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Mine Tenshi (1)

Eine Legende lebt (ShiroXOC)
von

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Kapitel 5 ~~ Zehn Tage - Langeweile, Papierkram und Säufer

Kapitel 5 ~~ Zehn Tage - Langeweile, Papierkram und Säufer
 

Die ersten drei Tage vergingen sehr langsam. Es fühlte sich an, als würde die Zeit so schnell wie durch Wackelpudding vergehen. Langsam, zäh und unglaublich langweilig.

Toshiro hatte mich von der vierten Einheit direkt zu seiner Division getragen. Dummerweise für mich waren uns einige entgegen gekommen, die mich komisch angestarrt haben. Zwar hatte Toshiro mir versichert, dass sie mehr darüber verwundert waren, dass er jemanden getragen hat, als darüber, dass sie es war, die getragen wurde. Ganz glaubte ich das nicht, aber na gut.

Vor allem, als wir dann ankamen und er mich zu seinem Zimmer bringen wollte - ehrlich, ich war mindestens so rot wie eine Tomate gewesen, als er mir erzählt hat, wo er mich hinbrachte - kam Rangiku Matsumoto, seine Vizekommandantin, uns entgegen. Sie hatte mich natürlich sofort erkannt und sich gefreut wie ein kleines Kind, als sie das gesehen hatte. Ich schwöre, selbst Toshiro wäre am liebsten im Erdboden verschwunden. Dann ging es ihm genauso wie mir.

Ich hatte totale Bettruhe verordnet bekommen, aber da mir das wahrlich zuwider war, habe ich mich auf einem Bein hüpfend immer wieder in Toshiros Büro gequält. Er war absolut dagegen, doch auf meine Begründung, warum ich das tat, schwieg er dann und ließ mich gewähren. Von da an kümmerte ich mich um den Papierkram - sah Berichte durch, korrigierte und unterzeichnete.

Mir wurden zwar all meine Kräfte und irgendwo auch zu einem gewissen Grad die Würde genommen, aber ich bin immer noch Kommandantin der Zero-Einheit und als solche habe ich das Recht, in all den dreizehn Divisionen auszuhelfen und mich unter anderem auch um den Papierkram zu kümmern. Bei der zehnten Division war es zwar noch nie von Nöten gewesen, Toshiro kümmerte sich sehr verantwortungsvoll um seine Einheit, aber es war eine willkommene Abwechslung. So konnte Toshiro auch mal wieder ein paar seiner Mittagsschläfchen halten.

Seine Großmutter sagte mal, um groß zu werden, müssen kleine Jungs schlafen. Er hielt sich sehr streng daran und schlief, wenn es denn möglich war bei all der Arbeit, gerne mal auf der Couch ein. Jetzt, wo ich genügend Zeit zur Verfügung hatte, konnte ich mich um seine Arbeit kümmern, er konnte in Ruhe schlafen und Matsumoto durfte auch mit Erlaubnis trinken gehen. Zwar kam die Erlaubnis von mir - Toshiro wäre absolut dagegen gewesen -, aber Erlaubnis ist Erlaubnis.

Heute allerdings wurde ich überraschenderweise entführt. Matsumoto hatte mich, während ich ein paar Berichte durchging, einfach gepackt, ihrem Hauptmann gesagt, sie komme später wieder und war mit mir aus der Einheit verschwunden. Erst wusste ich nicht, was sie wirklich vorhatte, aber nachdem sie mich zur Untersuchung und Behandlung in der vierten Division mit nach Rukongai genommen hatte, bekam ich so in etwa eine gewisse Ahnung. Und als sie mich dann auch noch in ein Schneidergeschäft schleifte, hätte ich sie am liebsten einen Kopf kürzer gemacht.

Wenn es etwas gab, was ich hasste, dann war es Shoppen.

Ach ja, und ich hatte erneut einen meiner Grundsätze gebrochen. Jetzt gab eine weitere Person, die mein Gesicht kannte.

Matsumoto war völlig aus dem Häuschen gewesen, als sie mich übermüdet und wie ein ‚kleines, süßes Kind‘ - ihre Worte, nicht meine - gähnen gesehen hat. Es war eher ein Versehen gewesen, dass sie mich so gesehen hat.

Das lag daran, dass ich ja nun seit einigen Tagen auf Toshiros Futon schlief und ich seit einer Weile nicht mehr richtig geschlafen hatte. Deswegen hatte ich vergessen, meine Kapuze aufzusetzen, war völlig übermüdet und verschlafen aus dem Zimmer gegangen. Da kam Matsumoto mir entgegen, hat mich erst völlig verwundert angeschaut und dann gequietscht, was für ein süßes, kindliches Gesicht ich doch hätte.

Tja, seitdem kannte auch sie mein Aussehen und meinen Vornamen. Das wurde ja immer besser. Außerdem nannte sie mich andauernd Mini, was mir ziemlich auf die Nerven ging und mich zum brodeln brachte. Langsam fragte ich mich aber, was es mir noch länger brachte, mein Gesicht zu verdecken, wenn Matsumoto sowieso jedem, der ihr über den Weg lief, bis ins kleinste Detail bildlich machte, wie ich aussah.

„Bist du fertig, Mini?“, hörte ich da ja schon die nervige Vollbusige. Ich stand immer noch in der Umkleidekabine und hatte mich eher schlecht als recht in diesen Kimono gezwängt. „Ich komm jetzt rein!“, warnte sie mich vor und gerade wollte ich noch rufen „Nein, nicht!“, da war auch schon der Vorhang beiseitegeschoben worden und Matsumoto kam herein.

Sie musterte mich von oben bis unten, wirkte nachdenklich, irgendwie nicht zufrieden.

„Und für dich ist es immer noch Kommandantin Tenshi, klar, Matsumoto?!“, knurrte ich, während ich mir die Arme vor die Brust hielt, da dieses Teil ständig verrutschte. Aber wahrscheinlich wirkte ich gerade sowieso nicht sehr ernstnehmend, schließlich stand ich hielt halb in Stoff gewickelt und mit hochrotem Kopf.

Die blonde lachte und drehte mich einmal um hundertachtzig Grad, sodass ich mit dem Rücken zu ihr stand. „So, jetzt lass mich das mal machen. Dann sieht das auch nach was aus“, kicherte sie und wickelte mich professionell in den Kimono.

Also, ich bin ja eher weniger für sowas, aber diesen fand ich am Ende ja gar nicht mal so schlecht.

„Na siehst du“, grinste Matsumoto hinter mir. Ich konnte sie im Spiegelbild sehen. Sie überragte mich um einige Zentimeter. Einige viele. „Du siehst hinreißend aus, das wird Toshiro bestimmt auch gefallen“, grinste sie verschlagen.

/Ach so/, fiel mir auf und ich sah sie zwischen zusammengekniffenen Augen an, was sie natürlich nicht bemerkte. /Darauf wollte sie also hinaus. Sie hat das nur gemacht, damit ich Toshiro gefalle. Tse, als ob es mir darauf ankommt!/ Na ja … aber irgendwie würde ich schon gerne wissen, ob ich für ihn attraktiv bin. Weil … Momo sah ja auch sehr süß aus.

/Ach, hör auf damit, Mine!/, ermahnte ich mich selbst. Das hat jetzt und hier nichts zu suchen, jetzt gab es wichtigeres.

Ichigo musste bald hier auftauchen. Ohne meine Kräfte hatte ich keine Ahnung, was als nächstes passiert. Weder spürte noch roch ich irgendwas außergewöhnlich. Meine ganzen Sinne waren um so viel abgeschwächt, sogar mein Gehör und meine Sicht. Ich kam mir im Dunkeln vor wie eine Blinde, Toshiro musste mich dann immer ins Schlafraum führen. Oh, er selber schlief auf der Couch, solange ich seinen Futon besetzte. Es war reine Folter nicht zu wissen, was als nächstes passiert oder zumindest eine Ahnung davon zu haben. Hoffentlich beeilte sich Kisuke mit Ichigo.

„Komm, das kauf ich dir“, frohlockte Matsumoto, schälte mich in einer irren Geschwindigkeit aus meinem Kimono und ließ mich in Unterwäsche stehend zurück, während Matsumoto aus der Kabine rannte und zur Kasse eilte, um zu bezahlen.

Genervt stöhnte ich und zog mir wieder den schwarz-weißen Yukata von Toshiros Großmutter an. Den hat sie mir vor einer halben Ewigkeit mal geschenkt, er war mir immer zu groß gewesen, deswegen habe ich ihn nie getragen. Außerdem hatte ich dann ja auch immer meinen Shihakusho und den Haori an, also kam ich dann auch nicht mehr dazu. Aber jetzt passte er mir und meine Kommandantenkleidung durfte ich in der Zeit meiner Strafe nicht mehr tragen.

Es war ätzend, sobald ich aus der Kabine kam und mir ein Tuch als provisorische Kapuze um den Kopf gewickelt hatte, kam Matsumoto wieder an, packte mich und warf mich auf ihren Rücken. So rannte sie immer weiter zu nächsten Läden.

Das ging so lange weiter, bis es bereits wieder dämmerte und ich sie daran erinnerte, dass ich dann so gut wie blind bin. Auch nur deswegen brachte sie mich, mit mir auf ihrem Rücken, zurück zur zehnten Division. Natürlich nicht ohne ein paar Umwege zu etlichen Bars, wo ich nur hilflos daneben sitzen und zuschauen durfte, wie die Vizekommandanten sich mit Sake vollsoffen.

Mit verschränkten Armen und einer pochenden Wutader auf der Stirn saß ich zwischen Shuhei Hisagi aus der 9. Einheit und Renji Abarai aus der 6. Einheit. Mit dabei waren dann noch Matsumoto, Izuru Kira und sogar der Kommandant der 8. Einheit. Während sie alle fröhlich und angetrunken lachten, witzelten und durcheinander schrien und soffen, musste ich sehr an mich halten, um nicht komplett einem Wutausbruch zu verfallen.

„Matsumoto!", drängte ich jetzt schon zum was weiß ich wievieltem Male. „Ich bin müde! Bring mich endlich zurück!“

Doch als Antwort darauf kam von allen nur lautes Gelächter. „Ach, Minchen“, versuchte Shunsui betrunken mich zu besänftigen. „Sei doch nicht so eine Spielverderberin, trink lieber mit“, schlug er vor und hielt mir eine Sakeschale hin.

Genervt grummelte ich nur: „Nein, danke. Ich bin zu jung für Alkohol und außerdem legt es die Sinne lahm. Sowas kann ich nicht gebrauchen“, lehnte ich unhöflich ab.

Shunsui brüllte auf vor Lachen, wodurch er sein Gleichgewicht verlor und auf Izurus Schoß fiel. Dieser erschrak zutiefst. „K-k-Kommandant! So verschwinden Sie gefälligst von meinem Körper!“, brüllte dieser mit der Situation überfordert. Doch Shunsui lachte nur amüsiert dann. „Aber, aber, Izuru-kun, nicht so schüchtern!“, lallte er und erhob sich wacklig wieder, um Izuru den Arm um die Schultern zu legen. Izuru versuchte nun die ganze Zeit ihn wieder loszuwerden, während Shunsui sich einen Spaß daraus machte, mit dem Vizekommandanten rumzualbern.

Nebenbei alberten ebenso Renji, Hisagi und Matsumoto rum. Und ich saß mittendrin, ohne Hoffnung auf Erlösung. Ich konnte nur hoffen, dass ich nicht total den Verstand verlor.

„Matsumotooo!!!“, hörte ich dann meine einzige Rettung.

Matsumoto erstarrte, blickte hinter mich zum Eingang und grinste unschuldig. „Oi, guten Abend, Hauptmann! Willst du mittrinken, Mini hat hier auch viel Spaß!“, log sie ihm frech ins Gesicht. „Hab ich nicht!“, schrie ich sie genervt an, woraufhin sie nur lachen musste.

Toshiro stellte sich neben mich und blickte Matsumoto mit einem wütendem Blick an. „Matsumoto! Langsam reicht es, ich versteh ja, wenn du deinen Spaß haben willst und dafür abends weggehst. Aber zieh da jetzt nicht auch noch Kommandantin Tenshi mit rein!“, ärgerte Toshiro sich.

Seine Vize schmollte beleidigt und tippte beide Zeigefinger schuldbewusst aneinander. „‘Tschuldigung, Hauptmann. Aber ich dachte mir, wenn sie etwas Ablenkung kriegt, geht’s ihr besser“, murmelte sie und irgendwie spürte ich instinktiv, wie gelogen diese Ausrede war. Dann sagte sie aber noch: „Aber sie hat so viele schöne Kimonos gefunden, die sehen an ihr wirklich wunderbar aus! Komm, Mini, die zeigen wir meinem Hauptmann jetzt!“ Regelrecht von ihrem Enthusiasmus angespornt, warf sie mich über eine ihrer Schultern, die drei Beutel mit den Kimonos über die andere und packte dann noch Toshiro am Arm und zerrte ihn mit zur zehnten Division.

Beim Verlassen der Bar verabschiedete sie sich noch schnell von ihren Saufkumpanen und ich vermag gehört zu haben, wie einige murmelten, wie schade es doch sei, dass ich jetzt schon gehen musste und dass sie sich schon auf das nächste Mal freuten. Ich würde zwar hoffentlich nie wieder in so eine grausame Situation mit reingerissen werden, aber irgendwie freute ich mich darüber, dass sie mich scheinbar zu mögen schienen.

Zurück in der zehnten Einheit schubste Matsumoto Toshiro in sein Büro und sagte ihm, er solle hier warten, während Matsumoto immer noch mit mir auf der Schulter in eines der Nebenzimmer verschwand. Dort zwängte sie mich wieder in Unmengen an Stoffen und beschloss dann, dass das blaue aus dem ersten Laden am schönsten sei und ich dieses ihrem Hauptmann präsentieren sollte.

Sie nahm mir die Federn und die weißen Bänder aus Haaren, hängte mir die Brosche auf Brusthöhe in den Kimono und kämmte mir vorsichtig die Haare. „Weißt du, du bist wirklich schön, Mini“, machte Matsumoto mir das Kompliment.

Ich hatte sowas noch nie gehört, kein Wunder also, dass ich rot anlief. „Äh… Danke“, nuschelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart.

Matsumoto lachte aufgrund meiner Verlegenheit. „Wie süß, es ist wirklich kein Wunder, dass mein Hauptmann dich mag. Du bist total sein Typ“, meinte sie augenzwinkernd und wieder lief ich rot an wie eine Tomate.

„A-also … D-das kannst du doch nicht so einfach sagen, Matsumoto“, meckerte ich und biss mir auf die Lippe. Das war alles völlig neu für mich, noch nie war in so einer Situation. Und schon gar nicht hatte ich darüber nachgedacht, ob ich von irgendwem - schon gar nicht Toshiros - der Typ bin.

Verwundert sah sie mir durch den Spiegel in die Augen. Verlegen wich ich ihrem Blick aus. „Sag mal, kann es sein, dass du komplett unerfahren bist, was Jungs angeht?“, fragte sie ungläubig.

Ohne sie anzusehen nickte ich. „Das war nie erforderlich gewesen“, begann ich zu erzählen. Ich wusste gar nicht, wann ich so gesprächig geworden bin. Aber es tat innerlich sehr gut, mit jemandem über alles Mögliche reden zu können. Zwar tat ich das mit Toshiro auch, aber es ist eine Tatsache, dass er ein Junge ist und mit Frauen ließ es sich besser über sowas sprechen, auch wenn es mir ungeheuer unangenehm war. „Ich habe mich nie für sowas interessiert und Toshiro auch nicht. Er war damals mein einziger Freund. Und in all der Zeit hat sich nie wirklich etwas daran geändert. Weißt du … ich weiß rein gar nichts über … ähm, Liebe und … Beziehungen. Und als Kommandantin kann ich mir das jetzt auch nicht mehr leisten. Es würde ablenken“, versuchte ich mich zu erklären, auch wenn ich der Meinung war, mich immer häufiger in etwas zu verrennen.

Darüber war Matsumoto erstmal sprachlos. Sie hörte kurz auf mein Haar zu kämmen, bis sie lieb lächelte und weitermachte. „Das ist nicht ganz richtig“, widersprach sie mir dann mit verträumtem Blick. „Selbst in deiner Position darfst du lieben und eine Beziehung führen, wenn du dabei nicht deine Pflichten vergisst. Es ist gar nicht mal schwer und vor allem bei dir und Toshiro würde man es sicherlich verstehen, so nah wie ihr beide euch schon jetzt steht.“ Plötzlich grinste sie hinterhältig. „Wusstest du, dass einige Vizekommandanten schon Wetten darauf abgeben, wie lange es noch dauert, bis ihr beide zusammenkommt?“

Überrascht riss ich die Augen auf und sah sie verblüfft an. „D-das ist doch v-völliger Blödsinn, Matsumoto“, warf ich eilig ein. „Wir sind nur gute Freunde, da ist nicht mehr.“ /Oder doch?/

Die Blonde hinter mir lachte laut auf, sagte dazu dann aber nichts mehr. Sie steckte mir nur noch ein paar Haarsträhnen an den Seiten mit blauen Spangen zusammen, bis sie mir das Zeichen gab, dass ich mich so sehen lassen konnte.

Ich war aufgeregt. Mein Herz überschlug sich fast, als ich mich selbst im großen Spiegel betrachtete. Ich sah so anders aus. Ich zeigte viel mehr von mir, als ich es gewohnt war. Und auch meine Haare sahen viel glänzender aus. Lag das daran, dass Matsumoto sie so lange gekämmt hatte?

„Du siehst toll aus, Mine“, lobte die Vollbusige mich und lächelte sanft. „Du solltest öfter solche Sachen tragen, die betonen deine Figur.“ /Meine Figur? Darüber hatte ich mir auch nie Gedanken gemacht …/ „Und du solltest häufiger dein Gesicht zeigen, du bist so ein schönes Mädchen. Versteck dich nicht, egal, was damals geschehen ist. Es ist vorbei. Du hast jetzt Freunde. Eine Familie. Wir werden dich immer beschützen und an deiner Seite kämpfen. Das glaubst du mir doch, oder?“,

Ja, glaubte ich das? Ich glaubte, dass ich mich immer auf Toshiro verlassen konnte. Er würde mich niemals im Stich lassen. Aber wie sah es mit den anderen aus? Ich hatte nie einen von ihnen im Kampf erlebt. Woher sollte ich wissen, ob sie sich nicht schnell zurückzogen, wenn es brenzlig wurde?

„Ich weiß es nicht, davon muss ich mich erst überzeugen“, erwiderte ich darauf. „Das Vertrauen ist bei mir nicht sehr leicht. Das braucht seine Zeit“, wies ich sie dann drauf hin. Sie lächelte und nickte.

„Das versteh ich, aber jetzt los mit dir! Sonst ist unser Toshiro noch alt und grau, wenn du zu ihm kommst“, witzelte Matsumoto und schob mich raus bis zum Eingang zu Toshiros Büro. „So, und jetzt keine Scheu, zeig ihm, was du hast“, spornte sie mich an und hüpfte fröhlich davon.

Ich atmete tief durch und verschränkte die Hände ineinander. Mein Herz überschlug sich fast und ich fühlte mich regelrecht rot werden. Dann erst fand ich meinen Mut. „Toshiro, kann ich reinkommen?“, rief ich scheu. Mein Gott, seit wann verhielt ich mich denn so schüchtern gegenüber meinem besten Freund?

„Frag nicht, komm einfach rein, Mine“, hörte ich ihn leise darüber lachen. Natürlich, schon damals, als der Taichou geworden war und diese Einheit übernommen hatte, versicherte er mir, dass ich immer reinkommen könnte, wann immer ich wollte. Ich brauchte nie anzuklopfen.

Also schob ich die Tür auf und entdeckte Toshiro mit hinterm Kopf verschränkten Armen und überschlagenen Beinen auf dem Sofa liegend. Er hatte die Augen erst noch geschlossen, doch als ich dann die Tür wieder hinter mir zuschob, öffnete er sie. Von meinem neuem Aussehen überwältigt setzte er sich schnell und und rang nach Worten.

Ich interpretierte es falsch und dachte, es würde ihm nicht gefallen. Also senkte ich enttäuscht darüber den Kopf. „Sieht es so schlimm aus?“, wollte ich dann zumindest noch wissen.

Doch statt einer Antwort wie ‚Das sieht schrecklich aus, zieh es sofort wieder aus‘, hörte ich ihn nur lächeln. „Nein, gar nicht“, überrascht sah ich zu ihm. „Es ist ungewohnt. Du hast nie solche Sachen getragen … A-aber es sieht gut aus, steht dir“, sagte er dann mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen.

Darüber nun erfreut lächelte ich und drehte mich einmal. „Ja, findest du? Ich war anfangs ziemlich misstrauisch, aber Rangiku meinte, es würde dir … äh, ich meine, es würde mir stehen“, rettete ich mich gerade so nochmal aus der Affäre. Beinahe hätte ich gesagt, dass sie meinte, ihm würde es gefallen. Dann würde er doch nur denken, ich hätte es deswegen gekauft. Obwohl das ja auch Matsumoto war.

„Da hatte sie recht“, stimmte Toshiro seiner Vize zu und lächelte leicht. „Du wirkst fröhlicher“, meinte er dann.

Ich seufzte. Ach ja, fröhlich. Das ist was Schönes. Um jetzt nicht in verlegenes Schweigen zu fallen, setzte ich mich an seinen Schreibtisch und öffnete die erste Mappe.

„Ey, was machst du da?“, fragte Toshiro mich abrupt. Überrascht sah ich auf. „Na, ich arbeite. Siehst du doch“, antwortete ich verwirrt.

Er runzelte die Stirn. „Wieso?“ „Damit das hier erledigt ist und du dich ausruhen kannst“, sagte ich schlicht. So war es doch schon die letzten Tage auch gewesen.

Toshiro entfuhr ein seufzen. Mit einem Mal legte er sich wieder zurück auf die Couch. Die Arme wieder hinterm Kopf verschränkt. „Na gut, aber überanstreng dich nicht“, verlangte er ganz der Kommandant.

Ich lachte belustigt auf. „Als ob mich das bisschen gleich kaputt macht“, lachte ich meinen guten Freund aus.

Ich sah es nicht mehr, aber auf seinem Gesicht erschien ein glückliches Lächeln, bevor er die Augen schloss und einschlief.

Währenddessen sah ich die Berichte durch, unterzeichnete und korrigierte und heftete sie ab. Es dauerte wirklich eine Weile, aber so hatte ich zumindest noch ein wenig Zeit, um nachzudenken.

Es hatte sich viel verändert.

Ich hatte mich verändert.

Hatte meine eigenen Regeln gebrochen.

Jetzt kannten schon viel zu viele meinen wahren Namen und mein Gesicht. Und außerdem schien Matsumoto mich zu mögen. Also als Freundin. Und das war komisch für mich. Ich hatte nur Toshiro als Freund … und meinen Bruder. Aber nie war ich mit einem Mädchen oder in dem Fall einer Frau befreundet. Es war neu und gleichzeitig angenehm. Obwohl ich mich, denke ich, nie für Shoppen oder Saufen begeistern könnte. Sie war eine angenehme Gesellschaft.

Ich dachte über ihre Worte von eben nach. / „Und du solltest häufiger dein Gesicht zeigen, du bist so ein schönes Mädchen. Versteck dich nicht, egal, was damals geschehen ist. Es ist vorbei. Du hast jetzt Freunde. Eine Familie.“/ Hm, ob das wirklich ihr ernst war? Wieso sollte sie mich anlügen?

Vielleicht sollte ich wirklich meine Kapuze ablegen. Mein Gesicht zeigen. Meinen Namen kannten ja schon alle. Und dass es mich überhaupt gab auch. Anfangs war ich nur unter den Taichous, Fukutaichous, der Zentralkammer der 46 und dem König bekannt. Jetzt ist es sogar schon bis zu den niederen Offizieren durchgedrungen. Hinzu kommt ja auch noch, dass Matsumoto vor niemandem geheim hält, wie ich aussehe. Schwarze Haare, blaue Augen, kleiner als Toshiro, für ein Mädchen wie mich viel zu blasse Haut.

Ich seufzte schwer.

Die letzte Akte war nun auch fertig, ich unterzeichnete sie nur noch und legte sie zum Stapel mit den anderen, fertigen Unterlagen. Jetzt war ich fertig und dunkel ist es nun auch schon. Was jetzt? Müde war ich nun auch nicht mehr, dafür war ich zu aufgewühlt.

Vielleicht schaffte ich es ja noch aufs Dach.

Manchmal sah ich mir vom Dach aus die Sterne an, die nachts besonders schön und hell strahlten. Aber das habe ich ja auch schon seit einer ganzen Weile nicht mehr getan. Ich sollte versuchen, ob ich ohne Kräfte auch noch da hochkomme.

Gesagt, getan.

Ich kletterte bis nach oben und trotz Mühen und ein paar Kratzern saß ich dann ganz oben. Es war etwas frisch. Der Winter nahte wohl schon. Oder war es immer so? War man als Mensch sogar so empfindlich gegenüber dem Wetter?

Heute Nacht waren die Sterne fast schon matt, ich sah ihren Glanz nicht richtig. So sahen Menschen also mit ihren schwachen Augen die Sterne. Schwach, matt. Sie sehen nicht ihre wahre Schönheit.

Wie es wohl bei Kisuke aussah? Ob Ichigo jetzt schon seine richtigen Shinigamikräfte erlangt hat? Es ist schon einige Tage her, seit ich ihn gesehen habe und da war er auch schwer verletzt. Ob er überhaupt noch lebte? Sicherlich, der Kerl ist zäh. Ich habe in seinen Augen den Willen dazu gesehen, Rukia zu retten. Er würde kommen und dann würde er die Soul Society retten.

Ich wäre besonders jetzt nicht mehr in der Lage dazu. Ohne meine Kräfte konnte ich nichts ausrichten. Nicht viel zumindest. Ich war im Moment eher wie ein ganz normaler Mensch. So habe ich gegen einen Shinigami keine Chance und schon gar nicht gegen einen Kommandanten.

Ichigo musste das also alleine schaffen. Ich könnte höchstens Toshiro anflehen, ihn nicht aufzuhalten. Schätze aber, das bringt auch nichts.

Seufzend schlang ich die Arme um mich selbst. Es war wirklich frisch. So kalt hatte ich die Soul Society in dieser Jahreszeit nicht in Erinnerung gehabt. Wahrscheinlich lag das aber einfach daran, dass ich jetzt wie ein Mensch war.

Welche Strafe Rukia wohl erwartet? Ich sollte anfangs ja noch für fünfzig Jahre im Turm der Buße weggesperrt werden. Wie sah es wohl bei ihr aus, die weitaus schlimmeres begangen hatte wie ich. Bestimmt die Todesstrafe. Byakuya könnte das zwar verhindern und eine weitaus mildere Strafe erwirken, aber ich bezweifelte, dass er das tun würde. Er ist kalt wie Eis. Seine Schwester bedachte er nie eines Blickes. Er würde ihr nicht helfen. Garantiert nicht. Er achtete das Gesetz viel zu sehr.

Ob Toshiro sehr sauer wird, wenn er herausfindet, dass ich mit den Ryokas kämpfen würde? Bestimmt, schließlich stand ich ja eigentlich als Schutzengel Seireiteis und dann würde ich aber etwas tun, was bei ihnen als Verrat angesehen wird. Alle werden mich hassen und als Verräterin abstempeln. Auch Toshiro. Aber davon durfte ich mich nicht einschüchtern lassen. Was ich tun muss, mache ich nur, damit die Soul Society ein sicherer Ort wird. Denn ich bin mir immer noch sehr sicher, dass unter den Shinigami in Seireitei ein Verräter war. Ein wirklicher Verräter.

Den galt es zu erwischen, ihn festzunehmen und so wegzusperren, damit er nie wieder jemandem Schaden zufügen könnte.

Und dafür würde ich alles tun. Auch meinen besten Freund hintergehen.
 

Weitere Tage vergingen.

Langsam wurde es eng.

Für Rukia Kuchiki wurde tatsächlich die Todesstrafe angeordnet. Die Hinrichtung sollte in dreißig Tagen stattfinden.

Ichigo sollte sich wirklich langsam beeilen, wenn er Rukia noch retten wollte. So wie er damals war von der Stärke her, hätte er nicht mal den Hauch einer Chance gegen einen Kommandanten.

„Wie geht es deinem Knöchel, Mini?“, fragte Rangiku mich mit einem breitem Grinsen im Gesicht. Sie freute sich heute besonders. Kein Wunder, heute war schließlich der Tag, wo ich beschlossen hatte, ohne Kapuze nach draußen zu gehen.

Toshiro war darüber nicht so glücklich. Er machte sich Sorgen um mich, hatte Angst, meine bereits schon angeschlagene Psyche würde das nicht vertragen. Deswegen wollte er seine Arbeit heute liegen lassen, um bei mir zu sein und mich im Notfall beschützen zu können - oder mich wegzubringen, wenn es die Situation erforderte.

„Viel besser, ich kann wieder ohne Schmerzen auftreten“, freute ich mich. Mir fiel auf, dass ich in letzter Zeit viel lächelte. Überhaupt fühlte ich mich viel fröhlicher, seit ich meine Kräfte verloren hatte. Eigentlich sollte man ja meinen, dass das Gegenteil der Fall wäre, aber irgendwie war es nicht so.

Nur manchmal hatte ich kleine Panikattacken, in denen ich mich wieder so fühlte, als wäre ich wieder in die Zeit von damals zurückversetzt worden. Ich sah wieder all das Blut, überall war es dunkel und wir wurden von allen Seiten angegriffen. Aber immer, wenn das der Fall war, kam Toshiro und beruhigte mich, indem er mich in die Arme nahm und mir tröstende Worte zuredete.

Ansonsten war ich ungewöhnlich fröhlich. Innerhalb der zehnten Division lief ich auch schon ohne Kapuze oder sonstiger Maskierung rum. Manche Offiziere und Shinigami begrüßten mich schon so, als wäre ich ein immer vorhandener Besucher der zehnten.

„Bist du sicher, dass du schon bereit dafür bist, Mine?“, wollte Toshiro sich nochmal versichern. Keine Ahnung, wie oft er jetzt schon fragte, aber ich hatte irgendwann aufgehört zu zählen.

Ich lächelte ihm entgegen. „Ja, vielleicht. Und wenn nicht, dann bist du ja da, um mich zu beschützen. Das hast du mir versprochen“, erwiderte ich und hakte mich bei ihm ein.

Er errötete ein wenig und starrte Löcher in die Luft. „K-klar! Das werde ich“, stammelte er und schluckte den verlegenen Kloß im Hals herunter.

Rangiku quietschte erfreut und klatschte sich in die Hände. „Junge Liebe~“, schwärmte sie und verschwand sicherheitshalber schon mal aus dem Büro, denn wir beide riefen ihr schon gleichzeitig hinterher: „Wir sind kein Paar!“ Wir sahen einander an und wurden rot, woraufhin wir beide den Blick abwendeten.

Toshiro seufzte. „Na dann mal los, dann haben wir´s hinter uns“, murmelte er und ging mit mir im Schlepptau los.

Im Ernst, ich hatte schon etwas Angst. Ich meine, das wäre das erste mal, dass andere mein Gesicht sehen würden und manche Taichous waren echt unheimlich, was das anging. Ich erinnere mich ja nur nochmal an Jushiro Ukitake, der noch gestern vorbeigekommen war, um mir und Toshiro, den er liebevoll Shiro-chan nannte, haufenweise Süßigkeiten zu schenken. Dabei hasste ich sowas doch. Ihn hatte das eher weniger interessiert und war fröhlich pfeifend wieder gegangen.

Andererseits hatte ich schon etwas bammel vor Mayuri und Byakuya. Sie hatten so eine unheimliche Ausstrahlung. Gin war ähnlich, sein schlangenartiges Gesicht und dieses spitze Grinsen ließen mir manchmal wirklich Schauer über den Rücken fahren. Aizen hingegen schien die Ruhe in Person zu sein und stets hilfsbereit und fröhlich. Shunsui war ein elender Säufer, aber wenn es drauf ankam, konnte man sehr gut auf ihn vertrauen. Er hatte eine sehr ausgeprägte Auffassungsgabe und konnte zwischen Gut und Böse sehr gut unterscheiden. Kaname Tousen war ein langweiliger Gerechtigkeitsfanatiker, der es mit seinem Gerechtigkeitswahn manchmal schon übertrieb. Soi Fong war und wird mir immer unheimlich bleiben. Sie ist verflucht tödlich. Kenpachi war mir da schon sympathischer, obwohl auch er ziemlich einen Sprung in der Schüssel hatte. Von Sajin Komamura wusste ich nicht recht, was ich von ihm halten sollte. Er zeigte ebenso selten sein Gesicht. Eigentlich sogar gar nicht, aber ich wusste, dass er ein riesiger Fuchs war. Tja, und der Soutaichou war der Oberknaller, der hatte völlig einen weg. Er war so versessen darauf, das Gesetz zu achten und für alle ein gutes Vorbild zu sein.

Toshiro musste meine wachsende Unruhe gespürt haben, denn er blieb kurz stehen und ich mit ihm. „Willst du das wirklich machen, Mine?“, fragte er zum millionsten mal nach. Aber ich hielt an meinem Entschluss fest. Ich würde das schaffen. Entschlossen nickte ich und lächelte aufbauend.

Er war nicht sehr überzeugt, lief aber weiter. Zu Beginn wollten wir nur etwas einfaches versuchen. Einen Besuch bei der vierten Einheit. Unohana-Taichou wollte sich ein letztes Mal meinen Knöchel ansehen. Auf dem Weg dahin begegneten wir ausschließlich nur jungen Shinigami und einigen niederen Offizieren.

Ich klopfte an Unohanas Tür. „Mine Tenshi, Kommandantin der Zero-Einheit und Toshiro Hitsugaya, Kommandant der zehnten Einheit“, meldete ich uns an. „Erbitten um Einlass, Unohana-Taichou.“

„Kommt rein“, erklang es von innen und wir betraten den Raum. „Ah, Tenshi-Taichou, dich habe ich erwartet. Komm rein. Du kannst dich auch setzen, Hitsugaya-Taichou“, bot sie ihm freundlich an.

Während Toshiro sich hinsetzte, ging ich zu Unohana. Sie lächelte mich freundlich an. „Was ein hübsches Mädchen du doch bist“, sagte sie und wies mich auf einen Stuhl, während ich rot anlief. Ich war Komplimente immer noch nicht gewohnt. Sie kniete vor mir, nahm meinen Knöchel in die Hand. „Du solltest wirklich häufiger dein Gesicht zeigen. Du hast nichts an dir, was du verstecken müsstest.“ Mit jedem Satz, den sie sagte, wurde ich immer röter.

Verlegen sah ich in eine andere Richtung. „A-ach was, so hübsch bin ich nun auch wieder nicht“, murmelte ich leise. Da hörte ich von Toshiro ein empörtes Schnauben, ansonsten schwieg er aber dazu. Unohana lachte daraufhin erfreut.

„Na, ich glaube, Hitsugaya-Taichou ist da auch meiner Meinung“, meinte sie nur dazu und tastete vorsichtig meinen Knöchel ab. Es tat wirklich nichts mehr weh. „Hast du noch Schmerzen?“, fragte sie mich dann. Ich schüttelte den Kopf und verneinte. Nachdem sie dann noch ein bisschen die Stelle abgetastet hatte und mir dennoch nichts mehr wehtat, lächelte sie und erhob sich. „Gut, dein Knöchel ist vollständig verheilt. Wie sieht´s mit deiner Narbe aus?“

Ich zuckte mit den Schultern. Die Narbe hatte sich eigentlich gar nicht mehr beklagt. Es tat auch nicht weh. „Ich merk nichts mehr, scheint auch verheilt zu sein“, meinte ich nur.

„Darf ich mir das mal ansehen?“, fragte Unohana und war schon dabei, meinen Kimono an der linken Seite runterzuschieben, da hörten wir nur Toshiro überfordert irgendwelche Sachen stammeln.

„He-hey! Da-das könnt i-ihr doch n-nicht vor m-meinen Augen machen!“, protestierte er stotternd und rot die eine Erdbeere, während er wie wild mit den Armen wedelte und anscheinend schwer nach Luft rang.

Als ich begriff, was er meinte, wurde ich ebenfalls rot und wendete den Blick ab. „D-dann dreh dich um, Toshiro!“, murmelte ich peinlich berührt und biss mir auf die Lippe. Er gehorchte auch schnell und drehte uns den Rücken zu. Unohana blickte zwischen uns beiden hin und her und lachte dann amüsiert auf.

„Ach, wie süß ihr seid“, meinte sie lachend und schob dann meinen Kimono beiseite, um sich meine Narbe anzusehen. Die Verbände waren da schon vor einigen Tagen abgenommen worden. „Hm, es verheilt auch gut. Kein Eiter, gute Schorfbildung. Sieht gut aus bis jetzt. Hier, ich geb dir diese Salbe mit, die musst du dir jeden Abend auf die Wunde schmieren. Auf dem Rücken lass dir aber helfen, da kommst du wahrscheinlich nicht an“, empfahl sie mir, ging an einen ihrer verglasten Schränke und holte ein kleines Glas mit einer dunklen Paste darin raus. Sie gab es mir und sagte mir noch, dass ich es nur sehr dünn auftragen sollte und erinnerte mich daran, jeden Abend dran zu denken.

Dann durften Toshiro und ich gehen, ich hatte mich wieder bei ihm eingehakt und nun spazierten wir einfach ein bisschen durch Seireitei.

„Toshiro?“, setzte ich dann wieder rotwerdend zu meiner Frage an.

Er sah mich an. „Ja?“ „Kannst du mir helfen, die Creme auf dem Rücken aufzutragen? Ich möchte Matsumoto nicht fragen, das wäre mir peinlich“, erklärte ich und sah auf das Glas mit der Paste.

Kurz schwieg er, doch dann erschien ein Lächeln auf seinen Lippen. „Klar, mach ich gerne“, erklärte er sich bereit und nahm mir das Glas ab. Er sah neugierig darauf. „Hm, vielleicht sollte ich Unohana mal fragen, ob sie auch sowas hat, damit die Narben verblassen“, überlegte er laut.

Er meinte damit meine Narbe. Er wollte irgendwas haben, damit sie weggeht und verschwindet. „Nein, brauchst du nicht“, sagte ich zu seiner Überraschung und lächelte ebenfalls leicht, auch wenn es eher traurig wirkte. „Diese Narbe ist eine Erinnerung für mich, eine, die ich nicht vergessen möchte. Sie erinnert mich daran, dass ich stärker geworden bin. Dass ich gewonnen habe und dass ich immer weiter kämpfen werde, um Seireitei, seine Bewohner und dich immer beschützen werde.“

Erst sah Toshiro etwas überwältigt aus. Aber er begriff schnell, was ich meinte. Auch, wenn er nicht glücklich darüber war, verstand er es und gewährte mir diesen Wunsch. „Ist gut, dann wird diese Narbe eine Erinnerung für uns beide sein“, beschloss er ehrlich.

/Eine Erinnerung für uns beide …/, das ist es wohl. Und hoffentlich wird diese Erinnerung stark genug sein, dass du mir vertrauen kannst, wenn andere es nicht können.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2014-12-25T21:01:59+00:00 25.12.2014 22:01
Klasse Kapitel


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