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Haunting Past

von

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Incredulity (Sasuke)

Es dauerte einige Sekunden, bis diese Worte in Kakashis Verstand ankamen. Es war Sasuke also ernst. Er wollte ihn töten. Etwas überrascht war der Jonin deswegen schon. Er hätte einfach nicht vermutet, dass der Nukenin, der einst sein Schüler gewesen war, einen derartigen Groll gegen ihn hegte, dass er den risikoreichen Ausflug in Konohagakure hinein wagte nur um ihn zu töten. Viel einfacher wäre es gewesen, außerhalb des Dorfes auf ihn zu warten und ihn dort zu attackieren. So oder so müsste Sasuke damit rechnen, dass der Weißhaarige Verstärkung bekam. Dieses Risiko musste dem Schwarzhaarigen bekannt sein. Kakashi verengte die Augen und nahm eine leicht geduckte Haltung ein. Zwar wollte er nicht wirklich gegen den Uchiha-Spross kämpfen, doch wenn dieser es drauf anlegte, blieb ihm keine Wahl. Nichts wäre fataler als den jungen Mann zu unterschätzen. Er hatte in den letzten Jahren sicher viel gelernt und war zu einem starken Shinobi herangereift.
 

Sasuke konnte förmlich sehen, welchen Schluss der Ältere aus seinen Worten zog. Einen falschen Schluss. Damit hatte der junge Uchiha gerechnet. Jeder an Stelle des weißhaarigen Jonin hätte wohl den gleichen falschen Schluss gezogen. Er konnte es Kakashi nicht verübeln. Ein leichtes Lächeln fand den Weg auf Sasukes Lippen und er leckte sich nervös über selbige. Jetzt kam wohl der schwierige Teil: Die Wahrheit. „Ich suche nicht den Kampf, Kakashi-san“ Der Jonin wirkte nicht wirklich überzeugt, seine Haltung blieb angespannt und aufmerksam. Sasuke wandte sich herum. Zwar war er selbst nicht gerade entspannt, doch immerhin nicht kampfbereit wie die des Weißhaarigen. Sasuke hatte absolut keine Ahnung, wie Kakashi auf das reagieren würde, was er hier heute vorhatte.
 

So oft er es sich auch vorgestellt und erträumt hatte, jedes Mal war die Reaktion anders ausgefallen. In den schönsten Träumen hatte der Mann mit dem silberweißem Haar zugegeben, dass er ihn ebenfalls begehrte, dass dieses Verlangen nicht einseitig war, dass sie beide sich zu einander hingezogen fühlten. In diesen Träumen hatte er die Maske vom Gesicht seines ehemaligen Lehrers hinab gerissen, hatte seine Lippen auf die des Älteren gelegt und eines hatte zum anderen geführt.

Doch in seinen Alpträumen, die stets nicht verfehlten, ihm seine Ängste und Unsicherheiten vor Augen zu führen, war der Jonin vor ihm zurückgewichen, hatte sich angewidert und abgestoßen gezeigt, hatte womöglich über ihn gelacht und die Gefühle des Nukenin verspottet.

Realistisch betrachtet würde vermutlich keines von beidem geschehen. Realistisch betrachtet würde vermutlich keines von beidem geschehen. Kakashi war nicht der Typ, der sich über die Gefühle anderer lustig machte, das entsprach einfach nicht seinem Wesen. Auch, dass sich Kakashi ihm einfach an den Hals warf, war eine absurde Vorstellung, die Sasuke bereits als Unfug abgehakt hatte, auch wenn es ihm nicht gefiel, das zu tun.
 

Nervosität hatte den Weg durch seine Blutbahnen gefunden. Die Ruhe, die ihn sonst immer beherrschte, war verflogen und so blieb Sasuke nur, sich darum zu bemühen, es sich nicht ansehen zu lassen. Sasuke leckte sich erneut über die Lippen, die ihm seltsam rau und spröde vorkamen. Der Ältere hatte seine Körperhaltung nicht verändert. Noch immer machte es den Eindruck, als würde der weißhaarige Jonin jeden Augenblick angreifen. Langsam näherte sich Sasuke dem Mann mit dem silberweißen Haar, der nicht einen Millimeter zurückwich, genau wie es der Nukenin erwartet hatte. Jeder Schritt zurück wäre einer akzeptierten Unterlegenheit gleichgekommen und die würde sich ein Shinobi wie Kakashi Hatake nicht erlauben, keinesfalls. Soweit lief alles wie geplant. Sasuke hielt erst inne, als er so nahe vor dem weißhaarigen Ninja stand, dass er die hellen Wimpern um die dunklen Augen seines ehemaligen Lehrers erkennen konnte. Wenn er noch näher heranträte würde der Jonin sicher zurückweichen. Nicht aus Furcht oder Schwäche, sondern nur weil sich Sasuke damit in dessen Behaglichkeitszone bewegt hätte. Ein solches Eindringen könnte in diesem Augenblick zunichte machen, was der junge Nukenin plante. Man könnte sagen, es war der kritischste Moment seines Planes. Wenn er jetzt einen Fehler machte, könnte der Silberhaarige dies als feindliche Handlung verstehen und einen Angriff starten, um sich und das Dorf zu beschützen. Sasuke wusste genau, dass dies Kakashis oberste Priorität war: Konohagakure.
 

Immer näher kam ihm der junge Mann, dessen schwarzes Haar im leichten Windzug wehte, der durch das Fenster hereindrang. Ganz im Widerspruch zu der Tatsache, dass Sasuke ein Nukenin und obendrein ein Eindringling im Dorf und seinem Heim war, machte der junge Mann vor ihm absolut keine Anstalten, ihn anzugreifen – allerdings auch nicht, ein klärendes Gespräch zu beginnen. Diese paradoxe Mischung verwirrte den erfahrenen Jonin mehr als er bereit war, sich einzugestehen. Ihm war absolut schleierhaft, was der Nukenin plante, der nun nur einen Schritt vor ihm zum Stehen kam. Er bräuchte lediglich die Hand ausstrecken und er könnte ihm auf die Schulter klopfen, so nahe standen sie aneinander – sehr zum Unbehagen des Kopierninjas, denn es bedeutete auch, dass sie nahe genug aneinander standen, um einen physischen Angriff auszuführen. Für einige, schier endlose Sekunden standen sie einfach stumm voreinander und sprachen kein Wort. Erst dann hob Sasuke langsam die Hand, keineswegs drohend, und legte sie an die Wange des weißhaarigen Shinobi oder vielmehr: an dessen Maske, die die linke Gesichtshälfte verdeckte. Der Jonin verengte die Augen, als der Nukenin langsam den Rand der Maske ertastete, der unter seinem Stirnband lag. Hatte es Sasuke etwa auf sein Sharingan-Auge abgesehen? Gut möglich, war es doch eine Gabe seines Clanes. Das Kekkei Genkai der Uchihas.
 

Wie ähnlich er Obito doch sah. Eindeutiger hätte die Verwandtschaft wirklich nicht sein können und doch waren sie so verschieden, selbst auf den ersten Blick. Nie hatte sein Freund diesen kühlen Blick gehabt. Nein, ganz anders als Sasuke war Obito eine Frohnatur gewesen, sorglos und freundlich, während der junge Uchiha vor ihm schon in jungen Jahren durch den Verlust seiner Familie geprägt wurde und stets eine ernste Miene zur Schau getragen hatte. Nicht zum ersten Mal fragte sich der weißhaarige Jonin, was wohl aus seinem Schüler geworden wäre, wenn er diesen Verlust nicht hätte erleiden müssen. Wäre er ein fröhliches Naturell? Kakashi vermochte es nicht zu sagen. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Es änderte wohl nichts, denn was geschehen war, war nun einmal geschehen. Ein leises Seufzen kam über seine Lippen.
 

„Ich möchte auch nicht gegen dich kämpfen, Sasuke“, erwiderte Kakashi schließlich, auch wenn er nicht ernsthaft glaubte, dass eine Auseinandersetzung vermieden werden könnte, selbst wenn der Nukenin die Wahrheit sagte und nicht kämpfen wollte. Vermutlich reichte allein der Grund seines Hierseins, um einen Kampf zu provozieren, sobald der junge Mann nicht bekam, weshalb er nach Konoha kam.

Es kam nicht überraschend für Kakashi, dass Sasuke die Maske nun langsam herunterzog, verbarg sich doch hinter ihr auch das Sharingan-Auge für das er so bekannt war. Er hielt es jedoch geschlossen wie die meiste Zeit unter der Maske. Sasuke zog die Maske bis unter sein Kinn und war damit, absurderweise kam Kakashi dieser Gedanke gerade, der erste seiner Schüler, der sein Gesicht sah. Er hatte sich so sehr an diese Maske gewöhnt, dass er sie eigentlich immer trug, selbst im Schlaf oder im öffentlichen Bad. Diese Marotte hatte ihm schon viele schiefe Blicke beschert doch im Laufe der Jahre hatten sich die Menschen um ihn herum daran gewöhnt und irgendwann kannte ihn einfach gar keiner mehr ohne diese Maske, die er immerhin schon eine ganze Weile trug. Und wie sich herausstellte, ließ sich darunter sowohl sein geschenktes Auge als auch die darüber verlaufende Narbe hervorragend darunter verstecken.
 

Er riss sich aus seinen Gedanken und rief sich zur Ordnung. Das war nun wirklich nicht der richtige Moment sich über solche Dinge den Kopf zu zerbrechen. Dazu hatte er zu einem anderen Zeitpunkt immer noch genug Zeit, vorausgesetzt, er überlebte die mögliche Auseinandersetzung, wovon er allerdings ausging – schon allein, weil er viel mögliche Verstärkung im Umkreis hatte.

„So sehen Sie also aus.“ Sasuke betrachtete das Gesicht des weißhaarigen Jonin eindringlich. Sie hatten sich damals abstruse Möglichkeiten ausgemalt, was alles hinter dieser Maske verborgen liegen konnte, doch wie sich herausstellte, gab es da gar nichts zu verbergen. Die Narbe und das Sharingan-Auge kannte er ja bereits. Keine wulstigen Lippen oder Hasenzähne. Ob Naruto und Sakura das auch wussten? Oder war Kakashis Gesicht für die beiden noch immer ein ungelöstes Rätsel? Die Andeutung eines Lächeln bahnte sich ihren Weg auf Sasukes Gesicht. Die Frage, was sich hinter dem dünnen schwarzen Stoff dieser Maske verbarg, hatte ihm auch und vor allem nachdem er Konohagakure verlassen hatte, so manch schlaflose Nacht beschert und er war froh, das Geheimnis endlich gelöst zu haben, ahnte er doch, dass es seinem Geist Ruhe schenken würde.



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