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Assassin's Creed Unity: Nothing is True

Pairs 1774 | Pierre Bellec | Charles Dorian | Shay Patrick Cormac | OC
von

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What we have in Common

Die Sonne stand hoch im Zenit und kündigte mit ihrem mittaglichen Licht die Mitte des Tages an. Charles und Renée erledigten die Mission, doch Bellecs Begeisterung schien auszubleiben. Er musste Mirabeau das Chaos erklären, dass seine beiden Schüler hinterließen und er wusste genau, wie gut der Mentor das heißen würde.
 

Die drei waren auf dem Weg zurück ins Sanktuarium, um dem Rat Bericht zu erstatten und die Kiste in ihre Hände zu geben. Sie passierten das Café Theatre und liefen eine Treppe hinunter zum Ufer der Seine. Am Eingang des Hauptquartiers kamen ihnen zwei Assassinen entgegen, die sich auf den Weg zur einer Mission machten. Sie nickten ihnen grüßend zu und schienen kurz angebunden. Ein Dritter stürmte aus der Tür und rief ihnen etwas nach. Er war so in Eile, dass er mit Renée zusammenstieß und sie das Gleichgewicht verlor. Bevor sie jedoch am Boden aufschlug, griff der dunkelhaarige, junge Mann ihres Alters nach ihrem Arm und zog sie wieder auf die Beine.

„Pardon, Mademoiselle! Ich hoffe, Ihr habt Euch nichts getan.", entschuldigte er sich.

„Ich habe mich nur etwas erschrocken, alles in Ordnung.", antwortete sie ein bisschen neben der Spur.

„Kann ich das bei einem Glas Wein wieder gut machen? Es ist peinlich, solch eine Schönheit über den Haufen gerannt zu haben."

„Also---", stotterte die junge Frau. Schönheit? Niemand nannte sie vorher eine Schönheit. Das überforderte sie.

„Dann sehe ich Euch später im Café Theatre, tres bien.“, der ihr unbekannte Mann verabschiedete sich mit Handkuss, „ich muss los, bis dann!" Eilig waren seine Schritte, doch er schaffte es, schnell zu seinen Begleitern aufzuholen. Renée stand immernoch neben sich, doch es dauerte keinen Augenblick und sie wurde zurück auf den Boden der Tatsachen geholt.

„Brauchst du eine schriftliche Aufforderung, Püppchen? Nun komm endlich, ich halt dir nicht den ganzen Tag die Türe auf.", Bellec brummte.

„Hab Euch nicht drum gebeten, Meister", antwortete sie selbstsicher und betonte besonders das Meister so provokant, wie sie es den ganzen Tag schon tat. Sie sah zu gern, wie sich Bellecs Augen mit einem wütenden Glanz füllten - sie genoss den Anblick.

In diesem Moment ließ Bellec die Türe los und trat selbst hinein. Renée huschte schnell hinter her, ehe die Türe zufiel. Genervt sah er sie an und zänkisch blickte sie zurück. Charles betrachtete die beiden und rollte die Augen. Dann liefen die drei nebeneinander her in Richtung Besprechungskammer.

„Du gehst da nachher nicht hin. Halt dich fern von dem Kerl." In Bellecs Stimme war ein warnender Ton zu vernehmen.

Renée runzelte die Stirn, was ging es ausgerechnet ihn an, mit welchen Männern sie ausging?

„Sagt wer?", antwortete sie trocken.

"Ich", erwiderte er bestimmt.

„Ach - und wer seid Ihr, dass Euch mein Leben außerhalb der Bruderschaft etwas angeht?"

„Dein Meister, der keine Lust hat, sich morgen früh dein Gejammer anzuhören, wenn er dich heute Nacht mit gebrochenem Herzen von der Bettkante schubst." Mit diesen Worten verließ er das Dreiergespann und beschleunigte seine Schritte. Er hatte keine Zeit für so etwas, er musste sich nun überlegen, wie er Mirabeau die Situation an der Place des Vosges erklären würde.

Renée war gereizt. Sie legte ebenfalls an Geschwindigkeit zu und wollte zu ihm aufholen, doch Charles griff nach ihrer Schulter und versuchte, sie zu besänftigen.

„Nicht, Mademoiselle." Seine Stimme war so friedlich wie immer.

Mit ihm wollte Renée sich ganz und gar nicht streiten, also gab sie nach, doch sie wusste, dass Bellec ihnen trotz seiner Gedanken noch zuhörte.

„Seid Ihr eigentlich der einzig Vernünftige hier, Monsieur Dorian?", fragte sie bewusst laut genug, damit ihr Lehrer auch Wind davon bekam.

„Er denkt nur an Eure Sicherheit."

„Oh, schon wieder? Das tut er aber ziemlich häufig. Ich sollte mich wohl geehrt fühlen, richtig? Schließlich habe ich hier so etwas wie meinen persönlichen Leibwächter."

„Maxime ist bekannt für seine Frauengeschichten.", wandte Charles ein, "sehr böse zum Teil. Mir ist es ein Rätsel, wie jemand wie er vom Rat geduldet werden kann. Es geht mich nichts an, Mademoiselle, aber ich bin ebenfalls der Meinung, Ihr solltet besser nicht hingehen. Vielleicht möchtet Ihr uns stattdessen heute Abend in die Taverne beim Notre-Dame geleiten?"

Als Bellec das hörte, blieb er abrupt stehen. Es war die Stammkneipe von Charles und ihm. Renée konnte er da absolut nicht gebrauchen.

„Ihr meint, zusammen mit ihm hier?", die junge Frau zeigte mit dem Finger auf Bellec. Er hörte das und wandte ihr einen argwöhnischen Blick zu.

Erwartungsvoll war Charles' Nicken. "Genau, zusammen mit Pierre und meiner Wenigkeit."

„Na Danke", Renées Blick war skeptischer denn je, "aber ich bin heute Abend im Café Theatre verabredet."

„Und ich sagte, du wirst heute Abend keinen Fuß in das Café setzten“, fuhr Bellec nun gereizt um.

Der Mann mischte sich in Angelegenheiten ein, die ihn nichts angingen. Das widerte Renée an. Sie wurde zornig und ihre Stimme lauter.

„Und wer glaubt Ihr, seid Ihr? Ich bin erwachsen und ob Ihr es mir zutraut, oder nicht, ich kann sehr gut auf mich selbst acht geben! Ich brauche keinen Leibwächter, nur weil ich eine Frau bin!“

„Im Moment verhältst du dich wie ein kleines Kind, das genau das will, was man ihm verbietet!“ Bellecs Stimme hallte durch das gesamte Sanktuarium.

„Genug!“ ertönte es mahnend vom Treppenaufgang. Es war Mirabeau. „Das hier ist ein heiliger Ort, würdet Ihr Euch bitte auch dementsprechend verhalten?“, er war sauer, doch im Gegensatz zu Renée und Bellec war er in der Lage, dabei nicht gleich den Verstand zu verlieren.

„Brilliant,...“, murmelte Bellec zornig vor sich hin.

„Begebt euch umgehend in die Besprechungskammer. Der Rat erwartet euch bereits.“, fügte Mirabeau hinzu, ehe er sich abwandte.

Die drei schwiegen sich den Rest des Weges an, bis sie schließlich die scheinbar endlose Reise meisterten.
 

"Tretet herein", bat Mirabeau und setzte sich an seinen Tisch, neben ihm Meister Beylier. An dem gegenüberliegenden Tisch sahen Meisterin Trenet und Meister Quemar gespannt auf.

„Also, was habt Ihr zu berichten, Bellec?", begann Mirabeau.

Bellec holte die Kiste hervor und brachte sie zum Schreibtisch des Mentors. Beylier und er erhoben sich von ihren Sitzen und betrachteten sie erwartungsvoll.

„Wie verlief denn die Mission?" Meister Quemar war es nun, der das Wort ergriff. Bellec wusste genau, worauf sein Vorgänger abzielte.

„Chaotisch", antwortete er knapp.

„So?" Jetzt erhob sich auch Quemar von seinem Stuhl, „dann erzählt doch mal."

„Die Place des Vosges ist übersät mit Leichen und Blutlachen. Während der Einstieg in die Pavillons noch leise vonstatten ging, hat der Ausstieg ein völliges Chaos verursacht. Jeder Volltrottel wird nun wissen, dass wir Assassinen die Kiste in unserem Besitz haben."

Erschüttert lief Quemar um seinen Tisch und konfrontierte Bellec. „Was hielt Euch davon ab, besagtes Chaos zu verhindern? Es war doch genaustens abgesprochen, dass die Mission diskret und völlig lautlos ausgeführt werden sollte."

„Kriegt er jetzt die ganze Schuld zugeschoben?", flüsterte Renée überrascht zu Charles.

„Nun, er ist unser Ausbilder, ich denke ja...", antwortete Charles leise.

„Obwohl ich es verbockt habe?", Renée sah ungläubig zu ihm auf.

„Ich fürchte,..."

Sie konnte ihren Ausbilder nicht ausstehen, aber noch weniger mochte sie Unrecht. Es war ihre Schuld, dass die Mission mit solch einem Aufsehen endete, nicht Bellecs, also biss sie in den sauren Apfel.

„Meister Quemar, ähm..", sie trat hervor und erlangte sofort seine Aufmerksamkeit, „es ist meine Schuld. Ich hab das ausgefressen, es tut mir---"

„Ihr seid nur eine Novizin, die die Lehren eines Meister Assassinen aufgesucht hat. Die Verantwortung für den Verlauf einer Mission liegt nicht bei Euch."

Mit diesen Worten Quemars, trat sie ehrfürchtig wieder zurück zu Charles. Ihr Mitnovize hatte wohl Recht gehabt.

„Alle Achtung Mademoiselle, damit hätte ich nicht gerechnet", flüsternd teilte er seine Begeisterung mit ihr, doch sie sagte nichts.

„Nun, der Rat wird sich jetzt der Kiste wegen beraten. Monsieur Dorian, Mademoiselle Moreau, wenn ich bitten dürfte.", mit einer Handbewegung bat Mirabeau die beiden Novizen freundlich, den Raum zu verlassen, "wir sehen uns dann morgen. Guten Tag."

„Natürlich, Mentor", gab Charles nickend wieder und verließ gemeinsam mit Renée die Kammer.
 

Der Himmel war heute wolkenlos und die Sonne schien warm vom Firmament herab. Renée und Charles verließen vor einiger Zeit schon das Sanktuarium, denn die Besprechung schien länger zu dauern, als sie anfangs glaubten. Die beiden lauschten der Seine, dort, wo Renée vor wenigen Stunden von Maxime über den Haufen gerannt wurde. Auf einer länglichen Kiste ließen die beiden sich nieder. Charles holte seine kleine Taschenuhr hervor und runzelte die Stirn.

„Es ist fast Drei Uhr nachmittags"

„Was glaubt Ihr, wird sich in der Kiste befinden?" Renée interessierte das ganze besonders. Wenn es etwas war, das mit dem Aufenthaltsort der Edensplitter zu tun hatte, musste sie es irgendwie herausbekommen.

„Ich habe keinen Schimmer. Der Rat vermutete der "Eden" Schlüssel, oder so ähnlich."

Der wird da sicherlich nicht drin sein, dachte Renée. Schließlich befand er sich in ihrem Besitz. Sie trug ihn in einer kleinen Schattulle in der Innentasche ihres Mantels. Wenn der Rat nur wüsste, dass der Schlüssel tagein, tagaus das Sanktuarium passierte, würden sie sich sicherlich hochkant rauswerfen. War sie eigentlich eine Verräterin? War es ihr Vater? Sie hatte keine Antwort darauf und seufzte.

„Die Uhr ist hübsch", versuchte sie sich, aus ihren Gedanken zu befreien. Es half ja doch nichts.

„Wollt Ihr wissen, woher ich sie habe?", grinste Charles unschuldig und doch schelmisch zugleich.

„Das klingt, als würdet Ihr mir gleich eine unglaubliche Geschichte erzählen, Monsieur."

„Oh ja, das ist sie wirklich", lachte er, "sie ist gestohlen."

Renée fuhr überrascht um. War Charles nicht adelig? Geldsorgen dürfte er eigentlich keine haben, dachte sie.

„Da habe ich Euch wohl wirklich überrascht, Mademoiselle."

„Das kann man wohl sagen. Ich hätte einem Mann Eures Standes nicht unbedingt einen Diebstahl zugetraut, wenn ich das so sagen darf."

„Nun, eigentlich habe ich sie nur geschenkt bekommen, ich habe mit dem Diebstahl so gesehen gar nichts zu tun."

Das machte es nicht unbedingt besser, dachte Renée.

„Pierre und ich hatten anfangs ähnliche Startschwierigkeiten. Zwei Welten, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten. Er mit seiner militärischen Ader, die er in seine Ausbildung einfließen lässt und ich mit meiner strukturierten, wie es eine typische Adelsfamilie eben inne haben. Die Uhr hat er auf unserer ersten, gemeinsamen Mission mitgehen lassen. Wir haben einen Palast infiltriert, um einen wichtigen Geschäftsmann sicher zu eskortieren. Der Kerl war die Pest, unfreundlicher, als alles, was wir je gesehen haben. Als wir den Mann in Sicherheit geleitet hatten, beschwerte er sich darüber, dass es so lang gedauert hatte. Statt dankender Worte, erfuhren wir seine schlechte Laune. Ich konnte Pierre gerade noch davon abhalten, ihm eine zu verpassen. Stattdessen entledigte er ihn unbemerkt seiner wertvollen Taschenuhr und warf sie mir später zu. "Hast du gut gemacht, Pisspott", sagte er."

Renée schaute skeptisch drein. „Der? Lobende Worte?"

„Ich sagte ja bereits, er ist ein bisschen eigen, doch er ist nicht der, für den Ihr ihn haltet, Mademoiselle. Ihr könnt ihm vertrauen.", wandte Carles ein „Heute ist der erste Tag, wartet mal bis Morgen.“

Renée antwortete nicht. Charles sah ihr an, dass es nicht das richtige Thema war, über das er hätte sprechen sollen. Er glaubte, er könnte so die Spannungen zwischen den beiden etwas lösen, aber er begriff, dass er sich da besser nicht einmischen sollte. Mit der Zeit würden die beiden schon vernünftiger werden, dachte er.

„Ihr kommt also aus Ventre, Mademoiselle?“ , er beschloss das Gespräch in eine andere Richtung zu leiten.

„Wir sind vor vielen Jahren nach Ventre de Paris gezogen. Ursprünglich kommt meine Familie aus Saint-Denis.“

„Ein großer Schritt.“, staunte Charles.

„Bei einem Brand haben wir all unser Hab und Gut verloren.... und darüber hinaus.“ Renées Stimme wurde leiser und ihr Blick wandte sich nachdenklich gen Boden.

„Ich hoffe doch, es war keine Brandstiftung“, erschrocken sah Charles sie an.

„Nein.“ Sie wurde nervös und vergewisserte sich schnell, dass ihre Haarsträhne das Brandmal in ihrem Gesicht verdeckte. „Mein Vater wollte nicht in Saint-Denis bleiben. Er konnte nicht mitansehen, wie meine Mutter an der Tatsache zerbrach, dass ihr einziger Sohn bei einem Feuer ums Leben kam.“ Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn und unbewusst ballte sie mit der linken Hand abwechselnd eine Faust und ließ wieder locker, sodass die Versteckte Klinge raus- und reinfuhr. Sie suchte in dem klickenden Geräusch einen Rhythmus, der sie davon abhalten sollte, sich zu tief in ihre Erinnerungen zu verstricken.

Charles sah sie betroffen an „Verzeiht mir, Mademoiselle. Ich hätte nicht danach fragen sollen.“

„Ist schon in Ordnung. Ich hätte nicht davon sprechen sollen.“

Das Klicken Renées Klinge stoppte, als urplötzlich jemand kraftlos von der Mauer über ihnen wenige Meter entfernt auf dem Boden aufschlug. Sofort sprang Charles von der Kiste auf und lief zu der Person. Auch Renée fasste sich wieder und tat es ihm gleich. Es war eine männliche Statur, die eine Assassinen Kutte trug. Charles erkannte sofort, wer es war.

„Maxime, was ist passiert?“ Er drehte Maximes Körper auf den Rücken, doch dieser schien das Bewusstsein verloren zu haben. Seine Kleider waren rot. Erst jetzt sah Charles, dass Maximes rechter Oberarm nicht aufhörte zu bluten. Er wurde nervös und verlor den Überblick. Als hätte er alles vergessen, saß er tatenlos vor Maxime. Renée merkte das und sprang ein. „Zur Seite“, sie schob Charles von Maxime werg. Die junge Frau entknotete das Tuch um ihre Lende, das sie über ihrer Montur zur Zierde trug – egal wie, sie musste die Blutung stoppen, also legte sie ihm einen Druckverband an und ihr Blick suchte nach Charles. Er saß völlig überfordert neben ihr.

„Monsieur?“, sprach sie hektisch, doch Charles war nicht bei sich.

„Monsieur Dorian, ihr müsst Hilfe holen, sonst verblutet er.“ - Wieder keine Antwort.

Nun schrie sie ihn an, „Charles!“ und er schreckte auf. Renée griff nach seiner Hand und presste sie gegen den Druckverband. „Drauf drücken und zwar so fest du kannst, verstanden?“ Dann stand sie auf und lief selbst die wenigen Meter zum Sanktuarium, um Hilfe zu holen. Sie griff die Klinke der Türe gewaltvoll und drückte dagegen um sie zu öffnen. In diesem Moment zog von der Innenseite jemand an der Klinke.

„So stürmisch wie eh und je.“, es war Bellec. Sein Gesicht war von Stress gezeichnet und die Besprechung schien ihm den letzten Nerv geraubt zu haben „Wo ist Charles? Ich brauche Wein. Geh du mal zu deiner Verabredung, das ist Männersache.“

„Meine Verabredung liegt gerade auf dem Boden und krepiert.“, wandte Renée hektisch ein, „wenn der Wein also noch einen Moment warten könnte?“

„War Charles nicht bei dir?“, wunderte sich der Meister Assassine.

„Der liegt wahrscheinlich längst neben Maxime.“

„Der Pisspott hat einfach zu schwache Nerven“, sprach Bellec genervt, „Komm, wo liegt er?“

„Gleich da vorne, er fiel verletzt von der Mauer.“

Bellec erblickte die beiden Männer schnell und lief eiligen Schrittes auf sie zu.

„Da bist du ja endlich, mon ami“, begrüßte Charles seinen Meister mit zittriger Stimme, während nun auch seine Finger die Farbe von Maximes Blut trugen.

„Krieg den Kopf endlich aus dem Arsch, das ist nur Blut.“, tadelte Bellec.

„Zu viel Blut“, nun hielt Charles sich die Hand vor den Mund und die Schweißperlen standen ihm im Gesicht.

„Das darf nicht wahr sein“, sagte der Meister leise zu sich, „wenigstens hast du den Druckverband perfekt angelegt, Pisspott, das muss man dir lassen.“

„Das war Mademoiselle Moreau.“

„Aha.“, entfuhr es Bellec ernüchternd.

„Du kannst ihr das Lob ruhig genau so mitteilen“

„Ein Befehl aus deinem Mund, Novize?“

„Ich,---“

„Jetzt mach Platz, der Junge muss erstmal hier weg. Sieh du mal nach, ob du die beiden anderen ausfindig machen kannst, die mit ihm unterwegs waren. “

"Natürlich." Charles richtete sich auf und kletterte die Mauer hinauf.

Bellec schnappte sich den bewusstlosen Maxime und trug ihn ins Sanktuarium. In einer kleinen Kammer hatte Renée bereits Besteck vorbereitet, denn sie erkannte schon beim ersten Anblick, dass die Wunde unbedingt genäht werden musste. Bellec platzierte den Verletzten auf einer Liege und Renée begann sofort die Wunde freizulegen. Es war eine tiefe Schnittwunde. Ein Schwert oder ein größeres Messer mussten Schuld daran gewesen sein. Vielleicht war es auch eine Axt. Er war in einem Kampf verwickelt gewesen, so viel stand fest.

„Nicht, dass es um den Kerl schade wäre, aber du bist sicher, dass du das kannst, Püppchen?“, gab Bellec skeptisch wieder.

„Meister Quemar war ein guter Lehrer", sagte sie, ohne näher auf seine Stänkereien einzugehen.

Sie desinfizierte die Wunde. Der Druckverband schien die Blutung wenigstens ein bisschen gelindert zu haben.

„Dann zeig mal, was du kannst", entfuhr es Bellec, während er sich an die Wand gegenüber lehnte und Renée genau auf die Finger starrte. Ihr gefiel das gar nicht, doch sie ignorierte es und griff nach einer Nadel. Sie hatte noch nie eine richtige Wunde genäht, zwar hatte Quemar es ihr beigebracht, doch zu einem Ernstfall kam es nie. Es war also die erste Feuerprobe und sie war sichtlich nervös. Bellec stand noch immer in der Ecke und die beiden schwiegen sich an.

Viele Minuten verstrichen, bis sie sich endlich dem Ende näherte. Sie ging so präzise vor, wie es ihr möglich war, bis sie die Wunde schließlich vernäht hatte und mit dem Ergebnis ganz zufrieden war. Renée wandte sich von Maxime ab und wusch ihre Hände sorgfältig mit klarem Wasser. Es dauerte etwas, bis sie das Blut vollständig abbekam. Währenddessen betrachtete Bellec das Resultat mit seinen kritischen Augen. Er fand nichts, was er an Renées Arbeit hätte aussetzen können.

„Hast du das schon öfter gemacht?", fragte er neugierig. Renée bemerkte nicht, dass sich Bellec ihr Ergebnis ansah und drehte sich überrascht zu ihm hin.

„Nein, ausschließlich in der Theorie.", antwortete sie, seine Meckereien erwartend.

Doch ehe Bellec etwas sagen konnte, wurde ihr Gespräch unterbrochen. Maxime öffnete die Augen und kam zu sich.

„Was'n hier los...?", murmelte er benommen und richtete sich langsam auf.

„Du musst vorsichtig sein, ich habe deinen Arm noch nicht verbunden." Renée trocknete sich die Hände mit einem Tuch und griff nach dem Verbandsmaterial. Maxime sah an seinem Arm hinab und betrachtete skeptisch die genähte Wunde.

„Was ist das denn?", entfuhr es ihm.

„Du warst schwer verletzt. Es musste genäht werden, sonst wärst du verblu--"

„Merde! Das kann nicht dein Ernst sein. Warst du das?"

„Ja, ich ---"

„Hättest du das nicht besser machen können?", unterbrach Maxime sie furios. „Mein Körper wird entstellt sein von dieser Narbe! Hast du eine Vorstellung davon, wie unattraktiv mich das macht? Keine Frau wird mich mehr ranlassen. Merde!"

Bellec und Renée waren beide gleichermaßen überrascht. Doch Renée war sauer zugleich.

„Was erwartest du jetzt von mir? Dass ich mich bei dir entschuldige, weil ich dir das Leben gerettet habe?"

Zornig sah Maxime sie an. „Das ist ja wohl das Mindeste! Oder glaubst du, ich will so aussehen, wie du?"

Das traf Renée mitten ins Herz. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie ihr Haar vor der Operation, ohne nachzudenken, zurücksteckte und ihr Brandmal frei zu sehen war. Bellec sprach sie nicht darauf an, daher bemerkte sie es die ganze Zeit über nicht. Reflexartig löste sie die Strähne und lies sie wieder in ihr Gesicht fallen, sodass das Mal verdeckt wurde. Dann trat sie vor Maxime, der aufgerichtet auf der Liege saß und gerade die nächste Beschwerde loslassen wollte. Sie drückte ihn brutal zurück auf den Rücken, sodass ein lautes Krachen zu vernehmen war.

„Was soll das, bist du jetzt völlig übergeschnappt?!", schrie er sie regungslos an.

„Nicht die Narbe wird dich entstellen. Dein verdorbener Charakter tut das bereits. Du brauchst dir also keinerlei Sorgen zu machen, mein Freund", sprach sie herablassend, ehe sie ihn losließ, um die Liege herum ging und zornig den Raum verließ.

„Wo sie Recht hat, hat sie Recht.", bestätigte Bellec ihre Aussage, doch sie war längst fort und Maxime richtete sich erneut auf.

„Also bitte, nur weil sie dich jetzt zum Meister Assassinen ernannt haben, bist du noch lange nichts Besseres, Bellec."

Das hätte Maxime vielleicht nicht von sich geben sollen. Bellec trat an die Liege heran und drückte Maxime seine Hand mitten ins Gesicht. Er stieß ihn brutal zurück auf die Liege und hielt ihm seine Hand gewaltvoll vor den Mund. Dann ließ er seine Versteckte Klinge durch seine Finger fahren und drohte ihm. „Was meinst du, sollen wir die Wunde nochmal aufschneiden? Vielleicht kannst du sie selbst ja besser wieder zusammennähen... das heißt, wenn du fähig genug bist, so viel Blut zu stoppen und nicht vorher ins Gras beißt."

Maxime sah Bellec Klinge und versuchte sich zu lösen, doch er konnte sich nicht regen. Zu schwach war er gewesen nach all dem Blutverlust. Sein Gesicht wurde rot und schwitzig. Er hatte Angst.

„Na, was hältst du davon? Dann kannst du deinen Frauen ein paar spannende Geschichten erzählen. Wäre doch was, nicht wahr du kleiner Kotzbrocken?"

Winselnd bangte Maxime um sein Leben. Sein Atem wurde hastig und unkontrolliert. Dann ließ Bellec ihn endlich los und machte seine Klinge wieder unsichtbar.

„Ich bin heute mal so gnädig und lasse dir eine Wahl. Entschuldige dich bei dem Püppchen und ändere dein Verhalten, oder setze keinen Fuß mehr in das Sanktuarium. Du bist kein Assassine, du bist peinlich und taugst nichts."

Maximes Atem schien sich langsam zu beruhigen, doch er zitterte am ganzen Körper. Nach all dem wollte er nichts mehr mit der Bruderschaft zu tun haben.
 

„Er hat die Bruderschaft verlassen? Was ist denn vorgefallen?" Charles konnte nicht ganz glauben, was sein Meister ihm da erzählte. Die beiden waren am Abend auf dem Weg zur Taverne. Es dämmerte bereits und der Tag kostete sie beide viele Nerven.

„Ich hab ihm gedroht.", kam es Bellec über die Lippen.

„Du hast ihm gedroht?", entwischte es Charles lautstark.

„Sie hat seine Wunde einwandfrei genäht, ich hätte es nicht sauberer hinbekommen."

„Madame Moreau? Und was hat Maxime dazu gesagt? Ist er ihr zum Dank direkt an die Wäsche gegangen?"

„Er hat sie fertig gemacht."

„Was hat er?"

„Sie hat im Gesicht eine Verbrennung, darauf ritt er ziemlich herum. Dann ist sie ausgerastet, hat ihm die Meinung gesteckt und ist von Dannen gezogen.", erklärte Bellec und erinnerte sich an Renées Worte über Maxime Charakter. Er schmunzelte.

„Mir ist gar nicht aufgefallen, dass sie eine Verbrennung im Gesicht hat. Deswegen achtet sie also so sorgfältig darauf, dass ihr Haar immer an Ort und Stelle sitzt.", sprach Charles zu sich. „Sag mal", fuhr er dann fort, „ist das richtig, du hast ihm gedroht, weil er sie verletzt hat, ja?"

„Wovon träumst du nachts, Pisspott?“, wandte Bellec sofort ein. „Der Kerl war mir schon seit seiner Aufnahme in den Orden ein Dorn im Auge. Es bot sich einfach an."

„Aha", gab Charles von sich und glaubte seinem Freund kein Wort.

„Naja, wie auch immer, den Volltrottel sind wir wenigstens los. Was ist mit den beiden, die bei ihm waren. Hattest du sie finden können?", Bellec schwank um. Eigentlich hätte er gern in Erfahrung gebracht, was das für ein Mal war, schließlich war es sehr auffällig, doch es ging ihn nichts an, daher spekulierte er nicht weiter darüber.

„Ihnen geht es gut. Sie sind bei einem Auftrag heute Mittag überrascht und gefangen genommen worden. Ein paar Extremisten hatten sie niedergestreckt. Maxime soll wohl der einzige gewesen sein, der da rauskam. Er bekam den Schlag einer Axt ab, konnte sich aber mit einer Rauchbombe retten. Seine Blutspur führte mich direkt zu ihnen und ich konnte sie befreien. Die Extremisten sind auch keine weitere Gefahr mehr, dafür habe ich gesorgt", erklärte Charles die Situation.

„Gut gemacht, Pisspott. Darauf stoßen wir jetzt erstmal an."

Bellec und Charles kamen an der Taverne an und traten herein. Wie gewohnt wurden sie vom Wirt begrüßt. „Guten Abend die Herren."

„Hallo Frederic, mein Guter. Wie geht es dir?", grüßte Charles ihn zurück.

„Hervorragend und bei dem Anblick eurer reizenden Begleitung, sogar noch besser!", stieß er voll von Euphorie aus.

„Begleitung?", brummte Bellec bang.

„Na dort drüben, die reizende Mademoiselle wartet schon eine ganze Weile auf euch." Mit der Hand deutete Frederic auf den Stammtisch der beiden Assassinen. Bellec seufzte genervt und die beiden traten an den Tisch heran.

„Ihr kommt reichlich spät.", kritisierte Renée, die mit verschränkten Armen seit bereits einer Stunde auf die beiden Männer wartete. Sie schnappten sich beide jeweils einen Stuhl und setzten sich zu ihr an den Tisch. Charles freute sich, dass sie sein Angebot vom Mittag angenommen hatte, Bellecs Begeisterung hielt sich dabei in Grenzen. „Was willst du hier, Püppchen?"

„Alkohol", antwortete sie geradewegs.

Er sah verblüfft auf. "Gut.", antwortete er dann herausfordernd. "Dann schauen wir doch mal, wie viel du verträgst."

„Schauen wir doch mal, wie viel ihr beide vertragt.", nahm sie provokant an und verschmitzt lächelnd an.

Der Wirt brachte seinen Stammgästen und seiner neuen Kundin den Wein und schenkte ihnen ein. „Zum Wohl, Mademoiselle, Messieurs."

Fast gleichzeitig schnell griffen Renée und Bellec nach ihren Weingläsern und kippten das Zeug hinunter. Charles hingegen nippte genussvoll an seinem Glas. Dann stellten die beiden Streithähne ihre leeren Gläser nach wenigen Sekunden schwungvoll und synchron wieder auf den Tisch und ihre Blicke trafen sich streitsüchtig.

„Mademoiselle Moreau, ihr müsst genießen.", tadelte Charles.

„Hör auf mit diesen Förmlichkeiten, Pisspott. Wir sind hier beim Saufen und nicht bei irgendeinem Abendessen unter Adeligen.", wandte Bellec ein.

„Was ist? Trinken wir weiter, oder was?", kam es von Renée.

„Traust du dir das denn zu, Püppchen?", dann von Bellec.

„Renée." fügte die junge Frau hinzu. Der Wirt schenkte nach.

„Pierre. Tchin", ließ Bellec ertönen und hob das Glas. Renée stieß mit ihm an und die beiden tranken noch viele, weitere Gläser Wein.

„Na wenigstens seid ihr euch dabei mal einig", runzelte Charles die Stirn.
 


 

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So, es geht weiter mit meiner Fanfic. Falls jemand von meinen lieben Lesern doch ein bisschen Feedback da lassen möchte, freue mich sehr ^__^



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