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To Feel The Music

von

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Masquerade

Es war längst Nachmittag, als Gackt endlich aufstand. Er war rund eine Stunde zuvor schon wach gewesen, als You aufgestanden war und sich auf den Heimweg gemacht hatte. Da hatte sich Gackt allerdings noch nicht in der Lage gefühlt, ebenfalls aufzustehen. Auch jetzt fühlte er sich eigentlich noch nicht in der Lage dazu.
 

Warum genau hatte er noch mal am Vorabend so viel getrunken?
 

Nachdem er sich im Badezimmer frisch gemacht hatte, ging er ins Wohnzimmer, wo er Hyde vorfand. Dieser saß im Sessel und las ein Buch.
 

„Was liest du?“ wollte Gackt wissen und kam einige Schritte näher.
 

Hyde war so in die Lektüre vertieft, dass er ihn gar nicht bemerkte. Erst als Gackt sich ihm schon ein gutes Stück genähert hatte, sah er auf. Dann lächelte er leicht.
 

„Hi!“
 

„Dein Buch scheint ja sehr interessant zu sein, dass du mich nicht mal bemerkst“, meinte Gackt. „Was liest du denn?“
 

„Oh... Tut mir leid“, sagte Hyde verlegen. Er zeigte Gackt das Cover des Buches. „Mary Shelleys Frankenstein“, erklärte er.
 

„Für so was interessierst du dich?“ fragte Gackt nach.
 

Hyde nickte. „Ja, ich mag Horrorgeschichten.“
 

Sie schwiegen einen Augenblick.
 

„Ach so, wegen gestern...“ begann Gackt und kam noch einige Schritte näher. „Es tut mir leid, dass ich vorher nicht Bescheid gesagt hab, dass die Jungs vorbeikommen. Das war eigentlich auch nicht geplant. Aber du hättest dich wirklich gerne zu uns setzen können.“
 

Hyde schüttelte den Kopf. „Nein, nein, ist schon okay.“
 

„Du bist nicht so der gesellige Typ, hm?“ fragte Gackt. Als Hyde nicht antwortete, sondern ihn nur schweigend ansah, fügte er hinzu: „Die Jungs sind aber wirklich ganz nett.“
 

Gackt wandte sich um und wollte schon gehen, als ihm etwas einfiel. „Ach so, vielleicht sollten wir mal die Handynummern austauschen. Warte mal eben.“ Mit diesen Worten ging er in sein Zimmer, notierte seine Nummer auf einem kleinen Zettel und kam dann wieder zurück.
 

Er ging zu Hyde, der noch immer im Sessel saß, und hielt ihm den Zettel hin. „Hier, meine Handynummer. Wenn irgendwas ist, du kannst immer anrufen.“
 

Als Hyde zögerte, erklärte Gackt: „Zum Beispiel, wenn du mal deinen Haustürschlüssel vergessen hast und ich unterwegs bin. Oder... so was halt.“
 

Schließlich nahm Hyde den Zettel entgegen.
 

„Deine Nummer kannst du mir ja beizeiten mal geben“, meinte Gackt. Dann wandte er sich ab und ging.
 

Noch immer hielt Hyde den Zettel in seiner Hand. Er blickte einige Sekunden darauf, ehe er ihn in seiner Hosentasche verschwinden ließ. Er wusste, dass er Gackt niemals anrufen würde.
 

Später am Nachmittag hatte Hyde sich auf sein Zimmer zurückgezogen und Gackt widmete sich dem Klavier. Eine Melodie ging ihm seit geraumer Zeit im Kopf herum. Vielleicht konnte er endlich ein ganzes Lied daraus machen. Auf dem Stuhl neben ihm stapelten sich Notenblätter. Hin und wieder schrieb er einige Noten auf, strich andere durch und spielte das Stück dann abermals auf dem Klavier. Auf dem Boden lagen einige zerknüllte Blätter. Er summte eine Melodie, seine Finger glitten über die Tasten des Klaviers und begleiteten ihn.
 

Irgendwann stand er auf, um sich eine Tasse Kaffee zu kochen. Zu seiner Verwunderung traf er in der Küche auf Hyde.
 

„Das Lied ist fast fertig. Soll ich es dir mal vorspielen?“ bot Gackt sofort an.
 

„Das musst du nicht“, erwiderte Hyde.
 

Einen Moment schwieg Gackt.
 

„Na komm, ich zeig’s dir!“ sagte er dann und griff nach Hydes Handgelenk, um ihn mit ins Wohnzimmer zu ziehen.
 

Er ließ sich auf dem Klavierhocker nieder, legte seine Finger auf die Tasten und begann zu spielen. Hyde stand kaum einen Meter entfernt und beobachtete ihn. Er war beeindruckt davon, wie schnell Gackts Finger über die Tasten glitten, mühelos.

Schließlich spielten Gackts Finger die letzten Töne und er blickte Hyde erwartungsvoll an.
 

„Und? Was sagst du?“
 

Hyde zögerte einen Moment. „Ich weiß nicht... Ich... versteh nichts von Musik...“
 

„Aber du magst doch Musik, oder?“ fragte Gackt. „Du hast so viele CDs.“ Er deutete mit der Hand in Richtung des CD-Spielers. Plötzlich kam Gackt ein ganz anderer Gedanke: „Oh, oder sagst du nur, du verstehst nichts von Musik, weil du zu höflich bist, um direkt zu sagen, dass dir das Lied nicht gefällt?“ Er blickte Hyde fragend an.
 

Dieser blinzelte einige Male schnell hintereinander. „Nein! So was das nicht gemeint...“ beeilte er sich zu sagen. „Ich versteh wirklich nichts von Musik!“
 

Gackt lachte. „Du kannst mir aber ruhig sagen, wenn es furchtbar ist, okay?“
 

Hyde lächelte leicht. „Okay.“
 

„Deine Wohnung ist sehr ordentlich“, meinte Gackt und nahm den Notenstapel, um die Blätter zu ordnen. „Wie du siehst, bin ich manchmal etwas chaotisch.“ Er nickte in Richtung der zerknüllten Blätter auf dem Fußboden. „Ich hoffe, das stört dich nicht – meist räume ich es später ja auch wieder auf.“
 

„Nein, ist okay.“
 

Mit einem leichten Schmunzeln blickte Gackt Hyde nun wieder an.
 

„Und was hast du so für Macken?“, fragte er.
 

Da Hyde hilflos mit den Schultern zuckte und nicht so recht wusste, was er sagen sollte, erklärte Gackt: „Na ja, ich zum Beispiel kann frühstücken nicht ausstehen, auch wenn es die wichtigste Mahlzeit des Tages sein soll. Kurz nach dem Aufstehen brauche ich einfach nichts zu essen. Und...“ Gackt drehte sich weg und begann, den Müll vom Boden aufzusammeln, während er fortfuhr: „Ich arbeite gerne nachts, weil mir mittags die Sonne viel zu hell ist. Deswegen trage ich draußen auch gerne Sonnenbrillen. Was ist mit dir?“ Nun sah er Hyde wieder an.
 

„Oh... Ich weiß nicht... Wenn ich... mit jemandem rede, sehe ich ihm gerne ins Gesicht. Daher... telefoniere ich auch nicht gerne. Und ich... tauche lieber viel zu früh irgendwo auf, als zu spät zu sein...“ Abermals zuckte er hilflos mit den Schultern.
 

Gackt hingegen grinste zufrieden. An diesem Tag hatte er wahrscheinlich mehr von Hyde erfahren, als an allen bisherigen Tagen zusammen.



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