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Beyblade N. G.

Aktuell: Kapitel 15 - Garys Galzzly
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
An dieser Stelle ein großes Entschuldigung für die Verspätung. Meine Zeitplanung im neuen Beruf ist eher suboptimal - sehr zum Leidwesen der FF. Ich hoffe, ihr verzeiht mir - in Zukunft werde ich mich bemühen, dass alle Kapitel wieder pünktlich am Wochenende hochgeladen werden. Komplett anzeigen

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Bladin' in the Streets

- 01. Mai, Moskau –

Mit finsterer Miene stand Kenny am Sheremetyevo-Flughafen in Moskau und starrte Kais Rücken an. Am liebsten hätte er ihn an diesem Morgen einfach versetzt – denn es verletzte ihn, wie Kai ihn benutzte wie eine Schachfigur und sich keiner Bringschuld bewusst schien; doch Kai war im Moment die einzige Spur, die ihn zu Tyson führen könnte, und so war er dennoch am frühen Morgen in New York am JFK-Airport aufgetaucht und gemeinsam mit seinem ehemaligen Teamkollegen nach Moskau geflogen.

Die zehn Stunden seither hatten sie schweigend verbracht, doch Kenny ließ es sich nicht nehmen, Kai deutlich zu zeigen, was er von seinem Verhalten hielt. Genug war genug.

Eine schwarze Limousine mit getönten Scheiben fuhr vor, und geschmeidig setzt sich Kai in Bewegung, Kenny folgte ihm; etwas unwirsch raunte Kai den Fahrer auf Russisch an, als er einstieg (wahrscheinlich, weil sie ganze fünf Minuten vor dem Flughafen hatten warten müs-sen), dann umhüllte sie wieder Schweigen.

Aufmerksam blickte sich Kenny im Wageninneren um, als sich das Fahrzeug in Bewegung setzte. Die Sitze waren mit dunklem, weichen Leder bezogen, und die Innenwände des Autos mit cremefarbenem Stoff ausgeschlagen. Kai, mit schwarzer Lederjacke und dunkler Jeans, fügte sich auf seine ganz eigene Art perfekt in dieses Bild, und Kenny wurde plötzlich bewusst, wie viele Welten zwischen ihm und Kai lagen.

Es wunderte ihn, wie sie es als Bladebreakers überhaupt so lange miteinander hatten aushalten können.

Nachdem er schließlich einen Eindruck der Limousine gewonnen hatte, begann Kenny, aus dem Fenster zu blicken, und beobachtete Häuser und Straßenzüge und gelegentliche Grünanlagen, wie sie an ihnen vorbei zogen. Schilder in kyrillischer Schrift säumten die Straße, doch er konnte sie nicht lesen. Erst, als sie nach etwa vierzig Minuten Fahrt in eine breite Straße einbogen erkannte Kenny, wohin der Fahrer sie brachte: Die Rubljowo-Uspenskoje-Chaussee, die den Weg zu den Villen der Reichen und Mächtigen Moskaus darstellte.

Natürlich lag auch Kais Herrenhaus an der Chaussee; alles andere wäre unter der Würde der Hiwatari-Familie gewesen.

Die breite Auffahrt, die einige hundert Meter weit zu den mächtigen Mauern führte, die das Anwesen einrahmten, war von Platanen gesäumt, deren junge Triebe hellgrün in der Nachmittagssonne leuchteten. Es war ein wundervoller Tag, und ausgesprochen warm.

Schließlich hatten sie das schmiedeeiserne Tor passiert, und Kenny musste staunen, als er die Villa durch die getönten Scheiben der Limousine betrachtete. Er hatte gewusst, dass Kai Geld hatte und im Luxus lebte, doch das… war einfach atemberaubend.

Das Herrenhaus besaß drei Flügel aus dunklem Sandstein, die in Hufeisenform angeordnet waren; an den alten Mauern rankte sich immergrüner Efeu, und die Fenstersimse waren mit ausladenden Steinmetzarbeiten gestaltet. Blutrote Ziegel leuchteten auf dem Dach, und das Eingangsportal, das über einen dreistufigen Treppenaufstieg aus Granit erreichbar war, war mit einer schweren, dunklen Holztür verschlossen. Die Auffahrt selbst war hinter dem Tor mit weißem Kies geschottert und eingefasst von penibel beschnittenen Buchsbaumhecken, an die weite, grüne Wiesen angrenzten, in denen eindrucksvolle Zierbeete prachtvolle Blüten zur Schau trugen.

Kenny hatte eine solche Anlage noch nie aus der Nähe gesehen, und die altehrwürdige Ausstrahlung der Villa sorgte dafür, dass er sich klein und unbedeutend fühlte.

Das Auto hielt vor den breiten Stufen, und mit routinierter Selbstverständlichkeit stieg Kai aus und schritt zur Tür hinauf, ohne dass man ihm hätte ansehen können, dass ihn irgendetwas an dem Gebäude beeindruckt hätte – Kenny kam es fast so vor, als würde Kai das Haus gar nicht sehen (andererseits war er hier aufgewachsen – wahrscheinlich war es da normal, dass man nicht mehr jedes Mal beeindruckt das Gemäuer anstarrte).

Der Fahrer holte ihr Gepäck aus dem Kofferraum und trug es ihnen hinterher, und Kenny lächelte ihn dankbar an, was mit einem höflichen Kopfnicken quittiert wurde.

Als er hinter Kai die Eingangshalle betrat konnte Kenny ein beeindrucktes „Wow“ nicht zurückhalten, das ihm über die Lippen glitt. Kai schnaubte herablassend und blickte ihn kühl über die Schulter an.

„Pass auf, dass du keine Wurzeln schlägst; das würde den Boden ruinieren“, kommentierte er und schritt dann zügig zu einem breiten Treppenaufgang am Ende des Raumes, der in seiner Höhe zwei Stockwerke umfasste und ringsum von einer ausladenden Galerie mit filigran geschnitzten Holzbalustraden umgeben war. Der Boden war mit buntem Marmor bedeckt, der zu geometrischen Mustern angeordnet war, und ein tiefroter Teppich führte von der Tür zur Treppe.

Die hohen Fenster neben dem Eingang ließen viel Licht in den Raum, und edle Orchideen, die auf eleganten Beistelltischen angeordnet waren, sowie fein gearbeitete Statuen verliehen der Halle eine ehrwürdige Ausstrahlung. Wandspiegel in reich verzierten Goldrahmen ließen den Raum größer und heller wirken, und strahlende Kristalllüster brachen das Licht in allen Farben des Regenbogens.

Kenny konnte sich ausmalen, wie Abendgesellschaften in edlem Brokat und fließender Seide hier zu galanter Musik tanzten und rauschende Feste feierten, und es fiel ihm schwer, sich vorzustellen, dass Kai in dieser Villa tatsächlich dauerhaft wohnte – Kai, der in schwarzem Leder, mit Netzteilen und Metallnieten gespickt, nach wie vor als der Bad Boy der Beyblade-Szene verschrien war und so gar nicht in dieses Bild erhabener aristokratischer Eleganz passte.

Und doch fügte er sich perfekt hinein, als er auf dem Treppenabsatz stehen blieb und sich ungeduldig zu ihm umdrehte.

„Hast du vergessen, wie man läuft? Wir haben heute noch einiges zu tun, und ich habe nicht vor, mir von dir meine Zeitplanung vermasseln zu lassen“, sprach Kai mit kalter Stimme, und Kenny warf ihm einen bösen Blick zu; dennoch beeilte er sich, die Treppe hinauf zu steigen und Kai zu folgen, der ihn durch die weitläufigen Flure des Hauses führte. Schließlich, als Kenny das Gefühl hatte, endgültig die Orientierung in den mit Gemälden und Kunstgegenständen ausgestatteten Gängen zu verlieren, kamen sie an einer hell gestrichenen Doppeltür an.

„Hier ist dein Zimmer. Oleg wird dein Gepäck gleich bringen. Du hast eine halbe Stunde, um dich einzuquartieren, dann erwarte ich dich in der Eingangshalle.“ Mit diesen Worten wandte sich Kai wieder um, doch Kenny hielt ihn zurück.

„Und wohin gehen wir dann? Wenn ich denn würdig bin, in deinen großen Plan eingeweiht zu werden“, kommentierte er bissig, „oder bin ich nur gerade gut genug, um für dich deinen Computer zu bedienen?“

Einen Moment blickte Kai ihn regungslos an, dann neigte er den Kopf leicht zur Seite.

„Wir haben einen Termin im Gorki-Park. Dort findet momentan ein Straßenfest statt, auf dem es uns hoffentlich möglich sein wird, Ian und Spencer zu treffen.“

Überrascht blickte Kenny Kai an.

„Ian und Spencer? Warum treffen wir uns mit ihnen?“

„Wenn es jemanden gibt, der uns dabei unterstützen kann, Nachforschungen über die Biovolt anzustellen, dann sind es die ehemaligen Schüler der Abtei; Tala und Bryan sind allerdings untergetaucht, und nicht einmal mir ist es gelungen, sie aufzuspüren. Also muss ich wohl oder übel auf die weniger qualifizierte Alternative zurückgreifen.“ Ohne auf eine weitere Antwort zu warten machte sich Kai auf den Weg den Flur hinab, und Kenny schüttelte traurig den Kopf.

„Manchmal frage ich mich, ob es überhaupt jemanden gibt, den du leiden kannst – und der dich leiden kann“, murmelte er, als er die Tür öffnete. Zu seinem Erstaunen stand sein Koffer bereits im Raum, doch nachdem er sich kurz in dem luftigen Zimmer mit der hellen Wandtäfelung umgesehen hatte fiel ihm ein Dienstbotendurchgang in einem der Paneele auf, den Oleg wohl genutzt haben musste.

Ansonsten war der Raum eingerichtet wie ein luxuriöses Hotelzimmer: Ein Doppelbett mit dunklem Holzrahmen, eine Kommode und ein Schreibtisch aus poliertem Mahagoni, ein begehbarer Schrank und eine Sitzecke mit bequemen Ledermöbeln, inklusive Flachbildfernseher und Minibar. Neben dem begehbaren Schrank befand sich außerdem die Tür zu einem geräumigen Bad, in dem jemand bereits blütenweiße Handtücher und edle Lotionen für ihn ausgelegt hatte.

Schließlich trat er an die wandhohen Fenster und genoss den eindrucksvollen Blick über die Gartenanlage, die an die Villa angeschlossen war; er hatte noch selten etwas so beeindruckendes gesehen.

Nach einer Weile gelang es ihm, sich von der Szenerie loszureißen, und er nahm sich eine Flasche gekühltes Wasser aus der Minibar. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er noch zehn Minuten Zeit hatte, bis Kai ihn in der Eingangshalle erwartete, und besorgt fragte er sich, ob er den Weg zurück überhaupt finden würde. Als er sein Zimmer verließ konnte er jedoch erleichtert aufatmen, denn vor der Tür erwartete ihn bereits ein junges Dienstmädchen in adretter Uniform.

„Guten Tag, Herr Saien. Ich bin hier, um Ihnen den Weg zur Eingangshalle zu zeigen“, erklärte sie in gebrochenem Japanisch, und dankbar nickte Kenny ihr zu.

„Danke sehr, das ist sehr freundlich von Ihnen.“

Schweigend gingen sie den Weg zurück, den Kai ihm gezeigt hatte, und diesmal bemühte sich Kenny, sich alle Abbiegungen und Wege genau einzuprägen.

Als sie in der Eingangshalle ankamen stand Kai bereits mit ungeduldigem Blick da, sparte sich jedoch eine Bemerkung. Stattdessen schickte er die Angestellt mit einer flüchtigen Handbewegung fort und deutete Kenny, ihm zu folgen, als er die Villa verließ und wieder in die Limousine einstieg.

Der Weg in die Moskauer Innenstadt war ebenso schweigsam wie die Fahrt zum Anwesen der Hiwatari-Familie, und Kenny fragte sich, ob der Rest ihrer Unternehmung – wie lange sie auch dauern mochte – wohl von nun an wortlos geschehen würde.

Nach vierzig Minuten waren sie schließlich am Gorki-Park angekommen, und beeindruckt sah sich Kenny in den Menschenmengen um, die sie in dem Moment umgaben, da sie das Auto verließen: Frauen, Männer und Kinder verschiedenster Altersstufen tummelten sich in den Straßen und stürmten durch den Säulengang, der den Parkeingang markierte. Bunte Banner waren zwischen den Pfeilern gespannt worden, auf denen in großen Lettern in Englisch und Russisch das Straßenfest gepriesen wurde: Bladin‘ in the Streets!

Während sie durch die Säulen schritten, wandten sich einige der Passanten zu ihnen um – Kai war der Weltmeister im Einzelkampf der Senior-Klasse, und natürlich wurde er von den Menschen auf dem Fest erkannt; sein eisiger Blick in Verbindung mit seinem Ruf sorgte jedoch dafür, dass es keiner wagte, sich ihm weiter zu nähern, und die Kinder, die zu ihm laufen wollten, wurden von ihren Eltern zurückgehalten.

Peinlich berührt zog Kenny den Kopf zwischen den Schultern ein und lief hinter Kai her. Es behagte ihm nicht, dass er als Kais Begleitung dessen abweisende Aura mittragen musste.

Mit zielgerichtetem Schritt überquerten sie den asphaltierten Platz, der sich am Parkeingang erstreckte, und auf dem zahllose Bowls aufgestellt worden waren, in denen Kinder wie Erwachsene gleichermaßen bladeten. Schausteller in bunten Gewändern führten zudem Kunststücke mit ihren Beyblades vor, und junge Frauen in eleganten Uniformen verkauften Lose für eine große Tombola, deren Hauptpreise ein Bitchip sowie ein Meet-and-Greet-Training mit dem aktuellen Favoriten-Team der Junior-B-Klasse waren.

Auf einigen Bühnen, die im gesamten Park verteilt waren, waren kleinere Shows zu sehen, Interviews mit prominenten Beybladern oder Vorführungen der neuesten Entwicklungen auf dem Beyblade-Markt. Zudem hatte man zwei provisorische Arenen mit Tribünen aufgebaut, von denen sich eine direkt hinter dem Hauptplatz am Parkeingang befand; in diesen Arenen trugen die bekanntesten und beliebtesten Blader des Landes Schaukämpfe aus, und die Menge jubelte ihnen begeistert zu.

Der Eintritt für das Festival war gratis, doch alle Einnahmen, die durch Losverkäufe, Einsätze bei den Schaukämpfen oder bei den angebotenen Spielständen erzielt wurden, wurden als Spenden für die Unterstützung von Kinderheimen im Land gesammelt. Das ganze Straßenfest stand unter dem Banner der russischen BBA, und hatte nun schon bereits im vierten Jahr ein-schlagenden Erfolg.

Oder zumindest war es das, was Kenny auf dem Wurfblatt lesen konnte, das er sich im Vorbeigehen von einer der Tombola-Damen mitgenommen hatte.

Nachdem sie den Hauptplatz überquert hatten und bei der vorderen Arena angekommen waren blieb Kai stehen und warf einen ungeduldigen Blick auf die Uhr. Es war kurz vor sechs Uhr abends, und die beiden Blader, die sie suchten, standen sich gerade in der Arena gegenüber und lieferten sich einen Schaukampf, der die Tribünen erzittern ließ.

„Sie sollten schon längst fertig sein“, murmelte Kai verärgert, doch Kenny ignorierte ihn und beobachtete fasziniert das Match. Ian war gerade dabei, Spencer mit einer Reihe von Dive Bombs an den Rand der Bowl zu drängen, und es sah schlecht für Seaborg aus.

In letzter Sekunde gelang es Spencer, seinen Beyblade umzulenken und der Niederlage zu entkommen, doch Ian startete bereits seine nächste Attacke, und Funken flogen, als die beiden Blades aufeinander trafen und miteinander rangen. Plötzlich öffnete sich eine Lücke in Ians Verteidigung, und ein siegessicheres Lächeln erschien auf Spencers Gesicht.

„Seaborg! Wave Impact!“

„Wyborg, halt dagegen! Snake Pit!“

Das Rufen der Menge wurde zu ohrenbetäubendem Tosen, als sich die beiden Bitbeasts mit hellem Strahlen aus ihren Blades erhoben und einander angriffen. Das grelle Licht blendete Kenny, und als er wieder etwas sehen konnte, lag Seaborg regungslos in der Bowl, während Wyborg neben ihm eierte. Zufrieden grinste Ian Spencer an, während der Kommentator begeistert das Kampfergebnis in sein Mikrofon brüllte und die Menge zu noch mehr Jubel anstachelte.

Ian uns Spencer holten ihre Beyblades aus der Bowl, winkten den Fans nochmals zu und verschwanden dann in einen abgesperrten Bereich hinter die Arena; Kai folgte ihnen zielsicher, und Kenny eilte ihm hinterher. Er rechnete damit, dass die Sicherheitskräfte am Bühneneingang (zumindest war das die nächste Entsprechung, die Kenny für den Durchgang zwischen den Absperrungen einfiel) sie aufhalten würden, doch scheinbar war Kais Bekanntheit genug, um ihm Zutritt in den VIP-Bereich zu gewähren.

Hinter den blickdichten Absperrungen standen ein paar Plastikstühle, ein Klapptisch und einige Wasserkästen; Ian und Spencer hatten sich in das hintere Eck des provisorischen Raumes zurückgezogen und unterhielten sich leise auf Russisch, bis sie Kai bemerkten, und ihr Gespräch unterbrachen.

Erstaunt ob des ungewöhnlichen Besuches hob Spencer eine Augenbraue, während Ian seinen ehemaligen Teamkollegen unverhohlen anstarrte, als wäre er ein Geist.

Schließlich war der Moment der Überraschung vorbei, und nachdem Kai keine Anstalten machte, etwas zu sagen, ergriff Ian das Wort.

„Hey Arschgesicht“, begrüßte er ihn förmlich und nickte ihm zu, „Was treibt dich in die Niederungen der Normalsterblichen?“

Aufmerksam betrachtete Ian Kais Gesicht, der sich jedoch unbeeindruckt zeigte.

„Papov“, grüßte er knapp und wandte sich dann Spencer zu, „Petrov.“

„Es spricht…!“, flüsterte Ian mit geheucheltem Erstaunen, was Spencer dazu verleitete, die Augen zu verdrehen; dann schüttelte Ian jedoch den Kopf und wandte sich Kenny zu, den er kurz betrachtete und gleichgültig mit den Schultern zuckte.

„Ich weiß zwar nicht mehr genau, wie noch mal dein Name war, aber ich weiß, dass wir uns theoretisch kennen, von daher… Hi.“

„Was wollt ihr von uns?“, brachte Spencer die Begrüßung unwirsch zu einem jähen Ende und blickte misstrauisch zwischen Kenny und Kai hin und her. „Du tauchst niemals auf wenn du nichts brauchst, Kai. Was ist es diesmal?“

Ein Schauer lief Kennys Rücken herab, als er spürte, wie sich zwischen Kai, Ian und Spencer eine bedrohliche Spannung aufbaute. Unsicher trat er einen Schritt zurück, als Kai die Schultern straffte; er kannte die ehemaligen Demolition Boys nicht gut, doch er musste Spencer und seine Muskeln nur ansehen um zu wissen, dass er sich nicht in Reichweite befinden wollte, wenn es zu einer körperlichen Auseinandersetzung mit ihm kam.

Hektisch rief sich Kenny alles ins Gedächtnis, was er jemals über die Deeskalation von Situationen in Erfahrung gebracht hatte; wenn er nicht schnell etwas tat, das spürte er, dann würden sich diese drei gegenseitig zerfleischen – doch ihm wollte einfach nichts einfallen.

Glücklicherweise kam ihm da der Kommentator des Wettkampfes zu Hilfe, der durch den Eingang kam und Ian und Spencer auf Russisch etwas zurief. Die beiden nickten und antworteten höflich, dann begaben sie sich in Richtung Ausgang. Kai folgte ihnen mit etwas Abstand, und verunsichert hängte sich Kenny hintenan.

Kaum, dass sie den VIP-Bereich verlassen hatten, wurden sie auch schon von Fans umringt, die ihnen begeistert zujubelten – oder eher: die Ian und Spencer begeistert zujubelten, die die Menge freundlich anlächelten und geduldig Autogramme unterschrieben und Fotos mit sich machen ließen.

Kai schnaubte verächtlich und wandte sich dann ab. Mit Blick auf die Uhr stellte er sich etwas abseits, um nicht in das Gewühl der Fans hinein zu geraten, und beobachtete Ian und Spencer ungeduldig. Kenny schüttelte ungläubig den Kopf. Wie konnte Kai nach dieser vollkommen gescheiterten Begrüßung erwarten, dass die beiden sich sein Anliegen überhaupt anhören würden?!

„Sie kennen mich, und ich sie. Nur weil wir uns nicht leiden können heißt das nicht, dass wir nicht zusammen arbeiten können“, beantwortete Kai grimmig seine unausgesprochene Frage, und Kenny zuckte zusammen.

„Denkst du nicht trotzdem, dass ein bisschen Freundlichkeit manchmal der angenehmere Weg wäre?“, fragte er vorsichtig, und Kai hob eine Augenbraue.

„Wenn es keinen Effekt auf das erreichbare Ergebnis hat ist das nur unnötige Ressourcenverschwendung“, antwortete er knapp, und Kenny akzeptierte, dass das kurze Gespräch damit beendet war.

Es dauerte etwa eine halbe Stunde, bis sich die Fans zerstreut hatten (und das auch nur, weil der nächste Schaukampf bald beginnen würde), danach warfen Ian und Spencer, die noch immer etwas entfernt standen, einen kurzen Blick auf Kai und begannen eine leise, aber hitzige Diskussion. Schließlich schüttelte Spencer vehement den Kopf, und Ian seufzte schwer. Die beiden reichten einander die Hand, dann trennten sich ihre Wege: Ian kam zu Kai und Kenny gelaufen, während Spencer in der Menge verschwand.

„Du solltest echt an deiner Strategie arbeiten, Mister Sonnenschein – Spencer hast du gehörig vergrault, und wenn du so weiter machst, dann entscheide ich mich vielleicht auch irgendwann dazu, auf meinen Verstand zu hören und dir nicht mehr zu helfen, wenn du mal wieder eine deiner mysteriösen Operationen durchführst“, meinte Ian resigniert und blieb vor den beiden stehen. „Also, wo brennt es diesmal?“

„Das würde ich nur ungerne hier besprechen; da du heute Abend ohnehin nichts vorhattest schlage ich daher vor, dass du uns zu meinem Anwesen begleitest.“ Die Endgültigkeit in Kais Tonfall brachte Ian dazu, milde überrascht die Stirn zu runzeln, doch es war ersichtlich, dass er sich bereits mit der Aussicht abgefunden hatte, nach Kais Pfeife zu tanzen.

„Na dann mal los“, murmelte er halblaut, als sie sich zum Ausgang des Parks bewegten; währenddessen warf Ian einen kurzen Blick zu Kenny. „Ich muss allerdings gestehen, dass das vorhin kein Scherz war; ich habe deinen Namen wirklich vergessen.“

„Er heißt Kenny, aber das ist jetzt völlig nebensächlich“, schritt Kai ein, bevor Kenny überhaupt die Chance hatte, etwas zu entgegnen.

„Namen sind ohnehin nur Schall und Rauch, nehme ich an, Hiwatari-Sempai?“, kommentierte Ian mit beißendem Sarkasmus, doch Kai ignorierte ihn, als sie die Limousine erreichten und einstiegen.

Kaum waren sie im Inneren des Wagens angekommen, begann Kai damit, Ian über die aktuellen Geschehnisse zu informieren, der aufmerksam zuhörte und nur gelegentlich Fragen stellte. Es dauerte die gesamte Fahrt, die Details der Situation auszubreiten: Von den verschwundenen Bladern über die fehlerhaften Cyber-Bitbeasts bis hin zu den mysteriösen Störsignalen und den Gerüchten über die Biovolt.

An der Villa angekommen führte Kai sie in ein Herrenzimmer, in dem sie sich auf schweren Kanapees niederließen. Nachdenklich fuhr Ian die Stickereien auf dem tiefroten Brokat mit dem Finger nach.

„Ich kann verstehen, dass die PPB nach euren Recherchen als Kandidat ausscheidet – aber seid ihr euch sicher, dass nicht doch Zagart hinter den Cyber-Beasts und den verschwundenen Bladern steckt?“

Die Frage klang fast flehentlich, und Kai verzog das Gesicht. „Mach dir nicht gleich in die Hosen, Papov.“

„Oh, verzeih mir, großer Anführer, dass ich nicht begeistert bin, wenn mir jemand erzählt, dass die Organisation, die mein halbes Leben ruiniert hat, dabei ist, ihr großes Comeback zu feiern“, entgegnete Ian patzig und begann, sich nervös am Arm zu kratzen. „Dir mag es ja entgangen sein, aber du hast nur einen Bruchteil von dem Mist erlebt den sie uns angetan haben.“

„Mir kommen die Tränen.“ Kais Gesicht war wie versteinert, und Wut flammte in Ians Augen auf, bevor er Kai den Mittelfinger entgegen reckte. Dann wandte er sich an Kenny.

„Im Ernst, wie hast du es je ausgehalten, mit ihm befreundet zu sein?“, fragte er ungläubig, und Kenny, der sich bisher wie das fünfte (oder eher das dritte) Rad am Wagen gefühlt hatte, zuckte zusammen. Doch wieder unterbrach Kai ihn, bevor er auch nur zu einer Antwort ansetzen konnte.

„Das ist jetzt vollkommen irrelevant. Ich habe dir erklärt, worum es geht, Papov. Bist du dabei oder nicht?“

Herausfordernd blickte Kai Ian an, und dieser erwiderte den Blick ungerührt. Eine Weile herrschte Schweigen, dann hob Ian ergeben die Hände.

„Ich hab ja eh keine andere Wahl, also was soll’s. Ich weiß nur ehrlicherweise nicht, was du eigentlich von mir willst – abgesehen von der Tatsache, dass ich noch immer mehr oder minder aktiv blade habe ich absolut keine Ahnung, wo man ansetzen müsste, um die Biovolt aufzuspüren…“

„Dafür brauche ich dich auch nicht“, meinte Kai kühl und lehnte sich nach vorne, mit einem ungewöhnlichen Leuchten in den Augen.

„Du musst mir helfen, Tala zu finden.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Bleib mit spannung dabei, wenn es das nächste Mal heißt:
Kapitel 11: Die Kunst der Attacke Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Misaki
2015-05-01T21:51:18+00:00 01.05.2015 23:51
Wie lange ich nun gebraucht habe dieses Kapitel zu lesen, unglaublich~ Blöde Menschen die meine Zeit rauben. :D

Also was mir direkt eingefallen ist als Kenny meinte das er kein russisch könne war, dass er doch in der ersten Staffel als sie in Russland waren auf eine Karte sah und meinte, sein kyrillisch wäre eingerostet. Worauf hin Kai ihn die Karte weg nahm oder drauf sah und voraus ging. Aber, egal. Nur fiel mir das so ein. :D Das der Herr aber in so einer Villa wohnt war ja klar. Was ich mich immer so Frage ob das nicht so sein Ansehen ankratzt wenn er der Herrscher über sein Hiwatari-Imperium dann in Netzteil bladet. XD Und ich frage mich ja wohin Spencer ist. Kai macht sich in seinen Leben wirklich keine Freunde~ Aber Ian macht ja wenigtens mit. Ist ja schon einmal ein Anfang. :)

Liebe Grüße Misaki~
Antwort von:  KradNibeid
02.05.2015 11:44
Ehrlicherweise habe ich schon damals Kennys Aussage eher als ein "ich habe keine Ahnung, was da steht" aufgefasst. ;P
Abgesehen davon ist es ja auch so, dass man Sprachen wieder vergisst, wenn man sie nicht mehr regelmäßig spricht - gleiches gilt für Schriften. (Wenn ich da so an meine Kenntnisse in Französisch und dem Lesen von Runen denke...) Und ich gehe mal davon aus, dass Kenny in letzter Zeit wenig Russisch gesprochen hat. ^^''

Kais Outfit in der Arena ist allerdings bewusst gewählt - er fährt bewusst zweiglesig zwischen "geschniegelt und gestriegelt" und "Bad Boy". So ähnlich wie Batman, nur nicht ganz so cool. xD (Und die Leute wissen, wer er ist)
Antwort von:  Misaki
03.05.2015 17:21
Ich wollte es auch nur mal so erwähnt haben. So paar kleine Szenen habe ich seit damals nie vergessen. Aber ja da hast du schon recht muss ich zugeben. :)

XD Okay. Ja Kai kann sich das eben sicher erlauben. ^^
Von:  Marron
2015-04-09T11:40:29+00:00 09.04.2015 13:40
Ian, Ian, Ian! Ich will ihn knuddeln, aw. Den habe ich in der dritten Staffel so vermiss, er war ja ohne Erklärung verschwunden... Und er ist gewachsen...*0* Noch ein mal knuddeln. ^^
Das Match hätte ich gerne gesehen (um dann lchend um die Verlierer rumhüpfen zu können) Ich bin manchmal echt ein Ian-Fangirlie.*kicher*
Mh, trotzdem Kais Anweisungen befolgen? Okay, ich mein, Kenny will Tyson finden und alles, aber...will der überhaupt, dass sich "der Chef" so für Kai zum Horst macht? Wenn der nachher rauskriegt, wie Kai ihn behandelt hat, gibt's wieder Ärger. >.> Bin gespannt drauf, ob ich DAS zu lesen bekomme.
Antwort von:  KradNibeid
09.04.2015 13:42
Naja, Kenny ist aktuell eben leider recht alternativlos. >_<
Und ob es einen Showdown zwischen Kai und Tyson geben wird? Wer weiß~
Von:  Phase
2015-03-31T21:40:14+00:00 31.03.2015 23:40
So, endlich bin ich wieder auf dem aktuellsten Stand. Ich hatte ja wirklich einiges verpasst!
Und in diesem Kapitel ist ja wirklich sehr viel passiert. Dass Kenny sich diesen Mist freiwillig antut, kann ich kaum verstehen. Gut, ihm geht es halt um Tyson. Frage mich ja, wie er reagieren wird, wenn er herausfindet, dass Kai sein Verschwinden vertuscht hat...
Dass Spencer bei der Sache nicht mitmacht, finde ich verständlich. An Ians Stelle hätte ich außerdem ebenfalls das Weite gesucht. Kai kennt keine Grundregeln, aber trotzdem machen alle, was er will. Wer hat ihn überhaupt zum Anführer erklärt?! D:<
Und da kommt dann meine Überlegung ins Spiel: Wer sagt denn, dass wenn er Tala findet, der auch wirklich mitspielt?
Ich meine, wenn da keine Biovolt-Bedrohung wäre, hätten die Demos ihn doch hoffentlich gleich mal abgeschossen.
Nun ja, es ist wie es ist. Ich bin mal gespannt, wann und wie sie allem auf die Schliche kommen. Und ob Spencer doch noch dazu stößt?
Wieder ein schönes und gut geschriebenes Kapitel. Mal sehen, wie es weiter gehen wird... :-)
Von: abgemeldet
2015-03-24T12:04:41+00:00 24.03.2015 13:04
So bin ich auch endlich mal dazu gekommen das neue zu lesen... und langsam nervt mich Kai mit seiner schlimmen Arroganz und das er alle von oben runter behandelt und sich es auch alle gefallen lassen und nach seiner Pfeife tanzen ://.... Die sollten ihm ein bisschen Kontra bieten, er hätte es echt verdient! -.-"

Aaaaaber: ich freu mich sehr auf Tala (und Bryan xD) wahrscheinlich hausen die am nordpol oder in der Londoner Subway... >_< oder in Kais Garten xD!
Bin gespannt! :)
Antwort von:  KradNibeid
26.03.2015 20:02
Naja, Kenny fängt ja langsam mit dem Rebellieren an - und ja, Kais Sozialverhälten ist in der Tat generell eher suboptimal. ^^''

und was Tala angeht - freut mcih, dass du gespannt bist! XD
Ich verrate schon mal so viel: Zu Recherchieren, wo genau er wohnt, hat etwa eine Stunde in Anspruch genommen.... =___=
Von:  Traiko
2015-03-22T22:18:13+00:00 22.03.2015 23:18
Hach Kai.. die Freundlichkeit in Person. Und alle dürfen drunter leiden. Selbst der geduldige Kenny wird langsam aber merklich immer genervter :) Immerhin hat Spencer die Konsequenz gezogen und hält sich erst mal aus der Sache raus.
Ich fand es schön, dass du beschrieben hast wie der Beybladesport nach wie vor unter der jungen Generation rockt - und auch dass Spencer und Ian noch bladen.
Nun, dann bin ich mal gespannt wie Suchhund Ian die verschwundene Socke Tala finden soll.
Antwort von:  KradNibeid
23.03.2015 17:52
Ja, Kai muss dringend mal an seinen People Skillz arbeiten - aber vielleicht kann er seine empfindsame Seite auch einfach nicht gut nach außen zeigen D:
xD

Und Ian... mit seiner großen Nase wird er schon eine Fährte erschnüffeln. xDDD


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