. Es ist ruhig und vor allem ganz nah am Meer. Im Winter ist es auch sehr angenehm, aber wir bleiben da lieber in Domino.“

„Es ist auch ein sehr geeigneter Ort zum Entspannen“, bestätigte sie und sah sich noch einmal um. Ihre Haltung änderte sich und sie stemmte leicht die Hände an den Hüften, während sie ihm einen herausfordernden Blick zuwarf. „Bereit zu tanzen?“

Er wandte sich ihr komplett zu und lehnte sich leicht an die Theke hinter ihm. Ein provokatives Grinsen lag auf seinen Lippen.

„Du kannst es gern überprüfen.“

Damit spielte er auf ihre Begegnung in der Bibliothek vor vier Monaten an. Sie verstand es und antwortete ihm, indem sie auf ihn zuschritt. Lauernd und bedrohlich wie ein Raubtier, das seine Beute einkreiste. Seto blieb ruhig an seinem Platz und ließ sie ruhig denken, dass sie ihm in diesem Moment überlegen war. Es war eine alte Taktik von ihm. Lass deinen Gegner denken, er hat gewonnen, so dass er sich sicher fühlt und unachtsam ist, und mache dann deinen entscheidenden Zug. So kamen die wirklich großen Siege heraus.

Tea erreichte ihn und blieb vor ihm stehen. Er streckte den Arm aus und zog sie ruckartig zu sich. Er sah, dass sie das überraschte und grinste leicht, während er ihr in die azurblauen Augen sah, die einen sanften Glanz hatten. Sie fuhr mit den Händen über seine Brust.

„Ich werde es sicherlich überprüfen…“, antwortete sie ihm schließlich mit leicht drohender Stimme und löste sich dann bestimmend von ihm, um in Richtung Flur zu schreiten. Kurz sah sie über die Schulter.

„Ich gehe mich frisch machen…“, verkündete sie und warf ihm einen vielversprechenden Blick zu. Er sah, wie sie aus dem Raum stolzierte. Ein Schmunzeln umspielte seine Lippen, bevor er sich von der Theke abstieß und beschloss den CD-Player aus dem Nebenraum zu holen, damit sie diesen für die Musik benutzen konnten. Sein Laptop war auch eine Option, aber man bekam nicht unbedingt ein besseres Ergebnis im Klang der Musik. Daher bevorzugte er den Player. Zumindest umziehen brauchte er sich nicht noch dazu. Er trug bereits bequeme Kleidung, die fürs Tanzen gut passte - eine lange schwarze Hose und ein ärmelloses violettes Oberteil. Mehr brauchte er nicht.

Er holte den Player und suchte den passenden Platz für ihn aus. Die Theke war gut dafür geeignet und zum Glück gab es in der Nähe auch einen Stecker zum Anschließen. Er ordnete nur einige kleine Sachen um, damit sie ihnen nicht im Weg waren und sie genug Platz hatten. Der Wohnraum war auch wirklich groß genug für ihr Vorhaben und nicht zu stark möbliert. Zum Glück, da er nicht große Lust gehabt hätte Möbel hin und her zu schieben.

„Da bin ich wieder!“

Seto sah auf, als er Teas Stimme vernahm. Er hatte den Player gerade angeschlossen und zum Spielen von CDs eingestellt (er hatte auch eine Radio-Option). Sein Blick wanderte zur Tür. Was er sah, war gar nicht mal so schlecht. Die Brünette hatte sich in den 10 Minuten umgezogen und trug nun ein Tanzkleid in ihrer Lieblingsfarbe – rosa. Das Modell war im unteren Bereich stark asymmetrisch geschnitten und hatte verspielte Falten am Rand. Oben war es ärmellos und zum Teil schulterfrei – es wurde hinten Am Nacken festgebunden, was leicht an der Spannung des Stoffes zu erkennen war. Das Dekolleté war nicht zu tief, aber tief genug, um die Fantasie anzuregen, wie es charakteristisch für Latino-Tanzkleidung war. Das ganze Kleid war auch sehr körperbetont und es stand Tea sehr gut. Es war nicht zu provokativ, aber auch nicht zu streng. Sie hatte es richtig dosiert, außerdem hatte sie sicherlich bemerkt, dass ihm genau diese Mittellinie zwischen klassisch und extrem gefiel.

„Ich habe uns auch Musik gebracht.“

Sie kam auf ihn zu und hielt ihm eine CD-Hülle hin. Ihm fiel dabei auf, dass sie drei farbige dünne Armreifen trug. Zwei rosanen und einen hellblauen dazwischen. Außerdem trug sie offene schwarze Schuhe mit etwas höherem Absatz, so dass sie nun etwas größer wirkte, als sie eigentlich war. Nicht, dass er etwas gegen ihre Größe einzuwenden hatte. Ihm gefielen kleinere Frauen.

„Das habe ich gehofft“, entgegnete er und nahm ihr die CD-Hülle aus der Hand, um die CD herauszuholen und sie in den Player zu stecken. Allerdings überließ er ihr die Liederwahl, da sie die Reihenfolge in der CD kannte und sie bestimmte, womit sie anfingen. Zumindest meistens, außer er hatte etwas vor. Aber dieses Mal ging auch dieses Treffen von ihr aus. Also machte er ihr Platz, damit sie das Lied wählen und die Lautstärke bestimmen konnte.

Nach wenigen Augenblicken erklang auch die sanfte Musik eines Wiener Walzers. Das wunderte ihn nicht, da sie in der Regel diesen Tanz zum Aufwärmen tanzten. Er war zwar nicht so leicht, wie er auf den ersten Blick wirkte, doch er half perfekt sich einzustimmen. Er bereitete sie auch auf viel schnellere Bewegung vor, die die Tänze einforderten, die sie sonst bevorzugt tanzten.

„Dann wollen wir uns aufwärmen“, verkündete Tea und reichte ihm ihre Hand, die er ruhig ergriff und sie sanft zu sich zog. Sie stellen sich in der bekannten Tanzstellung auf, wobei Kaiba allerdings nicht normal den Arm um den Rücken seiner Partnerin legte, sondern die Hand probeweise von unten nach oben über ihren Rücken wandern ließ, bevor er sie in der richtigen Haltung brachte. Dabei merkte er, dass Teas Rücken frei war und eine dünne Schnur das Kleid hinten zusammenhielt.

„Seto!“

Für diese Aktion erntete er natürlich einen bestimmenden Schlag auf die Schulter, der ihn daran erinnern sollte, so etwas nicht zu machen. Er belächelte nur diesen Versuch ihn zu ‚erziehen‘, der nur immer dann erfolgreich war, wenn Seto es wollte und nicht wenn er erfolgreich sein musste.

„Ja?“, fragte er einfach unschuldig und blickte sie schmunzelnd an.

„Konzentrieren!“, ermahnte ihn Tea streng. Die Strenge wurde allerdings von dem etwas amüsierten Unterton in ihrer Stimme abgelöst, wodurch man nicht das Gefühl hatte, dass seine Aufführung verboten war. Eher im Gegenteil.

„Immer“, entgegnete er ihr daraufhin, erhörte den Anfangstakt und stimmte in den Tanz ein. Elegant und ohne große Anstrengung führte er sie über die vorhandene Tanzfläche im Wohnraum. Die Tanzschritte waren eher kleiner und schneller, als beim klassischen Walzer, doch wenn man in sie geübt war - kein besonderes Hindernis. Das größere Hindernis waren eher die Drehungen, die man im Raum machen musste und die relativ schnell nach einander folgten. Man konnte über die eigene Beine oder die Beine des Tanzpartners stolpern oder einfach bei der Drehung aus dem Takt des Tanzes kommen. Alles kleine Fallen, die Tea und Seto kannten und dank den Übungen vorzubeugen wussten. Als sie mit dem Tanzen vor vier Monaten angefangen hatten, hatten sie beide gewisse Vorkenntnisse, auf die sie nun aufbauten und sie verbesserten. Mittlerweile klappten viele der erdachten Choreographien sehr gut und sie hatten Spaß an diese Tanztreffen. Selbst beim strengen Walzer in diesem Moment.

„Scheinbar hast du das Tanzen nicht in den zwei Wochen vergessen, wo wir uns nicht getroffen haben“, bemerkte Tea, als der Walzer endete und sie sich lösten. Seto sah sie einfach unverwandt an. Sein Blick wirkte erheitert, doch er entgegnete nichts auf ihre Worte. Das Lied wechselte in diesem Moment und es kam eines für Samba. Seine Partnerin allerdings hatte anderes im Sinne und ging zum Player, um das Lied zu wechseln.

„Keine Samba heute?“ Das war der Tanz, der einen großen Einsatz des ganzen Körpers erforderte und recht anstrengend war. Tea hatte die Angewohnheit mit ihm Samba tanzen zu wollen, wenn sie meinte, sie hätten überflüssige Energie übrig, die sie unbedingt dafür einsetzen mussten.

„Nein. Ich hab etwas Besseres vor“, erwiderte sie vielsagend, erreichte den Player und betätigte einen der Knöpfe, so dass nach drei Klicken auch die Musik erklang, die erwünscht war. Seto erkannte sie sofort. Es war der Paso Doble.

„Lass uns den Hauptteil der Choreographie auffrischen.“

Sie kam langsam auf ihn zu.

//Paso Doble, hm? Schon jetzt?//

Normal kamen die leidenschaftlichen Tänze wie das Paso Doble, das Tango und das Rumba am Ende ihres Tanzunterrichtes, wenn sie schon gut aufgewärmt waren. So gesehen als Kirsche der Sahnetorte. Heute aber fingen sie irgendwie mit der Kirsche an und ließen die Torte weg.

„Gibt es da wirklich etwas aufzufrischen?“, bemerkte der Firmenchef daher amüsiert, während er mit verschränkten Armen einfach dastand.

„Ja, so einiges… An deinen Schritten musst du bei den komplexeren Figuren üben, sonst kommst du ständig aus dem Takt. Und deine Haltung ist noch nicht so, wie sie sein sollte“, wurde ihm belehrend geantwortet und schon bekam er einen strengen Blick zu spüren. „Und jetzt Tanzstellung einnehmen!“

„Tatsächlich? Fein, wie du willst.“

Er löste seine Haltung und folgte ruhig der Aufforderung. Er wusste eigentlich sehr gut, was er konnte und was nicht und bei Paso Doble hatte er bis jetzt nie Schwierigkeiten gehabt, aber er ließ sich auf das Spiel seiner Tanzpartnerin ein. Er würde sicherlich sehen, wohin ihn das führen würde, denn er glaubte nicht, dass gerade diese Tanzwahl zufällig war.

Sie frischten die wichtigen Figuren ihrer Choreografie auf und schon dabei bekam Seto das Gefühl, dass diese Sache hier nicht ganz ohne Hintergedanken ablief. Allerdings tat er so, als würden ihm die Bewegungen und Gesten seiner Partnerin nicht auffallen, die aus dem bekannten Rahmen fielen. Wenn Tea schon etwas vorhatte, dann musste sie es richtig durchziehen.

„Und jetzt der ganze Tanz von Anfang an“, verkündete die Brünette und ging schon mal zum CD-Player, um den Song zu wechseln und den Paso Doble mit dem langsamen Intro herauszusuchen, was ihren gesamten Tanz umfasste. Seto hingegen schritt zum entgegengesetzten Ende ihrer improvisierten Tanzfläche und wandte sich ihr dann zu. Sein Blick traf bald auf Teas und schon erklangen die ersten Töne einer Geige im langsamen verführerischen Vorspiel einer Latinomelodie. Sie war zwar an sich kein Teil des bekannten und weit verbreiteten Paso Dobles Stücks „Spanischer Zigeunertanz“, doch sie bot die Möglichkeit sich auf die darauf folgende leidenschaftliche Vorführung einzustimmen. Sie hatte eine langsame und ruhige Melodie, die im starken Kontrast zum Paso Doble stand, sich aber trotz dessen sehr gut gegen Ende an den Tanz und seine Erzählung anbinden ließ, da ihr Ende dynamisch auslief. Der erste Takt verkündigte Teas Auftritt. Mit den Händen an den Hüften und mit betonten, langsamen und grazilen Schritten kam sie auf die Tanzfläche. Sie bewegte dabei verführerisch ihren Unterkörper und warf einen neckischen Blick in der Richtung ihres Tanzpartners. Sie wandte ihm dann schnell den Rücken zu und widmete sich so dem imaginären Seitenpublikum, um ihre Arme über den Kopf zu strecken und mit ihnen sehr komplexe, im Takt dazu passende Muster zu vollführen und ihre Hüfte leidenschaftlich kreisen zu lassen. In diesem Anblick gab es etwas Verbotenes und Erotisches, was die Luft mit Spannung füllte. Diese Spannung steigerte sich durch das Spiel der Geige im Hintergrund. Die Melodie veränderte sich nur ein wenig und ging in den etwas höheren Tönen über, was das Zeichen für Seto war, zu erscheinen. Er schritt im ruhigen, bestimmenden Schritt zur Mitte der Tanzfläche, wobei sein Blick auf Teas Rücken haftete. Sie sah, als ob per Zufall, über die Schulter, und erblickte ihn, wodurch sie eine elegante Drehung vorführte und ihm ihre Aufmerksamkeit schenkte. Sie blieben zuerst auf Distanz, schritten um einen erdachten Halbkreis auf einander zu und warfen einander feurige Blicke, um das Knistern in der Luft weiter anzustacheln. Er blieb in der Mitte stehen, legte die rechte Hand an die Hüfte und verfolgte jede von Teas Bewegungen betont aufmerksam, während sie sich ihm scheinbar zögernd näherte. Das ganze erinnerte an einem Jagdspiel, wo er der Jäger war und sie - die Beute. Das sagten ihre Bewegungen und ihre Blicke aus, die mit der Melodie in einer lebendigen Erzählung eingebunden waren. Beim Tanzen ging es nicht nur um die Schritte. Es ging um das, was man mit dem Tanz ausdrucken und mitteilen wollte. Ein Fakt, der Tea schon damals Mokuba zu erklären versuchte, während Seto dieses wichtige Detail bereits kannte. Als Gozaburo ihn für die Nachfolgerschaft der Familie Kaiba vorbereitete, hatte er dafür gesorgt, dass er die besten Lehrer in allen Bereichen bekam, in denen er bewandert sein sollte. Das traf auch auf Musik und Tanz zu und die Lehrerin, die ihm das Tanzen beibrachte, hatte ihm diese Besonderheit des Tanzes vermittelt und ihm gezeigt, wie er sie zu seinem Vorteil nutzen konnte, sollte er mehr als nur eine Dame zu einem Tanz einladen wollen. Es war daher nicht verwunderlich, dass er dieses Wissen in den Tanzstunden mit der Brünetten sehr gern einsetzte. Wie auch bei diesem Mal.

In seinem Blick lag ein herausfordernder Funke, während seine Haltung von Autorität und Dominanz sprach. Er wandte sich Tea ein kleines Stück mehr zu und verfolgte ihre Bewegungen. Bald erreichte sie ihn von der rechten Seite aus, schickte ihre Hand in der Lücke zwischen seiner und der Hüfte, um so zum Rücken zu gelangen und forschend mit ihr zum Hintern hinab zu wandern. Mit der freien Hand fuhr sie vorsichtig vom Gürtel hinauf zur Brust, was ein angenehmes Kribbeln in seinem Körper verursachte. Er ergriff diese Hand und hielt sie bestimmend bei sich fest. Tea spürte dadurch eine leichte Aufregung in sich steigen. Sie musste gestehen, dass die Art und Weise, wie Seto ihr immer zeigte, dass er die Führung hatte, er die Verantwortung übernahm und er die Stärke hatte, die sie von ihm erwartete, sie stark imponierte und ihr ein Gefühl gab, sich bei ihm ohne Bedenken sich fallen lassen zu können. Er hatte all das, was eine Frau wie sie von einem Mann brauchte, und manchmal überlegte sie, ob es nicht schade war, dass man ihm das nicht zutraute. Aber vielleicht bewahrten genau die Vorurteile der Menschen und sein eigenes Spiel mit ihnen ihn davon, von anderen eingenommen zu werden. Nicht jeder konnte an Seto Kaiba herankommen und nicht jeder durfte es auch wagen. Man musste sich seiner Gnade überlassen und stur versuchen, bis man den Weg fand ihn erreichen zu können. Ihr Weg war das Tanzen und er war überraschend angenehm und leicht zu gehen.

Sie schmunzelte leicht bei dem Gedanken und sah scheu zu ihm auf. Seine saphirblauen Augen ruhten auf ihr. Er kam ihrem Gesicht näher und sie spürte, wie er seine rechte Hand geschmeidig in ihren nackten Rücken schickte, um ihren Körper mit einem leichten Druck in seiner Richtung zu befördern. Ihre Lippen waren leicht in Erwartung geöffnet, als wolle sie etwas sagen oder einen Seufzer ihr entrinnen. Seto fühlte ihre Nähe und ihre Wärme und genoss das leichte Prickeln zwischen ihnen. In einem Takt erklangen zum Spiel der Geige eine Gitarre und Kastagnetten, die den Rhythmus dynamischer gestalteten. Unerwartet neigte Kaiba Teas Körper nach rechts, so dass sie sich ruhig zurück lehnen konnte, sicher abgestützt von seinem Arm. Tea nutzte den veränderten Stand, winkelte das eine Bein an und hob es hoch, um seinen Körper sinnlich damit zu streifen. Er lehnte sich vor und ihre Oberkörper kamen sich wieder näher. Ein Schmunzeln umspielte seine Mundwinkel, bevor er sie mit einem geschmeidigen Ruck an der Hand wieder im normalen Stand hochzog. Er nutzte den Schwung und führte sie nach einer knappen Drehung, ohne von ihrer Hand loszulassen, elegant um sich herum. Sie gelang hinter ihm, ließ von seiner Hand los und blieb stehen, bevor sie sinnlich beide Hände über seine Seiten nach vorn in Richtung Bauch schickte und dabei leidenschaftlich ihre Hüfte kreiseln ließ. Im Takt der Musik hob er die Arme über den Kopf und drehte die Hände mit den Handflächen nach oben, um ein paar Atemzüge so zu verharren, bevor er sie auf Brusthöhe senkte. Tea nahm ihre Hände von ihm und breitete sie seitlich aus, um sie vom Handgelenk ab ein paar Male zu drehen. In diesem Moment wechselten sich Takt und Melodie im Rhythmus des Paso Doble womit ihr Tanz nun wirklich anfing. Die Brünette streckte nun bestimmend die Arme nach vorn unter Setos, um dann in einer fließenden Bewegung diese dann zurückzuziehen und sich leicht nach hinten zu lehnen. Seto hob erneut die Arme und senkte sie, während seine Tanzpartnerin im normalen Stand hinter ihm zurückkam, bevor sie sich dann umdrehten und Tea sich dabei ein paar Schritte von ihm entfernte. Sie wandte sich ihm elegant zu, mit dem linken Fuß auf die Zehenspitzen aufgestellt, der einen Hand an der linken Hüfte und der anderen über den Kopf gehoben. Ihr Kinn reckte sie herausfordernd hoch, als wolle sie ihm ihre Überlegenheit demonstrieren und ihre azurblauen Augen sprühten Funken, die der Brünette nur allzu gut kannte. Diese Funken waren auch ein Grund, warum das Tanzen zwischen ihnen so reibungslos klappte, denn sie gingen in viel mehr über, als nur Leidenschaft. So bekamen beide, was sie wollten: Perfektion in den Bewegungen und eine Herausforderung im Tanz.

Der Paso Doble war einer der ungewöhnlichen Latino- und Balltänze. Er galt als tänzerische Interpretation des Stierkampfes und kombinierte in sich Spannung und Strenge, und eine unerwartete Eleganz und Leidenschaft in den Schritten, trotz Marschtakt in der Musik. Seto und Tea gefiel diese Mischung besonders und sie konnten diese Eindrücke in dem Paso Doble sehr gut vermitteln, da der Tanz auch zu ihren führenden, selbstbewussten und starken Persönlichkeiten passte. Mit Hingabe und starkem Ausdruck in den Bewegungen begannen sie das Spiel des Toreros mit seiner Capa (das rote Tuch), dargestellt mit Hilfe von präzise gesetzten Akzenten in Körperhaltung und Bewegung. Die Führung galt ganz Seto und sie erlaubte Tea auch nicht viel Freiheit in ihren Schritten, wie es sonst andere Tänze taten. Doch der Paso Doble hatte einen entscheidenden Vorteil – er erlaubte ihr ihren Partner widerzuspiegeln und zu ergänzen, so dass sie sich in Momenten ebenwürdig waren. Ein Fakt, der für die junge Tänzerin besondere Befriedigung verschaffte, da der junge Firmenchef für sie oft unerreichbar blieb. Es gab Augenblicke, da erreichte man ihn leicht und ohne Umschweife, aber die meiste Zeit war er wie eine gut gesicherte Festung, die sich nicht betreten ließ. Außer man schaffte es ihren Herren zu treffen und um Einlass zu bitten, was sich nicht als leicht erwies. Seto Kaiba blieb ihr immer noch ein Buch mit sieben Siegeln. Allerdings gab sie es nicht auf zu versuchen weiter an den Inhalt des Buches heranzukommen. Einige Seiten kannte sie ja bereits. Der Rest lag noch unter Verschluss. Doch auch zu diesen Seiten führte ein Weg und sie hatte sich vorgenommen diesen zu finden und zu wagen. Eines wusste sie beim Brünetten mit Sicherheit – um zu gewinnen, musste man es wagen ihn herauszufordern. Versteckte man sich vor ihm, hatte man ihn für immer verloren. Und beim Tanzen… Beim Tanzen konnte sie ihm die süßesten Herausforderungen stellen, die sich sonst keiner bei ihm traute.

Der Tanz war wie ein Flirt. Selbst der strenge Paso Doble erlaubte den beiden Tanzpartnern sich auf eine aufregende Art und Weise anzunähern. Tea nutze diese im Moment, um Seto zu erreichen und ihn zu locken. Er spürte und sah das in ihrem feurigen Blick und ihren leidenschaftlichen Bewegungen. Aus dem Tanz wurde ein kleines prickelndes Jagdspiel, das die Spannung zwischen ihnen mit jedem weiteren Takt und jeder weiteren Drehung ansteigen ließ. Es war fast wie ein Duell in Duelmonsters – dynamisch, mit unerwarteten Wendungen und vielen Herausforderungen zwischen zwei ebenwürdige Gegner. Aus diesem Grund tanzten sie immer zusammen – Seto, weil es für ihn eine Herausforderung war, die er meistern wollte, und Tea, weil sie endlich bestimmte, wie der Ausgang dieser Herausforderung sein würde – etwas, was sie in Duellen in solchen Maßen nicht erreichen konnte.

Ein Schauer der Aufregung durchfuhr sie, als die Musik ihr verriet, dass das Ende nahte und mit ihm – der Ausgang der Herausforderung. Seto geleitete sie mit einer seitlich ausholden Bewegung links an ihm vorbei, so dass sie um seinen Rücken herumgehen und an seiner rechten Seite auftauchen konnte. Sie schritt um ihn herum und blickte ihn an. Sein Blick barg ein tiefes Verlangen, was nur darauf wartete von den Ketten befreit zu werden, die es sorgfältig zurückhielten. Allein der Gedanke, was dann passieren konnte, ließ ihren Puls rasen. Sie musste einen knappen Atemzug nehmen, um wieder Fassung zu erlangen, um nicht ihre Konzentration im letzten Moment zu verlieren. Setos Griff um ihre Hand veränderte sich und er wechselte seinen Stand, um sie nun elegant um ihre eigene Achse zu drehen, bevor er sie durch die letzten Schritte des Paso Dobles führte. Als Finale entfernte sie sich dank zwei nach einander folgenden Drehungen von ihm und löste sich dabei von seinem Griff. Sie wandte sich einander zu, so dass sie sich nun wie am Anfang des Tanzes gegenüberstanden. Stolz erhob die Brünette die Hand über ihren Kopf, während ihre Linke an der Hüfte abgestützt war, und reckte ihr Kinn hoch. Provokativ sah sie den Brünetten an und grinste ebenso herausfordernd. Ihre abschließende Bewegung war ein Schritt zurück, um ihren Körper in die aufrechte Position zurück zu verlagern, so dass damit der Tanz endete. Kaiba kopierte ihre stolze Haltung, lehnte sich zurück, behielt aber die Hände gesenkt, auch wenn etwas von seinem Körper entfernt. Sein Blick war einnehmend und versprach ihr genau das, was sie von ihm erwartete. Die Musik endete und in wenigen Sekunden fing ein anderes Lied an, worauf keiner von ihnen weiter achtete. Der Brünette hatte seine Haltung gelöst und kam nur langsam und lauernd auf seine Tanzpartnerin zu. Sie senkte elegant die Hand und wartete auf ihn und seinen Zug. In der Luft sprühten wilde Funken. Seto erreichte sie und legte die Hand um ihre Taille, um sie in einer langsamen, fließenden Bewegung zu sich zu ziehen. Ihre Hände fuhren bei der Berührung ihrer Körper über seine Brust hinauf zu den Schultern. Trotz Kleidung konnte er ihre Wärme deutlich wahrnehmen und er genoss das wohlige Gefühl, das sie in ihm verursachte. Er schickte seine freie Hand in ihren Rücken, fühlte den Stoff des Kleides und dann nackte Haut. Scheu blickte Tea zu ihm auf und biss sich sacht auf die Unterlippe, bevor sie diese mit der Zunge leicht ableckte. So unschuldig die Geste auch wirkte, war ihr Sinn alles andere als unschuldig und das wusste jeder Mann wohl nur zu gut. Seto bildete dabei keine Ausnahme. Er sah in die schönen azurblauen Augen und lehnte sich ein kleines Stück zur Brünetten vor. Ihr Atem streifte sein Gesicht, angenehm und einladend. Er neigte den Kopf und überwand die verbleibende Distanz, um ihre Lippen in einen Kuss einzufangen. Sanft und genießend. Verspielt und kurz. Kaum löste er den Kuss auf, jagte sie ihm nach. Er lehnte den Kopf etwas zurück, sah sie an und grinste frech. Darauf bekam er einen warnenden Blick mit feurigen Funken zugeworfen.

Wer spielte jetzt mit wem?

Erneut lehnte er sich vor, drückte ihr einen Kuss auf, um dann ihre Unterlippe sacht zwischen die Zähne zu nehmen. Nur um sie etwas zu reizen und sich wieder zurückzulehnen. Teas Finger glitten in seinen Haaren und er wurde bestimmend heruntergezogen, so dass er dieses Mal vor ihrem fordernden Kuss nicht weglaufen konnte. Sehnsüchtig nahmen sie einander ein. Intensiv und prickelnd küssten sie sich, als gäbe es keinen Morgen mehr. Das Tempo ihrer Bewegungen veränderte sich schlagartig. Er fühlte die Hände seiner Tanzpartnerin forsch hinabwandern. Sie zog an seinem Oberteil und sie mussten sich von einander lösen, damit er dieses ausziehen konnte. Tea schob ihn zurück und er stieß sogleich unsanft mit der Wand zwischen Tür und Theke zusammen. Das hinderte ihn allerdings nicht daran sie an sich zu drücken und sie wieder innig zu küssen, und so zu tun, als hätte er nichts mitbekommen. Er meckerte nicht, wenn mehr Leidenschaft im Vorspiel war, eigentlich bevorzugte er sie vor einer zu langsamen Verführung. Für letzteres musste er in solcher Stimmung sein und gerade nach diesem Paso Doble hatte er auf das Gegenteil Lust. Zu seiner Zufriedenheit war seine Partnerin ganz seiner Meinung.

Seine Hände glitten hoch über ihren Rücken bis zu ihrem Nacken, wobei sie nur kleine Zwischenstopps bei den Schleifen machten, um sie zu lösen und die Haut darunter zu berühren. So sehr ihm das Kleid gefiel, es störte gerade wirklich zu sehr. Er griff nach den dickeren Schleifen beim Nacken und nahm sie mit sie mit nach vorn, um Tea zu deuten, dass er das Kleid weghaben wollte. Ihr Kuss wurde, auf Grund dessen, abrupt unterbrochen und sie lösten sich leicht atemlos von einander. Sie sah ihn an und ihr Blick spiegelte das gleiche Verlangen wider, was er selbst empfand. Er wollte sie und sie wollte ihn. Warten war nicht etwas, was sie dulden konnten.

Tea trat von ihm weg und hielt noch den Stoff des Kleides an ihren Körper. Seto blieb an die Wand zurückgelehnt und verfolgte ihre Bewegungen mit wachsender Spannung. Er hielt jeden Impuls zurück, der ihn dazu treiben wollte, sie wieder zu sich zu ziehen und selbst auszuziehen. Er wartete einfach und ließ es zu, dass das Tempo erneut in das andere Gegenpool wechselte.

Sie blickten einander erwartungsvoll an. Sie Spannung war kaum auszuhalten und doch verharrten sie still und ruhig. Nur der Player bot ihnen eine bunte Geräuschkulisse mit einem energischen Mambo. Doch weder er, noch sie, hörten wirklich der Musik zu.

Sie schob den Stoff herunter und ließ das Kleid fallen. Sein Blick glitt von ihrem Gesicht herab. Langsam. Forschend. Er bemerkte das Schaudern ihres Körpers. Er spürte sogar ihre leichte Nervosität und ihre Aufregung. Doch er hielt sich noch zurück und sah wieder langsam hinauf. Seine Augen sahen in ihre. In einem Atemzug, bevor sich die Stimmung erneut veränderte.

Wer zuerst auf wen zugegangen war, blieb eine Frage, die wohl nie eine Antwort erhalten würde. Sie warfen sich gegenseitig in die Arme und klammerten fast verzweifelt an einander fest, als würden sie befürchten, der andere könnte sich in jedem Moment auflösen. Es war schon lange her, dass so ein Wahnsinn sie beide umfasste und sie keinen Halt kannten. Der Augenblick war einfach berauschend.

In wilder Hektik versuchte Tea Setos Gürtel und Hose aufzumachen, während er sie ständig daran hinderte, indem er seine Hände unruhig über ihren wunderschönen Körper streicheln ließ. Am Ende erbarmte er sich ihrer, nahm ihr Gesicht zwischen seinen Händen und stahl ihr einen sehr innigen Kuss, von dem sie weiche Knie bekam. Allerdings schaffte sie es Fassung zu erlangen und endlich das Hindernis zu beseitigen, was zwischen ihr und ihm lag. Ein wenig musste Seto über die Situation grinsen, löste sich aber keine einzige Sekunde von ihren Lippen, sondern wartete, dass sie Gürtel und Hose öffnete. Der nächste Schritt wäre den Stoff zu beseitigen, doch Tea kam gar nicht dazu. Der Firmenchef umfasste ihre Taille und hob sie plötzlich hoch. Ein überraschter und leicht erschrockener Laut entwich ihrem Mund, als sie sich von seinen Lippen trennte und sich beeilte Beine und Hände um ihn zu schlingen, um nicht zu fallen. Genau darauf hatte der Brünette gehofft, so dass er sie sicher abstützte.

„Keine Angst. Ich lass dich nicht fallen“, raunte er ihr zu.

„Wehe dir, du hältst nicht dein Versprechen!“, entgegnete sie ihm drohend, nachdem sie die Situation realisierte und seinen sicheren Griff spürte. Er würde sie wirklich nicht loslassen. Sie wusste, sie konnte ihm vertrauen.

Er blickte sie an und grinste, ehe er sich vorlehnte und ihre Lippen zu einem weiteren feurigen Kuss einfing. Dabei setzte er sich in Bewegung und ging direkt durch die Tür nebenan in den Flur. Tea ließ sich fallen und versuchte gar nicht weiter darauf zu achten, was um sie herum geschah. Hier spielte nur Seto eine Rolle und sie wollte seine Leidenschaft genießen. Den Rest überließ sie ihm gern.

Vom Flur gelangten sie schnell in Setos Schlafzimmer. Vor dem Bett setzte er die brünette Tänzerin vorsichtig ab, so dass sie nun wirklich ihr Vorhaben zu Ende führen konnte. Der Rest ihrer Klamotten landete wenige Sekunden später auf den Boden, bevor sie sich auf das Bett niederließen. Der Paso Doble hatte eindeutig nicht gereicht, um ihre überflüssige Energie zu bändigen. Ihr neuer Tanz hier allerdings verschaffte einen wundervollen und erfüllenden Ausgleich…

Die Aussicht gefiel Seto eindeutig. Vielleicht eine halbe Stunde später lag er auf dem Rücken in seinem Bett im Schlafzimmer und hatte Tea auf seinen Schoß sitzen, die es gerade spannend fand irgendwelche kreisförmige Muster auf seinem Bauch zu zeichnen und sich zur Brust hinaufzuarbeiten. Er sah sie aus halb geöffneten Augen an, ohne groß die Finger auf seiner Haut zu beachten. Die Behandlung fand er sehr angenehm, was er mit einem zufriedenen Summen äußerte. Sie grinste ein wenig und lehnte sich langsam vor, wobei sie nach seinen Händen griff, die um ihre Hüfte lagen, um ein wenig mit seinen Fingern zu spielen. Sie beugte sich über sein Gesicht und küsste seine Lippen sacht. Er erwiderte den Kuss und übte leichten Druck auf ihre Hände aus. So auszuruhen war etwas Schönes. Daran konnte er sich glatt gewöhnen.

„Wenn wir jeden Tag so einen Tanzunterricht machen, komme ich hier definitiv zu nichts“, meinte Seto leise, als sie den Kuss auflösten und sah sanft in Teas schöne Augen. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. Sie erwiderte den Blick und grinste auf die Worte hin.

„Tja, das kommt von, wenn du unangekündigt verschwindest“, entgegnete sie frech.

„Ich merke es. War doch keine gute Idee“, bemerkte er amüsiert.

„Warum hast du es eigentlich gemacht? Sind wir dir alle zu viel geworden?“, fragte sie und er sah Neugier in ihren Augen aufblitzen.

„Ihr mir? Nein. Mokuba ist ja auf diesem Sommercamp und ohne ihn ist es in der Villa ziemlich langweilig. Ich dachte mir, ich wechsle die Umgebung und fahre hier her. Ich hab nicht vermutet, dass jemand mich für eine Woche vermissen wird“, entgegnete er ehrlich und lächelte Tea an, die ein wenig über seine Antwort überrascht war. Sie fragte sich, ob das die ganze Wahrheit war oder nur ein Teil davon. „Überrascht? Hast wohl vergessen, dass ich sehr wohl spontan sein kann.“

„Äh, ja, schon ein wenig“, gestand sie etwas verlegen und lächelte. „Ich hatte schon befürchtet, dass ich und die anderen dir zu viel sind, weil wir dich immer so beanspruchen.“

Seto musste auf die Behauptung lachen. Leicht schüttelte er den Kopf.

„Nein. Ihr macht es alle gut. Außerdem, ich dachte immer, ich beanspruche euch, nicht ihr mich.“

„Man kann es auch so sehen“, erwiderte sie grinsend.

„Aber scheinbar fühlt sich meine hübsche Tanzpartnerin stark von mir vernachlässigt, hm?“, stichelte der Brünette ein wenig.

„Vielleicht. Du lässt einen manchmal zu lange warten, Seto“, tadelte sie ihn, konnte aber ihr Lächeln nicht verbergen.

„Das dient nur dazu, die Spannung zu steigen“, erwiderte er mit einem verspielten Grinsen.

„Und damit ein unhaltbares Feuer zu entfachen?“, fragte sie amüsiert und neigte leicht den Kopf.

„Immer“, bestätigte er ihr.

„Du liebst die Gefahr, kann das sein?“

„Nein. Ich liebe Adrenalinkicks. Und die bekommt man am besten bei richtigen Herausforderungen.“

„Ach so ist das.“

„Hast du an etwas anderes gedacht?“

„Ja. An das, wie gern du dir die Finger bei mir verbrennst“, beantwortete sie seine Frage, grinste leicht und lehnte sich zu ihm herunter.

„Das gehört zur Herausforderung“, erklärte er nur, bevor ihre Lippen seine verschlossen. Ein sanfter, aber inniger Kuss entstand, der allerdings nicht lang andauerte. Tea löste sich langsam von seinen Lippen und blickte ihn lächelnd an.

„Du bist unverbesserlich“, sagte sie. Langsam befreite sie ihre Hände von seinen und rutschte von ihm herunter.

„Ich weiß“, erwiderte er und sah ihr nach. Sie stand auf und erhob sich vom Bett. Dabei blickte sie zu ihrer Rechten und griff nach seinem Nachthemd, das sich auf irgendeine wundersame Weise nach ihrer Beschäftigung immer noch auf dem Bett befand. Sie löste die Knöpfe und zog sich das Kleidungsstück über, um es wieder zuzuknöpfen. Das war mal wieder ein typisches Frauenphänomen, was ironischerweise auf fast jede Frau zuzutreffen schien. Seto hatte bemerkt, dass die meisten Frauen eine Art Männerkleidungfetische entwickelten, sobald sie eine Beziehung oder eine Affäre mit einem Kerl hatten, der ihnen sehr gefiel. Sie hatten die Angewohnheit sich seiner Oberteile zu bedienen und herüberzuziehen, und damit durch die Wohnung herumzustolzieren, ohne sich davon zu stören, dass das Kleidungsstück gerade mal doppelt so groß war, wie sie selbst. Bei ihm machte das nicht nur Tea. Mai und Serenity machten es genauso, wobei letztere ihn immer noch fragte, ob sie das durfte. Zum Glück hatte er nie etwas dagegen, er fand den Fakt am Anfang ein wenig irritierend, doch er gewohnte sich so schnell daran, dass er es als Selbstverständlichkeit ansah. Auch wenn sie ihn immer noch ein wenig verwunderte.

„Wo geht es hin?“, fragte er Tea, als sie die Knöpfe zu hatte und nun die Ärmel etwas umkrempelte, da sie ihr natürlich zu lang waren.

„In die Küche. Ich habe Hunger und ich dachte, ich mache uns etwas zu essen“, entgegnete sie ihm ruhig und wandte sich ihm lächelnd zu.

„Klingt nach einem Plan“, stimmte er zu und setzte sich auf, um auch aufzustehen. Er blieb aber an die Bettkante sitzen und zog die Brünette zu sich. Er sah zu ihr hoch und schmunzelte. Sie legte die Arme um seinen Nacken und spielte sacht mit seinem Haar, was ein wohliges Gefühl in seinen Körper verursachte. Sie sahen einander in die Augen.

„Ich hoffe, du hast etwas im Kühlschrank?“, unterbrach sie nach einigen Augenblicken die eingetretene Stille.

„Jede Menge. Bediene dich nur.“

„Gut.“

Sie hauchte ihm noch einen kleinen Kuss auf die Lippen, bevor sie sich abwandte und das Zimmer verließ, um in die Küche zu gehen. Er sah ihr nach bis sie aus seinem Blickfeld verschwand und stand dann auf. Seine Jeanshose lag praktisch vor seinen Füßen und so hob er sie hoch, um sich diese über zu ziehen, wobei er auf die Boxer verzichtete. Später würde er sowieso duschen gehen, er hatte keine Lust mehrere Kleidungschichten ständig an- und auszuziehen. Nach einem Abstecher im Bad ging Seto in den Wohnbereich, wo sich auch die Küchenziele befand. Tea hatte bereits einige Sachen aus dem Kühlschrank geholt und suchte offensichtlich jetzt nach den passenden Kochgefäßen. Er schritt zur Theke und setzte sich auf einen Hocker.

„Wo sind die Pfannen?“

„Einen Schrank weiter links von dir.“

Er beobachtete, wie sie die Pfanne herausholte und auf den Küchenherd abstellte. Anscheinend würde sie etwas braten. Sein Blick huschte kurz zur Anrichte, wo so einiges stand, was sie aus dem Kühlschrank geholt hatte.

„Öl gibt es rechts vom Herd in dem Schrank mit der schmalen Tür“, sagte er ihr dann noch, während sie sich ein Messer aus dem Ständer herauszog. Sie blickte zu ihm auf, dann zum Schrank und wieder zu ihm, wobei sie lächelte.

„Das habe ich schon vermutet. Aber danke.“

„Bitte. Was wirst du kochen?“

„Okonomiyaki. Außer du willst etwas anderes.“

„Du weißt, ich esse alles. Also nur zu. Tob dich aus. Aber bevor du das machst, reiche mir ein Glas aus dem Schrank vor dir.“

Tea blickte zum besagten Schrank, öffnete diesen und entdeckte eine Menge unterschiedlicher Gläser. Da Seto neben der Wasserkanne saß, vermutete sie, er wollte Wasser. Statt aber nur ein Glas herauszuholen, nahm sie zwei und stellte sie beide vor ihm. Er blickte sie irritiert an, worauf sie ihn anlächelte.

„Hier bitte schön. Und wenn du jetzt so lieb wärest mir auch Wasser einzuschenken?“

Sie klimperte leicht mit den Wimpern und sah ihn zuckersüß an. Bei dem Anblick musste er grinsen.

„Weil du es bist, von mir aus.“

Er schenkte zuerst ihr, dann sich selbst Wasser ein. Ruhig reichte er ihr ein Glas.

„Danke.“

Sie hauchte ihm einen Luftkuss zu, trank ihr Wasser aus und wandte sich von ihm ab. Seto schmunzelte und stillte erst einmal seinen Durst, bevor er es sich bequem machte und Tea beim Kochen zusah. Das war auch ein guter Vorteil ihres Besuches. Er brauchte sich nicht die Mühe machen zu kochen. Er konnte zwar ein wenig kochen, fand es allerdings angenehmer, wenn es jemand anderes für ihn übernahm. Und Tea konnte Leckeres zubereiten. Sie hatte ihm schon ihre Kochkünste bei den Treffen gezeigt, die bei ihr Zuhause ausgefallen waren, und er länger geblieben war, als sonst – und es hatte nichts gegeben, worüber er sich beschweren konnte. Er aß zwar alles, doch nicht alles schmeckte ihm. Ein wenig verwöhnt war er schon, was die Zubereitung des Essens betraf und schuld daran war eindeutig der Koch der Familie Kaiba. Sagen allerdings tat er kaum etwas, außer er befand sich in einem Restaurant, wo man meinte ihm etwas unterjubeln zu können, das nicht essbar war oder wie Müll aussah. Dabei konnte er richtig unangenehm werden. Ansonsten war er sehr geduldig und ließ andere an sich üben, solange Hoffnung auf irgendeinen Fortschritt bestand.

Tea musste an ihm nicht üben. Sie konnte wirklich gut kochen und er war auch dahintergekommen wieso – sie hatte Cousins, auf denen sie vor wenigen Jahren aufpassen musste, so dass sie das lernte. Kleine Kinder waren schließlich auch nicht leicht, was das Essen betraf. Die Brünette aber hatte lange üben dürfen und davon profitierte er jetzt. Über diesen Umstand war er sehr zufrieden. Er war gespannt wie das Okonomiyaki von ihr schmecken würde. Es war zwar kein aufwendiges Gericht, aber man konnte sich mit der Mischung der Zutaten drin gut verschätzen.

„Wo ist das Mehl?“

„Im letzten Schrank oben über der Anrichte in dem Behälter. Es sollte links vom Zucker stehen. Rechts ist Salz.“

Die Tänzerin nickte nur und holte sich den Glasbehälter heraus, um Mehl für ihren Teig zu nehmen. Sie wollte diesen vorbereiten, bevor sie sich um den Rest der Zutaten kümmerte.

„Was hast du für deinen Urlaub hier geplant, Seto?“, fragte sie ihn so nebenbei und ließ sich von seinem Blick nicht stören, den sie in ihrem Nacken spürte. Sie wusste, er sah ihr beim Kochen gern zu. War auch nicht das erste Mal, dass er das tat.

„Es ist eigentlich kein richtiger Urlaub. Ich wollte etwas erledigen“, entgegnete er und überlegte, ob er vor dem Abendessen nicht eine Aprikose verspeisen wollte.

„Und deswegen brauchtest du Abwechslung und musstest vor uns weglaufen? Das muss ja ganz schön wichtig sein!“, stichelte Tea und warf ihm einen neckischen Blick über den Rücken, wobei sie grinste. Seto erwiderte das Grinsen.

„Du hast es erfasst.“

„Ach, und bei was hätten wir dich abgelenkt?“, fragte sie weiter, während sie Mehl, Eier und Wasser vermischte und alles sorgfältig umrührte.

„Beim Projektieren von einem zweiten Vergnügungspark.“ Die Aprikose schien ihm keine schlechte Idee zu sein, weshalb er sich etwas auf seinem Hocker erhob, so dass er mühelos die andere Seite der Theke erreichen konnte, wo sich auf die Anrichte eine Schüssel mit Früchten befand. Von dort fischte er sich eine Aprikose und setzte sich wieder richtig hin.

„Ein zweites Kaiba Land? Oh wow.“ Die junge Tänzerin klang aufgeregt. „Wo?“

„In Go City in der Präfektur Togo“, entgegnete Seto nebenbei, während er die Aprikose teilte und den Kern sorgfältig zur Seite legte. „Wird ein kleines Magierparadies.“ Er schob die eine Hälfte der Frucht in den Mund und kaute genüsslich daran. Tea hingegen war so überrascht von der zusätzlichen Information, dass sie das Messer zur Seite legte, mit dem sie frische Zwiebel schneiden wollte. Sie drehte sich zu ihm um.

„Ein Magierparadies?“, fragte sie vorsichtshalber nach, da sie glaubte, sich verhört zu haben.

„Ganz genau“, bestätigte der Firmenchef, nachdem er heruntergeschluckt hatte. Er sah auf und sie an. Ihre Verwirrung war ihr anzusehen und er wusste genau, was sie verursacht hatte.

„Das kommt…“, fing sie an und suchte nach Worten.

„… unerwartet von mir?“, vermutete Seto und sah sie zögerlich nicken, worauf er lächeln musste. „Ich weiß. Jeder kennt meine Vorliebe zu Drachenmonstern, genauer genommen zum Blauäugigen Weißen Drachen. Diesen wird es auch geben, aber ich dachte mir, dass es interessant wäre einige der Attraktionen dort auf Magier zu fokussieren. Einfach, um es spannend zu halten und Neues hereinzubringen“, erklärte er dann, bevor er den zweiten Teil der Aprikose verspeiste.

„Nur um es spannend zu machen und Neues zu haben?“, fragte Tea ein wenig zweifelnd und grinste. Sie konnte sich vorstellen woher dieser ‚Sinneswandel‘ vom jungen CEO kam und vor allem wer genau dafür verantwortlich war.

„Vor allem deswegen“, entgegnete Kaiba ruhig, auch wenn er den Unterton herausgehört hatte. Er konnte sich denken, was ihr durch den Kopf schoss. Es würde auch eine Lüge sein, wenn er das komplett abstritt. Seine Beziehung zu Yami hatte ihn bei dieser Entscheidung schon beeinflusst, aber eher nur das ergänzt, was er vorgehabt hatte. In seinem Plan wollte er neue Attraktionen einbringen und das würde er auch tun, sogar mit neuer Thematik. So gesehen war Yami nur ‚schuld‘ daran, dass er die Magier als Thema ausgewählt hatte und sich nicht einen anderen Monstertyp aussuchte. Wenn er auch ehrlich war, war die Wahl gut, weil sie Rivalen waren und ihre Rivalität viele junge Duellanten antrieb an die Spitze zu kommen. Einfach, weil sie die Besten waren und sie sich in ihren Duellen nichts schenkten, die spannend vom Anfang bis zum Ende waren.

„Wenn du es sagst…“

Tea lächelte ihn an. Sie wusste, Seto würde nicht offen zugeben, wer ihn bei der Entscheidung beeinflusst hatte, aber sie wollte auch nicht, dass er das zugab. Nicht das war wichtig, sondern der Fakt, dass er Menschen an sich heranließ und aufhörte sich von denen abzuwenden, die seine Freunde waren. Ganz am Anfang hatte er nämlich das gemacht, bis Yugi den Durchbruch geschafft hatte. Danach war es umso leichter für Yami, sie und die anderen den sonst so distanzierten und kühlen Firmenchef zu erreichen. Hinter seiner harten und rauen Schale lag ein weicher Kern, der eine ganz andere Welt darstellte. Die Brünette musste zugeben, sie mochte beides – sowohl den weichen Kern, als auch die harte Schale, denn sie erschufen eine Dynamik in Setos Persönlichkeit, die mitreißend war. Das liebte sie und nicht nur sie.

„Also hast du daran gearbeitet, bevor ich kam?“

Sie nickte zu den gestapelten Blättern rechts von ihm auf der Theke. Er folgte ihrem Blick und sah wieder zurück, um zustimmend zu nicken.

„Darf ich nach dem Essen reinschauen?“, warf sie unschuldig in den Raum. Sie blickte ihn neugierig und forschend an. Sie war sich nicht ganz sicher, dass sie auf diese Frage eine positive Antwort bekommen würde, aber sie wollte es trotzdem probieren. Sie wusste, Seto sprach von seiner Arbeit kaum oder eher nur wenn man etwas nachfragte. Aber selbst dann war es nicht sicher, dass man überhaupt eine zufriedenstellende Antwort bekommen würde. Er hielt andere von seiner Arbeit fern. Nur Mokuba durfte alles wissen, weswegen Tea ihn ein bisschen beneidete. Sie würde wirklich gern wissen, was Seto wirklich machte und beschäftigte, denn so gesehen war ein Teil seiner Arbeit auch seine Leidenschaft. Er liebte Spiele und war sowohl gut darin welche zu spielen, als auch gut darin welche zu erfinden. Zugegeben, sie wollte diese Spieleleidenschaft von ihm aus der Nähe erleben.

„Ich könnte dir ein paar Skizzen zeigen. Die Pläne werden eher uninteressant für dich sein“, gab ihr der Brünette eine überraschend positive Antwort zurück, nachdem er ein paar Augenblicke geschwiegen und sie nur angesehen hatte. Offenbar hatte er sich diesen Zug gut überlegt, bevor er ihn wagte.

„Danke!“, entgegnete Tea erfreut auf seine Bereitschaft ihr etwas über das Projekt zu offenbaren und klatschte in die Hände. Sie wusste, das war eine sehr großzügige Geste von ihm. „Ich verspreche auch keinem etwas davon zu verraten!“ Sie zwinkerte ihm süß zu, ehe sie sich wieder umdrehte, um weiter das Abendessen vorzubereiten.

„Hm“, murmelte Seto nur und beobachtete sie dabei. Ein Lächeln huschte kurz über seine Lippen, doch er sagte nichts weiter. Ja, er hatte sich verändert, seitdem er Tea und die anderen an sich herangelassen hatte. Eine solche Frage hätte vor einem halben Jahr sicherlich eine eindeutige Verneinung bekommen, jetzt aber war er dazu geneigt Tea ein Teil der Skizzen zu zeigen. Er wusste, sie würde es auch wirklich keinem verraten. Er vertraute ihr vollkommen und nicht nur in diesem Bereich. Sie hatte sich viel mehr als das erkämpft.

Später aßen sie zusammen und wie Seto vermutet hatte, schmeckte ihm das Essen sehr gut. Sie waren zu faul, um den Tisch zu decken, also saßen sie an der Theke und genossen die ruhige Zweisamkeit. Als Nachtisch gab es Früchte, bevor er ihr ein paar der Skizzen mit den interessanten Fassaden einiger der Attraktionen und Gebäude des neuen Vergnügungsparks zeigte. Sie gefielen Tea sehr und sie war auch gespannt, auf das Projekt.

„Sobald es fertig ist, musst du mich hinführen!“, verlangte sie, was den Firmenchef leicht auflachen ließ. Sie klang wirklich begeistert und mindestens genauso erfreut, wie er und Mokuba sich bei solchen Unternehmungen fühlten. Er musste gestehen, es war angenehm diese Freude mit Tea zu teilen. Es fühlte sich auch ein bisschen so an, als würde er noch jemanden haben, der ihn bei seinem Vorhaben unterstützte. Das erfüllte ihn mit Stärke und Sicherheit. Nicht, dass er sich nicht stark fühlte und sich seiner sicher war. Es war einfach ein weiterer Motivationsschub, den er gut gebrauchen und auch nutzen konnte.

Sie ließen den Abend nach einer heißen ausgiebigen Dusche ruhig im Bett ausklingen. Das Fenster stand offen und frische kühlere Luft kam von draußen in das Zimmer hinein. Man hörte das Rauschen der Wellen, das einen beruhigenden Klang hatte. Es war sehr angenehm und entspannend. Tea kuschelte sich an seine Brust und seufzte wohlig auf. Er streichelte sanft ihren Oberarm, während er die Augen geschlossen hielt. Sie wechselten kaum ein Wort mit einander, doch das war auch nicht nötig. Sie wollten die Stille und die Ruhe in der Gesellschaft des jeweils anderen genießen. Mehr brauchten sie für diesen Abend nicht.

Bald lullte die Stille sie komplett ein und die Nacht ließ ihren Zauber wirken. Sie versanken in einen tiefen Schlaf in der warmen Umarmung ihres Partners.

Das versprach viele süße Träume…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SenseiSasuNaru
2017-04-14T08:28:46+00:00 14.04.2017 10:28
Klasse 😊


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