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Mine Tenshi (1)

Eine Legende lebt (ShiroXOC)
von

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Kapitel 6 ~~ Die Zeit ist gekommen!

Kapitel 6 ~~ Die Zeit ist gekommen!
 

Na endlich!

Endlich war die Nachricht eingetroffen.

Endlich waren die Ryokas da. Ichigo ist in der Soul Society!

Seit sie hier waren, war hier die Hölle los. Alle Taichous waren in Formation gegangen, auch, wenn keiner wirklich erwartete, dass sie hier eindringen können. Nun ja, Kenpachi drehte völlig durch, sein einziger Gedanke war nur noch, gegen den stärksten der Gruppe - das wäre dann ja wohl Ichigo - kämpfen zu können.

Sogar Toshiro war angespannter als sonst. Natürlich, kann ich ihm nicht verdenken. Er machte sich schließlich Sorgen um mich. Ich hatte meine Kräfte immer noch nicht wieder und jetzt, wo die Ryokas hier waren, hatte er Angst, mir könnte irgendwas in dem Getümmel passieren. Aber hey, solange Ichigo noch nicht hier in Seireitei ist, wäre das schlimmste, was mir passieren könnte, ein weiterer verstauchter Knöchel. Aber davon wollte Toshiro nichts hören, ich durfte ohne seine Begleitung nicht mal mehr aus der Division.

Jetzt war es schon bald mittags und ich langweilte mich regelrecht zu Tode. Aller Papierkram war erledigt, es kam auch nichts neues, zumindest nicht schnell genug.

Seufzend rollte ich mich auf den Bauch. Ich lag gelangweilt auf dem Sofa, während Toshiro mit verschränkten Armen am Fenster stand und mürrisch hinausschaute. Seit zwei Tagen ging das schon so. Langsam aber sicher nervte es. Es war zwar süß, welche Sorgen Toshiro sich machte, aber ich war zuversichtlich, dass Ichigo das alles auch ohne mich schaffte.

„Shiro-chan“, nörgelte ich ins Kissen. Ja, seit einer gewissen Zeit hatte ich mir bei ihm auch den Namen Shiro-chan angewöhnt. Er war niedlich. Allerdings nannte ich ihn in Anwesenheit anderer mindestens Toshiro und wenn´s die Situation erforderte sogar Captain Hitsugaya. „Mir ist langweilig!“

Toshiro tat so, als würde er mich nicht hören und starrte weiter aus dem Fenster, als erwarte er, dass jeden Augenblick die Ryokas hier einbrächen und mich umbringen wollten. Was ein Blödsinn. Sobald Ichigo hier wäre, würde ich alles in meiner Macht stehende versuchen, um ihn zu kontaktieren. Er sollte schließlich wissen, wo er Rukia findet. Der Rest würde sich von selbst ergeben. Der wahre Verräter würde bald gefasst werden.

Als Toshiro mir nicht antwortete, grummelte ich genervt, erhob mich und lief zur Tür. Gerade wollte ich die Tür aufschieben, da stand plötzlich Toshiro neben mir und hielt mein Handgelenk fest. Mit einem strengem Blick. Meine Güte, wie es mich nervte, wenn er Shunpo einsetzte. „Wo willst du hin?“, fragte er und klang dabei fast so, als wäre er mein Vater, der seiner Tochter Hausarrest gegeben hat und sie trotzdem rausgehen will.

Ich erwiderte seinen kalten Blick. „Raus, hier drin wird’s mir zu eng“, beschwerte ich mich und entriss ihm meine Hand. Also wirklich, es war ja lobenswert, wie sehr er sich sorgte, aber langsam durfte er sich mal entspannen. Die Ryokas sind noch nicht mal hier in Seireitei und schon machte er so einen Aufriss.

„Vergiss es“, verbot Toshiro es mir. „Es ist zu gefährlich, du könntest verletzt werden!“, warf er sorgenvoll ein.

Ich verdrehte genervt die Augen und sah ihn trotzig an. „Hör mal, die Ryokas sind noch in Rukongai und solange möchte ich gerne wie ein freies Mädchen draußen sein, oder soll ich mich wieder verstecken und isolieren?“ Okay, ich gebe zu, das war ein sehr harter Schlag unter die Gürtellinie. Ich wusste, wie sehr es Toshiro zu schaffen machte, wie ich mich damals verhalten habe. Er gab sich die Schuld daran, obwohl er mich doch eigentlich gerettet hat. Dieser kleine Idiot.

Er sah mich an, als hätte ich ihn geschlagen. Völlig erstarrt und schockiert sah er mir in die Augen. „N-nein … Ich will dich nur nicht verlieren, wenn du da draußen bist, Mine“, erklärte er niedergeschlagen.

Verdammt, ich war damit echt zu weit gegangen. Er hatte den Blick eines gequälten Tieres drauf. „Tut mir leid, Toshiro“, entschuldigte ich mich reumütig. „Verzeih, das hätte ich nicht sagen sollen. Würdest du mich begleiten? Dann passiert mir auf keinen Fall was“, kam ich ihm etwas entgegen.

Er dachte darüber nach, prüfte meinen Blick. „Warte kurz“, signalisierte er mir dann, zog seinen Haori aus und legte ihn mir über. „Es ist kalt geworden, der Kimono wird dich nicht genug wärmen.“

Errötend kuschelte ich mich in den Haori. Er roch so wunderschön nach Winter und Schnee, eindeutig Toshiro. Ihn würde ich überall und selbst ohne meine Kräfte allein am Geruch wiedererkennen. „Danke, Shiro-chan“, lächelte ich rot um die Nase.

Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf und wurde ebenfalls rot. „Ach was, das macht nichts. Mir fehlt nur noch, dass du dich erkältest“, meinte er achselzuckend.

Kichernd hackte ich mich bei ihm ein und wir verließen die Division. Ich hatte kein wirkliches Ziel. Ich wollte einfach ein wenig umhergehen und mich umhören, ob es Neuigkeiten von den Ryokas oder Ichigo gab. Uns kamen ausschließlich Offiziere und einige andere Shinigami entgegen, die alle völlig zerstreut rumliefen.

„Wie hier alle gestresst sind“, murmelte ich schon etwas erstaunt. „Und das nur wegen ein paar Ryokas.“ Na ja, was heißt nur. Ichigo war alles andere als nur ein Ryoka, er hatte wirklich Shinigamikräfte und würde nach seinem Tod wahrscheinlich sofort nach Seireitei eingeteilt werden, wegen seines starken Reiatsus.

„Diese Ryokas haben es immerhin geschafft, überhaupt erst in die Soul Society zu kommen“, widersprach Toshiro ebenfalls wieder angespannt. Sein Blick wanderte prüfend über jeden Zentimeter, den wir entlangliefen und schaute in jede Gassen und Ecken, als erwarte er, jeden Augenblick jemanden daraus hervorspringen.

„Das ist nicht schwer, mit einem halbwegs anständigem Senkaimon geht das“, meinte ich und dachte mir innerlich schon, dass Kisuke wohl heimlich eins erschaffen hatte. Ich musste ein kichern unterdrücken.

Nachdenklich betrachtete Toshiro mich. „Du bist ungewöhnlich fröhlich dafür, dass dein Leben hier auf dem Spiel stehen könnte. Du könntest zu leicht verletzt oder gar getötet werden, Mine!“, ermahnte er mich streng.

Ich zuckte mit den Schultern. Darum machte ich mir eher weniger Sorgen. Sobald ich Ichigo erreicht hätte, würde er es auch so schaffen. Gut, ich würde trotzdem alles versuchen, um ihm zu helfen, schließlich wollte ich selber wissen, wer meine Heimat und die ganze Soul Society verriet. Ich wollte den Namen der Person wissen, dem ich den Arsch aufreißen würde und mit Hermonica zu Asche verwandeln würde.

„Wenn es gefährlich wird, wirst du mich schon beschützen“, sagte ich selbstsicher und lächelte ihm entgegen. „Das weiß ich.“

Leicht errötete Toshiro und wandte den Blick ab. „Klar, schließlich sind wir Freunde und ich möchte dich nicht verlieren“, reimte er sich was zusammen, worauf ich kichern musste und er weiter rot wurde.

Da kam auf einmal ein Höllenfalter angeflattert. Und dann noch einer. Gleich zwei? Etwa Nachrichten für uns.

Während einer der Höllenfalter auf Toshiros Finger landete, machte der andere es sich auf meiner Schulter bequem. Dann spielte die Nachricht ab.

„Es wird dringendst eine Versammlung der Kommandanten einberufen! Ich befehle, jeden einzelnen hier zu sehen. Generalkommandant Yamamoto.“, Nachricht Ende. Die Höllenfalter flogen wieder davon.

Ich blinzelte ihm verwundert hinterher. „Nanu, ich etwa auch? Aber ich dachte, ich dürfte nicht während meiner Strafzeit“, murmelte ich und auch Toshiro war darüber äußerst verwirrt. Er seufzte.

„Dann kann man wohl nichts machen, beeilen wir uns lieber“, schlug er vor und wandte sich mir zu. Seltsam auffordernd sah er mich an, doch ich verstand ihn nicht. „Was denn?“, fragte ich schließlich, bis er die Arme aufhielt. „Ich werde dich tragen, dann sind wir schneller“, antwortete er rotwerdend.

Ich rührte mich nicht. Es war zwar nicht das erste Mal, dass er mich trug, aber dies wäre das erste mal nach meinem Gespräch mit Matsumoto. /Sie sagte, ich wäre sein Typ …/, erinnerte ich mich und wurde schlagartig rot. Ich? Sein Typ? Woher wollte Matsumoto das überhaupt wissen? Toshiro hatte noch nie eine Beziehung, und ich musste es ja wissen. Ich würde sie nach all dem hier mal unbedingt fragen müssen.

Als ich nach einigen Minuten immer noch nicht reagierte, nahm Toshiro das selber in die Hand und hob mich mit Leichtigkeit auf die Arme. Als würde ich nur so viel wiegen wie eine Feder. Dann hastete er mit Shunpo los.

Wie ich das doch hasste, wenn ich es nicht selber tat. So fühlte ich mich wahnsinnig schwer und außerdem wurde mir davon schwindlig. Der Laufwind machte es auch nicht besser, ich fröstelte leicht.

Wir kamen aber vor der ersten Einheit an, bevor ich richtig anfangen konnte zu frieren. Und wie konnte es anders kommen: gerade, als Toshiro mich runterließ und mich stützte wegen dem Schwindel, kamen Jushiro und Shunsui um die Ecke. Sie betrachteten uns mit vielsagendem Blick und gesellten sich zu uns.

„Schönen guten Tag, Hitsugaya-Taichou, Tenshi-Taichou. Wie ich sehe, geht es dir schon besser, Tenshi-Taichou“, meinte Shunsui mit einem fröhlichem Grinsen. Ich war froh, dass alle mich trotzdem noch mit dem Taichou-Zusatz ansprachen und mich auch dementsprechend respektierten. Kurz hatte ich nämlich Angst gehabt, dass man mich wie ein kleines Kind behandeln würde, sobald sie mein Äußeres sehen würden. Aber da waren meine Befürchtungen ja völlig unbegründet. Ich wurde immer noch respektiert und geachtet.

Ich nickte etwas. „Ja, ich fühle mich wieder völlig gesund. Immer noch ziemlich schwach, aber ich hab ja Captain Hitsugaya“, versuchte ich, an dem Small Talk teilzunehmen. Darin war ich noch nie besonders gut.

Die beiden älteren lachten daraufhin. „Ja, das wissen wir“, meinte Jushiro und wischte sich Lachtränen aus den Augen. „Es freut mich, dass es dir besser geht. Und dass du dich endlich nicht mehr versteckst, so wirkst du gleich viel freundlicher.“

Ich verzog verlegen das Gesicht und senkte den Blick. „Ach was, ist auch nichts besonderes“, winkte ich einfach ab. Ich würde mich wohl nie an solche Komplimente gewöhnen.

„Nein, nein, wirklich“, warf Shunsui eilig ein und beugte sich mit erhobenem Finger zu mir runter. „Hättest du dich nur früher gezeigt, dann hätten wir viel Spaß mit dir gehabt. Du bist eine gute Gesellschaft, Tenshi-Taichou“, meinte er väterlich.

Toshiro ging nun dazwischen. Die Zeit drängte. „Okay, genug jetzt“, sagte er und hakte mich wieder bei ihm ein. „Wir sollten reingehen, der Soutaichou erwartet uns sicherlich schon“, meinte er und ging mit mir voraus.

Während er das Tor öffnete, hörte ich Shunsui und Jushiro hinter uns leise über uns tuscheln. Es war nur dumpf und wie durch Watte wegen meinen geschwächten Sinnen, aber ich verstand trotzdem genug. „Hast du gesehen, Mine trägt Toshiros Haori“, meinte Shunsui erfreut zu seinem alten Freund. Dieser kicherte. „Ja und sie laufen eingehakt nebeneinander. Wenn das mal kein schönes Paar wäre“, amüsierte der Weißhaarige sich.

Nun wirklich sehr rot werdend stellte ich mich neben Toshiro. Alle anderen waren wirklich schon da und vor allem waren sie auch verwundert darüber, mich hier zu sehen. Sie haben wohl nicht erwartet, dass der Soutaichou auch mir einen Höllenfalter geschickt hatte. War es wirklich so dringend, dass ich dabei sein musste?

Yamamoto-sama sah sich in den Reihen um. Alle da. Keine fehlte. „Gut, wo wir nun vollständig sind, lasst uns beginnen“, kündigte er seine Ansprache an und sah überraschend angespannt aus. „Zunächst einmal … wurde die Strafe für Mine Tenshi, Kommandantin der Zero-Einheit, aufgehoben-“

Aufgeregtes Gemurmel unter einigen. Besonders Byakuya und Soi Fong regten sich darüber auf. Auch Tousen empfand es als ungerecht und gegen das Gesetz, dass meine Strafe nach nur knapp fünfzehn Tagen aufgehoben wurde. Dagegen freute sich besonders Toshiro darüber, auch wenn er sich wunderte. So musste er sich zumindest keine Sorgen mehr darüber machen, dass mir so leicht etwas zustieß. Auch schienen Shunsui, Jushiro und Sousuke Aizen sich darüber zu freuen. Das sah ich ihren Gesichtern an.

Ich war ja wohl am meisten darüber schockiert. Meine Strafe wurde aufgehoben. Wieso? Was dachte sich die Zentrale der 46 nur dabei? Sonst hielt sie doch streng an ihren Geboten und Gesetzen. Warum sollten sie das tun? Irgendwas war da doch faul.

„Ruhe!“, herrschte Yamamoto-sama die Taichous zum Schweigen an, was auch sofort Wirkung zeigte. Alle waren still. „Der Grund dafür sind die Ryokas. Wir brauchen alle Kräfte, die wir haben, um sie aufzuhalten, sollte es ihnen tatsächlich gelingen, hier einzudringen.“ Somit wanderte sein Blick zu mir. „Schönes Gesicht hast du, Tenshi-Taichou“, sagte er nett gemeint. Das hatte aber wieder die Wirkung, dass ich schon wieder rot wie eine Tomate wurde. „Komm bitte zu mir.“

Ich befolgte seinen Befehl sofort, verließ meinen Platz an Toshiros Seite und kniete dann vor Yamamoto-sama nieder. „Ich danke Euch, Soutaichou-sama“, sagte ich ehrlich und mit gesenktem Haupt.

„Bedanke dich nicht zu früh, wer weiß, wo du im Kampf gegen die Ryokas eingesetzt wirst“, warnte der Soutaichou mich vor und ich nickte verstehend. „Hier“, lenkte er meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich sah auf und sah eine kleine Kugel in seiner ausgestreckten Hand, die leicht rot leuchtete. „Darin sind deine ganzen spirituellen Kräfte versiegelt. Schluck diese Kugel und du hast sie alle wieder“, erklärte er mir.

Ich erhob mich und nahm ihm die Kugel aus der Hand, nahm sie aber nicht sofort ein. Stattdessen betrachtete ich dieses kleine Ding, in welchem wirklich all meine ganzen Kräfte sein sollten. Ziemlich klein im Vergleich zu meiner wahren Stärke.

„Du darfst wieder gehen, Tenshi-Taichou“, erlaubte Yamamoto-sama mir, ich verbeugte mich und ging zurück an meinen Platz, den Blick immer noch auf dieses kleine Etwas gerichtet. Toshiro sah mich besorgt dabei an. Der Soutaichou fuhr fort. Es ging im Großen und Ganzen darum, dass die Ryokas Berichten zufolge zu viert mit einer Katze sein sollten und einer von ihnen aussieht wie ein Shinigami mit einem extrem großem Zanpakutó. Das war eindeutig Ichigo. Außerdem galt es, die Ryokas zu stellen, sei es lebendig oder tot.

Nachdem die Versammlung beendet und der Soutaichou uns entließ, war ich immer noch mit meinen Gedanken ganz bei der Perle in meiner Hand. Sie wirkte immer noch so klein und unschuldig, ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie all meine spirituelle Kräfte in sich versammelte.

„Komm, Mine“, holte Toshiro mich aus den Gedanken. Verwundert sah ich zu ihm auf. „Deine reiatsuunterdrückende Kette und die Brosche liegen in meiner Division. Die brauchst du, wenn du deine Kräfte wieder hast“, erinnerte er mich daran.

Ach ja, die Kette und die Brosche. Beides hatte ich seit einiger Zeit nicht mehr getragen. Jetzt wurde es wohl wieder an der Zeit. Ich nickte und ging neben ihm her, während er mich hin und wieder besorgt ansah.

In der Division angekommen ging ich gleich nach hinten zu seinem Zimmer, wo ich mich eigentlich schon ganz heimisch gefühlt und mich so eingerichtet hatte. Meine Kette und die Brosche lagen auf einem Stuhl etwas weiter weg. Ich nahm beides in meine kleinen, schmalen Hände und betrachtete sie nachdenklich. Ich würde meine Kräfte wiederhaben, ich könnte Ichigo und den anderen Ryokas eine Hilfe sein. Grinsend legte ich mir die Kette um und eilte mit der Brosche ins Bad, wo ich mir die weiten Bänder um den Kopf wickelte und sowohl die Brosche als auch wieder die Federn in diese einfädelte.

Sofort als ich wieder aus dem Bad kam, fiel mir Hermonica ein. Sie lag immer direkt neben Toshiros Futon an der Wand gelehnt, immer griffbereit. Außerdem hatte es mich beruhigt, sie so nahe bei mir zu wissen. Toshiro stand währenddessen mit der Perle in der Hand in der Tür und beobachtete mich dabei, wie ich Hermonica ehrfürchtig in die Hände nahm.

„Bist du bereit?“, fragte er dann nach einer halben Ewigkeit, die ich nur wie erstarrt mit Hermonica und den Blick auf ihr dastand.

Es war schon etwas beschämend, aber ich hatte ihn schon völlig vergessen gehabt. Deswegen zuckte ich etwas zusammen und sah ihn unsicher an. Jetzt, wo ich die Wahl hatte, ob ich meine Kräfte wiederhaben wollte oder nicht, fiel mir die Entscheidung schwer. Klar, ich fühlte mich immer noch hin und wieder schwach und hatte dann auch Panik, aber auf der anderen Seite war es auch so ein befreiendes Gefühl. Ich hatte keine Last, die ich auf meinen so jungen Schultern tragen musste. Ich fühlte mich freier, glücklicher. Das würde sich doch bestimmt ändern, wenn ich meine Kräfte wiedererlangte. Dann wäre ich doch wieder so verschlossen, oder nicht?

„Ich werde dich immer beschützen, Mine, egal, wofür du dich entscheidest“, sagte Toshiro gerade in meinen Gedanken und nachdenklich sah ich ihn an.

Ja, er würde mich immer beschützen. Egal, ob ich´s nötig hätte oder nicht. Egal, ob ich wieder kalt wie Eis wäre oder warm wie der Sommer. Er wäre immer bei immer, immer an meiner Seite und würde, egal wie kalt ich ihn behandeln würde, mich immer unterstützen.

Das brachte mich schließlich zu meinem entscheidenden Entschluss. Selbstbewusst ging ich auf ihn zu, legte mir Hermonica auf den Rücken und nahm ihm die Perle aus der Hand. Ich betrachtete sie nicht lange, sondern sah Toshiro ängstlich in die Augen. „Für immer?“ Klar, die Frage war unnötig, aber jetzt, in diesem Moment, brauchte ich einfach einzig und allein sein Versprechen.

Er sah mich ernst an. Normalerweise hätte mir das schon gereicht. Ein Blick von ihm und ich wusste, was er dachte. Er umfasste meine Hände mit seinen und seine Augen begannen zu glühen. „Für immer, bis in den Tod hinein und selbst dann noch“, schwor er mir ehrlich.

Ich lächelte und hob die Perle an meine Lippen. Kurz, bevor ich sie schluckte, bat ich ihn: „Pass auf, dass ich mich nicht wieder verstecke“, dann schluckte ich sie eilig runter.

Erdbeeren.

Es war ein zarter Geschmack von Erdbeeren.

Meine spirituellen Kräfte schmecken nach ERDBEEREN?!!

Von dem Geschmack wurde ich allerdings schnell abgelenkt, denn sofort spürte ich die unglaubliche Kraft und Feuerwirbel in meinem Inneren aufwallen. Heiße Flammenstürme hetzten in meinen Organen, wirbelten meine schweren Muskeln und Glieder auf und ließen sie ganz leicht werden.

Um das Gefühl der Schwerelosigkeit und der so vertrauten Wärme besser genießen zu können, schloss ich meine Augen und fühlte mich wirklich kur so, als würde ich schweben. Umgeben von Flammen … meinen Flammen. Ich fühlte mich wieder vollständig. Wieder stark. /Hermonica … Hörst du meinen Ruf?/, versuchte ich sie zu erreichen und ich freute mich wahnsinnig, als sie mir tatsächlich antwortete. Ich war immer bei Euch, Herrin und ich werde immer bei Euch sein. Ihr werdet nie allein sein, solange ich bei Euch bin. Euren Ruf werde ich immer vernehmen!

Ich hätte heulen können vor Erleichterung. Sie war da. Hermonica war noch da und sie war bei mir. Würde immer an meiner Seite sein und mit mir kämpfen. Ich würde niemals allein sein, solange ich sie habe. Und Toshiro.

Als ich meine Augen wieder öffnete, lächelte Toshiro schief. „Willkommen zurück, Kommandantin Tenshi“, begrüßte er mich ehrenvoll.

Grinsend erwiderte ich sein Lächeln. „Danke, jetzt werde ich aber wohl erstmal zu meiner Einheit gehen. Mein Shihakusho und der Haori liegen da“, erinnerte ich mich und machte mich bereits wieder auf den Weg nach draußen. Ich rannte sogar fast. Ich spürte Toshiros Reiatsu hinter mir, er folgte mir und gab mir zusätzlich Sicherheit.

Aus dem Divisionsgebäude raus, griff ich nach dem Griff Hermonicas. Sie war noch immer ein einfaches Katana, aber sie brannte darauf, wieder im Shikai zu sein. Ich spürte sie pulsieren, ihre Hitze drang bis durch die Scheide zu mir herüber.

„Na, was meinst du, Hermonica, willst du wieder freigelassen werden?“, fragte ich eher ironisch, denn ich kannte ihre Antwort schon längst. Ich bitte drum! Da sprach wieder ihre etwas bösere Seite. Sie war erpicht darauf, endlich wieder rausgelassen zu werden.

Auch auf die Gefahr hinaus, dass durch meine jetzige Aktion mein ganzer Kimono verbrannte, ich wollte es dennoch wagen. Noch immer mit der Hand um Hermonicas Griff, der heiß und wild pulsierte, sprang ich in die Luft, benutzte meine Kräfte, um zu schweben und zog währenddessen Hermonica aus der Scheide. Schon bei den ersten paar Zentimetern, als ich sie herauszog, wurde ich von Flammen umhüllt und somit meine ganze Umgebung. Diese Flammenintensität war stärker, mächtiger und hatte eine viel weitere Reichweite als die Flammen der Seelenresonanz.

Von meinen Flammen sicher geschützt stieg ich, mich selbst in einer Pirouette drehend, immer weiter in die Höhe, kurz vor die Barriere, die die Soul Society vor den Ryokas schützen sollte. Meine Flammen hüllten alles ein. Alles in einem Umkreis von mehreren zig Metern wurde in roten und orangen Flammen eingehüllt. Man hörte regelrecht Hermonicas aufgeregtes Brüllen. Ihren Schrei der Freiheit.

Jetzt fühlte ich mich frei.

Jetzt war ich ganz.

Ich war wieder stark.
 

Glücklich betrachtete Toshiro seine alte Freundin, wie sie wie eine Fee in ihren Flammen umherflog und mit ihnen spielte, als wäre es das natürlichste der Welt. Obwohl sie so weit entfernt war, hörte er ihr fröhliches Lachen bis hier unten.

Es war eine gute Entscheidung, ihr ihre Kräfte zurückzugeben. Ohne sie war sie nicht vollständig. Es wäre, als fehle ein Teil ihrer Selbst. Ohne Hermonica ist sie nur zum Teil ganz.

Er überlegte, wie lange es her war, seit er sie zum letzten Mal so glücklich gesehen hatte und meinte sich zu erinnern, dass das gewesen war, bevor er selbst oder sie überhaupt Shinigamis wurden. Es war so lange her. Das letzte mal war sie wegen ihm so glücklich gewesen. Jetzt war sie es wegen Hermonica.

Es war ein gutes Zeichen.

Ihr Lachen.

Es war ein guter Start zu einem wieder normalem Leben. Sie würde es schaffen.

Und er würde ihr helfen.
 

Auch alle anderen, die zu der Zeit in Seireitei waren, sahen das bunte Farbenspiel der Flammen und wie die so entspannt wie nie zuvor wirkende Mine Tenshi, die herzlose, kalte Kommandantin der Zero-Einheit mit so großer Verantwortung auf ihren Schultern, ganz unbesorgt und voller Liebe und Fröhlichkeit mit ihren zurückgewonnenen Kräften tanzte. Und es sah dabei wirklich aus, als würde sie tanzen.

Jeder sah es: Mine Tenshi war glücklich.

Sie hatte ihr Herz gefunden.

Den richtigen Weg.

Shunsui, der schlummernd auf dem Dach lag und seine Fukutaichou neben ihm stand, zog lächelnd den Hut ins Gesicht. Er freute sich für die Kleine. Kinder sollten ihre Kindheit genießen und sie hatte es am meisten verdient.

„Also wirklich“, beschwerte Nanao Ise, seine Vize, sich neben ihm und sah ebenfalls zu Mine auf. „So ein Verhalten als Taichou an den Tag zu legen! Sie sollte ernsthafter sein, besonders zu einer Zeit wie dieser!“

Shunsui grinste nur. „Lass sie, Nanao-chan“, widersprach er ihr und verteidigte somit die junge Dame. „Sie hat etwas wieder, was ihr so lange gefehlt hatte. Ein Teil von ihr ist wieder zu ihr zurückgekommen. Außerdem“, fügte er leicht lachend hinzu, „ist sie immer noch ein Kind.“ Das ließ Nanao dann einfach auf sich beruhen.

Auch Jushiro sah aus dem Fenster seines Zimmers zu der jungen Taichou hinauf und war froh, endlich mal ein Lächeln von ihr zu sehen. Ein so lebensfrohes und glückliches hatte er eigentlich nicht erwartet, aber dennoch freute er sich für sie. Sie wirkte … viel erleichterter, wie sie da mit ihren Flammen spielte. Auch er war der Meinung, dass Kinder eine solche Bürde wie sie sie hat, nicht tragen sollte. Kinder sollten glücklich spielen und sich mit Süßigkeiten vollstopfen. Auch ein Grund, warum er Toshiro und nun auch ihr immer wieder verschiedenes Süßes unterjubelte.

„Unohana-Taichou! Sehen Sie mal!“, rief Isane Kotetsu, Vizekommandantin der vierten Einheit, hektisch und rannte in Unohanas Büro.

Die Heilerin sah von ihrem Schreibtisch auf. „Was gibt´s denn?“, erkundigte sie sich und Isane zeigte aus dem Fenster hinter ihr. „Sehen Sie, ist das nicht Kommandantin Tenshi?“, deutete sie an.

Unohana drehte sich um und lächelte kurz darauf. Eindeutig, das war Mine. Diese Flammen besaß nur eine Person. Sie wandte sich wieder um. „Ja, sie hat ihre Kräfte zurück. Sie muss wohl sehr glücklich sein“, vermutete sie einfach mal und arbeitete weiter, während Isane weiterhin fasziniert Mine beobachtete. Leise murmelte sie zu sich: „Ich hätte nie gedacht, dass sie so viel Reiatsu besitzt. Und so eine Stärke. Beeindruckend.“

Auch Soi Fong wurde augenblickblich benachrichtigt, die sich um das Training ihrer Einheit kümmerte, um die Ryokas zurückzuhalten. Sie seufzte nur schwer, als sie davon hörte, was Mine da veranstaltete. „Lasst sie machen“, antwortete sie auf die Frage hin, ob man sie aufhalten sollte. „Ihre Kräfte sind ein wichtiger Teil von ihr, sie wird sehr erfreut darüber sein, sie so früh wiederzuhaben.“

Auch der Soutaichou war erfreut. Sie schien jetzt erst richtig aufzublühen. Jetzt fing er langsam an zu verstehen, was Hitsugaya damals meinte, als er sagte, die Strafe, ihr die Kräfte zu rauben, wäre schlimmer als die fünfzigjährige Inhaftierung im Turm der Buße. So erleichtert, wie sie gerade wirkte, schienen sie ihr sehr wichtig zu sein. Er wird in Zukunft darauf achten, welche Strafen er verteilte.

Auch allen anderen Taichous gingen so einige Gedanken durch die Köpfe. Aber nur einer von ihnen war wirklich sadistisch froh. Sein Plan funktionierte perfekt. Es würde alles so kommen, wie er es geplant hatte, und dann wäre er nicht mehr aufzuhalten. „Endlich, jetzt dauert es nicht mehr lange und es gehört mir!“, lachte er dunkel und zog sich wieder etwas zurück.
 

Bald schon.

Bald schon wäre die Zeit reif.

Dann würde alles beginnen … oder enden?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2014-12-27T23:58:07+00:00 28.12.2014 00:58
Hammer Kapitel


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