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Yasashikunai Mirai

Tsuzuku x Meto
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So, und mit diesem Kapitel ist das ganz große Drama dann auch vorbei. Sie haben sich wieder.

(Ich bin mir nicht sicher, obs adult ist oder nicht, weils nur zwei kleine, nicht ausgeführte Andeutungsszenen gibt ...) Komplett anzeigen

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[Tsuzuku] Act 33

An diesem Abend, als ich im Wohnzimmer auf dem ausgeklappten Sofa lag und verzweifelt versuchte, einzuschlafen, während mein Herz schmerzte und meine Tränen aufs Neue flossen, fraß sich diese Frage, ob jemals irgendwas wieder gut sein würde, wieder durch mein Inneres, wobei die Antwort immer wieder war, dass ich, wenn es nun wirklich zu Ende war, ebenso nicht mehr weiter wollte. Nicht mehr leben, weil mir alles so entsetzlich sinnlos erschien.
 

Ich lauschte, hörte nichts außer meinem eigenen, zitternden Atmen, und dachte, Meto sei schon eingeschlafen, drüben im Schlafzimmer, und in meinem Kopf wuchs der Plan, mich ins Bad zu schleichen, wo noch mein Rasierer liegen musste, mit den passenden Klingen …

Doch gerade, als ich mich umdrehen und aufstehen wollte, hörte ich leise Schritte nackter Füße auf dem glatten Boden, und Metos Stimme, ganz leise: „… Tsuzuku? Weinst du?“

Ich zog die Nase hoch, fuhr mir mit der Hand über die Augen. „Nein …“

Einen Moment lang herrschte wieder Stille, ich hörte ihn und mich atmen, wagte aber nicht, mich zu ihm umzudrehen.
 

„Möchtest du … vielleicht … na ja, rüber kommen … zu mir?“, brach Meto mit unsicherer Stimme die Stille. „Es ist … so leer … ohne dich …“

Er klang so unsicher und leise, beinahe schwach. Fast so, als hätte er Angst. Angst vor mir.

Ich wagte immer noch nicht, ihn anzusehen, und er kam auch nicht näher, stand dort in der Tür und wirkte so furchtbar unsicher. Wo war seine Kraft und Stärke hin, mit der er meiner Verzweiflung immer begegnet war? Warum kam er nicht einfach zu mir und umarmte mich, so wie immer?

Hatte ich es zerstört? Ihn zerstört? Ihn so sehr verletzt, dass er an der Grenze seiner Belastbarkeit war und sich nun nicht mehr getraute, auf mich zuzugehen?
 

Es kostete mich eine gewaltige Menge Kraft und meinen ganzen Mut, jetzt überhaupt etwas zu sagen, und das einzige, was mir über die Lippen kam, war: „Hast du … Angst vor mir?“

Ich hörte seine Schritte, er kam näher, blieb am Fußende meines Schlaflagers stehen, sodass ich nicht mehr umhin konnte, ihn anzusehen. Er sah nicht gut aus, traurig und verunsichert, seine Augen waren gerötet, er hatte geweint.

„Ein bisschen …“, sagte er leise.

„Und da willst du mich dennoch in deinem Bett?“

Meto biss sich auf die Lippen, seine Hände verhakten sich unruhig ineinander. Wieder entstand Stille zwischen uns, sie machte mir Angst. War das jetzt das Ende? Allein beim Gedanken daran schoss purer Schmerz durch meinen Körper, und Meto sah mir das natürlich an.
 

„Tsu?! Tut dir was weh?“, fragte er und saß Sekunden später neben mir, sah mich besorgt an, während ich meine Hand zitternd auf mein schmerzendes Herz presste.

„Geh nicht … bitte …!“, kam es mir über die Lippen, der Schmerz machte mich so wahnsinnig, dass meine Angst einfach aus mir heraus sprudelte, ich nichts mehr zurück halten konnte. „Wenn du gehst, bring ich mich um! Ich ergebe einfach keinen Sinn ohne dich, verstehst du?!“

Er sah mich erschrocken an, immer noch, obwohl er es doch längst wusste. Geflüstert kam ihm mein Name über die Lippen, und dann griff er mit beiden Händen meine freie Hand, drückte sie ganz fest.

„Tsu … Ich bin doch bei dir. Ich will nicht, dass du stirbst! Und wenn ich dabei kaputt gehe, verrückt werde, oder sonst wer schlecht über mich denkt, weil ich immer noch mit dir zusammen bin, ich gehe nicht!!“

„Warum … nicht?“, presste ich hervor, mein Herz schmerzte immer stärker.
 

„Weil ich dich liebe, du Idiot! Und daran wird sich nie, niemals mehr etwas ändern, nie, hörst du?! Tsuzuku, ich glaube nicht, dass mein Leben ohne dich irgendwie Sinn ergibt, da bin ich genau wie du. Ich brauche dich, und es tut mir so leid, dass ich weggelaufen bin! Ich will nur mit dir zusammen sein!“ War er eben noch so leise gewesen, so wurde er jetzt richtig laut, und ich sah, wie sich Tränen in seinen Augen sammelten und herunter liefen. „Und falls du jetzt denkst, dass ich dich nicht mehr heiraten will, dann hast du dich getäuscht, mein Lieber! Du wirst mich nicht mehr los, nie mehr!!“

Und mit einem Mal, so schnell, dass ich mit Denken und Fühlen kaum nach kam, fand ich mich in seinen Armen wieder, fest an seinen Körper gedrückt, er zitterte, weinte, und dann waren da seine Lippen an meinem Hals, ganz unglaublich warm und zärtlich, ich drehte den Kopf, sah ihn an, und er blickte mir kurz in die Augen, ehe er seine Lippen auf die meinen presste.
 

Und irgendwie, so als ob ich es zuvor nie wirklich verstanden hatte, obwohl wir uns so nah waren, uns so oft geliebt hatten, miteinander verschmolzen waren und jeden Morgen mit einem „Ich liebe dich“ begonnen hatten … irgendwie verstand ich es erst jetzt, so fühlte es sich an. Ich verstand es, sah es endlich, begriff, dass er mich liebte. Wirklich mit ganzer Kraft liebte, und mehr als sich selbst oder irgendwas anderes auf der Welt. Seine Worte eben, sein Ernst dabei war unüberhörbar gewesen, und auch, wie er mich dabei angesehen hatte.

„Komm mit rüber“, sagte er, stand dann auf, nahm meine Hand, und ich ließ mich von ihm hochziehen. „Ich will dich in meinem Bett, und morgen früh neben dir aufwachen, immer wieder, und zwar für den Rest meines Lebens.“

Ich ließ mich von ihm in unser Schlafzimmer führen. Mein Bettzeug blieb auf dem Sofa liegen, aber ich brauchte es auch nicht, denn Meto nahm mich einfach mit unter seine Decke, zog mich nah an sich und küsste meine Stirn. Ich sah Ruana neben seinem Kopfkissen sitzen, sie beobachtete uns und ich bildete mir ein, dass sie lächelte.
 

Wir schliefen nicht miteinander in dieser Nacht, uns beiden war nicht danach, und mein Körper hätte das wohl auch kaum mitgemacht, mein Herz schmerzte immer noch und fühlte sich so müde an. Stattdessen lagen wir nur zusammen da, Meto umarmte mich, und irgendwann wagte ich dann, ihn auch meinerseits wieder zu umarmen.

Er schob seine Hand zwischen uns, streichelte über meinem Herzen, ganz liebevoll und ein bisschen vorsichtig, und ab und zu küsste er mich. Ich konnte kaum darauf eingehen, fühlte mich furchtbar müde und erschöpft, aber der Wunsch, zu sterben, war wieder weg, abgetaucht, Metos deutliche Worte hatten ihn fürs erste vertrieben. Ich glaubte ihm endlich, denn dass er nach allem, was jetzt gewesen war, immer noch so felsenfest zu mir hielt, war nun Beweis genug.
 

„Morgen rufe ich bei dem Tempel in Kyoto an“, sagte Meto leise und streichelte dabei über meine Seite. „Wir nehmen den nächsten möglichen Termin, ich will dich jetzt so schnell wie möglich heiraten. Und danach machen wir eine richtig schöne Reise, ganz weit weg …“

„Wohin denn?“, fragte ich.

„Ich dachte da an … Hawaii.“

Ich sah ihn überrascht an. „Hawaii?!“

Meto lächelte. „Ja, Hawaii. Ich war da als Kind mal mit meinen Eltern, es ist so wunderschön da, und ich würde gerne …“, er näherte seine Lippen meinem Ohr und flüsterte hinein: „… mit dir in einem Himmelbett an einem einsamen Strand liegen, und dich lieben, während wir das Meer rauschen hören und du so glücklich bist wie noch nie zuvor in deinem Leben.“

Ich musste einfach grinsen, kichern, und diese Bemerkung machen: „Also Sex on the Beach?“

„Genau. Nur halt in einem richtigen Bett, ohne störenden Sand …“

„Hört sich ziemlich geil an“, sagte ich, wollte lachen, doch dafür schmerzte meine Brust noch zu sehr, weshalb mir nur ein etwas heiserer Laut entkam.

„Aber jetzt schlafen wir erst mal ein bisschen, okay, Tsuzuku?“ Meto fuhr mir mit dem Finger über die Nase und küsste mich leicht und zärtlich. „Wir müssen uns beide ausruhen.“
 

Ich schlief tief, traumlos und sehr lange, es war, als konnte mein Körper jetzt, wo ich wieder in Metos Armen lag, endlich den fehlenden Schlaf nachholen. Ein einziges Mal wachte ich auf, erinnerte mich an die furchtbare Angst, allein zu sein, doch ich spürte Metos Arm um mich und hörte ihn atmen, und so war ich bald wieder fest eingeschlafen.
 

Als ich wieder aufwachte, war es hell, und ein Blick auf den Wecker sagte mir, es war etwa halb elf Uhr mittags. Meto lag nicht bei mir, aber ich hörte ihn in der Küche irgendwas tun, und mir stieg der Duft nach Essen in die Nase.

„Meto?“, fragte ich laut.

Er kam sofort zu mir, setzte sich auf die Bettkante.

„Du hast lange geschlafen …“, sagte er. „Wie geht’s dir?“

„Ganz okay“, antwortete ich.

Meto lächelte, beugte sich zu mir herunter und küsste mich auf den Mund. „Ich hab vorhin beim Tempel in Kyoto angerufen. Aber da hat niemand abgenommen, also hab ich aufs Band gesprochen.“

„Und was hast du gesagt?“

„Dass wir den nächsten Termin nehmen, den sie frei haben. Und dass wir auch das Hotelzimmer brauchen.“
 

Ich setzte mich auf, und Meto umarmte mich auf einmal, drückte mich ganz fest an sich. „Tsuzuku, ich lieb dich so!“, flüsterte er in mein Ohr. „Ich will dich jetzt so schnell wie möglich heiraten!“

Ich legte meinerseits meine Arme um ihn, meine Lippen berührten seinen Hals. „Ich dich auch, Liebster …! Ich bin so froh, dass du wieder bei mir bist …“

„Ich liebe das, wenn du ‚Liebster‘ zu mir sagst!“ Meto lächelte wieder, dann presste er seine Lippen auf die meinen, küsste mich lange und mit einer neuen, irgendwie noch viel süßeren Zärtlichkeit. Ich schmiegte mich an ihn, und wir sanken zusammen in die Kissen, er über mir, ich spürte, wie sein Herz klopfte und …
 

In dem Augenblick hörte ich ein metallisches Klappern aus der Küche, das gefährliche Klappern eines Topfdeckels kurz vor dem Überkochen.

„Meto? Hast du noch was auf dem Herd?“

Er fuhr hoch, sprang auf und rannte rüber in die Küche, wo er eben und geradeso noch den Deckel vom Topf riss und die darin befindlichen Nudeln vorm Überkochen bewahrte.
 

Ich kam ihm nach und setzte mich auf meinen Platz am Küchentisch. Irgendwie dachte ich zwar, dass wir über das, was gewesen war, noch mal reden mussten, aber zugleich hatte ich Angst davor, große Angst, dass ich wieder eskalierte. Ich sah meinen linken Arm an, der immer noch weiß verbunden war, und tatsächlich bereute ich es jetzt, dass ich die Madonna zerstört hatte. Aber vielleicht konnte Koji da ja noch irgendwas dran machen?
 

Meto nahm den Topf von der Platte und begann, den Tisch zu decken.

„Gehst du dich richtig anziehen? Dann können wir essen“, sagte er.

Ich ging also ins Schlafzimmer und suchte mir Klamotten aus dem Schrank, einen grauen Pullover und eine schwarze Jeans, zog beides an und lief dann noch kurz rüber ins Bad, um meine Haare zu kämmen und mich ein klein wenig hübsch zu machen.
 

Als ich damit fertig war und in die Küche zurückkam, saß Meto schon am Tisch und wartete auf mich. Ich hatte tatsächlich sogar ziemlichen Hunger und nahm mir eine ordentliche Portion, die ich dann auch, wenn auch langsam, wirklich aufzuessen schaffte. Meto beobachtete mich aufmerksam beim Essen, achtete genau darauf, dass ich nicht zu wenig, aber auch nicht zu viel aß.

Es war irgendwie alles wie immer, und fühlte sich dennoch seltsam und anders an. Vielleicht brauchte ich nach dem ganzen Schmerz einfach noch ein wenig, bis ich mich wieder in meinem Normalzustand fühlte.

Dass ich noch nicht wieder ganz okay war, merkte ich auch nach dem Essen, als ich plötzlich ein relativ starkes Druckgefühl im Bauch hatte. Ich legte mich im Wohnzimmer aufs Sofa und schaltete den Fernseher ein, um mich abzulenken, denn erbrechen wollte ich nicht.
 

„Alles okay?“, fragte Meto und setzte sich zu mir.

„Ich hab ein bisschen Bauchweh“, antwortete ich. „Aber geht schon.“

Meto nahm meine Hand, streichelte mit dem Daumen über meinen Handrücken und berührte dabei auch den Verband. Es fühlte sich eigenartig an, irgendwie unangenehm und schön zugleich, wie auch als er meine Narben berührt und sogar geküsst hatte. Mein Herz zitterte, und auf einmal hatte ich Tränen in den Augen. Sofort zog Meto seine Hand zurück, er hatte wohl Angst, dass es mir wehtat …

„Nicht …“, entkam es mir. „Nicht weggehen …!“

„Ich bleib hier, keine Angst.“ Er nahm meine Hand wieder in seine, drückte sie. „Alles gut, Tsuzuku, ich bin bei dir.“
 

„Willst du jetzt … einfach weitermachen?“, fragte ich nach einer Weile, und diese Frage kostete mich einigen Mut.

Meto sah mich an und nickte dann. „Ja. Also, natürlich weiß ich, dass sich irgendwas ändern muss, aber erst mal denke ich, wir sollten einfach so zusammen leben wie bisher, denselben Alltag haben wie vorher. Ich glaube, das gibt uns beiden Sicherheit, und verändern wird sich sowieso nur ganz langsam etwas …“

„Gestern Abend hattest du Angst vor mir …“

Meto drückte meine Hand, dann sagte er: „Aber jetzt nicht mehr. Mir geht’s gut, ich hab keine Angst vor dir. Und dir geht’s doch jetzt auch wieder gut, oder?“

„Hast du … Angst vor mir, wenn es mir nicht gut geht?“

„Nur, wenn du so völlig außer dir bist … Ich weiß dann einfach nicht, was ich tun soll. Aber ich will das lernen, ich lass mir auch helfen, genau wie du. Wir werden beide lernen, wie wir mit deiner Krankheit besser umgehen.“

Ich spürte sie wieder, seine unnachgiebige Stärke, mit der er mich immer noch liebte. Und vielleicht hatte ich es gestern Abend wirklich verstanden, zumindest so weit, wie es mir möglich war, zu verstehen, dass ich von Meto mit all seiner Kraft geliebt wurde.

„Dann … machen wir einfach weiter …?“

Meto lächelte, beugte sich vor und küsste mich. „Genau.“
 

Eine Weile saßen wir einfach still da, dann machte Meto den Fernseher an und sagte, dass er gern mit mir zusammen das laufende Baseball-Spiel ansehen wollte. Alltäglicher ging es kaum, und ich fand die Idee auch irgendwie schön, gemütlich ein Spiel anzuschauen.

Meto holte sich eine Tüte Knabberzeug, doch da ließ ich die Finger davon, mir war Essen gerade einfach nicht so geheuer.
 

Irgendwann, das Spiel war dann schon fast vorbei, da kam Meto näher zu mir und kuschelte sich an mich. Ich sah ihn an und bemerkte, dass seine Wangen sich zartrosa gefärbt hatten und er etwas tiefer atmete. Seine Hand auf meinem Bein streichelte zärtlich und mir lief ein heißer Schauer den Rücken hinab.

Auf dem Bildschirm war die Baseball-Schulmannschaft einer tokyoter Eliteschule gerade dabei, das Spiel zu gewinnen, aber das wurde sehr schnell zur Nebensache, als Metos Hand sich meinen Oberschenkel hinauf in Richtung meines Schritts bewegte. Es fühlte sich an wie ein kleiner elektrischer Schock, ähnlich dem, den man bekommt, wenn man das Geländer einer Rolltreppe berührt.

Ich atmete zischend ein, mein Herz begann zu rasen, und ich fragte mich sofort, was mit mir los war, weil es sich so viel intensiver anfühlte als sonst. Es war, als hätte sich die Sensibilität meines Körpers irgendwie vervielfacht, und nun empfand ich Metos Nähe und seine zärtlichen Absichten als beinahe schon überwältigend.
 

„Alles okay, Tsuzuku?“, fragte er leise. „Du siehst aus, als ob dir was wehtut …“

„Ja … alles gut … es ist nur so … intensiv irgendwie …“, brachte ich ebenso leise heraus.

„Intensiver als sonst?“

Ich nickte. „Fast schon überwältigend …“ Und fragte dann: „Willst du jetzt … irgendwie so was? Also, mit mir schlafen?“

Das Rosa auf Metos Wangen wurde deutlich dunkler, als er nickte. „Ich hab … irgendwie gerade solche Lust auf dich …“

„Ich weiß nicht …“, sagte ich. „Irgendwie will ich auch … Aber ich hab Angst, dass es mich … dass es mir zu viel wird …“

„Ich mach ganz langsam, okay?“ Ihm war anzumerken, er war wirklich erregt und wollte mit mir schlafen, aber zugleich wollte er mich natürlich nicht überreden …

„M-hm“, machte ich und schmiegte mich ein wenig an ihn, doch auch das fühlte sich so ungewohnt intensiv an. Warum das jetzt so war, wusste ich nicht, ich konnte nur vermuten, dass es irgendwie mit dem, was passiert war, zusammenhing.
 

Meto stand auf, nahm meine Hand und zog mich hoch, schaltete den Fernseher aus und führte mich rüber in unser Schlafzimmer.

„Wir können auch nur ein bisschen Petting machen, wenn du heute nicht noch mehr kannst …“, sagte er und drückte mich dabei sanft aufs Bett nieder, setzte sich dann neben mich und umarmte mich.

Ihn zu spüren, war so schön und schmerzhaft zugleich, so intensiv …! Mir entkam ein leiser Laut, der sich vielleicht etwas gequält anhörte, denn Meto ließ mich los und sah mich an.

„Alles okay, mein Herz?“, fragte er wieder.

„Ich …. ich weiß nicht …“, antwortete ich.

„Tut dir die Berührung weh?“

Ich nickte, und verneinte gleich darauf. „Nein …! Hör nicht auf …!“

„Ich will dir nicht wehtun.“

„Es macht nichts“, erwiderte ich schnell. „Es macht nichts, wenn es wehtut!“

Meto sah mich nachdenklich an, nur einen Moment lang, dann fragte er: „Möchtest du vielleicht … heute den aktiven Part? Dann tut es vielleicht nicht ganz so weh?“

„M-hm“, machte ich nur.
 

Meto zog sich sein Shirt über den Kopf aus, und ich sah ihn an, seinen wunderschönen, süßen Körper, das bunte Tattoo und seine sich langsam erregt rötenden Brustwarzen. Ich wollte sie küssen, diese süßen Knospen, und da merkte ich, dass ich mich nicht traute.

Ich hatte irgendwie immer noch Angst … Trotz dass ich verstanden hatte, dass er mich liebte und wollte, war da diese irrationale Angst. Aber irgendwie merkte Meto mir meine Ängste an.

„Tsuzuku“, sprach er mich an, „Du musst wirklich keine Angst haben. Ich will, dass du mich berührst und umarmst. Weil ich dich liebe und weil ich will, dass zwischen uns alles wieder okay ist.“
 

„Ich weiß …“, antwortete ich. „Aber … ich weiß nicht, ob ich … ob ich gerade in der Lage bin, mit dir zu schlafen … oder auch Petting zu haben …“

„Hast du … das Gefühl, als ob es dafür noch … zu früh ist? Nach dem, was die letzten Tage war?“

Damit beschrieb er ziemlich genau, wie es sich für mich gerade anfühlte, und ich nickte.

„Dann warten wir eben damit noch“, sagte er einfach. „Wir haben jede Menge Zeit.“

Ich nickte nur, verstand ich doch selbst nicht, warum mein Körper gerade so überempfindlich reagiert hatte.
 

Und so beließen wie es dabei. Hatten an diesem Tag keinen Sex, sondern suchten uns etwas anderes zu tun.

Meto zog sein Shirt wieder an, verschwand für eine Weile im Bad, und sagte danach einfach, dass wir noch ein bisschen einkaufen gehen konnten. In den Conbini oder in den Supermarkt, oder vielleicht sogar in einen Laden für Kleidung, weil Einkaufen etwas war, was man einfach so zusammen unternehmen konnte.

Zigaretten hatte ich noch genug, ich hatte ja letztens zwei Päckchen gekauft, und eigentlich war auch noch genug Essen im Kühlschrank.
 

Und so fuhren wir dann wirklich mit der Bahn in die Innenstadt, um ein bisschen durch die Läden zu streifen und vielleicht das eine oder andere T-Shirt oder ähnliches zu kaufen.

Als wir dabei auch in den Laden einer Kette kamen, die es in unserer Heimatstadt auch gab, musste ich daran denken, wie Meto und ich früher, in meiner Zeit auf der Straße, ja auch einige Male zusammen los gewesen waren. Jedes Mal, wenn mir ein Kleidungsstück kaputt gegangen war, hatte er mir ein neues gekauft, weil er nicht wollte, dass ich allzu abgerissen aussah. Schon damals hatte ich das bei aller Scham dennoch genossen, wie er sich mit dieser liebevollen Fürsorglichkeit um mich gekümmert und mich versorgt hatte.
 

Jetzt hatte ich selbst wieder das Geld, mir schöne Sachen zu kaufen, und fand auch einiges, was mir gut gefiel. Und während ich mir in der Männerabteilung Jeans und Shirts aussuchte, und dazu auch das eine oder andere Accessoire, verschwand mein Liebster in Richtung der Frauenabteilung, und kam nach einer Weile mit einem breiten Grinsen zu mir zurück, hielt eine Packung in der Hand, in der sich laut dem Bild darauf ein Paar halterlose Netzstrümpfe befanden.
 

„Guck mal“, grinste er. „Sind die nicht toll?“

„Für’s Bett, oder was?“

„Mir egal, ich zieh die auch zu ‘nem Minirock oder so an.“ Er lachte, dann fragte er: „Würdest du denn drauf stehen, wenn ich so was im Bett trage?“

Ich musste ebenso lachen, und gleichzeitig fand ich die Vorstellung wirklich ein bisschen geil.

„Kannst es ja mal auf einen Versuch ankommen lassen“, sagte ich.

„Okay!“ Er grinste wieder, und lief dann wieder los zu den Frauensachen, offenbar hatte er richtig Lust auf Shoppen und war voll in seinem Element.
 

Als ich dann mit zwei Jeans, drei Shirts und ein bisschen Kleinkram an der Kasse stand und zahlte, sah ich zwei Kassen weiter, wie mein Bald-Ehemann dort doch tatsächlich einen ganzen Stapel verschiedener, sehr femininer Sachen bezahlte. Ich konnte unter anderem einen schwarzen, lackglänzenden Minirock erkennen, und ein babyrosa T-Shirt mit Rüschen dran und einem süßen Häschen drauf. Ich musste lächeln, er war einfach zu süß, und nachdem ich meine Sachen bezahlt hatte, lief ich zu ihm rüber.
 

„Die Kassiererin hat vielleicht geguckt“, bemerkte er grinsend.

„Wenn du auch lauter Mädchensachen kaufst …“

„Aber ist mir jetzt egal. Ich mag das so, ich zieh das gerne an, und gut ist.“ Meto nahm meine Hand, wir verließen den Laden, und draußen sagte er: „Weißt du, dass du mir total viel Selbstbewusstsein gibst, Tsuzuku? Wenn du da bist, kann ich so viel, es wird immer besser!“

„Echt jetzt?“, fragte ich, obwohl mir das ja auch schon mal aufgefallen war.

„Ich bin so stolz, dass du mein Mann bist, dass wir zusammen sind und heiraten werden, und deshalb macht es mir jetzt kaum noch was aus, dass Leute gucken und so.“

„Das ist gut.“

„Ist es wirklich. Ich kann sogar fast wieder richtig sprechen!“
 

Ich lächelte, blieb stehen, zog ihn zu mir und küsste ihn, einfach so, mitten auf der Straße. Weil er mich einfach so, so, so glücklich machte, denn diesen Stolz, dass er mein Mann war, den fühlte ich auch.

Und hätte er vor einer Weile vielleicht noch protestiert, dass uns hier jeder sehen konnte, oder wäre zumindest rot geworden, so legte er jetzt einfach seine Arme um meinen Hals und küsste mich leidenschaftlich zurück, fast so, als wären wir zu Hause und allein miteinander.
 

In diesem Moment hatte ich das Gefühl, dass wir unsere Nische gefunden hatten. Unser Platz in dieser sich nach außen hin so glatt und akkurat gebenden Gesellschaft Japans war zwar eher am Rand, eine Nische eben, aber wir fühlten uns dort wohl und richtig. Wir wollten gar nicht in die Mitte, denn dort war es so eng und maskenhaft, und am Rand hatten wir so viel mehr Bewegungsfreiheit!
 

Ich fühlte mich in diesem Augenblick zum ersten Mal seit langer Zeit wieder als Japaner, es war doch noch ein Stück meiner Identität, die ich gerade tatsächlich erkennen und fühlen konnte. Es war mein Land, meine Heimat, auch wenn mir längst nicht alles hier gefiel. Für wenige Sekunden sah ich wieder bunt und nicht mehr schwarz-weiß, konnte erkennen, dass ich mich als Japaner empfinden durfte und zugleich nicht allen Regeln folgen musste.
 

Meto und ich nahmen die nächste Bahn nach Hause, und während er dann dort vor dem Spiegel im Flur seine neuen Sachen anprobierte und kombinierte, beschloss ich, mal wieder ein bisschen zum Sport zu gehen.

„Geht das denn mit deinem Arm?“, fragte Meto, als ich ihm sagte, dass ich noch ins Sportstudio wollte. „Nicht, dass die Schnitte wieder aufreißen oder so …“

„Ich schone ihn, versprochen“, sagte ich und packte meine Sportklamotten in einen Beutel. „Ich mach nur leichtes Training.“

„Pass gut auf dich auf“, entgegnete er, wandte sich mir zu und küsste mich.
 

Das Sportstudio war nicht allzu weit weg, nur ein Stück die Straße runter und dann rechts, und ich konnte, als ich davor stand, bis zur Klinik schauen, die ja auch hier in der Nähe war.

Dort drin war ich bis gestern gewesen, hatte da drinnen gelegen und mich entsetzlich sinnlos und verlassen gefühlt. Und jetzt im Moment ging es mir so gut, dass es Wochen her zu sein schien, dieser Zusammenbruch, der große Krach mit Meto, und wie ich bei Koichi gewesen war und dort weiter eskaliert war … Ich konnte kaum glauben, dass ich meinen besten Freund in meiner Verzweiflung sogar geküsst hatte!

Ich sah meinen linken Unterarm an, der immer noch weiß verbunden war, blickte dann noch mal in Richtung Klinik, aber dann schüttelte ich den Kopf und wandte mich dem Sportstudio zu, betrat es und ließ die Last der Erinnerung fürs Erste von mir abfallen.
 

Drinnen war es laut und lebhaft, es lief Musik und die meisten Geräte waren belegt. Ich sah, dass Laufbänder und Crosstrainer wohl am meisten von Frauen genutzt wurden, während die Männer sich eher dem Kraftsport zugewandt hatten.

Eigentlich hatte ich auch Lust auf Krafttraining gehabt, aber als ich einen anderen Mann dabei beobachtete, wie er schwere Hanteln stemmte, sah das sehr danach aus, als würde das, wenn ich es versuchte, meinem linken Arm nicht gerade gut tun. Und so ging ich mich erst mal umziehen, um mich danach auf eine der Bänke zu setzen, die für Pausen dort standen.
 

„Hey, hast du gerade kein Programm?“

Ich sah hoch und vor mir stand ein Typ in Tanktop und Sportshorts, der mit seinem kleinen Kinnbart und den bunt zutätowierten Armen eine gewisse Ähnlichkeit mit Dir en grey‘s Kaoru hatte.

„Nein, ich warte drauf, dass was frei wird“, sagte ich.

Der Typ setzte sich neben mich und pfiff anerkennend durch die Zähne. „Geiles Bodyart hast du da.“

„Danke.“ Ich wusste nicht recht, was ich tun und sagen sollte. Aber ein bisschen zu quatschen, um hier im Studio ein wenig Anschluss zu finden, konnte ja nicht schaden. „Du aber auch.“
 

„Ich hab dich hier noch nicht gesehen. Wie heißt du?“

„Nenn mich Tsuzuku.“

„Pseudonym?“

„Japp.“

„Auch gut. Ich bin Kao.“

Ich sah ihn überrascht an. „Kao, wie von Kaoru?“

Er grinste mich an. „Ja. Und du wärst auch nicht der erste, der mir sagt, dass ich ihm ähnlich sehe.“
 

Dann sah er mich kurz an, ich spürte eindeutig seinen Blick auf meinem Arm, und tatsächlich fragte er: „Sportverletzung?“

Ich schüttelte den Kopf und dachte mir in Sekunden eine Geschichte aus. „Hab mich beim Kochen verbrannt.“

„Und Tattoo im Eimer?“

„Wahrscheinlich. Muss aber mal sehen, vielleicht kann mein Kollege da noch was retten.“

„Dein Kollege?“

„Ja“, sagte ich. „Ich arbeite in ‘nem Tattoo-Studio.“

„Ah, geil. Bist richtig Tätowierer?“

Ich nickte.

„Ja wer weiß, vielleicht sieht man sich dort mal?“ Kao lächelte.
 

Ein Stück weiter wurde gerade eines der eher leichteren Konditionsgeräte frei, und ich stand auf, ging hin und fing mit dem Training an. Kaoru war mir gefolgt und wandte sich dem Krafttrainer daneben zu, einem Gerät, bei dem man verschiedene Gewichte über Flaschenzug hochziehen musste.

„Machst du viel Sport?“, fragte er in einer Pause.

„Ab und zu …“, sagte ich.

„Du bist ja sehr schlank …“

Wieder so eine Stelle, an der ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Bei meinem verbundenen Arm war mir das Lügen noch relativ leicht gefallen, aber was sagte ich jetzt, wo es um mein Untergewicht ging? Da gab es nicht so viele Ausweichmöglichkeiten.

„Ich weiß“, sagte ich leise und wich Kaos Blick aus. „Bin schon immer so.“

„Hast du was an der Schilddrüse oder so?“, fragte er.

„Weiß nicht …“

„Solltest du vielleicht mal untersuchen lassen“, sagte Kaoru. „Weil … ehrlich gesagt sieht das nicht gerade gesund aus.“
 

Ich ging nicht weiter darauf ein, zu groß war meine Scham. Ich fürchtete, dass Kao mich, wenn ich ihm sagte, warum ich wirklich so dünn war, nicht mehr ernst nehmen würde. Essstörungen, die schrieb man doch eher jungen Mädchen zu, statt einem erwachsenen Mann?

Mir ging dann auch bald die Kraft aus, sodass ich mich wieder auf die Bank setzte. Der Schlafmangel der letzten Tage und das zu wenige Essen hatten mich doch ganz schön geschwächt, auch wenn ich ja heute Morgen bis elf Uhr geschlafen hatte.
 

Kaoru machte noch etwas weiter, dann setzte er sich wieder neben mich.

„Alles klar?“, fragte er. „Du siehst echt müde aus.“

„Bin ich auch …“, antwortete ich. „Ich hab die letzten Tage kaum geschlafen.“

„Warum nicht?“

Ich blickte zu Boden. „Will nicht drüber reden.“

„Probleme?“

Ich nickte nur.

„Hast du jemanden, mit dem du reden kannst?“

Wieder nickte ich, dachte an Koichi und an Koji.

„Dann ist gut.“ Kao lächelte.
 

Ich blieb dann nicht mehr lange. Ging bald duschen, zog mich wieder an, und verließ das Sportstudio, um auf direktem Weg nach Hause zu gehen.

Zu Hause angekommen, fand ich Meto an seinem Schreibtisch sitzend, er hatte den PC an und las darin irgendwas. Als er mich ins Wohnzimmer kommen hörte, schloss er die Anzeige und drehte sich zu mir um.

„Na, war schön, der Sport?“, fragte er.

„Hab nicht sehr viel gemacht“, antwortete ich. „Da war ein Typ, Kaoru hieß der, mit dem hab ich ein bisschen geredet. Es war auch ziemlich voll, ich musste lange warten …“
 

Meto stand auf, ging zum Sofa rüber und legte sich lang darauf hin, in einer Weise, die mich dazu einlud, mich zu ihm zu legen. Er nahm sich meine immer noch hier herumliegende Bettdecke, um uns beide ein wenig zuzudecken, und umarmte mich dann.

„Geht’s dir gut?“, fragte er nach einer Weile, die wir einfach nur still zusammen da gelegen hatten.

Ich nickte. „M-hm …“

„Keine Angst?“

„Nur ein bisschen …“

„Wovor denn?“

„Das Übliche …“

Meto sah mich an, dann nahm er mein Gesicht in seine Hände. „Weißt du denn, dass du eigentlich gerade keine Angst haben musst?“, fragte er mit sanfter Stimme.

„Irgendwo schon“, sagte ich. „Aber die Angst ist trotzdem da …“

„Ganz schon irrational, hm?“
 

Ich nickte, und schmiegte mich an ihn, in einem Versuch, meine Angst dadurch selbst zu vertreiben. Metos Nähe zu spüren, um mir klar zu machen, dass er wieder bei mir war und mich nicht verlassen hatte. Er erwiderte mein Anschmiegen, umarmte mich wieder und hauchte ein Küsschen auf meinen Hals. Und ich fragte mich wiederum, wie ich seine Liebe eigentlich verdient hatte.

„Ich hab dich auch sehr vermisst, Tsuzuku“, sprach er leise und kuschelte sich an mich. „Ich hatte auch Angst, dass du mich nicht mehr liebst …“

Ich sah ihn an, etwas erschrocken, obwohl ich das ja von Koichi gewusst hatte, Metos Angst, dass ich ihn nicht mehr lieben könnte.

„Wie könnte ich?“, erwiderte ich. „Wie könnte ich dich jemals nicht mehr lieben?! Meto, ich will dich nicht hassen, ich will das nicht, hörst du?! Also, wenn es jemals so aussehen sollte, als ob ich dich nicht mehr liebe … bitte denk dann, dass ich in dem Moment nicht ich selbst bin! Manchmal … bin ich so zerstört und weg, aber das bin dann nicht ich, verstehst du?!“
 

Er sah mich einen Moment lang an, schien zu versuchen, meine Worte zu verstehen, und ich fragte mich irgendwie, ob er nicht vielleicht ähnlich kaputt war wie ich, damit er mich überhaupt verstehen konnte.

„Verstehe ich“, sagte er dann. „Ich werd‘ dran denken. Manchmal, wenn du … so bist, dann kommt es mir auch so vor, als ob du dann gar nicht weißt, was du da eigentlich sagst und tust. Aber … ich weiß dann oft nicht, was ich tun soll.“

‚Umarm mich dann‘, wollte ich sagen, ‚Halt mich fest, auch wenn ich um mich schlage‘ Doch die Angst davor, dass er dann sagte, dass er das nicht konnte, ließ mich schweigen.
 

„Tsuzuku, ich weiß nicht, wie wir jetzt weiter machen sollen. Also, zusammen sein, das ist klar, aber wie? Verstehst du, was ich meine? Es war alles so … viel in letzter Zeit …“, sagte er nach einer Weile.

Ja, das verstand ich. Doch zugleich machte es mir Angst. Ich sah wieder nur das Verschmelzen einerseits und die mich ängstigende Distanz auf der anderen Seite, nicht den Weg dazwischen, obwohl da, wenn ich Dr. Niimura glaubte, ein Weg existierte.
 

„Ich will nicht weggehen, nicht mal für ein paar Tage, wenn ich weiß, dass du mich so furchtbar vermissen wirst“, fuhr Meto fort. „Ich weiß, du kannst nicht alleine sein. Und ich will nicht, dass du leidest und dir dann wehtust.“

„Bin ich dir ‘ne Last?“ Die Worte waren schneller raus, als ich denken konnte.

„Nein. Ich liebe dich, und ich weiß, dass es an mir hängt, ob es dir gut geht. Aber weißt du, es haben nun einige Leute zu mir gesagt, dass ich auch mal Zeit für mich selbst brauche.“
 

Ich versuchte wirklich, es zu verstehen. Zu verstehen, dass Meto auch mal Zeit für sich brauchte, weil ich mit meiner Krankheit eben nicht einfach war und es ihn Kraft kostete, immer für mich da sein zu müssen. Doch meine Angst, meine verrückte, schwarz-weiße Angst, verhinderte in diesem Moment, dass ich klar denken konnte.

In mir braute sich wieder etwas zusammen, eine Mischung aus Angst, schwarz-weißem Fühlen und einer wilden Unruhe, die, das wusste ich ganz genau, gleich explodieren würde, wenn ich das jetzt nicht irgendwie stoppte.

„Hör auf …!“, brachte ich heraus. „Es tut mir leid … aber … ich kann da jetzt nicht … drüber reden …!“

„Macht es dir solche Angst?“

„Ja …!“

„Okay, dann lassen wir das jetzt. Wir können später weiter darüber reden.“ Meto sah mich an, doch ich konnte in diesem Moment seinen Blick nicht lesen.
 

„Möchtest du jetzt … schon schlafen gehen?“, fragte er dann.

Ich nickte, denn ich war wirklich ziemlich erschöpft und müde. Und ich sehnte mich danach, die ganze Nacht in Metos Armen zu liegen, doch ich traute mich nicht, ihn darum zu bitten.

„Erst ein bisschen Abendessen, und dann schlafen, okay?“

„M-hm …“

„Komm, du musst ein klein wenig essen. Ich füttere dich auch wieder.“

Ich musste lächeln. Die Vorstellung, dass er mich wieder fütterte, war einfach zu schön.
 

Und so gingen wir rüber in die Küche, wo Meto anfing, Gemüse zu schneiden und ein bisschen Reis zu kochen. Ich half ihm dabei, und als alles fertig war, saß ich ihm gegenüber, er nahm ein Stück eingelegtes Gemüse und sagte nur: „Mund auf, mein Herz.“

Ich machte brav den Mund auf und er schob mir den ersten Happen rein, ließ mir viel Zeit zum Kauen und bot mir, nachdem er selbst auch davon genommen hatte, die nächste Stäbchenladung Reis mit Gemüse an.
 

„Wie fühlt sich das an?“, fragte er. „Wie ist das, wenn ich dich füttere?“

„Irgendwie … total schön“, antwortete ich. „Mein Herz fühlt sich dann ganz warm an.“

„Es macht dich glücklich, nicht wahr?“

Ich nickte. Obwohl ich wusste, dass es sicher Leute gab, die das peinlich finden würden, genoss ich dieses Gefüttert-werden so sehr, es war so ziemlich das glücklichste Gefühl, das ich mit dem Thema Essen verbinden konnte.

„Ich hör nicht damit auf, Tsuzuku, versprochen.“ Meto lächelte, berührte mit seinen Lippen ganz leicht die Stäbchen und hielt sie dann samt Gemüse mir hin, wie einen indirekten Kuss. Ich nahm an, beugte mich dann über den Tisch und forderte einen richtigen Kuss ein, den ich auch bekam.
 

Später dann, als wir mein Bettzeug wieder in unser Bett gebracht hatten, legten wir uns zusammen hin, in Unterwäsche und mit Ruana zwischen uns. Meto umarmte mich wieder, und ich kuschelte mich an ihn, spürte seine Arme um mich und seinen Herzschlag so nah. Am liebsten wäre ich jetzt nackt gewesen, um so viel wie möglich von seiner Haut an meiner zu spüren. Nicht mal unbedingt, um mit ihm Sex zu haben, sondern einfach um nackt und eng umschlungen mit ihm zu liegen, seine Nähe zu spüren, dass er wieder bei mir war …

„Ich … wär jetzt gerne nackt“, flüsterte ich.

„Wollten wir damit jetzt nicht bis zur Hochzeit warten?“

„Nur nackt sein, ohne Sex“, präzisierte ich. „Ich möchte einfach … nackt in deinen Armen liegen.“

Meto lachte leise. „Dann zieh dich aus, Tsu.“
 

Er ließ mich los, und ich streifte mir die Wäsche vom Leib, er tat es mir gleich und wir kuschelten uns sogleich wieder zusammen. Ich spürte seine Wärme und Weichheit, seinen Herzschlag und sein schlaffes Glied, und es erregte mich nur ganz leicht, nicht so sehr, dass ich jetzt mehr gewollt hätte. Und ihm schien es genauso zu gehen, er blieb so, wurde nicht geil, obwohl sein Glied das meine berührte, als wir uns nackt und eng umschlangen und aneinander kuschelten. Seine Hände kraulten zärtlich meinen Nacken und strichen durch mein Haar, und ab und zu küssten wir uns, ganz süß und weich und geradezu unschuldig.

„Das ist schön so“, sagte ich leise.

„Find ich auch.“ Meto lächelte, und ich küsste seine vollen, weichen Lippen.
 

So als hätte ich immer noch Schlaf nachzuholen, weil mich die letzten Tage so unglaublich viel Kraft gekostet hatten, schlief ich dann sehr bald ein. Und noch im Einschlafen fühlte ich mich so sicher und geborgen, spürte Metos Haut auf meiner, hörte seinen Herzschlag und sein Atmen und sank umgeben von ihm und seiner Wärme in einen traumlosen Schlaf.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: daietto_usagi
2019-06-12T20:22:46+00:00 12.06.2019 22:22
Guten Abend~ \^u^/
Ich dachte mir, ich les mal ein wenig weiter. <3
Nach dem me-Paket heute hab ich Lust auf die beiden Schnuckis hier bekommen.
Ich hatte im Kopf die Wahl zwischen einer Mejibray Live DVD ooooder die FF. XD
Tja, siehst ja wofür ich mich entschieden habe. ^3^/ Los geht's~

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Tjaja es braucht manchmal einfach erst einen richtigen harten Moment, wo es richtig knallt und alles am Ende tot scheint. Doch wenn alles Liebe so viel stärker ist und man durch Worte und Taten nochmal so stark vor Augen gehalten bekommt, das man nach allem dennoch das Liebste und Wichtigste auf der Welt ist... jaaa dann ist es wahre Liebe. Und das spürt auch Tsuzuku hier so stark wie wohl nie zuvor. Meto kann und will einfach nicht ohne Tsu und Tsu kann nicht ohne Meto, das haben sie sich deutlich gemacht. <3

.... XD "ganz weit weg" verreisen. Mein erster Gedanke: "....weit weg...Deutschland?!" XDDD Aber nein Hawaii ist für die beiden glaub ich wirklich um einiges besser. Sex on the Beach kann halt nicht von Lederhosen und Bier geschlagen werden. >u>

Mhhhh~ ich kann Meto gut verstehen.
Neben einen Tsuzuku auf dem Sofa irgendwas anschauen.... da wandert die Hand automatisch irgendwann über den Körper des anderen. >//u//< An Meto's Stelle hätt ich Tsu auch überall gestreichelt. Erst schüchtern und ruhig und dann etwas intensiver. >u< Aber ich versteh auch Tsu das sein Körper das alles übersensibel grad aufnimmt und das noch zu viel des Guten ist. Das muss hart (höhö hart >u>) für Meto gewesen sein sich selbst dann wieder zu beruhigen, weil es doch nicht zu mehr kam. Naja.... >u> .... zur Not hätte Tsu ja auch nichts machen müssen. An Meto's Stelle hätt ich mich einfach vor Tsu's Augen selbst berührt. XD Tsu's kleiner Sexdämon wäre dann sicher doch noch ans Tageslicht gekommen, wenn er das gesehen hätte. XDDD Hach ja, meine Fantasien. Sorry... >3> .... XD

Haha auch schön wie beide für sich an die Kassen gehen. Der eine kauft normal männliche Sachen und der andere deutlich feminine Sachen. XD Süß. Soll die Verkäuferin doch kucken. Kann ja.... für eine Freundin sein. XDD

Argh man, ich wünschte ich könnte das Zeichnen, was ich so klar vor meinem geistigen Auge habe. Allein der Satz "...dort war es so eng und maskenhaft, und am Rand hatten wir so viel mehr Bewegungsfreiheit!", wo es um einen Nischenplatz am Rand ging... da hat ich so ein geiles, gezeichnetes Bild im Kopf, aber sowas könnt ich nie zeichnen. T____T Aber ich stell es mir so gut vor. Eine Art riesen großer Kreis voller Menschen. Im Kern ist alles grau und sieht gleich aus. Es ist eng und voller maskierten Menschen, die den strickten Alltagregeln folgen. Und je mehr es nach außen zum Rand geht umso lockerer werden die Menschenmassen. Der Platz zwischen jeden wird größer. Gesichter lächeln ohne Masken. Jeder sieht anders aus und alle zusammen haben Spaß und jeder trägt eine andere Farbe. Ach man, so gut kann ich es gar nicht erklären wie es in meinem Kopf aussieht das Bild... aber es ist toll. ^-^

Hey Kao, sehr erfreut. XD
Gut da würde ich auch sofort an Kaoru denken, um ehrlich zu sein.
*schnurr* Ich stell mir das so heiß vor (auch wenn es das normalste der Welt vielleicht ist XD), wenn Tsu sich da einfach sportlich ein wenig betätigt und was macht. Aber hey... Tsuzuku!!! Bewegen, Schwitzen, tiefer Atmen... boahr die Bilder, die sich da in meinem Kopf bilden. @u@ Eieiei. Aber der Typ hat ganz schön viele Fragen gestellt. Bei einigen hatte ich auch so meine Sorge wie Tsu reagiert, aber er hat es ganz gut gemeistert. ^u^b

Na klaaar, einfach mal nackig machen und zusammen so die Nacht verbringen. XD
Nawww das muss sich aber auch schön anfühlen. So Haut an Haut, komplett ohne an irgendeiner Stelle Stoff zu spüren... muss schon ein sehr inniges Gefühl sein. Das ist so ein Punkt das ich sicher niemals könnte... da müsst ich mich 1000% wohl fühlen bei meinem Partner. Wo Tsu mit sich bei einigen Sachen zu kämpfen hat, wäre das so ein Punkt bei mir, wo ich große Probleme mit mir selber hätte. Ich könnte mich nicht einfach so ausziehen und so... geht nicht. Aber hier geht es ja zum Glück nicht um mich. XD Tsu kann sich das jederzeit erlauben. Die beiden mit ihren schlanken Körpern und ihrem Bodyart, die können das einfach mal so machen ohne das es zum Unwohlsein oder Sex führt. ^3^

Schönes Kapitelende. Jepp. Beiden geht es gut und sie sind nackt. XD Was will man mehr?
Dann lassen wir die beiden erstmal ein wenig für sich, ne?! ^3^ Tat gut wieder weiter zu lesen.
Ich glaub ich gönn mir jetzt gute Mejibraymusik schön laut auf Kopfhörern. >u< Ja das mach ich.
Hab dich lieb mein Harulein. Fühl dich geknuddelt und geschmust. Bis zum nächsten Kapitel. ^u^/ Deine usagi~
Antwort von: Harulein
13.06.2019 19:46
Huii, ein usagi-Kommi! Hab es heute früh schon gesehen, komme aber jetzt erst dazu, gebührend zu antworten.
Welche Meji-DVD hast du dir denn gekauft? Bzw: Welche von denen hattest du noch nicht? XD

Jaa <3 Wahre, vollkommene, eng zusammen geschweißte Liebe! Wobei das bei Tsuzuku schon an Abhängigkeit oder Besessenheit und bei Meto dezent an Altruismus grenzt, aber das wissen die beiden ja ... Ist ihnen aber, wie man hier sieht, relativ egal, sie lieben sich einfach.

XDDD Da muss ich jetzt aber lachen, von wegen Deutschland. So von wegen Lederhosen und Bier XDD Allein die Vorstellung von den beiden in Bayern, herrlich XDDD Nee, Spaß beiseite, ich hab zwar mal nen Moment lang an Deutschland als Reiseziel gedacht, fand aber Hawaii irgendwie romantischer. Jaha, genau, wegen der Möglichkeit von "Sex on the beach". XD

Die Szene, wo es dann mal nicht geklappt hat mit Liebemachen, die musste irgendwie für meine Statistik sein XD So like: Auch bei zwei so aktiven, verliebten jungen Männern muss das mal sein, dass der Sex nicht so "erfolgreich" ist XD
Ja, usagilein hätte Tsuzukus inneren Sexgott gerne wieder gesehen, das kann Harumiez gut verstehen. Kommt auch noch wieder, der Sexy-Tsu. Schon im nächsten Kapitel steht der wieder wie ne Eins. XDDD

Ich finde ja, ich hab Metos Charakterentwicklung in dem Punkt ganz gut hinbekommen. Er merkts ja auch selber, wie er immer selbstbewusster wird und immer offener zu seinem Schwulsein steht.

Das beschreibst du aber gut, das Bild. Genau so hab ich es gemeint. Ich hab auch den Eindruck, dass es in der "Mitte" der Gesellschaft oft am engsten ist und zum Rand hin wird man freier.

Ja, kleiner Gastauftritt für Kaoru. ^u^
Du bist aber auch eine, usagilein. Kann Tsuzuku eigentlich IRGENDWAS machen, ohne dass du ihn gleich geil findest? Nee, oder? Na ja, geht mir ja genau so >u>

Nackig kuscheeeln <3 <3 *auch will* Ich stell mir das so schön vor, auch gerade mal ohne Sex, einfach Haut an Haut schmusen und Herzschlag lauschen und soo <3 Und es ist für Miss Yaoi-Autorin immer mal wieder ne schöne Gelegenheit, zur Abwechslung mal zwei Schwänze im nicht-erigierten Zustand zu fantasieren XDD

Ich hab heute auch mal wieder richtig lang am Stück Mejibray gehört, brauchte mal wieder die volle Portion.
Ich hab dich auch lieb, Lieblingshasiusagischnuffilein <3 Fühl du dich auch geschmust, ganz doll <3 <3
Bis zum nächsten Mal
dein Haruleinchen


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