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Ich fiel von deinen Flügeln.

1-ый час »Я упал с твоих крыльев.«
von

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Segen aus der Unterwelt

Strahlend schwebt das Grün der Nacht am Himmel, nicht eine Wolke gleitet durch die Wipfel der Bäume und ihr Laub glitzert wie Sterne. Leise wispert der Wind zwischen den Nadeln und Zweigen, trägt jede Botschaft von hier fort und versucht meine Tränen mitzunehmen. Als ob nur eines seiner Worte tröstlich sein kann, weiß er überhaupt, wie sehr mein Herz schmerzt? Wo bist du?

          I drove fore miles just to find you

          and find myself

Nicht hier. Du bist nicht in unserem Wäldchen, nicht an unserem geheiligten Ort, nicht hier, wo nur wir zwei sind. Immer wartest du auf mich, empfängst mich in deinen starken Armen und mit nur einem Kuss nimmst du mir die Erinnerungen an all die quälenden Stunden fern von deinem Herzen. Warum bist du nicht hier? Nun stehe ich einsam, wo unsere Liebe gedeiht.

Bald wirst du hier sein und mich küssen, mir genau die Worte sagen, die mein Herz als Balsam braucht. Ich möchte jeden Tag in deinen Armen verbringen und bei jedem Atemzug deine Stimme hören. Deine Nähe stimmt Fröhlichkeit auf meine Lippen, als wäre glückliches Grinsen ihr ganzer Zweck. Kein anderes Wort.

          all these screams

          all these voices in my head

Niemand darf ein Wort gegen dich sagen. Deine Hände sind die liebevollsten und sanftesten, deine Küsse sind die zärtlichsten und ehrlichsten, deine Blicke sind die innigsten und keuschsten. Du bist einfach an meiner Seite, du stehst mir stets bei, du liebst mich ohne Kompromiss. Niemand darf dich in Zweifel ziehen.

Du bist die warme Seele, an die ich mich stützen kann. Du bist wie das Licht des Himmels voll Trost und Mut, von dir beschienen zu werden, tilgt Sorgen und Ängste. Mit dir in meinen Gedanken kann ich jedem falschen Wort entgegentreten, ihnen endlich sagen, wie gemein und unwahr sie sind. Du kennst mich, anders als sie.

          you gave me strength

          gave me hope for a lifetime

Sie wissen nichts, nicht über dich und auch nicht über mich und schon gar nicht über uns. Sie mögen meine Brüder und Schwestern im Blute sein, aber sicherlich nicht im Geiste. Was wissen sie denn schon über wahre Liebe? Sehe ich deine Silhouette in der Ferne, könnte die Welt untergehen und mein Glück schmälerte sich nicht.

Sie können sich solch ein alles durchdringendes Gefühl nicht einmal vorstellen. Ich bemitleide sie für ihre vertrockneten Herzen. Das muss bitter sein.

          I never was satisfied

Lass meine Gefühle niemals erhärten. Ich lebe – mit dir. In deinen Armen bin ich frei und unsere Flügel keine Bürde. Wo bist du?

 

„Du stinkst nach Erde! Du stinkst nach Moos und Yak. Wie kann ein Engel nur so herumlaufen?, voll mit Menschenkeimen und Erdengeschleim. Hast du überhaupt keinen Stolz? Auch bedeutungslose kleine Schutzengel wie du müssen sich anständig und zivilisiert benehmen. Nichts ist erbärmlicher als ein schiefer Heiligenschein. Tüchtigkeit ist eine Tugend, egal ob deine Haare mindestens hundertmal durchkämmt werden müssen, das ist keine Entschuldigung. Wie kannst du am Schutz einer bettlägerigen alten Frau pfuschen? So schwachköpfig kann doch niemand sein. Nur für deinen Test hatte sie überhaupt einen Schutzengel und du ruinierst alles. Du sollst Menschen schützen, nicht dich mit ihnen verbrüdern, schon gar nicht mit den Delinquenten unter ihnen. Hast du deinen Kopf in der Eierschale gelassen? Wenn wir nicht derart unterbesetzt wären, hätte ich dein schlechtes Ei zurückgehen lassen. Tauben sind den Ärger nicht wert!“

Die weißen Federn sind ein Gewissen, das nicht schweigen kann. Aber ich lache trotzdem, ich genieße mein Leben trotz all der starren Regeln und ich fühle die Leidenschaft in meinem Körper, obwohl Engel von Apathie geführt werden. Das Universum ist angefüllt mit Wunder und ich darf bloß alte Menschen bewachen. Lieber will ich hinaus in die Welt und im Schnee tanzen. Gerechtigkeit kennen diese Flügel nur für Menschen, aber nicht untereinander. Vielleicht wäre ein Schutzengel zu sein ertragbar, bekäme ich bessere Menschen zugeteilt, welche, die wissen, wie man sein Leben genießt. Menschen sind klein und schwach, aber niedlich und faszinierend. Manche zumindest.

Ist es denn meine Schuld, dass es langweilig anzusehen ist, wie jemand das Bett hütet? Jeder ließe sich von vorbeirasenden Autos ablenken. Menschen sind eine findige Spezies, und sie sterben auch ohne unser Zutun. Warum ist das solch ein Drama? Sie heißen Sterbliche nicht ohne Grund. Am größten ist das Vergnügen mit ihnen, wenn sie ihr Nest verlassen. Mit ihnen die Welt zu sehen, ist pure Aufregung und das Prickeln von Abenteuer. Ich weiß, ein guter Engel widersteht dem Abenteuer und dem Vergnügen. Die Versuchung ist nur eine List des Teufels, aber das Herz eines Engels ist für jeden Widerstand gewappnet. Auf dem Pfad Gottes zu wandeln, ist die sicherste Waffe gegen das Unheil. Kann nicht auch auf dem Pfad Gottes Vergnügen zu finden sein? Ist jedes Lachen eine List? Ohne ist die Ewigkeit zu lang.

Spitz und scharf fressen sich die Kiele der Federn in mein Fleisch, das ist der Ruf des Gewissens. Vielleicht hat es Recht und ich bin ein schlechter Engel. Habe ich der List des Teufels längst nachgegeben? Es kann nicht falsch sein, das Leben auszukosten, das Leid anzulachen und den Schmerz anderen zu überlassen. Nur seiner Pflicht nachzugehen, hat doch keinen Sinn. Ginge jeder nur seinen Pflichten nach, wäre die Welt ein trostloser und langweiliger Ort. Aber vielleicht wäre er friedlicher und ruhiger. Einheit in dem gleichen und immer selbem Weg, für jedes Wesen unterm Himmel. Harmonie und Ordnung sind des Engels Atem.

Du liebst mein Lachen. Du sagst, meine Stimme schafft das schönste Echo und in hellen, wilden Tönen wirbelt sie das Laub unter dem Schnee auf. Du möchtest ewig dazu tanzen, ich würde jeder deiner Drehungen zusehen. Reiche mir deine Hand, damit ich mich nicht verliere. Meine Flügel zerren an mir, aber deine starken Arme bringen sie zum Schweigen. Mit dir sind alle anderen Stimmen still. Wo bist du?

 

In weichen Wellen scheint das Licht über die verschneiten Kronen und herab auf die verschneite Lichtung. Alles ist in sanftes Grün getaucht, Frühling im Winter und der Duft von Tannennadeln kitzelt meine Nase. Die Schneeflocken tanzen in einem fröhlichen Reigen und gerne würde ich mit ihnen tanzen, doch meine Glieder sind schwer. Wo bist du nur?

          it's not your fault I'm a bitch

          I'm a monster

Nicht bei mir. Die Schneedecke liegt unberührt auf dem Waldboden, frisch gefallene Jungfrau. Deine Anwesenheit müsste alles verändern: den Schnee verderben und das Nachtlicht schwärzen, nur durch die Löcher deiner Flügel könnten die Sterne noch schauen. Dann weiß ich, dass du hier bist, dass dein wehmütiges Lächeln auf mich wartet, dass dein Schatten mich beschützt. Du fehlst.

Dein Schatten ist eine Waffe, scharf und zerstörerisch, er schneidet durch Licht und tötet Leben – nur nicht mich. Deine warmen Hände beschützen mich, deine starken Arme hüten mich, deine dunklen Augen wachen über mich. Selbst wenn du mich verletzt, ich vergebe dir. Du bist in meinem Herzen, egal wo du bist. Ich muss dich sehen, jetzt.

          yes, I'm a beast

          and I feast when I conquer

Ich horche auf deine Schritte oder auf das Schlagen deiner Flügel, aber kein Ton unterbricht das Säuseln des Windes. Folgst du einem Befehl? An deinen Händen klebt Blut, doch deine Stimme weint für jeden Sünder. Dein Mitgefühl ist zärtlich und in deinen liebkosenden Blicken leuchtet es hell. Mit dir ist der Himmel schwarz und die Unterwelt weiß.

Seit du in mein Leben getreten bist, sind all die grauen Flecken dieser erbärmlichen Welt bunt und fröhlich, all die Zwischentöne sind voll und kräftig, denn du hast mir gezeigt, wie falsch ich lag, wie falsch sie alle liegen. In der Schwärze liegt Licht. Die Menschen verbinden uns mit euch.

          but I'm alone on my throne

          all these riches

Du verstehst meine Erkenntnis, du bist der einzige. Könntest du doch nur allen zeigen, wie sie in die falsche Richtung laufen. Wir sind keine Feinde, du und ich sind der Beweis. Die Grenzen sind bloß künstliche. Zusammen können wir die Welt verändern und dann müssten wir unsere Liebe nicht mehr verstecken.

Dieses Gefühl schlägt so wunderbar und schmerzlich in meiner Brust. Ich möchte die Welt mit einem Lachen begrüßen, jeden Morgen aufs Neue; doch jetzt kann ich nur weinen und auf dich warten. Ohne dich ist jede Blume grau und jeder Sonnenstrahl trist, selbst das Spiel junger Welpen ist öde. Was ist an all dem schön, wenn ich es nicht mit dir teilen kann?

          I came this way

          all this way just to say

          aye

Beeil dich. Ich friere ohne dich. Ich will mich in deinen Armen vergraben und vergessen, dass diese Welt gegen uns ist, dass in dieser Welt kein Platz für uns und unsere Liebe ist. Das Blut deiner Opfer wird mich wärmen, unter deinen Flügeln fühle ich mich geborgen und allein deine Stimme kann mich trösten. Wo bist du? Warum bist du nicht bei mir?

 

„Passt auf, Schlüpflinge. Bald werdet ihr das erste Mal auf die Erde hinabfliegen und dort erwarten euch unaussprechliche Novitäten und vielerlei Gefahren. Besonders achtsam müsst ihr gegenüber Dämonen sein, sie sind listige und hinterhältige Geschöpfe. Dreht diesen schuppigen Ratten niemals den Rücken zu, sie werden es euch mit einem Dolchstoß zwischen die Flügel danken. Sie sind abscheulich und hässlich, von innen wie von außen: Schuppen, Fell, Hörner, Krallen, Reißzähne und dies alles wild durcheinander. Seht diesen Ratten niemals in die Augen – bei einem Mensch sind sie das Tor zur Seele, bei einem Dämon ist es die Vorschau auf die Hölle. Sie leben vom Blut Sterbender, sammeln dem Odem der Toten und von den Schreien Gefolterter naschen sie. Respekt und Tugend sind für sie Gift, während Verrat und Lügen ihnen Heilmittel sind. Haltet euch von ihnen fern!“

Ich kann diese Worte nicht mehr hören, das ist alles nicht wahr. Du bist treu und liebevoll und ich könnte dich den ganzen Tag ansehen. Ich liebe es, deine Schuppen zu streicheln. In dir wohnt solch eine sanfte und wehmütige Seele, niemals könntest du mich hintergehen, selbst wenn es dein Befehl wäre. Es ist doch nicht deine Schuld, dass dein Körper nach Blut hungert, auch du willst leben. Wir wollen zusammen leben, uns lieben und der Frieden in unserem Hort ist auch für dich Balsam. Du bist kein Monster, im Gegenteil sind all jene die Monster, die uns wegen unserer Liebe beneiden.

Diese Monster stehen auf beiden Seiten. Vielleicht sind manche Dämonen so, wie es in unseren Büchern geschrieben steht. Aber es sind doch nicht alle gleich, so wie auch nicht alle Engel gleich sind. Solltest du dich freiwillig in den Tod begeben, weil dir der Schmerz anderer Freude bereitet? Mein Schmerz trübt dich. In deinen Augen sehe ich nicht die Unterwelt, sondern deine Liebe zu mir, sie brennt und lodert in hohen Flammen. Wir sind stärker als die Vorurteile unserer Ahnen. Vielleicht erfülle ich nicht die Anforderungen eines Engels und vielleicht erfüllst du nicht die Anforderungen eines Dämon, ist das etwas Schlechtes? Müssen wir uns ändern? Verlieren wir uns dann? Ich will mit dir zusammenbleiben, deine Liebe in jedem Kuss spüren. Ohne das Dunkel kann das Licht nicht sein – können wir nicht einfach alle in Leidenschaft existieren?

Dein Herz ist weiß von deiner Hingabe zu mir und deiner Sehnsucht nach dem Leben, es leuchtet wie die Gestirne zwischen uns und zieht mich immer wieder zu dir. Du bist mein Fixstern. Je länger du von mir fort bist, desto unerreichbarer scheinst du mir. Nur du kannst mich trösten, mich stärken, mir einen heimeligen Ort geben. In deinem Leben hast du bereits viel Schmerz ertragen, lass mich ihn dir abnehmen, lass mich dir die Fröhlichkeit lehren, die du so sehr in meinem Lachen liebst. Zusammen sehen wir das Wunderbare dieser Welt, unsere Liebe macht alles möglich. Höre ich endlich deine Schritte?

Ich horche tief in die winterliche Stille. Wann bist du endlich hier? Wann kann ich mich endlich in deine Arme werfen? Halte mich. Ich verzehre mich so sehr nach dir, warte schon so lange hier. Nicht ein Zeichen von dir, dabei suche ich Erde und Luft nach dir ab. Bisher konnte dich nichts von unseren Treffen abhalten. Du fehlst, du musst hier sein, du musst … Wo bist du?

 

Immer mehr Schnee fällt zwischen den Zweigen hindurch und der Wind nimmt zu. Die grünen Schlieren Licht verlieren ihren Anschein von Frühling und sie ändern ihre Farbe zu Violett.

          I'm given up baby, yes

Plötzlich fühlt sich die Nacht noch dunkler, noch kälter, noch einsamer an. Mein Herz schmerzt nach dir und diese Sehnsucht lähmt meinen Körper. Was hält dich nur auf?

Ist es ein Auftrag? Ein Befehl von einem Teufel? Musst du unschuldige Seelen heimsuchen? Oder musst du Sünder foltern? Bist du deswegen fort?

„Ich vermisse dich, Blesk!“

Es dauert nie so lange. Bisher hast du es immer rechtzeitig zu unseren Treffen geschafft, hast mich immer mit deinem friedlichen Lächeln empfangen.

Steckst du in Schwierigkeiten? Halten sie dich auf? Ahnen sie etwas von unserer Liebe und unseren Treffen? Musst du dir eine List ausdenken, um sie von unserer Fährte zu locken? Vielleicht verteidigst du uns auch mutig vor ihren vernichtenden Krallen? Bist du in einem Kampf auf Leben und Tod, wegen mir?

          it feels like

          I've been drivin' for miles

Bestimmt gewinnst du. Du musst gewinnen. Die Liebe siegt immer, erzählen unsere Sagen und Legenden. Du hast mich auf deiner Seite, natürlich ist der Triumph dein. Ich kann dich sehen, wie du für uns kämpfst, den Feind schlägst, Blut vergießt und ich weiß, wie wenig du doch Konflikte jeglicher Art magst.

Ich wünschte, wir könnten in Frieden leben. Vielleicht gibt es zwischen Himmel, Erde und Unterwelt ein kleines Plätzchen für uns. Suchst du es?

„Blesk! Ich brauche dich.“

Hast du ihn vielleicht schon gefunden? Möchtest du mir so eine Überraschung machen? Kommst du so spät, weil du ihn noch heimisch einrichtest?

Das könnten wir doch auch zusammen tun. Wäre es nicht schöner, zusammen unser Zuhause herzurichten? Du musst schließlich auch unter der Zeit leiden, oder nicht? Willst du mich nicht mehr sehen? Hast du genug von mir? Oder ist die Angst vor deinen Freunden stärker als unsere Liebe? Kommst du deswegen nicht zu mir zurück? Liebst du mich nicht mehr? Was habe ich getan?

          and I can't seem to silence these voices in my head

Nein, das kann nicht sein. Bei unserem letzten Treffen hast du mir noch deine Liebe versichert, mir deine Hingabe gezeigt und versprochen, ewig an meiner Seite zu sein. Das kann sich nicht plötzlich verändert haben! Unsere Liebe ist stark und unsterblich, das haben wir einander geschworen. Brich das nicht einfach. Das erlaube ich dir nicht! Nein, das kannst du mir nicht antun.

Wie kannst du einfach und plötzlich aufhören, mich zu lieben? Wieso änderst du deine Gefühle zu mir? Und deine Meinung über mich? Was ist nur in dich gefahren, dass auf einmal alles anders ist?

„Verlass mich nicht, Blesk!“, schreie ich.

War mein Lachen nicht der schönste Ton, den du je hörtest? War mein Tanz nicht graziler und leuchtender als jede Blüte? Wolltest du nicht für immer meinen Herzschlag unter deinen Händen spüren? Alles fort?

Habe ich mich in dir getäuscht? War dein Lächeln heimtückisch statt ehrlich? Waren deine zärtlichen Worte nur gelogen? Woher sollte ein Dämon auch wissen, wie sich Liebe anfühlt? Ihr seid der Gegensatz zu uns: unsere Schönheit erscheint euch hässlich. Du findest mich reizlos und meine Stimme scheußlich. Deine Bewunderung ist Betrug!

          come save me

this time won't you save me

Alles ist ins Gegenteil verkehrt und mir schwirrt der Kopf. Von all diesen Enthüllungen wird mir schwarz vor Augen. Ein Wahnsinn, zu glauben, ein Dämon könnte von Herzen lieben. In deiner Brust schlägt kein Herz, wo also könnte deine Liebe zu mir hausen? Ich wollte nie den Dämon in dir sehen.

Der Schmerz in meiner Brust ist unerträglich. Kälte friert auf meinen Wangen, ich weine und alles bebt. Sag mir, dass nichts davon wahr ist. Sag mir, dass du mich liebst. Du musst mich lieben!

          „Come save me!“

 

„Dieses kindische Gehabe, nur Menschen erlauben sich dieses Hirngespinst. Eine ihrer größten Torheiten. Lasst euch nicht von ihren vielen Geschichten in die Irre führen, Schlüpflinge. Romantik ist ein Hindernis auf dem Pfad Gottes, für euch zählt nur die Hingabe an die Schöpfung. Ihr müsst sie unterstützen und beschützen, aber lasst euch nicht auf menschliches Niveau herab. Als Sterbliche leben sie in ständiger Angst vor dem Tod, Angst vor der Endlichkeit der Zeit. Sie versuchen Sinn und Bedeutung zu erlangen in ihrer kleinen, eingeschränkten Welt und Liebe ist ihr Mittel der Wahl. Humbug ist das. Sinn liegt nur auf dem Pfad Gottes, geht ihn mit Stolz und lasst euch nicht ablenken, Schlüpflinge. Lasst euch nicht von Gefühlen täuschen, die euren Daseinszweck untergraben. Liebe ist eine menschliche Schwäche, im Denken eines Engels hat sie absolut nichts zu suchen.“

Aber ich fühle doch Liebe. Sie ist nicht in meinen Gedanken, sondern in meinem Herzen. Sie ist stark und warm und unerschütterlich. Sie gibt mir Mut und Kraft, weil ich weiß, dass du an meiner Seite stehst. Ich spüre Hoffnung in meiner Brust, wenn ich an dich denke. Hoffnung, dass mein Leben schöner wird, heller wird, besser wird – mit dir. Meine Liebe für dich wird nie vergehen. Unsere Leben dauern ewig und Liebe hält bis in den Tod. Hast du das schon vergessen? Liebe ist das Beste, das ich je fühlte, warum muss ich mich dafür schämen? Warum werde ich dafür bestraft?

Ich brauche dich, wo bist du nur? Hast du mich wirklich im Stich gelassen? Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Und doch bist du nicht hier, tröstest mich nicht, sagst mir nicht, dass alles wieder gut wird. War ich dumm, dich zu lieben? Bist du doch einfach nur ein Dämon, hässlich und hinterhältig? Aber was ist dann mit dem Schmerz in meiner Brust? Meine Liebe zu dir … ist vielleicht nur ein Hirngespinst. Vielleicht bin ich ein schlechter Engel, der nicht nur Schützlinge unter den Flügeln sterben, sondern die sich auch von einem Dämon in die Irre führen ließ. Werden die Dämonen nun gewinnen? Hast du mich nur für irgendeinen teuflischen Plan benutzt, den ich nicht sehen kann? Der Gedanke tut so unsagbar weh. Unsere Liebe ist echt und lebendig. Ich will nicht ohne dich leben.

Nur mit dir kann ich glücklich sein, egal ob dies alles für dich nur eine Täuschung war. Ich ertrage den Gedanken nicht, ohne dich zu sein oder den Fall meiner Brüder und Schwestern zu verantworten. Wie kannst du mir das antun? In dieser bösartigen Welt will ich nicht länger existieren. Kalt zieht der Schmerz durch meinen Körper, als würde der niederfallende Schnee ihn tief in meine Seele bringen. Ich friere. Engel frieren nicht. Ich friere und zittere und meine Glieder werden steif. Mein Inneres wird zu Eis und die Kälte legt sich als wohltuende Decke über meinen Geist. Ich höre einfach auf …

Ist das deine Stimme? Ich kann meine Augen kaum öffnen, alles ist schwer. Bist du doch noch gekommen mich zu retten? … Warte, das ist nicht deine Stimme und das ist nicht die Wärme deiner Hände. Weiße Schemen heben sich gegen die Schwärze ab, die Knochen klackern bei jeder Bewegung, ist das … Unmöglich. Ich bin ein Engel und Engel sind unsterblich. Schön, er rettet mich. Endlich rettet mich jemand.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Es ist wundervoll, Dich als Leser hier zu haben. Dankeschön!
Hat die Geschichte etwas in Dir ausgelöst? Dann schreibe mir kurz oder lang, was Du denkst.
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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Enrico
2015-07-10T05:41:51+00:00 10.07.2015 07:41
In weichen Wellen scheint das Licht über die verschneiten Kronen und herab auf die verschneite Lichtung. Alles ist in sanftes Grün getaucht, Frühling im Winter und der Duft von Tannennadeln kitzelt meine Nase.
2x verschneiten/verschneite
Wenn alles verschneit ist, wie kann es dann grün und nach Frühling aussehen? Irgendwie passen die beiden Bilder in meinem Kopf nicht zusammen.

Das ist auch schon das Einzige, was mir aufgefallen ist.

Auch das zweite Kapitel ist wirklich sehr lyrisch und irgendwie konnte ich den Gedanken des Engels auch besser follgen als denen des Dämons. Was Monologe angeht macht dir auf jeden Fall so schnell keienr etwas vor. Ich hatte allerdings meine Schwierigkeiten damit heraus zu finden wer am Anfang gemeint war. So knapp ab der Hälfte kreisten ihre Gedanken ja liebevoll um den Dämon, war er am Anfang auch gemeint? Oder war es da der Tod?
Was hat der Tod überhaupt mit ihr zu schaffen? Wirklich klar wurde das irgendwie nicht.

Auch in diesem Kapitel blieb es, wie du ja bereits angekündigt hast, bei dem Monolog. Handlung habe ich auch hier vermisst, aber darauf kam es dir ja auch nicht an.
Die Storry ist sicher Geschmacksache. Ich bin auch noch immer nicht dahinter gestiegen wozu die englischen Textstellen eingewoben waren. Ein bisschen hatte ich beim Lesen das Gefühl jemand hört im Hintergrund einen Song und dadurch entsteht dieser Monolog.
Der ganze Text hatte für mich mehr etwas von einem Gedicht, als von einer Kurzgeschicht, was jetzt nicht negativ gemeint ist. Es ließ sich wirklich sehr schön lesen, dafür mein Kompliment.
Eingebettet in einen Handlungsstrang wäre daraus sicher eine interessante Geschichte geworden.


Gruß Enrico
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