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Dunkler als schwarz

Shinichi x Ran
von

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Kapitel 36: Dreams are my reality

Kapitel 36 – Dreams are my reality
 


 

Irgendwann hatte er es aus dem Coffeeshop nach draußen geschafft.

Eigentlich waren es nur die Kopfschmerzen gewesen, die ihn dazu bewogen hatten, sich jetzt doch auf den Heimweg zu machen – kurz, nachdem McCoy ihn mit seinen Gedanken und Selbstzweifeln allein am Tisch zurückgelassen hatte – und verdammt noch mal, waren das unangenehme Tischgenossen gewesen. Sie hatten sich eingestellt und ihn dazu bewogen, jetzt doch aufzustehen und nach Hause zu fahren, um sich die Wunden zu lecken.
 

Und so stand er nun im Hausflur, hatte sich an die Tür gelehnt, die gerade schwer und dumpf hinter ihm ins Schloss gefallen war, hielt sich die Stirn – ihm war, als könnte er den Schmerz unter seinen Fingerspitzen pulsieren fühlen. Er fragte sich, wie er seinen Wagen hatte sicher durch die Straßen lenken können, bei der Migräne, die ihn gerade heimsuchte. Und er fragte sich, wo die so schnell hergekommen war – andererseits…

Andererseits wunderte es ihn auch wieder nicht, wenn man betrachtete, was er in den letzten Stunden alles hatte bewältigen müssen. Der Fund des dritten Opfers, die Festnahme Bradys, seine Suspendierung… und nicht zuletzt der Streit mit Ran, der ihn deutlich mehr mitnahm, als er es wollte.

Es war das eine, sie nach Hause zu schicken, sie von sich fernhalten zu wollen, weil er tatsächlich eine Gefahr war für sie… etwas anderes war, sie gehen zu sehen, weil sie an ihn nicht mehr glaubte.
 

Er schluckte hart, schloss kurz die Augen.
 

Wie soll man das im Kopf aushalten und dabei nicht den Verstand verlieren, ehrlich… Abgesehen davon, warum jammerst du… schließlich hast du doch jetzt, was du wolltest, Kudô. Sie hat versprochen, sich endlich von dir fernzuhalten. Etwas Gutes hat das doch… oder nicht?
 

Unwirsch rammte er seine Hände in die Taschen seiner Jacke, als seine Fingerspitzen Papier fühlten. Gedankenverloren zog er es heraus, als er sich auf den Weg nach oben machte. Er tastete sich mit den Füßen langsam Stufe für Stufe vorwärts, den kleinen Zettel vor Augen, den er gerade ausgegraben hatte.
 

Es war die Eintrittskarte ins Globe Theatre, die er im Loft gefunden hatte; im Eifer des Gefechts hatte er sie total vergessen. Nachdenklich starrte er auf die Informationen, die das kleine Kärtchen vermittelte; er kam ins Grübeln, ob er sie nicht doch hätte besser zu den Beweisen legen sollen. Allerdings kam dieser Gedanke deutlich zu spät; er war schließlich suspendiert.
 

Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
 

Die Blumen. Aus Sheakespeare’s Hamlet – die gleichen Blumen, die Ophelia im Stück verteilte. Ophelia, die mit jeder Blüte dem Empfänger eine Botschaft überbrachte. Sie alle hatten eine Bedeutung…

Und dann war da noch die Eintrittskarte.

Das konnte einfach kein Zufall mehr sein. Er sollte ins Theater gehen.

Vor allem wohl in diese Vorstellung.
 

Aber hieß das dann, dass Brady ihm bewusst eine Spur gelegt hatte? Oder war auch die Teil von Gins Plan – welcher Natur der auch immer war?
 

Mittlerweile war er vor seiner Wohnungstür angekommen, hatte seinen Schlüssel bereits in der Hand und sperrte er auf.
 

Was auch immer… zuerst muss ich mich hinlegen. Mit diesen Kopfschmerzen kann ja kein Mensch klar denken.
 

Er stemmte die Tür auf, hielt sich an ihr fest als er hineintaumelte und ließ sie hinter sich zufallen, tastete sich an der Wand in der Diele zur Wohnzimmertür und stieß sie auf.
 

Weiter kam er nicht.
 

Er schnappte nach Luft, als sein Gehirn offenbar seinen Schädel zum Bersten brachte, griff sich an den Kopf, wie um sich zu vergewissern, dass er noch intakt war. Leise, scharf kroch ihm die Luft seiner Lungen beim Ausatmen über die Lippen, gepresst, langsam, aber nicht minder qualvoll. Er merkte, wie sich alles um ihn drehte und tastete nach der Wand, um sich festzuhalten.
 

Was ist das nur…?!
 

Er kniff die Augen zusammen, atmete tief ein und aus, versuchte mit allen Mitteln, seinen Organismus zur Vernunft und zum Funktionieren zu bewegen – und ahnte doch, dass sein Kampf ein verlorener war.

Er spürte, wie sich Ohnmacht über ihn legte wie ein schweres, schwarzes Tuch wie diese lichtdichten Vorhänge, die man zur Verdunkelung von Räumen benutzte - und ihn zu Boden zerrte, niederwarf, alles ausblendete, was er mit seinen Sinnen wahrnehmen konnte.
 

Die Welt war leise, schwarz und kalt.
 

Wie sein Körper auf dem Wohnzimmerboden stürzte, sein Kopf dumpf auf dem Parkett aufschlug, merkte er nicht mehr.

Wie sein Ich ins Dunkel stürzte, dafür umso mehr.
 

Kurz fehlte ihm jede Orientierung – dann erkannte er, wo er sich befand und fragte sich, wie er es nicht hatte sofort wissen können.

Er stand am Big Ben, starrte hinauf zur Uhr, die gerade die letzten Töne des so charakteristischen, so typischen Glockenspiels verklingen ließ.

Sie schlug vier Uhr nachmittags.
 

Als der letzte Ton verklungen war, wandte er sich ab, langsam. Wind blies ihm steif und durch keinerlei Hindernis gebremst ins Gesicht – er war völlig allein hier.
 

>Nachmittags mutterseelenallein vor den Houses of Parliament auf der Westminster Bridge?

Was geht hier ab?<
 

Er schluckte, merkte, wie die Unruhe in ihm wuchs.
 

Es war absolut still jetzt – nicht einmal der Wind rauschte oder pfiff.
 

Es war grabesstill.
 

Aufmerksam schaute er um sich, ließ seinen Blick über die Themse schweifen, die Straße hinab zur U-Bahn Station – aus der nicht ein einziger Passagier trat. Alles war seltsam sauber, penibel aufgeräumt, nicht ein Blättchen regte sich, nicht ein Steinchen lag auf dem Gehsteig, kein Kaugummi klebte am Geländer, keine Kippe verunzierte den Asphalt.

Ein Idealzustand, wie man ihn nie antraf… nicht einmal dann, wenn die Stadtreinigung mit ihren Kehrmaschinen hier zum Großreinemachen durchfuhr.
 

Und über allem lag dieser bronzene Schimmer. Nicht das satte, helle Goldgelb der sommerlichen Nachmittagssonne.

Seltsamerweise eher der intensive, schon ins rötliche gehende Glühen, die die Abendsonne zur Erde schickte – und selbst unter diesem Aspekt schien die Atmosphäre noch unnatürlich.

Shinichi blinzelte, seufzte leise.
 

Das hier war surreal… ganz so, als ob jemand die Zeit angehalten hätte.

Sich die Erde entschlossen hätte, sich einfach nicht mehr weiter zu drehen und mit sich auch alles Leben, das auf ihr hauste, in den absoluten Stillstand zu verbannen –

jeden, bis auf ihn selbst.

Und diese Uhr samt ihrer Glocke.
 

Shinichi drehte sich weiter um die eigene Achse, und erschrak.
 

Mit wehendem schokoladenbraunem Haar in einem sommerlich leichten Kleid, mit dessen Saum der Wind spielte, stand sie da und sah ihn an, mit einem Gesichtsausdruck, den er beim besten Willen nicht lesen konnte.
 

>Ran.<
 

Sie war knapp anderthalb Meter von ihm entfernt, praktisch zum Greifen nah. Ihm stockte der Atem.
 

Er hatte keine Ahnung, wie sie hierhergekommen war – gerade eben war sie noch nicht dagewesen, darauf schwor er jeden Eid – und er hatte sie nicht kommen hören. Sie stand auch nur da, sah ihn an, sagte nichts, bewegte sich nicht.

Doch gerade, als er sprechen wollte, als er sich entschuldigen wollte, für all den Mist, den er gebaut hatte, sie um Vergebung bitten wollte, wo er keine Vergebung mehr erwarten durfte, hob sie die Hand – und schnitt ihm das Wort ab, bevor er die erste Silbe hatte äußern können.

Stattdessen trat sie vor, griff ihn an der Hand. Seine Haut prickelte, dort, wo ihre Finger sie berührten und doch spürte er ihren Griff kaum. Sie zog ihn mit sich, stumm, führte ihn über die Straße zu einem der jüngsten Wahrzeichen Londons – zum Giant Wheel.
 

Das London Eye stand wie alles andere in dieser Stadt völlig still. Wie immer hing es gewagt an seiner Konstruktion über der Themse, darauf wartend, in seinen großen, runden Gondeln Fahrgästen eine halbe Stunde lang mit einer einfach atemberaubende Aussicht über die Stadt von Conan Doyle zu beglücken.
 

Shinichi schluckte, schaute sie an. Er sah nur ihren Hinterkopf, ihre Haare wie immer offen und seidig glänzend in diesem seltsamen Licht, glimmend wie flüssige Bronze. Sie trug einen lockeren, leichten Strickpullover über ihrem Kleid, ihre Füße steckten ihn zierlichen Sandalen.

Sie sah wunderschön aus.
 

Erst vor dem Eingang des London Eye blieb sie stehen. Nicht ein Mensch stand Schlange – und auch kein Aufseher oder anderer Mitarbeiter war irgendwo in der Nähe auszumachen. Und so gingen sie ungehindert die Stufen hinauf, geradewegs zur nächsten Gondel, die unten bereits mit geöffneten Türen auf sie zu warten schien.
 

Und hier zögerte er, blieb stehen. Ran drehte sich um, sagte immer noch nichts – sah ihn nur an.
 

„Was wollen wir hier?“

Er schluckte, starrte in den Himmel, nach oben, zu dem Punkt, wo die höchste Gondel hing.
 

Sie lächelte nur. Dann ging sie weiter – und wie ferngesteuert folgte er ihr.
 

Er hatte geahnt, dass sich das Ding in Bewegung setzen würde, sobald sie sich hineinsetzten. Und genauso kam es auch, stellte er zehn Sekunden später fest, als sich die Türen schlossen und sich das Riesenrad langsam, aber stetig in Bewegung setzte.
 

„Ran, was tun wir hier?“
 

Sie sah ihn an. Seine Hand hatte sie losgelassen, als sie neben ihm Platz genommen hatte.
 

„Ich versuche, dir zu helfen. Ich versuche, dir Klarheit zu verschaffen.“

Seine Irritation wuchs.

„Indem wir uns London von oben anschauen?“

„Nein.“
 

Sie lächelte traurig.

„Indem wir zu dem Moment zurückgehen, an dem dein Leben diese folgenschwere Wendung nahm, Shinichi. Zu dem Moment, an dem du dich dazu entschlossen hast, auch wenn es dir damals nicht klar war, unser beider Leben auf immer zu verändern.“
 

Damit hob sie die Hand und deutete nach draußen – und erst jetzt sah er es.

Der Himmel war dunkel geworden, die Sonne war untergegangen – und das, was er vor dem Fenster sah, war auch nicht mehr London.
 

Es war ein buntes Lichtermeer, blinkend und glitzernd in allen Farben. Fahrtwind blies ihm auf einmal ins Gesicht – ohne dass er es gemerkt hatte, war das Glas verschwunden. Budenmusik strömte zu ihnen herauf, das Raunen tausender Leute, Gelächter und Stimmengewirr, Rufe…
 

Er war nicht länger in London.
 

Shinichi merkte, wie sich seine Härchen im Nacken aufstellten.
 

>Wir sind in Tokio.

In einer Gondel des Riesenrads des Tropical Island Rainbow Land…!<
 

Seine Augen huschten über die lärmenden und lachenden Menschenmassen, suchten zwei Gestalten in den unzähligen, ameisenkleinen Gesichtern – und fand sie.
 

Zwei Teenager.
 

Er trug diese grüne Jacke und redete gerade auf eine jüngere Version von Ran ein, die diesen ihm so vertrauten hellblauen Parka mit dem Kunstpelzbesatz an der Kapuze anhalte. Man konnte ihnen zuschauen, wie sie diskutierten – er legte ihr die Hand auf die Schulter, als sie sich über die Augen strich.

Er wusste, warum sie weinte.

Sie weinte um den jungen Mann, der gestorben war, ermordet von seiner Exfreundin, mithilfe einer Klaviersaite in einer Perlenkette.

Sie hatte unter Schock gestanden, ein bisschen zumindest. Ran kannte das Verbrechen, sie hatte ihn oft genug begleitet, und auch durch ihren Vater war sie mit der schrecklichen Seite der Menschen bekannt geworden.

Wie sie immer noch so unabdingbar an das Gute glauben konnte, erstaunte ihn immer wieder.
 

Nun aber weinte sie. Machte ihm Vorwürfe, dass er so locker reagieren konnte.

Und er spielte das alles herunter, er erinnerte sich genau.

>Was denn, nun wein‘ doch nicht mehr…

Ich bin schon an so vielen Tatorten gewesen, da ist so ‘ne kopflose Leiche nix Neues mehr…

Am Besten du vergisst das alles ganz schnell wieder…<
 

Und der krönende Abschluss…
 

>Sowas kommt alle Tage vor!<
 

Er schluckte hart, warf Ran, die neben ihm stand und die Szene unverwandt beobachtete, einen kurzen Blick aus dem Augenwinkel zu.
 

Als er bemerkte, wie sein jüngeres Ich auf einmal zusammenzuckte, sich umwandte, schenkte auch er seine Aufmerksamkeit wieder dem jungen Hornochsen, das er sein früheres Ich nennen durfte.
 

Shinichi wusste, das war der Moment gewesen.

Er hatte Vodka gesehen, wie er sich hinters Riesenrad stahl und war ihm nachgelaufen, ohne einen zweiten Gedanken daran zu verschwenden, ob das wirklich eine so gute Idee war.

Getrieben von seiner Neugier, seinem… detektivischen Ehrgeiz…

Seinem Größenwahn.

Er sah, wie er Ran zuwinkte, wusste noch genau, was er ihr nachgerufen hatte.
 

>Tut mir Leid Ran, aber geh doch schon mal vor, ja? Ich komm gleich nach!<
 

Er war nicht nachgekommen.

Nie wieder.
 

Und dann sah er etwas, das er damals nicht hatte sehen können – und ihm stockte der Atem.
 

Er sah, wie sie ihm nachlaufen wollte und stolperte.

Zurückblieb.
 

Abrupt drehte er sich um, schaute zu ihr – Ran beobachtete die Szene immer noch unbewegt, ihr Gesichtsausdruck ernst. Er wollte etwas sagen, aber sein Mund war wie ausgedörrt, seine Kehle trocken wie der Sandstaub auf den Dünen der Sahara.
 

Und gleichzeitig wurde ihm klar, was hätte passieren können, wäre sie ihm gefolgt.
 

Vielleicht hätte sie ihn aufhalten können.

Vielleicht vor Gin warnen, der sich von hinten angeschlichen hatte, um ihn niederzuschlagen.

Vielleicht jedoch… hätte man sie umgebracht.
 

Langsam wandte er sich wieder ab, sah seinem jüngeren Ich zu, wie er Vodka beobachtete, Fotos machte, und nicht aufpasste. Er sah, was er damals nicht gesehen hatte, weil er zu sehr damit beschäftigt gewesen war, dem Verbrechen auf der Spur zu sein.

Er sah Gin, der sich ihm näherte. Der langsam einen Stock anhob.
 

Shinichi griff sich unwillkürlich an den Kopf und schluckte hart, als würde ihn der Schlag auf den Hinterkopf ein zweites Mal treffen. Shinichi konnte das Dröhnen fast spüren, das in seinem Schädel wiedergehallt hatte, genauso wie den dumpfen, pochenden Schmerz, die Dunkelheit, die ihn gepackt hatten.

Und wenn er das so sah, fragte er sich, wie er mit nichts weiter als einer Beule hatte davonkommen können.
 

>Muss wohl nen ganz anständigen Dickschädel haben…<

Er rieb sich den Hinterkopf, ließ seine Hand dann sinken, hielt sich am Rand der Gondel fest.
 

Als er sah, wie Gin seinen Kopf an den Haaren hochriss, um ihm das Gift zu verabreichen, wollte er sich umdrehen, sich abwenden – und schaffte es nicht. Es war wie beim Beobachten einer Katastrophe – eigentlich zu entsetzlich, um sich den Anblick anzutun, gleichermaßen aber zu faszinierend, um nicht hinzusehen. Er keuchte, fühlte die Schmerzen fast körperlich, es war ihm, als würde er es noch einmal erleben. Mit aufgerissenen Augen starrte er auf den im Gras liegenden Teenager, der seine Finger in die Halme grub, hörte seinen eigenen Schrei in seinen Ohren und hielt es einfach nicht mehr aus.

Er stieß sich ab von der Gondelwand, taumelte nach hinten, rutschte auf der gegenüberliegenden Seite nach unten bis er auf dem Boden saß, presste sich die Handballen gegen die Augen bis er schwarze Kreise tanzen sah.

Und war froh, als sie endlich so weit gesunken waren, bis die Szene hinter dem Kassenhäuschen verschwand. Als sie weiterdrehten und wieder hochfuhren war es wieder hell, die Wände wieder durchsichtig und vollverglast und die ihm so vertraut gewordene Stadt Sherlock Holmes‘ tauchte wieder auf.

Zitternd zog er sich hoch, ließ sich auf die Bank in der Mitte der Gondel sinken. Schweiß stand ihm auf der Stirn, kalt, und er fühlte sich, als wäre er den Marathon gelaufen, so sehr raste sein Herz.
 

„Warum zeigst du mir das…?“

Er sah sie an.

„Du wolltest mir nachlaufen, warum…?“

„Um dich zu beschützen.“
 

Sie schaute ihn an.

„Um dich zurückzuhalten, Dummkopf. Weil ich ahnte… dass du in dein Verderben rennst. Du… hast nicht auf mich gehört. Ich bat dich… nicht zu gehen. Bei mir zu bleiben. Ich hab geweint, Shinichi, ich stand unter Schock, und du liefst deinen Verbrechern hinterher. Ich… ich wollte dich davon abhalten, da hin zu gehen. Ich hatte Angst… damals – und heute wieder.“
 

Sie hob die Hand, berührte seine Wange, sanft. Er schluckte hart, fühlte sich mit einem Mal völlig wehrlos, unfähig zu irgendeiner Gegenrede.
 

„Ich… gehör zu dir. Und immer schickst du mich weg, Shinichi. Wann war das je eine gute Idee? Es war damals keine gute Entscheidung… und wird es wieder nicht sein. Aber du... du glaubst mir nicht. Sieh dir also an, was passiert.“
 

Sie sah ihn an, mit bedauerndem Blick, den er nicht zu deuten wusste.
 

Als er aus dem Golden Eye ausstieg, drehte er sich um, um zu sehen, ob sie ihm folgte – doch sie war nicht mehr da. Shinichi schaute sich um, hektisch – nirgendwo war eine Spur von ihr.

Seine Verwirrung wuchs, als er sich umsah – London war immer noch die gleiche Geisterstadt wie vor ein paar Minuten.

Er trat langsam ans Themseufer, wie von einer unsichtbaren Macht geleitet, schaute über die Brüstung.
 

Der Anblick kostete ihn den Verstand.
 

Unter ihm trieb Ran. Sie sah wunderschön aus – der Stoff des Kleides war Seide, die sich sanft in den Wellen bewegte, sich bauschte, ihre Figur umschmeichelte, sie wie eine Wolke zu tragen schien. Ihre Augen waren geschlossen, ihre Lippen rot wie die von Schneewittchen, sinnlich, ohne aufdringlich zu sein, und um ihre zarten Gesichtszüge wehten ihre Haare im Wasser, wie als ob eine zarte Brise sie bewegen würde.
 

Sie war unfassbar blass.
 

Um sie herum waberte ein Meer von Blumen.
 

Vergissmeinnicht.
 


 

>RAN!<


Nachwort zu diesem Kapitel:
Bitte entschuldigt die Pause. Momentan ist wieder recht viel los - ihr müsst aber keine größere Unterbrechung fürchten, die Geschichte ist in weiten Teilen fertig, und die letzten Lücken schließe ich gerade. Die kommen auch noch nicht in den nächsten Kapiteln.

Auf alle, die auf ein wenig Romantik warten ;) Der Tag ist nahe!!!
Nächstes Kapitel nächste Woche!

Beste Grüße und Danke (!!!!!) an die tapferen Kommentarschreiber. Ehrlich - ich danke euch sehr!

Eure Leira Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  Reshin
2016-12-01T10:34:43+00:00 01.12.2016 11:34
Spannung, Spannung, Spannung! *hibbel* leider kann ich grad nicht weiterlesen, das wurmt mich!! Ich hoffe ich komme am Nachmittag dazu. Ich hoffe, er kommt ins Theater.. und alle puzzleteile fügen sich langsam zusammen.. das wäre schön :)
Hätte auch gern noch eine Hübsche Wildseidenleiche, die nicht Ran ist.. aber ich frage mich, was sie jetzt ohne den Künstler machen?
Von:  Leylis
2016-11-25T13:51:49+00:00 25.11.2016 14:51
Mmmh ich komm einfach nicht davon ab, McCoy und den Kaffee zu verdächtigen... aber naja, allzu negative Folgen hatte es bisher zumindest ja nicht für Shinichi. Dem sollte nun hoffentlich einiges klar geworden sein.

Den Traum/Rückblick fand ich übrigens super inszeniert.
Achja, der Mord mit der Perlenkette... wie alles begann... im Nachhinein... WARUM ZUM HENKER fahren Berufsverbrecher, vor ihrem nächsten Deal Achterbahn? Spaß an der Sache? Zeitvertreib? Nichts besseres zu tun?

Aber gut, diese Unklarheit haben wir Aoyama zu verdanken... und früher ist mir das nicht als dermaßen abstrakt aufgefallen... XD
Von:  Kikili
2016-02-26T22:11:17+00:00 26.02.2016 23:11
Okay, Shinichis Ohnmacht kam jetzt absolut überraschend. Damit habe ich nicht gerechnet. Und das find ich super. Du überraschst uns immer wieder. Die Frage ist: Kommt die Ohnmacht von der Erschöpfung (was absolut verständlich wäre nach all den Ereignissen) oder ist ein Außenstehender dafür zuständig? Ich vermute eher, dass jemand wollte, dass er für eine Zeit lang ins Land der Träume geschickt wird. Nur wer? Spannend spannend…
Aber kommen wir zu Shinichis Traum: Ich finde deinen Rückblick wirklich super gelungen und auch passend. Immerhin war das der Anfang dieser ganzen Geschichte, oder um es mit Rans Worten zu sagen „[Der] dem Moment […], an dem dein Leben diese folgenschwere Wendung nahm, Shinichi.“ Wie wahr… Ich hoffe ja, dass ihm endlich klar wird, dass sein Leben ohne sie kein gutes sein wird. Markiert dieser Traum die Wendung in Shinichis Einstellung?
Dieses Mal freue ich mich besonders auf das neue Kapitel. Deine Ankündigung auf Romantik lässt mein Herz höher schlagen.

Liebe Grüße
Kikili

Von:  Diracdet
2016-02-24T21:46:13+00:00 24.02.2016 22:46
Hallo Leira,
huh, witzig, dass du jetzt einen Liedtitel wählst. Hab vor ein paar Tagen ein Lied mal wieder gehört, welches in verschiedenerlei Hinsicht gruselig gut zu deiner Geschichte passt. Und nein, ich verrate mal nicht, welches. Das heb ich mir noch auf.

Zum besonders kurzen Kapitel.
Was soll ich sagen, außer yes! Yes! YES!!! Und das nicht mal positiv. Dass die Alpträume ihn nicht loslassen war sowieso klar. Kommt davon, wenn man seine Probleme den Tag über nicht klärt. Aber dieser Traum war auch wirklich schön.
Denn ja, es begann eigentlich schon mit der Entscheidung im Tropical Land, sie alleine zu lassen. Das war eine Entscheidung, alleine etwas durchzuziehen, sie nicht in Gefahr zu bringen und damit letztendlich ihnen beiden zu schaden. Aber das wird in seinen Dickschädel nicht reingehen – oder anders, für ihn folgt da raus, nur noch mehr sich alleine einzuigeln. Und dieser unbeteiligte Gesichtsausdruck von Ran passt da zu herrlich. Sie ist eben unbeteiligt, weil sie unwissend gelassen wird. Und das ist eben vollkommen einseitig angelegt: sie soll ihm vertrauen, er will ihr aber kein bisschen vertrauen geben. Und wie sich darin auch zeigt, ich bleibe bei meinen zwei Hauptkritikpunkten an Shinichi:
Zum einen hat die Vergangenheit gezeigt, dass eben nicht er alleine für sich zurecht kommt, Ran aber schon, selbst unter den widrigen Umständen, die er ihr hinterlässt. Das war schon im Manga so, wo er ihr quasi am Rockzipfel hängt, sie jeden Tag sieht, und trotzdem nicht den Weg geht ihr Leben zu erleichtern. Sie hingegen weiß von nichts, sieht ihn kaum, niemals aus eigenem Antrieb und doch bleibt sie so fest im Leben stehen. Und nun noch mehr. Sicher, beide sind vor 5 Jahren mit extremen Missverständnissen auseinander gegangen. Aber es gibt eben einen Unterschied. Für Shinichi endete alles, er war am Point of no return. Es gab kein zurück, keine Antworten, die ihm noch jemand geben konnte und er suchte auch nicht danach. Er konnte ein neues Leben aufbauen, aber ist daran eigentlich kläglich gescheitert. Ran hingegen blieb mit Fragen hängen, die jemand lebendes hätte beantworten können. Sie blieb mit Zweifeln über ihr bisheriges Leben in der Luft hängen, immer daran erinnert, dass im nächsten Moment dieser Jemand kommen und ein furchtbares Missverständnis aufklären konnte: und doch ist sie diejenige, die sich ein Leben eher noch aufbauen konnte, ein soziales Umfeld bewahrte. Und demjenigen soll sie vertrauen, der eben in Eigenregie sein Leben eher an die Wand fährt als sie selber?
Zum anderen ist da die Zukunft. Schon damals im Tropical Land, so deutetest du es an, kam dieser Gedanke, sie rauszuhalten, von sich wegzustoßen, sobald Gefahr drohte. Egal, was an Worten – und Gefühle – zwischen ihnen bestand. Und das ist das tödliche in dieser Beziehung. Es geht nicht um die Organisation. Es geht um die Frage, ob er je wirklich nochmal gewillt wäre, sie in sein Leben zu lassen, wenn er doch nur davon ausgeht, eine Gefahr für sie zu sein? Oder ob sie mit jemandem zusammen sein will, der berufsbedingt sie immer nur von sich weist? Vermutlich, so hat es ja nun den Anschein, ist die Antwort auf die letzte Frage 'Nein'.
Was dann zu besagter Vorhersage am Ende führt. *Grins* So richtig weiß ich immer noch nicht wie du es drehen willst, dass Ran zwischen den Augen von Akai und Heiji etwas passiert, aber mal abwarten. Und ehrlich, ob es Shinichi irgendwie mal wach rüttelt, wo denn der Fehler in seiner Schlussfolgerung liegt, wage ich zu bezweifeln. In der Hinsicht ist dem Typ nicht zu helfen. -.-

Also dann bis zum nächsten Mal, wenn die Prophezeiung bald wahr wird...
Liebe Grüße,
Diracdet
Von: abgemeldet
2016-02-23T20:46:46+00:00 23.02.2016 21:46
...gut, das ist jetzt schon mein zweites, extrem sinnvolles Kommentar zu diesem Kapitel, aber diese Fanfiktion macht mich WIRKLICH verrückt... Bitte schreib weiter, damit ich nicht mehr täglich nachschaue, ob was neues da ist >_<... Ich brauch mal wieder schlaf, aber dank dieser netten Geschichte bin ich gerade so extrem mit Fangirling beschäftigt, das dies leider nicht geht. T.T
*sinnfreie Anmerkungen beendet*

Um ehrlich zu sein fände ich es sogar recht cool, wenn Shinichi als Conan wieder aufwacht, was ja immer noch passieren könnte(rein theoretisch)... Natürlich wäre es blöd, wenn er sich dann so wie vorher nicht zurück verwandeln könnte, aber was soll denn auch eine Conan-Fanfiktion ohne Conan? In der Form wäre es zumindest kein Problem mehr für ihn der restlichen Organisation die Stirn zu bieten, warum auch immer ich davon so überzeugt bin. -.-
Auch toll wäre es, wenn Ran ihn findet (was sooo realistisch und wahrscheinlich ist), oder Vermouth endlich sichtbar handelt... Wollte ich nur mal so hier loswerden. ^^;
*Wirklich sinnfreier Teil auch beendet*
Antwort von:  Leira
24.02.2016 06:59
;) Eine deiner Vermutungen ist tatsächlich richtig, evitConan... jetzt darfst du bis Freitag/Samstag überlegen, welche!

Liebe Grüße,
Leira
Von:  Black_Taipan
2016-02-23T12:32:23+00:00 23.02.2016 13:32
Liebe Leira

Ein interessantes Kapitel - keine Wechsel zwischen den Charakteren; wir durften Shinichi einmal ein ganzes Kapitel lang folgen. :) Und kurz scheint er einen klaren Kopf gehabt zu haben, die Ideen kamen....
Du sprichst in der Wiederholung der Tropical-Land-Geschichte etwas an, das ich mir so noch nie überlegt hatte. Normalerweise geht es immer darum, dass Ran belügt wird oder dass Shinichi alles allein versucht zu machen (auch wenn er im Manga durchaus ein paar Leute inzwischen in seine Pläne miteinbezieht: FBI, Yukiko, Yusaku). Dass Ran einmal argumentiert, dass es ihm noch nie etwas gebracht hat, sie wegzuschicken, finde ich erfrischend und ich bin gespannt ob das auch ausserhalb des Traumes kommen wird.
Shinichis Ohnmacht hat mich etwas überrascht. Zuerst dachte ich, jemand habe auf ihn in der Wohnung gewartet und ihn überfallen, weil es so plötzlich kam. Er hat ja die Tür geöffnet und ist dann sofort zusammengeklappt... ich war mir auch nicht sicher, ob McCoy oder jemand ihm etwas untergejubelt hat. Und sollte ihn jemand finden (Polizei, Journalistin), so sieht das auch nicht unbedingt positiv aus. Da man ja glaubt, er sei rückfällig geworden, ist so ein Zusammenbruch fast ein Beweis, selbst wenn es eher mit Erschöpfung zusammenhängt...
Ich bin auf jeden Fall gespannt wie es weitergeht... Die letzte Szene ist hoffentlich nur eine Angst und Vision, die sich dann erfüllt...
Liebe Grüsse und bis dann, taipan
Von:  Julep7
2016-02-23T07:49:45+00:00 23.02.2016 08:49
Hi Leira,

Bin wieder mal etwas sprachlos -- im guten Sinne.
Die andere Sicht der Episode 1 ist dir hervorragend gelungen und etwas das ich auch schon des öfteren im Kopf hatte. Ich habe mir selbst schon verschiedene Blickwinkel überlegt und bin froh, dass endlich mal ein Autor das macht.
Ich selbst schreibe keine Stories. Also danke!

Hat Shinichi sich diese Sicht so gut vorstellen können, weil er und Ran miteinander verbunden sind (im Herzen, in der Seele oder wie auch immer man das sagen möchte, bzw. wegen des roten Faden um die kleinen Finger der beiden :P)?
Oder hat sie womöglich gerade an dasselbe gedacht oder davon geträumt?
Hm, Fragen über Fragen.

Was sonst mit Shinichi gewesen sein könnte, dass er plötzlich zusammenbricht...?
Zuerst dachte ich, dass McCoy ihm was untergejubelt hat und er nun irgendeinen Rückfall hat.
Aber im Nachhinein war das wohl ein unsinniger Gedanke von mir. Hehe

Leider ist das Kapitel schon vorbei, aber die Vorfreude aus das nächste ist auf jeden Fall da. ^^
Bis dann!
Von: abgemeldet
2016-02-21T21:22:55+00:00 21.02.2016 22:22
My first Reaktion: Neues Kapitel ♡_♡
My sekond Reaktion: O_O ok... WTF? Was geht hier ab?
And my last Reaktion: Nächstes Kapitel, schnell... Fangirltod x.x

Im Grunde genommen hast du einen großen Teil die erste Episode Detektiv Conan aus einem anderen Blickwinkel nacherzählt, aber trotzdem ist es dir gelungen das Kapitel unglaublich spannend zu gestalten und auf einmal sehe ich die Geschichte aus einem ganz anderen Blickwinkel. Applaus! Auch wenn ich sagen muss: Etwas überdramatisiert hast du schon, was ^^
Ich hoffe nur der arme, arme Shinichi (der irgendwie die ganze Zeit nur einstecken muss) wacht bald wieder auf und kann seine Alpträume verhindern ... Ran ist hier eine meiner Lieblingsfiguren! Die darf nicht sterben!
Uuund... Bevor ich's vergesse zu erwähnen: Mir gefallen deine Überschriften und Kapitelnamen, wenn ich mir sowas ausdenken muss versage ich immer vollkommen T.T
Von:  Sunah
2016-02-20T22:35:38+00:00 20.02.2016 23:35
............mein Gesicht ist jetzt das Smiley mit dem weit aufgerissenen Augen und Mund. .....einfach nur wow!!! Einen Moment lang, als Shinichi ohnmächtig wurde, fürchtete ich, das er nun schrumpft (keine Ahnung wieso)
Wie ich mich nun auf die nächsten Kapitel freue, das kannst du dir nicht vorstellen XD!




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