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Cursed Fighter

Prolog
von

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Begegnungen

Kapitel 9: Begegnungen

 

Lacey riss die Augen weit auf. So weit sie konnte. Weiter ging es nicht mehr. Sie erinnerte sich! An jedes noch so kleine Detail was sich damals zugetragen hatte. Was sich abgespielt hatte. Und das war in dieser Situation wohl nicht gerade so gut, denn sie war in Lebensgefahr. Sie sollte im Moment nicht daran denken, sondern sich auf andere Dinge konzentrieren. Außerdem hatte sie die Erinnerungen so schön verdrängt gehabt, weswegen sie mit ziemlicher, grotesker Stärke wieder auf sie einstürmten. Dennoch fand sie schnell wieder in die Realität zurück und tat einfach mal so als wäre nie etwas passiert. Sie spürte den Atem des Fremden neben sich

Er sprach als sei sie nie Abwesend gewesen. Als wären all diese Erinnerungen eben nie passiert.

,,Du bist neu, was? Schade, dass du jetzt leider schon gehen musst. Ich glaube mit dir hätte man eigentlich noch viel Spaß haben können."

,,W- wer bist du?", fragte Lacey ein wenig mitgenommen von den eben Geschehenen.

,,Oh, Verzeihung junge Lady. Wo habe ich nur wieder meine Manieren gelassen? Mein Name ist Tyki Mikk."

Mehr brauchte die junge Frau, die sich gerade mehr wie ein kleines Kind fühlte nicht zu wissen. Sie wusste nämlich schon alles was mit diesem Namen in Verbindung stand. Kannte seine Fähigkeiten und seine Berufung als Auftragsmörder eingesetzt zu werden. Wusste, dass er ein Noah war. Wenigstens würde sie bei Jemandem sterben, der viel stärker als diese Akuma waren und ihr ein ebenbürtiger Gegner in einem fairen Kampf gewesen wäre. So musste sie sich nicht fürchten von Leuten wie Yu Kanda ausgelacht zu werden, da sie ja schwach sei.
 

Die Hand verdeckte ihr die Sicht. Sie würde ihren Tod nicht bedauern. Es war eher eine Art Erlösung. Tyki würde ihr unbewusst damit einen Gefallen tun und sie von ihrem elendigen Leben erlösen, das gar keinen Sinn mehr machte. Noch nie gemacht hatte.

Die Schmetterlinge nagten an ihrem Körper. Zerfraßen ihre ungeliebte Uniform, ließen die Überreste zu Boden gleiten wie ein Blatt, welches im Herbst von einem Baum zu Boden segelte. Wenn sie es überlebt hätte müsste Johnny ihr eine neue Uniform nähen. Bestimmt sah sie aus wie ein durchlöcherter Schweizer Käse. Beinahe hätte sie über ihren eigenen Scherz gelacht. Beinahe. Endlich war Tease durch ihre Sachen gedrungen, nagten nun an ihrer Haut, was sich nicht schmerzhaft anfühlte, sondern eher als würden diese Fische- dessen Namen sie nicht mehr wusste- ihr die Hornhaut von den Füßen knabbern. Einige Stellen waren schon aufgerissen. Blut floss über ihre Haut, aber sie verspürte noch immer keine Schmerzen. Vielleicht weil diese körperlichen Schmerzen nichts waren im Vergleich zu den Seelischen, die sie hatte durchleiden müssen?!

 

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Mit aller Kraft die er aufbringen konnte zerrte Lavi Kanda aus dem Strom von diesen menschenfressenden Schmetterlingen heraus- dessen Existenz er nicht nachvollziehen konnte- und starrten die Wesen an, achteten nicht darauf, dass sie einander fest hielten. Beide wussten, dass die Akuma alle zerstört waren und ihre Seelen in den Himmel empor gestiegen waren, was also wollte Tyki Mikk hier an diesem Ort noch? Was hielt ihn noch hier? Es war die Mission der Akuma- und Tyki nur als Jemand dort, der die Drecksarbeit machte- sich um die kleine Gruppe zu kümmern, aber sonst war er doch auch zu Feige und ließ die Akuma einfach allein zurück um sich anderweitig zu amüsieren. Welche zu foltern, die sich nicht wehren konnten und wo er auch eine Chance hatte zu siegen. Kanda nahm endlich Lavis Hand an seiner Uniform wahr und riss sich los, was dieser gar nicht mitbekam, da er sein Auge auf etwas anderes geheftet hatte und er darüber nur die Stirn runzeln konnte. Ihm war es aufgefallen, anders als seinem Partner, der rot angelaufen war wegen der Nähe von dem Rotschopf. Und sich mal wieder mit seinen Gedanken auseinander setzte, die alles andere als zu dem Kampf passen wollten.
 

,,Yu- chan... wo ist Lacey? Ich dachte sie sei bei dir?", fragte Lavi und klang eine Spur besorgt. Auch wenn sie keinen guten Start miteinander hatten gehörte sie zu ihren Kollegen und sollte beschützt werden, zudem hatte Junior sich etwas vorgenommen. Er würde sie nicht sterben lassen und seinen Plan ihr die schönen Dinge des Lebens zu zeigen nicht einfach aufgeben. Kanda drehte seinen Kopf wieder in Richtung Tease, antwortete erst gar nicht auf die Frage des Rotschopfs, die ihn leicht eifersüchtig hatten werden lassen. Seine Stirn wiesen jetzt Zornesfalten auf und die Röte war gänzlich verschwunden.

Diese Schnepfe, labert rum ich kann nichts, aber selbst versagt sie noch viel mehr als ich, dachte er bei sich und wollte sich schon auf diese kleinen Viecher stürzen. Lavi jedoch hielt ihn noch einmal kurz zurück:,, Erledige du diese Viecher, du hast mehr Ahnung von ihnen. Ich werde Tyki von Lacey wegholen. Falls sie noch am Leben ist."

Denn eines war ihm sicher: Tyki Mikk war nur noch wegen ihr hier, hielt sie für ein schwaches Wesen und vielleicht war sie das gerade auch.
 

Ich hoffe es doch, sonst war alles umsonst und ich mache mir ewig Vorwürfe. Dass habe ich schon damals, als ich dachte Allen sei gestorben durch Tykis Hand. Noch einmal möchte ich diese Schuld und die Angst in den Augen meiner Freunde nicht sehen. Aber ich frage mich wieso Lacey es nicht geschafft hat sich zu wehren gegen dieses Schwein… bei seinen Methoden sollte ich nicht fragen. Er hat selbst Allen damals in die Knie gezwungen.

 

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Kanda wusste, dass er Tease nicht zu sich lenken konnte, denn sie waren auf Jemand anderen fixiert, auf wen konnte er sich denken. Sie sollten bestimmt andere davor bewahren Tykis Werk zu vollenden. Dass er Lacey in die Mangel genommen hatte, wusste er nicht mit Sicherheit zu sagen, aber wozu sonst sollten diese Dinger hier herum flattern wie eine Schutzhülle? Und außer ihr war Niemand anderes mehr hier. Der Aisate konzentrierte sich, beobachtete die kleinen Widerlinge, die nur mit den Flügeln schlugen, sich jedoch ansonsten nicht fort bewegten. Er legte den Kopf leicht schief, verengte seine Pupillen. Sie hatten sich alle einer Richtung zu gewandt, was Kanda ein Grinsen entlockte. Tyki war mehr als nur dumm! Er hätte Lacey gleich töten sollen und nicht noch spielen, es sei denn sie war schon tot und er wartete nur auf einen von ihnen, was Kanda nicht glaubte. Dazu war er definitiv zu blöd. Diese Noahs waren alle gleich. Einer Dümmer als der andere.

,,Lavi, dort hinten ist sie, auf vier Uhr!", rief er dem Rotschopf zu, den er nicht mehr sehen konnte, weil dieser auf die andere Seite stürmte. Im selben Moment sprang er in die Luft, Mugen weit von sich gestreckt:,, Kaizu Ichigen."

Das Schwert surrte, als seine seltsamen Schwertfische die Schmetterlinge innerhalb weniger Sekunden vernichteten. Das Feld war frei. Zumindest fast, denn alle konnte er nicht erledigen. Aber es sollte reichen. Eine stärkere Attacke benötigte er bei diesen Viechern nicht und die einzelnen waren harmlos.

 

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Leise schlich sich Lavi von hinten an Tyki heran, den er nun dank Yu sehr gut im Blick hatte. Er wartete bis sein Hammer die vollste Größe erreicht hatte und schlug mit einem lauten Kampfschrei zu. Seine Waffe traf den Noah genau in den Rücken. Er hatte ihn nicht bemerkt! Das war sein Vorteil.
 

Hah! Selbst einen Noah kann man angreifen, wenn er unachtsam ist. Und ich dachte er würde meinen Angriff mit einer Hand abblocken oder mein Hammer ginge durch seinen Körper hindurch. Idiot.
 

Tyki flog mitsamt Lacey im hohen Bogen durch die Luft und blieb dann am Boden liegen. Seine Hand rutschte aus ihrem Körper raus und sie landete auf ihm drauf. Der Noah schien keineswegs überrascht, was Lavi verwirrte. Stattdessen seufzte er nur laut und fuhr sich durch das schwarze Haar. Er rollte Lacey von sich herunter, stand auf und richtete seinen Anorak, als wäre der das Wichtigste in seinem verkaterten Leben. Grinsend sprang er hoch in die Luft, landete auf Lelo, den Niemand bemerkt hatte und flog davon mit den Worten:,, Wir sehen uns wieder, hübsche Lady. Ich hoffe bis dahin kannst du mir das Wasser reichen."
 

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Lacey hörte diesen Satz, achtete aber nicht darauf. Sie beschäftigte eine andere Sache. Sie lag auf den Rücken und wusste nicht was geschehen war. Sie sah zum Himmel und ließ alles erst einmal sacken, bis sich ihre Frage wie von selbst beantwortete. Ihre Miene verfinsterte sich, nachdem ein lächelnder Lavi sich über sie gebeugt hatte, direkt vor ihrem Gesicht!

,,Deine Organe noch alle dran?", er streckte ihr eine Hand entgegen und schmunzelte über seinen kleinen Scherz. Lacey sprang leichtfüßig auf die Beine, ohne zu zeigen wie schwindelig ihr war, oder ihre Schmerzen zur Schau zu stellen. Sie schenke Lavis Hand keinerlei Beachtung, die langsam wieder nach unten sank als sei sie enttäuscht, den Kontakt verweigert bekommen zu haben.

,,Ich brauche keine Hilfe", meinte sie barsch, sah ihren Kollegen nicht eine Sekunde lang an.
 

Ihr Bogen war nirgendwo zu finden. Lacey hatte auch keine Lust großartig danach zu suchen, denn sie war viel zu lädiert und die jungen Männer würden ihr spätestens dann anmerken, dass es ihr gar nicht so gut ging. Sie machte es sich einfach, hielt ihren Arm vom Körper entfernt:,, Innocence!"

Ihrer Aufforderung brav nachkommend schwebte ihre Waffe direkt in ihre Hand. Sie befestigte sie auf ihrem Rücken, blieb einfach stehen, mit dem Rücken zu Lavi. Dieser wirkte besorgt und richtete das Wort wieder an sie:,, Du siehst schlimm aus. Wir sollten dich zur Krankenstation bringen."

Ehe er sich versah und die Worte aus seinem Mund geflossen waren lag er schon mit dem Rücken auf dem Boden und hustete wegen des heftigen Aufpralls. Er blickte geradewegs in zwei dunkelgrüne Irden, die ihn böse anfunkelten. Lacey verpasste ihm eine schallende Ohrfeige:,, Du beklopptes, blödes Ochsenhirn hast wieder die Regeln gebrochen und das in meiner Gegenwart!"
 

Sichtlich verwirrt hakte Lavi nach:,, Wie kommst du darauf?"

,,Du hast mein Leben... gerettet", antwortete Lacey stockend, was der Rothaarige natürlich mit bekam, allerdings nicht darauf einging um sie nicht noch mehr zu verärgern:,, Na und?"

Lacey hatte sich noch nie helfen lassen und überlegte wie sie jetzt vorgehen sollte. Überlegte wie sie auch sonst handeln würde. Es fiel ihr unsäglich schwer wieder zu sich selbst zu finden. Ihr fiel nur eine Methode ein die am besten zu ihr passte.. Sie verpasste Lavi wieder Eine. Kanda wollte sich nun einmischen, doch das wäre gegen seine Art und außerdem kannte er die Regeln der Bookman kaum, als das es ihm erlaubt wäre sich in diese Angelegenheit einzumischen. Es war eine Sache die ihn keineswegs etwas anging. Derweil flippte Lacey völlig aus, verlor die Beherrschung die sie schon vorher nicht mehr gehabt hatte:,, Du hast dich in die Geschichte eingemischt und das wieder einmal. Wie oft muss man dir noch sagen, dass dies gegen die Regeln ist. Du hättest mich nicht retten dürfen, sondern mich meinem Schicksal überlassen müssen und darüber berichten sollen! Nichts weiter!"

Lavi schwieg einen Augenblick, bis es unangenehm wurde:,, Ich musste es tun, Lacey. Und außerdem heißt es nicht, dass Bookman Niemanden retten dürfen. Schon gar nicht seinesgleichen. Mein Meister hat auch Menschen gerettet, wir sind schließlich auch Exorzisten. Wir müssen beide Rollen spielen und dazu gehört es dann auch eine Person zu retten. Gib es zu, du bist es nicht gewohnt beschützt zu werden und fühlst dich in deiner Ehre gekränkt. Das ist doch der wahre Grund für deinen Ausraster."
 

Er hatte völlig ins Schwarze getroffen, aber Lacey würde ihm das ganz sicher nicht auch noch extra auf die Nase binden, in ihrem Zorn war sie unerbittlich:,, Halt dein verkapptes Maul! Ich wollte nicht gerettet werden, denn ich kann alleine auf mich aufpassen. Ich brauche deine Hilfe nicht. Ich brauche Niemandes Hilfe."

Lavi lächelte schon wieder:,, Mit deinen Worten und deinem Verhalten bestätigst du nur meine Vermutung, auch wenn ich mich nicht an die Regeln halte bin ich immer noch ein guter Beobachter. Freunde retten sich nun einmal, deswegen habe ich dich getan."

Einen Moment war Lacey wirklich sprachlos. Kanda runzelte darüber die Stirn. Lavi brachte es bei jedem fertig, dass einem die Spucke fehlte. Er kannte es nur zu gut. Er blinzelte und da hatte Lacey sich schon wieder gefangen. Sie machte sich auf den Weg in Richtung Berghof. Ihre Stimme klang um einiges ruhiger:,, Wir sind keine Freunde, merk dir das! Kollegen, mehr nicht. Bild dir nicht ein, dass ich dir irgendetwas schuldig wäre, denn ich habe dich um nichts gebeten."

Lachend rappelte Lavi sich auf:,, Schuldig bist du mir wirklich nichts. Ich werde dich auch noch einmal retten, wenn es sein muss. Seinen Lehrer sollte man ja nicht verlieren. Du muss mir schließlich noch einiges beibringen."

Er schenkte ihr ein breites Grinsen und drehte ihr dann den Rücken zu. Das Gespräch war beendet und beide hatten ihren Standpunkt klar gemacht. Sie hatten denselben Beruf und doch war ihre Meinung so gänzlich unterschiedlich, dass Kanda nur Bahnhof verstand.
 

In der Tat, das muss ich wohl. Du musst noch sehr viel lernen, ehe du auch nur annähernd bereit bist ein Bookman zu werden... ich frage mich nur was das für ein warmes Gefühl ist, dass sich in mir ausbreitet seit du gesagt hast ich sei ein Freund von dir. Das kenne ich ja gar nicht... Was hat das zu bedeuten...?

 

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Kanda eilte den anderen beiden hinterher. Ein Stich in seiner Brust. War das die berühmte Eifersucht? Er schüttelte den Kopf. Er mochte diesen Hasen nur als Kamerad, nicht als Geliebten oder Freund... oder? Und wenn schon, es gab keinen Grund eifersüchtig zu sein. Lavi wollte nur, dass Lacey sich anpasste. Komisch war, dass er dem anderen Gegenüber nie so fühlte, wenn sie mit Baka zusammen waren. Woran das wohl lag? Etwa an Laceys Ausstrahlung? Aber sie zeigte von allen Exorzisten am Meisten, dass sie Lavi nicht mochte.
 

Eines war ihm jetzt überdeutlich bewusst geworden: Er brauchte die junge Frau nicht beseitigen oder anders los zu werden. Er hatte erkannt, dass Lavi auch so ganz gut mit ihr zurecht kommen würde. Er setzte sich und seinen Willen durch. Egal gegen wen. Er war ihr gewachsen. Niemals würde er sich seiner Gefühle berauben lassen. Er war stark. Er würde eher Lacey die Gefühle zeigen oder die Welt würde vorher untergehen. Obwohl Lacey zwanghaft versuchte ihre Emotionen für sich zu behalten. Sie hatte aber welche, das wurde ihm klar, als er die Szene zwischen Lavi und ihr beobachtet hatte. Lacey hatte die Augen ein wenig gesenkt und hatte sich Sorgen gemacht, denn sonst hätte sie sich nicht dermaßen künstlich aufgeregt, dass Lavi sie gerettet hatte. Sie hatte sich um Lavis Gesundheit gesorgt… vielleicht war er deswegen eifersüchtig auf sie gewesen. Es war ihr zudem einfach Fremd, dass ein Mensch sich für sie einsetzte.
 

Beinahe hätte Kanda geschmunzelt, kannte er doch das befremdliche Gefühl, als er das erste Mal gerettet worden war und das obwohl er zu jedem Distanziert und Unfreundlich war. Lacey würde sicherlich noch lernen was das zu bedeuten hatte und bis dahin würde Lavi sie wohl weiterhin verwirren.

 

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Im Zugabteil der Exorzisten- vier Stunden später- fand man statt drei- nur zwei Menschen. Die beiden Männer. Sie wussten nicht wo ihre Kollegin abgeblieben war, sie war gar nicht erst mit in ihr Abteil gekommen. Hatte auch kein Wort darüber verloren wohin sie gehen wollte, sondern war einfach abgetaucht. Kanda interessierte sich für ihren Aufenthalt nicht sonderlich. Lavi nahm dagegen an, dass sie über ihr Gespräch nachdachte. Er hoffte, dass sie eine völlig andere Person war, wenn sie wiederkam, obwohl er wusste, dass es nicht so einfach ging. Ob er ihr helfen konnte sich jemals zu öffnen und zu erkennen, dass es ganz schön sein konnte Menschen um sich zu scharen?
 

Lacey stand an eines der Fenster im Flur des Zuges. Sie schaute sich gar nicht wirklich die vorbeifliegende Umgebung an und selbst wenn sie es gewollt hätte, könnte sie es nicht sehen, da alles verschwommen war. Für Außenstehende allerdings mochte es so rüber kommen und das kam ihr ganz gelegen. Warum weinte sie? Wieso konnte sie es nicht stoppen wie sonst auch? Was war das für ein Gefühl, welches die Mauer durchbrochen hatte? Sie hielt etwas in der Hand, erkannte trotz den Tränen um was es sich handelte, weil sie diesen Gegenstand schon ihr ganzes Leben bei sich trug. Bei Wind und Wetter. Ausgerechnet jetzt? Was war nur los mit ihr? Ihr Daumen strich über das Gesicht des braunhaarigen Kindes auf ihrem Bild, welches sie jeden Tag betrachtete, aber nie mit diesen tiefen Empfindungen die sie heute hegte. Sie hasste ihn und doch wollte sie ihn so sehnlichst wieder sehen. Fragen warum er sie gegen einen anderen Menschen getauscht hatte. Sie wollte den Grund für sein Verschwinden wissen, ihn verstehen. Sie wollte ihn in allerseelenruhe Schlagen und ihm Vorwürfe machen. Ob er noch lebte? Irgendwo dort draußen? Dachte er ab und zu an sie? Erinnerte er sich noch an ihren Namen, den außer ihm keiner kannte?
 

Der Zerstörer der Zeit. Er hatte auch eine seltsame Hand, so wie der Junge auf ihrem Foto, seltsam verkrüppelt und mit einem Kreuz in der Mitte, doch konnte es unmöglich derselbe sein. Laut Unterlagen hatte er weißes Haar und noch ein komisches Auge (damit meine ich jetzt nicht, dass dieses Auge lustig sei, also nicht denken). Weshalb nur hatte sie sich seine Vergangenheit nicht durchgelesen in der Akte...? Ach ja, ihr Meister hatte die Ordner längst an den Bookman zurück geschickt, bevor sie weiter hatte lesen können. Er war es nicht. Konnte es gar nicht sein!

 

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Nachdem die Drei ihren Bericht abgegeben hatten, völlig am Ende mit den Nerven wohlgemerkt, trennten sich ihre Wege. Lavi ging zu seinem Zimmer, weil er unbedingt duschen wollte. Kanda verschwand... wohin auch immer es ihn gerade trieb. Und Lacey verzog sich in die Bibliothek. Den einzigen Ort an dem sie sich wohl fühlte und alles hinter sich lassen konnte, was sie gerade bedrückte. Es war ein angenehmer Ort sich auf einem der Stühle zu setzen und sich in die Fantasie anderer Menschen zu vertiefen, die häufig ebenso viel erleiden mussten wie sie selbst.

Ein Finder, der dort gerade sauber machte, verneigte sich höflich vor ihr, was die Exorzistin lediglich mit einem Nicken quittierte. Sie landete in die Abteilung wo sämtliche Werke von Shakespeare und andere Künstler standen, die sehr viel mit Historie zu tun hatten. Bei Romeo und Julia verharrte sie. Liebe..., schon alleine dieses Wort ekelte sie an. Was brachte den Menschen die Liebe? Was schätzten sie daran? Sie verstand es nicht. Es gab nichts Positives an diesem Gefühl… glaubte sie zumindest.
 

Liebe löste Krieg aus. Krieg löste den Tod aus. Tod die Trauer und Trauer den Grafen mit seinen Akuma. Das war die wirkliche Definition von Liebe und nicht die ewigen Schnulzen. Lacey schüttelte den Kopf, kam sich in ihrem eigenen Körper verloren vor, weil sie die ganzen Emotionen immer noch nicht verdrängen konnte und die Erinnerungen erst...

Sie drehte sich um und blickte geradewegs in das Gesicht einer Frau mit großen Pandaaugen. Wie ein Fluch kam Lacey ihr Name in den Sinn: Miranda! Diese Monsterbraut verstand es immer wieder sich in den Schafott zu bringen.

Diese lächelte schüchtern:,, Hi, ich bin Miranda Lotto und..."

,,Ich weiß!", unterbrach Lacey sie schroff. Sie hatte keine Lust auf eine Konversation mit diesem Tollpatsch, wollte lieber ganz für sich sein und die Rolle der Hauptfigur in einem Buch übernehmen.

,,Woher...?"

,,Ich bin Bookman. Kann ich etwas Bestimmtes für die tun ansonsten möchte ich meine Zeit ungern weiter verplempern."

Miranda schreckte ein wenig zurück.
 

Kanda- san in weiblicher Form! Oh, mein Gott. Oh, Gott, oh, Gott.... Was mach ich nur, was... ich muss mich retten... bloß schnell weg...ich... aber wenn ich hinfalle lacht sie mich bestimmt aus, wie Kanda- san... das ist peinlich. Ich bin ja so ein Nichtsnutz... Ahhhh, Hilfe. (Sind ihre Gedanken ein wenig schräg? Oder einfach nur… schräg)

 

,,N- nichts... nichts", stammelte Miranda und machte einen Schritt rückwärts, was dazu führte, dass sie mit einem lauten Poltern hinfiel und das Bücherregal mit den Shakespeare- Romanen mit nahm. Nun lag Miranda genau darunter und krächzte verzweifelt Entschuldigungen. Lacey wandte sich zum Gehen, würdigte der armen Frau keines Blickes, jedoch hielt sie inne als sie Lenalees wütende Stimme hörte:,, Willst du ihr nicht helfen?"

Die Weißhaarige warf einen Blick über die Schulter:,, Tze. Das ist nicht mein Problem!", ohne ein weiteres Wort verließ sie die Bibliothek, überließ Miranda ihrem Schicksal. Sie schaute vorher auf die Uhr über der großen Eingangstür. Essenszeit. Endlich. Sie fand das Essen besser als von ihrem Meister (dort bekam sie nur Müslis- Riegel und ab und zu mal Haferschleim zu essen). Aber hier gab es reichlich Auswahl und auch Abwechslung. Sie bedauerte nicht lange, dass sie nicht hatte lesen können, den der Gedanke an einer schönen Speise verdrängte alles andere und sie sah kurz aus wie ein kleines Kind wenn es seine Leibspeise gab.
 

Sie hatte Glück, was sehr selten in ihrem Leben war. Lange musste sie nicht anstehen, da sie einer der Ersten war. Sie setzte sich nachdem sie ihr Essen bekommen hatte an den erstbesten Platz und begann ihre Gemüsesuppe zu verputzen. Dieses Gericht hatte sie noch nie gegessen und schmeckte, was vor allem an den Gewürzen liegen musste. Beim Essen blickte sie nicht einmal vom Teller auf, egal wie laut es mittlerweile geworden war. Erst als sie die Stimme der Nervensäge neben sich vernahm, hob sie ihren Kopf und starrte grimmig in Lavis Gesicht. Hatte wieder dieses Grinsen im Kopf, was sie so an ihm störte.

,,Lacey- chan, dürfen wir uns an deinen Tisch setzen?"

Sie wollte erst eine Beschwerde wegen dem ´Chan´ abgeben und dann ablehnen, als sie bemerkte, dass er ´wir´ gesagt hatte. Darauf konnte sie erst Recht verzichten. Bestimmt war es eine nervige Lenalee, die ihr noch eine Standpauke halten würde wegen der Sache mit Miranda, oder dieser Schwachkopf von Samurai. Dann jedoch fügte Lavi, keine Antwort abwartend, hinzu:,, Komm schon. Dann kannst du Allenchen kennen lernen. Du weißt bestimmt wer er ist? Ein Marschall und zwar der Jüngste. Das dürfte sogar für einen Eisengel wie dir interessant sein, immerhin hat ein Bookman nicht alle Tage die Gelegenheit den stärksten Krieger der Welt zu sehen", bestichelte er sie mit schleimiger Stimme.
 

Der Name kam ihr bekannt vor, doch sie wusste ihn nicht ein zu ordnen, was sie verwirrte, denn sie merkte sich eigentlich immer alles. Deshalb verwunderte es sie, dass dieses Mal ihr Gedächtnis zusehends versagte. Widerwillig sah Lacey an Lavi vorbei. Direkt in das Gesicht eines weißhaarigen Jungen. Die erste Frage die ihr durch den Kopf schoss war: Ob er auch solche Probleme mit dem Haar gehabt hatte? Ob er genau dieselben Sprüche hatte hören müssen wie sie schon?

Er lächelte als sei er ein Engel höchstpersönlich und reichte ihr die Hand:,, Freut mich dich kennen zu lernen. Ich bin Allen Walker. Wir konnten nicht früher Bekanntschaft machen, da ich noch auf eine lang zweit Mission unterwegs war, aber ich habe sogleich gehofft dich zu treffen, nachdem ich hörte, dass es eine neue Person hier gibt und dann noch eine Weibliche."

Lacey erstarrte. Nicht etwa wegen der Ellen langen Rede. Dieser Name! Jetzt wusste sie woher sie ihn kannte. Das durfte alles nicht wahr sein. Sie wollte nicht weiter mit der Vergangenheit konfrontiert werden, sondern nach vorne blicken (Lacey, du siehst die ganze Zeit schon nur in die Vergangenheit.) Mana hieß mit Nachnamen Walker. Sie hätte auch dies als Zufall abgetan wenn da nicht  diese Stimme gewesen wäre, die ihr nur allzu bekannt war! Die sie in ihrem gesamten verfickten Leben niemals würde vergessen können.

Sie sprang ohne ein Wort auf, wusste sich nicht anders zu helfen, und rannte aus dem Speisesaal ohne darüber nachzudenken oder ihr Essen weg zu bringen. Sie konnte einfach nicht dort bleiben und weiterhin diese Kälte ausstrahlen, die man von ihr kannte.

Lavi sah ihr schweigend hinterher. Es war schon das zweite Mal, dass sie so geguckt hatte. Was steckte dahinter? Er schlug Allen kameradschaftlich auf die Schulter:, Sie taut langsam auf. Wir beide sind die Ersten die Gefühle an ihr entdecken konnten, das ist eine Sensation. Aber prall es bitte nicht im ganzen Orden umher sonst waren die ganzen Bemühungen umsonst. Lass und Essen."
 

Ich kann Geheimnisse für mich behalten. Lavi hat manchmal echt eine trantütige Seite, die ich nicht verstehe… aber… Lacey… sie strahlt eine Aura aus, die unheimlich und unendlich viel Schmerz beinhaltet…

 

Allen nickte schweigend und nahm Platz, zog sich Laceys fast unberührten Teller zu sich, um ihn auch noch zu vertilgen. Wieso hatte sie so auf ihn reagiert? Er aß seine 10- tages- Ration- einer- Fußballmannschaft ebenso ohne ein Wort zu verlieren, was Lavi wunderte und er sich unwillkürlich fragen musste: War heute Tag des seltsamen Benehmens? Warum wusste er von diesem Tag dann noch nichts?

Allen wusste nicht warum aber Lacey kam ihm irgendwie bekannt vor. Verrückt, aber nicht unmöglich. Vielleicht hatte er sie wirklich schon einmal gesehen. Auf irgendeinem Auftrag vielleicht wo er noch nicht gespürt hatte, dass sie ein Innocence besaß. Er wusste auf jeden Fall, dass sie wo er ihr begegnet war nicht dieses Leid ausgestrahlt hatte. Sie musste durch etwas ganz schön verändert worden sein.

Jedenfalls musste er sich jetzt sputen, denn er sollte bald wieder aufbrechen, um weiter nach Kompatiblen zu suchen, schließlich gewann der Orden nicht vom faul herum sitzen und nachgrübeln.
 

Fortsetzung folgt…

 

 

 

 

 

 

 

 

 



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