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Warum erwachsen werden

von

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Kapitel 5

Es war bereits Dunkel als Hook wieder ins Zimmer kam. Peter kauerte auf dem harten Boden vor dem Bett und war noch halb benommen. Sein Fuß und auch sein Bein schmerzten höllisch, denn obwohl die Piraten so vorsichtig wie möglich gewesen waren und das Leinen seinen Knöchel weitestgehend geschützt hatte, hatten sich die Schläge unnachgiebig in seinen Knochen angefühlt. Trotz Peters Kampf gegen die Schmerzen, hatte er nach dem zweiten Stift kapituliert und ihm mit lauten Schreien Ausdruck verliehen. Daraufhin hatten sie ihm ein dickes Stück Leder in den Mund geschoben, damit er sich nicht versehentlich die Zunge abbiss. Als der vierte und letzte Stift angebracht war, war Peter erschöpft und verschwitzt in sich zusammengefallen. Die Piraten hatten ihre Sachen gepackt und waren ohne ein Wort zu sagen gegangen. Danach gab es nur noch das Warten.
 

Peter hatte lange gewartet, doch außer dass ein Schiffsjunge kam und ihm einen leeren Eimer für seine Notdurft brachte, war er den ganzen Tag alleine gewesen. Ihm war nichts anderes übrig geblieben, als den Geräuschen der Jolly Roger zu lauschen. Alles war ihm so fremd erschienen. Obwohl er die Piraten schon sehr oft beobachtet hatte, kannte er den Tagesablauf auf dem Schiff nur aus der Ferne. Da war ein ständiges Getrampel und Gepolter. Andauernd wurden Befehle gebrüllt, mal von Hook, mal von einem anderen Diensthabenden und zwischendurch sangen die Piraten ab und an ein Lied. Die Texte waren frivol und Peter, der keine Ahnung von der Liebe hatte, verstand ihre Bedeutung nicht.
 

Ermattet und zermürbt von den Schmerzen und der Warterei war er dann irgendwann eingeschlafen und holte so ein bisschen von dem Schlaf nach, den er in der Nacht versäumt hatte. Mit den Händen und Armen über dem Kopf, an Hooks Bettpfosten gefesselt, hatte er mehr schlecht als recht geschlafen und war ständig aufgeschreckt. Doch nun, wo nur sein Fuß in Ketten an dem Pfosten hing, war das Schlafen angenehmer. Auch wenn er sich entschieden hatte, nicht in Hooks Bett zu liegen. Er hätte den Geruch des Piraten keine Sekunde ertragen können.
 

Endlich wand Hook sich ihm zu. Er betrachtete ihn von oben bis unten, mit einem kalten Blick. Peter erwiderte diesen finster.
 

„Steh auf!“, befahl Hook und fast hätte Peter sich geweigert, wenn da nicht der Umstand gewesen wäre, dass dies bedeutet hätte, der Kapitän würde weiterhin auf ihn herabblicken. Eine Unterhaltung in Augenhöhe schien Peter angemessener. Vorsichtig stand er auf. Vor Schmerz bis er sich auf die Lippe, doch er sagte nichts. Die Kette rasselte.
 

„Komm her!“, ein erneuter Befehl.

„Nein“, sagte Peter schlicht.

„So stur? Hast du vergessen, was passiert, wenn du nicht gehorchst?“

„Nein, aber hast du vergessen, wer vor dir steht?“Peters Kinn reckte sich in die Höhe.

Ein süffisantes Grinsen schlich sich auf Hooks Gesichtszüge. „Was ich sehe ist ein arroganter, schmutziger Bengel an einer Kette, der offenbar noch nicht begriffen hat, was es heißt mein Diener zu sein. Hier“, sagte er und hielt mit gutem Abstand einen Becher reinsten Wassers vor Peters Nase, dessen Kehle sich tatsächlich staubtrocken anfühlte. Peter zögerte. Zu genau konnte er sich noch an Hooks Drohung erinnern. Durst, Hunger, Kälte. War dies der erste Part? Wollte ihn der Pirat reinlegen?
 

„Keinen Durst?“, fragte Hook und trank den Becher in wenigen Schlucken leer. Peter bereute augenblicklich, nicht nach dem Trinkbecher gegriffen zu haben. Nun erst, da er das Getränk in Hooks Rachen verschwinden gesehen hatte, nagte der Durst erst richtig an ihm.

„Nun Peter, ich denke, du solltest mir helfen den Kapitänsrock abzulegen.“

„Was, wenn ich es nicht tue? Willst du mich dann langsam dahinsiechen lassen?“, hakte Peter nach, den Kiefer fest aufeinander gepresst.
 

Es gab eine schnelle fließende Bewegung und schon hatte Peter den Säbel von Hook an seiner Kehle. Er musste schlucken, auch wenn ihm das angesichts des scharfen Metalls an seinem Hals schwerfiel. Seine Augen bohrten sich in Hooks, wie eine stumme Aufforderung es zu tun und ihn zu töten.

„Mag sein, dass das mein Begehr ist, Peter, doch sei gewiss, dass ich dir das Warten noch versüßen werde. Meine Klinge sehnt sich nach deinem Blut.“
 

Sie kämpften mit ihren Augen. Duellierten sich ohne auch nur einen Finger zu krümmen und Peter, dessen Bein inzwischen extrem schmerzte und dem wieder einfiel, dass er Hook in seinem eigenen perfiden Spiel schlagen wollte, beugte sich ein weiteres Mal an diesem Tag. Nicht jedoch, ohne tiefen Groll zu empfinden. Hierfür würde Hook büßen müssen. Langsam und vorsichtig schob er mit seinem Handrücken den Säbel von sich weg. Hook ließ es gewähren. Ohne ein Wort zu sagen humpelte Peter auf ihn zu. Die Kette zerrte er hinter sich her. Direkt vor Hook, so nahe, dass sie einander die körperliche Präsenz spürten, blieb Peter für einen Augenblick stehen, schoss wütende Blitze aus seinen Augen, ehe er ihn umrundete. Zu seinem persönlichen Ärger zitterten seine Finger, als er sie auf Hooks Schultern legte.
 

„Leg den Säbel weg, sonst kann ich dich nicht entkleiden“, sagte Peter. Die Stimme war kratzig. Zorn wogte darin ebenso wie die Splitter von seinem Stolz, welcher gerade zerbrochen war.

„Das war eine kluge Entscheidung, Junge“, entgegnete Hook und legte den Säbel ab.

„Wir werden sehen…“ meinte Peter verheißungsvoll. „…wer von uns den Fehler gemacht hat.“
 

Fortsetzung folgt…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sky-
2015-05-04T13:35:53+00:00 04.05.2015 15:35
Armer Peter, er tut mir wirklich leid. Aber zumindest hat er noch genug Kraft, um Hook zu provozieren und ihm zumindest verbal Paroli zu bieten. Na ich bin ja echt gespannt, wie sich das noch entwickelt.


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