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Warum erwachsen werden

von

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Kapitel 40

Noch immer hallte das Gelächter der Geister in Peters Kopf wider. Obwohl schon einige Zeit vergangen und Hooks Mannschaft ans Ende der Halle gebracht worden war, gefesselt und geknebelt von Geisterhand, hörte Peter das grausame Lachen. Er selbst war an Hook gebunden worden. Rücken an Rücken. Ihre Füße waren ebenso gefesselt und sie saßen auf dem Boden inmitten der Halle. Blackbeard befehligte seine Piraten, die seinen Anweisungen gehorsam folgten. Irgendetwas bereiteten sie vor. Weitere Spiegel waren aufgestellt worden, doch im Gegensatz zu denen an der Decke, brachen sie das Licht nicht. Dennoch huschten die Geister vorsichtig an den Lichtkegeln vorbei. Der pure Kontakt der Strahlen auf ihrer Haut brachte die astralen Gestalten zum brennen. Zwei Mal war Peter Zeuge dessen geworden, als ein Pirat nicht aufmerksam genug war. Peter rätselte noch darüber, weshalb Blackbeard die Spiegel benötigte, wenn das Licht für sie doch tödlich war. Sofern man bei Untoten überhaupt vom Sterben sprechen konnte.
 

„Kannst du deine Fesseln lösen?“, wisperte James ihm zu.

„Nein. Und du?“

„Auch nicht“, meinte Hook, nur um kurz später zu fragen: „Weißt du wirklich nicht, wer Blackbeard ist?“

Peter zögerte. Es widerstrebte ihm, James darauf zu antworten und doch… Selbst wenn dieser Mann erneut zu Hook geworden war, hier und jetzt waren sie Verbündete gegen einen gemeinsamen Feind. „Nein.“ Ein enttäuschtes Seufzen folgte. „Warum?“

Nun war es an Hook zu zaudern. Aber auch er sprach seine Gedanken aus. „Ich wünschte, ich wüsste, wie er gestorben ist. Ob du es warst, der ihm den Dolch ins Herz gestoßen hat.“

„Und wenn es so wäre?“

„Dann wäre ich dir etwas schuldig.“

„Wie bedauerlich, dass ich es nicht weiß. Einen Gefallen von dir hätte ich gerne gehabt.“

„Du bist unverbesserlich“, stöhnte Hook und Peter musste grinsen. So lange Hook sich noch necken ließ, war die Hoffnung nicht verloren.

„Ich glaube dir“, sagte Peter ganz unvermittelt und sprach den Gedanken aus, der ihm auf der Seele lag.

„Ich weiß“, entgegnete James. Seine Stimmte zitterte. „Du hast mehr Vertrauen in mich, als meine Männer.“

„Ich kenne dich eben.“ Damit hatte Peter natürlich recht. Er hatte Hook schon vor ihrem großen Abenteuer gekannt, denn ihre Fehde hatte sie in all den Jahren näher gebracht, als sie beide jemals für möglich gehalten hatten. Ihre neugewonnene Intimität hatte das Band zwischen ihnen noch enger geschnürt, ihre Schicksale noch enger miteinander verknotet.
 

„Diese Dinge“, fragte Peter, „die Blackbeard dir unterstellt – weshalb sind sie so schlimm?“

„Erinnerst du dich noch, als ich von Huren sprach?“, wollte James mit zusammengebissenen Zähnen wissen.

„Ja.“

„Huren verkaufen ihren Körper für Gold oder Gefälligkeiten.“

„Verkaufen?“

„Sie… sie schlafen mit den Männern. Spreizen ihre Beine ebenso, wie du für mich. Nur dass dies zwischen uns etwas anderes war. Du hast nichts von mir verlangt, kein Gold, keine Gefälligkeiten, selbst wenn ich dir in meiner Wut anderes unterstellte. Wir taten es aus Gefühl.“
 

Hooks Worte berührten Peter in seinem Herzen und er lauschte weiter der Stimme, die vor Scham bebte.
 

„Blackbeard suggeriert, dass ich eine Hure bin. Dass ich mein Ansehen an Bord seines Schiffes durch meinen Körper erschlafen habe. Dass ich voller Wollust in sein Bett gekrochen bin. Du kannst es wahrscheinlich nicht begreifen, doch in unserer Welt schwächt es das Ansehen eines Mannes. Macht ihn zu etwas verachtenswertem.“

„Dann verachtest du mich, weil ich mit dir geschlafen habe?“
 

Der Pirat schwieg verblüfft einen Moment und Peter wünschte, er könnte James Gesicht sehen. Könnte sehen, was der Piratenkapitän gerade dachte.

„Nein“, antworte James. Seine Stimme trug nun etwas Sanftes. „Ich verachte dich nicht. Nicht dafür. Du hast mir etwas Besonderes gegeben, als du bei mir lagst.“

„Warum grämst du dich dann, wenn Blackbeard dir dergleichen unterstellt?“

„Weil… Weil er mich damit erniedrigen möchte. Da ist kein Gefühl. Nichts, dass ihn mit mir verbindet außer Verachtung und Hass. Er will, dass ich schwach wirke wie eine Frau und das kann und will ich mir nicht gefallen lassen.“

„Verstehe“, entgegnete Peter, welcher tatsächlich begriff. Beschützerinstinkt wurde in ihm wach. Auch wenn Hook ein Erwachsener war, selbst er hatte eine verletzliche Seite und diese rührte Peter. Was für ein Abenteuer es wäre, diesen Mann zu schützen? Eine Herausforderung wahrlich, sah man, wie gefährlich ein Geisterpirat wie Blackbeard war. Aber es würde Peter eine grimmige Freude sein, Blackbeard die Schmach, die er James antat, abzugelten.
 

Mit neuem Tatendrang suchte er nochmals seine nähere Umgebung ab und dann sah er es. Ungefähr 20 Meter von ihnen entfernt glitzerte etwas auf dem Boden. Die Glasscherbe lag dort. Geisterpiraten gingen an ihr vorbei, streiften sie und brachten sie immer näher an ihn und James heran.

„Kannst du weiter nach rechts rücken?“

„Weshalb?“

„Vertrau mir, ich habe vielleicht die Möglichkeit, uns zu befreien.“

„In Ordnung“, raunte James ihm zu. Erleichtert atmete Peter auf. Für einen Moment glaubte er schon, Hook würde die Zusammenarbeit verweigern.

„Dann bei drei. Eins, zwei, drei.“ Gemeinsam schoben sie sich vor. Sie kamen nur mühsam voran und mussten immer wieder innehalten, um von den Geistern unbemerkt zu bleiben. Doch der pure Fakt, dass das Glasstück ohnehin in ihre Richtung wanderte, erleichterte Peter sein Vorhaben. Die Scherbe lag nach kurzer Zeit nur noch wenige Zentimeter von ihnen entfernt. Peter brauchte lediglich versuchen, mit seinen Füßen danach zu hangeln, als eine Hand die Scherbe hochhob.
 

„Wirklich? Dachtet ihr, es wäre so einfach, euch von den Fesseln zu befreien?“ Blackbeards Hohn traf Peter mit voller Wucht, auch wenn er sich nichts anmerken ließ. Der Pirat ließ die Glasscherbe in der Tasche seines Wamses verschwinden und ging kopfschüttelnd, laut lachend weiter.

„Peter?“

„Ja?“

„War dies dein Plan? Wolltest du unsere Fesseln mit der Glasscherbe zerschneiden?“

„Ja.“
 

Peter brauchte Hooks Spott nicht dazu. Seine Wangen glühten bereits vor Scham, da sein Plan gescheitert war, da konnte er keine weitere Erniedrigung gebrauchen. Er senkte seinen Kopf, unwissend, wie er und James aus dem Schlamassel herauskommen sollten.
 

„Kannst du hier zaubern?“

Überrascht hob Peter den Kopf. „Nur Lebensmittel.“

„Ja, aber erinnere dich. Essen und Getränke kannst du auch in Behältnissen herbei zaubern, oder?“
 

Augenblicklich hellte sich Peters Gesicht auf! Weshalb war er nicht sofort darauf gekommen? Wie töricht er doch gewesen war. Er dankte James für seinen Einfall und wünschte sich einen kleinen, gläsernen Krug mit Wasser, welcher sich zu seiner Seite materialisierte.
 

„Lass ihn mich kaputt machen“, flüsterte James ihm zu.

„Aber wie soll das gehen?“

„Keine Sorge, ich weiß schon, wie“, kam die Antwort und Peter spürte, wie James sein Gewicht verlagerte, da Peter aufgrund seiner Fesseln dieser automatisch folgte.

„Was tust du da?“, wollte er wissen, aber James schwieg und zog nochmals an den Fesseln. Ein Knacken war zu hören, ebenso wie ein unterdrücktes Stöhnen. „Hast du dir weh getan?“

„Schon in Ordnung“, sagte der Kapitän. „Ich habe die Scherbe.“ Die Scherbe wanderte zwischen sie und sie rieben abwechselnd am Seil. Es war sehr, sehr anstrengend. Die festen Fasern gaben nur sehr langsam nach und Peter befürchtete schon, dass sie sich nicht schnell genug befreien konnten, da die Geisterpiraten mit dem Aufstellen der Spiegel fertig waren.
 

„Was, denkst du, haben sie vor?“, fragte Peter, der ein wachsames Auge auf ihren Wärter hatte. Die Geisterpiraten hatten zehn Spiegel aufgestellt, welche schräg standen und Schatten auf den Boden malten. Peter bemerkte, dass die Spiegel in einem Kreis zueinanderstanden. Merkwürdigerweise berührten sich ihre Schatten, obwohl dies aufgrund des Lichteinfalls der Höhle eigentlich unmöglich war. Auch hier war Zauberei im Spiel. Ein Blick zur Decke zeigte Peter, dass die oberen Spiegel das Licht so brachen, dass sie ebenfalls einen Kreis bildeten. Einen Kreis, der genau über dem unteren thronte. Aber an der Höhlendecke war noch ein elfter Spiegel, der bislang unbenutzt dort oben hing. Eine Ahnung machte sich in ihm breit, wofür der letzte Spiegel zu gebrauchen war und die Härchen in seinem Nacken stellten sich auf.

„Ich weiß nicht, wie sie ins Leben zurückkehren wollen, aber mir schwant nichts Gutes“, meinte James mit einem Blick auf den Altar, den die Geisterpiraten jetzt auf Geheiß von Blackbeard errichteten. Stein für Stein wurde aufgetürmt, um am Ende eine große Platte darauf zu legen.

„Wie weit bist du?“

„Fast fertig.“

„Hast du auch eine Idee, was wir machen, sobald wir frei sind? Wir können kaum gegen 30 Geister kämpfen, zumal diese uns auch noch töten können, wir sie aber nicht.“

„Als erstes befreie ich deine Männer.“

„Und dann? Die Höhle ist versperrt!“

„Uns wird schon was einfallen.“

„Ich hoffe es, Peter. Früher glaubte ich zwar fest daran, dass einer von uns im Kampf sterben wird, aber nicht, dass wir eines Tages Seite an Seite den Tod finden.“

„James…“ Doch was immer Peter hatte sagen wollen, ging im lauten Ruf Blackbeards unter. Die Geisterpiraten hatten alles für die Zeremonie vorbereitet.
 

Fortsetzung folgt…


Nachwort zu diesem Kapitel:
Meine liebe Smokey Sky meinte, dass der Cliffhänger gemein war. Sorry, an alle Leser. ^^° Vielleicht entschädigt es euch ein klein wenig, wenn ihr erfahrt, dass Kapitel 41 schon fertig ist und im Betaread. ^___~ Über Kommis würde ich mich wie immer freuen. Liebe Grüße eure Amunet Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sky-
2015-08-18T13:12:46+00:00 18.08.2015 15:12
Na endlich beenden die beiden ihren Zickenkrieg und arbeiten konstruktiv zusammen. Irgendwie scheint es immer nur dann zu funktionieren, wenn die Bude am Brennen ist (und das meine ich bei vielen ungleichen Pairings). Ich bin ja mal echt gespannt, wie sie es mit ein paar Geistern aufnehmen wollen. Einfach wird es jedenfalls nicht.
Antwort von:  Amunet
18.08.2015 21:40
Hey ^^

Danke für dein Kommi. <3

Ja, die Irrungen und Wirrungen von Pärchen. XD Bei den Pärchen in meinem Bekanntenkreis fällt mir auch öfters so ein Verhalten auf. Da sind Peter und Hook irgendwie nicht anders. XD

Das nächste Kapitel kommt Freitag oder Samstag je nachdem wie ich dazu komme. ^^


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