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Desperate Love

Eine Tales from the Borderlands FF
von

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Erste Annäherungen

„Mh…“, brummte ich, während mein Kopf schmerzte und ich langsam wieder zu Bewusstsein kam. Das musste heißen, dass ich nicht tot war. Doch wieso? Ich war doch von dem Dach gestürzt – danke Jack! – und danach… daran konnte ich mich nicht erinnern. Ich wurde Ohnmächtig. Ob Rhys mich gerettet hatte? Vielleicht hatte er es noch rechtzeitig geschafft nach meiner Hand zu greifen. Oder war ich doch tot? Argh! Nein. Dann würde mein Kopf nicht so sehr schmerzen.

Vorsichtig rieb ich an meinem Hinterkopf. Keine Wunde oder Beule war zu spüren. Wenigstens etwas. Kurz darauf senkte ich den Kopf und bemerkte, dass etwas auf mir lag. Es war warm und roch so angenehm. Moment. Das war die Weste von Rhys! Sofort stieg mir das komplette Blut in meinen Kopf und begann zu kochen. Mein Gesicht begann zu glühen und schimmerte wahrscheinlich knall rot, während mein Herz wie ein Schnellzug zu rasen begann und gegen meine Brust hämmerte. Schluckend starrte ich auf den Kleidungsfetzen und wunderte mich wo ich eigentlich war. Hinter mir spürte ich etwas Hartes und Steiniges. Schien eine Mauerwand oder so etwas Ähnliches zu sein. War ich in einer Höhle?

Mein Blick wanderte durch die Gegend, wodurch ich ein Feuer erblickte und daneben lagen Vaughn und Rhys. Schlafend. Oh Gott sah er schlafend süß aus. So unschuldig. Wie ein kleiner Junge. Und so friedlich. Wie gerne ich ihm jetzt über das Gesicht gestrichen hätte oder seinen Rücken. Dabei hätte ich dann ein paar Strähnen, die sich gelöst hatten und in sein Gesicht gefallen waren, hinter sein Ohr gestrichen, während ich ihn weiterhin beim Schlafen beobachten würde. Allerdings war ich zu feige, um dies wirklich durchzuziehen, weshalb ich einfach nur zu ihm guckte und mich gegen die harte Wand lehnte. Ein wenig schmerzten die Steine, die sich in den Rücken bohrten, wobei ich mir gut vorstellen konnte, dass es auf dem Boden auch nicht unbedingt angenehmer war. Zum Glück war mal KEIN Sand zu sehen, dafür allerdings ebenfalls überall verstreut vereinzelte Steinchen. Spitz und klein. Sie würden sicher stärker schmerzen, als die großen Steine, die sich mir in den Rücken bohrten. Dazu war der Boden bestimmt kalt, auch wenn es auf Pandora generell recht warm war. Zumindest zurzeit.

Allerdings schien Rhys nicht zu frieren. Im Gegensatz zu mir. Wobei mir seine Weste Wärme spendete, die genügte, damit ich vollkommen am Erfrieren war. Doch dürfte ich sie wirklich behalten? Sie gehörte mir schließlich überhaupt nicht. Aus welchem Grund hatte er sie mir überhaupt übergelegt? Wieso musste er so nett zu mir sein? Mir fiel es immer schwerer zurück nach Hause zu wollen. Seine Nähe machte mich immer schwächer. Wenn das so weiter gehen würde, würde ich mich zu sehr in ihn verlieben und nicht mehr zurück wollen. Das dürfte ich nicht zu lassen. Schließlich brauchte man mich in der realen Welt. Hier gehörte ich doch gar nicht hin. Nicht zu ihm. Nicht zu dieser Wüstengegend. Ich war hierfür nicht geschaffen. Für diese Jagd durch Städte und die Gefahr, die überall ruhte.
 

Seufzend zog ich meine Beine dicht an mich heran und bemerkte etwas. Ich roch FÜRCHTERLICH!

„Urgh… warum stinke ich so?“, flüsterte ich zu mir selber erschrocken und starrte an mir herab. Müll war nicht zu sehen. Zum Glück. In meine Hose gemacht hatte ich auch nicht. Wäre ziemlich peinlich gewesen wenn doch, dann hätte ich mich nämlich am liebsten erschossen!

„Buh“, ertönte die Stimme von Jack neben meinem Ohr, weshalb ich mir schnell die Hände vor den Mund schlug und einen Satz zur Seite machte. Besser gesagt beugte ich mich nach links und starrte erschrocken zu dem Hologramm oder was auch immer er war. Sobald ich registrierte, dass er mich erneut erschreckt hatte, zogen sich meine Augenbrauen tief nach unten und ich starrte ihn erbost an. Er war überhaupt Schuld daran, dass ich vom Dach gestürzt war! Anstatt sich bei mir zu entschuldigen, erschreckte er mich lieber erneut!
 

„Hör auf mich zu erschrecken!“, fauchte ich ihm flüsternd entgegen und lehnte mich wieder gerade gegen die Mauer hinter mir.

„Das würde aber keinen Spaß machen.“

„Spaß? SPASS?!“, schrie ich fast und hielt mir erneut die Hände vor den Mund, als ich bemerkte, wie sich Rhys auf dem Boden umdrehte. Ich wollte ihn auf keinen Fall wecken. Er benötigte den Schlaf. So wie wir alle.
 

Nachdem ich sichergestellt hatte, dass Rhys normal weiter schlief, wandte ich mich wieder an Jack und flüsterte energisch: „Das soll Spaß sein? Ich wäre beinahe drauf gegangen wegen dir!“

„Kann ich doch nichts für, wenn du kleines Ding Angst vor mir hast und zu dumm bist, um zu bemerken, dass sich hinter dir nichts außer Leere befindet. Mir wäre sowas sicher nicht passiert.“

„Du bist ja auch tot…“, brummte ich genervt und erhob mich schließlich. Mir war es wirklich zu blöd noch länger in der Nähe von diesem Trottel zu bleiben. Sollte er doch zum Teufel fahren, dort wo er hingehörte!

„Wie süß. Versuchst du jetzt vor mir wegzulaufen?“

„Falls du es genau wissen möchtest. Nein. Ich brauche lediglich ein wenig frische Luft. Vor allem weil ich nach vergammeltem Fisch rieche und… ich glaube nach Leichen…“, murmelte ich und versuchte den Reiz in meinem Hals zu ignorieren. Vor seinen Augen wollte ich mich nun wirklich nicht übergeben.

„Liegt wahrscheinlich daran, dass du in eine Mülltonne gestürzt bist, Honey.“

„Honey? Wirklich? Du liebst es echt mir Spitznamen zu geben oder? MOMENT! Ich bin in eine Mülltonne gestürzt?“, fragte ich erschrocken so leise wie ich konnte, woraufhin Jack lediglich gelangweilt mit dem Kopf nickte und sich nun gegen die Wand der Höhle lehnte. Danach schloss er die Augen. Moment. Er war doch lediglich ein Hologramm oder so etwas Ähnliches. Verspürte er trotzdem so etwas wie Müdigkeit? Verdammt. Diese Frage ließ mich jetzt nicht locker. Ich hasste es zwar ihn das zu fragen, doch musste ich einfach wissen, ob ich mit meiner Theorie richtig oder nicht. Wenn ja, dann war er viel mehr als lediglich ein Hologramm, welches in Rhys Kopf rumspukte. Doch was war er dann?
 

Seufzend bequemte ich mich erneut neben Handsome Jack und schielte zu ihm.

„Habe ich etwas im Gesicht oder warum starrst du mich so an?“, fragte er schließlich mit geschlossenen Augen. Ok. DAS war unheimlich.

„Uhm… du bist doch eigentlich… naja… tot. Verspürst du trotzdem so etwas wie Müdigkeit?“, fragte ich schließlich gerade heraus, woraufhin er eines seiner Augen öffnete. Schade dass er lediglich Blau schimmerte. Hätte zu gerne gewusst, ob er tatsächlich zwei verschiedene Augenfarben gehabt hatte oder nicht. Zumindest stand das auf einer Wiki Seite. Allerdings konnte man nicht alles glauben, was im Internet stand.
 

„Wieso interessiert dich das, Kiddo?“, fragte er schließlich und riss mich dadurch aus meinen Gedanken. Ich lief sogar rot an, da ich bemerkt hatte, dass ich ihm die ganze Zeit in das eine geöffnete Auge gestarrt hatte. Eines musste man ihm ja lassen. Schlecht aussehen tat er nicht.

„Nur so. Wie gesagt du bist-“

„Du musst es nicht ständig wiederholen“, brummte er leicht genervt und öffnete schließlich beide seiner Augen, bevor er die Arme hinter seinem Kopf verschränkte, wodurch einer kurz durch meinen Körper zischte und mich leicht hochfahren ließ. Als ob eine statische Energie durch mich hindurch gefahren wäre. Oder ein Geist. Mehr war er eigentlich auch nicht. EIGENTLICH!
 

„Aber um dich nicht im Dunkeln tappen zu lassen, was allerdings sicher amüsant wäre bei deinem Erbsenhirn, beantworte ich deine Frage“, begann er arrogant. Wie konnte ein einzelner Mann nur so überheblich und von sich selbst überzeugt sein? Wie sehr ich ihn doch verabscheute! „Ja. Ich werde müde und benötige meinen Schlaf. Zufrieden, Schätzchen?“

„Urgh... Ja. Danke für die ehrliche Antwort. Und hör auf damit“, brummte ich genervt, bevor ich mich wieder erhob und mich in Richtung des Ausgangs bewegte.

„Mh… nö“, hörte ich ihn noch im Hintergrund belustigt von sich geben. Danach verließ ich schließlich die Höhle. Man war das dunkel hier draußen. Es war offensichtlich Nacht. Die Sterne standen am Himmel und auch der Mond war zu sehen, welcher rot schimmerte. Nicht unbedingt ein angenehmes Gefühl unter einem roten Mond zu stehen. Als ob er bluten würde. Brr. Es ließ mir einen Schauer über den Rücken jagen. Rhys Weste hatte ich nun komplett angezogen. Eigentlich unbewusst. Doch jetzt war es auch zu spät sie wieder aufzuziehen. Also behielt ich sie einfach an. Wenigstens froh ich dadurch nicht, während ich den frischen Abendwind durch meine Haare wehen ließ und die Luft einatmete. Wenigstens roch es nicht nach verwestem Fleisch hier draußen.
 

Langsam bewegte ich mich ein wenig von der Höhle weg, welche schon fast einem riesigen Wurm mit geöffnetem Mund ähnelte, und setzte mich auf den Sand. Er war noch warm. Ich wunderte mich wie viele Stunden wohl vergangen waren, seitdem ich ohnmächtig geworden war. Dazu fragte ich mich, wie wir es eigentlich aus der Stadt geschafft hatten, da erblickte ich Loader Bot am Himmel, welcher anscheinend die Gegend bewachte. Anscheinend hatte er uns hier her gebracht. Allerdings sah er ein wenig beschädigt aus. Bestimmt hatte Vasquez ihn erwischt. Seltsam. Warum hat er ihn dann nicht erneut ausgeschaltet mit seiner Universal Fernbedienung? Vielleicht hatte er sie verloren oder einfach vergessen, dass er so etwas überhaupt besessen hatte. Ich hoffte irgendwie Zweites. Wäre lustiger gewesen. Wie gern ich ihn doch fertig gemacht hätte. Wäre Jack nicht gewesen, der mich vom Dach gescheucht hatte. Das würde Rache geben! Wobei ich immer noch herausfinden musste, warum er zuvor so wütend geworden war. Was hatte ich bloß schlimmes gesagt? Dass er verrückt ist, weiß er. Vielleicht weil ich seine Frau erwähnt hatte. Ach was! Das war albern. Als ob dieser Kerl tatsächlich irgendwelche Gefühle für jemanden hegen konnte. Wahrscheinlich hatte er sie nie wirklich geliebt. Genauso wenig wie seine Tochter.

„So ein Arsch…“, brummte ich und seufzte kurz, während ich den Kopf langsam auf meine rechte Hand legte, wessen Arm auf meinem Knie ruhte. Mein Blick fiel erneut auf den Himmel und mir kam das Gesicht von meinem Vater in den Kopf. Väter waren schon seltsam. Doch meiner war ein Held. Zumindest für mich und meine Mutter. Wie sehr ich ihn vermisste, konnte wahrscheinlich niemand wirklich nachvollziehen. Er hatte mir das Leben gerettet. So häufig, dass ich gar nicht mehr mitzählen konnte. Denn ich wurde als Kind ziemlich gehänselt, wenn nicht sogar schon gemobbt. Und das nur dank meiner Augen. Ich trage nämlich Kontaktlinsen.

Moment… Kontaklinsen!

Schnell bewegte ich einen meiner Zeigefinger in Richtung meiner Augen und versuchte vorsichtig an meinen Augapfel zu fassen. Nichts. Da war rein gar nichts! Oh shit! Ich wurde panisch. Das durfte nicht geschehen. Ich wollte nicht, dass nur irgendeiner von den anderen mein Geheimnis verraten würde. Mir war das unangenehm und ich hatte Angst vor ihren Reaktionen. So häufig wurde ich als Monster, kaltes Biest oder Hexe bezeichnet. Nie wieder wollte ich das erleben. Wo waren sie bloß hin? Hatte ich sie etwa beim Sturz in die Mülltonne verloren? Dann würde ich sie nämlich nie wiedersehen. VERDAMMT!
 

Verzweifelt zog ich meine Knie an mich heran und schmiss den Kopf auf diese. Seufzend saß ich da, bevor ich beschloss kurz aufzustehen und zu einem Fluss zu gehen, welchen ich in der Nähe hören konnte. Gott hatte ich Durst, doch wusste ich nicht ob das Wasser rein war. Somit würde ich mich hüten es zu berühren. Stattdessen zog ich mein Handy aus meiner Rocktasche und schaltete die Taschenlampe an, welche darin integriert war. Danach leuchtete ich den Fluss und betrachtete mein Spiegelbild. Meine Lippe hatte an einer Stelle einen kleinen Schnitt. Wahrscheinlich dank dem Sturz. Hoffentlich hatte es nicht stark geblutet. Und dann sah ich sie. Diese glühenden, blau schimmernden Augen. Eisig wie Schnee funkelten sie das Wasser an. Sie hatten schon fast Ähnlichkeit mit den Augen eines Huskys, weshalb viele glaubten, dass sie nicht von dieser Welt sein könnten. Dabei waren Eisblaue Augen gar nicht so selten. Oder? Doch dank meiner dazu recht blassen Haut glaubten wahrscheinlich alle, dass ich tatsächlich eine Art Monster sei oder noch schlimmer, ein Wesen aus der Unterwelt. Wie sehr ich diese Augen hasste. Dazu noch so groß. Als ob sie einem in die Seele starren konnten.

„Super… Monster Rose ist wieder da…“, flüsterte ich zu mir selber, bevor ich das Handy erneut wegpackte und mich zurück zu der Stelle bewegte, wo ich bis vor paar Minuten gesessen hatte. Ein gutes hatten meine Augen. Wenigstens waren sie nicht rot! Dann wäre ich sofort als Dämon abgestempelt worden. Oder als Vampir. Dazu besaß ich schön spitze Zähne. Toll nicht wahr?
 

Um ein bisschen runter kommen zu können, nahm ich mein Handy erneut zur Hand und schaltete meinen Musik Player an. Ich benötigte das gerade einfach. Durch Musik konnte ich entspannen, und da keiner da war um mich zu belauschen, konnte ich sogar in Ruhe mitsingen. Ich wollte nicht vor Anderen singen, da ich davon überzeugt war, dass ich nicht singen konnte. Mir war es so peinlich, wenn Rika mich ständig aufforderte für sie zu singen. Ganz gleich was sie sagte, ich glaubte ihr nicht. Sie war schließlich meine beste Freundin. Natürlich würde sie sagen, dass ich gut singen könnte, selbst wenn es gelogen war. Denn sowas taten Freunde füreinander. Oder?
 

Schließlich begann das erste Lied zu spielen und ich erhob mich erneut, damit ich besser mitsingen konnte. Das Lied floss sofort in meinen Körper und ich steckte alle meine Emotionen hinein. Dann schloss ich meine Augen und ließ mich einfach fallen. Abgetaucht in der Musik. Alles um mich herum nicht bemerkend. Einfach in meiner Welt ruhend. Ich fühlte mich plötzlich so befreit, während meine Stimme Worte in einen musikalischen Rhythmus formten.
 

Rhys:

~Conversations with my 13 year old self~

„Mh… Hm?“, machte ich, als ich aus meinem Schlaf gerissen wurde, da ich eine Stimme vernahm. Was war das für eine Musik und woher kam sie? Kurz gähnte ich laut und streckte mich daraufhin. Auf diesem harten Boden schlief man nicht unbedingt bequem. Allerdings besser als gar nicht zu schlafen. Und diesen Schlaf benötigten wir nach dem ganzen Stress und der Hetzjagd. Ich war immer noch müde, doch bevor ich weiter schlafen würde, wollte ich herausfinden wo diese Stimme herkam. Dabei fiel mir auf, dass Rose verschwunden war. Sofort riss ich erschrocken die Augen auf. Sie war doch nicht gefressen worden oder? Oder noch schlimmer, Vasquez oder sonst wer hätte sie gefunden und entführt. Wobei… wieso sollte er das machen? Er kannte sie nicht und hatte sie bisher lediglich einmal gesehen. Nun gut. Wirklich kennen tat ich sie auch nicht. Ich wusste wie sie hieß und dass sie anscheinend ihren Vater verloren hatte, dazu schien sie sehr einfühlsam zu sein und war nicht unbedingt dumm. Doch das war so ziemlich alles. Somit konnte ich schlecht behaupten sie zu kennen.
 

Moment… noch eine Person war verschwunden. Wo war schon wieder Handsome Jack hin? So sehr er mich auch langsam nervte, er war zwischendurch echt hilfreich. Wenn er denn mal wollte und nicht gerade dabei war, jemanden von einem Dach zu erschrecken. Bevor ich ihm dazu ein paar Takte sagen konnte, war er einfach verschwunden. Wahrscheinlich zurück in meinen Kopf. Urgh… Wieso musste er ausgerechnet in MEINEM sein? Und-

„Buh.“

„Wah!“, kreischte ich erschrocken und blickte wie erstarrt zu Jack, welcher einfach neben mir aufgetaucht war. Konnte der Typ das mal lassen? Ständig musste er mich ärgern oder erschrecken. Das nervte. Dazu war jetzt bestimmt auch Vaughn war. Schnell wandte mein Blick zu meinem besten Freund. Nope. Der schlief immer noch wie ein Stein. Wow. Wahrscheinlich könnte sogar eine Bombe hier einschlagen und er würde weiterschlafen. Dafür hatte Vaughn meinen Respekt. Solch einen festen Schlaf hätte ich auch gerne manchmal gehabt. Allerdings hoffte ich, dass ich nicht genauso laut schnarchen würde wie er. War ja unerträglich.
 

„Jo, Kiddo. Hörst du mir überhaupt zu?“, fragte Jack und riss mich aus meinen Gedanken. Er hatte die ganze Zeit mit mir geredet. Anscheinend. War mir irgendwie entgangen. Kaum zu glauben, dass ich jemals Handsome Jack ignorieren würde.

„Öhm nein… e-entschuldige. Was hast du gesagt?“, entschuldigte ich mich schnell, da ich ihn ungern verärgern wollte. Er war zwar lediglich ein Hologramm oder so, trotzdem konnte er ziemlich furchterregend werden, wenn er wütend war. Dazu schien er zwischendurch die Kontrolle über meinen Arm bekommen zu können, oder auch meinen gesamten Körper. Doch das nur, wenn ich es ihm erlaubte! Brr. Ich wollte gar nicht darüber nachdenken, was er alles anstellen würde, wenn er ohne meinen Willen meinen Körper kontrollieren könnte. Hoffentlich geschah das NIEMALS.

„Wenigstens kam sofort eine Entschuldigung. Trotzdem bin ich nicht ganz so erfreut, Cupcake. MICH zu ignorieren ist, lass mich nicht lügen, ziemlich dumm. Schließlich bin ich nicht häufig nett. Doch heute habe ich, zu deinem Glück, meinen guten Tag. Mh… aber was hatte ich nochmal gesagt? Hach ich kann mich einfach nicht erinnern! Lass mich nachdenken…“

„Hach… Wenn ich ganz lieb bitte sage, wiederholst du es dann?“, fragte ich nach einem langen Seufzer. Manchmal raubte er mir wirklich den letzten Nerv.

„Vielleicht.“

„Bitte?“, fragte ich mal, als es zu sagen. Und das auch ziemlich widerwillig.

„Sollte das überzeugend sein? Streng dich an, Kiddo!“, beschwerte er sich, weshalb ich innerlich die Augen verdrehte und erneut seufzte.

„Bitte, Jack, verrate mir was du gesagt hast. Ganz lieb BITTE! Zufrieden?“, fragte ich ein wenig genervt. Kurz darauf fasste er sich an sein Kinn, als ob er überlegen würde. Sein ernst? Was sollte ich denn noch machen? Auf Knien flehen?!

„Na gut. Deine kleine Freundin ist draußen. Hielt es wohl nicht mehr in meiner Nähe aus. Sie weiß, dass ich über ihrer Liga bin.“

„Ja… bestimmt war das der Grund und nicht, weil du sie vom Dach gejagt hast“, meinte ich brummend, bevor ich mich erhob und lieber schnell die Höhle verließ, bevor Jack seine Wut an mir auslassen konnte. Sein Blick sprach nämlich tausend Worte. Ich sollte wenig direkt zu ihm sein. Er machte mir immer noch Angst.
 

Draußen angekommen war die Stimme lauter zu hören. Sie war so klar und voller Emotionen. Ich hatte das Gefühl einen Engel hören zu können. Doch was ich dann sah ließ mein Herz kurz höher schlagen. Rose stand dort. Die Hände gefaltet vor ihrer Brust und ihre goldenen Haaren im Licht der Sterne schimmernd im Wind wehend. Dazu sah ich wie sich ihr Mund bewegte und bemerkte, dass sie gerade dabei war zu singen. Das Lied war schön und dann auch so traurig. Als ob sie sehr gelitten haben muss in ihrer Kindheit. Mit welcher einer Kraft sie sang. Ich war einfach nur noch baff. Mein Herz klopfte wie wild gegen meine Brust und ich konnte nicht anders als wie erstarrt mit geöffnetem Mund da zu stehen und ihr zuzusehen, wie sie sang. Kurz verlor ich mich sogar in ihrer Stimme und musste anmerken, wie schön sie in dem Licht des Mondes war. Nicht nur ihre Stimme ähnelte eines Engels, sondern auch ihr gesamtes Bild. Es fehlten nur noch die Flügel.

„Wow…“, brachte ich lediglich hervor, bevor ich schnell meinen Kopf schüttelte und mich fragte, was ich hier gerade eigentlich trieb. Hatte ich das alles tatsächlich gedacht? Ich kannte sie so gut wie gar nicht. Warum klopfte mein Herz dann so stark? Etwa nur weil ich sie da stehen sah? Das war doch lächerlich! Klar war ich von ihrem Körper angetan aber das war alles. Wobei ich dabei irgendwie an mir zweifelte. War das wirklich alles?
 

„Kaum zu glauben, dass ich das sage aber die Kleine hat Talent.“

„Woah! Könntest du aufhören dich ständig anzuschleichen?!“, fragte ich Jack energisch, allerdings versuchte ich dabei, so gut es ging, zu flüstern.

„Nö. Außerdem schleiche ich mich nicht an. Ich gehe ganz normal. Du bist einfach nur taub, Kleiner.“

„Pff klar…“, grummelte ich und verdrehte erneut die Augen. Dieses Mal allerdings sichtbar. Recht hatte er aber. Sie hat Talent. Mein Blick schwankte wieder zu ihr und ich musste kurz Schlucken.
 

Plötzlich wurde es immer dunkler, weshalb mein Blick nach oben wanderte. Wolken zogen sich am Himmel zusammen. Wahrscheinlich würde es bald regnen. Somit sollte sie schnell mit mir rein kommen. Sonst würde sie noch nass werden. Wobei ich schon ein wenig gerne gesehen hätte, wie sie von Regentropfe bestückt aussehen würde. Ok nein! Schnell raus mit solchen Gedanken aus meinen Kopf, sonst würde sich etwas in meiner Hose regen, was lieber still bleiben sollte!

„Haha! Die Kleine scheint Dunkelheit nicht zu mögen! Gut zu wissen“, ertönte Jack, weshalb er mich, zum Glück, aus meinen Gedanken riss. Ich wandte meinen Blick zu Rose, welche stark zu zittern begann. Anscheinend hatte sie ebenfalls die Wolken bemerkt. Doch das musste noch lange nicht bedeuten, dass sie Angst hatte. Vielleicht war ihr einfach nur kalt. Wobei ich zugeben musste, dass es ganz angenehm hier draußen war, dabei hatte sie meine Weste. Plötzlich bemerkte ich aber etwas. Sie schien das Lied geändert zu haben. Es ging anscheinend um den Verlust eines geliebten Menschen. Und dann sah ich es. Sie sackte zu Boden, direkt auf ihre Knie.

„Sie hat keine Angst. Sie weint!“, meinte ich ernst und wie von eine Biene gestochen zögerte ich nicht, sondern ging schnell zu ihr.
 

Neben ihr blieb ich stehen und blickte auf sie herab. Toll gemacht Rhys. Ich war los gelaufen, ohne überhaupt darüber nachzudenken, was ich danach machen sollte. Sollte ich sie in die Arme nehmen oder so? Ich wusste gar nicht wie ich reagieren müsste. Nur sollte sie nicht weinen. Vielleicht einfach ihren Namen sagen. Das war doch ein guter Anfang.

„Rose?“, fragte ich mehr, als sie direkt anzureden. Sehr selbstbewusst…

Daraufhin erhob sie ihren Kopf und blickte zu mir nach oben, direkt in meine Auge. Überrascht riss ich diese auf, als ich sah was mich ein wenig schockierte. Die ganze Zeit hatte sie tiefe, blaue Augen gehabt. Doch jetzt schimmernd diese eisig blau. Ich fand es nicht hässlich. Es hatte mich lediglich überrascht. Ganz im Gegenteil. Ich fand sie wunderschön. Wie sie leuchteten. Auch wenn es mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ, wie es so schien, als ob sie mir direkt in die Seele blicken könnte. Trotzdem war ich fasziniert von diesen Augen. Weshalb ich nicht anders konnte als zu lächeln und mich schließlich neben sie zu setzen. Doch plötzlich wandte sie sich von mir ab. Irritiert blickte ich zu ihr. Was hatte ich jetzt gemacht?

„Schau mich nicht an! Bitte…“, schluchzte sie und hielt sich schützend eine Hand an die linke Seite ihres Gesichts. Wollte sie etwas verstecken? Doch nicht etwa ihre Augen.

„Wieso denn?“, fragte ich verwirrt.

„Weil… meine Augen… Sie sind schrecklich!“, meinte sie zu meiner Überraschung. Wer hatte ihr das denn eingeredet?! Derjenige gehörte verprügelt.

„Machst du Witze?“, begann ich und ergriff ihre Hand, welche ich danach zur Seite schob, damit ich ihr Gesicht mit meinem Roboterarm greifen und wieder in meine Richtung ziehen konnte. „Ich finde sie wunderschön“, sagte ich ehrlich, woraufhin sich ihre Augen weiteten und sich nicht anders konnte als mich ungläubig anzusehen.

„M-meinst du das ernst?“, fragte sie zögernd und schielte schnell zur Seite. Anscheinend versuchte sie meinen Blicken auszuweichen. Irgendwie süß.

„Ja. Ich meine das ernst. Ich habe noch nie solche Augen gesehen. Sie sind wirklich wunderschön und so faszinierend.“

„Danke Rhys…“, murmelte sie und versuchte sachte zu lächeln. Wenigstens lächelte sie wieder. Allerdings wollte ich wissen, wieso sie überhaupt angefangen hatte zu weinen. Im Hintergrund lief immer noch Musik, welche anscheinend von ihrem Handy ausging. Sie hatte ziemlich viele Liebeslieder darauf, so wie es sich anhörte. Ein wenig unangenehm, so wie wir jetzt saßen. Somit nahm ich schnell meine Hände weg und rutschte ein wenig peinlich berührt von ihr weg. Danach kratzte ich mich verlegen am Hinterkopf. Ich bemerkte, dass sie sich den Arm rieb, während sie verlegen zur Seite blickte.
 

„Hrm… Was ich eigentlich fragen wollte. Warum hast du geweint?“, fragte ich schließlich gerade heraus, woraufhin sich ihr Blick sofort wieder trübte und sie ihre Knie an ihren Körper dicht heran zog. Danach legte sie das Kinn darauf und umschloss ihre Beine mit den Armen, bevor sie seufzte. Anscheinend fiel es ihr schwer darüber zu reden. Hätte ich besser nie gefragt.

„Ich… musste an meinen Vater denken… Ich habe ein Lied gehört und es erinnerte mich an ihn. Ich vermisse ihn sehr. Anscheinend bin ich immer noch nicht über seinen Tod hinweg…“, erzählte sie mir ehrlich. Ich bereute es wirklich sie gefragt zu haben, da ihr schon wieder Tränen in die Augen schossen. Sofort rutschte ich erneut näher an sie heran, dabei ignorierte ich die Tatsache, dass mal wieder ein Liebeslied lief. Langsam und vorsichtig legte ich meinen Roboterarm um sie, um sicher zu gehen, dass sie es zuließ. Was sie auch tat. Rose lehnte sich sogar sachte gegen meine Schulter. Wie nah sie mir doch war. Wäre der Müllgestank nicht gewesen, hätte sie sicher besser gerochen als jetzt. Wobei ich einen gewissen Rosenduft ihren Haaren entnehmen konnte. Passend zu ihrem Namen. Mein Blick wanderte weiter an ihr herunter und landete schließlich bei ihrem Ausschnitt. Ich konnte direkt hinein sehen. Sofort musste ich stark schlucken. Ok nur eine Sekunde! Danach müsste ich wieder weggucken. Nur EINE Sekunde. Gut das war jetzt länger als eine Sekunde, doch ich hatte es geschafft den Blick wieder abzuwenden. Rechtzeitig. Sonst hätte sich tatsächlich etwas geregt. Danach wäre ich als Perversling abgestempelt worden und hätte nie wieder ein Wort mit ihr reden können. Nein danke! Lieber sollte ich mich darauf konzentrieren was sie gesagt hatte! Ich sollte mich auf ihre Worte konzentrieren. Auch wenn ich gerne noch einmal hingeguckt hätte. Sie hatte wirklich schöne Brüste.
 

„Falls ich fragen darf. Was ist mit deinem Vater geschehen?“, fragte ich schließlich. Schnell ablenken. Blöde Triebe.

„Er wurde ermordet…“

„Oh… D-das tut mir leid.“

„Muss es nicht… Es war meine Schuld. Er war immer wie ein Held für mich gewesen. Jemand zu dem man aufblicken konnte. Doch an dem Abend, als er starb… hatten wir uns gestritten. Ich wollte unbedingt mit seinem Auto zu meiner Freundin fahren, da sie eine Party machen wollte und ich dachte es sei cooler in einem Auto anzukommen, anstatt mit dem blöden Bus oder zu Fuß. Da ich aber keinen Führerschein habe, hat er es mir verboten und schließlich Hausarrest erteilt. Natürlich war mir das egal und ich bin aus dem Fenster geflüchtet. Er hat es nicht bemerkt. Bis ich ihn angerufen hatte. Es war mitten in der Nacht und es regnete. Dazu musste ich durch einen Wald, um zu Rika zu gelangen. Und es kam, wie es kommen musste. Ich verlief mich. Passend dazu hatte ich sowieso schon Angst vor Wäldern, seitdem mal ein Mörder dort frei rumgelaufen war und Mädchen in meinem Alter vergewaltigt und dann getötet hatte. Tja total verheult rief ich schließlich meinen Vater an, doch bevor ich ihm genau sagen konnte wo ich war, brach die Verbindung ab. Mein Empfang war weg. Naja und so suchte er mich…“, erzählte sie. Ich hörte ihr genau zu. Doch ich verstand nicht, wieso sie sich nun an dem Tod ihres Vaters die Schuld gab. Schließlich hatte sie so gehandelt, wie viele Teenager. Zumindest glaubte ich das.

„Was geschah dann? Lief da erneut ein Mörder rum?“, fragte ich, doch sie schüttelte sachte den Kopf und ich bemerkte, wie sie mit den Tränen kämpfen musste. Hätte ich besser nie nachgehakt!

„Nein… Zumindest nicht im Wald. Mein Vater war Polizist. Doch nahm er sich eine Pause. Naja… den Typen, die er ins Gefängnis gebracht hatte, war das ziemlich egal. Ich hörte den Wagen am Waldrand halten und stürmte sofort hin. Doch dann PENG. Ein früher Verbrecher wollte anscheinend Rache und hatte meinen Vater kaltblütig erschossen. Als ich ankam war er schon tot. Die Kugel ging mitten durchs Herz… Wäre ich nicht weggelaufen, dann hätte dieser Mann ihn niemals auf der Straße gefunden und ihn erschossen. Dann würde… dann würde mein Vater immer noch…“, sie schaffte es nicht den Satz zu beenden. Davor fing sie schon an zu schluchzen und schließlich konnte sie die Tränen nicht mehr zurück halten. Verzweifelt begann sie zu weinen. Aber es war nicht ihre Schuld. Wahrscheinlich hätte sich der Typ so oder so an ihrem Vater gerächt. Früher oder später hätte er ihn sowieso gefunden. Da bin ich mir sicher. Und dann hätte er vielleicht auch noch sie getötet. Das wäre doch noch viel schlimmer gewesen.
 

„Woah!“, machte ich erschrocken, als sie sich plötzlich in mein Oberteil krallte und wie verrückt heulte. Meine Arme schwebten in der Luft und ich wusste nicht, ob ich nun diese um sie legen sollte oder nicht. Allerdings tat sie mir leid. Sie hatte so viel durchgemacht. Somit legte ich zögerlich meine Arme um sie und zog sie ein bisschen näher an mich heran. Toll und jetzt? Was sollte ich sagen?

„Mh… hey… dich trifft trotzdem keine Schuld. Hinterher hätte dieser Typ euch in eurem zu Hause aufgesucht und nicht nur deinen Vater getötet. Wäre das nicht viel schlimmer gewesen? Außerdem kannst du nicht wissen, ob dein Vater nicht so oder so los gefahren wäre. Vielleicht um irgendetwas zu holen oder dich zu der Party zu bringen. Verstehst du?“, meinte ich. Ich hoffte das würde sie beruhigen. Auch wenn ich einfach irgendetwas vor mich hinsagte. Was war bloß los mit mir? So durcheinander im Kopf war ich sonst nie. War es ihre Schuld?

„Rhys…“, brachte sie lediglich unter ihren Schluchzen hervor, woraufhin ich sachte ihren Rücken zu streicheln begann. Ob das helfen würde?

Und so saßen wir da. Gefühlte Stunden lag sie einfach nur in meinen Armen und weinte sich bei mir aus. Ob sie wohl mein Herz hören konnte? Es schlug eindeutig lauter als sonst. Wenn das so weiter ging, dann würde ich noch meinen Verstand verlieren. Ihre Nähe tat mir viel zu gut. Was war los mit mir? Oder hatte ich schon längst den Verstand und dazu noch mein Herz, ohne mein Wissen, verloren?


Nachwort zu diesem Kapitel:
Die Lieder die Rose gesungen hatte:
Conversations with my 13 year old self
Das Lied bezieht sich vor allem auf die Zeit nach dem Tod ihres Vaters. Wie zerbrochen sie war und dass sie danach viel zu schnell erwachsen werden musste, da ihre Mutter komplett an dem Tod zerbrach und gar nichts mehr machen konnte. Somit versuchte sie stark zu sein und weinte nur in der Nacht, wenn sie keiner hören konnte.

Things left unsaid
Es erinnert sie an ihren Vater, da sie ihn in einer Nacht verloren hat und es bereut, dass sie ihm nie wirklich gesagt hat wie sehr sie ihn liebt, ob er ihr Ein und Alles war. Er gab ihr Kraft etc. Doch seit seinem Tod ist sie schwach. Auch wenn sie sich stark gibt. Komplett anzeigen

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